Tägliche Meditationen Sonntag 8. November 2020 bis Samstag 14. November 2020 Zweiunddreißigste Woche im Jahreskreis Beate Scheilen
Vorratshaltung will gelernt sein 8. November 2020
Zweiunddreißigster Sonntag im Jahreskreis
Beate Scheilen Mt 25,1-13 In jener Zeit erzählte Jesus seinen Jüngern das folgende Gleichnis: Mit dem Himmelreich wird es sein wie mit zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und dem Bräutigam entgegengingen. Fünf von ihnen waren töricht und fünf waren klug. Die törichten nahmen ihre Lampen mit, aber kein Öl, die klugen aber nahmen mit ihren Lampen noch Öl in Krügen mit. Als nun der Bräutigam lange nicht kam, wurden sie alle müde und schliefen ein. Mitten in der Nacht aber erscholl der Ruf: Siehe, der Bräutigam! Geht ihm entgegen! Da standen die Jungfrauen alle auf und machten ihre Lampen zurecht. Die törichten aber sagten zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl, sonst gehen unsere Lampen aus! Die klugen erwiderten ihnen: Dann reicht es nicht für uns und für euch; geht lieber zu den Händlern und kauft es euch! Während sie noch unterwegs waren, um es zu kaufen, kam der Bräutigam. Die Jungfrauen, die bereit waren, gingen mit ihm in den Hochzeitssaal und die Tür wurde zugeschlossen. Später kamen auch die anderen Jungfrauen und riefen: Herr, Herr, mach uns auf! Er aber antwortete ihnen und sprach: Amen, ich sage euch: Ich kenne euch nicht. Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde. Einführendes Gebet: Jesus, ich möchte diese Zeit ganz bewusst an deinem Herzen verbringen. Du bittest unaufhörlich um die Liebe jedes Menschen; ich möchte dir heute meine Liebe geben. Bitte: Bitte zeige mir, was dieses Gleichnis für mich persönlich zu bedeuten hat! 1. Kluge Planung macht den Unterschied. Zehn Jungfrauen, die nachts darauf warten, dass ein Bräutigam kommt, der ganz unhöflich lange auf sich warten lässt, so dass alle einschlafen… Bei uns gehen Hochzeiten anders – aber versuchen wir mal, uns in dieses Bild zu versetzen. Wir stellen fest: Alle zehn tun das Gleiche, mit einem Unterschied: fünf nehmen zusätzliches Öl mit, fünf verzichten auf diese Vorsorge. An dieser scheinbaren Kleinigkeit wird sich später das Schicksal der Frauen entscheiden. 2. Es gibt Dinge, die teilt man nicht. Alle überkommt irgendwann der Schlaf - es ist nicht etwa so, dass die „Guten“ wach blieben. Aber als es dann plötzlich ernst wird, sind die einen vorbereitet, die anderen nicht. Letztere möchten – sehr menschlich – gerne etwas abbekommen von den Vorräten der anderen fünf. Aber bei Jesus geht die Geschichte eben nicht so weiter, dass das Öl geteilt wird und es dann für alle gut ausgeht. Im Gegenteil. Die Besitzerinnen des Öls verweigern den anderen ganz rigoros den Beistand: „Dann reicht es für keinen, geht halt einkaufen!“ Soll das Nächstenliebe sein? So kennen wir Jesus gar nicht… Brot und Fische hat er doch auch immer teilen lassen? Hier geht es aber nicht um Essen und Trinken, sondern um… ja, wofür steht denn das Öl? Offenbar für etwas, das weder geteilt werden kann noch sollte: den persönlichen Glauben, den Geist und die Werke der Liebe. 3. Es kann auch mal zu spät sein… Ich kann weder stellvertretend für jemand anders glauben, noch kann ich ihm etwas von meinen Verdiensten abgeben, oder von dem Heiligen Geist, der mich erfüllt. Wenn derjenige sich nicht beizeiten um den Brennstoff für sein übernatürliches Leben gekümmert hat, kann es sein, dass es am Ende zu spät ist, um etwas „einzukaufen“. Eine kluge Vorbereitung auf meinen Tod, bei dem ich – hoffentlich! – in den himmlischen Hochzeitsaal eintrete, ist daher das A und O – und viel wichtiger, als dass man zwischendurch nie schlappmacht! Gespräch mit Christus: Jesus, du lässt mir viel Zeit, mich auf dein Kommen vorzubereiten. Allerdings ist die Zeit nicht unendlich. Bitte zeige mir, was angesichts der Ewigkeit wirklich wichtig ist in meinem Leben! Vorsatz: Bei nächster Gelegenheit möchte ich einem Menschen helfen, seinen geistlichen Öl-Vorrat aufzufüllen – z.B. indem ich ihn einlade, mit zur Messe zu gehen.
