Tägliche Meditationen Sonntag 16. Oktober 2022 bis Samstag 22. Oktober 2022 Neunundzwanzigste Woche im Jahreskreis Br. José Andrés González Fernández LC
Lehre uns beten! 16. Oktober 2022
Neunundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis Hl. Hedwig, Herzogin von Schlesien Hl. Gallus, Mönch, Einsiedler, Glaubensbote Hl. Margareta Maria Alacoque, Ordensfrau Br. José Andrés González Fernández LC Lk 18,1-8 In jener Zeit sagte Jesus seinen Jüngern durch ein Gleichnis, dass sie allezeit beten und darin nicht nachlassen sollten: In einer Stadt lebte ein Richter, der Gott nicht fürchtete und auf keinen Menschen Rücksicht nahm. In der gleichen Stadt lebte auch eine Witwe, die immer wieder zu ihm kam und sagte: Verschaff mir Recht gegen meinen Widersacher! Und er wollte lange Zeit nicht. Dann aber sagte er sich: Ich fürchte zwar Gott nicht und nehme auch auf keinen Menschen Rücksicht; weil mich diese Witwe aber nicht in Ruhe lässt, will ich ihr Recht verschaffen. Sonst kommt sie am Ende noch und schlägt mich ins Gesicht. Der Herr aber sprach: Hört, was der ungerechte Richter sagt! Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern bei ihnen zögern? Ich sage euch: Er wird ihnen unverzüglich ihr Recht verschaffen. Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, den Glauben auf der Erde finden? Einführendes Gebet: „Herr, lehre uns beten“, sagten die Jünger zu Jesus, nachdem sie ihn so oft allein und in der Stille hatten beten sehen. Heute zeigt uns Jesus mit seinen Worten mehrere wichtige Aspekte des Gebets auf: Glaube, Beharrlichkeit und Demut. Bitte: Jesus, wir bitten dich heute wie damals die Jünger: Lehre uns beten, öffne unsere Herzen, gib uns den Glauben, den wir brauchen, um deine Stimme zu hören und in deine Gegenwart einzutreten. 1. Glaube. Es ist kein Zufall, dass Jesus seine Predigt mit diesem Wort beendet: Werde ich den Glauben auf Erden finden, wenn ich wiederkomme? Jesus macht uns klar, dass wir viel Glauben brauchen, um die Fruchtbarkeit des Gebets zu erfahren, besonders wir, die wir in einer Welt leben, die so skeptisch und berechnend ist. Bitten wir Jesus um den Glauben dieser armen Witwe, die sich nicht scheut, trotz aller Widrigkeiten ihre Bitten zu wiederholen. Nähern wir uns Jesus in dem Glauben, dass er gegenwärtig ist, dass er uns zuhört, dass er weiß, was in unseren Herzen vorgeht, und dass er will, dass wir ihm unser Herz geben. 2. Beharrlichkeit. Aus menschlicher Sicht gibt uns die Witwe in diesem Gleichnis ein Beispiel der Beharrlichkeit. Auch in vielen anderen Evangelien gibt Jesus ähnliche Beispiele für ein beharrliches Gebet und versichert uns, dass uns alles gegeben wird, worum wir bitten. Aber nicht nur das, er sagt: Wenn wir, die wir böse sind, denen, die darum bitten, Gutes zu geben wissen, wie viel mehr wird unser himmlischer Vater, der ganz gut ist, uns geben, worum wir bitten! Deshalb können wir auch heute um die Tugend der Beharrlichkeit bitten und uns bemühen, sie zu erlangen, gerade wenn die Dinge schwierig oder unmöglich erscheinen, denn für Gott ist nichts unmöglich. 3. Demut. Die Tugend, die viele Heilige als „Fundament“ aller Tugenden bezeichnet haben, die Demut, ist auch grundlegend für das Gebet. Wir werden nur dann beten und Gott um seine Gnaden bitten können, wenn wir erkennen, dass wir ihrer bedürfen. Nur wenn wir wie diese Witwe uns selbst als arm und bedürftig erkennen, können wir uns Gott in Wahrhaftigkeit nähern. Wer schon alles hat, braucht nicht zu fragen, er braucht Gott nicht. Wie oft hören wir das in unserer Kultur: „Wir brauchen Gott nicht mehr.“ Wir aber haben deutlich erkannt, dass wir Gott brauchen, dass wir ohne ihn nichts tun können, und so nähern wir uns ihm demütig im Gebet und öffnen ihm unser Herz. Gespräch mit Christus: Guter Vater, wir leben heute in einer Welt, die uns einlädt, die Augen vor allem zu verschließen, was unseren Glauben ausmacht, stattdessen an unsere eigene Kraft zu glauben und aufzugeben, wenn unsere Kräfte versagen. Gib uns Glauben, damit wir die Dinge mit dem Herzen sehen lernen, Demut, um zu wissen, dass wir deine Hilfe und die Hilfe der Menschen um uns herum brauchen, und Beharrlichkeit, um immer wieder zu kämpfen und im Gebet um deine Gnade zu bitten. Vorsatz: Heute können wir an einer dieser drei Tugenden arbeiten, die uns Jesus im Evangelium vorstellt, und am Abend einen Moment des Gebets halten, bei dem wir über den Tag nachdenken: Glaube, Beharrlichkeit und Demut.
