Tägliche Meditationen Sonntag 24. Oktober 2021 bis Samstag 30. Oktober 2021 Dreißigste Woche im Jahreskreis Dr. Christoph Kunkel
Das Wunder des Glaubens 24. Oktober 2021
Dreißigster Sonntag im Jahreskreis Hl. Antonius Maria Claret, Bischof, Ordensgründer Dr. Christoph Kunkel Mk 10,46b-52 In jener Zeit, als Jesus mit seinen Jüngern und einer großen Menschenmenge Jericho verließ, saß am Weg ein blinder Bettler, Bartimäus, der Sohn des Timäus. Sobald er hörte, dass es Jesus von Nazaret war, rief er laut: Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir! Viele befahlen ihm zu schweigen. Er aber schrie noch viel lauter: Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir! Jesus blieb stehen und sagte: Ruft ihn her! Sie riefen den Blinden und sagten zu ihm: Hab nur Mut, steh auf, er ruft dich. Da warf er seinen Mantel weg, sprang auf und lief auf Jesus zu. Und Jesus fragte ihn: Was willst du, dass ich dir tue? Der Blinde antwortete: Rabbuni, ich möchte sehen können. Da sagte Jesus zu ihm: Geh! Dein Glaube hat dich gerettet. Im gleichen Augenblick konnte er wieder sehen, und er folgte Jesus auf seinem Weg. Einführendes Gebet: Dir soll jetzt ein Blick in Jesu Augen genügen oder dass du einmal seinen Namen – „Jesus“ – langsam aussprichst, mit Herz und Seele. Die Heiligen haben es oft genug so getan und tief erlebt – und auch du selbst. Deshalb bitte ihn auch heute und für diesen Tag um diese Gnade: verstohlenen einen Blick auf sein Antlitz zu werfen und den Klang seiner Stimme zu vernehmen. Bitte: O Herr, lass mich doch an dein wundersames Eingreifen in das Geschehen dieser Welt und seiner Geschöpfe glauben. 1. Bartimäus vertraut zutiefst. Er schreit störend laut: Der Blinde weiß nämlich nicht, wo sich Jesus gerade befindet. Bartimäus hat schon viel von Jesus gehört. So viel, dass er seine allerstärkste Hoffnung in ihn setzt. Wie immer gibt es bei den Jesus-Berichten ein Aber, das den guten Ausgang verhindern könnte. Bartimäus nennt Jesus zwar korrekt „Sohn Davids“, aber für die Leute ist er ein lästiger Störer. Sie herrschen ihn an, er solle doch schweigen und die großartige, spannende Bewegung nicht egoistisch stören, er, der Behinderte am Wegrand. Doch Jesus hört die existentielle Not des Schreienden, „Was willst du, dass ich dir tue?“, fragt er zurückhaltend und heilt diesen inbrünstig Wünschenden, weil er dessen tiefstes Vertrauen verspürt. 2. „Dein Glaube hat dich gerettet.“ Der naturwissenschaftliche Verstand sieht in solcher Suggestiv-Heilung des hypnotischen Supertherapeuten Jesus allenfalls die Befreiung von einer hysterischen Sehminderung. Natürlich greift solch ein Statement selbst für Ungläubige zu kurz, aber Wunder gibt es nun mal nicht (so die vorab gefällte Entscheidung). Indes: Bartimäus‘ Heilungsbegehren ist zutiefst existentiell, er geht ohne Mantel, was sein Haus und seine Habe ist, auf Jesus zu. In seinem Schreien äußert sich der tiefe Glaube Israels aller Zeiten, auf den Gott unmittelbar in Jesus antwortet, wie schon ungezählte Male vorher in den Tagen der Propheten. Gottes Sprechen: „Geh! Dein Glaube hat dich gerettet“, wirkt wie herausgeschnitten aus Abrahams Zeit: Sein Glaube wurde als Gerechtigkeit angenommen. Und so auch jetzt. 