Tägliche Meditationen Sonntag 27. September 2020 bis Samstag 3. Oktober 2020 Sechsundzwanzigste Woche im Jahreskreis Maria Hemm
Kinder vs. Waisen 27. September 2020
Sechsundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis Hl. Vinzenz von Paul, Ordensgründer (CM) Maria Hemm Mt 21,28-32 In jener Zeit sprach Jesus zu den Hohepriestern und den Ältesten des Volkes: Was meint ihr? Ein Mann hatte zwei Söhne. Er ging zum ersten und sagte: Mein Kind, geh und arbeite heute im Weinberg! Er antwortete: Ich will nicht. Später aber reute es ihn und er ging hinaus. Da wandte er sich an den zweiten und sagte zu ihm dasselbe. Dieser antwortete: Ja, Herr – und ging nicht hin. Wer von den beiden hat den Willen seines Vaters erfüllt? Sie antworteten: Der erste. Da sagte Jesus zu ihnen: Amen, ich sage euch: Die Zöllner und die Dirnen gelangen eher in das Reich Gottes als ihr. Denn Johannes ist zu euch gekommen auf dem Weg der Gerechtigkeit und ihr habt ihm nicht geglaubt; aber die Zöllner und die Dirnen haben ihm geglaubt. Ihr habt es gesehen und doch habt ihr nicht bereut und ihm nicht geglaubt. Einführendes Gebet: Herr, du hast mich bei meinem Namen gerufen, denn ich gehöre dir. Ich darf dein Kind sein. Das ist ein so großes und wunderbares Geschenk, dass ich es kaum fassen kann. Ich darf mein Leben aus dieser Überzeugung heraus voller Dankbarkeit leben und genießen. Bitte: Mein Vater, gib mir die Gnade, jeden Tag und jede Woche im Licht deiner Liebe zu beginnen und durch diese Liebe deine Hand zu entdecken. So kann ich wahrhaft als dein Kind leben. 1. Keine Sklaven, sondern Freie. Wer von den beiden hat den Willen seines Vaters erfüllt? „Der Wille Gottes“ beinhaltet etwas, an dem sich die Geister oftmals scheiden. Er kann uns manchmal wie eine schwere Last oder eine dunkel über uns liegende Wolke vorkommen. Im Grunde genommen scheint es um etwas außerhalb von uns Stehendes zu gehen, das man als Glaubender erfüllen müssen. So würde er einer Kette gleichen, die uns zu Sklaven macht. Doch Gott hat uns zur Freiheit berufen. Wie passt das alles zusammen? Welche Rolle spielt in all dem der Wille Gottes?Der Heilige Paulus schreibt an Timotheus, dass Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen. Gott ist wahrhaft unser Vater, und er will, dass wir lebendig und frei ihm die Ehre geben, wie Paulus an die Galater schreibt: Zur Freiheit hat uns Christus befreit. Steht daher fest und lasst euch nicht wieder ein Joch der Knechtschaft auflegen! Darin besteht die Rettung der Menschen, die Christus uns gebracht hat. 2. Nicht tot, sondern lebendig. Gott ist ein Gott der Lebenden, nicht der Toten, sagt Jesus zu den Sadduzäern. Und Irenäus von Lyon bringt es auf den Punkt: Die Ehre Gottes ist der lebendige Mensch und das Leben des Menschen besteht darin, Gott zu sehen.Für Christen geht es also nicht so sehr darum, sich selbst zu verwirklichen, sondern Gott – oftmals tief in einem selbst – zu suchen und ihn sein Werk an uns vollenden zu lassen. So erfahren wir immer tiefer, was es heißt, dass Gott unser Vater ist, der uns Leben schenkt. 