Was soll ich tun? 17. Oktober 2022
Montag der neunundzwanzigsten Woche im Jahreskreis Hl. Ignatius von Antiochien, Bischof, Märtyrer Gedenktag Br. José Andrés González Fernández LC Lk 12,13-21 In jener Zeit bat einer aus der Volksmenge Jesus: Meister, sag meinem Bruder, er soll das Erbe mit mir teilen. Er erwiderte ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Schlichter bei euch gemacht? Dann sagte er zu den Leuten: Gebt acht, hütet euch vor jeder Art von Habgier. Denn der Sinn des Lebens besteht nicht darin, dass ein Mensch aufgrund seines großen Vermögens im Überfluss lebt. Und er erzählte ihnen folgendes Beispiel: Auf den Feldern eines reichen Mannes stand eine gute Ernte. Da überlegte er hin und her: Was soll ich tun? Ich weiß nicht, wo ich meine Ernte unterbringen soll. Schließlich sagte er: So will ich es machen: Ich werde meine Scheunen abreißen und größere bauen; dort werde ich mein ganzes Getreide und meine Vorräte unterbringen. Dann kann ich zu mir selber sagen: Nun hast du einen großen Vorrat, der für viele Jahre reicht. Ruh dich aus, iss und trink, und freu dich des Lebens! Da sprach Gott zu ihm: Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann all das gehören, was du angehäuft hast? So geht es jedem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber vor Gott nicht reich ist. Einführendes Gebet: Guter Gott, du hast mich mit so vielen Gaben, Talenten, Erfahrungen, Möglichkeiten, Menschen, Ressourcen und vielem weiteren gesegnet. Ich danke dir für alles, was du mir gegeben hast. Ich erkenne an, dass alles von dir kommt, und ich möchte lernen, es als Geschenk anzunehmen, das kostenlos und unverdient ist. Bitte: Hilf mir, dank des heutigen Evangeliums auf deine Stimme zu hören, damit ich mein Leben mit deinen liebenden Augen sehe und die Art und Weise, wie ich all diese Ressourcen nutze und von ihnen abhänge, verändere. 1. Ist es gut, reich zu sein? Das Evangelium stellt uns einen reichen Mann vor, und wir könnten sofort denken, dass er die Rolle des Bösewichts in der Geschichte spielt, nur weil er reich ist. Aber ist es etwas Schlechtes, reich zu sein? Jesus sagt nicht, dass der Mann wegen seines Reichtums gut oder schlecht ist, sondern er geht tiefer und sagt, dass der Sinn des Lebens nicht im Reichtum liegt. Wo liegt also der Sinn des Lebens? Darin, wofür man diese Reichtümer (Talente, Menschen, Ressourcen usw.) verwendet. Und die neue Frage lautet dann: Was soll ich tun? Sind das wirklich meine Reichtümer oder nicht? 2. Für mich? Unsere erste verkehrte Annahme könnte darin bestehen, zu glauben, dass diese Reichtümer die Frucht unserer Bemühungen sind und dass wir sie daher verdienen und in vollem Umfang besitzen. Wenn wir vergessen, dass Gott der Schöpfer und Ursprung von allem ist, dann träumen wir leicht davon, dass wir der „Gott“ sind, der alles geschaffen hat, was wir im Leben haben. Der Fehler dieses reichen Mannes lag nicht darin, dass er gearbeitet und seine Talente eingesetzt hatte, um materielle Güter zu erzeugen. Der Fehler bestand darin, zu glauben, dass die Anhäufung dieser materiellen Güter der Sinn seines Lebens sei und dass er sich in sich selbst zurückziehen könne, um sie für sich selbst zu genießen. Diese Versuchung bringt den Menschen von Gott, von anderen und von sich selbst ab. Aber wenn das Problem nicht die Ressourcen oder die Talente sind, können sie dann für etwas Positives genutzt werden? – Natürlich können sie das! 3. Für die anderen! Die Antwort ist, dass wir all diese Ressourcen in