Tägliche Meditationen

Tägliche Meditationen

Sonntag 6. Dezember 2020 bis Samstag 12. Dezember 2020

Zweite Woche im Advent

Felix Honekamp

Ein verrücktes VorbildSonntag
Jesus ins ZentrumMontag
Magd und Knecht des HerrnDienstag
Ruhe für die SeeleMittwoch
Echte GrößeDonnerstag
Leben in FülleFreitag
Gottes TreueSamstag


Ein verrücktes Vorbild

6. Dezember 2020

Zweiter Adventssonntag
Hl. Nikolaus, Bischof von Myra

Felix Honekamp

Mk 1,1-8
Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes: Es begann, wie es bei dem Propheten Jesaja steht: Ich sende meinen Boten vor dir her; er soll den Weg für dich bahnen. Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen! So trat Johannes der Täufer in der Wüste auf und verkündigte Umkehr und Taufe zur Vergebung der Sünden. Ganz Judäa und alle Einwohner Jerusalems zogen zu ihm hinaus; sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen. Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften, und er lebte von Heuschrecken und wildem Honig. Er verkündete: Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken, um ihm die Schuhe aufzuschnüren. Ich habe euch nur mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.

Einführendes Gebet: Herr, ich weiß, dass du immer bei mir bist, vor allem im Gebet, wenn ich mich an dich wende, oder wenn ich versuche, dich besser zu verstehen. Ich glaube, dass du mein Leben mit Güte und Barmherzigkeit siehst, und manchmal mit Mitleid. Ich hoffe, dass ich jeden Tag lerne, mehr auf deine Stimme zu hören, um dir nachzufolgen. Ich liebe dich, lehre mich, dich zu lieben, wie du mich liebst.

Bitte: Mein Herr und mein Gott, begleite mich auf meinem Lebensweg. Du schenkst mir alles, was ich brauche, um zu dir zu finden. Leite mich an, die Mittel zu nutzen, die du mir an die Hand gibst.

1. Beeindruckend. Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich jemanden wie Johannes den Täufer heute wohl als Spinner abtun würde. Wenn er heute an einem Fluss stünde und Menschen predigen und sie taufen würde ... wie schnell wären wohl Polizei und Krankenwagen da? Auch zu seiner Zeit haben ihn die Menschen kritisch gesehen ... sie waren aber dennoch beeindruckt, weil er sein Leben ganz in den Dienst einer Sache gestellt hat. Heute ist das verrückt ... aber sollte es nicht eher ein Vorbild sein – auch für mich?

2. â€žIch bin es nicht wert.“ An anderer Stelle beschreibt Jesus Johannes als den bedeutendsten Menschen, wobei selbst die Geringsten im Himmelreich größer seien als er (vgl. Lukas 7,28). Das muss auch Johannes irgendwie gewusst haben: Seine Botschaft ist klar. Er hat keine Hemmungen, den Mächtigen seiner Zeit den Spiegel vorzuhalten. Aber auch er weiß, dass er nur ein Werkzeug in den Händen Gottes ist. Sein Auftreten zeugt von großem, notwendigem Selbstbewusstsein, und dennoch kennt er seine Rolle als bloßer Wegbereiter sehr gut. Ist das bei mir auch so ... oder nicht eher umgekehrt, dass ich kleinlaut mit der christlichen Botschaft auf Menschen zugehe und glaube, mir damit Größe vor Gott zu erwerben? Dabei entscheidet nur einer – aus Gnade – über meine Größe im Himmelreich. Ich sollte einfach nur „meinen Job“ machen, und dabei durchaus selbstbewusst wissen, was meine Sendung und wer „mein Boss“ ist.

3. Wem folgen? Natürlich sind die Heilige Schrift, die Sakramente und das persönliche Gebet die „Leitplanken“ eines gelingenden Lebens. Trotzdem hilft es jedem Menschen auch, Vorbilder in der Lebensgestaltung zu haben. Dass ein solches Vorbild Jesus nicht ersetzen kann, sondern –wie Johannes – auf ihn hinweisen muss, sollte klar sein. Aber bin ich darüber hinaus sicher, dass ich als Vorbilder wirklich Menschen finde, die mich auf den richtigen Weg führen? Oder sind es eher meine persönlichen Vorlieben, die mich auf der Suche nach einem Vorbild leiten? Würde ich, bildlich gesprochen, einem in Kamelhaaren gekleideten Mann, der von Heuschrecken und wildem Honig lebt und mich zur Umkehr aufruft, folgen, oder doch jemandem, der meinen Ohren schmeichelt?