3. Keine Waisen, sondern Kinder. Die Menschwerdung des Sohnes Gottes hat die Geschichte ein für alle Mal verändert. Wir haben erfahren, dass wir keine Waisen sind, sondern dass wir einen Vater haben. Aber das ist nicht alles. Wir wissen jetzt, dass unser himmlischer Vater voll Liebe und Erbarmen auf uns schaut. Es ist wahr, was der Psalmist schon Jahrhunderte vor Christi Geburt geschrieben und gebetet hat: Wie ein Vater sich seiner Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über alle, die ihn fürchten. (Psalm 103)So zeigt uns die Heilige Schrift immer wieder, dass Gott ein barmherziger Vater ist. Doch was bedeutet es, den Herrn zu fürchten? Sollen wir Angst vor ihm haben? Keineswegs.Gottesfurcht kann man in biblischer Sprache als Reaktion auf die göttliche, allmächtige und Wunder vollbringende Offenbarung beziehen. Sie soll dem Menschen zeigen, wie klein er im Gegensatz zur göttlichen Größe und Heiligkeit ist.Der Mensch befindet sich in den Armen Gottes, wie ein kleines Kind in den Armen seiner Mutter. Je mehr er die erstaunlichen Wundertaten des Herrn betrachtet, desto mehr erfährt er die Notwendigkeit, sich ganz in die Hände des Vaters zu übergeben und ihn handeln zu lassen. Gespräch mit Christus: Mein Gott, mein Herr, mein Vater. Du bist ja da. Du bist in meinem Leben. Du siehst voll Freude auf mich. Ich weiß, dass ich bei dir geborgen bin. Vollende du in mir dein Werk nach deinem Willen. Ich vertraue auf dich. Vorsatz: Ich will heute ganz bewusst ein Gebet der Dankbarkeit sprechen, denn ich weiß, dass ich keine Waise, sondern Gottes Kind bin, das zur Freiheit und zum Leben berufen ist.
Wer ist groß? 28. September 2020
Montag der sechsundzwanzigsten Woche im Jahreskreis Hl. Lioba, Äbtissin Hl. Wenzel, Herzog, Märtyrer Maria Hemm Lk 9,46-50 In jener Zeit kam unter den Jüngern die Frage auf, wer von ihnen der Größte sei. Jesus wusste, was in ihrem Herzen vorging. Deshalb nahm er ein Kind, stellte es neben sich und sagte zu ihnen: Wer dieses Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat. Denn wer unter euch allen der Kleinste ist, der ist groß. Da sagte Johannes: Meister, wir haben gesehen, wie jemand in deinem Namen Dämonen austrieb, und wir versuchten, ihn daran zu hindern, weil er nicht mit uns zusammen dir nachfolgt. Jesus antwortete ihm: Hindert ihn nicht! Denn wer nicht gegen euch ist, der ist für euch. Einführendes Gebet: Lieber Gott! Du bist wirklich lieb. Ich danke dir, dass ich einen kleinen Moment innehalten kann, um dein Wort zu hören. Öffne mein Herz, meine Augen und meine Ohren. Ich will dir neu begegnen. Bitte: Ich bitte dich, gib mir Augen, die sehen, wie du siehst, Augen, die mit deinem Maßstab messen und die schätzen, was du schätzt. 1. Wer ist groß? Wir sehen die Dinge nicht immer so wie unser Schöpfer und Vater. Für uns ist es oft wichtig, mehr als andere zu sein, uns irgendwie auszuzeichnen. Das kann man an zwei kleinen Geschwistern sehen, die beide die Aufmerksamkeit der Eltern suchen. Sie wollen gleich und gerecht behandelt werden, und zugleich wollen sie besonders sein. Für die Eltern sind beide wichtig und jedes Kind ist einzigartig. Sie freuen sich, wenn jedes Kind aufblüht und auf seine Art