Tägliche Meditationen

Tägliche Meditationen

Sonntag 18. September 2022 bis Samstag 24. September 2022

Fünfundzwanzigste Woche im Jahreskreis

P. Michael Hemm LC

Mit ungeteiltem HerzenSonntag
Licht der Welt Montag
Gottes Stimme hörenDienstag
Die Liebe Jesu erfahren und weitergebenMittwoch
Ich will dich sehen!Donnerstag
Der erfolglose MessiasFreitag
Wie sinnlos ist das denn!Samstag


Mit ungeteiltem Herzen

18. September 2022

Fünfundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
Hl. Lambert Bischof, Märtyrer

P. Michael Hemm LC

Lk 16,1-13
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ein reicher Mann hatte einen Verwalter. Diesen beschuldigte man bei ihm, er verschleudere sein Vermögen. Darauf ließ er ihn rufen und sagte zu ihm: Was höre ich über dich? Leg Rechenschaft ab über deine Verwaltung! Denn du kannst nicht länger mein Verwalter sein. Da überlegte der Verwalter: Was soll ich jetzt tun, da mein Herr mir die Verwaltung entzieht? Zu schwerer Arbeit tauge ich nicht und zu betteln schäme ich mich. Ich weiß, was ich tun werde, damit mich die Leute in ihre Häuser aufnehmen, wenn ich als Verwalter abgesetzt bin. Und er ließ die Schuldner seines Herrn, einen nach dem anderen, zu sich kommen und fragte den ersten: Wie viel bist du meinem Herrn schuldig? Er antwortete: Hundert Fass Öl. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, setz dich schnell hin und schreib „fünfzig“! Dann fragte er einen andern: Wie viel bist du schuldig? Der antwortete: Hundert Sack Weizen. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein und schreib „achtzig“! Und der Herr lobte den ungerechten Verwalter, weil er klug gehandelt hatte, und sagte: Die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichtes. Ich sage euch: Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit ihr in die ewigen Wohnungen aufgenommen werdet, wenn es zu Ende geht! Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen, und wer bei den kleinsten Dingen Unrecht tut, der tut es auch bei den großen. Wenn ihr nun im Umgang mit dem ungerechten Mammon nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann das wahre Gut anvertrauen? Und wenn ihr im Umgang mit dem fremden Gut nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann das Eure geben? Kein Sklave kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.

Einführendes Gebet: Herr, in deiner Gegenwart möchte ich dieses Gebet beginnen und dir mein Herz öffnen. Erleuchte mich mit deinem Heiligen Geist, damit ich dir begegnen kann. Du wohnst in meinem Herzen. Dir möchte ich heute von neuem mein ganzes Herz schenken, damit du in meinem Herzen und in meinem Leben als der einzige Herr herrschen kannst.

Bitte: Jesus, hilf mir, großzügig mit dir zu sein und dir mit ungeteiltem Herzen zu dienen!

1. Der ungerechte Verwalter. Jesus lobt zwar den ungerechten Verwalter aus dem Gleichnis, er lobt allerdings nur seine Klugheit, nicht das Ziel, für das er sie einsetzt. Dafür erntet der Verwalter vielmehr Kritik: Er setzt seine Klugheit nicht nur für egoistische Ziele ein, sondern begeht dafür sogar moralisches Unrecht, indem er seinen Herrn übervorteilt. Dahingegen lädt uns Jesus ein, gerechte Verwalter unserer Talente und Fähigkeiten zu sein, das heißt, unsere Talente für ihn und sein Reich einzusetzen; ihm mit unseren Fähigkeiten in den kleinen und in den großen Dingen zu dienen.