Gespräch mit Christus: Mein Jesus, ich will dir mein Leben in die Hand geben. Doch dir zu folgen, fällt mir immer wieder schwer; meistens gibt es ganz viele Dinge, die gerade wichtiger erscheinen. Ich hoffe aber, dass du mein Bemühen siehst und mich durch die Herausforderungen trägst, die ich alleine nicht bewältigen kann.

Vorsatz: Ich stelle mir der Frage, welche Menschen meine Vorbilder sind, welchen Menschen ich nacheifere und auf deren Urteil ich Wert lege – führen sie mich zu Jesus?


Jesus ins Zentrum

7. Dezember 2020

Hl. Ambrosius, Bischof, Kirchenlehrer
Gedenktag

Felix Honekamp

Lk 5,17-26
Eines Tages, als Jesus lehrte, saßen unter den Zuhörern auch Pharisäer und Gesetzeslehrer; sie waren aus allen Dörfern Galiläas und Judäas und aus Jerusalem gekommen. Und die Kraft des Herrn drängte ihn dazu, zu heilen. Da brachten einige Männer einen Gelähmten auf einer Tragbahre. Sie wollten ihn ins Haus bringen und vor Jesus hinlegen. Weil es ihnen aber wegen der vielen Leute nicht möglich war, ihn hineinzubringen, stiegen sie aufs Dach, deckten die Ziegel ab und ließen ihn auf seiner Tragbahre in die Mitte des Raumes hinunter, genau vor Jesus hin. Als er ihren Glauben sah, sagte er zu dem Mann: Deine Sünden sind dir vergeben. Da dachten die Schriftgelehrten und die Pharisäer: Wer ist das, dass er eine solche Gotteslästerung wagt? Wer außer Gott kann Sünden vergeben? Jesus aber merkte, was sie dachten, und sagte zu ihnen: Was habt ihr für Gedanken im Herzen? Was ist leichter, zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben!, oder zu sagen: Steh auf und geh umher? Ihr sollt aber erkennen, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben. Und er sagte zu dem Gelähmten: Ich sage dir: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh nach Hause! Im gleichen Augenblick stand der Mann vor aller Augen auf. Er nahm die Tragbahre, auf der er gelegen hatte, und ging heim, Gott lobend und preisend. Da gerieten alle außer sich; sie priesen Gott und sagten voller Furcht: Heute haben wir etwas Unglaubliches gesehen.

Einführendes Gebet: Herr, ich weiß, dass du immer bei mir bist, vor allem im Gebet, wenn ich mich an dich wende, oder wenn ich versuche, dich besser zu verstehen. Ich glaube, dass du mein Leben mit Güte und Barmherzigkeit siehst, und manchmal mit Mitleid. Ich hoffe, dass ich jeden Tag lerne, mehr auf deine Stimme zu hören, um dir nachzufolgen. Ich liebe dich, lehre mich, dich zu lieben, wie du mich liebst.

Bitte: Mein Herr und mein Gott, hilf mir, dich immer ins Zentrum meines Lebens zu stellen. Du, nicht ich, bist der Held meiner Geschichte. Hilf mir, mich von meiner Selbstzentriertheit zu lösen.

1. Glaube, der Dächer abdeckt. Vordergründig geht es hier neben der Geschichte der Vergebung und der Heilung besonders um den Glauben; interessanterweise nicht der des Gelähmten sondern seiner Freunde, die ihn zu Jesus bringen. Ihr Glaube an die Heilungskräfte Jesu bringt sie dazu, das Dach abzudecken, um den Mann vor Jesu Füßen abzusetzen. Was muss das für eine Aktion gewesen sein (ich frage mich auch immer, was wohl der Besitzer des Hauses davon gehalten hat)? Diese Männer wollen ihrem Freund helfen und lassen sich durch nichts davon abhalten, schon gar nicht durch Menschenmengen oder ein Hausdach. Ist mein Glaube auch so groß? Und ist mein Wille, Menschen in Not zu helfen, auch so stark?