3. Wunder sind immer Gottes Werk, menschlich schwer zu fassen. Wir tun uns oft schwer mit den Wundern Jesu. Entweder – so bringen wir vor – werden sie bei den Evangelisten „nicht einheitlich“ wiedergegeben: „schwammig-widersprüchlich“. Und im Übrigen werden sie wohl „am ehesten symbolisch gemeint sein“, geistlich stärkende Glaubensparabeln eben. Bestenfalls ist Jesus einer dieser spirituellen Heiler, die stark suggestiv handeln. Und dann wird das Ganze in der Überlieferung auch noch überzeichnet, um die frühe Gemeinde zu stärken und zu begeistern. Aber nein! Die ganze Bibel wäre dann wertlos, wenn man nicht den roten Faden in den realen Begebenheiten erblicken könnte. Gott wirkt in sein erwähltes Volk hinein. Er schickt schließlich Israel den lang ersehnten Messias und verändert geheimnisvoll die althergebrachten, genau vorgeschriebenen Opfergaben der Gläubigen zum letztgültigen Opfer Gottes vor sich selbst: Gott in seinem Sohn vor seinem Vater: Aus Mitleid und Liebe für uns Menschengeschöpfe, die er so sehr liebt, dass er uns vor sich, dem vollkommenen Gott bestehen lassen möchte durch die Opfergabe in seinem Sohn. Gespräch mit Christus: Herr, noch ehe ich mir je die Frage gestellt hatte, warum ich eigentlich glaube, bestand schon meine Beziehung zu dir. Erlebnisse aus frühester Kindheit gibt es da von deiner unmittelbaren Gegenwart und Nähe. Sie warfen mich immer allein auf dich zurück. Lass mich heute im Dunkeln und Verborgenen glauben und dich dereinst im hellen Lichte sehen! Vorsatz: Forschen möchte ich nach den Wundern Gottes in meiner kleinen Welt und an sie glauben.
Heilung und Befreiung erfahren im Haus Gottes 25. Oktober 2021
Montag der dreißigsten Woche im Jahreskreis
Dr. Christoph Kunkel Lk 13,10-17 In jener Zeit lehrte Jesus am Sabbat in einer Synagoge. Dort saß eine Frau, die seit achtzehn Jahren krank war, weil sie von einem Dämon geplagt wurde; ihr Rücken war verkrümmt, und sie konnte nicht mehr aufrecht gehen. Als Jesus sie sah, rief er sie zu sich und sagte: Frau, du bist von deinem Leiden erlöst. Und er legte ihr die Hände auf. Im gleichen Augenblick richtete sie sich auf und pries Gott. Der Synagogenvorsteher aber war empört darüber, dass Jesus am Sabbat heilte, und sagte zu den Leuten: Sechs Tage sind zum Arbeiten da. Kommt also an diesen Tagen und lasst euch heilen, nicht am Sabbat! Der Herr erwiderte ihm: Ihr Heuchler! Bindet nicht jeder von euch am Sabbat seinen Ochsen oder Esel von der Krippe los und führt ihn zur Tränke? Diese Tochter Abrahams aber, die der Satan schon seit achtzehn Jahren gefesselt hielt, sollte am Sabbat nicht davon befreit werden dürfen? Durch diese Worte wurden alle seine Gegner beschämt; das ganze Volk aber freute sich über all die großen Taten, die er vollbrachte. Einführendes Gebet: Herr, öffne heute meine Augen für deine verborgene Gegenwart im existentiellen Leid, das so dringend in mir und in meinen Nächsten nach Linderung schreit, sowie im geheimnisvollen Wirken der Liturgie, in der du darauf antwortest und uns heilst. Bitte: Herr, lass mich das Heilige in mir und meinem Nächsten erkennen, es fördern und erhalten. 