Tägliche Meditationen

Tägliche Meditationen

Sonntag 18. Oktober 2020 bis Samstag 27. Oktober 2020

Neunundzwanzigste Woche im Jahreskreis

Br. Benoît Terrenoir LC

Echte und falsche SchuldenSonntag
Weisheit der Welt und Weisheit GottesMontag
Blick des Misstrauens oder Blick der LiebeDienstag
Bis du kommst in Herrlichkeit…Mittwoch
Der wahre FriedenDonnerstag
Zeichen, die zur Bekehrung einladenFreitag
Die Zeit der BekehrungSamstag


Echte und falsche Schulden

18. Oktober 2020

Neunundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
Hl. Lukas, Evangelist

Br. Benoît Terrenoir LC

Mt 22,15-21
In jener Zeit kamen die Pharisäer zusammen und beschlossen, Jesus mit einer Frage eine Falle zu stellen. Sie veranlassten ihre Jünger, zusammen mit den Anhängern des Herodes zu ihm zu gehen und zu sagen: Meister, wir wissen, dass du die Wahrheit sagst und wahrhaftig den Weg Gottes lehrst und auf niemanden Rücksicht nimmst, denn du siehst nicht auf die Person. Sag uns also: Was meinst du? Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht? Jesus aber erkannte ihre böse Absicht und sagte: Ihr Heuchler, warum versucht ihr mich? Zeigt mir die Münze, mit der ihr eure Steuern bezahlt! Da hielten sie ihm einen Denar hin. Er fragte sie: Wessen Bild und Aufschrift ist das? Sie antworteten ihm: Des Kaisers. Darauf sagte er zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!

Einführendes Gebet: Herr Jesus Christus, am Anfang dieser neuen Woche stelle ich mich in deiner Gegenwart. Ich gebe dir diese kleine Gebetszeit, aber es gibt so viel anderes, was ich dir geben möchte. Maria, meine Mutter, lass mich sehen, was ich deinem Sohn geben kann.

Bitte: Herr Jesus Christus, hilf mir zu erkennen, was du von mir willst.

1. Komplikation vs. Einfachheit. Die Pharisäer sind nicht dumm. Die Falle, die sie sich erdacht haben, ist so ausgeklügelt, dass Jesus, mag er mit Ja oder Nein antworten, in jedem Fall etwas Verkehrtes sagt. Der Herr aber ist ihnen immer um eine Nasenlänge voraus. Die Fäden, die sie heimlich knüpfen, kann er leicht entwirren. Und er vermag das dank der Tugend der Einfachheit. Wer einfach ist, kann einen klaren Blick um sich werfen. Das, was kompliziert ist, ordnet sich und löst sich auf.

2. Alles haben wir empfangen. Wer sich mit Einfachheit umschaut und den Dingen auf den Grund geht, merkt, dass alles, was wir haben, von anderen stammt. Anders ausgedrückt sind wir alles anderen schuldig. Aber wem sind wir es schuldig? – dem Kaiser und Gott. Wir haben vieles vom Kaiser empfangen, das heißt, von den Menschen, die sich um uns kümmern: unsere Eltern, Lehrer, Behörden, usw. Aber der, der uns am meisten gegeben hat, ist Gott.

3. Falsch verstandene Schulden. Neben den wahren Schulden, die wir vor Gott und dem Kaiser haben, tauchen in unserem Leben manchmal auch zweifelhafte „Schulden“ auf. Zum Beispiel wenn wir denken, dass wir dem Nächsten eine böse Bemerkung „schuldig“ sind oder unserer Bequemlichkeit folgen müssen. Für Adam und Eva war die verbotene Frucht etwas, was Gott Ihnen schuldig gewesen war, – sie dachten, sie hätten Anspruch darauf. Deshalb ist es wichtig, solche falsch verstandenen „Schulden“ zu enttarnen.

Gespräch mit Christus: Herr Jesus Christus, nur du und deine Vertreter haben Anspruch auf mein Hab und Gut. Hilf mir, nicht in die Falle der Sünde zu geraten und sie gewissermaßen als Pflicht anzusehen. Gib mir den einfachen Blick!

