Tägliche Meditationen

Tägliche Meditationen

Sonntag 9. Oktober 2022 bis Samstag 15. Oktober 2022

Achtundzwanzigste Woche im Jahreskreis

Bettina Duda

Den Geber, nicht die Gabe suchenSonntag
Die Liebe Christi am Kreuz - größer als ein WunderMontag
Das Herz gebenDienstag
Demut und GerechtigkeitMittwoch
Ihr Armen!Donnerstag
Fürchtet euch nichtFreitag
Gott im Inneren suchenSamstag


Den Geber, nicht die Gabe suchen

9. Oktober 2022

Achtundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
Hl. Dionysius von Paris, Bischof, Märtyrer
Hl. Johannes Leonardi, Priester, Ordensgründer

Bettina Duda

Lk 17,11-19
Es geschah auf dem Weg nach Jerusalem: Jesus zog durch das Grenzgebiet von Samárien und Galiläa. Als er in ein Dorf hineingehen wollte, kamen ihm zehn Aussätzige entgegen. Sie blieben in der Ferne stehen und riefen: Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns! Als er sie sah, sagte er zu ihnen: Geht, zeigt euch den Priestern! Und es geschah: Während sie hingingen, wurden sie rein. Einer von ihnen aber kehrte um, als er sah, dass er geheilt war; und er lobte Gott mit lauter Stimme. Er warf sich vor den Füßen Jesu auf das Angesicht und dankte ihm. Dieser Mann war ein Samaríter. Da sagte Jesus: Sind nicht zehn rein geworden? Wo sind die neun? Ist denn keiner umgekehrt, um Gott zu ehren, außer diesem Fremden? Und er sagte zu ihm: Steh auf und geh! Dein Glaube hat dich gerettet.

Einführendes Gebet: Herr, lenke mein Herz ganz dahin, in diesem Gebet allein dich zu suchen und dir zu begegnen. Mit meinem Leben und den Umständen, wie sie jetzt sind, öffne ich mich der Begegnung mit dir.

Bitte: Hilf mir, reinige mein Herz, dass ich dich als den Geber aller Gaben immer mehr lieben lerne.

1. Seinem Wort vertrauen. Zur Zeit Jesu galten Aussätzige als unrein, sie durften, vor allem solange sie krank waren, nicht in den Tempel. Doch bevor Jesus sie heilt, weist er sie an, sich zunächst den Priestern zu zeigen. Was sagt uns dieser scheinbare Widerspruch? Der Glaube dieser zehn Aussätzigen zeigt sich auch dadurch, dass sie Gehorsam sind, besser: Sie bringen Jesus Vertrauen entgegen und überlassen sich ganz ihm, seinem Wort, und protestieren nicht, da sie in diesem Zustand nicht in den Tempel dürften. Und es geschah… - Wie oft fehlt uns das Vertrauen in die Weitsicht und Güte des Herrn, und wir meinen, es besser zu wissen!

2. Ist denn keiner umgekehrt? Jesus sagt, dass im Gegensatz zu den anderen Geheilten nur einer, der Samariter, „umgekehrt“ sei. Im Griechischen steht an dieser Stelle auch das Verb heurisko, das meint, „etwas (einen Gegenstand) zu finden, den man gesucht hat oder zufällig auf etwas zu stoßen“, aber auch „etwas Abstraktes entdecken, verstehen, Erkenntnis erlangen.“ Das heißt, vor Jesus fand sich nur dieser eine Geheilte wieder ein, um ihm persönlich zu danken. Alle wurden mit der Heilung beschenkt, aber nur der Samariter nahm sie an und gelangte tiefer, er erkannte den tieferen Sinn und das Ziel. Das kann auch für uns eine Einladung sein, uns persönlich von Jesus angesprochen zu wissen und nicht bei der Heilung stehen zu bleiben…

3. Die wahre Gabe. Das Zentrum unseres Glaubens sind nicht die Heilungen und Gnaden, die der Herr uns schenkt, sondern die Begegnung, die Beziehung mit ihm. Wenn Gott uns besonders tief in die Beziehung mit ihm führen möchte, nimmt er uns manchmal zeitliche, sichtbare und fühlbare Gaben und das kann schmerzhaft und schwer sein. Aber er möchte, dass wir den „besseren Teil“, die wahre Gabe, ihn selbst suchen und finden.