den Dienst der anderen stellen können, dass es sehr gut ist, die Talente, die Gott uns gegeben hat, zu nutzen, um Güter zu schaffen und sie dann mit anderen zu teilen. Es spielt keine Rolle, wie groß das Talent ist. Hier ist Vielfalt im Sinne der Liebe Gottes schön und harmonisch. Es gibt Menschen mit Talenten in Musik, Sport, Führung, Mathematik usw. All diese Talente sind gut, wenn sie in den Dienst Gottes und der anderen gestellt werden, so dass sie zu Mitteln werden, um das Ziel unseres Lebens zu erreichen: die Liebe. Gespräch mit Christus: Guter Vater, du hast das ganze Universum erschaffen und du hast gesagt: „Es ist gut.“ Hilf mir, die Welt mit deinen Augen der Liebe zu sehen; hilf mir, mich selbst mit deinen Augen zu sehen und dann zu erkennen, was du mir gegeben hast, um dir die Ehre zu geben und mich mit dem, was ich habe, in den Dienst der anderen zu stellen. Vorsatz: Heute möchte ich einige Zeit im Gebet damit verbringen, Gott für all die Dinge zu danken, die er mir gegeben hat, die ich manchmal aber nicht zu schätzen weiß. Ich werde versuchen, sie im Dienst an anderen und nicht nur für mich selbst einzusetzen.
Ein „Arbeiter für die Ernte“ sein 18. Oktober 2022
Dienstag der neunundzwanzigsten Woche im Jahreskreis Hl. Lukas, Evangelist Fest Br. José Andrés González Fernández LC Lk 10,1-9 In jener Zeit suchte der Herr zweiundsiebzig andere aus und sandte sie zu zweit voraus in alle Städte und Ortschaften, in die er selbst gehen wollte. Er sagte zu ihnen: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden. Geht! Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe! Grüßt niemand unterwegs! Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als Erstes: Friede diesem Haus! Und wenn dort ein Mann des Friedens wohnt, wird der Friede, den ihr ihm wünscht, auf ihm ruhen; andernfalls wird er zu euch zurückkehren. Bleibt in diesem Haus, esst und trinkt, was man euch anbietet; denn wer arbeitet, hat ein Recht auf seinen Lohn. Zieht nicht von einem Haus in ein anderes! Wenn ihr in eine Stadt kommt und man euch aufnimmt, so esst, was man euch vorsetzt. Heilt die Kranken, die dort sind, und sagt den Leuten: Das Reich Gottes ist euch nahe. Einführendes Gebet: Guter Vater, es gibt so viel zu tun in unserer Gesellschaft, in der Kirche und in jeder Realität meines Lebens, dass ich manchmal den Überblick und die Hoffnung verliere und nicht weiß, wo ich anfangen soll. Bitte: Heute bitte ich dich, mir zu helfen, zum Wesentlichen zurückzukehren, zu erkennen, wie sehr du mich liebst, zu erkennen, dass du Gott bist und dass du ein guter Gott bist. Dann kann ich alle meine Bemühungen in deine Hände legen und in Frieden und Demut darauf vertrauen, dass du aus den Unvollkommenheiten, die ich in mir und in der Welt sehe, viel Gutes hervorbringen wirst. 1. Von Gott erwünscht und geliebt. In diesem Evangelium finden wir drei wesentliche Merkmale des Apostels und auch in besonderer Weise des Apostels des Regnum Christi. Das erste ist, dass Gott uns sucht und liebt. Das Evangelium verwendet dieses Wort „aussuchen“, um zu beschreiben, wie Jesus die 72 berief. Das Gleiche gilt für Sie als Leser und insbesondere für mich: Gott hat Sie erschaffen, kennt Sie, liebt Sie und geht jeden Tag auf die Suche nach Ihnen, um Sie zu einem einzigartigen und spannenden Auftrag auszusenden. Lasse ich mich finden oder verstecke ich mich vor Gott? Erste Überzeugung: Gott sucht Sie, und er tut es, weil er Sie liebt und einen Auftrag für Sie hat. 2. Gesandt. Nachdem Jesus die 72 