Vorsatz: Heute werde ich das, wozu ich mich verpflichtet fühle, untersuchen, und falsch verstandene Schulden zurückweisen.


Weisheit der Welt und Weisheit Gottes

19. Oktober 2020

Montag der neunundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hll. Isaak Jogues und Johannes de Brébeuf, Ordensmänner, Priester, Märtyrer
Paul vom Kreuz, Priester, Ordensgründer

Br. Benoît Terrenoir LC

Lk 12,13-21
In jener Zeit bat einer aus der Volksmenge Jesus: Meister, sag meinem Bruder, er soll das Erbe mit mir teilen. Er erwiderte ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Schlichter bei euch gemacht? Dann sagte er zu den Leuten: Gebt acht, hütet euch vor jeder Art von Habgier. Denn der Sinn des Lebens besteht nicht darin, dass ein Mensch aufgrund seines großen Vermögens im Überfluss lebt. Und er erzählte ihnen folgendes Beispiel: Auf den Feldern eines reichen Mannes stand eine gute Ernte. Da überlegte er hin und her: Was soll ich tun? Ich weiß nicht, wo ich meine Ernte unterbringen soll. Schließlich sagte er: So will ich es machen: Ich werde meine Scheunen abreißen und größere bauen; dort werde ich mein ganzes Getreide und meine Vorräte unterbringen. Dann kann ich zu mir selber sagen: Nun hast du einen großen Vorrat, der für viele Jahre reicht. Ruh dich aus, iss und trink, und freu dich des Lebens! Da sprach Gott zu ihm: Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann all das gehören, was du angehäuft hast? So geht es jedem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber vor Gott nicht reich ist.

Einführendes Gebet: Herr Jesus Christus, ich komme heute zu dir, um deine Worte des Lebens zu hören. Ich will ein Leben haben, wie du es versprichst: nicht ein Leben voller vergänglicher Dinge, sondern das ewige Leben, das niemals vergeht.

Bitte: Herr Jesus Christus, lehre mich deine Weisheit!

1. Die Weisheit der Welt. An dieser Stelle des Evangeliums finden wir zwei Beispiele der Weisheit, die die Welt lehrt: Erstens tritt ein Mann auf, der sein Erbe beansprucht. Zweitens sehen wir einen Landbesitzer, der einen großen Vorrat gesammelt hat und jetzt ausruhen und feiern kann. Was könnten wir beiden vorwerfen? Jeder hat ein Recht auf Gerechtigkeit und auf Ruhe nach der Arbeit. So verhält es sich mit der Weisheit der Welt.

2. Die Weisheit Gottes. Jesus aber lehnt die Bitte des ersten Mannes ab und nennt den zweiten einen Narren. Mit der Weisheit Gottes verhält es sich offensichtlich ganz anders. Reichtum und Wohlstand sind nicht das, was Leben schenkt. Sie sind nur eine vorübergehende Quelle der Sicherheit. Sie sind einfach ein zu niedrig gestecktes Ziel. Ein Leben, das nur darauf abzielt, ist kleinlich und gemein gegenüber anderen.

3. Das Paradox des Evangeliums. Das wahre Gut ist viel größer als das, wonach wir uns normalerweise sehnen – Geld, Spaß, Ehre… all das rinnt wie Sand zwischen den Fingern hindurch. Das, worum zu kämpfen es sich wirklich lohnt, ist schwieriger zu erlangen, weil man es auf paradoxe Weise erhält: Wir sollen verlieren, um zu gewinnen; wir sollen die Letzten sein, um die Ersten zu werden. Das ist das Paradox des Evangeliums, das Gesetz der wahren Weisheit, die Tür zum ewigen Leben.

Gespräch mit Christus: Herr Jesus Christus, hilf mir, mein Ziel hoch zu stecken! Lass mich nicht nach Reichtümern und Wohlstand suchen, sondern nach dem ewigen Leben, das allein mein Herz vollständig glücklich machen kann! Lass mich dich allein begehren!

Vorsatz: Heute werde ich mir eine Zeit nehmen, um zu überlegen, nach welchen Dingen ich mich sehne.