1. Jesus heilt – trotz starrer Regeln und skeptischer Blicke. Die von Gott geforderte Gesetzestreue des Volkes Israel ist mit der Zeit und unter politischer Unterdrückung im blanken Befolgen veräußerlichter Regeln erstarrt. Eine seit 18 Jahren krumme und verbogene Frau, die wohl kaum allein den Weg in die Synagoge schaffen kann, wird ausgerechnet am Sabbat dort von Jesus geheilt. Durch Handauflegen wird sie wieder gerade! Und wieder einmal will der Skeptiker die stark suggestive Heilungsspiritualität eines Wanderpredigers namens Jesus angesichts eines bloß psychosomatischen Leidens am Werke sehen. So wie es Handaufleger und Besprecher schon immer und überall getan haben. 2. Am Sabbat wird der ganze Mensch geheilt. Jesus setzt sich schweren Vorwürfen des Synagogenvorstehers aus, die er aber schlicht und einleuchtend widerlegt: Genauso wie man selbst Ochs und Esel am Sabbat nicht verdursten lässt, indem man sie zur Tränke führt und damit aus der gebotenen Sabbatruhe heraustritt, darf man einen existentiell geplagten Menschen auch am Sabbat heilen. Und damit verweist Jesus auf einen größeren Zusammenhang. Gerade der heilige Sabbat, gerade die Synagoge sollen für alle Kinder Abrahams frei sein von aller Dämonie des Satans. 3. Christus behandelt die Ursache, wir von den Symptomen her. Wie? Verkrümmte Wirbelsäule und Muskelverformungen sind Satans Werke? Krankheit Ausdruck böser Fesselung? Jeder Arzt fragt sich – gleichwohl am naturwissenschaftlich Objektiven ausgerichtet – wie in Leib und Seele aus einer quasi schöpfungswidrigen Schrägläufigkeit ein Krankheitsübel entsteht, was er dann sachlich auf natürliche Ursachen hin untersucht. Krankheit bleibt immer ein Trauma. Wenn auch innerweltlich erscheinend, stellt sie eine Störung der harmonischen Gesundheit dar. Gespräch mit Christus: Jesus, obwohl du die Güte und die Wahrheit selbst bist, bist du bei deinem Wirken unter uns auf heftigsten Widerstand gestoßen. Da sind Dämonen, die Menschen fesseln, da sind Könige und hohe Persönlichkeiten, die dich verfolgen, da sind religiöse Behörden mit verkehrten Auffassungen von dem, was der wahre Gottesdienst ist, die dir entgegentreten. Und doch hast du als Guter Hirt dich nicht davon abbringen lassen, das Werk zu vollenden, das dir der Vater aufgetragen hat. Lehre mich, immer und ohne Zögern das Gute zu tun, das, worum mich mein Gewissen bittet. Vorsatz: „Rein sei das Herz und unversehrt und allem Guten zugekehrt!“
Inkulturation 26. Oktober 2021
Dienstag der dreißigsten Woche im Jahreskreis
Dr. Christoph Kunkel Lk 13,18-21 In jener Zeit sprach Jesus: Wem ist das Reich Gottes ähnlich, womit soll ich es vergleichen? Es ist wie ein Senfkorn, das ein Mann in seinem Garten in die Erde steckte; es wuchs und wurde zu einem Baum, und die Vögel des Himmels nisteten in seinen Zweigen. Außerdem sagte er: Womit soll ich das Reich Gottes vergleichen? Es ist wie der Sauerteig, den eine Frau unter einen großen Trog Mehl mischte, bis das Ganze durchsäuert war. Einführendes Gebet: Herr, wie sehr wünsche ich, dass dein Evangelium in mir und in der Gesellschaft Fuß fasst, dass es dort eigene Pflanzen und Blüten hervorbringt, dass es das Vorhandene aufgehen lässt, allem neuen Geschmack und Frische verleiht. Du machst uns mit deinen Worten Mut, um etwas zu bewegen und beizutragen. Es ist nicht zu schwer: Wer Großes bewirken will, muss sich deshalb nicht überheben. Er muss einfach auf dich und deine Kraft vertrauen und selbst die Saat ausstreuen bzw. Hand anlegen. Bitte: O Herr, lenke mein Sinnen und Trachten auf das Entstehen des Reiches Gottes in mir. 