Tägliche Meditationen

Tägliche Meditationen

Sonntag 16. Mai 2021 bis Samstag 22. Mai 2021

Siebente Woche der Osterzeit

Maria Boeselager

Wozu du geschaffen bistSonntag
Die Angst muss fliehenMontag
Die Ehre der Kinder GottesDienstag
Der Name GottesMittwoch
Schockierende LiebeDonnerstag
Deine Liebe reichtFreitag
Was geht dich das an?Samstag


Wozu du geschaffen bist

16. Mai 2021

Siebter Sonntag der Osterzeit
Hl. Johannes Nepomuk, Priester, Märtyrer

Maria Boeselager

Joh 17,6a.11b-19
In jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel und sprach: Vater, ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins sind wie wir! Solange ich bei ihnen war, bewahrte ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast. Und ich habe sie behütet und keiner von ihnen ging verloren, außer dem Sohn des Verderbens, damit sich die Schrift erfüllte. Aber jetzt komme ich zu dir und rede dies noch in der Welt, damit sie meine Freude in Fülle in sich haben. Ich habe ihnen dein Wort gegeben und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von der Welt sind, wie auch ich nicht von der Welt bin. Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst. Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin. Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit. Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt. Und ich heilige mich für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind.

Einführendes Gebet: Herr, so, wie ich gerade bin, darf ich zu dir kommen. Herr, so, wie ich gerade bin, liebst du mich. Herr, so, wie ich gerade bin, will ich mich dir und deinem Wort öffnen.

Bitte: Komm, Heiliger Geist! Zeige mir neu, wie sehr der Vater mich von Ewigkeit her und in Ewigkeit liebt und wozu er mich geschaffen hat.

1. Geschaffen für Jesus. Jesus spricht in diesem Evangelium darüber, dass seine geliebten Jünger ihm vom Vater gegeben sind. Auch dich hat der Vater ganz Jesus anvertraut. Alles, was er geschaffen hat, will Gott Vater zu Christus führen. Von Ewigkeit her hat er dich so geschaffen, dass Christus in dir und du in Christus leben kannst. Gott Vater liebt es, wenn du dich ganz in die Arme Christi fallen lässt, wenn du dein Leben ganz auf Christus baust und von ihm verwandeln lässt. Das ist die Berufung jedes Menschen! Alles andere, jede Entscheidung, die wir in unserem Leben fällen, ist „nur“ ein Mittel, um zu diesem Ziel zu gelangen: In Christus, wie Christus frei zu werden für die Liebe und Ehre Gottes, des Vaters.

2. Geschaffen für Freude in Fülle. Manchmal denken wir, es sei eine besonders christliche Haltung zu sagen: „Mein Glück ist mir egal.“ Aber eine solche Indifferenz ist ganz und gar falsch und fatal. Alles, was Christus für die Menschen tut, tut er, „damit sie meine Freude in Fülle in sich haben.“ Du bist geschaffen für die Freude in Fülle, für die Erfüllung all deiner Sehnsüchte. Egal, welche Sehnsüchte du hast, Gott will sie erfüllen. Selbst wenn sie manchmal etwas ungeordnet oder durch Verletzungen verbogen wurden, vor Jesus dürfen alle Sehnsüchte bestehen. Er sieht sie und will sie reinigen und mit seiner vollkommenen Freude erfüllen. Nur er kann das!

3. Geschaffen für den Himmel. Wenn du jetzt denkst: „Das ist alles schön und gut, aber vollkommene Freude habe ich noch nie erlebt. Irgendwann ist selbst der schönste und tiefste Moment vergangen. Selbst wenn sich in der Welt einmal alle meine Wünsche erfüllt haben, habe ich immer noch etwas vermisst.“ Das stimmt, denn du hast Heimweh! Deine Seele sehnt sich nach deinem Zuhause. Du bist nicht von dieser Welt. Jesus will uns zwar schon hier auf Erden unendlich reich beschenken, und das tut er jeden Tag, er macht aber auch keinen Hehl daraus, dass es als Kind Gottes immer wieder hart ist, auf Erden zu leben, denn wie Christus sind wir nur Gesandte auf Erden. Unsere wahre Heimat ist im Himmel.