2. Jesu Blick. Gleichzeitig geht es aber auch um die Reaktion der Schriftgelehrten und Pharisäer. Eigentlich haben sie doch Recht und sind der Wahrheit näher, als sie denken: „Wer außer Gott kann Sünden vergeben?“ Wie mag Jesus sie angesehen haben, als er ihre Gedanken erkannte? Ich kann mir bei ihm keinen genervten oder gar wütenden Blick in dieser Situation vorstellen – schon eher einen interessierten: „Werden sie erkennen, was hier geschieht? Werden sie erkennen, wer ich bin?“ Dem weiteren Verlauf der Geschichte Jesu kann man entnehmen, dass sie das nicht erkannt haben ... aber sie standen kurz davor. Und ich frage mich: Bin ich offen für Jesu Wirken in meinem Leben, vielleicht auch durch andere Menschen? Oder stelle ich ihm Hindernisse in den Weg?

3. Er stand auf und ging heim. Worum es bei dieser Geschichte nicht, oder jedenfalls nur kaum geht, ist der geheilte Gelähmte. So wie sie berichtet wird, waren alle fassungslos über das Geschehen, aber der Geheilte „ging heim“. Vermutlich war es etwas anders, und er war ebenfalls außer sich vor Freude, aber dem Evangelisten kam es darauf bei diesem Bericht gar nicht an. Zentrum des Handelns, Zentrum des Interesses ist Jesus. Die Freunde des Gelähmten hatten nur einen Wunsch: ihn zu Jesus zu bringen. Und so ist es auch für mich selbst am wichtigsten, zu Jesus zu kommen. Es geht nicht in erster Linie um Wunder, um die körperliche Heilung, um die Lösung von Problemen: Es geht darum, zu Jesus zu kommen, ihn ins Zentrum zu stellen. Kann ich das, oder kreise ich eher um meine eigenen Themen?

Gespräch mit Christus: Mein Jesus, dein größter Wunsch ist es, alle Menschen zu dir zu führen. Und mein erster Glaubensschritt ist der, mir klar zu werden, dass du dir das auch von mir wünschst. Denn oft meine ich, dass du mit mir vielleicht gar nichts anfangen kannst, mit all meinen Fehlern. Ich will dir ganz nahe sein, auch wenn das bedeutet, meine eigenen Themen hintanzustellen. Jesus, komm und begegne mir heute.

Vorsatz: Ich werde mich ehrlich fragen, was in meinem Leben immer noch eine zu hohe Priorität einnimmt (was mich zum Beispiel vom Gebet abzuhalten vermag).


Magd und Knecht des Herrn

8. Dezember 2020

Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria

Felix Honekamp

Lk 1,26-38
In jener Zeit wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria. Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe. Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen und seine Herrschaft wird kein Ende haben. Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? Der Engel antwortete ihr: Heiliger Geist wird über dich kommen und Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden. Siehe, auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar gilt, ist sie schon im sechsten Monat. Denn für Gott ist nichts unmöglich. Da sagte Maria: Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel.

Einführendes Gebet: Herr, ich weiß, dass du immer bei mir bist, vor allem im Gebet, wenn ich mich an dich wende, oder wenn ich versuche, dich besser zu verstehen. Ich glaube, dass du mein Leben mit Güte und Barmherzigkeit siehst, und manchmal mit Mitleid. Ich hoffe, dass ich jeden Tag lerne, mehr auf deine Stimme zu hören, um dir nachzufolgen. Ich liebe dich, lehre mich, dich zu lieben, wie du mich liebst.

Bitte: Mein Herr und mein Gott, du hast uns Maria als unser Vorbild geschenkt. Lass mich das Geheimnis ihres Lebens, ihrer Entscheidungen und ihrer Demut besser verstehen. Und hilf mir, ihr nachzueifern.