1. Politisches unpolitisch. Manch einer der Zeitgenossen wird bei dieser Rede Jesu gedacht haben: „Endlich wird dieser Wanderprediger aus Nazaret, dieser Jesus, konkret politisch und spricht über das Reich, das Gott schon unserem Stammvater Abraham als das Land, wo Milch und Honig fließt, versprochen hat (und was jetzt fatalerweise von den Römern besetzt ist). Allerdings: Senfkorn und Sauerteig, was sind das für territoriale Optionen? Sie sind gering und klein, politisch kaum umzumünzen. Also worum kann es diesem Jesus gehen?“ 2. Aus klein wird groß. Sauerteig, ein wenig breiig und grau unscheinbar und jene harmlosen kleinen Kügelchen, die Samen des Senfs – und das wissen eigentlich alle – tragen in sich ein großes Potential. Ein großer blühender Busch entsteht, ein Brotteig wird zum Laib aufgetrieben von diesen beiden Geringen. Mit diesem Gedankenbild fordert Jesus Nachsinnen und spendet Erleuchtung. Jeder von uns denkt beim „Reich Gottes“ oftmals an die letzte Erfüllung am Ende aller Zeiten. Also irgendwann einmal geht dieses ganze irdische „Kuddelmuddel“ auf in göttlicher Harmonie, in dem ewigen Frieden. Gott wird es schon machen. 3. Fast unmerklich… ersteht das Reich in seiner Größe. Aber jetzt? Wo soll es herkommen, dieses verkündete prachtvolle Reich? Folgt man den Metaphern Jesu, ist es unmerklich unter uns. Es ist schon da. Und es ist an uns, diesen winzigen Beginn, dieses unmerkliche Aufbrechen in uns, in einer Situation, in einer Begegnung oder Betrachtung zu fördern, zu steigern, zu verkünden oder zu tun. Jesus weist uns darauf hin, dass wir es, wenn wir es so tun, mit seiner Hilfe tun. Eine äußerliche Handlung wird auf diese Weise durchdrungen vom Frieden Gottes. Er schwebt herein auf Wünschen und Gebeten, auf frommem Meinen. Und eine unscheinbare Verwandlung führt durch einen kleinen, unmerklich göttlichen Impuls in das Reich des Verstehens, wenn wir uns täglich neu aufmachen. Gespräch mit Christus: Jesus, hilf mir, täglich neu aufzubrechen und von neuem anzufangen, frohgemut beginnen zu können, ohne alte Rechnungen begleichen zu müssen. Ich danke dir dafür, dass ich mich am Aufbau deines Reiches beteiligen darf. Lass uns Christen heute Millionen und Abermillionen neue Saatkörner stecken und lass du die Saat aufgehen. Vorsatz: Ich will fördern, was fromm ist, korrigieren, was mich von diesem Weg abbringt und mich darin in Beständigkeit üben.
In Christus bleiben 27. Oktober 2021
Mittwoch der dreißigsten Woche im Jahreskreis
Dr. Christoph Kunkel Lk 13,22-30 In jener Zeit zog Jesus auf seinem Weg nach Jerusalem von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und lehrte. Da fragte ihn einer: Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden? Er sagte zu ihnen: Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen; denn viele, sage ich euch, werden versuchen hineinzukommen, aber es wird ihnen nicht gelingen. Wenn der Herr des Hauses aufsteht und die Tür verschließt, dann steht ihr draußen, klopft an die Tür und ruft: Herr, mach uns auf! Er aber wird euch antworten: Ich weiß nicht, woher ihr seid. Dann werdet ihr sagen: Wir haben doch mit dir gegessen und getrunken, und du hast auf unseren Straßen gelehrt. Er aber wird erwidern: Ich sage euch, ich weiß nicht, woher ihr seid. Weg von mir, ihr habt alle unrecht getan! Da werdet