Gespräch mit Christus: Himmlischer Vater, wie oft renne ich wie ein Hamster im Rad und vergesse das Ziel für das ich geschaffen wurde. Von ganzem Herzen bitte ich dich: Zeige mir, wozu ich geschaffen bin. Erwecke neu in mir die Sehnsucht nach Einheit mit deinem Sohn, nach vollkommener, wahrer Freude und nach dem Himmel. Hilf mir zu erkennen, wie unendlich du mich liebst und dass ich mein Leben in und mit Christus leben kann. Hilf mir zu erkennen, wo ich versuche, meine Sehnsüchte mit anderen Dingen zu füllen, statt mich von dir beschenken zu lassen. Hilf mir zu erkennen, dass so manche Mühe und so mancher Schmerz mich daran erinnern, dass ich noch nicht zu Hause bin.

Vorsatz: Heute will ich mich im Gebet ernsthaft fragen, wonach ich mich im Moment am meisten sehne. Ich will dir glauben, Jesus, dass du mich wirklich danach fragst, dass meine Wünsche dir nicht gleichgültig sind. Ich will dir diese Sehnsüchte, egal welche es sind, ohne Scham und falsche Bescheidenheit hinhalten und dich bitten, mir zu zeigen, wie du diese Sehnsüchte erfüllen willst.


Die Angst muss fliehen

17. Mai 2021

Montag der siebten Woche der Osterzeit
Quatemberwoche

Maria Boeselager

Joh 16,29-33
In jener Zeit sagten die Jünger zu Jesus: Jetzt redest du offen und sprichst nicht mehr in Gleichnissen. Jetzt wissen wir, dass du alles weißt und von niemand gefragt zu werden brauchst. Darum glauben wir, dass du von Gott gekommen bist. Jesus erwiderte ihnen: Glaubt ihr jetzt? Die Stunde kommt, und sie ist schon da, in der ihr versprengt werdet, jeder in sein Haus, und mich werdet ihr allein lassen. Aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir. Dies habe ich zu euch gesagt, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt.

Einführendes Gebet: Herr, so, wie ich gerade bin, darf ich zu dir kommen. Herr, so, wie ich gerade bin, liebst du mich. Herr, so, wie ich gerade bin, will ich mich dir und deinem Wort öffnen.

Bitte: Christus Sieger, zeig mir, welche Ängste ich habe und wie du mich von ihnen befreien willst.

1. In der Welt seid ihr in Bedrängnis…; Jesus beschönigt hier gar nichts. Wer in der Welt lebt, wird in Bedrängnis geraten, wird Angst haben. Angst vor Einsamkeit, vor dem Blick anderer, vor Schmerzen, vor dem Tod, Angst um geliebte Menschen… Jesus sagt nicht, dass die, die glauben, keine Angst haben werden oder haben dürfen. In der Bibel ist oft von Angst die Rede. Der Psalmist schreibt in Psalm 31: „Herr, sei mir gnädig, denn mir ist angst;“. Die Jünger Jesu haben ständig Angst: Zum Beispiel haben sie Angst vor dem Sturm auf dem See Gennesaret. Oder sie haben Angst und laufen davon, als Jesus verhaftet wird. Gott kennt unsere Ängste. Er weiß, dass sie zum Menschsein dazugehören. Als Mensch hat er sie selber erlebt. Klag ihm deine Ängste, er hört zu!

2. Aber habt Mut! Wir dürfen Angst haben, aber mit Christus hat die Angst nie das letzte Wort. Er spricht uns Mut zu und weist die Angst in ihre Schranken. Wie gehst du normalerweise mit Angst um? Sprichst du im Gebet mit Gott darüber und in Gesprächen mit ausgewählten Mitmenschen? Lässt du dir Mut zusprechen, oder lässt du deine Angst lieber still und heimlich in deinem Inneren brodeln und versuchst dich irgendwie abzulenken? Angst ist ein Schattenhund, der im Dunkeln bedrohlich bellt und die Zähne fletscht, der aber klein und lächerlich jaulend verschwindet, wenn man ihn ans Licht zwingt.

