Tägliche Meditationen Sonntag 28. Juni 2020 bis Samstag 4. Juli 2020 Dreizehnte Woche im Jahreskreis Br. Nils Schäfer LC
Was ist er mir wert? 28. Juni 2020
Dreizehnter Sonntag im Jahreskreis Hl. Irenäus von Lyon, Bischof und Märtyrer Br. Nils Schäfer LC Mt 10,37-42 In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Aposteln: Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig. Wer das Leben gewinnen will, wird es verlieren; wer aber das Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen. Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat. Wer einen Propheten aufnimmt, weil er ein Prophet ist, wird den Lohn eines Propheten erhalten. Wer einen Gerechten aufnimmt, weil er ein Gerechter ist, wird den Lohn eines Gerechten erhalten. Und wer einem von diesen Kleinen auch nur einen Becher frisches Wasser zu trinken gibt, weil es ein Jünger ist - amen, ich sage euch: Er wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen. Einführendes Gebet: Christus, ich danke dir für deine Freundschaft! Du bist der Herr und das höchste Gut meines Lebens. Ich will dir diese Zeit des Gebets schenken, um zuallererst dir eine Freude zu machen und dich zu lieben. Bitte: Herr, lass mich erkennen, wer du wirklich bist! Hilf mir zu entdecken, dass du alles wert bist! Dass du alle Schwierigkeiten und alle Opfer wert bist und ihnen einen Sinn gibst! 1. Der Wert der Dinge. Christus stellt in diesem Evangelium hohe Anforderungen, die uns sogar allzu radikal vorkommen können. Doch letztlich geht es um die Frage, was mir die Nachfolge Christi wert ist, was Christus selbst mir wert ist. Wenn uns eine Sache etwas wert ist, sind wir bereit, andere Dinge aufzugeben oder einzutauschen, um diese Sache zu gewinnen. Je wertvoller das Objekt unserer Wünsche ist, desto mehr sind wir bereit, dafür herzugeben. Für ein gutes Gespräch oder eine wertvolle Freundschaft gibt jeder gern etwas mehr auf. Jesu Forderungen in diesem Evangelium stellen uns vor eine grundsätzliche Frage: Was ist mir Christus wert? Was bin ich bereit, für diese Freundschaft zu geben? Bin ich bereit, mein Kreuz auf mich zu nehmen und ihm nachzufolgen, weil ich erkannt habe, dass er es wert ist? 2. Der Wert Christi. Doch wer ist Christus letztlich, dass er alles wert sein soll? Das gesamte Evangelium gibt uns eine facettenreiche Antwort, die uns den Atem nehmen sollte. Er ist der stille Friede. Er ist die echte Liebe. Er ist die feste Hoffnung. Er ist das Licht in meinem Leben, auch wenn ich nur Finsternis sehe. Er ist der Sinn meines Lebens, auch wenn mir alles sinnlos vorkommt. Er ist die tiefe Freude, auch wenn ich traurig bin. Er ist die Fülle des Lebens. Wer Christus in seinem Leben hat, braucht nichts Weiteres mehr. Wer ihn nicht kennt, der findet auch in anderem keine Erfüllung. Weil Christus alles für mich ist, kann ich alles für ihn aufgeben. Selbst die Bindung an Vater und Mutter, Sohn oder Tochter wird zuerst von der Gnade bestimmt. So viele Heilige haben versucht, in Worte zu fassen, was ihnen Christus bedeutet, doch das Wichtige ist, was ich schon von Christus erkannt habe. Wer ist Christus in meinem Leben, und was ist er mir wert? 3. Ist er es wirklich wert? oder „Der Lohn eines Jüngers“. Christus verspricht uns hier wahres Leben, wenn wir bereit sind unser altes Leben für ihn aufzugeben und ihm nachzufolgen. Wir wissen oft erschreckend genau, welches dieses alte Leben in unserem Alltag ist, das Christus uns einlädt, für ihn aufzugeben. Dabei halten uns oft bei der radikalen Entscheidung für ihn noch unsere Zweifel gefangen, ob es das wirklich wert ist, alles für ihn aufzugeben, und ob wir nicht etwas von dem, worauf wir im Leben Wert legen, in seiner Nachfolge verlieren. Das Herausfordernde ist, dass wir erst nachdem wir den Schritt in seine bedingungslose Nachfolge gemacht haben, den Frieden und die Erfüllung genießen können, die diese Entscheidung gibt. Wie treu und gut Jesus ist, wie viel er wert ist, weiß letztlich nur derjenige, der es schon erfahren hat. Jesus ruft uns heute zu: Ich bin es wert! Du wirst nichts verlieren, was dein Leben erfüllend und reich macht! Gespräch mit Christus: Christus, oft habe ich Angst, noch einen weiteren Schritt auf dich zuzugehen. Zweifel und Sorgen quälen mich. Und doch habe ich in meinem Herzen den Wunsch, zu erfahren und zu erkennen, wer du wirklich bist. Jesus, ich sehne mich nach einem Leben, in dem du wirklich der höchste Wert bist und in dem ich dich mit ungeteiltem Herzen anbete. Führe mich in dieses Leben! Ich vertraue darauf, dass du dies in mir vollbringen kannst! Vorsatz: Heute will ein eine ganz konkrete Herausforderung in meinem Tag mit besonderer Liebe annehmen, einzig weil Christus diese Liebe wert ist.