ausgesucht, gesammelt und vorbereitet hatte, gab er ihnen einen missionarischen Sendungsauftrag. Gott hat uns tatsächlich gesandt und sendet uns aus, um diesen Auftrag, seine Liebe in die Welt hinauszutragen, zu erfüllen. Man könnte einwenden, dass Gott anscheinend nichts unternimmt, weil die Welt immer schlechter zu werden scheint, aber ich habe Beweise dafür, dass das nicht stimmt: Gott hat dich geschaffen! Gott hat an dich gedacht, dich geschaffen, dir seine Liebe geschenkt, dich berufen und dich nun ausgesandt, um seine Liebe in der Welt auszusäen. Du bist Gottes Antwort auf das Böse, die Einsamkeit und das Leid so vieler Menschen! Durch dein Leben, durch das kleine Samenkorn deiner Taten, Gebete und Opfer kannst du an Jesu Sendung mitwirken, damit seine Liebe in allen Herzen herrschen kann. 3. Begleitet. Jesus lässt die Apostel nicht allein, auch nicht nach seiner Auferstehung, denn er hat ihnen die Eucharistie hinterlassen und den Heiligen Geist gesandt. Auch mich schickt Jesus nicht weg, nein, er lässt mich nicht im Stich, wie wir manchmal denken oder fühlen könnten. Gott ist immer bei mir, er begleitet mich, er hört mir zu, er tröstet mich, er vergibt mir, er stärkt mich. – Das sind keine Fantasien, das ist real, Gott ist mit dir! Hab keine Angst, mit ihm zu reden, ihm alle Einzelheiten deines Tages mitzuteilen, deine Ängste, deine Misserfolge, deine Stürze, deine Erfolge, alles. Gott liebt uns, er will uns begleiten und uns Kraft mit auf den Weg geben. Gespräch mit Christus: Jesus, danke, dass du mich rufst, mich sendest und mich jeden Tag meines Lebens begleitest. Gib mir die Gnade, dies mit meinem Herzen zu verstehen und immer die Gewissheit zu haben, dass ich nie allein bin, dass du mich liebst und immer da bist als mein bester Freund, der mich in der Erfüllung meiner Mission begleitet. Vorsatz: Heute möchte ich den ganzen Tag ein Kreuz oder ein Bild bei mir tragen, das mich daran erinnert, dass ich nie allein bin, dass ich eine große Aufgabe habe und dass Gott mit mir ist, wohin ich auch gehe.
Die Gewissenserforschung 19. September 2022
Mittwoch der neunundzwanzigsten Woche im Jahreskreis Hll. Isaak Jogues und Johannes de Brébeuf, Ordenspriester (SJ), und Gefährten, Märtyrer Hl. Paul vom Kreuz, Priester, Ordensgründer (CP) Br. José Andrés González Fernández LC Lk 12,39-48 In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüsste, in welcher Stunde der Dieb kommt, so würde er verhindern, dass man in sein Haus einbricht. Haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet. Da sagte Petrus: Herr, meinst du mit diesem Gleichnis nur uns oder auch all die anderen? Der Herr antwortete: Wer ist denn der treue und kluge Verwalter, den der Herr einsetzen wird, damit er seinem Gesinde zur rechten Zeit die Nahrung zuteilt? Selig der Knecht, den der Herr damit beschäftigt findet, wenn er kommt! Wahrhaftig, das sage ich euch: Er wird ihn zum Verwalter seines ganzen Vermögens machen. Wenn aber der Knecht denkt: Mein Herr kommt noch lange nicht zurück!, und anfängt, die Knechte und Mägde zu schlagen; wenn er isst und trinkt und sich berauscht, dann wird der Herr an einem Tag kommen, an dem der Knecht es nicht erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht kennt; und der Herr wird ihn in Stücke hauen und ihm seinen Platz unter den Ungläubigen zuweisen. Der Knecht, der den Willen seines Herrn kennt, sich aber nicht darum kümmert und nicht danach handelt, der wird viele Schläge bekommen. Wer aber, ohne den Willen des Herrn zu