2. Mammon. Mammon ist der Besitz oder das Vermögen eines Menschen, sein Geld. Unsere finanziellen Mittel geben uns eine gewisse Sicherheit, um unser Leben zu planen, Güter auszutauschen und unsere Grundbedürfnisse decken zu können. Die Sicherheit, die der Besitz verleiht, hat aber immer ihre Grenzen. Wie schnell kann alles Materielle vergehen! Die materielle Sicherheit darf nie an die Stelle unseres Gottvertrauens treten. Unser himmlischer Vater kennt unsere Nöte und sorgt für uns. Er ist unsere Sicherheit, selbst wenn materielle Stützen zerbrechen. „Sucht aber zuerst sein Reich und seine Gerechtigkeit; dann wird euch alles andere dazugegeben.“

3. Zwei Herren. Der ungerechte Verwalter dient seinem Herrn nicht mit ungeteiltem Herzen. Sein Herz hängt stattdessen am Geld. Um unser Herz wird ein Kampf ausgetragen. Es geht darum, welchem Herrn wir dienen wollen. Wie oft merken wir, dass wir hin- und herschwanken zwischen zwei Herren. Auch der Heilige Paulus kannte diese Erfahrung: „Denn ich tue nicht das Gute, das ich will, sondern das Böse, das ich nicht will, das vollbringe ich.“ (Röm 7,19) Jesus möchte unser ungeteiltes Herz, nicht um es uns wegzunehmen, sondern um es zu erfüllen. Wenn wir ihm dienen, verlieren wir nichts, sondern können nur gewinnen. Gott nimmt nichts weg, sondern gibt alles.

Gespräch mit Christus: Mein Gott, ich möchte mich von dir beschenken lassen. Oft habe ich das Gefühl, dass ich mir die Freude und das Glück selbst holen muss. Manchmal denke ich, dass ich zu kurz kommen könnte, wenn ich dir alles übergebe. Lass mich darauf vertrauen, dass du mich reich beschenken wirst und dass du an Großzügigkeit nicht zu übertreffen bist: Wenn ich großzügig mit dir bin, wirst du mit mir noch großzügiger sein.

Vorsatz: Ich werde heute Gott dienen, indem ich einem Mitmenschen einen Dienst erweise.


Licht der Welt

19. September 2022

Montag der fünfundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Januarius, Bischof, Märtyrer

P. Michael Hemm LC

Lk 8,16-18
In jener Zeit sprach Jesus: Niemand zündet ein Licht an und deckt es mit einem Gefäß zu oder stellt es unter das Bett, sondern man stellt das Licht auf den Leuchter, damit alle, die eintreten, es leuchten sehen. Es gibt nichts Verborgenes, das nicht offenbar wird, und nichts Geheimes, das nicht bekannt wird und an den Tag kommt. Gebt also acht, dass ihr richtig zuhört! Denn wer hat, dem wird gegeben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er zu haben meint.

Einführendes Gebet: Mein Gott, zu Beginn dieses Gebets möchte ich meinen Glauben an deine Gegenwart erneuern. Du schaust mich jetzt voller Liebe an und freust dich über mich, weil ich dein geliebtes Kind bin. Lass deinen Blick und deine Gegenwart mich mit Freude erfüllen. Ich möchte immer auf dich vertrauen, weil du in deiner Weisheit und Vorsehung mein Leben zum Guten führst.

Bitte: Herr, hilf mir, dein Licht in mein Leben hereinzulassen und ein Licht für meine Mitmenschen zu sein!

1. Ich bin das Licht der Welt. Im heutigen Evangelium spricht Jesus vom Licht. An einer anderen Stelle erklärt er uns, wer dieses Licht ist: er selbst. In unserem Leben gibt es verschieden Arten von Dunkelheit: Leid, Unsicherheit, Hass, Streit, Gleichgültigkeit, scheinbare Ausweglosigkeit, Krankheit, seelische Verletzungen, Sünde. Jesus ist das Licht der Welt. Er ist stärker als all diese Dunkelheit. Seine Gegenwart in unserem Leben gibt uns Licht. Seine persönliche Liebe zu jedem Einzelnen von uns hellt unsere Dunkelheit auf und zeigt, dass wir über sie hinausgehen können. Denn durch seine Erlösung führt er uns aus der Dunkelheit in sein Licht. Wie dunkel es auch in einem Raum sein mag, wenn Licht hineinkommt, muss das Dunkel weichen.