Fortschritte macht.Wenn wir dieses Bild auf unsere Beziehung mit Gott anwenden, merken wir, dass wir manchmal ein bisschen blind sind. Wir bemerken nicht, was unserem Vater wirklich wichtig ist, sondern wir wollen zuerst unsere Ziele erreichen, um groß, wichtig und geliebt zu sein. 2. Jesus zeigt uns den Weg. Er stellt ein kleines Kind in die Mitte der Jünger. Er zeigt, dass nicht Größe, Macht oder Erfolg, sondern Demut, Dienst am Nächsten und Armut, unserem himmlischen Vater ein Lächeln ins Gesicht zaubern.Ja, Jesus selbst ist in seinem ganzen Leben den Weg der Sohnschaft gegangen. Er hat ein einfaches Leben gelebt, wie das eines normalen Menschen. Er hat gerne seine Zeit mit den Armen, den Kranken, den Kindern und den Außenseitern verbracht. Auch seine Jünger waren keine perfekten Männer. Und gerade mit ihnen hat er sich gerne aufgehalten. Diese Art von Menschen hatten – und haben auch heute noch – etwas Besonderes an sich, sodass sie auf das Herz Jesu fast wie ein Magnet wirken. 3. Als Kind neben Jesus stehen. In unserem Herzen wohnt der Wunsch, groß zu sein. Der Weg dorthin besteht aber darin, sich klein zu machen. Wir dürfen wie ein Kind neben Jesus stehen und das Lächeln des Vaters wie eine warme Flut über uns ergehen lassen. Wir dürfen für unsere Schwachheit, unsere Sünden und Unvollkommenheiten dankbar sein. Sie bringen uns unserem Ziel näher. Sie machen es möglich, dass wir ganz nah bei unserem Gott sein dürfen. Schließlich sind ja gerade die armseligsten Menschen die, die er am engsten bei sich haben will. Gespräch mit Christus: Jesus, nimm mich auf. Lass mich ganz nah bei dir wohnen. Ich wünsche mir so sehr, wie ein Kind zu werden, um in deinem Reich zu wohnen. Ich will meinen Weg an deiner Seite gehen. Ich danke dir, dass dir mein Leben und mein ganzes Sein, so sehr gefallen. Vorsatz: Ich will heute daran denken, wie glücklich es meinen Vater macht, wenn er auf mich und mein oftmals unvollkommenes Leben sieht. Ich will zulassen, dass dieser Gedanke und dieses Gebet mich heute zum Lächeln bringen.
There is more 29. September 2020
Hll. Erzengel Michael, Gabriel und Rafael Fest Michael, Patron der katholischen Kirche und der Deutschen
Maria Hemm Joh 1,47-51 In jener Zeit sah Jesus Natanaël auf sich zukommen und sagte über ihn: Da kommt ein echter Israelit, ein Mann ohne Falschheit. Natanaël fragte ihn: Woher kennst du mich? Jesus antwortete ihm: Schon bevor dich Philippus rief, habe ich dich unter dem Feigenbaum gesehen. Natanaël antwortete ihm: Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König von Israel! Jesus antwortete ihm: Du glaubst, weil ich dir sagte, dass ich dich unter dem Feigenbaum sah? Du wirst noch Größeres sehen. Und er sprach zu ihm: Amen, amen, ich sage euch: Ihr werdet den Himmel geöffnet und die Engel Gottes auf- und niedersteigen sehen über dem Menschensohn. Einführendes Gebet: Jesus, Rabbi, mein Meister! Mit Natanaël will ich bekennen, dass du der Sohn Gottes bist. Wie er will auch ich dir dienen und ohne Falschheit sein. Ich will in der Wahrheit leben, die du mir zeigst. Öffne mein Herz für deine Stimme – jetzt, in diesem Moment des stillen Gebets. Bitte: Herr, lass mich die Spuren deiner Gegenwart um mich herum erkennen, sodass ich tiefer in der Wahrheit leben und meinen Mitmenschen von dir erzählen kann, damit auch sie dich finden. 