Wir brauchen Ruhe und Schönheit 9. November 2020
Weihetag der Lateranbasilika Fest Beate Scheilen Joh 2,13-22 Das Paschafest der Juden war nahe und Jesus zog nach Jerusalem hinauf. Im Tempel fand er die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben und die Geldwechsler, die dort saßen. Er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus samt den Schafen und Rindern; das Geld der Wechsler schüttete er aus, ihre Tische stieß er um und zu den Taubenhändlern sagte er: Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle! Seine Jünger erinnerten sich, dass geschrieben steht. Der Eifer für dein Haus wird mich verzehren. Da ergriffen die Juden das Wort und sagten zu ihm: Welches Zeichen lässt du uns sehen, dass du dies tun darfst? Jesus antwortete ihnen: Reißt diesen Tempel nieder und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten. Da sagten die Juden: Sechsundvierzig Jahre wurde an diesem Tempel gebaut und du willst ihn in drei Tagen wieder aufrichten? Er aber meinte den Tempel seines Leibes. Als er von den Toten auferweckt war erinnerten sich seine Jünger, dass er dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte. Einführendes Gebet: Jesus, ich möchte deine Geschichte mit den Menschen verstehen, und deine Geschichte mit mir persönlich. Das Zeichen, nach dem die Juden damals fragten, war deine Auferstehung. Bitte hilf auch mir, zu glauben. Bitte: Herr, du hast nicht oft so gehandelt wie hier. Bitte lass mich verstehen, was du dir dabei gedacht hast! 1. Für uns braucht Gott einen Ort. Warum regt Jesus sich über den Handel im Tempel auf? Sagt er doch selbst, dass Gott „im Geist und in der Wahrheit“ angebetet werden will –auf bestimmte Orte kommt es nicht an. Und doch ist der Tempel für ihn sehr wichtig. Schon als 12-Jähriger ist er für einige Tage im „Haus seines Vaters“ geblieben. Nun kommt er wieder und geht sofort mit ungewöhnlicher Härte gegen den Rummel in den heiligen Hallen vor. Was treibt ihn an? Seine Sorge um den Tempel als Ort, wo wir ungestört bei unserem Schöpfer sein und ihn anbeten können. Nicht Gott braucht diesen Ort, sondern wir! Wir leben in einem Zustand permanenter Ablenkung durch den uns umgebenden weltlichen Betrieb. Wo gibt es noch Orte, an denen Stille herrscht? Wo wir uns bewusstwerden können, wer wir wirklich sind und welchen Sinn unser Leben hat? Gott möchte uns einen solchen Ort anbieten. Es sind die zahlreichen Kirchen, in denen wir einen Moment der Ruhe finden und den Kontakt zu unserem Schöpfer aufnehmen können. 2. Frommer Schein und hartes Business. Die Ruhe zum Gebet war jedoch nicht der einzige Grund für die Existenz des Tempels. Hinzu kamen die täglichen Opfer von Tieren zur Ehre Gottes, zum Dank oder um etwas zu erbitten. Um diese nicht von weither anzuschleppen, wurden sie vor Ort gekauft. Dazu durfte man nur solche Münzen verwenden, die keine Darstellungen von Göttern, Kaisern oder Tieren zeigten, was gegen das zweite Gebot war. Man musste also heidnische Münzen in jüdisches Geld wechseln. Die Händler und Geldwechsler machten aus ihrer Tätigkeit ein lukratives Geschäft, bei dem die Käufer oft übervorteilt wurden. Um das zweite Gebot peinlich genau zu beachten, verstießen einige also gegen das siebte (du sollst nicht stehlen), und alle brachten den weltlichen Betrieb an den Ort, der nur Gott vorbehalten sein sollte. Nach außen hin wahrte man den Anschein der Frömmigkeit - doch wer weiß, wie viele der Versuchung widerstanden, auch ein gutes Geschäft zu machen. 