Gespräch mit Christus: Jesus, wie oft suche ich nicht dich, sondern das, was du mir schenkst. Hilf mir, auch auf Durststrecken und in schwierigen Zeiten zu erkennen, dass du mich dadurch in eine tiefere Beziehung mit dir führen möchtest.

Vorsatz: Ich möchte in dieser Gebetszeit ganz bewusst ihn suchen und allein Jesus begegnen, ohne Erwartungen.


Die Liebe Christi am Kreuz - größer als ein Wunder

10. Oktober 2022

Montag der achtundzwanzigsten Woche im Jahreskreis

Bettina Duda

Lk 11,29-32
In jener Zeit als immer mehr Menschen zu Jesus kamen, sagte er: Diese Generation ist böse. Sie fordert ein Zeichen; aber es wird ihr kein anderes gegeben werden als das Zeichen des Jona. Denn wie Jona für die Einwohner von Ninive ein Zeichen war, so wird es auch der Menschensohn für diese Generation sein. Die Königin des Südens wird beim Gericht gegen die Männer dieser Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie kam vom Ende der Erde, um die Weisheit Salomos zu hören. Hier aber ist einer, der mehr ist als Salomo. Die Männer von Ninive werden beim Gericht gegen diese Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie haben sich nach der Predigt des Jona bekehrt. Hier aber ist einer, der mehr ist als Jona.

Einführendes Gebet: Herr, diese Zeit des Gebetes schenke ich bewusst dir und möchte sie mit dir verbringen. Sprich zu meinem Herzen und lass mich erkennen, was du mir sagen möchtest. Ich bin bereit, dich zu hören und deinen Willen zu tun.

Bitte: Jesus, hilf mir bitte, dich nicht in spektakulären Zeichen, sondern im Hier und Jetzt meines Alltags zu suchen.

1. Die Wahrheit kann weh tun. Das Urteil Jesu fällt streng aus: Diese Generation ist böse. Man könnte auch sagen: mies, gemein, feige. Und auch von Seiten der Heiden, der Königin des Südens und der Männer von Ninive, geht eine deutliche Botschaft aus: Gott nicht zu glauben, ist keine Kleinigkeit. – Wenn jemand liebt, hat er keine Angst, auch schmerzhafte Wahrheiten auszusprechen. Wenn Gott uns mit der Wahrheit konfrontiert, dann aus reiner Liebe und um uns frei zu machen, auch wenn wir damit zunächst ringen müssen. Liebe heißt, nicht nur das Wahre zu sagen, was andere hören wollen, sondern auch das Wahre, was schmerzt und dennoch zutiefst die Liebe fördert.

2. Zeichen fordern. Auch wir fordern von Gott manchmal unbewusst Zeichen, die es uns erleichtern, an seine Gegenwart und manchmal sogar an seine Existenz zu glauben. Wir fühlen uns dann sicherer, dass Gott mit uns ist und manchmal brauchen wir auch kleine Zeichen, weil wir schwach sind und uns allzu schnell entmutigen lassen. Aber das größte und letzte Zeichen Gottes für den Menschen sind der Tod und die Auferstehung Jesu Christi. In diesem Zeichen hat er uns gezeigt, dass er bereit ist, alles aus Liebe für den Menschen und aus Sorge um sein ewiges Heil hinzugeben. Er möchte, dass auch wir als Christen dieses Zeichen weitertragen und selber zum „Zeichen“ seiner Liebe für andere werden.

3. Die Liebe Christi am Kreuz. Gott kam nicht in diese Welt, um uns mit außergewöhnlichen Handlungen und Zeichen zu befreien. Er kam, um uns seine Liebe zu uns zu zeigen, damit wir an sie glauben und dadurch verwandelt und geheilt werden. Manchmal verlieren wir uns in der Suche nach Zeichen und Bestätigung. Die Liebe Christi am Kreuz ist aber das größte Zeichen, größer als jedes Wunder und sie genügt allein.

Gespräch mit Christus: Danke Herr, dass du mir durch das Zeichen des Kreuzes deine absolute, bedingungslose Liebe gezeigt hast. Ich möchte fester daran glauben und mich ganz davon erfüllen lassen, um so selber zum Zeichen zu werden.