1. Jesu Gegenwart. Jesus sieht und kennt mich. Er weiß von mir. Er weiß, ob ich sitze oder stehe. Psalm 139 spricht davon. Gott kennt mich mehr, als ich mich selbst jemals kennen könnte. Denn es stimmt, was Natanaël sagt: Jesus ist der Sohn Gottes. Er ist der König von Israel. Ja, er ist der König aller Völker. Also ist er auch der König meines Herzens. Er will jeden Augenblick meines Lebens mit seiner Gegenwart verwandeln. Er will den Himmel in mein Umfeld bringen, indem er immer tiefer in mir zu meinem Gott und zu meinem König wird. 2. Es gibt mehr. Manchmal kann es uns so vorkommen, als ob unser Horizont verdeckt ist. Wir scheinen wie im Nebel oder wie im Traum unterwegs zu sein. Manchmal ist es aber auch so, dass die Sonne ständig über uns zu sein scheint und jeder neue Tag uns zulacht. Doch ganz egal, was wir erfahren, Jesus verspricht uns mehr. Sein Wunsch ist es, uns Größeres sehen zu lassen. Unser Herz sucht auch immer mehr und ist irgendwie unersättlich. Gott verspricht uns genau die Sättigung dieses Durstes. Bei Gott gibt es immer mehr. Das heißt nicht, dass es immer Neues oder Extravagantes ist, sondern oft ist es dieselbe Wirklichkeit wie immer – aber neu durch seine Gegenwart. 3. Die Leiter zum Himmel. Es geht darum, die Spuren des Unsichtbaren in unserem Leben und in unserer Welt zu entdecken, die Engel Gottes, die auf- und niedersteigen und so Himmel und Erde verbinden. Wir singen in einem Lied im Gottesdienst: Da berühren sich Himmel und Erde, dass Friede werde unter uns. Diese Begegnung geschieht jeden Tag so oft um uns herum. Es sind oft kleine Gesten oder Worte, kleine Zeichen der Liebe in unserem Alltag, Engel, die uns auf alle mögliche Weisen begegnen. Es gilt, sie zu sehen und Raum für sie zu schaffen, dass Gott, der uns mit unseren Sehnsüchten kennt, sein Wort neu schenken und uns begegnen kann. Gespräch mit Christus: Jesus, du bist Mensch geworden, um die Tore des Himmels zu öffnen und Leiter zwischen Himmel und Erde zu sein. Durch dich gelangen wir zum Vater und durch dich sind wir Tempel des Geistes. Lass mich mit dieser Sicherheit leben und lieben. Vorsatz: Ich will heute ganz bewusst meine Augen öffnen für die kleinen Details der Liebe Gottes um mich herum und sie dankbar genießen.
Volles Risiko 30. September 2020
Hl. Hieronymus, Priester, Kirchenlehrer Gedenktag
Maria Hemm Lk 9,57-62 In jener Zeit als Jesus und seine Jünger auf ihrem Weg weiterzogen, redete ein Mann Jesus an und sagte: Ich will dir folgen, wohin du auch gehst. Jesus antwortete ihm: Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann. Zu einem anderen sagte er: Folge mir nach! Der erwiderte: Lass mich zuerst heimgehen und meinen Vater begraben. Jesus sagte zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh und verkünde das Reich Gottes! Wieder ein anderer sagte: Ich will dir nachfolgen, Herr. Zuvor aber lass mich von meiner Familie Abschied nehmen. Jesus erwiderte