3. Ein Vorgeschmack auf den Himmel. Um die Geschäftemacherei aus dem Tempel zu vertreiben, reichte eine freundliche Bitte leider nicht aus, weswegen Jesus zu einer recht drastischen Maßnahme griff. Dies ist eine der wenigen Begebenheiten, bei denen wir Jesus zornig erleben. Aber Achtung: Jesus hat hier keinen spontanen Wutanfall, sondern zeigt seinen Herrschaftsanspruch über den Tempel. Im letzten Buch des AT lesen wir: „Plötzlich kommt in seinen Tempel der Herr, den ihr sucht, und der Bote des Bundes, den ihr herbeiwünscht…. Er reinigt die Söhne Levis…. Dann werden sie dem Herrn die richtigen Opfer darbringen.“ Die „richtigen Opfer“: Sie sind nur zur Ehre Gottes. Und unsere Kirchen, in denen diese Opfer dargebracht und in das eine Opfer Christi hineingenommen werden, sollen auch als Gebäude ein Vorgeschmack auf den Himmel sein! Darum sind viele so groß und so prächtig ausgestattet. Katholische Kirchengebäude bilden das himmlische Jerusalem ab und die Schönheit der Kirche als Braut des Herrn! Dort versammelt sich die Gemeinde zum Lobe Gottes, und dort findet der einzelne Gläubige die Kraft, um seinen Auftrag in der Welt zu erfüllen. Gespräch mit Christus: Herr, ich habe verstanden, dass es dir nie um Äußerlichkeiten geht, sondern immer um das Herz des Menschen und um seine Beziehung zu dir. Und trotzdem sind die äußeren Dinge wichtig, weil wir Wesen aus Leib und Seele sind. Lass mich in den materiellen Dingen und ihrer Schönheit den Weg zu dir erkennen. Vorsatz: Ich werde in den nächsten Tagen eine schöne Kirche besuchen und eine Zeitlang darüber betrachten, wie ihre Architektur und Ausstattung mir den Himmel sichtbar machen.
Kann ein Sklave glücklich sein? 10. November 2020
Hl. Leo der Große, Papst, Kirchenlehrer Gedenktag
Beate Scheilen Lk 17,7-10 In jener Zeit sprach Jesus: Wenn einer von euch einen Sklaven hat, der pflügt oder das Vieh hütet, wird er etwa zu ihm, wenn er vom Feld kommt, sagen: Nimm gleich Platz zum Essen? Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Mach mir etwas zu essen, gürte dich, und bediene mich; wenn ich gegessen und getrunken habe, kannst auch du essen und trinken. Bedankt er sich etwa bei dem Sklaven, weil er getan hat, was ihm befohlen wurde? So soll es auch bei euch sein: Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan. Einführendes Gebet: Herr, für dich gehörte es zum Alltagsleben, dass es Sklaven gab, und du selbst bist wie ein Sklave in diese Welt gekommen. Lass mich in dieser Gebetszeit eine Vorstellung davon erhalten, was das für dich bedeutet hat. Bitte: Bitte hilf mir, meine stets vorhandenen Ansprüche an dich, das Leben und meine Mitmenschen einmal in den Hintergrund zu stellen. 1. Seltsame Vorstellungen. Sklavenhaltung kennen wir nur noch aus Filmen wie „Vom Winde verweht“, oder aus Ländern mit staatlichen oder religiösen Diktaturen. Die Vorstellung, dass Menschen das Eigentum anderer Menschen sind, und von ihnen beliebig behandelt, ja sogar straflos getötet werden können, entsetzt uns, die wir mit christlichen Vorstellungen von Freiheit und Menschenwürde aufgewachsen sind. Aber hier spricht sogar Jesus selbst davon, dass jemand sich Sklaven hält –und scheint das für normal zu halten (war es ja zu seiner Zeit auch). 