kennen, etwas tut, was Schläge verdient, der wird wenig Schläge bekommen. Wem viel gegeben wurde, von dem wird viel zurückgefordert werden, und wem man viel anvertraut hat, von dem wird man umso mehr verlangen. Einführendes Gebet: Guter Vater, Gott, Schöpfer des Universums und auch mein Schöpfer, du, der du mich bis in mein Innerstes kennst und mich ganz und gar liebst, danke für diesen neuen Tag, danke für die Möglichkeit, dir mein Herz zu öffnen, dich zu suchen, dich zu entdecken und dir zu begegnen. Bitte: Gib mir die Gnade, dich in alltäglichen Erfahrungen zu entdecken, jeden Tag dein Angesicht zu sehen und deinen liebevollen Blick, ja, deine Liebe und deine Nähe zu erfahren. 1. Göttliche Überraschung. Im Evangelium heißt es, dass der „Menschensohn“ kommen wird, nur wissen wir nicht, wann. Das kann uns auch zu verstehen geben, wie Gott im geistlichen Leben zu uns kommt, uns seinen Heiligen Geist sendet und auf reale und konkrete Weise in unserem Leben präsent sein will, es aber manchmal daran hapert, dass wir für diesen Gott, der uns entgegenkommt und für seine Gegenwart blind oder abgelenkt sind. Heute lädt er uns ein und schenkt uns die Gnade, wach zu sein, aufmerksam zu sein, ihn zu erkennen, um ihn in unser Leben eintreten zu lassen. 2. Weizen und Unkraut. Unser Herz ist wie ein Feld, auf das Gott Weizen sät, damit es gute Früchte trägt. Gleichzeitig wächst aber auch aufgrund der Folgen der Erbsünde dazwischen das Unkraut. Es ist interessant, dass der Weizen mühsam aufgezogen und geerntet wird, während das Unkraut manchmal wie von selbst zu wachsen scheint, fast ohne jede Mühe. Auch in unserem Leben kann der Feind, wenn wir nicht wachsam und aufmerksam sind, Unkraut säen und so finden sich Selbstsucht, Stolz, Eitelkeit und alle Sünden bei uns ein, ohne dass wir es merken. Um das zu verhindern, gibt es einen Schlüssel, den Jesus uns in diesem und in vielen anderen Abschnitten des Evangeliums reicht: Seid wachsam, bleibt wach, haltet Wache und betet. Wie können wir das in unserem täglichen Leben umsetzen? Indem wir unser Gewissen prüfen. Indem wir diesen täglichen Moment der Stille suchen, um unser Herz vor Gott zu stellen und darüber nachzudenken, was geschehen ist, was wir gesät haben und was gesät wurde: Weizen, Gras, Unkraut? 3. Die Ernte. Es gehört auch zu dieser Gebetsübung, das zu ernten, was Gott gesät hat und woran wir in unseren Herzen gearbeitet haben. Wer etwas von Landwirtschaft versteht, wird wissen, dass viele Früchte verloren gehen, weil niemand sie rechtzeitig gepflückt hat. Wenn wir aufhören, das zu suchen und zu entdecken, was Gott in unser Herz sät, können genauso auch wir viele Früchte und Gnaden verpassen, die er uns geben will, da wir sie aus Mangel an Stille, an Gebet, an Prüfung nie erkannt haben. Gespräch mit Christus: Herr Jesus, heute möchte ich in mein Herz eintreten, ich möchte den Raum betreten, den nur Du und ich betreten können, den Raum, den ich selten betrete. Ich möchte mich dort umschauen, ich möchte wissen, was darin ist, ich möchte die Schätze und Früchte entdecken, die Du gesät hast, damit sie sich vermehren und Deinem himmlischen Vater Ehre bringen. Vorsatz: Heute werde ich mir einen Moment der Stille nehmen, um mein Herz, mein Leben, meine Gedanken, meine Sehnsüchte, meine Ängste usw. wahrzunehmen. Ich möchte wissen, was in meinem Herzen vor sich geht, ob die Strömungen und Regungen von der Welt, vom Feind oder von Gott kommen. Ich möchte wissen, ob in meinem Herzen Weizen, Gras oder Unkraut wächst.
