Tägliche Meditationen

Tägliche Meditationen

Sonntag 26. März 2023 bis Samstag 1. April 2023

Fünfte Woche der Fastenzeit

Simon Beike

Die Herausforderung, das Unübersehbare zu sehen Sonntag
Von einem kühlen Kopf, Veränderungen und einem Maß Montag
Der Blick nach oben Dienstag
Von der wahren Freiheit Mittwoch
Durch Jesus zum Vater Donnerstag
Mein Leben als Zeugnis Freitag
Calm down und bete! Samstag


Die Herausforderung, das Unübersehbare zu sehen

26. März 2023

Fünfter Fastensonntag
„Judica“

Hl. Liudger, Bischof

Simon Beike

Joh 11,1-45
In jener Zeit war ein Mann krank, Lázarus aus Betánien, dem Dorf der Maria und ihrer Schwester Marta. Maria war jene, die den Herrn mit Öl gesalbt und seine Füße mit ihren Haaren abgetrocknet hatte; deren Bruder Lázarus war krank. Daher sandten die Schwestern Jesus die Nachricht: Herr, sieh: Der, den du liebst, er ist krank. Als Jesus das hörte, sagte er: Diese Krankheit führt nicht zum Tod, sondern dient der Verherrlichung Gottes. Durch sie soll der Sohn Gottes verherrlicht werden. Jesus liebte aber Marta, ihre Schwester und Lázarus. Als er hörte, dass Lázarus krank war, blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er sich aufhielt. Danach sagte er zu den Jüngern: Lasst uns wieder nach Judäa gehen. Die Jünger sagten zu ihm: Rabbi, eben noch suchten dich die Juden zu steinigen und du gehst wieder dorthin? Jesus antwortete: Hat der Tag nicht zwölf Stunden? Wenn jemand am Tag umhergeht, stößt er nicht an, weil er das Licht dieser Welt sieht; wenn aber jemand in der Nacht umhergeht, stößt er an, weil das Licht nicht in ihm ist. So sprach er. Dann sagte er zu ihnen: Lázarus, unser Freund, schläft; aber ich gehe hin, um ihn aufzuwecken. Da sagten die Jünger zu ihm: Herr, wenn er schläft, dann wird er gesund werden. Jesus hatte aber von seinem Tod gesprochen, während sie meinten, er spreche von dem gewöhnlichen Schlaf. Darauf sagte ihnen Jesus unverhüllt: Lázarus ist gestorben. Und ich freue mich für euch, dass ich nicht dort war; denn ich will, dass ihr glaubt. Doch wir wollen zu ihm gehen. Da sagte Thomas, genannt Dídymus – Zwilling –, zu den anderen Jüngern: Lasst uns mit ihm gehen, um mit ihm zu sterben! Als Jesus ankam, fand er Lázarus schon vier Tage im Grab liegen. Betánien war nahe bei Jerusalem, etwa fünfzehn Stadien entfernt. Viele Juden waren zu Marta und Maria gekommen, um sie wegen ihres Bruders zu trösten. Als Marta hörte, dass Jesus komme, ging sie ihm entgegen, Maria aber blieb im Haus sitzen. Marta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben. Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen. Marta sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Jüngsten Tag. Jesus sagte zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das? Marta sagte zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll. Nach diesen Worten ging sie weg, rief heimlich ihre Schwester Maria und sagte zu ihr: Der Meister ist da und lässt dich rufen. Als Maria das hörte, stand sie sofort auf und ging zu ihm. Denn Jesus war noch nicht in das Dorf gekommen; er war noch dort, wo ihn Marta getroffen hatte. Die Juden, die bei Maria im Haus waren und sie trösteten, sahen, dass sie plötzlich aufstand und hinausging. Da folgten sie ihr, weil sie meinten, sie gehe zum Grab, um dort zu weinen. Als Maria dorthin kam, wo Jesus war, und ihn sah, fiel sie ihm zu Füßen und sagte zu ihm: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. Als Jesus sah, wie sie weinte und wie auch die Juden weinten, die mit ihr gekommen waren, war er im Innersten erregt und erschüttert. Er sagte: Wo habt ihr ihn bestattet? Sie sagten zu ihm: Herr, komm und sieh! Da weinte Jesus. Die Juden sagten: Seht, wie lieb er ihn hatte Einige aber sagten: Wenn er dem Blinden die Augen geöffnet hat, hätte er dann nicht auch verhindern können, dass dieser hier starb? Da wurde Jesus wiederum innerlich erregt und er ging zum Grab. Es war eine Höhle, die mit einem Stein verschlossen war. Jesus sagte: Nehmt den Stein weg! Marta, die Schwester des Verstorbenen, sagte zu ihm: Herr, er riecht aber schon, denn es ist bereits der vierte Tag. Jesus sagte zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen? Da nahmen sie den Stein weg. Jesus aber erhob seine Augen und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. Ich wusste, dass du mich immer erhörst; aber wegen der Menge, die um mich herumsteht, habe ich es gesagt, damit sie glauben, dass du mich gesandt hast. Nachdem er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lázarus, komm heraus! Da kam der Verstorbene heraus; seine Füße und Hände waren mit Binden umwickelt und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch verhüllt. Jesus sagte zu ihnen: Löst ihm die Binden und lasst ihn weggehen! Viele der Juden, die zu Maria gekommen waren und gesehen hatten, was Jesus getan hatte, kamen zum Glauben an ihn.