2. Jesus hat eigene Prioritäten. Schon daran kann man sehen, dass Jesus nicht gekommen ist, um alle sozialen Übel seiner Zeit zu beseitigen. Die Abschaffung der Sklaverei hat er anderen überlassen (es dauerte noch ca. 1800 Jahre, bis es juristisch soweit war). Viel wichtiger war es ihm, uns aus der Sklaverei der Sünde zu befreien, deren Auswirkungen wir leider nie zur Gänze sehen, weil unser übernatürlicher Blick sehr eingetrübt ist. Könnten wir erkennen, was falsche Bindungen mit uns machen, wir würden alles tun, um sie los zu werden! Viele Menschen sind juristisch frei, körperlich oder geistlich aber Sklaven ihrer Suchtmittel und Anhänglichkeiten. 3. Sklaven Gottes leben besser. Die Bindung an Gott ist demgegenüber eine gute „Sklaverei“. Auch wenn uns das Wort an sich sauer aufstößt, hat es im Christentum eine gute und wahre Bedeutung gewonnen: Zum Beispiel nennt sich der Papst „servus servorum dei“ (Diener der Diener Gottes). Er tut das in der Nachfolge Christi, der unsere „Knechtsgestalt“ angenommen hat und unter uns war, „wie einer der dient“ Ja, Christus kam, um Gott Vater als ganzer Mensch mit Leib und Seele zu gehören, seinen Willen vollkommen zu erfüllen und uns dadurch zu erlösen. Auch uns beruft er, diesen Weg einzuschlagen. Gott ist der Einzige, der diesen Anspruch erheben darf, weil er unser Schöpfer und Erlöser ist. Und nur, weil Gott vollkommen gut ist, wird daraus keine Unterdrückung. Im Gegenteil, wir sind in diesem Dienst nicht mehr Knechte, sondern Jesu Freunde, weil wir die Gründe für sein Handeln kennen Aber bei aller Liebe: Ansprüche Gott gegenüber haben wir nicht! Er muss uns nichts geben und sich nicht bei uns bedanken, wenn wir seine Gebote halten. Und trotzdem gibt es keinen freigiebigeren Herrn als Ihn! Gespräch mit Christus: Jesus, ich danke dir, dass du uns nicht behandelst wie Menschen ihre Sklaven, sondern uns mit Liebe umgibst, obwohl wir sie gar nicht verdient haben. Vorsatz: Ich möchte heute bewusst etwas für jemanden tun, ohne Dank dafür zu erwarten.
Undank ist der Welt Lohn 11. November 2020
Hl. Martin von Tours, Bischof Gedenktag
Beate Scheilen Lk 17,11-19 Auf dem Weg nach Jerusalem zog Jesus durch das Grenzgebiet von Samarien und Galiläa. Als er in ein Dorf hineingehen wollte, kamen ihm zehn Aussätzige entgegen. Sie blieben in der Ferne stehen und riefen: Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns! Als er sie sah, sagte er zu ihnen: Geht, zeigt euch den Priestern! Und während sie zu den Priestern gingen, wurden sie rein. Einer von ihnen aber kehrte um, als er sah, dass er geheilt war; und er lobte Gott mit lauter Stimme. Er warf sich vor den Füßen Jesu zu Boden und dankte ihm. Dieser Mann war aus Samarien. Da sagte Jesus: Es sind doch alle zehn rein geworden. Wo sind die übrigen neun? Ist denn keiner umgekehrt, um Gott zu ehren, außer diesem Fremden? Und er sagte zu ihm: Steh auf und geh! Dein Glaube hat dir geholfen. Einführendes Gebet: Herr, ich möchte eine umfassende Heilung, die mich näher zu dir bringt, nicht nur eine Art „geistliches Dragee“, nach dessen Einnahme ich dich nicht mehr nötig habe. Bitte: Bitte hilf mir, dich in dieser Gebetszeit wirklich zu berühren! 1. Jesus verlangt Glauben. „Geht hin, zeigt euch den Priestern“: Nach mosaischer Gesetzgebung war der Priester zuständig für die Beurteilung ansteckender Krankheiten. Er konnte einen Menschen für rein oder unrein erklären und damit über dessen Kontakt zur Gemeinschaft und die Teilnahme am Gottesdienst entscheiden. Wer an Aussatz litt, musste abgesondert von den Gesunden leben, um diese nicht anzustecken. Im (seltenen) Fall, dass jemand sich geheilt glaubte, war er gehalten, einen Priester aufzusuchen und die Heilung offiziell bestätigen zu lassen. Jesus fordert nun die zehn Männer auf, den Weg zum Priester anzutreten, ohne dass er vorher irgendeine Art Heilung an ihnen vorgenommen hat. Keine Berührung findet statt, kein Spruch Jesu führt auf der Stelle Gesundung herbei. Sie sollen einfach auf Treu und Glauben losziehen. 