1. Engel. Wie mag dieser Moment ausgesehen haben? Wie sieht ein Engel aus, der vor einen hintritt? Oft wurde in Filmen versucht, sich dem zu nähern, aber man kommt nicht an der Tatsache vorbei, dass wir nicht wissen, wie Engel wirklich aussehen. Was wir hingegen über sie wissen, ist, dass sie mächtig sind, Geistwesen, geschaffen von Gott. Erschreckend könnte es also für Maria gewesen sein, als der Engel ihr gegenüberstand. Doch die Bibel spricht nur darüber, dass Maria über die Anrede erschrak. Vielleicht hat der Engel also eine Gestalt angenommen, vor der sich Maria nicht fürchten musste – schließlich war die Botschaft erschreckend genug. Wenn ich also glaube, dass auch heute Engel wirken, sollte ich nicht damit rechnen, dass ich sie als geflügelte Wesen erkenne, sondern an ihren Botschaften von Gott. Vielleicht weitet das meinen Blick?

2. Ein geschenkter Auftrag. Der Engel leitet seine Botschaft mit dem „Fürchte dich nicht“ ein, das wir von vielen solchen Szenen her kennen. Doch was ist die erste Nachricht? „Du hast bei Gott Gnade gefunden.“ Man könnte ja meinen, jungfräuliche Mutter Gottes zu werden, sei durchaus eine Bürde (was es in gewissem Sinne ja auch gewesen ist), aber der Engel beschreibt das als einen Folgeeffekt der Gnade. Maria hat Gnade bei Gott gefunden und „darf“ seinem Auftrag folgen. Abgesehen von der Nachfrage, wie das geschehen soll, nimmt Maria den Auftrag auch in diesem Sinne an. Und wie ist das bei mir: Habe ich einen Auftrag, eine Berufung? Und folge ich der froh, weil Gott mich mit dieser Gnade ausgestattet hat, oder ist das nicht oft eher eine Belastung? Vielleicht brauche ich einen Perspektivenwechsel, um meinen Auftrag als Geschenk, als Gnadenerweis Gottes zu sehen?

3. Ja, natürlich! Marias Antwort auf den ungewöhnlichen Auftrag des Engels ist klar und deutlich: „Ich bin die Magd des Herrn“ bedeutet nichts anderes, als dass sie sich dem Plan Gottes natürlich unterordnet. Ich stelle mir vor, dass sich Maria durchaus Gedanken darüber gemacht hat, wie das nun weitergehen soll. Vielleicht wenige Sekunden danach mag sie sich gefragt haben, wie Josef wohl darauf reagieren wird, wie die Dorfgemeinschaft sie beurteilt und was die Geburt des Sohnes Gottes für sie noch alles bedeuten wird. Trotzdem ein klares „Ja, natürlich mache ich das!“. Wie viel Vertrauen muss in diesem Satz gesteckt haben. Und wie wenig Vertrauen habe ich manchmal, wenn mich ein unangenehmer Auftrag Gottes erreicht?

Gespräch mit Christus: Mein Jesus, du hast uns deine Mutter Maria am Kreuz als unsere Mutter geschenkt. Wenn ich ihr Leben betrachte, dann sehe ich viel Demut und vor allem viel Bereitschaft, den Willen Gottes zu erfüllen. Mir dagegen fallen immer Ausreden ein, warum dein Plan gerade jetzt „ungünstig“ ist. Ich möchte mein Leben mehr in deine Hände geben ... und brauche dazu dennoch deine Hilfe.

Vorsatz: Welchen Auftrag erkenne ich in meinem Leben? Für heute? Für diesen Monat? ... Für mein Leben?


Ruhe für die Seele

9. Dezember 2020

Mittwoch der zweiten Woche im Advent

Felix Honekamp

Mt 11,28-30
In jener Zeit sprach Jesus: Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch drückt nicht, und meine Last ist leicht.

Einführendes Gebet: Herr, ich weiß, dass du immer bei mir bist, vor allem im Gebet, wenn ich mich an dich wende, oder wenn ich versuche, dich besser zu verstehen. Ich glaube, dass du mein Leben mit Güte und Barmherzigkeit siehst, und manchmal mit Mitleid. Ich hoffe, dass ich jeden Tag lerne, mehr auf deine Stimme zu hören, um dir nachzufolgen. Ich liebe dich, lehre mich, dich zu lieben, wie du mich liebst.