Vorsatz: Ich will heute Zeichen der Liebe Christi für einen Mitmenschen sein, durch ein Wort oder eine kleine Tat der Liebe.


Das Herz geben

11. Oktober 2022

Dienstag der achtundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Johannes XXIII., Papst

Bettina Duda

Lk 11,37-41
In jener Zeit lud ein Pharisäer Jesus zum Essen ein. Jesus ging zu ihm und setzte sich zu Tisch. Als der Pharisäer sah, dass er sich vor dem Essen nicht die Hände wusch, war er verwundert. Da sagte der Herr zu ihm: O ihr Pharisäer! Ihr haltet zwar Becher und Teller außen sauber, innen aber seid ihr voll Raubgier und Bosheit. Ihr Unverständigen! Hat nicht der, der das Äußere schuf, auch das Innere geschaffen? Gebt lieber, was in den Schüsseln ist, den Armen, dann ist für euch alles rein.

Einführendes Gebet: Herr, ich stelle mich bewusst in deine Gegenwart und komme, wie ich gerade bin, mit meinem ganzen Leben. Du richtest deine Augen voll Liebe auf mich und hast dich bereits nach mir gesehnt. Hilf mir, diese Zeit jetzt ganz mit dir zu verbringen und dir zu begegnen, so wie du es möchtest.

Bitte: Lehre mich die wahre Großzügigkeit!

1. Die rechte Absicht.  â€žGott ist größer als unser Herz und er weiß alles“. Der Pharisäer hat Jesus möglicherweise eingeladen, um sich selbst in Szene zu setzen und zu profilieren, nicht etwa um einer inneren Sehnsucht und Bedürftigkeit willen, die er nach ihm spürte. Solche Einladungen waren zu damaliger Zeit keine Seltenheit. Vielleicht wollte er auch in den Augen Jesu Anerkennung für sein rechtes Verhalten finden. Gott schaut aber auf unser Herz, auf unsere Absichten, auf unsere Liebe. Die heilige Therese von Lisieux hat in ihrem Leben keine äußeren großen Taten vollbracht, aber mit großer Liebe die kleinen Dinge, wie ein Stück Papier aufheben, und sie dadurch zu einem Trampolin in den Himmel verwandelt. Vielleicht möchte auch ich mich mit Jesus an einen Tisch setzen und mir von ihm zeigen lassen, wo meine Absichten nicht rein sind.

2. Reinheit des Herzens. â€žIhr haltet zwar Becher und Teller außen sauber, innen aber seid ihr voll Raubgier und Bosheit.“ Reinheit und Sauberkeit sind sehr wichtig und heute wird viel Energie und Einsatz in die Sauberkeit von Luft, Häusern, Autos, Kleidung usw. gesteckt. Es geht Jesus aber darum, dass wir in unserem Leben an erster Stelle die Reinheit unseres Herzens suchen und so eine rechte Ordnung hergestellt wird. „Suchet zuerst das Reich Gottes…“.

3. Großzügigkeit. â€žHat er nicht auch das Innere geschaffen? Gebt lieber, was in den Schüsseln ist…“ Gott möchte, dass wir ihm als Erstes unser Herz schenken. Er weiß noch besser als wir, dass wir ihm damit ein armes, verletztes und kleines Herz schenken. Aber genau das möchte er. Er möchte nicht unsere großen äußeren Werke und Taten, sondern dieses kleine, arme Herz. Das ist viel mehr und oft viel schwerer, weil es dann unser Innerstes ist, was wir ihm geben: unseren Willen, unsere ganze Liebeskraft. Wie großzügig bin ich, ihm mein Herz zu schenken?

Gespräch mit Christus: Jesus, ich danke dir, dass du von mir keine großen Werke verlangst, sondern mein Herz. Hilf mir dabei, auch die kleinsten Dinge mit der größten Liebe zu tun.