2. Mein Leben ans Licht bringen.  â€žEs gibt nichts Verborgenes, das nicht offenbar wird“. Das Licht ist stärker als die Finsternis. Gott ist stärker als das Böse, die Sünde, das Leid, sogar stärker als der Tod. Wir dürfen ihm vertrauen und unsere dunklen Seiten ans Licht bringen. Wie sehr hilft es uns, unsere Sorgen und Probleme beim Namen zu nennen: erst vor uns selbst, aber dann auch vor Gott und vor anderen Menschen, die helfen können. Eine Art und Weise, unsere Dunkelheit ans Licht zu bringen, besteht darin, andere um Hilfe zu bitten. Oft verlieren unsere Probleme schon dadurch an Gewicht, dass wir sie mit anderen teilen. Ein ganz besonderer und wichtiger Moment, der das Licht der Barmherzigkeit Jesu in unser Dunkel bringt, ist die Beichte. Sie erfordert immer Selbstüberwindung, aber gibt dann einen großen Frieden und viel Licht ins Herz.

3. Ihr seid das Licht der Welt. Wir alle sind dazu gerufen, unser Licht auf den Leuchter zu stellen. „Ihr seid das Licht der Welt“, fügt Jesus an einer anderen Stelle hinzu. Dabei geht es nicht darum, dass wir selbst gelobt werden, sondern dass Gott gelobt wird, der uns sein Licht schenkt. Nur wenn wir im Kontakt mit ihm sind, können wir wirklich leuchten. Wir sollen Licht sein, indem wir andere Menschen mit der geduldigen Liebe Gottes lieben. Wir sollen Licht sein, indem wir anderen dienen, wie Jesus den Menschen gedient hat. Wir sollen Licht sein, indem wir – erfüllt vom Heiligen Geist – anderen von unserer Erfahrung der Liebe Gottes und von unserer Freundschaft mit ihm erzählen.

Gespräch mit Christus: Mein Gott, du kennst alles in mir: alles Gute in mir, aber auch alle meine Schwächen und dunklen Seiten. Du liebst mich trotzdem. Hilf mir, dass ich mich von dir lieben lasse, damit du auf diese Weise meine dunklen Seiten erhellen kannst. Ich möchte dir heute bewusst alles schenken, was auf meinem Herzen lastet: alle Sorgen, alle Schwierigkeiten, alle inneren Kämpfe, alle Zweifel, alles Leid.

Vorsatz: Ich werde Licht in einen Bereich meines Lebens lassen, indem ich jemanden um Hilfe bitte oder mich mit meinen Sorgen jemandem anvertraue, der mir helfen kann und der mich versteht.


Gottes Stimme hören

20. September 2022

Dienstag der fünfundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Andreas Kim Taegon und hl. Paulus Chong Hasang und Gefährten, Priester / Laienprediger, alle Märtyrer
Gedenktag

P. Michael Hemm LC

Lk 8,19-21
In jener Zeit kamen die Mutter Jesu und seine Brüder zu ihm; sie konnten aber wegen der vielen Leute nicht zu ihm gelangen. Da sagte man ihm: Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und möchten dich sehen. Er erwiderte: Meine Mutter und meine Brüder sind die, die das Wort Gottes hören und danach handeln.

Einführendes Gebet: Jesus, im heutigen Evangelium erklärst du uns, wie wichtig es ist, dass wir auf dein Wort hören und uns auf diese Weise von dir führen lassen. Ich möchte mich jetzt in deiner Gegenwart sammeln und dir mein Herz öffnen für das, was du mir sagen und schenken willst.

Bitte: Herr, schenke mir die Gnade, immer deine Stimme zu hören und ihr zu folgen!

1. Lebendige Beziehung. Eine lebendige und gesunde Beziehung ist immer gegenseitig. An einer Beziehung, in der immer nur der eine redet, so dass der andere gar nicht zu Wort kommt, stimmt etwas nicht. Genauso ist es auch mit unserer Beziehung zu Gott: Wenn wir im Gebet nur unsere Formeln aufsagen, ohne in Stille unser Herz zu öffnen für das, was er uns sagen möchte, dann fehlt etwas Entscheidendes. Eine solche Beziehung würde diesen Namen eigentlich gar nicht verdienen.