Blick des Misstrauens oder Blick der Liebe

20. Oktober 2020

Dienstag der neunundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Wendelin, Einsiedler

Br. Benoît Terrenoir LC

Lk 12,35-38
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Legt euren Gürtel nicht ab, und lasst eure Lampen brennen! Seid wie Menschen, die auf die Rückkehr ihres Herrn warten, der auf einer Hochzeit ist, und die ihm öffnen, sobald er kommt und anklopft. Selig die Knechte, die der Herr wach findet, wenn er kommt! Amen, ich sage euch: Er wird sich gürten, sie am Tisch Platz nehmen lassen und sie der Reihe nach bedienen. Und kommt er erst in der zweiten oder dritten Nachtwache und findet sie wach - selig sind sie.

Einführendes Gebet: Herr Jesus Christus, hier bin ich, in deiner Gegenwart. Ich kann dich nicht sehen, nicht hören, nicht fühlen. Aber du bist nicht einfach abwesend, wie der Herr des Gleichnisses. Du bist auferstanden, du bist da, auch wenn ich dich nicht wahrnehmen kann. Maria, hilf mir, deinen Sohn anzubeten.

Bitte: Herr Jesus Christus, lass nicht zu, dass sich mein Blick mit Selbstliebe und Misstrauen verdunkelt!

1. Erste Annahme: Der Knecht vertraut dem Herrn nicht. Der Knecht könnte sagen: „Für wen hält sich der Herr eigentlich? Will er wirklich, dass ich die ganze Nacht wach bleibe, damit er nicht einmal eine Sekunde vor der Tür warten muss? Das sieht zumindest überheblich aus. Das scheint mir sogar sadistisch, ja, ich bin sicher, dass er mich im verkehrten Zeitpunkt erwischen möchte, um mir meine Nachlässigkeit vorwerfen zu können.“

2. Zweite Annahme: Der Knecht vertraut seinem Herrn. Aber ein anderer Knecht könnte das Gegenteil sagen: „Der Herr ist weder überheblich noch sadistisch. Vielmehr ist er bereit, seine eigene Knechte zu bedienen.“ Wenn der Knecht ihn wie einen Spielverderber oder einen Unterdrücker ansieht, sagt das mehr über ihn selber aus als über den Herrn. Was erwartet der Knecht im Grunde für sich? Eine elende Nacht, oder die Ankunft eines Herrn, den er liebt? – Und ich? Was für einen Knecht bin ich?

3. Gürtel und Lampen. Die Einladung, wach zu bleiben, kommt mit zwei Hinweisen: die Gürtel nicht abzulegen, und die Lampen brennen zu lassen. Diese zwei Gegenstände symbolisieren Fähigkeiten, die wir brauchen: die Lampen brauchen wir, um in der Finsternis zu sehen (das ist der Glaube); ein Gürtel hilft, leichter zu laufen, wenn man ein langes Gewand trägt (das ist die Bereitschaft zu guten Taten). Könnten wir den Herrn bei seiner Ankunft nicht sehen und ihm nicht mit guten Taten entgegenlaufen, dann würde es nichts nützen, zu wachen.

Gespräch mit Christus: Herr Jesus Christus, überzeuge mich davon, dass du mich unendlich liebst! Wenn du mich darum bittest, auf dich zu warten, dann um in mir die Freude der Begegnung mit dir zu vermehren. Gib mir einen liebevollen Blick und schnelle Schritte, um dir sofort zu öffnen, wenn du vorbeikommst!

Vorsatz: Heute werde ich mich erforschen, um die typischen Momente zu erkennen, in denen ich den Herrn mit Vertrauen oder mit Misstrauen anschaue.