Einführendes Gebet: Herr Jesus, du bist mein Heil und meine Stärke. Schenke mir nun die Gnade, alle meine Sorgen und Gedanken loszulassen, damit ich eine kurze Zeit innig mit dir in Gebet und Betrachtung verbringen kann.

Bitte: Hilf mir, Jesus, immer mehr zu begreifen, dass du für mich zu jeder Zeit sorgst.

1. Worauf es Jesus ankommt. Die große Frage, die sich viele bei der Betrachtung dieses Ereignisses stellen, betrifft sicherlich das Verhalten Jesu. Anstatt sich auf direktem Wege zu seinem todkranken Freund zu begeben und seinen Tod zu verhindern, harrt er noch zwei weitere Tage in der Ferne aus. Was bewegte Jesus, so zu handeln? Etwa die Angst vor seinen Feinden? Oder war es sogar, wie Jesus selbst sagt, eine gewisse Freude am Tod des Lazarus, um an ihm seine Allmacht zeigen können? Darauf muss erwidert werden, dass Jesus weder ein Feigling war noch aus Geltungssucht handelte. Vielmehr gibt er selbst mehrere Ansatzpunkte, worauf es ihm wirklich ankommt. Denn Jesus betont, dass der Tod nicht das Ende ist; dass all das Geschehene auf seine Weise zur Verherrlichung Gottes dient; dass der Glaube an ihn den Tod überwindet und zur Auferstehung führt. Das sind Gewissheiten des christlichen Glaubens, die angesichts der gefühlten Allgegenwart von Tod und Gewalt oftmals in den Hintergrund zu geraten drohen. Umso wichtiger ist, dass wir uns bewusst machen, dass Jesus wahrhaft die Auferstehung und das Leben ist.

2. Das Vorbild der Marta. Dennoch fühlen wir mit den Trauernden und können Martas Vorwurf, ,,Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben“, nur allzu gut nachvollziehen. Direkt danach schiebt Marta aber einen Satz hinterher, der uns sprachlos macht. Trotz all ihres Leidens bekräftigt sie ihren unerschütterlichen Glauben, indem sie die Allmacht Jesu und Gottes nicht infrage stellt, sondern voller Glauben aus der Auferstehung und der Gottessohnschaft Jesu Hoffnung schöpft. Marta zeigt, dass es in Zeiten der Trauer in Ordnung ist, mit Jesus unsere Gefühle, Schmerzen und Vorwürfe zu teilen. Auf der anderen Seite sucht sie aber auch proaktiv die Nähe Jesu und vertraut auf seine Botschaft. Vertraue auch ich auf Jesus? Wie sah und sieht es in meinem Leben aus, wenn mein Glaube herausgefordert wird? Wir können uns sicher sein, dass Jesus uns und die Welt nie im Stich lassen wird, sondern zu jeder Zeit bei uns ist!

3. Die Aktualität von Wundern. Gott ist kein Gott, der in deistischer Manier nur auf die Welt hinabblickt und uns unserem Schicksal überlässt. Gerade das Gegenteil ist der Fall! Durch Jesus ist Gott selbst Mensch geworden und ist allgegenwärtig. Jesus fühlt mit uns, ebenso wie mit Marta und Maria. Sein Anblick auf die Trauernden erschüttert ihn, woraufhin er eines seiner eindrucksvollsten Wunder vollbringt. Man könnte einwenden, dass dieses Ereignis vor über 2000 Jahren geschehen ist und ein solches konkretes Wirken in unserem Leben fern scheint, dennoch vollbringt Gott auch in unserer Zeit und in unserem Leben tagtäglich kleinere und größere Wunder. Ein Beispiel gefällig? Bereits die Tatsache, dass wir existieren und die Schönheiten des Lebens erfahren dürfen, ist ein Geschenk, ein Wunder. Rufe ich mir ins Gedächtnis, wo Gott in meinem Leben schon überall Wunder bewirkt hat?

Gespräch mit Christus: Herr, ich staune, was du bereits alles in meinem Leben vollbracht hast. Ich danke dir, dass du mich an den Punkt gebracht hast, an dem ich nun bin. Trotz Momenten der Trauer, des Schmerzes und des Zweifelns bist du jederzeit bei mir gewesen und hast mich durch alle tiefen Täler sicher hindurchgeführt.

Vorsatz: Am Abend schaue ich bewusst auf den Tag zurück und versuche, Gott für schöne Dinge in meinem Leben, die mir vielleicht zunächst selbstverständlich erscheinen, zu danken.


Von einem kühlen Kopf, Veränderungen und einem Maß

27. März 2023

Montag der fünften Woche der Fastenzeit

Simon Beike

Joh 8,1-11
In jener Zeit ging Jesus zum Ölberg. Am frühen Morgen begab er sich wieder in den Tempel. Alles Volk kam zu ihm. Er setzte sich und lehrte es. Da brachten die Schriftgelehrten und die Pharisäer eine Frau, die beim Ehebruch ertappt worden war. Sie stellten sie in die Mitte und sagten zu ihm: Meister, diese Frau wurde beim Ehebruch auf frischer Tat ertappt. Mose hat uns im Gesetz vorgeschrieben, solche Frauen zu steinigen. Nun, was sagst du? Mit dieser Frage wollten sie ihn auf die Probe stellen, um einen Grund zu haben, ihn zu verklagen. Jesus aber bückte sich und schrieb mit dem Finger auf die Erde. Als sie hartnäckig weiterfragten, richtete er sich auf und sagte zu ihnen: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie. Und er bückte sich wieder und schrieb auf die Erde. Als sie seine Antwort gehört hatten, ging einer nach dem Anderen fort, zuerst die Ältesten. Jesus blieb allein zurück mit der Frau, die noch in der Mitte stand. Er richtete sich auf und sagte zu ihr: Frau, wo sind sie geblieben? Hat dich keiner verurteilt? Sie antwortete: Keiner, Herr. Da sagte Jesus zu ihr: Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!