2. Das Ohr des Herzens öffnen. Um Gott zu hören, müssen wir alle Nebengeräusche ausblenden und die geistlichen Ohrenstöpsel aus den Ohren nehmen. Ein Hindernis dabei ist, dass wir Gott – bewusst oder unbewusst – Bedingungen stellen: „Ich folge deinem Wort, wenn es mir passt; wenn es nicht zu schwer ist; wenn ich mich gut dabei fühle.“ Diese und ähnliche Bedingungen sind wie Ohrenstöpsel, die uns taub machen für Gott oder seine Stimme wenigstens dämpfen. Oft sind es innere Ängste, die unsere Fähigkeit hinzuhören vermindern. Erst wenn wir bereit sind, seinem Wort bedingungslos zu folgen, können wir seine Stimme klarer und deutlicher hören. Das setzt großes Vertrauen voraus, darauf, dass er es wirklich gut mit uns meint, dass er nur das Beste für uns will, dass er die Liebe ist und dass sein Plan gut ist.

3. Erneuerung. Die Erneuerung der Kirche beginnt mit der Erneuerung unserer persönlichen Beziehung zu Gott. Nur Gott kann uns und seine Kirche von Grund auf erneuern. Deshalb sind diejenigen die wahren Reformer der Kirche, die aus einer lebendigen Gottesbeziehung heraus leben und sich von ihm leiten lassen. Gott kann besonders durch Menschen wirken, die sich ihm bedingungslos zur Verfügung stellen. Dabei kommt es nicht so sehr auf die eigene Position oder die eigenen Talente an. Gott kann handeln, wenn wir nach seinem Wort handeln, das wir ihn in unserem Herzen gehört haben.

Gespräch mit Christus: Herr, ich möchte mich dir zur Verfügung stellen. Hilf mir, auf deine Liebe, deine Allmacht und deine Weisheit zu vertrauen. Hilf mir zu glauben, dass dein Plan für mein Leben gut ist. Und lass mich aus diesem Vertrauen heraus deine Stimme hören, damit ich dein Werkzeug in der Welt sein kann. Sende mir deinen Heiligen Geist, der mich führen soll. Ich bin zu allem bereit, was du von mir möchtest.

Vorsatz: Ich schreibe heute auf einen Zettel die Liste der Bedingungen, die ich Gott manchmal stelle, und der Ängste, die mich davon abhalten, seinem Wort zu folgen.


Die Liebe Jesu erfahren und weitergeben

21. September 2022

Mittwoch der fünfundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Matthäus, Apostel und Evangelist
Fest

P. Michael Hemm LC

Mt 9,9-13
In jener Zeit sah Jesus einen Mann namens Matthäus am Zoll sitzen und sagte zu ihm: Folge mir nach! Da stand Matthäus auf und folgte ihm. Und als Jesus in seinem Haus beim Essen war, kamen viele Zöllner und Sünder und aßen zusammen mit ihm und seinen Jüngern. Als die Pharisäer das sahen, sagten sie zu seinen Jüngern: Wie kann euer Meister zusammen mit Zöllnern und Sündern essen? Er hörte es und sagte: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Darum lernt, was es heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer. Denn ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten.

Einführendes Gebet: Mein Gott, ich komme jetzt zu dir, so wie ich bin. Alles möchte ich jetzt bewusst zu dir bringen: meine Freuden und mein Leid, meine Erfolge und meine Schwierigkeiten, meine Stärken und meine Schwächen. Du nimmst mich an, wie ich bin. Du schließt mich in deine Arme und möchtest jetzt mit mir Zeit verbringen. Danke, Herr!

Bitte: Jesus, hilf mir, deine unendliche Liebe zu mir zu erfahren und ein Zeuge dieser Liebe für meine Mitmenschen zu sein!

1. Der Blick Jesu. Im Evangelium lesen wir, dass die Pharisäer darüber empört sind, dass Jesus sich mit Zöllnern und Sündern abgibt und sogar mit ihnen isst. Der Blick der Pharisäer auf die Zöllner ist der von Richtern und Verächtern. Wir können uns vorstellen, wie Matthäus selbst auf sich blickt. Wahrscheinlich war es ihm unangenehm, dass er als Zöllner mit der römischen Besatzungsmacht zusammenarbeitete. Vielleicht war er auch enttäuscht über sich selbst und darüber, dass er den Menschen manchmal zu viel Geld abnahm. So kann es uns auch oft geschehen, dass wir enttäuscht sind über uns selbst und unsere eigene Schwachheit. Aber im Blick Jesu liegt weder Enttäuschung noch Verurteilung: Er hat nur Mitleid mit den Sündern, und weil er sie liebt, möchte er Zeit mit ihnen verbringen und ihnen helfen, gerade sie erlösen.