Bitte: Mein Herr und Gott, du bist immer für mich da. Ich darf mit all meinen Sorgen und Schwierigkeiten, den großen und auch den kleinen, zu dir kommen. Ich bitte dich, segne heute meinen Tag, vor allem in den Angelegenheiten, die mir unangenehm sind oder über die ich mir Sorgen mache. Danke, dass ich damit zu dir kommen darf.

1. Kleinigkeiten? Diese Sätze Jesu sind so bekannt, dass die Gefahr besteht, einfach über sie hinwegzulesen. Aber richten sie sich überhaupt an mich? Mancher behauptet von sich, er sei doch gar nicht zu sehr belastet, vor allem im Vergleich mit anderen, die ein härteres Schicksal getroffen hat. Aber was wäre, wenn das nur eine falsche Bescheidenheit wäre? Was, wenn Jesus durchaus meine / deine Lasten sieht und sich wünscht, dass wir ihn helfen lassen? Kann ich mich auch mit (vermeintlich) kleinen Lasten an Jesus wenden, oder traue ich mich nicht, ihn mit meinen Kleinigkeiten zu behelligen?

2. Loslassen. Auch wenn ich anscheinend keine oder nur wenige Sorgen habe, kommt es vor, dass meine Seele unruhig ist. Vielleicht glaube ich sogar, dass ich mich in Hektik stürzen, noch mehr Aufgaben, noch mehr Verantwortung übernehmen muss, in der Familie, bei der Arbeit, in der Gemeinde oder Gemeinschaft. Jesus dagegen weiß, und darum sagt er es, dass ich mich nach Ruhe für meine Seele sehne. Warum fällt es mir so schwer, loszulassen? Warum kann ich nicht meine Lasten abgeben, wenn mich doch Jesus dazu auffordert?

3. Er sorgt für euch. Seit einiger Zeit habe ich zu der Bibelstelle des heutigen Tages eine wunderbare Ergänzung im Hinterkopf: „Ladet alle eure Sorgen bei Gott ab, denn er sorgt für euch.“ Diesen Satz kann man wunderbar zu einem Teil seines täglichen Gebetslebens machen. Ich kann, ich darf, ja, ich soll sogar meine Lasten bei Gott abladen, gerade dann, wenn sie meine Seele unruhig werden lassen. Viele Dinge kann ich nicht (alleine) lösen, oder ich kann sie im Moment nicht lösen. Wie gut ist es dann, sie Jesus abzugeben, ihn zu bitten „Sorge du, Jesus.“

Gespräch mit Christus: Mein Jesus, ich möchte dir alles geben, was mich bedrückt. Ich übergebe dir auch die Menschen, denen ich helfen möchte und nicht kann. Was muss ich loslassen, um Ruhe in meiner Seele zu finden? Danke, dass ich dir alles übergeben darf.

Vorsatz: Ich bete das obige „Gespräch mit Jesus“ und fülle es mit meinen heutigen Themen.


Echte Größe

10. Dezember 2020

Donnerstag der zweiten Woche im Advent

Felix Honekamp

Mt 11,7b.11-15
In jener Zeit begann Jesus zu der Menge über Johannes zu reden: Amen, das sage ich euch: Unter allen Menschen hat es keinen größeren gegeben als Johannes den Täufer; doch der Kleinste im Himmelreich ist größer als er. Seit den Tagen Johannes' des Täufers bis heute wird dem Himmelreich Gewalt angetan; die Gewalttätigen reißen es an sich. Denn bis hin zu Johannes haben alle Propheten und das Gesetz über diese Dinge geweissagt. Und wenn ihr es gelten lassen wollt: Ja, er ist Elija, der wiederkommen soll. Wer Ohren hat, der höre!

Einführendes Gebet: Herr, ich weiß, dass du immer bei mir bist, vor allem im Gebet, wenn ich mich an dich wende, oder wenn ich versuche, dich besser zu verstehen. Ich glaube, dass du mein Leben mit Güte und Barmherzigkeit siehst, und manchmal mit Mitleid. Ich hoffe, dass ich jeden Tag lerne, mehr auf deine Stimme zu hören, um dir nachzufolgen. Ich liebe dich, lehre mich, dich zu lieben, wie du mich liebst.