Bis du kommst in Herrlichkeit…

21. Oktober 2020

Mittwoch der neunundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hll. Ursula, Verena und Clementine, Jungfrauen, Märtyrinnen

Br. Benoît Terrenoir LC

Lk 12,39-48
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüsste, in welcher Stunde der Dieb kommt, so würde er verhindern, dass man in sein Haus einbricht. Haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet. Da sagte Petrus: Herr, meinst du mit diesem Gleichnis nur uns oder auch all die anderen? Der Herr antwortete: Wer ist denn der treue und kluge Verwalter, den der Herr einsetzen wird, damit er seinem Gesinde zur rechten Zeit die Nahrung zuteilt? Selig der Knecht, den der Herr damit beschäftigt findet, wenn er kommt! Wahrhaftig, das sage ich euch: Er wird ihn zum Verwalter seines ganzen Vermögens machen. Wenn aber der Knecht denkt: Mein Herr kommt noch lange nicht zurück!, und anfängt, die Knechte und Mägde zu schlagen; wenn er isst und trinkt und sich berauscht, dann wird der Herr an einem Tag kommen, an dem der Knecht es nicht erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht kennt; und der Herr wird ihn in Stücke hauen und ihm seinen Platz unter den Ungläubigen zuweisen. Der Knecht, der den Willen seines Herrn kennt, sich aber nicht darum kümmert und nicht danach handelt, der wird viele Schläge bekommen. Wer aber, ohne den Willen des Herrn zu kennen, etwas tut, was Schläge verdient, der wird wenig Schläge bekommen. Wem viel gegeben wurde, von dem wird viel zurückgefordert werden, und wem man viel anvertraut hat, von dem wird man umso mehr verlangen.

Einführendes Gebet: Herr Jesus Christus, auch heute komme ich noch einmal zu dir, weil ich dich brauche. Ohne dich vermag ich nichts. Ich bin nur ein Verwalter: Das, was ich in der Hand habe, kommt nicht von mir, sondern von dir. Maria, meine Mutter, hilf mir, ein treuer Verwalter deines Sohnes zu sein!

Bitte: Herr Jesus Christus, hilf mir, treu auf dich zu warten!

1. Unser Leben ist eine Wartezeit. Im heutigen Evangelium spricht Jesus von zwei verschiedenen Situationen und Erwartungshaltungen. In der ersten finden wir den Herrn eines Hauses, der die Ankunft der Einbrecher ängstlich erwartet. In der zweiten ist es der abwesende Hausherr, auf den gewartet wird. In beiden Fällen handelt es sich um eine Wartezeit. Unser ganzes Leben ist auch so eine Wartezeit. Wir haben eine Verheißung bekommen, und wir warten auf ihre Erfüllung.

2. Die Kunst zu warten. Um in der rechten Weise zu warten, braucht man zwei Einstellungen. In erster Linie ist es wichtig, den Blick nach vorn zu richten. Wenn wir nur auf den heutigen Tag, auf die Beschäftigungen des Augenblicks schauen, dann können wir vergessen, dass wir jemanden erwarten. Und wir sitzen ruhig, wie der Verwalter, der lebt, als ob sein Herr niemals zurückkehren würde. Die zweite Einstellung besteht darin, zurückzuschauen: Hätte der Verwalter die Erinnerung an den Tag der Abfahrt des Herrn bewahrt, dann hätte er nicht vergessen, dass der Herr eines Tages wieder da sein wird.

3. â€žDer Herr ist schuld“. Auch hier könnten wir in eine Versuchung fallen, nämlich, die Versuchung zu sagen: „Es ist normal, wenn ich den Herrn am Ende nicht mehr erwarte. Eigentlich ist er schuld: Er hat sich absichtlich verspätet, damit ich meine Geduld verliere“. Manchmal können wir so denken, wenn der Herr überfällig wird. Wenn er sich aber verspätet, geschieht es nicht, um unseren Geduldsfaden reißen zu lassen, sondern um unsere Hoffnung zu vermehren. Je länger wir warten, desto größer wird unsere Freude sein, wenn er dann kommt.

Gespräch mit Christus: Herr Jesus Christus, lass mich nicht vergessen, dass mein Leben eine Wartezeit ist. Lass mich nicht wie ein Passagier sein, der bequem im Zug sitzt, aber vergessen hat, dass er irgendwann seinen Bestimmungsort erreichen wird. Hilf mir, in Treue und Beharrlichkeit auf deine Ankunft zu warten.

Vorsatz: Heute werde ich einen Akt der Hoffnung setzen.