3. Ich habe die Welt besiegt. Und warum können wir Mut schöpfen? „Ich habe die Welt besiegt.“ sagt Christus. Er sagt nicht, er habe die Angst oder die Bedrängnis besiegt, die die Welt mit sich bringt, sondern er hat die Welt besiegt. Er ist in die Welt gekommen, die uns so oft bedrängt und mitnimmt, um uns aus ihr zu retten. Wie ein Vater, der in das brennende Haus rennt, um seine Kinder zu retten. Auch er hat den stechenden, berennenden Schmerz gespürt, den die Angst vor der Welt mit sich bringt, um dich zu retten, um für dich die Welt zu besiegen. Nimmst du diese Rettung an? Oder willst du lieber selbst die Kontrolle haben? ER hat die Welt besiegt, nicht du. Vertrau dich ihm an und übergib ihm das Ruder, dann besiegt er für dich die Welt und deine Angst muss jaulend das Weite suchen.

Gespräch mit Christus: Christus Sieger, komm in mein ängstliches Herz und hab Erbarmen mit mir. Du siehst meine Ängste, du verstehst sie und du hast die Welt für mich besiegt.

Vorsatz: Nimm dir heute 10 Minuten Zeit, um dir zu überlegen, was dir in letzter Zeit Angst gemacht hat, was dich bedrängt hat. Sprich diese Ängste vor Christus aus und vertraue, dass sie vor ihm sein dürfen. Übergib sie ihm und lass dir von ihm den Frieden schenken, der aus der Erkenntnis kommt, dass ER die Welt FÜR DICH besiegt hat.


Die Ehre der Kinder Gottes

18. Mai 2021

Dienstag der siebten Woche der Osterzeit
Hl. Johannes I., Papst, Märtyrer

Maria Boeselager

Joh 17,1-11a
In jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel und sprach: Vater, die Stunde ist da. Verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrlicht. Denn du hast ihm Macht über alle Menschen gegeben, damit er allen, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben schenkt. Das ist das ewige Leben: dich, den einzigen wahren Gott, zu erkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast. Ich habe dich auf der Erde verherrlicht und das Werk zu Ende geführt, das du mir aufgetragen hast. Vater, verherrliche du mich jetzt bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, bevor die Welt war. Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Sie gehörten dir, und du hast sie mir gegeben, und sie haben an deinem Wort festgehalten. Sie haben jetzt erkannt, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir ist. Denn die Worte, die du mir gegeben hast, gab ich ihnen, und sie haben sie angenommen. Sie haben wirklich erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und sie sind zu dem Glauben gekommen, dass du mich gesandt hast. Für sie bitte ich; nicht für die Welt bitte ich, sondern für alle, die du mir gegeben hast; denn sie gehören dir. Alles, was mein ist, ist dein, und was dein ist, ist mein; in ihnen bin ich verherrlicht. Ich bin nicht mehr in der Welt, aber sie sind in der Welt, und ich gehe zu dir.

Einführendes Gebet: Herr, so, wie ich gerade bin, darf ich zu dir kommen. Herr, so, wie ich gerade bin, liebst du mich. Herr, so, wie ich gerade bin, will ich mich dir und deinem Wort öffnen

Bitte: Komm, Heiliger Geist. Zeig mir heute noch tiefer als bisher, was es bedeutet, Kind Gottes zu sein, und welche Ruhe und Sicherheit ich darin finden kann.

1. Wer verherrlicht hier wen? Vielleicht ist dir schon einmal aufgefallen, dass Jesus oft davon spricht, dass der Vater ihn verherrlicht. Das mag dir jetzt offensichtlich vorkommen, aber denk mal drüber nach: In keinem einzigen Moment seines Wirkens auf Erden verherrlicht Jesus sich selbst. Im Gegenteil! Er geht in Liebe und mit tiefer Freude über den Willen seines Vaters in die vollkommene Erniedrigung, Armut und Verborgenheit. Jesus hatte nie das Gefühl, sich verteidigen oder beweisen zu müssen, denn er ruhte ganz im Vater. Er musste sich nicht erhöhen, denn er wusste, dass der Vater ihn liebt und über alle Maßen ehren wird.