2. Wie geglaubt, so geschehen. Das erinnert an die Hochzeit zu Kana, wo Jesus die Diener aufforderte, hunderte Liter Wasser zu schöpfen, um einem Mangel an Wein abzuhelfen. Und beim Übergang der Israeliten ins Land Kanaan teilte sich der Jordan erst, als die Füße der Priester, die die Bundeslade trugen, bereits im Wasser standen… Hier geht es um die riskante Entscheidung, sich allein auf Jesu Wort hin aus der Isolation wieder unter gesunde Menschen zu begeben, was einem Aussätzigen streng verboten war. Wären die Kranken unterwegs nicht geheilt worden, hätte ihr Auftauchen im Volk ernste Konsequenzen nach sich gezogen. Trotzdem ziehen sie los. Es scheint, dass Gott unseren Glauben an seine Fähigkeit, Wunder zu wirken, manchmal zur Voraussetzung dafür macht, dies tatsächlich zu tun. 3. Dankbarkeit ist nicht normal. Und das Unglaubliche geschieht: Die zehn Aussätzigen werden gesund. Neun der Geheilten betrachten dies offenbar als so selbstverständlich – oder sind so mit ihrer Freude beschäftigt –, dass sie es nicht für nötig halten, zurückzugehen und sich bei Jesus zu bedanken. Dies tut nur einer – und von dem heißt es vielsagend: „Dieser Mann war ein Samariter“. Also jemand, mit dem ein gläubiger Jude normalerweise nichts zu tun haben wollte. Die Krankheit hatte es offenbar bewirkt, dass die neun den Samariter bei sich duldeten. Kaum ist der Ausnahmezustand vorbei, trennen sich die Wege wieder. Und nur der aus Sicht der Juden „Ungläubige“ weiß zu würdigen, was Jesus für ihn getan hat. Gespräch mit Christus: Jesus, ist es nicht oft so, dass wir deine Geschenke gar nicht zu schätzen wissen? Vielleicht sind wir durch Gewöhnung „betriebsblind“ geworden, z.B. was die Gnaden angeht, die wir durch den Besuch der heiligen Messe erhalten. Vieles setzen wir als selbstverständlich voraus oder halten es gar für eine lästige Pflicht. Nehmen wir es noch wahr, dass du ein Leben von Grund auf verändern kannst, wenn man es dir anvertraut? Vorsatz: Ich werde mir heute einmal vorstellen, wie mein Leben aussähe, wenn ich von Jesus nie gehört hätte – mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen.
Lasst euch nicht verwirren 12. November 2020
Hl. Josaphat, Bischof, Märtyrer Gedenktag
Beate Scheilen Lk 17,20-25 In jener Zeit als Jesus von den Pharisäern gefragt wurde, wann das Reich Gottes komme, antwortete er: Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es an äußeren Zeichen erkennen könnte. Man kann auch nicht sagen: Seht, hier ist es!, oder: Dort ist es! Denn: Das Reich Gottes ist (schon) mitten unter euch. Er sagte zu den Jüngern: Es wird eine Zeit kommen, in der ihr euch danach sehnt, auch nur einen von den Tagen des Menschensohnes zu erleben; aber ihr werdet ihn nicht erleben. Und wenn man zu euch sagt: Dort ist er! Hier ist er!, so geht nicht hin, und lauft nicht hinterher! Denn wie der Blitz von einem Ende des Himmels bis zum andern leuchtet, so wird der Menschensohn an seinem Tag erscheinen. Vorher aber muss er vieles erleiden und von dieser Generation verworfen werden. Einführendes Gebet: Jesus, ich will mich jetzt für eine kurze Zeit von meinen vielen Beschäftigungen lösen und dir zuhören. In deinem Evangelium will ich die Orientierung für mein Leben finden. Bitte: Herr, lass mich dir auch in harten Zeiten treu bleiben. 