Der wahre Frieden

22. Oktober 2020

Donnerstag der neunundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Kordula, Märtyrin
Hl. Johannes Paul II., Papst

Br. Benoît Terrenoir LC

Lk 12,49-53
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen! Ich muss mit einer Taufe getauft werden, und ich bin sehr bedrückt, solange sie noch nicht vollzogen ist. Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, nicht Frieden, sondern Spaltung. Denn von nun an wird es so sein: Wenn fünf Menschen im gleichen Haus leben, wird Zwietracht herrschen: Drei werden gegen zwei stehen und zwei gegen drei, der Vater gegen den Sohn und der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter und die Tochter gegen die Mutter, die Schwiegermutter gegen ihre Schwiegertochter und die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter.

Einführendes Gebet: Herr Jesus Christus, heute komme ich zu dir, um auf deine Stimme zu hören. Ich bitte dich, sag mir die Worte, die ich brauche! Maria, meine Mutter, führe mich zu deinem Sohn!

Bitte: Herr Jesus Christus, gib mir den Frieden, der aus deiner Liebe hervorgeht!

1. Feuer und Taufe. Feuer und Taufe verweisen besonders auf die Passion und Auferstehung des Herrn, durch die er uns die leidenschaftliche Liebe des Vaters offenbart hat. Christus lebt nur aus dem Vater und für den Vater. Wie ein Pfeil, der auf eine Zielscheibe geschossen wird, seine Richtung nicht ändert, da er sonst seine Stärke verliert und sein Ziel nicht erreicht, so ist auch das ganze Leben Christi auf ein einziges Ziel ausgerichtet: die Offenbarung der Liebe des Vaters.

2. Zwietracht in der Familie? Wie kann Christus sagen, dass er gekommen ist, um die Familie zu spalten? In dem Zusammenhang müssen wir das „größte Gebot“ berücksichtigen: Gott über alles zu lieben. Das bedeutet auch, dass wir Gott mehr als unsere Frau bzw. unseren Mann, unsere Kinder oder Eltern lieben sollen. Die Liebe zu Gott ist wichtiger, denn sie ist die Quelle, aus der jede andere Liebe hervorgeht und in die jede andere Liebe eingebettet ist. Daher kann die Liebe zur Familie nicht auf gleicher Ebene mit ihm stehen. Aber je mehr wir Gott lieben, desto mehr lieben wir die Mitmenschen, darunter auch unsere Familienmitglieder, denn letztlich lieben wir sie mit der Liebe Gottes.

3. Falscher und wahrer Frieden. Christus ist beunruhigend. Sein Wort lässt einen nicht in Ruhe, solange man es nicht erfüllt. Wenn der Herr verkündet, dass er nicht gekommen ist, um Frieden sondern Spaltung zu bringen, dann können wir an den Propheten Jona denken, der glaubte, eine süße Zeit der Ruhe verbringen zu dürfen, und der sehr beunruhigt war, als Gott ihn bat, in Ninive, der großen heidnischen Stadt, zu predigen. Erst nachdem er vergeblich versucht hatte zu fliehen und Ninive das Gericht gepredigt hatte (das gegen seine Erwartung vor der Zerstörung gerettet wurde), konnte er wahren Frieden finden, und zwar den Frieden, den man erhält, wenn man den Willen des Herrn erfüllt.

Gespräch mit Christus: Herr Jesus Christus, dir zu folgen heißt, die Bequemlichkeit beiseite zu lassen und den engen Pfad der Hingabe zu wählen. Aber nur so kann ich den wahren Frieden erlangen, der eine Frucht des Heiligen Geistes ist. Ich bitte dich, lass mich dir folgen!

Vorsatz: Heute werde ich meine Hingabe an Gott erneuern.