2. Die grundlegende christliche Erfahrung. Manchmal denken wir – vielleicht ähnlich wie die Pharisäer –, dass ein guter Christ immer stark ist und möglichst keine Schwäche hat. Aber das ist es nicht, was einen Christen ausmacht. Die zentrale Eigenschaft eines Christen ist vielmehr, dass er sich von seinem Erlöser retten lässt. Das geschieht nicht nur unserer Schwachheit zum Trotz, sondern ist gerade erst wegen ihr möglich. In unserem christlichen Glauben geht es nicht so sehr darum, was wir selbst leisten können und tun, sondern darum, was Gott in uns tut. Gott handelt vor allem in der Schwachheit. „Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark“, weil ich in der Erfahrung meiner Schwachheit voller Demut in die Arme meines Erlösers laufe, in die Arme des Arztes, der mich heilen will.

3. Die Nachfolge. Jesus liebt uns bedingungslos und vergibt uns immer. Aber dass er uns schwache Menschen darüber hinaus auch noch ruft, seine Apostel zu sein und sein Evangelium zu verkünden, das will uns manchmal nicht in den Kopf. „Wie konnte er mich in seine Nachfolge rufen? Er weiß doch, dass ich ein Sünder bin!“, wird sich vielleicht auch Matthäus manchmal gefragt haben. Auch wir denken oft, dass nur die Fortgeschrittenen in der Heiligkeit dazu gerufen sind, anderen Menschen von der Liebe Gottes zu erzählen und andere zu Jesus zu führen. Aber das Gegenteil ist der Fall: Genau diejenigen, die in ihrer Schwachheit die bedingungslose Liebe Gottes erfahren durften, sind auch gerufen, diese Liebe in der Welt zu bezeugen. Und genauso, wie Gott uns durch seine Vergebung stützt, so stützt er uns auch in unserem missionarischen Dienst als Apostel, zu dem wir alle gerufen sind.

Gespräch mit Christus: Jesus, du rufst auch mich in deine Nachfolge. Ich halte mich für unwürdig, bei dir zu sein, und für unfähig, dein Evangelium zu verkünden. Hilf mir, mehr auf dich und dein Handeln zu vertrauen. Gib mir ein offenes Ohr, um zu hören, wohin du mich senden willst. Ich weiß, du wirst mich nicht überfordern und mir die Gnaden geben, die ich für meine Mission/Lebensaufgabe brauche.

Vorsatz: Ich überlege und höre in mich hinein, wie Jesus mich in seinen missionarischen Dienst stellen möchte und wem ich durch sein Wort oder gute Taten die Liebe Gottes erfahrbar machen kann.


Ich will dich sehen!

22. September 2022

Donnerstag der fünfundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Mauritius (Moritz) und Gefährten, Märtyrer

P. Michael Hemm LC

Lk 9,7-9
In jener Zeit hörte der Tetrarch Herodes von allem, was durch Jesus geschah, und wusste nicht, was er davon halten sollte. Denn manche sagten: Johannes ist von den Toten auferstanden. Andere meinten: Elija ist wiedererschienen. Wieder andere: Einer der alten Propheten ist auferstanden. Herodes aber sagte: Johannes habe ich selbst enthaupten lassen. Wer ist dann dieser Mann, von dem man mir solche Dinge erzählt? Und er hatte den Wunsch, ihn einmal zu sehen.

Einführendes Gebet: Herr, manchmal fällt es mir schwer zu beten. Ich schaffe es nicht, mich zu konzentrieren, bin ständig abgelenkt und habe oft gar keine Lust zu beten. Ich komme jetzt zu dir mit dieser Unfähigkeit. Ich schenke dir meine Schwachheit, aber auch mein Bemühen und meinen aufrichtigen Wunsch, dir zu begegnen.