Meine Identität in Christus 29. Juni 2020
Hll. Apostel Petrus und Paulus Hochfest Br. Nils Schäfer LC Mt 16,13-19 In jener Zeit, als Jesus in das Gebiet von Cäsaréa PhilÃppi kam, fragte er seine Jünger und sprach: Für wen halten die Menschen den Menschensohn? Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für ElÃja, wieder andere für JeremÃa oder sonst einen Propheten. Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes! Jesus antwortete und sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjóna; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Ich aber sage dir: Du bist Petrus – der Fels – und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird im Himmel gelöst sein. Einführendes Gebet: Herr, an diesem Festtag deiner zwei großen Apostel, Petrus und Paulus, danke ich dir für die Zeit, die du jetzt mit mir verbringen willst. Hilf mir, alle meine Sorgen und Gedanken des Alltags in diesen Minuten zur Ruhe kommen zu lassen, damit ich ganz bei dir sein kann! Bitte: Christus, schenke mir die Gnade, meine innerste Identität in deiner als geliebtes Kind des Vaters zu entdecken! 1. Eine interessante Unterhaltung. Das Gespräch zwischen den Jüngern und Jesus folgt in diesem Evangelium einer besonderen Dynamik. Christus fragt seine Apostel, für wen er gehalten wird, und nachdem alle Meinungen der Leute ausgesprochen wurden, stellt Petrus fest, wer Jesus wirklich ist: der Sohn des lebendigen Gottes. Doch die Aussage, wer er sei, erwidert Christus plötzlich mit der Offenbarung, wer Simon Petrus wirklich ist. Auf die Entdeckung der Identität Christi folgt die Entdeckung unserer eigenen Identität. In ihm erkennen wir, wer wir wirklich sind. Wir sind Kinder Gottes im eingeborenen Sohn Gottes. Durch die Taufe haben wir dieses Geschenk erhalten. Dies ist die tiefste Wahrheit unseres Lebens. 2. Christus als Sohn Gottes. Nehmen wir uns ein paar Momente, und betrachten wir einmal, was es für Jesus bedeutet, Sohn des lebendigen Gottes zu sein. Christus war zuerst einmal frei von der Meinung der anderen. Er hing nicht von der Anerkennung der Masse ab. Er wusste sich radikal vom Vater geliebt und entdeckte diese Liebe überall in seinem Leben. Er verdiente sich diese Liebe nicht durch seine Taten, sondern empfing sie als freies Geschenk, auf das er selbst mit der freien Hingabe seines Lebens antwortete. Alles in seinem Leben spielte sich immer in dieser Beziehung mit dem Vater ab. Geliebter Sohn des Vaters zu sein, das ist die Identität des Christus. Je mehr wir diese Identität erkennen, desto mehr finden wir auch unsere eigene. 3. Das Geschenk. Wir wünschen uns oft, unser Leben in der gleichen Freiheit wie Christus zu leben; die gleiche Intimität mit Gott zu erfahren wie er. Die gute Nachricht ist: Genau das will Jesus uns schenken! Er ist der einzige Weg zum Vater. In ihm können wir in die gleiche Beziehung eintreten! Doch Christus will uns dies frei schenken, ohne unser Verdienst. Und genau das fällt uns so schwer. C.S. Lewis schreibt darüber, dass wir, wenn wir ganz ehrlich sind, gar nicht auf diese Weise geliebt werden wollen. Wir wollen geliebt werden, weil wir intelligent, kreativ, erfolgreich, usw. sind, aber nicht ohne unser Zutun. Doch genau hierin besteht die Identität der Gotteskindschaft, die uns Christus schenken will: liebenswert zu sein, ohne es zu verdienen. So hat Christus gelebt, und so zu leben, lädt er auch uns ein. Gespräch mit Christus: Jesus, ich danke dir für das Geschenk der Gotteskindschaft, das du mir in der Taufe gemacht hast! Hilf mir zuzulassen, dass Gottvater mich wie dich ohne meine Verdienste liebt. In dir wünsche ich mir zu entdecken, was es bedeutet, so zu leben. Zeige mir, wer du bist, damit du mir zeigen kannst, wer ich bin! Vorsatz: Heute will ich Gott am Abend für drei Dinge danken, die er mir ohne mein Verdienst geschenkt hat.