Vorsatz: Ich möchte heute selbst die kleinsten Kleinigkeiten mit großer Liebe tun und dabei im Herzen sagen „Für dich, Jesus.“


Demut und Gerechtigkeit

12. September 2022

Mittwoch der achtundzwanzigsten Woche im Jahreskreis

Bettina Duda

Lk 11,42-46
In jener Zeit sprach Jesus: Weh euch Pharisäern! Ihr gebt den Zehnten von Minze, Gewürzkraut und allem Gemüse, die Gerechtigkeit aber und die Liebe zu Gott vergesst ihr. Man muss das eine tun, ohne das andere zu unterlassen. Weh euch Pharisäern! Ihr wollt in den Synagogen den vordersten Sitz haben und auf den Straßen und Plätzen von allen gegrüßt werden. Weh euch: Ihr seid wie Gräber, die man nicht mehr sieht; die Leute gehen darüber, ohne es zu merken. Darauf erwiderte ihm ein Gesetzeslehrer: Meister, damit beleidigst du auch uns. Er antwortete: Weh auch euch Gesetzeslehrern! Ihr ladet den Menschen Lasten auf, die sie kaum tragen können, selbst aber rührt ihr keinen Finger dafür.

Einführendes Gebet: Herr, lass mich in deine Gegenwart treten. Ich möchte dir jetzt begegnen. Öffne mein Herz. Nimm mir die Angst davor, von dir herausgefordert zu werden. Nimm mir die Angst, deine Stimme zu hören und ihr zu folgen.

Bitte: Entzünde in mir das Feuer deiner Liebe.

1. Am größten ist die Liebe. Was bringt es den Pharisäern oder uns, den Zehnten von Minze usw. zu geben, viel zu tun und die Gesetze zu befolgen, aber das Wichtigste zu vergessen, die Liebe? Den Himmel können wir uns nicht durch unsere Anstrengung verdienen oder gar erkaufen. Wir können uns das ewige Leben nur schenken lassen und Gott möchte es jedem Menschen schenken. Der Dreh- und Angelpunkt dieses Lebens ist die wahre Liebe, die wir bei ihm finden und lernen. Deswegen fordert Jesus uns damals und heute mit hart scheinenden Worten heraus.

2. Kein verborgenes Grab sein. Was meint Jesus, wenn er sagt, sie seien wie verborgene Gräber, über die die Leute hinwegschreiten, ohne es zu merken? Er meint damit alle versteckten Sünden. Nicht nur die Pharisäer, auch wir neigen dazu, uns eine „weiße Weste“ anzuziehen, Sünden und Fehler zu verbergen, uns ganz rein und perfekt zu zeigen – während doch niemand sagen kann, er sei ohne Sünde. So werden auch wir zu unsichtbaren Gräbern. Manchmal aus Angst vor Schuld, manchmal aus Scham. Wir dürfen vor Gott schuldig sein, uns eingestehen, dass wir es sind, und uns erlösen lassen.

3. Einer trage des anderen Last. Ein weiteres „Weh euch“ ergeht an die Gesetzeslehrer, die anderen kaum tragbare Lasten aufladen, aber selber „keinen Finger rühren“. Ein vom Heiligen Geist erfüllter Mensch trägt in Demut seine Kreuze und hat keine Angst davor, auch anderen ein Simon von Cyrene zu sein. Ein wahrer Jünger Jesu fühlt mit denen, die unter ihrer Last fallen und ist bereit zu helfen, etwas von sich und sogar sich selbst zu opfern, ohne zu urteilen. Er hat ein Herz nach dem Herzen Gottes, er schaut mit den Augen Gottes und dafür braucht es Demut.

Gespräch mit Christus: Jesus, was du sagst, ist manchmal nicht leicht zu verstehen, aber ich vertraue darauf, dass du immer das Beste für mich möchtest. Hilf mir, mein Leben mehr und mehr nach der Liebe auszurichten und mich von deiner Liebe ganz und gar erfüllen zu lassen.

Vorsatz: Ich möchte einer Person, von der ich weiß, dass sie eine schwere Last zu tragen hat, etwas Gutes tun.


Ihr Armen!