Bitte: Jesus, lass mich dich in der Tiefe meines Herzens besser kennen lernen und dir begegnen!

1. Manche sagten… Das Bild, das die Menschen sich von Jesus gemacht hatten, war schon ziemlich außergewöhnlich, auch wenn sie damit noch nicht an die Wirklichkeit herankamen: Sie hielten ihn nicht nur für Johannes den Täufer, diesen großen Rufer in der Wüste, der Scharen von Menschen anzog, das Volk zur Umkehr bewegte und nicht einmal davor zurückschreckte, den König zu korrigieren. Sie glaubten sogar, dass er, Johannes, in ihm auferstanden sei. Andere hielten ihn für den großen Propheten Elija, auf dessen Gebet hin der Himmel für drei Jahre verschlossen blieb, ohne dass ein Tropfen Regen fiel, der Tote erweckte, Feuer vom Himmel fallen ließ und am Ende seines Lebens mit einem Feuerwagen in den Himmel entrückt wurde. Die Menschen müssen also von Jesus fasziniert gewesen sein. Sie erkannten, dass sie es hier mit jemand Besonderem zu tun hatten.

2. An Jesus scheiden sich die Geister. Im Evangelium lesen wir an einer Stelle, dass die Tempelwache, die Jesus festnehmen sollte, unverrichteter Dinge zu den Pharisäern zurückkehrt und die Befehlsverweigerung mit den Worten erklärt: „Noch nie hat ein Mensch so gesprochen“ (Joh 7,46). Nicht nur die Wunder Jesu riefen Stauen hervor, sogar seine Worte. Er muss auch in seiner Menschlichkeit, nicht nur durch seine Wunder, eine Autorität ausgestrahlt haben, wie es sie noch nie gegeben hatte. Seine Anziehungskraft muss unglaublich gewesen sein. Sonst wären ihm die Menschen nicht zu Tausenden gefolgt. Sonst hätten sie seinen Predigten nicht zugehört. Die Mischung aus Autorität, Kraft und Vollmacht einerseits und Liebe, Güte und Zärtlichkeit andererseits muss faszinierend gewesen sein. Dennoch, an seinem Anspruch, mehr als nur Johannes der Täufer oder Elija oder sonst einer der Propheten zu sein, schieden sich die Geister. Auch heute noch ist der Anspruch Jesu, Gott zu sein, ein Stein des Anstoßes für viele.

3. Die Sehnsucht, Jesus zu sehen. Die Pharisäer reagierten mit Ablehnung auf den Anspruch Jesu. Herodes verspürte eine oberflächliche Neugier danach, die Wunder Jesu zu sehen und sich dadurch unterhalten zu lassen. Doch die angemessene Reaktion ist eine tiefe Sehnsucht danach, Jesus zu sehen. Manchmal fällt es schwer, zu beten und Jesus zu begegnen. Manchmal ist das Gebet trocken oder langweilig. Wir können Jesus einfach nicht wie eine Ware ergreifen, kontrollieren und konsumieren! Aber gerade diese Unfähigkeit kann uns dazu anleiten, unser Herz voller Sehnsucht für ihn zu öffnen und zu weiten. Wir dürfen zu ihm kommen und ihm sagen, wie schwer es uns manchmal fällt, ihn zu suchen, dass wir ihn aber so gerne finden würden. Die Sehnsucht Jesu nach uns ist noch viel größer. Wenn er uns in unserer Suche nach ihm manchmal warten und „zappeln“ lässt, dann nur, um uns danach umso reicher zu beschenken.

Gespräch mit Christus: Jesus, lass mich deine Einzigartigkeit mit dem Verstand erkennen und im Herzen erfassen. Ich weiß, dass du allein mein Herz ganz füllen kannst. Ich fühle mich aber manchmal so weit weg von dir. Ich kann dir nur begegnen, wenn du es mir schenkst. Dieses Geschenk kommt völlig unverdienterweise, wenn es kommt, aber du willst es mir geben. Hilf mir, mein Herz dafür zu öffnen!