Einführendes Gebet: Ich lobpreise dich und danke dir, Herr, für deine Größe. Deine Barmherzigkeit ist unermesslich. Auch wenn ich schwach bin, weiß ich, dass du mich durch deinen Sohn bereits errettet hast.

Bitte: Herr, lass mich deinem Sohn immer ähnlicher werden, und führe mir vor Augen, wo ich die Tugenden Jesu noch intensiver leben kann.

1. Die De-Eskalationsstrategie Jesu. Jesus lässt die scheinbar siegessicheren Fragesteller auflaufen und sich nicht von ihnen instrumentalisieren. Dabei ist der Akt des Schreibens eine Handlung des Innehaltens; in einer Situation, die voller Spannung ist und Jesus in Bredouille gebracht werden soll. Er selbst bückt sich, macht sich klein und verdeutlicht uns, dass besonders in verfahrenen und emotionsgeladenen Situationen eine Haltung der Reflexion und der Demut eingenommen werden sollte, um nicht voreilige und verurteilende Entscheidungen zu treffen.

2. Was sollte sich als Erstes ändern? Mit seiner Antwort landet Jesus eine Punktlandung und bringt die Ankläger endgültig zum Schweigen. Der Hinweis auf die Sündhaftigkeit eines jeden Einzelnen führt sowohl den Anwesenden damals als auch uns im Hier und Jetzt unsere Schwächen und Laster vor Augen. Daher der Apell Jesu: Jeder persönlich möge erst vor seiner eigenen Tür kehren, bevor er sich über andere empört. Passend dazu antwortete die hl. Mutter Teresa auf die Frage eines Journalisten, was sich in der Kirche als Erstes ändern sollte: ,,Sie und ich!“ Damit unterstreicht sie, dass wir tagtäglich dazu aufgerufen sind, als Teil der Kirche unser Leben neu zu justieren.

3. Das Maß der Barmherzigkeit. Das Verhalten Jesu in dieser Situation zeigt uns, dass die Sünde der Ehebrecherin die Barmherzigkeit Gottes in keiner Weise infragestellt – sie ist bedingungslos; er sieht in der Frau eine geliebte und wertvolle Tochter Gottes. Anstatt sie zu verurteilen, verzeiht er ihr, richtet sie auf und eröffnet ihr mit seiner Milde und Sanftmut neue Lebensperspektiven. Manchmal mag es uns so vorkommen, als wären die Gebote Gottes für uns Menschen zu hoch angesetzt. Vielleicht haben wir uns damit abgefunden, dass bestimmte Laster, die einen schon lange begleiten, nie aus unserem Leben verschwinden werden. Jesus selbst macht uns aber Mut und zeigt jedem persönlich auf, dass es nicht das Ende ist, wenn man fällt; denn er wartet nur darauf, einen erneut in seine Arme zu schließen, und schenkt so neue Kraft und Mut aus seiner unendlichen Barmherzigkeit.

Gespräch mit Christus: Jesus, wie oft urteile ich voreilig über andere und vergesse dabei, dass diese Menschen ebenso geliebte und vollwertige Kinder Gottes sind, wie ich auch eines bin. Mit meiner vermeintlichen moralischen Überlegenheit versuche ich nicht selten, meine eigenen Unzulänglichkeiten beiseite zu wischen. Auch wenn ich weiß, dass ich diese meist unterschwelligen Denkweisen hier auf dieser Erde nicht ablegen werde, kann ich darauf vertrauen, dass du mich so annimmst, wie ich bin.

Vorsatz: Ich werde heute, wenn möglich, einer Person, die nicht gerade mein liebster Zeitgenosse ist, ein Lächeln oder ein nettes Wort schenken.


Der Blick nach oben

28. März 2023

Dienstag der fünften Woche der Fastenzeit

Simon Beike

Joh 8,21-30
In jener Zeit sprach Jesus zu den Pharisäern: Ich gehe fort, und ihr werdet mich suchen, und ihr werdet in eurer Sünde sterben. Wohin ich gehe, dorthin könnt ihr nicht gelangen. Da sagten die Juden: Will er sich etwa umbringen? Warum sagt er sonst: Wohin ich gehe, dorthin könnt ihr nicht gelangen? Er sagte zu ihnen: Ihr stammt von unten, ich stamme von oben; ihr seid aus dieser Welt, ich bin nicht aus dieser Welt. Ich habe euch gesagt: Ihr werdet in euren Sünden sterben; denn wenn ihr nicht glaubt, dass ich es bin, werdet ihr in euren Sünden sterben. Da fragten sie ihn: Wer bist du denn? Jesus antwortete: Warum rede ich überhaupt noch mit euch? Ich hätte noch viel über euch zu sagen und viel zu richten, aber er, der mich gesandt hat, bürgt für die Wahrheit, und was ich von ihm gehört habe, das sage ich der Welt. Sie verstanden nicht, dass er damit den Vater meinte. Da sagte Jesus zu ihnen: Wenn ihr den Menschensohn erhöht habt, dann werdet ihr erkennen, dass Ich es bin. Ihr werdet erkennen, dass ich nichts im eigenen Namen tue, sondern nur das sage, was mich der Vater gelehrt hat. Und er, der mich gesandt hat, ist bei mir; er hat mich nicht allein gelassen, weil ich immer das tue, was ihm gefällt. Als Jesus das sagte, kamen viele zum Glauben an ihn.