Bitte: Mein Herr und Gott, in Johannes dem Täufer und in vielen Heiligen schenkst du uns Vorbilder für unser Leben. Ihnen kann ich nacheifern ... solange mir klar ist, dass nur du Gott bist. Ich danke dir, dass du mich berufen hast, auch zu dir ins Himmelreich zu kommen. Danke für deine Gnade.

1. Der Größte. Jesus spricht hier scheinbar widersprüchlich über Johannes den Täufer. „Unter allen Menschen hat es keinen größeren gegeben“ sagt er zunächst. Aber was macht die Größe des Johannes aus? Und muss ich genauso werden wie er, mich in die Wüste zurückziehen, mich in Kamelhaare kleiden und mich von wildem Honig ernähren? Die eigentliche Größe des Johannes besteht darin, dass er sich nicht selbst predigt, gar nicht selbst die Botschaft ist. Wie es auf einem Bild auf dem Isenheimer Altar dargestellt ist, verweist alles von ihm auf Jesus. Für mich bedeutet das, dass ich in jeder Kleidung, in jeder Lebenssituation, in jedem Stand Johannes nacheifern kann ... so lange mein Leben auf Jesus verweist. Und vielleicht fiele mir Letzteres sogar schwerer, als äußerlich so zu sein wie Johannes? Darum ist er der Größte.

2. Der Kleinste. â€žDer Kleinste im Himmelreich ist größer als er“, sagt Jesus direkt im Anschluss. Ist das nicht ein Widerspruch? Johannes der Täufer war eben auch nur ein Mensch, Geschöpf Gottes. Abgesehen von Jesus selbst und Maria gab und gibt es keinen Menschen, der rein von Sünde ist, auch nicht Johannes. Im Himmelreich aber bin ich von meinen Sünden gereinigt. Dort kann ich Gott sehen, wie er ist, und alle Fragen und Zweifel, die auch Johannes beschleichen, sind dann beantwortet. Wie groß wird die Freude sein, wenn ich das Himmelreich erst erreicht habe.

3. Gewalt. â€žDem Himmelreich wird Gewalt angetan“ ist an dieser Stelle sicher ein Hinweis darauf, was mit Johannes passiert, was mit Jesus passieren wird, und was auch in unserer Zeit noch immer passiert: Jesu Verkündigung des Himmelreichs wird allzu oft nicht angenommen, sie wird abgelehnt oder so verfälscht, dass man die Botschaft leichter ertragen kann. Aber was das Himmelreich ist und wie ich es erreiche, erfahre ich nur durch das Leben Jesu, durch die Kirche, die Sakramente und das Gebet. Es gibt keinen „billigeren“ Weg in den Himmel als den der Nachfolge. Aber bevor ich mit dem Finger auf andere zeige: Wo tue ich dem Himmelreich auf diese Art Gewalt an? Wo ertrage ich die gute Nachricht nicht?

Gespräch mit Christus: Mein Jesus, es fällt mir schwer, dem Beispiel des Johannes nachzueifern. Aber ich muss auch gar nicht genauso sein wie er, solange man in meinem Leben ein Spiegelbild von dir erkennen kann. Du hast einen speziellen Auftrag für mich; dem darf ich folgen, mit dem kann ich „groß“ werden wie Johannes und dann, weil ich doch immer noch „klein“ bin, mit deiner Gnade auch das Himmelreich erreichen.

Vorsatz: Erneut kann ich mich fragen: Welchen Auftrag erkenne ich in meinem Leben? Für heute? Für diesen Monat? ... Für mein Leben? Und ergänzend: Welchen Auftrag nehme ich nur ungern an? Warum?


Leben in Fülle

11. Dezember 2020

Freitag der zweiten Woche im Advent
Hl. Damasus I., Papst

Felix Honekamp

Mt 11,16-19
In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge: Mit wem soll ich diese Generation vergleichen? Sie gleicht Kindern, die auf dem Marktplatz sitzen und anderen Kindern zurufen: Wir haben für euch auf der Flöte Hochzeitslieder gespielt, und ihr habt nicht getanzt; wir haben Klagelieder gesungen, und ihr habt euch nicht an die Brust geschlagen. Johannes ist gekommen, er isst nicht und trinkt nicht, und sie sagen: Er ist von einem Dämon besessen. Der Menschensohn ist gekommen, er isst und trinkt; darauf sagen sie: Dieser Fresser und Säufer, dieser Freund der Zöllner und Sünder! Und doch hat die Weisheit durch die Taten, die sie bewirkt hat, Recht bekommen.