Sturmfestes Vertrauen 30. Juni 2020
Dienstag der dreizehnten Woche im Jahreskreis Hl. Otto von Bamberg, Bischof, Glaubensbote Hl. Märtyrer der Stadt Rom Br. Nils Schäfer LC Mt 8,23-27 In jener Zeit stieg Jesus in das Boot, und seine Jünger folgten ihm. Plötzlich brach auf dem See ein gewaltiger Sturm los, so dass das Boot von den Wellen überflutet wurde. Jesus aber schlief. Da traten die Jünger zu ihm und weckten ihn; sie riefen: Herr, rette uns, wir gehen zugrunde! Er sagte zu ihnen: Warum habt ihr solche Angst, ihr Kleingläubigen? Dann stand er auf, drohte den Winden und dem See, und es trat völlige Stille ein. Die Leute aber staunten und sagten: Was ist das für ein Mensch, dass ihm sogar die Winde und der See gehorchen? Einführendes Gebet: Herr, ich danke dir für diese Zeit des Gebets! Lass mich nahe bei dir sein. Schenke mir einen lebendigen Glauben, eine feste Hoffnung und eine brennende Liebe! Füll mein Herz mit deiner Gnade! Bitte: Christus, nimm meine Angst und stärke mein Vertrauen auf dich! 1. Christus weiß von dem Sturm. Ein Gedanke, der mich immer wieder an dieser Stelle berührt, ist folgender: Christus wusste um den Sturm und trotzdem stieg er mit seinen Jüngern in das Boot, ohne sie zu warnen. Er lässt das Unwetter zu. Auch in unserem Leben lässt Christus Krisen und Stürme zu. Sie sagen nichts darüber aus, ob Gott mit uns ist oder nicht. Öfter einmal schickt er uns Situationen, in denen wir den Eindruck haben, die Wellen brechen über uns herein und begraben uns. Wie reagiere ich bei Schwierigkeiten? Mit Glauben, Hoffnung und Vertrauen oder mit Zweifel, Angst und Beschwerden? 2. Hab Vertrauen! Christus ist da! Die Jünger haben Todesangst, und wir können leicht verstehen, wie Unverständnis und Zweifel in ihrem Herzen aufkommen, gerade wenn sie auf Christus schauen, der schläft. Interessiert ihn ihre Notlage nicht? Macht er sich eigentlich keine Sorgen, ob sie bei dieser Prüfung mit dem Leben davonkommen? Diese Fragen kommen auch in uns auf, wenn wir in unserer Dunkelheit mit dem Schweigen Gottes konfrontiert werden. Christi Antwort ist aber klar: Glaubt und vertraut, auch wenn ihr meine Gegenwart nicht wahrnehmt. Ich bin immer bei Euch! Letztlich gründen unsere Angst und unsere Sorgen immer im Mangel an Vertrauen. Doch nichts fällt aus der Vorsehung Gottes heraus. Er ist mit seinem Plan noch nie gescheitert, und das wird auch jetzt nicht bei dir geschehen! Hab Vertrauen, auch wenn Christus scheinbar schläft! 3. Die Macht Christi. Was auf die Angst und den Zweifel der Jünger folgt, ist fast schon unglaublich und angsteinflößend. Christus droht der Natur und sie gehorcht ihm. Die Jünger sind mit einer absoluten Vollmacht konfrontiert, vor der sie heilige Ehrfurcht erfüllt. Wer ist dieser Mensch? Ist er überhaupt „nur“ ein Mensch? Christus hat alles in der Hand. Wenn er will, kann er die schier unüberwindbaren Mauern in unserem Leben in einem Augenblick niederfallen lassen. Er hat absolute Vollmacht über alles, und die ganze Schöpfung gehorcht ihm. Es gibt nichts, was ihn aufhalten könnte. Wir alle wollen diese Macht Christi in unserem Leben erfahren, doch sind wir bereit, dafür auch mit ihm auf hohe See und damit möglicherweise in den Sturm und ins Unberechenbare zu fahren? Gespräch mit Christus: Christus, ich danke dir, dass du mir deine Macht gezeigt hast. So oft sehe ich nur die Stürme in meinem Leben und habe den Eindruck, du wärest gar nicht da. Stärke mein Vertrauen in diesen Momenten! Vorsatz: Heute will ich auf Sorgen verzichten. Immer wenn Sorgen in meinem Herzen aufkommen, will ich sie in Gottes Hände legen und in meinem Herzen sprechen: „Jesus, ich vertraue dir!“