13. Oktober 2022

Donnerstag der achtundzwanzigsten Woche im Jahreskreis

Bettina Duda

Lk 11,47-54
In jener Zeit sprach Jesus: Weh euch! Ihr errichtet Denkmäler für die Propheten, die von euren Vätern umgebracht wurden. Damit bestätigt und billigt ihr, was eure Väter getan haben. Sie haben die Propheten umgebracht, ihr errichtet ihnen Bauten. Deshalb hat auch die Weisheit Gottes gesagt: Ich werde Propheten und Apostel zu ihnen senden, und sie werden einige von ihnen töten und andere verfolgen, damit das Blut aller Propheten, das seit der Erschaffung der Welt vergossen worden ist, an dieser Generation gerächt wird, vom Blut Abels bis zum Blut des Zacharias, der im Vorhof zwischen Altar und Tempel umgebracht wurde. Ja, das sage ich euch: An dieser Generation wird es gerächt werden. Weh euch Gesetzeslehrern! Ihr habt den Schlüssel der Tür zur Erkenntnis weggenommen. Ihr selbst seid nicht hineingegangen, und die, die hineingehen wollten, habt ihr daran gehindert. Als Jesus das Haus verlassen hatte, begannen die Schriftgelehrten und die Pharisäer, ihn mit vielerlei Fragen hartnäckig zu bedrängen; sie versuchten, ihm eine Falle zu stellen, damit er sich in seinen eigenen Worten verfange.

Einführendes Gebet: Herr, ich glaube und erneuere meinen Glauben, dass du gegenwärtig bist, dass du mich anschaust, mich hörst, mich liebst. Diese Zeit schenke ich dir als Ausdruck meiner Liebe, ob ich gerade zerstreut, glücklich, müde oder besorgt bin. Öffne mein Herz für deine Stimme und das, was du mir heute und jetzt sagen möchtest.

Bitte: Bewahre mich vor Selbstgerechtigkeit und der Verurteilung anderer!

1. Geschieht euch recht! Man könnte eine gewisse Genugtuung verspüren, wenn „die da“, die Pharisäer, von Jesus mit harten Worten gerügt werden. Oft erwische ich mich dabei, selber die Rolle Jesu zu übernehmen, mich über andere zu erheben und sie in die Schranken weisen zu müssen. Dabei vergesse ich aber etwas sehr Entscheidendes: die Herzenshaltung. Bevor ich wieder die Neigung verspüre, verurteilen zu wollen, sollte ich mich fragen, ob ich diese Person wirklich liebe, gerade das Beste für sie suche und ob ich bereit wäre, mich für sie hinzugeben. Christus ist für alle gestorben, auch für die Pharisäer.

2. Ihr Armen! Der Ausruf Jesu „Weh euch!“ drückt den tiefen Schmerz Jesu aus, wenn er auf verschlossene und harte Herzen trifft, wie auch in anderen Momenten: „Weh euch, ihr Reichen (…)“. Das Griechische uai oder Hebräische oj, hoj sind Ausrufe des Schmerzes. Diese Worte sind an jeden von uns gerichtet: Wenn wir unser Herz verhärten, unser Herz der Liebe Jesu verschließen, wenn wir verurteilen, wenn wir selbstgerecht werden und uns sättigen an falschen Dingen, blind werden der Not unseres Nächsten gegenüber. Der Schmerz Jesu entspringt der reinen und tiefen Liebe, die er zu uns hat.

3. â€žWehe der Seele, in der Christus nicht wohnt.“ Macarius (der Ägypter) schrieb im 4.Jh. in Anlehnung an das „Wehe“: Wehe dem Weg, wenn niemand auf ihm wandert und keines Menschen Stimme auf ihm zu hören ist! Er wird zu einer Behausung wilder Tiere. Wehe der Seele, wenn der Herr nicht mehr auf ihr einherschreitet und mit seiner Stimme die bösen Tiere nicht mehr verscheucht! Wehe dem Haus, wenn der Herr nicht mehr in ihm wohnt! Wehe der Erde, wenn der Bauer fehlt, der sie bebaut. Wehe dem Schiff ohne Steuermann, denn es wird auf den tobenden Wogen des Meeres dahingetrieben und geht zugrunde. Wehe der Seele, wenn ihr der wahre Steuermann Christus fehlt (…), der sie mit Sorgfalt bebaut, damit sie gute Früchte des Geistes bringen kann! (…)

Gespräch mit Christus: Jesus, ich danke dir für diese Zeit des Gebets. Schenke mir ein feinfühliges Gewissen, welches deinen Schmerz spürt, wenn ich dabei bin, mein Herz zu verschließen.