1. Königreich der Herzen. Die Pharisäer stellten sich das Reich Gottes wie ein „Remake“ der Zeiten von König David vor: Statt von den Römern unterdrückt zu sein, würde Israel unter einem messianischen König wieder für alle erkennbar zu Ansehen und Macht kommen. Verständlicherweise möchten sie von Jesus wissen, wann dieser Zustand eintreffen wird – womöglich jetzt bald, mit Jesus als König? Aber Jesus nimmt ihnen diese Hoffnung: Er stellt klar, dass das Reich Gottes eben kein öffentlich sichtbares Königtum ist, auf das man noch warten muss, sondern dass es bereits Realität ist – allerdings unsichtbar: in den Herzen derjenigen, die an Jesus glauben und „mitten unter euch“ leben. Nach Pfingsten entwickelte sich dann auch eine sichtbare Form des Gottesreiches: die Kirche - die im Laufe der Geschichte z.T. großen gesellschaftlichen Einfluss hatte. 2. Kein Irrtum möglich. Dieser ist heute in Europa sehr im Schwinden begriffen, und so mancher hält es daher für wahrscheinlich, dass die Endzeit begonnen hat. Diese Vermutung hat es angesichts großer Krisen immer wieder gegeben. Viele Propheten treten in solchen Zeiten auf und bringen zum Teil viel Verwirrung unters Volk. Vergessen wir nicht, was Jesus selbst gesagt hat: Wenn Er wiederkommt, wird ihn jeder eindeutig erkennen können! Bei seiner ersten Ankunft auf Erden konnte man noch verschiedener Meinung darüber sein, wen man vor sich hat. Beim zweiten Mal wird kein Irrtum mehr möglich sein. Daher brauchen wir nicht irgendwelchen Gurus nachzulaufen, die sich als Heilsbringer ausgeben. 3. Die nur scheinbare Niederlage. Quasi im Nebensatz eröffnet Jesus seinen Jüngern, dass er vor der Übernahme seiner Königsherrschaft „verworfen wird“ und leiden muss. Was für ein Schock muss das für die Jünger gewesen sein, die sich auf eine glanzvolle Machtübernahme freuten! Auch wir sähen es gerne, wenn wir Frieden und Ruhe in einem Land genießen könnten, das nach christlichen Vorgaben geordnet ist. Die Realität sieht eher nach dem Gegenteil aus. Die christliche Botschaft wird von vielen Menschen verworfen, der Kirche steht eine Leidenszeit bevor. Wer die Evangelien kennt, kann sich darüber eigentlich nicht wundern. Aber er weiß auch: Am Ende wird Jesus Christus, unser König, über den Fürsten dieser Welt siegen. Lassen wir uns bis dahin nicht irremachen! Gespräch mit Christus: Jesus, ich lebe in einer Zeit, in der vieles drunter und drüber geht und bestehende Ordnungen nicht mehr gelten. Viele sind verwirrt und wissen nicht mehr, wem sie noch glauben sollen. Lass mich an dir und deiner Kirche festhalten. Jesus, ich vertraue auf dich! Vorsatz: Ich werde bei kirchenpolitischen Diskussionen den Blick nach innen wenden, die geistliche Dimension unterstreichen und meinen inneren Frieden bewahren.
Es kann mal ganz schnell gehen 13. November 2020
Freitag der zweiunddreißigsten Woche im Jahreskreis Hl. Stanislaus Kostka, Ordensmann, Novize SJ Beate Scheilen Lk 17,26-37 In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wie es zur Zeit des Noach war, so wird es auch in den Tagen des Menschensohnes sein. Die Menschen aßen und tranken und heirateten bis zu dem Tag, an dem Noach in die Arche ging; dann kam die Flut und vernichtete alle. Und es wird ebenso sein, wie es zur Zeit des Lot war: Sie aßen und tranken, kauften und verkauften, pflanzten und bauten. Aber an