Vorsatz: Ich werde meine Sehnsucht nach Jesus heute tagsüber durch kleine Stoßgebete lebendig erhalten, zum Beispiel: „Jesus, Jesus, komm zu mir! Oh, wie sehn ich mich nach dir!“


Der erfolglose Messias

23. September 2022

Freitag der fünfundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Pio von Pietrelcina (Padre Pio), Ordenspriester

P. Michael Hemm LC

Lk 9,18-22
In jener Zeit, als Jesus in der Einsamkeit betete und die Jünger bei ihm waren, fragte er sie: Für wen halten mich die Leute? Sie antworteten: Einige für Johannes den Täufer, andere für Elija; wieder andere sagen: Einer der alten Propheten ist auferstanden. Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Petrus antwortete: Für den Messias Gottes. Doch er verbot ihnen streng, es jemand weiterzusagen. Und er fügte hinzu: Der Menschensohn muss vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er wird getötet werden, aber am dritten Tag wird er auferstehen.

Einführendes Gebet: Jesus, ich möchte dir im Gebet begegnen. Ich möchte dich besser kennenlernen. Ich glaube, dass du dich mir durch dein Wort, das Evangelium, offenbaren willst. Hilf mir, mich mit Glauben und Demut dir und deinem Wort zu nähern, damit du dich mir zeigen kannst!

Bitte: Herr, hilf mir, meine falschen Vorstellungen von dir zu überwinden und dich kennenzulernen, wie du wirklich bist!

1. Warum dieses Verbot? Bei seiner Himmelfahrt sendet Jesus seine Jünger in alle Welt, damit sie ihn den Menschen bekannt machen. Warum aber verbietet er in der heutigen Evangelienstelle seinen Aposteln, jemand zu erzählen, dass er der Messias ist? Der Grund ist wahrscheinlich, dass damals unter den Juden die Meinung vorherrschte, dass ein weltlicher Messias kommen würde, der Wohlstand bringt und die Römer vertreibt, um das Königreich Israel als mächtiges Reich wiederherzustellen. Jesus wollte nicht als ein solcher Messias angesehen werden. Er ist kein Messias, der alle Probleme löst, der uns ins Schlaraffenland führt und all unsere Wünsche erfüllt. Er ist anders. Das ist nicht leicht anzunehmen und im konkreten Leben manchmal auch schmerzhaft: „Das ist mein Schmerz, dass die Rechte des Höchsten so anders handelt“.

2. Wer ist Jesus dann? Das Verbot Jesu, ihn als Messias zu verkünden, offenbart uns etwas über ihn selbst: Er ist ein Messias, der für sich selbst nicht den bequemen Weg wählt und der auch denen, die ihm nachfolgen, diesen bequemen Weg nicht verspricht. Seine Antwort auf unser Leid und unsere Schwierigkeiten besteht oft nicht darin, uns das Leid wegzunehmen, sondern uns auf dem Weg des Leidens zu begleiten. Die Antwort auf die Frage, warum Gott das Leid zulässt, ist keine theoretische. Die Antwort ist das Kreuz Jesu: Er ist im Leiden bei uns, begleitet uns, leidet mit uns. Wir haben nicht einen Gott, der auf seinem Thron sitzt und unsere Probleme löst, wenn es ihm danach ist, sondern einen Gott, der unsere Situation kennt, weil er sie selbst durchlebt hat.

3. Das Gebet Jesu. In diesem Zusammenhang passt auch das Gebet Jesu in der Einsamkeit, von dem uns das heutige Evangelium erzählt. Jesus gibt der Versuchung nicht nach, seine göttlichen Fähigkeiten einzusetzen, um menschliche Ehren zu erlangen. Er zieht sich vielmehr in die Einsamkeit zurück: in die Beziehung zu seinem Vater, der ihm Klarheit und Kraft gibt, um seinen Weg zu gehen. In dieser Vertrautheit mit dem Vater tankt er auf; hier findet er seine Identität. Jesus sucht nicht das Ansehen oder den Applaus der Menschen, sondern einzig die Ehre seines Vaters.