Vorsatz: Ich möchte heute bewusst in meinen Gedanken und Worten die Gedanken und Worte Jesu nachahmen und niemanden verurteilen.


Fürchtet euch nicht!

14. Oktober 2022

Freitag der achtundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Kallistus I., Papst, Märtyrer

Bettina Duda

Lk 12,1-7
In jener Zeit strömten Tausende von Menschen zusammen, so dass es ein gefährliches Gedränge gab. Jesus wandte sich zuerst an seine Jünger und sagte: Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer, das heißt vor der Heuchelei. Nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt wird, und nichts ist verborgen, was nicht bekannt wird. Deshalb wird man alles, was ihr im Dunkeln redet, am hellen Tag hören, und was ihr einander hinter verschlossenen Türen ins Ohr flüstert, das wird man auf den Dächern verkünden. Euch aber, meinen Freunden, sage ich: Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, euch aber sonst nichts tun können. Ich will euch zeigen, wen ihr fürchten sollt: Fürchtet euch vor dem, der nicht nur töten kann, sondern die Macht hat, euch auch noch in die Hölle zu werfen. Ja, das sage ich euch: Ihn sollt ihr fürchten. Verkauft man nicht fünf Spatzen für ein paar Pfennig? Und doch vergisst Gott nicht einen von ihnen. Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt. Fürchtet euch nicht! Ihr seid mehr wert als viele Spatzen.

Einführendes Gebet: Herr, lass mich in deine Gegenwart treten. Ich möchte dir jetzt begegnen. Öffne mein Herz. Nimm mir die Angst davor, von dir herausgefordert zu werden. Nimm mir die Angst, deine Stimme zu hören und ihr zu folgen.

Bitte: Bewahre mich vor Heuchelei und nimm mir meine Furcht!

1. Jesus wandte sich zuerst an seine Jünger. Bevor Jesus sich der Menge der Menschen zuwendet, wendet er sich bewusst an seine Jünger und möchte sie vor etwas warnen und bewahren. Er weiß nämlich, dass auch denen, die ihm nachfolgen, Versuchungen nicht erspart bleiben werden: die Versuchung der Heuchelei, so zu tun, als ob man besser, vollkommen, heiliger sei als man ist – ja selbst die Liebe zu Gott und dem Nächsten nur vorzuspielen. Jesus möchte, dass wir als Erste authentisch und echt sind, also in der Wahrheit leben.

2. Meine Freunde, fürchtet euch nicht. Jesus spricht uns mit „meine Freunde“ an. Diese Anrede sollte uns innerlich neu berühren, denn Jesus spricht: „Mein Freund, fürchte dich nicht…“. Er möchte eine vertraute, intime und enge Freundschaft mit mir leben und aus dieser Freundschaft heraus muss ich mich nicht fürchten. Ich muss mich auch nicht vor denen fürchten, die den Leib töten. Wie viele Christen auf der Welt erleben genau dieses Schicksal aufgrund ihres Glaubens. Wir müssen keine Angst davor haben, wenn die Zeit unseres Aufbruchs aus unserem Leib angekommen ist oder wenn wir irgendetwas Materielles verlieren. Auch müssen wir niemals Angst vor Gott haben. Fürchten sollten wir nur die Sünde, die uns von Gott trennt.

3. Die Würde des Menschen in den Augen Gottes. Gott sorgt sich um die Spatzen, die einen vergleichsweise geringen „Wert“ besitzen – um wie viel mehr also um den Menschen! Ja so sehr, dass für ihn jedes Haar auf dem Kopf wichtig ist. In einer Zeit, in der der Wert des Menschen mehr und mehr nach Leistung und äußerem Erfolg bemessen wird, zeigt Jesus uns unseren wahren Wert in unserem Sein als geliebte Kinder Gottes.

Gespräch mit Christus: Herr, ich danke dir für diese Gebetszeit. Hilf mir, die Freundschaft mit dir über alles zu stellen und zu bewahren. Hilf mir, die Würde und Größe als geliebtes Kind Gottes in mir und meinen Mitmenschen zu erkennen.

Vorsatz: In Momenten der Furcht möchte ich mich an die Worte Jesu erinnern: „Fürchtet euch nicht…“.