2. Die Ehre eines Kindes Gottes. Wie oft haben wir das Gefühl, uns unsere Ehre selbst erkämpfen zu müssen. Wie oft haben wir das Gefühl, im Leben zu kurz zu kommen. Aber wie kann das sein, wenn wir doch genau wie Jesus geliebte Kinder Gottes sind? Gott Vater sehnt sich danach, dich zu ehren und mit seiner Liebe zu einem strahlenden Heiligen zu formen. Er will dir alles, vor allem sich selber, schenken. Er steht mit offenen Armen vor dir und sagt: „Alles, was mein ist, ist dein!“ So oft versuchen wir, uns selber zu nehmen, was nur er uns schenken kann. Wir jagen der Anerkennung durch andere nach, obwohl nur seine Liebe uns jemals genügen kann. Wir wollen gesehen werden und vergessen, dass sein liebender, heilender Blick immer auf uns ruht.

3. Die Herrlichkeit Gottes. „Vater, die Stunde ist da. Verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrlicht.“ Die Stunde, von der Jesus hier spricht, ist die seines Leidens und Sterbens am Kreuz. Was soll das denn bitte für eine Herrlichkeit sein? Verraten, einsam, bespuckt, verhöhnt, gegeißelt, gekreuzigt und schließlich kommt der Tod. Das als „herrlich“ zu bezeichnen, ist vollkommen paradox. Und doch ist das die Weise, in der der Vater beschließt, den Sohn zu verherrlichen und der Sohn den Vater. Denn die Herrlichkeit Gottes ist seine Liebe! Eine hingebungsvolle Liebe, die die Bosheit und den Schmerz der Welt erleidet und doch nie aufhört zu lieben. Das ist die Schönheit, die Macht, das Wesen, also die Herrlichkeit Gottes. Erzählt dein Leben auch von dieser Herrlichkeit?

Gespräch mit Christus: Mein Vater, wie klein ist mein Verständnis dafür, dass ich dein geliebtes Kind bin, dass allein aus dieser Identität meine Ehre, meine Sicherheit und meine Freude entspringt. Ich bitte dich, zeige mir neu deine Liebe, und dass diese Liebe genügt. Liebster Jesus, bring mir bei, in der Liebe des Vaters zu ruhen, und forme mein Herz immer mehr nach deinem Herzen, damit ich bereit werde, dich und die Menschen mit einer Liebe zu lieben, die leidet und nie aufhört zu lieben.

Vorsatz: Heute möchte ich mich einmal nicht verteidigen oder rechtfertigen, wenn mir eine Kleinigkeit vorgeworfen wird oder ein Witz auf meine Kosten geht. Oder: Heute werde ich mich trauen, Schwäche zuzugeben. Denn Gott allein schenkt mir Ehre und Würde, die mir niemand nehmen kann und die ich mir nicht verdienen muss!


Der Name Gottes

19. Mai 2021

Mittwoch der siebten Woche der Osterzeit

Maria Boeselager

Joh 17,6a.11b-19
In jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel und betete: Vater, ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins sind wie wir. Solange ich bei ihnen war, bewahrte ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast. Und ich habe sie behütet, und keiner von ihnen ging verloren, außer dem Sohn des Verderbens, damit sich die Schrift erfüllt. Aber jetzt gehe ich zu dir. Doch dies rede ich noch in der Welt, damit sie meine Freude in Fülle in sich haben. Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von der Welt sind, wie auch ich nicht von der Welt bin. Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst. Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin. Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit. Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt. Und ich heilige mich für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind.

Einführendes Gebet: Herr, so, wie ich gerade bin, darf ich zu dir kommen. Herr, so, wie ich gerade bin, liebst du mich. Herr, so, wie ich gerade bin, will ich mich dir und deinem Wort öffnen.

Bitte: Jesus, bitte hilf mir zu verstehen, dass Gott wirklich ein liebender Vater ist und dass ich wirklich sein geliebtes Kind bin.

1. Der Name Gottes. Jesus spricht davon, dass er seinen Jüngern, also auch uns, den Namen seines Vaters offenbart hat und sie in diesem Namen bewahren will. Was soll das bedeuten? Um das zu verstehen, muss man wissen, dass ein „Name“ im Umfeld Jesu weit mehr bedeutet hat, als das heute der Fall ist. Der Name war nicht nur ein Unterscheidungsmerkmal für das Geburtsregister, der Name offenbarte das Wesen eines Menschen. Deshalb werden in der Bibel die Namen gewisser Personen von Gott auch häufig verändert– wie z.B. beim Apostel Petrus: Aus Simon – „Gott hat erhört“ – wird Kephas, also Petrus, der Fels, das Fundament, auf dem Jesus seine Kirche erbauen will. Und welchen Namen hat Jesus uns für Gott offenbart? „Vater“! Wenn man Jesu Mission auf Erden in einem Wort zusammenfassen müsste, könnte man es mit dem Wort „Vater“ tun, denn Jesus, der Sohn, offenbart uns den Vater.