Christus, mein Befreier 1. Juli 2020
Mittwoch der dreizehnten Woche im Jahreskreis
Br. Nils Schäfer LC Mt 8,28-34 Als Jesus an das andere Ufer kam, in das Gebiet von Gadara, liefen ihm aus den Grabhöhlen zwei Besessene entgegen. Sie waren so gefährlich, dass niemand den Weg benutzen konnte, der dort vorbeiführte. Sofort begannen sie zu schreien: Was haben wir mit dir zu tun, Sohn Gottes? Bist du hergekommen, um uns schon vor der Zeit zu quälen? In einiger Entfernung weidete gerade eine große Schweineherde. Da baten ihn die Dämonen: Wenn du uns austreibst, dann schick uns in die Schweineherde! Er sagte zu ihnen: Geht! Da verließen sie die beiden und fuhren in die Schweine. Und die ganze Herde stürzte sich den Abhang hinab in den See und kam in den Fluten um. Die Hirten flohen, liefen in die Stadt und erzählten dort alles, auch das, was mit den Besessenen geschehen war. Und die ganze Stadt zog zu Jesus hinaus; als sie ihn trafen, baten sie ihn, ihr Gebiet zu verlassen. Einführendes Gebet: Herr, du bist hier und ich bete dich an. Dein Angesicht und deine Stärke suche ich. Führe mich zu einer lebendigen Begegnung mit dir! Bitte: Herr, lass mich dich als meinen Befreier erkennen! Breche jede Macht der Sünde in meinem Leben! 1. Die Macht der Sünde. Dämonen sind in der Bibel immer wieder ein Ausdruck der Macht des Bösen, die sich ausbreitet, weil wir durch die Sünde freiwillig Gott und seine Güte ablehnen und ihn damit aus unserer Welt herausdrängen. Die Wirkung des Bösen und der Sünde ist eine Realität, die wir oft vergessen. In dieser Evangeliumsstelle ist diese Macht schon so groß, dass sie Wege versperrt und die Bewohner mit Angst erfüllt. Sie scheinen ratlos, und aus eigener Kraft können sie dieser Situation wohl nichts entgegenstellen. Wo hat sich in meinem Leben schon die zerstörerische Kraft der Sünde ausgebreitet? Wo fühle ich mich von ihr überrumpelt, ohne einen Ausweg zu sehen? 2. Christus, der Befreier. Die Befreiung seines Volkes aus der Macht des Bösen, zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte Gottes mit seinem Volk. In Christus erreicht diese Erlösung ihren Höhepunkt. Genau das betrachten wir in diesem Evangelium: Christus stellt sich der Macht des Bösen entgegen und befreit diese zwei Menschen mit einer das Böse in ihnen bezwingenden Vollmacht. Christus ist der Befreier von aller Sünde und ihren Auswirkungen. Er hat Macht über sie. Er kann uns befreien. Daher brauchen wir ihn und müssen ihm Raum schaffen, wenn wir uns von dem Bösen - in welcher Form auch immer - überwältigt sehen. Christus will uns befreien, und er hat den Sieg schon errungen. Wir müssen ihm aber noch erlauben, in unser Leben einzutreten. 3. Er lässt die Freiheit. Doch dann geschieht etwas Überraschendes in dieser Passage. Trotz der Befreiung von den Dämonen soll Christus die Gegend verlassen. Der Kontrast könnte nicht größer sein. Die noch kurz vorher absolut scheinende Autorität Jesu lässt sich durch den Menschen binden und eingrenzen. Er hat die Macht, von der Sünde zu befreien, aber er gehorcht den Menschen und verlässt die Gegend, die ihn so nötig hätte. Seine Demut überrascht, doch vielmehr noch überrascht die Bedeutung unserer Entscheidung, ihn in unserem Leben wirken lassen zu wollen oder nicht. Ohne unsere Zustimmung will er nicht handeln. Er lässt uns die Freiheit. Wollen wir ihm wirklich die volle Kontrolle über unser Leben geben, oder gibt es noch Bereiche, in die er nicht eintreten darf? Gespräch mit Christus: Christus, ich danke dir, dass du mich von meinen Sünden und ihren konkreten Konsequenzen befreien willst. Stärke mein Vertrauen auf dich! Es gibt keinen Schatten, den du nicht erhellen kannst und keine Mauer, die du nicht einreißen willst, um mich zu befreien. Ich will dich in jede Gegend meines Lebens eintreten lassen. Wirke, so wie du willst! Schenke mir nur Vertrauen! Vorsatz: Heute will ich ein Gesätz des Rosenkranzes beten, mit der Bitte, dass Christus jede Macht der Sünde in meinem Leben bricht.