Einführendes Gebet: Jesus, ich möchte meinen Glauben an dein Gott-sein erneuern und voll Vertrauen auf deine bedingungslose Liebe schauen, die sich in deinem Kreuzestod manifestiert.

Bitte: Lass mich annähernd begreifen, welches Opfer du für mich gebracht hast.

1. ,,Ich bin nicht von dieser Welt.” ,,Wer bist du denn?“ Diese Frage der Juden wurde im Laufe der Geschichte und wird bis in unsere Zeit häufig gestellt. Es gab und gibt viele Ansätze, Jesus Christus als Person zu ,,dekonstruieren“ und ihn vom vermeintlichen Sockel seiner Gottheit zu stürzen. Für uns Christen ist die Antwort aber offensichtlich; Jesu eigene Antwort auf diese entscheidende Frage: Er ist nicht von dieser Welt, er ist der Menschensohn, gesandt vom Vater, um die Menschheit zu erlösen. Dieser Vater ist mit ihm und dem Heiligen Geist der lebendige Gott, der auch heute wirkt und die Herzen der Menschen berührt, die so Zeugen dieser Liebe werden.

2. ,,Ich bin es.” Die Selbstaussage ,,[…] ich bin es“ erinnert an den brennenden Dornbusch, in dem sich Gott Mose offenbarte. Jesus unterstreicht durch seine Aussagen, dass ER nun der ,,Ort“ der Gotteserkenntnis ist. Der Menschensohn wird, so Jesus, mit seiner Erhöhung erkannt, seine Identität offenbar. Mit der Erhöhung meint er aber nicht das Erlangen von weltlichem Ruhm oder Ehre, sondern vielmehr deutet er auf seinen eigenen Tod am Kreuz hin. Der gekreuzigte Jesus wird so zum ,,Ort“ der endgültigen Offenbarung der Liebe des Vaters zu den Menschen.

3. Erhöhung. Statt auf den Boden zu schauen und um unsere eigenen Sorgen und Ängste zu kreisen, ruft Jesus uns dazu auf, unseren Blick nach oben zu richten, wo seine Erhöhung stattfand: am Kreuz. Dieses Symbol begegnet uns im Alltag ständig (sei es in der Kirche, in unseren Häusern oder am Straßenrand). Dabei besteht die Gefahr, dass die ureigenste Bedeutung des Kreuzes verloren geht. Es sollte uns immer wieder in Erinnerung rufen, wofür das Kreuz in letzter Instanz steht; nämlich für die völlige Hingabe des Menschensohnes aus Liebe zu mir.

Gespräch mit Christus: Herr Jesus, ich brauche Dich. Danke, dass Du am Kreuz für meine Sünden gestorben bist. Ich öffne Dir die Tür meines Lebens, und nehme Dich als meinen Erlöser und Herrn an. Übernimm die Herrschaft in meinem Leben. Gestalte mich so, wie Du mich haben willst.

Vorsatz: Wenn ich heute ein Kreuz sehe, versuche ich mir in Erinnerung zu rufen, dass die Liebe Gottes allgegenwärtig ist.


Von der wahren Freiheit

29. März 2023

Mittwoch der fünften Woche der Fastenzeit

Simon Beike

Joh 8,31-42
In jener Zeit sprach Jesus zu den Juden, die an ihn glaubten: Wenn ihr in meinem Wort bleibt, seid ihr wirklich meine Jünger. Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch befreien. Sie erwiderten ihm: Wir sind Nachkommen Abrahams und sind noch nie Sklaven gewesen. Wie kannst du sagen: Ihr werdet frei werden? Jesus antwortete ihnen: Amen, amen, das sage ich euch: Wer die Sünde tut, ist Sklave der Sünde. Der Sklave aber bleibt nicht für immer im Haus; nur der Sohn bleibt für immer im Haus. Wenn euch also der Sohn befreit, dann seid ihr wirklich frei. Ich weiß, dass ihr Nachkommen Abrahams seid. Aber ihr wollt mich töten, weil mein Wort in euch keine Aufnahme findet. Ich sage, was ich beim Vater gesehen habe, und ihr tut, was ihr von eurem Vater gehört habt. Sie antworteten ihm: Unser Vater ist Abraham. Jesus sagte zu ihnen: Wenn ihr Kinder Abrahams wärt, würdet ihr so handeln wie Abraham. Jetzt aber wollt ihr mich töten, einen Menschen, der euch die Wahrheit verkündet hat, die Wahrheit, die ich von Gott gehört habe. So hat Abraham nicht gehandelt. Ihr vollbringt die Werke eures Vaters. Sie entgegneten ihm: Wir stammen nicht aus einem Ehebruch, sondern wir haben nur den einen Vater: Gott. Jesus sagte zu ihnen: Wenn Gott euer Vater wäre, würdet ihr mich lieben; denn von Gott bin ich ausgegangen und gekommen. Ich bin nicht in meinem eigenen Namen gekommen, sondern er hat mich gesandt.