2. „Bewahre sie in deinem Namen.“ Wenn Jesus Gott also darum bittet, uns in diesem Namen zu bewahren, bittet er darum, dass wir in dieser Vaterschaft ruhen, sie für uns annehmen können. Jesus kennt uns und unsere menschliche Natur, er weiß, dass wir die Liebe des Vaters brauchen, die alle menschliche Liebe übersteigt. Er weiß, dass wir keine Frucht bringen können, wenn wir uns nicht als geliebtes Kind Gottes wahrnehmen. In Gottes Namen bewahrt zu sein, bedeutet, sich ganz und gar, bedingungslos und vor jeder Leistung geliebt zu wissen. Weil Jesus ganz und gar in der Liebe seines Vaters ruhte, musste er sich auf Erden nie verteidigen, nie beweisen, nie verstecken.

3. Damit sie eins sind wie wir. Was Jesus da kurz vor seinem Leiden und Sterben von uns verlangt, scheint unmöglich zu sein: Untereinander eins zu sein, wie er und der Vater eins sind. Aber Vater und Sohn sind doch wirklich eines Wesens, wie sollen wir das denn schaffen? Was Vater und Sohn eint, ist die Liebe. Nur in dieser Liebe, die der Vater uns schenkt, können wir geschwisterliche Einheit schaffen. Nur in dieser Liebe können wir unser Gegenüber lieben, weil wir wissen, dass diese Person vom himmlischen Vater genauso bedingungslos geliebt ist wie wir. Je mehr wir selbst in diese Liebe des Vaters eintauchen, je mehr wir selbst unsere Identität als geliebtes Kind Gottes begreifen, können wir auch unsere Geschwister als Gotteskinder erkennen.

Gespräch mit Christus: Mein Jesus, zeig mir die Liebe des Vaters. Lass mich ein Stück mehr verstehen, dass ich ganz und bedingungslos geliebt bin und dass ich mich nicht zu beweisen, zu verteidigen oder zu verstecken brauche. Zeig mir, wo in meinem Leben ich mir meine Identität selbst erkämpfen möchte, statt sie mir vom Vater schenken zu lassen. Zeig mir, wo ich ein falsches Gottesbild habe, das meinen Blick auf den himmlischen Vater und meine Geschwister auf Erden verzerrt.

Vorsatz: Heute will ich besonders darauf achten, wann ich das Bedürfnis habe, mich zu verteidigen, mich zu beweisen oder mich bzw. meine Meinung zu verstecken. Dann will ich mich ganz bewusst unter den liebenden Blick meines Vaters stellen und mich als geliebten Sohn/geliebte Tochter aus seinen Händen empfangen. Heute will ich Gott Vater außerdem bitten, meine Mitmenschen, besonders die, die immer mal wieder mühsam sind, aus seinen liebenden väterlichen Augen zu sehen.


Schockierende Liebe

20. Mai 2021

Donnerstag der siebten Woche der Osterzeit
Hl. Bernhardin von Siena, Ordenspriester

Maria Boeselager

Joh 17,20-26
In jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel und betete: Heiliger Vater, ich bitte nicht nur für diese hier, sondern auch für alle, die durch ihr Wort an mich glauben. Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast; denn sie sollen eins sein, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir. So sollen sie vollendet sein in der Einheit, damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast und die Meinen ebenso geliebt hast wie mich. Vater, ich will, dass alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin. Sie sollen meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast, weil du mich schon geliebt hast vor der Erschaffung der Welt. Gerechter Vater, die Welt hat dich nicht erkannt, ich aber habe dich erkannt, und sie haben erkannt, dass du mich gesandt hast. Ich habe ihnen deinen Namen bekannt gemacht und werde ihn bekannt machen, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist und damit ich in ihnen bin.