Feuer Gottes 20. Oktober 2022
Donnerstag der neunundzwanzigsten Woche im Jahreskreis Hl. Wendelin, Einsiedler Br. José Andrés González Fernández LC Lk 12,49-53 In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen! Ich muss mit einer Taufe getauft werden, und ich bin sehr bedrückt, solange sie noch nicht vollzogen ist. Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, nicht Frieden, sondern Spaltung. Denn von nun an wird es so sein: Wenn fünf Menschen im gleichen Haus leben, wird Zwietracht herrschen: Drei werden gegen zwei stehen und zwei gegen drei, der Vater gegen den Sohn und der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter und die Tochter gegen die Mutter, die Schwiegermutter gegen ihre Schwiegertochter und die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter. Einführendes Gebet: Jesus, Lehrer und Retter, du bist gekommen, um das Feuer deiner Liebe und das Feuer der Wahrheit zu bringen. Heute möchte ich mein Herz für deine Liebe öffnen, denn du bist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Nimm mein Herz, heute schenke ich es dir, mach damit, was du willst. Bitte: Ich bitte dich auch, es mit dem Feuer deines Herzens zu entzünden, damit du alles entflammst, was kalt, selbstsüchtig und lau ist. Schenke mir Glauben und Vertrauen. 1. Feuer, das reinigt. Es gibt drei Merkmale der Liebe Gottes, über die wir heute nachdenken können und die ich auf einfache Weise betrachten möchte, um Ihnen zu helfen, einen Dialog der Liebe mit Gott zu beginnen. Die erste Eigenschaft des göttlichen Feuers ist seine Fähigkeit zu reinigen, es ist das Feuer, das uns in den frühen Stadien des spirituellen Lebens von unseren Sünden reinigt. Manchmal tut es weh, genauso wie es weh tut, wenn eine Wunde heilt. Es ist aber ein Schmerz, von dem wir wissen, dass er uns guttut, dass er uns Leben gibt, dass er uns heilt und uns fähiger macht, zu lieben und in Fülle zu leben. Lasst uns dieses Feuer der Liebe Gottes, das uns reinigt, annehmen! 2. Vergebung spendendes Feuer. Die Liebe Gottes ist wie ein Feuer, das nicht nur reinigt, sondern auch Vergebung spendet. Gott lässt die Sünde nicht verschwinden, als hätte es sie nie gegeben, denn er ist nicht nur barmherzig, sondern auch gerecht, Gott nimmt die Sünde auf sich und vergibt sie mit seiner Macht, erlöst sie. Mit Gottes Vergebung ist es daher nicht so, als ob man die Wäsche in die Waschmaschine wirft und auf einen Knopf drückt und nun die Flecken entfernt werden. Vielmehr hinterlässt die Sünde eine tiefe Wunde, die gepflegt und geheilt werden muss. Gottes Vergebung ist so real, dass er uns vergibt, wenn wir unsere Sünden seiner Liebe öffnen, uns heilt und uns mit seinem göttlichen Balsam salbt und erfüllt. Feuer der Liebe, das die Liebe entzündet. Schließlich brennt die Liebe Gottes wie ein Feuer, da er uns zutiefst liebt und sich sehnlichst nach Gemeinschaft mit uns sehnt, wie das Jesus seinen Jüngern vor dem Letzten Abendmahl sagte. Jesus brennt vor Liebe für dich, er ist in dich verliebt, und wenn du dich von dieser Liebe berühren lässt, wird er auch dein Herz mit Liebe für ihn und für alle Seelen entflammen. Lassen wir uns vom Feuer seiner Liebe berühren, lassen wir uns vom heiligen Herzen Jesu läutern, von ihm verzeihen und lieben!Gespräch mit Christus: Jesus, wir danken dir für deine Liebe, für deine göttliche und zugleich menschliche Liebe, für deine leidenschaftliche Liebe, für deine Liebe, die unsere Wirklichkeit berührt. Danke für das Feuer, das unsere Herzen reinigt und uns eine neue Chance gibt, weiterzugehen. Heute möchte ich diese Chance nutzen und dir mein ganzes Herz schenken. Vorsatz: Heute werde ich ein Bild des Heiligsten Herzens Jesu suchen und es in der Stille betrachten. Ich muss nichts sagen, ich muss nichts tun, ich muss nur in Jesu Augen schauen, und mich von ihm anschauen lassen. Er liebt mich.
Wie man Gott erkennen kann 21. Oktober 2022