Einführendes Gebet: Ich überlasse mich dir, Herr, und bitte dich, führe mich nicht den Weg, den ich will, sondern den du willst. Ich überlasse dir meinen Willen, lenke du mein Herz zu dir und nimm mir meine Angst. Ich lasse dir meine Gedanken, fülle Du sie mit Hoffnung und lehre mich, Deine Gedanken zu denken. Ich überlasse dir alle ungelösten Fragen und gebe es auf, verschlossene Türen einzurennen und warte auf dich. Du wirst sie öffnen. Du hast mich in deiner guten Hand. Du wirst mir nicht mehr auferlegen, als ich tragen kann. In diesem Vertrauen überlasse ich mich dir, Herr!

Bitte: Jesus, mache mich frei von aller Unfreiheit.

1. Freiheitsverständnis. Das Wort ,,Freiheit“ hat in jüngster Vergangenheit einen bemerkenswerten Aktualitätsschub erfahren, wobei die Bedeutung und die Grenzen des Begriffs nicht unumstritten sind. Für viele Menschen bedeutet frei sein in erster Linie, tun und lassen können, was man will, ohne groß eingeschränkt oder bevormundet zu werden. Für uns Christen – dies macht Jesus an dieser Stelle deutlich – besteht die wahre Freiheit jedoch nicht darin. Jesus beruft uns als Kinder Gottes, ihm nachzufolgen und so in eine innere – von der Welt losgelöste – Freiheit zu gelangen.

2. Fasten als Freiheitsgewinn? Der Clou dieser inneren Freiheit besteht darin, dass man sein Lebensglück und seine Freude nicht ausschließlich anhand von äußeren Umständen bestimmt. Erst wenn man sich frei und unabhängig von den Dingen dieser Welt macht, eröffnen sich in der jeweiligen Lebenssituation Möglichkeiten, sich auf den Weg der Heiligkeit zu begeben. In diesem Kontext ist zum Beispiel das Fasten eine prädestinierte Übung, um durch Verzicht mehr Raum für eine persönliche Jesusbeziehung zu schaffen. Dabei sollte eine zentrale Motivation sein: Freiheit gewinnen statt Abhängigkeiten zementieren; es geht nicht um Verbote (also nicht um ,,du darfst nicht xy“), sondern darum, dass du etwas nicht mehr machen musst.

3. Die Gewohnheit des Zurechtbiegens. Jesus nimmt in der Evangelienstelle kein Blatt vor den Mut und verkündet die Wahrheit. Das stößt bei einem nicht geringen Teil der Zuhörer auf Widerstand. Sie hören zwar seine Worte und sehen seine Taten, glauben jedoch nicht; sie stehen sich selbst im Weg und wollen die Sendung Jesu nicht akzeptieren. Sie biegen sich so ihren eigenen Jesus zurecht, der besser in ihr Weltbild passt. Vielleicht aus Angst vor Veränderungen? Vielleicht aus verfestigten Überzeugungen? Auf jeden Fall stellt Jesus feste Glaubensgrundsätze infrage und das eckt an. Auch in unserem Leben halten wir manchmal an Vorstellungen und Gewohnheiten fest, die uns daran hindern, näher zu Jesus zu gelangen. Schauen wir daher nach, ob uns unsere Bequemlichkeit nicht den Weg zu einer engeren Gottesbeziehung versperrt.

Gespräch mit Christus: Gott, meine Freiheit von Sünde, Bindungen und jeglicher Bedrückung ist in dir. Du hältst sie für mich bereit. Auch wenn ich dies zwar gedanklich fassen kann, blicke ich in mein Leben und stelle fest, dass es Momente und persönliche Einstellungen gibt, in denen ich mich durch meine falschen Gottesbilder verunsichern und leiten lasse. Zeige mir, wo ich Freiheit gewinnen und Falschheiten ablegen kann.

Vorsatz: Ich verzichte bewusst auf eine Sache, die ich normalerweise gerne tue, die aber nicht notwendig ist.


Durch Jesus zum Vater

30. März 2023

Donnerstag der fünften Woche der Fastenzeit

Simon Beike

Joh 8,51-59
In jener Zeit sprach Jesus zu den Juden: Amen, amen, ich sage euch: Wenn jemand an meinem Wort festhält, wird er auf ewig den Tod nicht schauen. Da sagten die Juden zu ihm: Jetzt wissen wir, dass du von einem Dämon besessen bist. Abraham und die Propheten sind gestorben, du aber sagst: Wenn jemand an meinem Wort festhält, wird er auf ewig den Tod nicht erleiden. Bist du etwa größer als unser Vater Abraham? Er ist gestorben, und die Propheten sind gestorben. Für wen gibst du dich aus? Jesus antwortete: Wenn ich mich selbst ehre, so gilt meine Ehre nichts. Mein Vater ist es, der mich ehrt, er, von dem ihr sagt: Er ist unser Gott. Doch ihr habt ihn nicht erkannt. Ich aber kenne ihn, und wenn ich sagen würde: Ich kenne ihn nicht, so wäre ich ein Lügner wie ihr. Aber ich kenne ihn und halte an seinem Wort fest. Euer Vater Abraham jubelte, weil er meinen Tag sehen sollte. Er sah ihn und freute sich. Die Juden entgegneten: Du bist noch keine fünfzig Jahre alt und willst Abraham gesehen haben? Jesus erwiderte ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Noch ehe Abraham wurde, bin ich. Da hoben sie Steine auf, um sie auf ihn zu werfen. Jesus aber verbarg sich und verließ den Tempel.