Einführendes Gebet: Herr, so, wie ich gerade bin, darf ich zu dir kommen. Herr, so, wie ich gerade bin, liebst du mich. Herr, so, wie ich gerade bin, will ich mich dir und deinem Wort öffnen

Bitte: Heiliger Geist, öffne mein Herz, damit ich heute neu begreifen kann, wie schockierend, unendlich und persönlich die Liebe Gottes für mich ist.

1. „Für alle, die durch ihr Wort an mich glauben.“ In dieser Evangeliumspassage sind drei unfassbare Liebesbeweise Gottes für dich zu finden. Der erste ist: Jesus betet hier ganz bewusst für DICH! Wenn du jemals in deinem Leben das Gefühl hast, das Evangelium ginge dich nichts an und Jesu Worte und Taten seien für seine Jünger damals und nicht für dich jetzt gedacht, dann komm auf diese Stelle zurück. Alles, was Jesus getan und gesagt hat, gilt dir! Das Gebet, das Jesus hier für uns alle laut vor seinen Jüngern an den Vater richtet, ist sicher nicht das erste dieser Art gewesen. Versuch dir mal vorzustellen, wie häufig Jesus sich in seinem Leben in die Stille zurückgezogen hat, um für dich zu beten. Wenn du betest, betet er mit dir und für dich. Bitte ihn, mit dir und für dich zum Vater zu beten. Vereine dein Gebet mit seinem.

2. Erkennen, dass du „die Meinen ebenso geliebt hast wie mich.“ Zweiter unfassbarer Liebesbeweis: Wenn es nicht schon genug der Liebe wäre, dass der Sohn Gottes selbst für dich betet, dann lass dir folgenden Satz Jesu mal zu Herzen gehen: „Damit die Welt erkennt, dass (…) du die Meinen ebenso geliebt hast wie mich.“ Gott Vater liebt dich ebenso, wie er Jesus liebt! Wenn du jemals daran zweifelst, dass du vor jeder Errungenschaft und nach jedem Fehler geliebt bist, dann betrachte diese Stelle: Der Vater liebt dich, ganz so, wie du bist, mit allen Stärken und Schwächen, genauso sehr, wie er Jesus liebt, den heiligen Retter der Welt, seinen ewigen Sohn.

3. Dort sein, wo Jesus ist. Dritter unfassbarer Liebesbeweis: Diese unbegreifliche Liebe zu dir geht so weit, dass Jesus will, dass du immer dort bei ihm bist, wo er ist. Überleg mal, ob du ein Ehepaar kennst, wo beide Partner immer zu jedem Zeitpunkt beieinander sein wollen…? Aber Jesus möchte vollkommen Anteil an deinem Leben nehmen und dir vollkommen Anteil an seinem Leben geben. Er sehnt sich danach, jeden Moment deines Lebens mit dir zu verbringen. Nichts ist ihm zu alltäglich oder unwürdig. Er lädt dich ein, jeden Moment durch seine Augen zu sehen. Seine Einladung steht, er wartet nur auf deine.

Gespräch mit Christus: Jesus, ich danke dir, dass du für mich gebetet hast und dass alle deine Worte und Taten mir gelten. Vater, ich danke dir, dass du mich so sehr liebst, wie du Jesus liebst. Heiliger Geist, ich lade dich in meinen Alltag ein. Ich will, dass Jesus immer dort bei mir ist, wo ich bin, und dass ich immer dort bin, wo Jesus ist.

Vorsatz: Ich will Jesus heute mit kleinen Stoßgebeten in ganz alltäglichen Situationen einladen, bei mir zu sein und mir die Welt durch seine Augen zu zeigen.


Deine Liebe reicht

21. Mai 2021

Freitag der siebten Woche der Osterzeit
Hl. Hermann Josef von Steinfeld, Ordenspriester, Mystiker

Maria Boeselager

Joh 21,1.15-19
In jener Zeit offenbarte sich Jesus den Jüngern noch einmal. Es war am See von Tiberias, und er offenbarte sich in folgender Weise. Als sie gegessen hatten, sagte Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Lämmer! Zum zweiten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe! Zum dritten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Da wurde Petrus traurig, weil Jesus ihn zum dritten Mal gefragt hatte: Hast du mich lieb? Er gab ihm zu Antwort: Herr, du weißt alles; du weißt, dass ich dich lieb habe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe! Amen, amen, das sage ich dir: Als du noch jung warst, hast du dich selbst gegürtet und konntest gehen, wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und dich führen, wohin du nicht willst. Das sagte Jesus, um anzudeuten, durch welchen Tod er Gott verherrlichen würde. Nach diesen Worten sagte er zu ihm: Folge mir nach!