ihm: Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes. Einführendes Gebet: Jesus, durch die Taufe hast du mich zu deinem Jünger gemacht. Damals hast du mich angeschaut und mich bei meinem Namen gerufen. Dein Name wurde über mir ausgerufen. Du erwartest keine Heldentaten von mir, wie ich sie mir vorstelle, sondern du willst, dass ich jeden Tag deine Stimme höre, die mich immer neu bei meinem Namen ruft. Bitte: Gib mir die Gnade, heute und jeden Tag mit dir auf dem Weg zu sein und voll Vertrauen einfach immer den nächsten Schritt zu suchen und zu tun. 1. Jesus nachfolgen. Unser Leben ist ein Geschenk. Wir können es für uns behalten oder wir gehen das Risiko ein, es einzusetzen und zum Geschenk für andere werden zu lassen. Jesus sagt einmal: Wer sein Leben behalten will, wird es verlieren; und wer sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es gewinnen. – Wir sind dazu berufen, Jesus in unserem Leben Raum zu geben, sodass Gott uns immer mehr nach seinem Abbild formen kann. Je mehr Christus in uns wohnt, desto mehr verlieren wir unser Leben und gewinnen es zugleich. 2. Leichter gesagt als getan. Christ sein bedeutet, zur Umkehr bereit zu sein. Auf Griechisch wird für Umkehr das Wort Metanoia benutzt, das wörtlich Gesinnungswandel bedeutet, also eine Bereitschaft, unsere Denkweise zu verändern. Wenn wir Jesus nachfolgen wollen, müssen wir uns auf Neues gefasst machen. Bei ihm geht es nicht so sehr darum, was immer gemacht wurde oder was die Mehrheit erwartet oder unseren eigenen Erwartungen treu, sondern Gott treu zu sein, einem Gott, der in der Offenbarung sagt: Seht ich mache alles neu. Wenn wir deshalb mit Jesus gehen wollen, müssen wir für Überraschungen offen sein und dürfen unsere Fähigkeit zu staunen nicht verlieren. 3. Jeder auf seine Art. Christen entstehen nicht durch Massenproduktion, wie Produkte, die am laufenden Band gleich und schnell hergestellt werden. Das wird allerdings nicht überall recht verstanden. Für die modernen Denkweise sind schnelle und konkrete Resultate wichtig. Was das christliche Leben angeht, ist dieses Kriterium meistens in unserem Unterbewusstsein tätig. Andersartigkeit kann deshalb für manche zu einem großen Problem werden. Doch Jesus ruft nicht nur Menschen in seine Nachfolge, die so denken wie er. Er hat nicht nur mit einer bestimmten Klasse von Menschen Kontakt, und er behandelt auch nicht alle gleich. Nein. Er geht auf jeden so ein, wie er es gerade braucht. Deshalb lesen wir im heutigen Evangelium, wie Jesus zu einer Person etwas Bestimmtes sagt und zu einer anderen genau das Gegenteil. Jeder Mensch ist einzigartig, und Gott sieht und liebt diese Einzigartigkeit. Gespräch mit Christus: Jesus, es ist herrlich zu wissen, dass ich einzigartig für dich bin und dass es gut ist, dass es so ist. Lass mich jetzt deine Stimme hören. Ich will hören, was du mir heute sagst. Zeig mir, wie du mit mir umgehst und was der nächste Schritt in meinem Leben ist, um dir enger nachzufolgen. Vorsatz: Heute will ich um die Gnade bitten, für die Andersartigkeit der Menschen um mich herum dankbar sein zu können. Ich will versuchen, sie so zu sehen, wie Gott sie sieht.