Gespräch mit Christus: Mein Gott, ich habe oft meine Vorstellungen, wie du in meinem Leben handeln solltest. Ich wünsche mir oft, dass du meine Probleme löst, das Leid aus meinem Leben wegnimmst und mich stark und perfekt werden lässt. Doch du selbst wählst den Weg der Erniedrigung, der Demut und des Gehorsams gegenüber dem Vater und seinem Willen. Danke, dass du in meinem Leid bei mir bist. Hilf mir, auf dich zu vertrauen und von dir zu lernen!

Vorsatz: Ich werde heute in einer schwierigen oder unangenehmen Situation, die auf mich zukommt, an die Gegenwart Jesu glauben.


Wie sinnlos ist das denn!

24. September 2022

Samstag der fünfundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Rupert, Bischof, Glaubensbote
Hl. Virgil, Bischof, Glaubensbote

P. Michael Hemm LC

Lk 9,43b-45
In jener Zeit staunten alle Leute über das, was Jesus tat; er aber sagte zu seinen Jüngern: Merkt euch genau, was ich jetzt sage: Der Menschensohn wird den Menschen ausgeliefert werden. Doch die Jünger verstanden den Sinn seiner Worte nicht; er blieb ihnen verborgen, so dass sie ihn nicht begriffen. Aber sie scheuten sich, Jesus zu fragen, was er damit sagen wollte.

Einführendes Gebet: Mein Gott, danke für die Zeit mit dir, die du mir jetzt schenkst. Ich danke dir für das Geschenk meiner Beziehung mit dir. Du wohnst in unzugänglichem Licht, wolltest dich uns aber offenbaren. Aus reiner Liebe schenkst du mir die Gnade, dich zu kennen und dir zu begegnen. Danke!

Bitte: Herr, lass mich dich und deine Botschaft immer tiefer verstehen!

1. â€žMerkt euch genau…“ Wenn man etwas nicht versteht, vergisst man es schnell wieder. Sobald man es aber verstanden hat, bleibt es viel leichter im Gedächtnis. Das haben wir sicher schon im Schulunterricht erlebt. Im heutigen Evangelium lesen wir, dass Jesus den Wunsch hat, seinen Jüngern etwas Wichtiges mitzuteilen. Doch er ahnt schon, dass sie seine Worte noch nicht verstehen. Um zu vermeiden, dass sie das Gesagte gleich wieder vergessen, verleiht er seinen Worten besonderen Nachdruck. Es liegt ihm am Herzen, dass die Botschaft bei den Jüngern ankommt. Wir können aus seinen Worten eine große Fürsorge für seine Jünger heraushören, für die er nur das Beste möchte. Er spricht zu ihnen wie ein guter Vater, der seinen Kindern eine wichtige Lehre fürs Leben mitgeben will, auch wenn sie noch nicht fähig sind, die ganze Tiefe dieser Lehre zu erfassen.

2. Das Ärgernis des Kreuzes. Ein Grund, warum die Jünger die Botschaft nicht verstehen, ist der unangenehme und unerwartete Inhalt. Jesus kündigt seinen Kreuzestod an. Die Jünger waren über diese Nachricht sicher nicht sehr erfreut. Sie bevorzugen den Jesus, der Brot vermehrt und Kranke heilt. Das Kreuz war damals ein Ärgernis und ist es auch heute für jeden von uns. Nur wenn wir das Kreuz Jesu annehmen, sind wir fähig, ihn und seine Mission besser zu verstehen.

3. Noch verstehen sie nicht. â€žDer Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“ Ohne den Heiligen Geist sind wir nicht in der Lage, Jesus und seine Botschaft zu verstehen. Wir können Gott nur kennenlernen und ihm begegnen, wenn er sich uns offenbart. Das tut er in Jesus und durch den Heiligen Geist. Als guter Vater wird er uns den Heiligen Geist geben, wenn wir ihn darum bitten. Er will sich uns zeigen, da er ein großes Interesse an einer innigen Beziehung mit uns hat.

Gespräch mit Christus: Herr, ich möchte dich in meinem Leben mehr entdecken. Ich möchte mehr verstehen, was du für mein Leben willst. Hilf mir, offen zu sein für deine Botschaft und alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen, die mich davon abhalten, dich und deine Botschaft anzunehmen.

Vorsatz: Ich werde heute tagsüber bewusst mit dem Heiligen Geist verbunden sein und ihn um seinen Beistand bitten.