Einführendes Gebet: Herr, so, wie ich gerade bin, darf ich zu dir kommen. Herr, so, wie ich gerade bin, liebst du mich. Herr, so, wie ich gerade bin, will ich mich dir und deinem Wort öffnen.

Bitte: Herr, zeig mir, wie sehr du dich nach meiner Liebe sehnst.

1. Agapas-me? Jesus fragt Petrus: „Liebst du mich?“ Auf Griechisch: „Agapas-me?“ Agapao meint bedingungslose und totale Liebe, rückhaltlos. Petrus aber antwortet mit einer anderen Form der Liebe: „Herr, du weißt, dass ich dich liebe (gr. filo-se).“ Fileo aber meint freundschaftliche, zärtliche, aber nicht allumfassende Liebe. Vielleicht hätte Petrus vor seinem dreimaligen Verrat noch mit „Agapo-se“, also, ich liebe dich mit göttlicher, hingebungsvoller, bedingungsloser Liebe, geantwortet. Jetzt aber weiß er, dass seine Liebe begrenzt ist. Er rechnet seine Schwäche mit ein und gibt Jesus eben das, was er ihm geben kann.

2. Agapas-me? Wieder fragt Jesus ein zweites Mal: „Agapas-me?“ „Liebst du mich mit dieser totalen Liebe, voller Hingabe?“ Und wieder antwortet Petrus: „Filo-se.“ Als würde er sagen: „Ich liebe dich mit meiner demütigen, freundschaftlichen und menschlichen Liebe, Herr. Mehr habe ich nicht zu geben. Wahrscheinlich werde ich jeden Tag fallen. Ich weiß, dass ich dich verraten habe, und ich weiß auch, dass ich es vermutlich wieder tun werde. So schwach stehe ich vor dir, Herr, aber so sehr ich kann, liebe ich dich.”

3. Fileis-me? Beim dritten Mal fragt Jesus nicht mehr: „Agapas-me?“, sondern „Fileis-me?“, also: „Liebst du mich mit dieser menschlichen, freundschaftlichen, demütigen Liebe?“ Petrus ist zwar betrübt, dass seine Liebe so schwach und schwankend ist, aber er versteht, dass dem Herrn genau diese Liebe genügt. Jesus lässt sich mit seiner dritten Frage auf Petri Liebe ein, er begibt sich quasi auf sein Level. Egal, was wir für Blödsinn gebaut haben, egal, wie schwach und unzuverlässig wir sind, Jesus sehnt sich nur nach unserer Liebe, nach genau der Liebe, die wir heute aufbringen können. Christus begibt sich auf dein Level, immer wird er sich zu dir herabbeugen, um deine Liebe entgegennehmen und verwandeln zu können. Nur deshalb kannst du ihm vertrauen und ihm folgen.

Gespräch mit Christus: Jesus, du kennst mich, und du weißt alles, du weißt, dass ich dich so gut liebe, wie ich kann. Hilf mir, dich immer mehr zu lieben. Hilf mir zu verstehen, dass meine Liebe nie zu schlecht für dich ist. Jesus, deine Liebe genügt mir, und ich glaube dir, dass meine schwache Liebe dir genügt und du dich nach ihr sehnst.

Vorsatz: Ich will mich in meiner Schwäche heute nicht von Jesus abwenden, sondern meinen Blick ihm zuwenden. Ich will dann annehmen, dass er sich zu mir herabbeugt, weil er nichts mehr ersehnt als meine Liebe, so wie sie heute ist.


Was geht dich das an?