ihr heulen und mit den Zähnen knirschen, wenn ihr seht, dass Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes sind, ihr selbst aber ausgeschlossen seid. Und man wird von Osten und Westen und von Norden und Süden kommen und im Reich Gottes zu Tisch sitzen. Dann werden manche von den Letzten die Ersten sein und manche von den Ersten die Letzten. Einführendes Gebet: In Momenten der Angst, dich zu verlieren, Herr, wird mir bewusst, wie nötig ich dich habe und wie sehr ich auf dich angewiesen bin. Ich möchte keinen Tag fern von dir verbringen und bitte dich heute um die Gnade aller Gnaden: einen guten Tod. Bitte: Lass mich dein sein und bleiben, du treuer Gott und Herr. Von dir lass mich nichts treiben, halt mich bei deiner Lehr. 1. Eine ernstzunehmende Warnung. In alter Zeit wurden nachts die Stadttore geschlossen. Nur eine kleine Pforte neben dem großen Tor blieb für den spät Ankommenden zum Öffnen bereit. Es wurde eine Ausnahme für den Einzelnen gemacht, eine Notlösung sozusagen. Immerhin überließ man ihn nicht den Räubern und wilden Tieren oder überhaupt der dunklen Nacht. Warum sagt Jesus das mit dem verschlossenen Tor gerade denen, die mit ihm zusammenstehen, die bei ihm munter diskutieren, Meinungen vertreten und versonnen dem etwas abgewinnen können, was der Meister sagt? Sie sind ganz in seiner Nähe und doch könnten einige just diejenigen sein, zu denen Jesus sagt: „Ich sage Euch, ich weiß nicht, woher Ihr seid. Weg von mir!“ Weil sie nur äußerlich dabei sind. 2. Halbheit rächt sich. Habe ich meine Glaubensexistenz nicht von Vornherein und dauerhaft auf das säumige Zuspätkommen ausgerichtet? Stehen wir nicht häufig, ja fast andauernd in kippeliger Position von Abkehr und dann doch wieder halbherzig, sentimental in unseren Glauben eingehend? Das große Tor erscheint zu prächtig. Es ist doch nicht geschaffen für mich, den sich stets entschuldigenden Säumer, der den Platz im autonomen Halbschatten der warmen Glaubenssonne vorzieht. Freilich, wir haben es alle gehört. „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“ Und wir haben erlebt, was dann mit dem großen Kommunismus passierte. 3. Will ich wirklich eins sein mit Christus? Aber wir haben doch noch Zeit! Jesus ist doch gütig. Er weiß doch um mein Reflektieren unter all dem Äußerlichen. Die Frage bleibt aber doch. Du, der du spät kommst, du erlebst nie, wie schön es in dieser Stadt ist, die du nur nächtlich verstohlen betrittst, wenn alle schon schlafen. Willst du es nicht einmal erleben, bei Tage einzutreten? Sehen, erleben, wie alles so schön, fröhlich, herzensgut ist und die Bürger dieser Stadt ein großes, frohes, gütiges, barmherziges und kluges Herz haben? Und wie ansteckend das sein kann, auch für uns Schattenwesen, Zögerer und Kritiker, wenn wir doch nur diesen einen winzigen Funken des Lichts in uns noch verspüren! Gespräch mit Christus: Wachse, Jesus, wachse in mir, in meinem Geist, in meinem Herzen, in meiner Vorstellung, in meinen Sinnen. Wachse in mir in deiner Milde, in deiner Reinheit, in deiner Demut, deinem Eifer, deiner Liebe. Wachse in mir mit deiner Gnade, deinem Licht und deinem Frieden. Wachse in mir zur Verherrlichung deines Vaters, zur größeren Ehre Gottes. (Pierre Olivaint) Vorsatz: Ich möchte nur diesen einen winzigen Funken des Lichts in mir verspüren!