Eine Betrachtung 1. Oktober 2020
Hl. Theresia vom Kinde Jesus (von Lisieux), Ordensfrau (OCD), Kirchenlehrerin Gedenktag
Maria Hemm Lk 10,1-12 In jener Zeit suchte der Herr zweiundsiebzig andere aus und sandte sie zu zweit voraus in alle Städte und Ortschaften, in die er selbst gehen wollte. Er sagte zu ihnen: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden. Geht! Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe! Grüßt niemand unterwegs! Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als erstes: Friede diesem Haus! Und wenn dort ein Mann des Friedens wohnt, wird der Friede, den ihr ihm wünscht, auf ihm ruhen; andernfalls wird er zu euch zurückkehren. Bleibt in diesem Haus, esst und trinkt, was man euch anbietet; denn wer arbeitet, hat ein Recht auf seinen Lohn. Zieht nicht von einem Haus in ein anderes! Wenn ihr in eine Stadt kommt und man euch aufnimmt, so esst, was man euch vorsetzt. Heilt die Kranken, die dort sind, und sagt den Leuten: Das Reich Gottes ist euch nahe. Wenn ihr aber in eine Stadt kommt, in der man euch nicht aufnimmt, dann stellt euch auf die Straße und ruft: Selbst den Staub eurer Stadt, der an unseren Füßen klebt, lassen wir euch zurück; doch das sollt ihr wissen: Das Reich Gottes ist nahe. Ich sage euch: Sodom wird es an jenem Tag nicht so schlimm ergehen wie dieser Stadt. Einführendes Gebet: Jesus, hier bin ich wieder in deiner Gegenwart. Ich danke dir für dieses Geschenk, das du mir immer gibst, wenn ich darum bitte. Du bist da. Ich schenke dir diesen Tag, alles was ich tue und bin und auch dieses Gebet und bitte dich, dass es dir zur Ehre dient. Bitte: Jesus, zeige mir, was in deinem Herzen ist und mach mein Herz ein bisschen mehr dem deinen ähnlich. 1. Worum geht’s? Bei diesem Gebet lade ich Sie ein, das heutige Evangelium mit dem Herzen zu betrachten. Wir können uns regelrecht vorstellen, wie es abgelaufen ist, wer alles da war usw. Wir können sehen und hören, was und wie Jesus gesprochen hat, was um ihn herum geschehen ist.Das ist nicht einfach ein Spiel mit der Einbildung, sondern wir bitten Gott darum, dass er uns in diesem Gebet das zeigt, was er will. So wird das Evangelium für jeden einzeln ganz konkret. Lassen wir zu, dass Gott uns leitet und dass er unser Gebet dahin führt, wo er will. 2. Sehen. Stellen wir uns vor, wir sind Teil des heutigen Evangeliums. Wir können Jesus sehen, die Zwölf und die 72 anderen Jünger, vielleicht sogar eine große Menschenmenge oder vielleicht sind sie alleine. Wir können sehen, wie Jesus jeden Einzelnen mit einem Lächeln auf den Lippen ansieht. Wir können sehen, wie manche Jünger aufmerksam sind, andere vielleicht zerstreut oder nervös. In der Gruppe sind große und kleine, ältere und jüngere Menschen, reiche und arme. Alle sind um Jesus herum versammelt.Wir können auch den Ort sehen, an dem sie sich versammelt haben, vielleicht auf einem Berg, vielleicht am See, vielleicht im Dorf... Lasst uns einen Moment nehmen, um diese Szene mit den Augen des Herzens zu betrachten. 3. Hören. Jetzt, da wir sehen, „was los ist“, können wir auch hören. Wir können hören, was die Jünger unter sich sprechen. Wir können die Natur um uns herum wahrnehmen. Vor allem aber können wir die Stimme Jesu hören. Wie klingt sie? Welche Gefühle drückt sie aus? Welches Wort oder welcher Satz berührt unser Herz besonders? Bleiben wir, verweilen wir genau dort. Lassen wir Jesus zu uns sprechen. All diese Eindrücke sind Gebet. Sie führen uns zu Jesus und sind zugleich Licht für unser eigenes Leben. Gespräch mit Christus: Danke Jesus, dass du mir dein Wort schenkst. Danke, dass du immer neu zu mir kommst und mir dein Herz öffnest. Vorsatz: Ich will Jesus fragen, wie ich die heutige Erfahrung im Gebet mit in den Alltag nehmen kann. Vielleicht zeigt er mir im Gebet auch etwas ganz Konkretes, wozu er mich einlädt.