Einführendes Gebet: Heilig, heilig, heilig ist der Herr, der Gott, der Herrscher über die ganze Schöpfung; er war und er ist und er kommt. Würdig bist du, Herr, unser Gott, Herrlichkeit zu empfangen und Ehre und Macht. Denn du bist es, der die Welt erschaffen hat, durch deinen Willen war sie und wurde sie erschaffen. (Offb 4,8-ll)

Bitte: Jesus, befähige mich, den Glauben mehr und mehr zu durchdringen und zu verstehen.

1. Eine festgefahrene Situation. Bei dieser Szene hat man das Gefühl, dass die Juden und Jesus aneinander vorbeireden. Besonders die Erwiderungen und Rückfragen der Anwesenden zeigen auf, dass sie die Ebene der Sprache und die wahre Natur Jesu nicht im Ansatz begriffen haben. Und auch hier muss er sich abermals erklären und gegen die Vorwürfe wehren, dass er ein falsches Spiel spielen würde. Es ist bewundernswert, wie Jesus in Bezug auf die Angriffe und das Unverständnis über seine wahre Natur und Sendung reagiert. Auf der einen Seite macht er deutlich, dass all jene gerettet sind, die an sein Wort glauben, und spricht somit eine Warnung aus. Auf der anderen Seite verweist er aber immer wieder auf seine Mission, die von seiner unumstößlichen Identität herstammt und auf seiner Beziehung und seinem Ursprung in Gott selbst beruht.

2. Unermüdlichkeit. Jesus bekräftigt, dass er ohne Gott nichts wäre und alle Ehre ihm, dem Vater, gehört. Auch wenn der Wahrheitsanspruch, den Jesus verkündet, ein Affront darstellt, hält er daran fest. Denn er weiß aus eigener Erfahrung und durch seine innige Beziehung zum Vater, dass das Wort Gottes, dass durch ihn, mit ihm und in ihm den Menschen verkündet wird, die wahre Erlösung darstellt und herbeiführt. Deshalb trotzt er allen Widrigkeiten und wird nicht müde, uns Menschen bei der Hand zu nehmen und uns zu Gott zu führen, da wir nie in der Lage wären, das Mysterium Gottes, ohne seinen gesandten Sohn, auch nur annähernd zu erfassen.

3. Wachstum durch Herausforderung. Vielleicht ist es auch uns schon so ähnlich wie den Juden an dieser Stelle ergangen; nicht, dass wir die Person Jesu Christi so sehr infrage gestellt hätten, als dass vielleicht Worte und Ereignisse in der Hl. Schrift auf unsere Ablehnung gestoßen sind. Jeder hat sicherlich die ein oder andere Bibelstelle vor Augen, die auf Anhieb etwas schwer verständlich oder aus der Zeit gefallen anmutet. Jesus stellt uns aber bewusst vor Herausforderungen und konfrontiert uns mit Dingen, die wir Menschen nicht sofort begreifen (können). Wir können uns dabei in Erinnerung rufen, dass Jesus uns immer einlädt, sich mit ihm und mit unserem Glauben auseinanderzusetzen, um so befähigt zu werden, uns auch mit den herausfordernden Seiten des Glaubens zu beschäftigen und dadurch zu wachsen. Das Ermutigende ist, dass wir Glaubende auf diesem Weg alles andere als alleine unterwegs sind, sondern die Kirche uns viele Mittel gibt, den Glauben zu entdecken.

Gespräch mit Christus: Jesus, schon zu deinen Lebzeiten auf Erden, bist du auf Ablehnung gestoßen und musstest dich und deine wahre Natur immer wieder erklären und verteidigen. In unserer heutigen Zeit ist dies kaum anders. Aber auch ich stelle deine unendliche Liebe und Barmherzigkeit manchmal durch meine Zweifel infrage. Trotzdem will ich dir aus ganzem Herzen danken, dass du uns immer begleitest und mir durch die Kirche und durch meine Schwestern und Brüder im Glauben, Mut und Halt schenkst!

Vorsatz: Ich bete heute das Glaubensbekenntnis, um mein Vertrauen in Gottes Wirken zu stärken.


Mein Leben als Zeugnis

31. März 2023

Freitag der fünften Woche der Fastenzeit

Simon Beike

Joh 10,31-42
In jener Zeit hoben die Juden Steine auf, um ihn zu steinigen. Jesus hielt ihnen entgegen: Viele gute Werke habe ich im Auftrag des Vaters vor euren Augen getan. Für welches dieser Werke wollt ihr mich steinigen? Die Juden antworteten ihm: Wir steinigen dich nicht wegen eines guten Werkes, sondern wegen Gotteslästerung; denn du bist nur ein Mensch und machst dich selbst zu Gott. Jesus erwiderte ihnen: Heißt es nicht in eurem Gesetz: Ich habe gesagt: Ihr seid Götter? Wenn er jene Menschen Götter genannt hat, an die das Wort Gottes ergangen ist, und wenn die Schrift nicht aufgehoben werden kann, dürft ihr dann von dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat, sagen: Du lästerst Gott - weil ich gesagt habe: Ich bin Gottes Sohn? Wenn ich nicht die Werke meines Vaters vollbringe, dann glaubt mir nicht. Aber wenn ich sie vollbringe, dann glaubt wenigstens den Werken, wenn ihr mir nicht glaubt. Dann werdet ihr erkennen und einsehen, dass in mir der Vater ist und ich im Vater bin. Wieder wollten sie ihn festnehmen; er aber entzog sich ihrem Zugriff. Dann ging Jesus wieder weg auf die andere Seite des Jordan, an den Ort, wo Johannes zuerst getauft hatte; und dort blieb er. Viele kamen zu ihm. Sie sagten: Johannes hat kein Zeichen getan; aber alles, was Johannes über diesen Mann gesagt hat, ist wahr. Und viele kamen dort zum Glauben an ihn.