Gott im Inneren suchen

15. Oktober 2022

Samstag der achtundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Theresia von Avila, Ordensfrau (OCD), Kirchenlehrerin
Gedenktag

Bettina Duda

Lk 12,8-12
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ich sage euch: Wer sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem wird sich auch der Menschensohn vor den Engeln Gottes bekennen. Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, der wird auch vor den Engeln Gottes verleugnet werden. Jedem, der etwas gegen den Menschensohn sagt, wird vergeben werden; wer aber den Heiligen Geist lästert, dem wird nicht vergeben. Wenn man euch vor die Gerichte der Synagogen und vor die Herrscher und Machthaber schleppt, dann macht euch keine Sorgen, wie ihr euch verteidigen oder was ihr sagen sollt. Denn der Heilige Geist wird euch in der gleichen Stunde eingeben, was ihr sagen müsst.

Einführendes Gebet: Herr, ich stelle mich bewusst in deine Gegenwart und komme, wie ich gerade bin, mit meinem ganzen Leben. Du richtest deine Augen voll Liebe auf mich und hast dich bereits nach mir gesehnt. Hilf mir, diese Zeit jetzt ganz mit dir zu verbringen und dir zu begegnen, so wie du es möchtest.

Bitte: Schenke mir die Gnade des Gebets, dass ich dich in meinem Inneren finden darf.

1. Er bekennt sich zu mir. Gott ist mit uns, Gott ist für uns. Gott gibt uns sein Wort und er ist ihm treu. Er hält seine Verheißungen, auch wenn wir untreu werden. Warum muss er sich dann noch zu uns bekennen? Wir können es uns lediglich mit unserer menschlichen Vorstellungskraft vor Augen führen, wie Jesus uns anschaut und vor den Engeln spricht: Ich kenne ihn/sie, er/sie gehört zu mir. Mein Freund, meine Freundin… Er kennt uns! Er weiß, wann wir uns vor den Menschen zu ihm bekennen und wann wir ihn verleugnen. Er lädt mich Tag für Tag ein, mich zu ihm zu bekennen und mein Herz auf ihn auszurichten.

2. Vor Gerichten und Machthabern.  Als Jesus vor der religiösen und weltlichen Macht angeklagt war, sprach er nicht viele Worte. Er bekannte sich zum Vater, wenn es der Moment erforderte. Vielleicht geht es genau darum. Manchmal ist es besser zu schweigen als zu reden. Der Heilige Geist spricht in der Stille. Der Herr ist nicht im Sturm, der Herr ist nicht im Feuer. Er ist im leisen Säuseln.

3. Der Heilige Geist spricht. Die heutige Tagesheilige, Teresa von Avila, ist eine Meisterin des inneren Gebets und hat es wohl sehr verstanden, auf die Eingebungen des Heiligen Geistes zu hören. Eine entscheidende Erkenntnis formuliert sie so: „Hätte ich früher erkannt, was ich jetzt weiß, dass der winzige Palast meiner Seele einen so großen König beherbergt, dann hätte ich ihn nicht so häufig darin allein gelassen.“ Sie hat erkannt, dass in ihrem Innersten keine Leere oder Dunkelheit ist, sondern der hellste und schönste „Raum“, in dem Gott selber wohnt, und wenn jemand sehen würde, wie überwältigend schön dieser Raum ist, würde er sicher vor Staunen vergehen. Gott wohnt in meinem „Inneren“. Jeder kennt wohl diese schönen Momente, in denen man eine tiefergehende Gemeinsamkeit mit einem anderen Menschen findet, der andere Mensch gleichsam mein Inneres „betritt“. Gott ist mir noch viel tiefer verbunden und näher, als der Mensch, der am häufigsten mein Inneres „betreten“ hat. Er ist mir näher, als ich es mir bin. Gott ist nicht schwer zu finden, ich bin schwer zu finden. Er ist schon da und wartet auf mich. „Ich bin die Tür“. Ich möchte heute klopfen und eintreten.

Gespräch mit Christus: Herr, lehre mich beten. Aus mir selber heraus vermag ich es nicht, das Gebet übersteigt mich. Bete Du in mir. Lehre mich, dich in meinem Inneren zu finden.

Vorsatz: Ich möchte heute eine Viertelstunde oder mehr im stillen Gebet – von Freund zu Freund oder von Herz zu Herz – mit Jesus verbringen.