dem Tag, als Lot Sodom verließ, regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel, und alle kamen um. Ebenso wird es an dem Tag sein, an dem sich der Menschensohn offenbart. Wer dann auf dem Dach ist und seine Sachen im Haus hat, soll nicht hinabsteigen, um sie zu holen, und wer auf dem Feld ist, soll nicht zurückkehren. Denkt an die Frau des Lot! Wer sein Leben zu bewahren sucht, wird es verlieren; wer es dagegen verliert, wird es gewinnen. Ich sage euch: Von zwei Männern, die in jener Nacht auf einem Bett liegen, wird der eine mitgenommen und der andere zurückgelassen. Von zwei Frauen, die mit derselben Mühle Getreide mahlen, wird die eine mitgenommen und die andere zurückgelassen. Da fragten sie ihn: Wo wird das geschehen, Herr? Er antwortete: Wo ein Aas ist, da sammeln sich auch die Geier. Einführendes Gebet: Jesus, du hast es dir nie einfach gemacht, weil du deinen Freunden die Wahrheit nie vorenthalten hast, auch wenn sie hart war. Lass mich auch in diesem sperrigen Evangelium deine frohe Botschaft sehen. Bitte: Herr, bitte zeige mir, was diese Schriftstelle bedeutet und bewahre mich vor vorschnellem Urteilen. 1. Einfach so dahinleben. Das ganz normale Leben geht seinen Gang – und dann kommt die große Flut –bzw. das Feuer. Nur einige wenige Auserwählte überleben. Was haben die anderen denn getan, um die Vernichtung zu verdienen? Essen, trinken, heiraten, pflanzen, bauen… das tun wir heute ja alles auch. Wo war der Fehler? Sind diese Tätigkeiten in Gottes Augen schlecht? Natürlich nicht. Aber wenn sie ohne Bezug zu Gott getan und zum Selbstzweck werden, wird es fatal. Nur Gott ist das letzte Ziel unseres Lebens – nicht Essen und Trinken und dergleichen. Sonst leben wir wie Tiere und geben unsere unsterbliche Seele preis, die für die Gemeinschaft mit Gott gemacht ist. 2. Auswahlkriterien? Müssen Christen nun ein Leben führen, das ohne diese Alltagsdinge auskommt? Wie sollte das gehen? Müssen wir wie die Engel leben, und uns erkennbar von unseren weltlich geprägten Nachbarn unterscheiden, was Essen, Kleidung, Hobbys etc. angeht? Vorsicht! Der Hang zu Extremen hat schon manchen zu Fall gebracht. Außerdem spricht Jesus davon, dass von zwei Menschen, die äußerlich das Gleiche tun, der eine mitgenommen wird (ins Reich Gottes), der andere nicht. Im Alltag ist der Unterschied zwischen Glaubenden und Nichtglaubenden, Gerechten und Ungerechten oft nicht mit bloßem Auge erkennbar. 3. Die Zeit drängt. Viele Ausleger sehen in den Worten Jesu einen Hinweis auf die Belagerung Jerusalems im Jahr 70 n.Chr. In der Tat hatte die damalige Gemeinde sich diese Aussage zu Herzen genommen und war umgehend aus der Stadt geflohen, als die Römer sich näherten. Dies sicherte den Christen das Überleben. Was heißt das für uns? Sowohl mein persönliches Ende als auch das der Welt, wie wir sie kennen, können ganz unversehens hereinbrechen. Es kann sein, dass ich nicht mal mehr Zeit habe, meine Sachen zusammenzupacken. Nun ja, wozu auch… ich brauche sie ja dann nicht mehr. Mein geistliches Gepäck für die große Reise ins gelobte Land sollte ich allerdings immer parat haben. Denn wie gesagt: Es kann mal ganz schnell gehen… Gespräch mit Christus: Danke, Herr, für diese klaren Worte über die wirklich wichtigen Dinge im Leben! Bitte gib mir auch den Mut, bei mir etwas zu ändern, wenn ich die falschen Prioritäten gesetzt habe. Vorsatz: Heute werde ich mir überlegen, was ich unbedingt noch klären möchte, bevor ich diese Welt verlasse.