22. Mai 2021

Samstag der siebten Woche der Osterzeit
Hl. Rita von Cascia, Ordensfrau

Maria Boeselager

Joh 21,20-25
In jener Zeit sprach Jesus zu Simon Petrus: Folge mir! Petrus wandte sich um und sah, wie der Jünger, den Jesus liebte, diesem folgte. Es war der Jünger, der sich bei jenem Mahl an die Brust Jesu gelehnt und ihn gefragt hatte: Herr, wer ist es, der dich verraten wird? Als Petrus diesen Jünger sah, fragte er Jesus: Herr, was wird denn mit ihm? Jesus antwortete ihm: Wenn ich will, dass er bis zu meinem Kommen bleibt, was geht das dich an? Du aber folge mir nach! Da verbreitete sich unter den Brüdern die Meinung: Jener Jünger stirbt nicht. Doch Jesus hatte zu Petrus nicht gesagt: Er stirbt nicht, sondern: Wenn ich will, dass er bis zu meinem Kommen bleibt, was geht das dich an? Dieser Jünger ist es, der all das bezeugt und der es aufgeschrieben hat; und wir wissen, dass sein Zeugnis wahr ist. Es gibt aber noch vieles andere, was Jesus getan hat. Wenn man alles aufschreiben wollte, so könnte, wie ich glaube, die ganze Welt die Bücher nicht fassen, die man schreiben müsste.

Einführendes Gebet: Herr, so, wie ich gerade bin, darf ich zu dir kommen. Herr, so, wie ich gerade bin, liebst du mich. Herr, so, wie ich gerade bin, will ich mich dir und deinem Wort öffnen.

Bitte: Herr, hilf mir, meinen Blick ganz auf dich zu richten und mich in meiner Nachfolge von nichts und niemandem abhalten zu lassen.

1. Was wird denn mit ihm? Geht es dir auch manchmal so wie Petrus, dass du in deiner Nachfolge Jesu, deinen Fokus auf ihn verlierst und vielmehr anfängst, dich darum zu sorgen, was andere tun, denken oder sagen? Sind dir die Meinungen anderer vielleicht zu wichtig? Sorgen sie vielleicht manchmal sogar dafür, dass du aufhörst, Jesus zu folgen? Oder vergleichst du dich oft mit anderen? Vergleichst du, wie Gott mit den anderen umgeht und wie er mit dir umgeht? Kannst du erkennen, wo der Blick anderer oder auf andere dich von Jesus entfernt hat?

2. Was geht das dich an? Lass dir von Jesus in diesen Situationen drastisch, aber liebevoll sagen: „Was geht dich das an? Du aber folge mit nach.“ Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Sein Ruf für dich, ihm nachzufolgen, ist ganz anders, als der Ruf für jeden anderen. Er hat Pläne des Heils, nicht des Unheils (Jer 29,11) für uns, und trotzdem sind wir manchmal neidisch auf die Pläne, die er mit anderen hat. Herr, lass deine Liebe durch uns fließen, die jeden Neid und jede Eitelkeit reinwäscht.

3. Du aber folge mir nach. Aslan, der Löwe, sagt einmal in der Geschichte Narnia von C. S. Lewis, als er nach seinem Umgang mit jemand anderem gefragt wird: „Ich erzähle niemandem eine andere Geschichte, als seine eigene.“ Richten wir unsere Augen ganz auf Christus und auf das, was er uns über seine Geschichte mit uns erzählen will. Hörst du seinen Ruf: „Du aber folge mir nach!“? Wie oft hätten wir gerne einen anderen Ruf, einen, der nicht so mühsam ist, oder einen, der spannender ist als der nervige alltägliche Ruf, ihm nachzufolgen. Oder wir folgen sehr gerne Jesu Ruf, aber eben erst morgen dann oder wenn es um etwas wirklich Wichtiges geht. Oder wir hätten gerne einen klareren Ruf und Antworten auf unsere Fragen. Richten wir einfach unsere Augen auf Jesus und folgen ihm, so gut wir es können und verstehen. Das reicht ihm.

Gespräch mit Christus: Jesus, hilf mir, deinen Ruf zu hören und meinen Blick auf dich zu richten. Befreie mich von jedem Neid, jeder Angst, jeder Eitelkeit, jedem Vergleiche-ziehen. Befreie mich von allem, was mich davon abhält, dir zu folgen.

Vorsatz: Heute möchte ich meinen Blick ganz bewusst auf Jesus richten, wenn ich das Bedürfnis habe, mich mit anderen zu vergleichen.