Einführendes Gebet: Herr, ich weiß, dass du immer bei mir bist, vor allem im Gebet, wenn ich mich an dich wende, oder wenn ich versuche, dich besser zu verstehen. Ich glaube, dass du mein Leben mit Güte und Barmherzigkeit siehst, und manchmal mit Mitleid. Ich hoffe, dass ich jeden Tag lerne, mehr auf deine Stimme zu hören, um dir nachzufolgen. Ich liebe dich, lehre mich, dich zu lieben, wie du mich liebst.

Bitte: Mein Herr und Gott, du bist auch für mich Sünder auf die Welt gekommen. Du willst, dass ich das Leben habe und es in Fülle habe. Danke für die vielen Geschenke, die du mir machst.

1. Besessen. Wenn wir im heutigen säkularen Sprachgebrauch von Besessenheit sprechen, dann ist gemeint, dass ein bestimmtes Thema einen (zu) hohen Stellenwert in unserem Leben einnimmt, zum Beispiel ein Hobby oder eine andere Person. Und auch mit dem geäußerten Vorwurf gegen Johannes ist etwas Ähnliches gemeint: Er hat sein Leben voll und ganz in den Dienst der Verkündigung Jesu gestellt. Nichts, jedenfalls nichts Weltliches, soll davon ablenken. Auch wenn diese Art von Besessenheit hier negativ gemeint gewesen ist: Bin ich ausreichend „besessen“ von Gott? Steht er so im Mittelpunkt meines Lebens, dass andere sich darüber wundern?

2. Fresser und Säufer. Beim Lesen der Geschichte Jesu, finden wir immer wieder Beispiele dafür, wie er gefeiert hat. Mein Lieblingsbeispiel ist das von der Hochzeit zu Kana, wo er einer Hochzeitsgesellschaft, die die Weinvorräte schon vertilgt hatte, noch Unmengen an zusätzlichem und wirklich gutem Wein „spendierte“. Dabei geht es natürlich nicht um ein sinnloses Betrinken, sondern darum, die Geschenke, die Gott mir auch in Speisen und Getränken macht, anzunehmen und zu genießen. Kann ich das? Oder beschleicht mich manchmal das Gefühl, jeder genossene Luxus sei eine Sünde?

3. Freund der Sünder. Vermutlich war die Bezeichnung „Freund der Zöllner und Sünder“ für die Juden zu Jesu Zeiten eine der größten Beleidigungen. Dabei ist es doch tatsächlich eine Auszeichnung: Für genau diese Menschen, so sagt es Jesus selbst, ist er in die Welt gekommen: „Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. [...] Denn ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten.“ (vgl. Matthäus 9,12-13). Wenn Jesus so gehandelt hat, dann sollte auch ich das tun: Bin ich ein Freund der Sünder (nicht der Sünde)? Oder meide ich diejenigen, die meiner Meinung nach Gefahr laufen, das ewige Leben nicht zu erreichen?

Gespräch mit Christus: Mein Jesus, du bist ein Freund der Sünder ... und darum darf ich darauf vertrauen, dass du auch mein Freund bist, gerade dann, wenn ich falle. Ich kann darauf vertrauen, dass du mich auch dann nicht „links liegen“ lässt, wenn ich mal wieder so gar nicht gut handle. Danke, dass du mein Freund bleibst.

Vorsatz: Welche meiner Sünden und Laster würde ich am liebsten vor Jesus verbergen, weil ich glaube, dass er sie kaum vergeben kann, mich ihretwegen weniger liebt? Ich bringe sie ganz bewusst im Gebet und dann in der Beichte vor Jesus und bespreche mit ihm, welches Bild er dabei von mir hat.


Gottes Treue

12. Dezember 2020

Samstag der zweiten Woche im Advent
Unsere Liebe Frau von Guadalupe (Patronin des amerikanischen Kontinents)

Felix Honekamp

Mt 17,9a.10-13
Während Jesus und seine Jünger den Berg hinabstiegen, fragten ihn die Jünger: Warum sagen denn die Schriftgelehrten, zuerst müsse Elija kommen? Er gab zur Antwort: Ja, Elija kommt, und er wird alles wiederherstellen. Ich sage euch aber: Elija ist schon gekommen, doch sie haben ihn nicht erkannt, sondern mit ihm gemacht, was sie wollten. Ebenso wird auch der Menschensohn durch sie leiden müssen. Da verstanden die Jünger, dass er von Johannes dem Täufer sprach.