Freitag der neunundzwanzigsten Woche im Jahreskreis Hll. Ursula und Gefährtinnen, Märtyrinnen Br. José Andrés González Fernández LC Lk 12,54-59 In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge: Sobald ihr im Westen Wolken aufsteigen seht, sagt ihr: Es gibt Regen. Und es kommt so. Und wenn der Südwind weht, dann sagt ihr: Es wird heiß. Und es trifft ein. Ihr Heuchler! Das Aussehen der Erde und des Himmels könnt ihr deuten. Warum könnt ihr dann die Zeichen dieser Zeit nicht deuten? Warum findet ihr nicht schon von selbst das rechte Urteil? Wenn du mit deinem Gegner vor Gericht gehst, bemüh dich noch auf dem Weg, dich mit ihm zu einigen. Sonst wird er dich vor den Richter schleppen, und der Richter wird dich dem Gerichtsdiener übergeben, und der Gerichtsdiener wird dich ins Gefängnis werfen. Ich sage dir: Du kommst von dort nicht heraus, bis du auch den letzten Pfennig bezahlt hast. Einführendes Gebet: Jesus, mein Gott und mein Retter, heute will ich dir mein ganzes Herz übergeben, damit du es mit dem Feuer deiner Liebe entflammst, damit du alle Sünde, Heuchelei und Unvollkommenheit verzehrst und sie in die Verherrlichung deiner Barmherzigkeit verwandelst. Bitte: Ich bitte dich, gib mir die Gnade, deine Gegenwart in meinem Leben, im Leben der anderen und in der Welt zu erkennen und zu entdecken, damit ich das Geheimnis deines Evangeliums mit dem Herzen verstehe. 1. In meinem Leben… Es gibt drei Ebenen, auf denen wir Gott erkennen oder entdecken können. Die erste Ebene ist unser eigenes Leben. Es klingt nicht gerade wie eine Neuigkeit, einfach zu sagen, dass wir erkennen sollten, dass Gott in unserem Leben gegenwärtig ist, aber lassen wir uns die Frage stellen: Wann sind wir das letzte Mal Gott begegnet? Wann haben wir das letzte Mal Gott gespürt oder gesehen? Wann haben wir das letzte Mal seine Stimme gehört, ihn berührt, ein Gespräch mit ihm geführt? In einer glaubenslosen Welt wird unsere Gotteserfahrung zu einem Hirngespinst oder einer Vorstellung. Aber Gott ist real und möchte in unserem Leben real sein. Bitten wir ihn um die Gnade, unser Herz mit dem Feuer seiner Liebe zu entzünden, um ihn in jeder Erfahrung zu erkennen, die er uns in seiner Vorsehung schenkt. 2. Im Leben anderer… Eine weitere Möglichkeit, Gott zu begegnen, ist durch andere. Hier gibt es zwei Ebenen oder Facetten. Wir entdecken ihn im Leben der Heiligen, die uns – menschlich und unvollkommen wie wir sind – lehren, dass es so viele Wege zu Gott gibt, wie es Menschen gibt, und dass es möglich ist, diesen Weg zu finden und zu beschreiten. Wir entdecken ihn auch durch andere in dem Sinne, dass er uns dazu aufruft, Teil einer Gemeinschaft zu sein, die uns auf unserem Weg hilft, sei es die Kirche, unsere Familie, unsere Freunde, eine kirchliche Bewegung oder Gemeinde. Wir brauchen die Hilfe anderer, um zu Gott zu gelangen. „Niemand wird allein heilig“, hat Papst Franziskus schon oft gesagt. Niemand wird allein heilig! 3. In der Welt, in der ich lebe… Wir können Gott auch in der Welt, um uns herum und in der Zeitepoche, in der er uns zum Leben berufen hat, finden und den Weg zu ihm suchen. Das ist eine Aufgabe, für die ich nicht behaupte, eine perfekte Antwort zu besitzen, und ich wage es, Ihnen als Leser diese Frage zu stellen: Wo ist Gott heute in der Welt? Was will er uns durch die Zeichen dieser Zeit sagen? Eines haben die Heiligen und die Päpste der letzten Zeit sicherlich immer wieder gesagt: Wir befinden uns in der „Zeit der Barmherzigkeit“. Die Welt, in der wir leben, hilft uns, unser Verständnis für eine Eigenschaft Gottes zu vertiefen, zum Beispiel die der „Barmherzigkeit“. Auf dieselbe Weise können wir ausgehend von unserem Leben, dem Leben anderer und durch die Welt und Kultur, in der wir leben, weiter über Gott nachdenken und ihn suchen. Gespräch mit Christus: Mein Gott, guter Vater, du schaust uns mit Liebe an, du rufst uns auf, voll Vertrauen zu dir zurückzukehren, deine Vergebung und Barmherzigkeit zu empfangen. Öffne unsere geistigen Augen, um dich in den Erfahrungen zu erkennen, die du uns durch deine göttliche Vorsehung schenkst. Erinnere uns daran, dass du der König des ganzen Weltalls bist und dass du trotz aller Widrigkeit und Verwirrung durch den Tod deines Sohnes am Kreuz den endgültigen Sieg errungen hast. Er hat uns gerettet und erlöst, um uns die Tore deines Reiches zu öffnen. Dein Reich komme! Vorsatz: Heute werde ich einen weiteren Moment der Stille einlegen und meine „Gewissenserforschung“ darauf ausrichten, Gott auf diesen drei Ebenen zu erkennen: in meinem Leben, im Leben anderer und in der Welt.