Engel, Himmelreich und Kinder. Wie passt das alles zusammen? 2. Oktober 2020
Hll. Schutzengel Gedenktag
Maria Hemm Mt 18,1-5.10 In jener Stunde kamen die Jünger zu Jesus und fragten: Wer ist im Himmelreich der Größte? Da rief er ein Kind herbei, stellte es in ihre Mitte und sagte: Amen, das sage ich euch: Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen. Wer so klein sein kann wie dieses Kind, der ist im Himmelreich der Größte. Und wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf. Hütet euch davor, einen von diesen Kleinen zu verachten! Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel sehen stets das Angesicht meines himmlischen Vaters. Einführendes Gebet: Jesus, ich preise dich für deine Liebe und Güte. Ich danke dir von Herzen für all die Gaben, die du mir täglich gibst. Du bist so gut zu mir! Bitte: Gib mir die Gnade, mein Leben in deinem Licht zu sehen und nach deinen Kriterien auszurichten. Schenke mir dabei deinen Frieden. 1. Himmelreich. Die Jünger fragen Jesus nach dem Kern seiner Botschaft: das Himmelreich. Wenn wir von Königreichen sprechen, ist es für uns klar, dass es um Macht und Stärke geht. Wir erkennen darin vorrangig menschliche und weltliche Herrschaftsformen. Ahnen die Jünger etwa, dass bei Gott andere Kriterien an erster Stelle stehen? Sie haben sicher schon erfasst, dass Jesus ein neues Reich aufbauen will, bei dem vieles ungewohnt und neu ist. Aber worum geht es im Wesentlichen? 2. Kinder. In seinem Buch „Der kleine Prinz“ schreibt Antoine de Saint-Exupéry: Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar. Deshalb führt uns Jesus die Kinder vor Augen. Für sie sind Glaubens- oder Machtfragen im Umgang mit Älteren kein Problem. In ihrer kindlichen Naivität sehen sie Gott und die Welt ohne große Komplikationen. Vieles, was für Erwachsene ein Rätsel ist, wird von Kindern in ihrer Logik einfach angenommen. Wir können viel von ihnen lernen: ihr Vertrauen und ihre Gelassenheit, ihre Suche nach Geborgenheit und Liebe... 3. Engel. Doch Jesus sagt uns noch etwas, was Kinder besonders macht: Ihre Engel im Himmel sehen stets das Angesicht des himmlischen Vaters. Was für eine schöne Vorstellung: Gott thront im Himmel. Viele Wesen sind um ihn herum, singen ihm, preisen ihn und beten ihn an. Die Engel der Kinder sind Teil dieses Chores, der Gott Tag und Nacht im Namen ihrer Schützlinge die Ehre gibt.Im Reich Gottes geht es nicht darum, sich selbst groß zu machen, sondern Gottes Größe zu preisen. Jedes Geschöpf, das so lebt, wird deswegen größer und herrlicher, denn es lebt vollkommen das, wozu es geschaffen wurde. Deshalb sind die Kinder so besonders. Sie sind so klein und bedürftig, dass ihre Engel in ihrem Namen diese wunderbare Aufgabe vollbringen. Hier merken wir auch, dass Kindsein nicht altersabhängig ist, sondern herzens-abhängig. Gespräch mit Christus: Ja, Jesus! Wenn ich deine Größe und Allmacht betrachte und bemerke, dass du so voller Liebe auf mich schaust, dann kann ich dich einfach nur preisen und dir danken. Komm, du mein Schutzengel, und lege mein Lob vor den Thron Gottes, wie Weihrauch, der zum Himmel steigt. Vorsatz: Ich will heute bewusst an meinen Schutzengel denken und ihn bitten, mein Gebet (nicht nur Bitten, sondern auch Lob und Dank) vor Gott zu bringen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft... 3. Oktober 2020