Die apostolische Kirche 28. Oktober 2021
Donnerstag der dreißigsten Woche im Jahreskreis Hll. Simon und Judas Thaddäus, Apostel Fest Dr. Christoph Kunkel Lk 6,12-19 In jenen Tagen ging Jesus auf einen Berg, um zu beten. Und er verbrachte die ganze Nacht im Gebet zu Gott. Als es Tag wurde, rief er seine Jünger zu sich und wählte aus ihnen zwölf aus; sie nannte er auch Apostel. Es waren Simon, dem er den Namen Petrus gab, und sein Bruder Andreas, dazu Jakobus und Johannes, Philippus und Bartholomäus, Matthäus und Thomas, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon, genannt der Zelot, Judas, der Sohn des Jakobus, und Judas Iskariot, der zum Verräter wurde. Jesus stieg mit ihnen den Berg hinab. In der Ebene blieb er mit einer großen Schar seiner Jünger stehen, und viele Menschen aus ganz Judäa und Jerusalem und dem Küstengebiet von Tyrus und Sidon strömten herbei. Sie alle wollten ihn hören und von ihren Krankheiten geheilt werden. Auch die von unreinen Geistern Geplagten wurden geheilt. Alle Leute versuchten, ihn zu berühren; denn es ging eine Kraft von ihm aus, die alle heilte. Einführendes Gebet: Mein Vater, ich überlasse mich dir, mach mit mir, was dir gefällt. Was du auch mit mir tun magst, ich danke dir. Zu allem bin ich bereit, alles nehme ich an. Wenn nur dein Wille sich an mir erfüllt und an allen deinen Geschöpfen, so ersehne ich weiter nichts, mein Gott. (Charles de Foucauld) Bitte: Herr, meine Schuld ist groß und ich fühle und beachte es nicht. Hilf mir mit Jesus aus diesem traurigen Dasein heraus. 1. Die Frage der Rechtfertigung. Der Evangelist Lukas berichtet zunächst über die Zeugung Jesu, über seinen Boten Johannes den Täufer und nun über das erste Wirken Jesu in Galiläa, erste Heilungen und, damit verbunden, sogleich auftretende Konflikte mit den Pharisäern und Schriftgelehrten. Von Anfang an nehmen sie Anstoß an Jesu Regelwidrigkeit. Immerhin verkörpert ihr Wissen und Tun die gehorsame Befolgung der seit Mose bestehenden Gebote. Sie sind so tiefsinnig und feinsinnig und von der Frage getrieben: „Wie kann ich sündiger Mensch vor dem allmächtigen Gott bestehen? Indem ich peinlich genau alle Vorschriften einhalte, die uns zur Entsühnung gegeben wurden.“ 2. Jesus ist unsere Rechtfertigung. Vielleicht erscheinen uns heutzutage die furchterregenden Berichte des Alten Testament über Brandopfer, allerstrengste Gesetze, Vernichtungskriege und Bestrafung der Glaubensabtrünnigen in den eigenen Stämmen als absurd weit weg von unserem Glauben. Eins bleibt heute wie damals, für sie wie für uns: Wie kann ich vor meinem allmächtigen Gott als sündiger Mensch ohne Opfer bestehen? Jesu Opfertod ist die endgültige Antwort. 3. Vermittler der Rechtfertigung in Christus ist die apostolische Kirche. In seiner Bergpredigt richtet Jesus die Herzen und den Blick der Zuhörer auf die Grundlage der alten mosaischen Gesetze. Das ist kein spirituelles Woodstock oder sonstiges Aussteigertum. Er will die Menschen zu einem Leben aus der Barmherzigkeit, aus der Gottes- und Nächstenliebe führen. Die Pharisäer sehen Jesus darin bereits auf populistischen Abwegen. Da zieht sich unser Herr Jesus zum Gebet in die Einsamkeit zurück – tausende von gläubigen Christen haben darin übrigens Jahrhunderte lang eine eigene Lebensform gesehen und gefunden. Danach wählt er aus der Schar der ihm nachfolgenden Jünger zwölf aus und nennt sie „Apostel“, Sendboten. (Merkwürdiger Zusammenhang mit den 12 Stämmen Israels). Mit der Bergpredigt, der Heilung, der Vereinzelung im Gebet vor Gott und der Wahl der Apostel sind die Grundlagen der Kirche als Institution schon am Anfang geschaffen. Und daran kommen wir nicht vorbei: Es sind diese 12 Männer. Gespräch mit Christus: In deine Hände lege ich meine Seele; ich gebe sie dir, mein Gott, mit der ganzen Liebe meines Herzens, weil ich dich liebe, und weil diese Liebe mich treibt, mich dir hinzugeben, mich in deine Hände zu legen, ohne Maß, mit einem grenzenlosen Vertrauen; denn du bist mein Vater. (Charles de Foucauld) Vorsatz: Ich möchte auf Jesus wieder blicken können und aus der Liebe dieses Anblicks getreulich auf den rechten Weg zurückkehren.