Zeichen, die zur Bekehrung einladen

23. Oktober 2020

Freitag der neunundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Johannes von Capestrano, Ordenspriester

Br. Benoît Terrenoir LC

Lk 12,54-59
In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge: Sobald ihr im Westen Wolken aufsteigen seht, sagt ihr: Es gibt Regen. Und es kommt so. Und wenn der Südwind weht, dann sagt ihr: Es wird heiß. Und es trifft ein. Ihr Heuchler! Das Aussehen der Erde und des Himmels könnt ihr deuten. Warum könnt ihr dann die Zeichen dieser Zeit nicht deuten? Warum findet ihr nicht schon von selbst das rechte Urteil? Wenn du mit deinem Gegner vor Gericht gehst, bemüh dich noch auf dem Weg, dich mit ihm zu einigen. Sonst wird er dich vor den Richter schleppen, und der Richter wird dich dem Gerichtsdiener übergeben, und der Gerichtsdiener wird dich ins Gefängnis werfen. Ich sage dir: Du kommst von dort nicht heraus, bis du auch den letzten Pfennig bezahlt hast.

Einführendes Gebet: Herr, hier bin ich in deiner Gegenwart. Ich danke dir für diesen kleinen Moment, in dem ich allein mit dir sein kann. Lass mein Gebet heute Früchte bringen! Maria, ich vertraue dir diese Zeit an.

Bitte: Herr Jesus Christus, lass mich auf deine Zeichen aufpassen!

1. Selektive Scharfsinnigkeit. An dieser Stelle des Evangeliums beklagt sich Christus über die Blindheit seiner Zuhörer. Sie sind scharfsinnig genug, um die Anzeichen für schlechtes Wetter zu erkennen, aber gegenüber den Anzeichen, die mit der Erlösung der Welt zu tun haben, völlig ahnungslos. Wenn ich weiß, dass es bald regnen wird, beeile ich mich, die Wäsche hereinzuholen und die Fenster zu schließen. Wenn ich hingegen weiß, dass die Ankunft des Herrn vor der Tür steht, er die ganze Welt retten und die Tore des Himmels öffnen wird, muss ich mich umso mehr beeilen, ihm den Weg zu bereiten und im Leben nachzufolgen.

2. Zeichen des Reiches Gottes. Die Fülle der Zeiten ist schon erreicht. Durch seine Auferstehung hat Christus sozusagen eine Kerbe in die Zeitachse geschlagen und die Ewigkeit darinnen eingefügt. Das Reich Gottes ist schon da, das ewige Leben ist zugänglich, weshalb auch wir am 23. Oktober 2020 an der Fülle der Zeiten teilnehmen! Auch heute sendet der Herr Zeichen, die zur Bekehrung mahnen (Marienerscheinungen, Krisen, Krankheiten). Er sendet uns Botschaften darüber, wie diese Zeichen im Heiligen Geist zu verstehen sind: durch die Sakramente, das Gebet, das Evangelium, das Zeugnis der Menschen um uns herum, und auch durch die guten und wahren Gedanken, die uns in den Sinn kommen.

3. Einladung zur Bekehrung. Auf die Zeichen der Zeit achten bedeutet, die gegenwärtigen Umstände mit Glauben anzuschauen, um so die rechte Entscheidung treffen zu können. „Warum findet ihr nicht schon von selbst das rechte Urteil?“ Das rechte Urteil besteht darin, jedem das Seine zu geben, Cäsar, was des Cäsars ist, und Gott, was Gottes ist. So können wir Versöhnung finden und uns bekehren.

Gespräch mit Christus: Herr Jesus Christus, du sendest mir immer wieder Zeichen, um mich auf den Weg der Bekehrung zu stellen. Hilf mir, aufmerksam zu sein und sie zu erfassen!

Vorsatz: Heute werde ich auf die Zeichen aufpassen, die mir Gott durch andere Menschen sendet.


Die Zeit der Bekehrung

24. Oktober 2020

Samstag der neunundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Antonius Maria Claret, Bischof, Ordensgründer