Einführendes Gebet: Herr Jesus, ich übergebe dir meine Hände, um deine Arbeit zu tun. Ich übergebe dir meine Füße, um deinem Weg zu folgen. Ich übergebe dir meine Augen, um zu sehen, wie du siehst. Ich übergebe dir meine Lippen, um deine Worte zu sprechen. Ich übergebe dir meinen Verstand, damit du in mir denkst. Ich übergebe dir meinen Geist, damit du in mir betest. Vor allem übergebe ich dir mein Herz, damit du in mir deinen Vater und alle Menschen liebst. Ich übergebe dir mein ganzes Sein, damit du, Christus, in mir wächst, arbeitest und betest. Amen.

Bitte: Herr, schenke mir den Mut, auch in ungemütlichen Situationen meinen Glauben authentisch zu leben und zu verteidigen.

1. Mut zur Ungemütlichkeit. Wie in den Evangelienstellen der vorherigen Tage, wird Jesus wieder mit Feindseligkeit und dem Vorwurf der Gotteslästerung konfrontiert. Die Situation spitzt sich immer weiter zu, so dass seine Feinde ihn nun öffentlich steinigen wollen. Dennoch bleibt er bei seiner Linie und sagt das, was gesagt werden muss. Dieser Mut, gegen Widerstände auch unpopuläre Wahrheiten zu verkünden, kann uns Katholiken ein großes Vorbild sein. In unserer heutigen Zeit wird die Lehre der Kirche oftmals belächelt, als veraltet oder für manche als Provokation, wenn nicht sogar in Teilen als diskriminierend angesehen. Dabei sollten wir nicht müde werden, uns ins Gedächtnis zu rufen, dass die Lehre Jesu eine tiefe und befreiende Botschaft ist, die der unermesslichen Liebe Gottes zu jedem einzelnem Menschen entstammt, und für die es sich lohnt, das Wort zu ergreifen.

2. Taten sind Trumpf. Jesus gibt uns in dieser Szene einen ganz zentralen Ratschlag an die Hand. In einer derart festgefahren Situation, in der sich zwei Standpunkte diametral gegenüberstehen, verweist er auf seine Taten, die er bereits vollbracht hat. Diese sind nur schwer zu leugnen und daher ein fundamentaler Beweis, dass seine Worte und Ansprüche wahr sind. Auch für jeden persönlich gilt, dass wir primär durch unsere eigene Lebensführung Zeugnis für unseren Glauben ablegen und mit der daraus resultierenden Authentizität andere Menschen überzeugen können. Bei Jesus ist die Ausgangslage glasklar: Bei ihm stimmen Wort und Tat 100% überein. Bei uns Menschen ist dies jedoch nicht der Fall, weshalb wir immer wieder auf Jesus schauen und von seiner Barmherzigkeit leben sollten.

3. Missionsgebiet Alltag. Den ultimativen Beweis, dass diese Strategie Erfolg hat, liefert Jesus selbst. Im letzten Absatz des Evangeliums beschreibt Johannes, dass viele Menschen durch die Zeichen zum Glauben kamen. Nun werden die wenigstens von uns in ihrem Alltag mit der Gnade beschenkt sein, Wunder zu vollbringen. Dennoch können wir, wie im Fall Johannes des Täufers gegenüber Jesus, durch unser Handeln und unser Beispiel die Grundlage dafür legen, dass der Herr die Herzen der Menschen berührt und sie zum Glauben führt. Dabei müssen wir nicht unbedingt auf Straßenmissionen gehen und zur Umkehr aufrufen, sondern unseren Teil im Alltag mit Gebeten und dem persönlichen Glaubensleben dazu beitragen.

Gespräch mit Christus: Jesus, ich bewundere deine Standhaftigkeit und Beharrlichkeit gegenüber denen, die dir in böser Absicht begegnen und für die deine Existenz ein Dorn im Auge ist. Du verweist auf deine Taten, die für sich selbst sprechen und verkleinerst somit deine Angriffsfläche enorm, so dass sie gegen dich als Menschen angehen. Schenke auch du mir in Momenten der reellen Anfeindung die Kraft, zum Glauben zu stehen. Darüber hinaus bitte ich, dass du mir die Gnade schenkst, mein Leben und mein Handeln immer mehr auf dich auszurichten, damit du durch mich wirken und strahlen kannst.

Vorsatz: Ich bitte heute im Laufe des Tages mehrere Male um den Heiligen Geist – um seine Hilfe und Führung in dem, was ich denke und tue.


Calm down und bete!