Der Schlüssel zur Heiligkeit 2. Juli 2020
Mariä Heimsuchung Fest Gebetstag um geistliche Berufe Br. Nils Schäfer LC Lk 1,39-56 In jenen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa. Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabet. Als Elisabet den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? In dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ. Da sagte Maria: Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter. Denn der Mächtige hat Großes an mir getan, und sein Name ist heilig. Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten. Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind; er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen. Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein Erbarmen, das er unsern Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig. Und Maria blieb etwa drei Monate bei ihr; dann kehrte sie nach Hause zurück. Einführendes Gebet: Guter Gott, ich danke dir, dass du wirklich hier bist und in mein Leben eintreten willst. Schenke mir die Gnade, in der Realität deiner Gegenwart anzukommen. Maria, heute, an deinem Festtag, bitte ich dich besonders, mich an deine Hand zu nehmen und mich in eine tiefere Beziehung zu Christus zu führen! Bitte: Herr, stärke meinen Glauben an deine Verheißung. 1. Der Schlüssel zur Marias Heiligkeit und Größe. Heute, am Fest der Heimsuchung Mariens, wollen wir auf Marias Leben schauen. Warum ist sie das größte aller Geschöpfe und das Vorbild aller Heiligkeit? Papst Johannes Paul II. fand in dem heutigen Evangelium den Schlüssel zu diesen Fragen. Genauer gesagt betonte er immer wieder, dass die Aussage von Elisabeth Marias Leben zusammenfasst: „Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ!“ Maria glaubte Gottes Verheißung für ihr Leben. In ihrem einfachen, aber festen Vertrauen und Glauben besteht ihre Heiligkeit und Größe! Ihr ganzes Leben hindurch glaubte sie der Verheißung des Engels, obwohl sie oft das Gegenteil in ihrem Leben zu erfahren schien. Sie glaubte, ohne Mitwirkung eines Mannes ein Kind zu empfangen. Sie glaubte, den Sohn Gottes zu erziehen, ohne dass sich seine Gottheit nach außen erwies. Sie glaubte, dass Christi Herrschaft kein Ende haben würde, obwohl sie ihren Sohn sterbend am Kreuz hängen sah. Maria glaubte Gottes Verheißung. Darin besteht all ihre Größe. 2. Vertrauen auf die Verheißung Gottes. Wenn wir die Größe Marias in ihrem einfachen Glauben betrachten, sehen wir, dass Heiligkeit keine großen Projekte oder Erfolge braucht, sondern nur ein festes Vertrauen. Wir sehen, dass es auch für uns möglich ist, diesen Glauben zu leben. Wie steht es um meinen Glauben auf die Verheißung Gottes? Glaube ich Gott, dass er mich vollkommen glücklich machen will, obwohl vielleicht, menschlich gesehen, alles in meinem Leben auseinanderfällt? Vertraue ich Gott, dass er mich bedingungslos und vollkommen liebt, obwohl ich gerade wieder schwer gesündigt habe? Glaube ich an die Schönheit, die er in mir sieht, auch wenn ich selbst nur meine eigene innere Gebrochenheit sehe? Wir haben täglich unzählige Möglichkeiten, um Marias Glauben nachzuahmen. Mich selbst und meine Geschichte im Licht des Glaubens zu sehen und daraus zu handeln, darin besteht Heiligkeit. 