Br. Benoît Terrenoir LC

Lk 13,1-9
Zu jener Zeit kamen einige Leute zu Jesus und berichteten ihm von den Galiläern, die Pilatus beim Opfern umbringen ließ, so dass sich ihr Blut mit dem ihrer Opfertiere vermischte. Da sagte er zu ihnen: Meint ihr, dass nur diese Galiläer Sünder waren, weil das mit ihnen geschehen ist, alle anderen Galiläer aber nicht? Nein, im Gegenteil: Ihr alle werdet genauso umkommen, wenn ihr euch nicht bekehrt. Oder jene achtzehn Menschen, die beim Einsturz des Turms von Schiloach erschlagen wurden - meint ihr, dass nur sie Schuld auf sich geladen hatten, alle anderen Einwohner von Jerusalem aber nicht? Nein, im Gegenteil: Ihr alle werdet genauso umkommen, wenn ihr euch nicht bekehrt. Und er erzählte ihnen dieses Gleichnis: Ein Mann hatte in seinem Weinberg einen Feigenbaum; und als er kam und nachsah, ob er Früchte trug, fand er keine. Da sagte er zu seinem Weingärtner: Jetzt komme ich schon drei Jahre und sehe nach, ob dieser Feigenbaum Früchte trägt, und finde nichts. Hau ihn um! Was soll er weiter dem Boden seine Kraft nehmen? Der Weingärtner erwiderte: Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen; ich will den Boden um ihn herum aufgraben und düngen. Vielleicht trägt er doch noch Früchte; wenn nicht, dann lass ihn umhauen.

Einführendes Gebet: Herr, du bist die Quelle aller Güte, und alle Barmherzigkeit kommt von dir. Du siehst meine Schwäche und weißt, dass ich mir meiner Fehler bewusst bin. Bitte, hab Geduld mit mir, und richte mich in deiner Liebe auf! Maria, meine Mutter, du bist meine Zuflucht!

Bitte: Herr Jesus Christus, gib mir die Sehnsucht, mich zu bekehren!

1. Ein aufmerksames Herz. Das heutige Evangelium gibt uns einen Einblick in das tägliche Leben Christi: Als Jesus die Nachricht von der Ermordung der Galiläer erhält, berichtet er selbst über eine andere „Lokalnachricht“, den tragischen Zusammenbruch eines Turms in Jerusalem, bei dem achtzehn Menschen getötet wurden. Christus lebt nicht wie ein von der Welt abgeschnittener Einsiedler. Er ist aufmerksam auf die Ereignisse, er kümmert sich um das, was um ihn herum passiert. Ihm sind die „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute“ nicht gleichgültig.

2. Schuld und Sühne. Wie hängen Verbrechen und Bestrafung zusammen? Die Menschen um Jesus waren zweifellos davon überzeugt, dass der unmittelbare Grund für das tragische Ende dieser Galiläer ihre Sünde gewesen war. Sie als Zuschauer hingegen konnten sich leicht ausruhen: Da ihnen nichts Schlimmes passiert war, hatten sie keine Sünden auf dem Gewissen… Christus zeigt aber, dass zwischen Verbrechen und Bestrafung keine mathematische Beziehung besteht. Leid ist keine göttliche Bestrafung, sondern zuallererst ein Zeichen der Flüchtigkeit des menschlichen Lebens und ein Aufruf zur Bekehrung.

3. Heute, nicht morgen. Das Gleichnis vom unfruchtbaren Feigenbaum weist auf die Geduld Gottes hin. Selbst einem „chronisch unfruchtbaren“ Baum gibt er zusätzliche Zeit, um Früchte zu tragen. So gibt er auch uns noch eine Chance. Aber der Moment der Rechenschaft wird nicht auf unbestimmte Zeit verschoben. Es gibt nur noch ein Jahr mehr Zeit, eine Gelegenheit, Früchte zu tragen. Jeden Tag verkündet die Kirche zu Beginn des Stundengebets: „Ach, würdet ihr doch heute auf seine Stimme hören!“ (Ps 94). Es ist das Heute, was zählt. Morgen wird es zu spät sein. Heute ist der Tag der Bekehrung.

Gespräch mit Christus: Herr Jesus Christus, du weißt, dass ich ein Sünder bin. Ich bin unfähig, dich zu lieben, wie ich sollte. Aber ich vertraue auf deine unendliche Barmherzigkeit, ich will die Chance ergreifen, die du mir heute gibst. Hilf mir, den Moment der Bekehrung zu erfassen, ihn nicht verstreichen zu lassen! Maria, hilf mir!

Vorsatz: Heute werde ich dem Herrn für die Zeit danken, die er mir zur Bekehrung schenkt.