1. April 2023

Samstag der fünften Woche der Fastenzeit

Simon Beike

Joh 11,45-57
In jener Zeit kamen viele der Juden, die zu Maria, der Schwester des Lazarus, gekommen waren und gesehen hatten, was Jesus getan hatte, zum Glauben an ihn. Aber einige von ihnen gingen zu den Pharisäern und berichteten ihnen, was er getan hatte. Da beriefen die Hohenpriester und die Pharisäer eine Versammlung des Hohen Rates ein. Sie sagten: Was sollen wir tun? Dieser Mensch tut viele Zeichen. Wenn wir ihn gewähren lassen, werden alle an ihn glauben. Dann werden die Römer kommen und uns die heilige Stätte und das Volk nehmen. Einer von ihnen, Kajaphas, der Hohepriester jenes Jahres, sagte zu ihnen: Ihr versteht überhaupt nichts. Ihr bedenkt nicht, dass es besser für euch ist, wenn ein einziger Mensch für das Volk stirbt, als wenn das ganze Volk zugrunde geht. Das sagte er nicht aus sich selbst; sondern weil er der Hohepriester jenes Jahres war, sagte er aus prophetischer Eingebung, dass Jesus für das Volk sterben werde. Aber er sollte nicht nur für das Volk sterben, sondern auch, um die versprengten Kinder Gottes wieder zu sammeln. Von diesem Tag an waren sie entschlossen, ihn zu töten. Jesus bewegte sich von nun an nicht mehr öffentlich unter den Juden, sondern zog sich von dort in die Gegend nahe der Wüste zurück, an einen Ort namens Efraim. Dort blieb er mit seinen Jüngern. Das Paschafest der Juden war nahe, und viele zogen schon vor dem Paschafest aus dem ganzen Land nach Jerusalem hinauf, um sich zu heiligen. Sie fragten nach Jesus und sagten zueinander, während sie im Tempel zusammenstanden: Was meint ihr? Er wird wohl kaum zum Fest kommen. Die Hohenpriester und die Pharisäer hatten nämlich, um ihn festnehmen zu können, angeordnet: Wenn jemand weiß, wo er sich aufhält, soll er es melden.

Einführendes Gebet: Heiliger Geist, erleuchte meinen Verstand und mein Herz, damit ich mehr und mehr verstehen kann, was du mir durch deine Worte sagen willst. Lass mich in dieser Zeit des Gebets ganz bei dir sein und dich in den Mittelpunkt stellen. Denn ich weiß, dass ein erfülltes Leben nur in der Suche nach Heiligkeit und der Bereitschaft, sie erfassen, erreicht werden kann.

Bitte: Jesus, lege du meine tiefsten Sehnsüchte frei und hilf mir, dich durch eine lebendige Gottesbeziehung zu meiner Lebensquelle werden zu lassen.

1. Kontrollverlust. Mit diesem Evangelium schließt sich die Klammer der liturgischen Texte in dieser Woche, die uns nach und nach zu den bevorstehenden Leiden Jesu hinführen. Die Mitglieder des Hohen Rates, die mit Jesus in Konflikt stehen, werden nun zum Handeln gezwungen, da sie ihre Glaubwürdigkeit und ihre Machtbasis erhalten wollen. Aufgrund der Wunder, die Jesus vollbracht hat, kommen mehr und mehr Menschen zum Glauben an ihn. Seine Taten sprechen für sich. Aus rein menschlicher Perspektive betrachtet haben die Hohepriester und die Pharisäer gar nicht mal unrecht, wenn sie über eine zunehmende Spaltung klagen und damit ihre Existenz in Gefahr sehen. Umso heftiger fallen nun ihre Reaktionen aus, die zu dem endgültigen Entschluss führen, Jesus zu opfern. Haben nicht auch wir manchmal Angst vor Veränderungen in unserem Leben, die sich ergeben könnten, wenn wir Jesus mehr die Kontrolle überlassen würden?

2. Gelassenheit durch Glauben.  Aber ist es nicht eine enorme Erleichterung, zu wissen, dass wir nicht allein für das Gelingen unseres Lebens verantwortlich sind, sondern uns immer auf Jesus verlassen können? Er ist ja für uns diesen Schritt der Ganzhingabe schon gegangen und will uns mit seiner Liebe beschenken. Der Glaube daran, dass Jesus uns bereits durch seinen Kreuzestod erlöst hat, stiftet Sinn, schenkt Mut und nicht zuletzt Vertrauen und Gelassenheit. Als Christen können wir gewiss behaupten, dass der Lauf der Geschichte und unser eigenes Leben nicht vom Zufall abhängen, sondern dass hinter allem, was geschehen ist und geschehen wird, ein größerer Plan steckt.

3. Glaubensquelle. Auch wenn es angesichts der vielen Herausforderungen manchmal schwer ist, im Hier und Jetzt – besonders in einer Zeit der Trockenheit – wahrhaft daran zu glauben, sind wir dennoch dazu eingeladen, uns dieser Vorsehung Gottes vertrauensvoll hinzugeben. Nicht zuletzt Jesus selbst wusste, dass sein Leiden bald beginnen würde. Daher zieht er sich noch einmal mit seinen Jüngern in die Wüste zurück; an einen Ort, an dem er die Stille und das intensive Gebet zu seinem Vater sucht. Die gezielte Verwendung von Auszeiten für seine persönliche Beziehung zum Vater war ein (versteckter) Dreh- und Angelpunkt seines Wirkens; daraus schöpfte er Kraft und Mut, um seine Sendung bis zur Vollendung zu erfüllen.

Gespräch mit Christus: Jesus, wie du dich jederzeit vertrauensvoll an den Vater gewendet und aktiv das Gebet, das Gespräch, gesucht hast, so verhilf du auch mir im Alltag dazu, Stille und Anbetung zu suchen. In der heutigen Welt ist meine Wahrnehmung mit allen möglichen Dingen beschäftigt, aber leider häufig nicht mit dir. Führe mir vor Augen, wie essenziell das Leben im und aus dem Gebet für meinen Alltag und meine Beziehung zu dir und auch zu den Mitmenschen ist.

Vorsatz: Ich bemühe mich, heute eine zusätzliche Zeit zu finden, in der ich die Stille suche, um ein inniges Gespräch mit meinem himmlischen Vater zu führen.