3. Sicht des Glaubens. Aber machen wir uns damit nicht etwas vor und fliehen in eine fromme Scheinwelt? – Ganz im Gegenteil, wir sehen die Realität endlich so, wie sie wirklich ist, ohne von der Sünde geblendet zu werden. Was wir im Glauben erkennen, ist die Wirklichkeit und nicht ein frommer Gedanke. Daher ist es auch so wichtig, wie Maria mit Glauben auf unser Leben zu schauen. In ihrem Lobpreis, dem Magnifikat (am Ende dieser Stelle), sehen wir, dass sie durch den Glauben Gottes Wirken in ihrer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft entdeckt. Sie sieht ihr Leben als den Ort, in dem Gottes Liebe wirkt. Kann ich selbst so auf mein Leben schauen? Schaue ich auf meine Geschichte nur aus menschlicher Sicht, oder sehe ich darin auch durch den Glauben die Vorsehung und Güte Gottes? Am Beispiel des Ijob (und auch Mariens) sehen wir, dass es für einen Gläubigen durchaus auch ein hohes Maß an bitterem Leid geben kann, dass aber die Verheißung und gerade die Güte Gottes immer überwiegt. Gespräch mit Christus: Gott ich danke dir für deine Verheißung für mein Leben und für das Beispiel des Glaubens, das du mir in Maria geschenkt hast! Oft fällt es mir schwer in der Gebrochenheit, die ich erfahre, deine Vorsehung und dein Wirken zu entdecken. Hilf mir dabei! Stärke meinen Glauben! Der Glaube ist ein Geschenk von dir, dass ich nur empfangen kann. Versöhne mich mit meiner Vergangenheit und schenke mir Zuversicht für die Zukunft. Am meisten aber bitte ich dich um die Gnade, meine Gegenwart mit Glauben zu leben! Vorsatz: Heute will ich „Nein!“ zur Entmutigung und „Ja!“ zu Gottes Verheißung sagen und mir vor dem Zubettgehen ein paar Minuten nehmen, um Gottes Wirken an diesem Tag zu entdecken.
Geschenk 3. Juli 2020
Hl. Thomas, Apostel Fest
Br. Nils Schäfer LC Joh 20,24-29 Thomas, genannt Didymus - Zwilling -, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht. Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder versammelt, und Thomas war dabei. Die Türen waren verschlossen. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger aus - hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete ihm: Mein Herr und mein Gott! Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben. Einführendes Gebet: Gott, ich danke dir, dass du mein guter Vater bist, der mich überreich beschenkt und mich so liebt, wie ich gerade bin. Stärke mein Vertrauen auf deine Güte, und schenke mir jetzt die Gnaden, die ich brauche, um in meiner Liebe zu dir zu wachsen! Bitte: Herr, ich glaube, hilf meinem Unglauben! 1. Etwas Verständnis für Thomas. Sind wir doch einmal ehrlich. Wir alle können Thomas nur allzu gut verstehen! Wie bei allen Jüngern ist sein ganzes Leben am Karfreitag zerbrochen, und Frustration hat sich darin breitgemacht. Und jetzt soll er der Einzige sein, der nicht dem Auferstandenen begegnen durfte? Gerade den Moment, in dem er nicht bei den anderen Aposteln war, soll sich Christus ausgesucht haben, um das größte aller Wunder zu offenbaren? Alles in Thomas rebelliert gegen diese Vorstellung. Wenn doch nur die Umstände anders wären, dann würde auch er glauben, sagt er sich. Wir alle erleben in unserem Inneren immer wieder die gleichen Einwände. Wenn mein Leben nur ein bisschen anders wäre, dann würde auch ich eher glauben. Doch letztendlich hängt es von uns ab. Glauben ist auch eine Entscheidung, die nicht von den Umständen, sondern ganz allein von mir abhängt. 