Einführendes Gebet: Herr, ich weiß, dass du immer bei mir bist, vor allem im Gebet, wenn ich mich an dich wende, oder wenn ich versuche, dich besser zu verstehen. Ich glaube, dass du mein Leben mit Güte und Barmherzigkeit siehst, und manchmal mit Mitleid. Ich hoffe, dass ich jeden Tag lerne, mehr auf deine Stimme zu hören, um dir nachzufolgen. Ich liebe dich, lehre mich, dich zu lieben, wie du mich liebst.

Bitte: Mein Herr und Gott, du zeigst mir zu so vielen Gelegenheiten deine Treue. Lass mich nie vergessen, wie treu du bist, im Großen wie im Kleinen. Und hilf mir, deiner Treue nachzueifern.

1. Treue im Kleinen. Elija muss vor dem Messias kommen – das wissen die Schriftgelehrten und das wissen auch viele Juden. Das ist es, was die Schriften die Juden gelehrt haben ... und das ist es, woran sich auch Gott hält. Hätte er das tun müssen? Hätte er nicht auch ohne Elija oder Johannes den Menschensohn senden können? Doch, hätte er! Aber warum sollte er das tun? Er hält sich an das, was er selbst sagt (auch wenn wir das manchmal anders interpretiert hätten). Auch er ist im Kleinen treu. Gott ist in jeder Situation vertrauenswürdig – und ich kann mich fragen: Vertraue ich ihm? Dass alles gut wird? Dass auch mir die Dinge, unter denen ich leide, zum Guten gereichen?

2. Treue im Großen. Der Messias wird das Volk Israel erlösen ... und mit ihm alle Menschen. Auch daran haben die Juden geglaubt, auch hier ist er treu. Aber auch hier „funktioniert“ Befreiung anders, als sich das die Juden gedacht haben und als ich mir das oft wünsche. Es ist eben nicht die Freiheit von menschlichen Leiden in diesem Leben; es ist nicht die Befreiung von Unterdrückung durch die Römer (oder im übertragenen Sinne von heutigen alltäglichen Belastungen). Es ist die Befreiung von der Last der Sünde. Diese Erlösung ist viel größer ... und viel kostspieliger.

3. Ausblick. Warum wagt die Kirche mit diesem Evangelium in der Adventszeit einen Ausblick auf das Leiden Jesu? Vielleicht damit wir erkennen, dass die Geburt Jesu, die Freude über die Menschwerdung Gottes, mit seinem Leiden eng verbunden ist? Vielleicht, damit ich lerne, dass Befreiung von Schuld nicht umsonst zu haben ist? Jesu Geburt und die Vorbereitung darauf ist eine Zeit der Freude. Aber sie wäre unvollständig ohne das Leiden. Jesus hat mich erlöst, und ich darf mich darüber freuen ... sollte aber nicht vergessen, was er dafür getan hat.

Gespräch mit Christus: Mein Jesus, dein ganzes Leben, deine Geburt, dein Wirken auf der Erde, dein Leiden, dein Tod und deine Auferstehung, das alles ist ein Beweis deiner Treue zu uns Menschen. Du willst, dass ich frei bin von Sünde, frei von weltlichen Ketten. Darum hast du das alles gemacht – auch für mich. Ich dagegen bin dir oft untreu, zweifle an dir und suche meinen eigenen Weg. Aber ich gebe mir Mühe, und mit deiner Gnade kann ich treuer werden. Lass mich darum auch in den Momenten nicht los, in denen ich mich von dir entferne.

Vorsatz: Wie sieht es mit meiner Treue zu Jesus aus? Welchen Aspekt meines Lebens möchte ich am liebsten vor ihm verheimlichen? Kann ich Jesus mit vollem Ernst mein Leben, also meinen Geist, meine Seele, meinen Körper, mein Herz, meinen Verstand und meinen Willen übergeben?