Wie einfach es ist, zu urteilen 22. Oktober 2022
Samstag der neunundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Br. José Andrés González Fernández LC Lk 13,1-9 In jener Zeit kamen einige Leute zu Jesus und berichteten ihm von den Galiläern, die Pilatus beim Opfern umbringen ließ, so dass sich ihr Blut mit dem ihrer Opfertiere vermischte. Da sagte er zu ihnen: Meint ihr, dass nur diese Galiläer Sünder waren, weil das mit ihnen geschehen ist, alle anderen Galiläer aber nicht? Nein, im Gegenteil: Ihr alle werdet genauso umkommen, wenn ihr euch nicht bekehrt. Oder jene achtzehn Menschen, die beim Einsturz des Turms von Schiloach erschlagen wurden - meint ihr, dass nur sie Schuld auf sich geladen hatten, alle anderen Einwohner von Jerusalem aber nicht? Nein, im Gegenteil: Ihr alle werdet genauso umkommen, wenn ihr euch nicht bekehrt. Und er erzählte ihnen dieses Gleichnis: Ein Mann hatte in seinem Weinberg einen Feigenbaum; und als er kam und nachsah, ob er Früchte trug, fand er keine. Da sagte er zu seinem Weingärtner: Jetzt komme ich schon drei Jahre und sehe nach, ob dieser Feigenbaum Früchte trägt, und finde nichts. Hau ihn um! Was soll er weiter dem Boden seine Kraft nehmen? Der Weingärtner erwiderte: Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen; ich will den Boden um ihn herum aufgraben und düngen. Vielleicht trägt er doch noch Früchte; wenn nicht, dann lass ihn umhauen. Einführendes Gebet: Mein Gott, guter und barmherziger Vater, du urteilst nie im Groll über uns, sondern schaust auf uns mit bedingungsloser Liebe. Komm heute und lehre uns, so zu sein wie du, ein Herz wie das deine zu haben und mehr auf deine Liebe zu vertrauen. Bitte: Heute bitte ich um die Gnade deines Blicks, damit ich mich selbst und andere so sehen kann, wie du uns siehst: mit bedingungsloser Liebe. 1. Sehen, wie Gott sieht. Wir sind Experten darin, Dinge zu sehen und sofort ein Urteil über sie zu fällen. Es vergeht keine Minute, in der wir nicht bereits ein Ereignis, eine Handlung oder eine Person beurteilt haben, ohne wirklich zu wissen, was geschehen ist. Dies geschieht nach außen (in Bezug auf andere), aber auch nach innen (in Bezug auf unser eigenes Leben). Dazu muss man lernen, so zu sehen, wie Gott sieht, und ich sehe keinen besseren Weg, damit zu beginnen, als sich dessen bewusst zu sein und um diese Gnade zu bitten. Wie würde sich mein Bild von anderen verändern, wenn ich sie so sehen könnte, wie Gott sie sieht? 2. Mich selbst sehen können. Wie würde sich meine Vorstellung von mir selbst ändern, wenn ich wüsste, wie Gott mich sieht? Wie sehen Sie sich selbst, wenn Sie wissen, dass Sie versagt haben, wenn Sie gesündigt haben, wenn Sie sich von Gott und von Ihrer Familie abgewandt haben, wenn Sie gelogen, jemanden verletzt haben? Wie sehen Sie sich selbst? Aber in diese Situation hinein frage ich: Wie sieht Gott Sie jetzt? Beten Sie zu ihm und bitten Sie ihn um die Gnade, diesen Blick des barmherzigen Vaters, des treuen Freundes zu erfahren, der alles weiß, der Sie kennt und sogar liebt. 3. Sich aus Liebe und nicht aus Furcht bekehren. Damit sind wir bei der nächsten Frage angelangt. Glauben wir, beten wir und gehen wir in die Kirche aus Furcht vor Strafe oder aus Liebe zu einer realen Person? Diese Frage kann uns helfen, unsere Liebe zu Jesus zu erneuern, vor allem aber, um uns seine Liebe wieder bewusst zu machen. Wie Papst Benedikt XVI. in seinem Lehrschreiben Deus caritas est sagt: „Am Anfang des Christseins steht nicht ein ethischer Entschluss oder eine große Idee, sondern die Begegnung mit einem Ereignis, mit einer Person.“ Gespräch mit Christus: Jesus, ich möchte lernen, mit deinen Augen zu sehen. Gib mir die Gnade, mich selbst mit deinem liebevollen Blick zu betrachten, damit ich auch andere mit Liebe und Barmherzigkeit betrachte, mit Verständnis und dem Wunsch zuzuhören, bevor ich urteile. Vorsatz: Heute werde ich mich darin üben, mich zu fragen, wie Gott jeden Menschen sieht, besonders den, den ich regelmäßig verurteile. Und ich werde Gott um die Gnade bitten, mit seinen Augen zu sehen und mit seinem Herzen zu lieben.
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