Jesus betrachten 29. Oktober 2021
Freitag der dreißigsten Woche im Jahreskreis
Dr. Christoph Kunkel Lk 14,1-6 Als Jesus an einem Sabbat in das Haus eines führenden Pharisäers zum Essen kam, beobachtete man ihn genau. Da stand auf einmal ein Mann vor ihm, der an Wassersucht litt. Jesus wandte sich an die Gesetzeslehrer und die Pharisäer und fragte: Ist es am Sabbat erlaubt zu heilen, oder nicht? Sie schwiegen. Da berührte er den Mann, heilte ihn und ließ ihn gehen. Zu ihnen aber sagte er: Wer von euch wird seinen Sohn oder seinen Ochsen, der in den Brunnen fällt, nicht sofort herausziehen, auch am Sabbat? Darauf konnten sie ihm nichts erwidern. Einführendes Gebet: So nimm denn meine Hände und führe mich, bis an mein selig‘ Ende und ewiglich. Ich mag allein nicht gehen, nicht einen Schritt: wo Du wirst geh‘n und stehen, da nimm mich mit. Bitte: Herr, lass mich die Barmherzigkeit, die ich von dir erfahre, weitergeben. 1. Jeder Anlass dient der Lehre. Diese Evangelienstelle berichtet von einem Gastmahl, diesmal nicht bei Zöllnern, Prassern und Sündern, sondern bei einem der führenden Pharisäer. Warum kam es zur Einladung? War sie ein Test, geschah sie aus Interesse, gab es hier doch ein innerliches Angesprochensein? Nach seiner Tätigkeit im Freien unter dem Volk erfolgen jetzt Darlegungen Jesu in geschlossener Gesellschaft. Getragen von göttlicher Liebe, für die jeder Zeitpunkt der Erleuchtung recht ist, entspringen quasi aus dem unmittelbaren Geschehen Gleichnisse und Betrachtungen. Weder Liebedienerei noch Arroganz prägen die Worte unseres Herrn inmitten dieser erlauchten Gesellschaft. 2. Erneut die Sabbatfrage. Wieder einmal die Frage nach dem Heilen am Sabbat. Bekanntlich sind bei uns die Arztpraxen Samstag/Sonntag meist geschlossen. Aber für die lebensbedrohlichen, die schlimmen Fälle gibt es zu jeder Tages- und Nachtzeit eine offene Dienststelle… auch dies eine der selbstverständlich erscheinenden Tatsachen in unserem christlichen Abendland. (Allerdings wird dort nicht durch Handauflegen sondern durch Handanlegen gewirkt.) Die Heilung und Rettung eines Wassersüchtigen aus der Not des Erstickens an der innerlich angehäuften Flüssigkeit vergleicht Jesus sinnigerweise mit dem Ertrinken eines Ochsen im Brunnen, den man ohne Frage auch am Sabbat retten würde. 3. Schweigen als Berührtsein von Christus. Es herrscht Schweigen, weil die göttliche Tat Jesu so überwältigend das innere Wenn und Aber der Pharisäer überkommt, dass ihnen jedwede Erwiderung erstirbt. Mancher von uns kennt vielleicht das Schweigen und Gewahrwerden nach all dem, was du bei der heiligen Messe an dir und an anderen wieder einmal als nicht perfekt gemeistert empfunden hast. Wenn nach der Wandlung dein Mund die Hostie aufnimmt, ist in dir aber ein anderer, großer Raum des Schweigens am Entstehen: Jesus in dir. Gespräch mit Christus: Ich danke dir, Herr, für dein wunderbares Altarsakrament. Durchdringe mich du, Herr, zutiefst und zuinnerst. Heile mich bis auf den Grund. Hilf mir, dieser Durchdringung frei und bewusst und leidenschaftlich zu entsprechen in Glauben, Hoffnung und Liebe und diesem Blutsbund mit dir treu zu sein. Vorsatz: Formalistischer Glaubenspedanterie in mir möchte ich in der Betrachtung Jesu entgegentreten.