Samstag der sechsundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Maria Hemm Lk 10,17-24 In jener Zeit kehrten die Zweiundsiebzig zurück und berichteten voll Freude: Herr, sogar die Dämonen gehorchen uns, wenn wir deinen Namen aussprechen. Da sagte er zu ihnen: Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen. Seht, ich habe euch die Vollmacht gegeben, auf Schlangen und Skorpione zu treten und die ganze Macht des Feindes zu überwinden. Nichts wird euch schaden können. Doch freut euch nicht darüber, dass euch die Geister gehorchen, sondern freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind. In dieser Stunde rief Jesus, vom Heiligen Geist erfüllt, voll Freude aus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen. Mir ist von meinem Vater alles übergeben worden; niemand weiß, wer der Sohn ist, nur der Vater, und niemand weiß, wer der Vater ist, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will. Jesus wandte sich an die Jünger und sagte zu ihnen allein: Selig sind die, deren Augen sehen, was ihr seht. Ich sage euch: Viele Propheten und Könige wollten sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und wollten hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört. Einführendes Gebet: Vater, ich komme zu dir mit allem, was mich belastet, mit allem, was sich diese Woche angesammelt hat. Bei dir darf ich Frieden finden. Bei dir darf ich erfahren, wer du in all dem sein willst. Voll Vertrauen setze ich mich dir zu Füßen, um deine Stimme zu hören. Bitte: Herr, komm zu uns mit deinem Reich der Freiheit und des Friedens. Erneuere das Angesicht der Erde durch deine heilende Kraft. Gib mir ein tiefes Vertrauen in deine Stärke. 1. Sendung. Christ sein bedeutet, nicht nur Gottes Kind sein, sondern auch von ihm in die Welt hinausgesandt zu sein. Jesus sagt: Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Unsere Sendung verbindet uns mit Jesus. Sie lässt uns teilhaben an der Aufgabe, die ihm vom Vater anvertraut wurde.Doch sie setzt kein spektakuläres Handeln voraus. Man sucht bei ihrer Verwirklichung nicht danach, persönliche Siegestrophäen einzufahren. Sie soll Gott groß machen und ihm allein die Ehre geben. Deshalb macht sie uns zu Zeugen an unserem Arbeitsplatz, in unserer Familie und Nachbarschaft, da, wo wir in unserem Leben stehen. Wir werden Zeugen dafür, dass Gott stark ist und für uns kämpft. 2. In deinem Namen. Unser Herz sehnt sich nach Frieden und Geborgenheit. Wir sehnen uns danach, dass das Reich Christi kommt. Doch wie geht das? Was müssen wir tun, damit es geschieht? Vorsicht! Wenn wir so fragen, liegt auch eine Falle bereit, in die wir tappen können. Von uns aus können wir sehr wenig erreichen. Es geht nicht darum, unser Handeln aufs Podest zu stellen, sondern den echten Hauptdarsteller unseres Lebens zu finden. Im Namen Jesu konnten die Jünger sogar Dämonen austreiben. Wie oft haben wir den Namen Jesu auf unseren Lippen? Wie oft sprechen wir ihn aus? Und wie oft sind wir uns auch nur ein bisschen bewusst, welche Kraft in diesem Namen steckt, dass der Feind einfach flieht, wenn er ihn hört?Es geht hier um eine sehr tiefgründige Wahrheit, die wir mit unserem menschlichen Verstand kaum ganz erfassen können. 3. Gott rettet. Der Name ‚Jesus‘ bedeutet ‚Gott rettet‘. Im Matthäusevangelium nennt der Engel Josef diesen Namen und er erklärt: Denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen. Jesus sagt uns im heutigen Evangelium, dass ihm von seinem Vater alles übergeben wurde. Er hat die Kraft, Sünden zu vergeben und Krankheiten zu heilen. Er hat die Kraft, Tote lebendig zu machen und Aussätzige rein. In seinem Namen dürfen wir Zeugen all dieser Wundertaten sein. Er will sie an uns und durch uns erfüllen. Gespräch mit Christus: Herr, ich glaube. Hilf meinem Unglauben. Du sagst mir, dass dein Name die Kraft birgt, um mich, mein Umfeld, die ganze Welt zu verändern. Ich glaube dir. Von ganzem Herzen vertraue ich auf dich. Vater, im Namen Jesu bitte ich dich, dass du mich und meine Lieben von der Macht des Bösen befreist, sodass wir mit unserem Leben dir die Ehre geben. Vorsatz: Ich will voll Vertrauen über Menschen oder Situationen, die in Verstrickungen gefangen sind, laut den Namen Jesu aussprechen und so um Befreiung und Frieden bitten.
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