Steter Tropfen höhlt den Stein 14. November 2020
Samstag der zweiunddreißigsten Woche im Jahreskreis
Beate Scheilen Lk 18,1-8 In jener Zeit sagte Jesus den Jüngern durch ein Gleichnis, dass sie allezeit beten und darin nicht nachlassen sollten: In einer Stadt lebte ein Richter, der Gott nicht fürchtete und auf keinen Menschen Rücksicht nahm. In der gleichen Stadt lebte auch eine Witwe, die immer wieder zu ihm kam und sagte: Verschaff mir Recht gegen meinen Feind! Lange wollte er nichts davon wissen. Dann aber sagte er sich: Ich fürchte zwar Gott nicht und nehme auch auf keinen Menschen Rücksicht; trotzdem will ich dieser Witwe zu ihrem Recht verhelfen, denn sie lässt mich nicht in Ruhe. Sonst kommt sie am Ende noch und schlägt mich ins Gesicht. Und der Herr fügte hinzu: Bedenkt, was der ungerechte Richter sagt. Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern zögern Ich sage euch: Er wird ihnen unverzüglich ihr Recht verschaffen. Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde noch Glauben vorfinden? Einführendes Gebet: Jesus, du hast den Leuten immer sehr plakative Beispiele aus dem täglichen Leben präsentiert. Auch wenn meine Lebensweise sehr anders ist als damals, möchte ich aus deinen Erzählungen etwas für heute lernen. Hilf mir, auf den Kern zu stoßen, den du vermitteln willst. Bitte: Bitte verhilf mir zu Durchhaltevermögen im Glauben. 1. Keiner ist seines Glückes Schmied. Die Witwe kann sich ihr Recht nicht selbst verschaffen, sie ist auf den Richter und seine Autorität angewiesen. Das akzeptiert sie – und gleichzeitig hat sie keine Angst davor, den Richter immer wieder anzugehen, auf das Risiko hin, dass er verärgert ist. Aber gerade das bewegt den Mann, dem das Schicksal der armen Witwe ansonsten herzlich egal ist, zum Handeln. Er hat einfach keine Lust, sich die Klagen jeden Tag anzuhören. Nicht das beste Motiv, aber es führt immerhin zum Ziel. Steter Tropfen höhlt den Stein, wie es in einem Sprichwort heißt. Auch ich kann mein Lebensglück letztlich nicht selbst schmieden und bei vielen meiner Anliegen bin ich auf Gottes Hilfe angewiesen. Akzeptiere ich das? Wage ich um wirklich große Dinge zu bitten? Oder nur um Kleinigkeiten? 2. Alles an Gott abgeben. Zwei Alternativen hätte die Witwe gehabt: Selbstjustiz üben oder resignieren und gar nichts tun. Für Ersteres fehlten ihr sehr wahrscheinlich Kraft und Mittel, außerdem hätte sie damit selbst ein Unrecht begangen. Aber dem Gegner einfach das Feld zu überlassen, wäre feige gewesen und hätte ebenfalls nur das Unrecht gefördert. Die Witwe macht es also richtig. Daran können wir uns ein Beispiel nehmen, denn oft schwanken wir doch im Alltag zwischen den Haltungen „da kann man eh nichts machen“ und „dann helfe ich mir jetzt halt selbst“ hin und her. Am besten wäre aber, alle ungelösten Probleme, nachdem wir unseren Teil zu der Sache beigetragen haben, in aller Ruhe Gott zu übergeben – dann aber bitte nicht vergessen, ihn immer wieder daran zu erinnern… 3. Positive Abhängigkeit. Jesus machte sich keine Illusionen. Er stellte sich schon damals die Frage, ob er bei seiner Wiederkunft überhaupt noch gläubige Menschen vorfinden werde! Offensichtlich war ihm klar, dass die Menschen sich nicht gerne in der Rolle des Bittstellers vorfinden und lieber alles selbst zu richten versuchen. Zunehmender Wohlstand verstärkt das Phänomen. Wie wichtig sind mir meine Bitten- wenn ich mein Leben größtenteils aus eigener Leistung bestreiten kann? Von jemandem abhängig zu sein, ist für viele kein gutes Gefühl. Jedoch kommen wir nicht daran vorbei, dass es in jedem Leben Bereiche gibt, die man nicht selbst im Griff hat. Spätestens dann muss ich mich entscheiden: Werfe ich mich in die Arme Gottes, der mich liebevoll versorgt? Oder bleibe ich mit mir selber allein - mit allen Konsequenzen? Warum mache ich es mir oft so schwer, wenn es mit Gottes Hilfe doch viel einfacher wäre? Gespräch mit Christus: Herr, du weißt, wie ungeduldig ich oft bin, wenn es um Gebetsbitten geht. Einmal ausgesprochen, und schon erwarte ich eine Reaktion. Zeige mir, dass Geduld eine Tugend ist und beharrliches Gebet auch mich selbst verändert. Vorsatz: Wenn mich wieder einmal etwas sehr aufregt, werde ich dieses Problem an Gott abgeben und täglich dafür beten.
|
|