Einer schätze den anderen höher ein als sich selbst 23. Oktober 2021
Samstag der dreißigsten Woche im Jahreskreis
Dr. Christoph Kunkel Lk 14,1.7-11Als Jesus an einem Sabbat in das Haus eines führenden Pharisäers zum Essen kam, beobachtete man ihn genau. Als er bemerkte, wie sich die Gäste die Ehrenplätze aussuchten, nahm er das zum Anlass, ihnen eine Lehre zu erteilen. Er sagte zu ihnen: Wenn du zu einer Hochzeit eingeladen bist, such dir nicht den Ehrenplatz aus. Denn es könnte ein anderer eingeladen sein, der vornehmer ist als du, und dann würde der Gastgeber, der dich und ihn eingeladen hat, kommen und zu dir sagen: Mach diesem hier Platz! Du aber wärst beschämt und müsstest den untersten Platz einnehmen. Wenn du also eingeladen bist, setz dich lieber, wenn du hinkommst, auf den untersten Platz; dann wird der Gastgeber zu dir kommen und sagen: Mein Freund, rück weiter hinauf! Das wird für dich eine Ehre sein vor allen anderen Gästen. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden. Einführendes Gebet: Herr, tief verborgen bist du in meinem Herzen und in meinem Wesen, betend nah ich dir. Ich kann dein Licht nur empfangen, muss achtsam sein, beim Vorübergehen deiner Gnadenlichter aufmerken. Nicht aus mir kommt diese Fülle, sondern aus dir. Doch aufnehmen kann ich sie, wenn ich sie wahrnehme und verinnerliche, hüte und bewahre. Bitte: Bekehre uns, vergib die Sünden, schenke, Herr, uns neu dein Erbarmen… 1. Gute Umgangsformen wie aus dem Knigge. Wenn meine Mutti den Tisch deckte, dann stellte sie die angeschlagene Tasse oder legte die leicht verbogene Gabel an ihren eigenen Essplatz. In der Straßenbahn standest du als Kind auf, wenn ein Älterer keinen Platz fand, den Mädchen hast du den Vortritt gelassen, und beim Begrüßen hast du gewartet, bis dir der Ältere die Hand reichte. Selbst beim Militär durften wir Offiziere erst Essen fassen, wenn die Mannschaften alle hatten. Es ist eine zutiefst preußische Fürsorgepflicht, zurück zu stehen. Meine ganz protestantische Jugend war geprägt vom „Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden. 2. Kein Rüffel, sondern eine Einladung. Jesus tadelt die Pharisäer nicht, er hält ihnen bloß vor Augen; er lässt ihre Frömmigkeit zur Selbsterkenntnis, letztlich zu der alten Bescheidenheit vor Gott finden. Denn die ist zwar den Pharisäern „im Betrieb“ abhandengekommen, ruht aber tief in der Gotteserfahrung dieses ganzen Gott zugewandten Volkes. Äußerlich geht es um den Ehrenplatz und wer ihn einnehmen sollte – ein feines, elegantes Lehrstück. Jesus stellt die alltäglichen sozialen Abstufungen, das Respekteinfordern des Höhergestellten im frommen Kreis der Israeliten zur Disposition. 3. Wahre Religion ist das Opfer im Geiste, das Gott wohlgefällt. Aber Jesus ist gekommen, um alle Israeliten zu retten. In Jerusalem herrscht durch die hundertfältigen fleischigen Brandopfer, die Gott Tag für Tag dargeboten werden, ein übler Geruch. Opfer, um nicht wegen der eigenen Sünde dem Tod verfallen zu sein. So hatte es Gott seinem Volk geboten. Doch leider war vieles zu einem veräußerlichten, hierarchisch verkrusteten Regulativ geworden. Gott liebt dieses Volk aber so sehr, dass er nun in seinem Sohn kommt. So können die Israeliten, indem sie auf ihn, Jesus, schauen, im Befolgen der erneut gezeigten Barmherzigkeit immer wieder entsühnt werden, um im fortwährenden eigenen Scheitern durch Gottes Vergebung neue Kraft zu erlangen. Gespräch mit Christus: Herr, strahle dein Licht über uns aus und lass uns zum Spiegel deines Lichtes werden. Vorsatz: Ich fördere meinen Nächsten durch brüderliche Zuvorkommenheit.
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