2. Gottes Verständnis. Christus hätte sich nicht noch einmal offenbaren müssen, schließlich hatte Thomas alles Zeugnis, das er zum Glauben brauchte. Vielleicht war es sogar seine Schuld, dass er bei der ersten Erscheinung nicht bei der Gemeinschaft war. Doch Christus denkt nicht so. Er ist anders. Jesus klagt nicht an und fordert nicht nach mehr. Er geht erneut auf Thomas zu. Christus wird nicht müde, ihm noch mehr zu geben, genug, damit er wieder den festen Glauben an ihn zurückgewinnt. Das ist das Wunderschöne und Überwältigende an Gott: Er gibt verschwenderisch, ohne auf den Pfennig zu schauen. Alles, was uns hilft, mehr zu glauben, zu hoffen und zu lieben, möchte er uns geben, auch wenn wir eigentlich schon mehr als genug empfangen haben. Doch erwartest du dir eigentlich von Gott in deinem Leben noch mehr Geschenke? 3. Festhalten an der Erfahrung. „Mein Herr und mein Gott!“ Da Jesus Verständnis für seine Zweifel aufbringt und ihn verschwenderisch liebt findet Thomas wieder zum Glauben. Er erkennt und spricht sogar aus, was sich bis zu diesem Moment noch niemand gewagt hat, von Jesus zu sagen: „Du bist mein Gott!“ Endlich ist sein Glaube reif und stark. Doch auch Thomas wird in seinem weiteren Leben immer wieder auf die Probe gestellt werden. Er wird immer wieder zu dieser Erfahrung des Glaubens zurückkehren müssen. So geht es auch uns. Immer wieder ist es notwendig, zu unseren Erfahrungen im Glauben zurückzugehen, damit sie uns in der Gegenwart Mut und Sicherheit geben. Wo habe ich Christus schon erfahren? Brennt das Feuer dieses Moments noch in meinem Herzen? Gespräch mit Christus: Guter Vater, ich danke dir für das Beispiel von deinem heiligen Apostel Thomas! Ich bin so oft wie er! Stärke meine Entscheidung zum Glauben an dich! Ich danke dir besonders, dass du nicht müde wirst, mir immer wieder neue Erfahrungen deiner Liebe zu schenken, um mich zu ermutigen und mich näher an dein Herz zu ziehen. Vorsatz: Heute will ich aus Dankbarkeit für das Geschenk des Glaubens den Angelus am Morgen, Mittag und Abend für alle beten, die noch nicht glauben.
Der Weg ins echte Christentum 4. Juli 2020
Samstag der dreizehnten Woche im Jahreskreis Hl. Ulrich von Augsburg, Bischof Hl. Elisabeth von Portugal, Königin Br. Nils Schäfer LC Mt 9,14-17 In jener Zeit kamen die Jünger Johannes‘ des Täufers zu Jesus und sagten: Warum fasten deine Jünger nicht, während wir und die Pharisäer fasten? Jesus antwortete ihnen: Können denn die Hochzeitsgäste trauern, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein; dann werden sie fasten. Niemand setzt ein Stück neuen Stoff auf ein altes Kleid; denn der neue Stoff reißt doch wieder ab, und es entsteht ein noch größerer Riss. Auch füllt man nicht neuen Wein in alte Schläuche. Sonst reißen die Schläuche, der Wein läuft aus, und die Schläuche sind unbrauchbar. Neuen Wein füllt man in neue Schläuche, dann bleibt beides erhalten. Einführendes Gebet: Ich danke dir, Vater, für diese Zeit des Gebets, in der ich einfach bei dir sein darf, ohne etwas zu leisten. Erfülle mich mit deiner Gegenwart und Liebe und hilf mir, immer mehr in die Identität als dein Kind hineinzuwachsen. Bitte: Herr, hilf mir, in der wunderbaren Freiheit der Kinder Gottes zu wachsen! 1. Der Frust des Scheinchristentums. Warum fasten deine Jünger nicht genauso streng wie wir? Bei dieser Frage schwingt ein gewisser Frust mit. Wenn es wirklich ein überzeugtes Fasten ist, was stören sie sich dann an den Jüngern Jesu? Ohne dass wir es vielleicht erkennen und ausdrücken, gibt es diesen Frust aber auch öfter in uns. Warum muss ich mich in meinem Christsein so anstrengen, und den anderen geht es trotzdem immer besser als mir? Warum beten die anderen nicht so viel wie ich oder halten sich nicht an alle Gebote (so wie ich)? Letztlich drückt dies nur die Unzufriedenheit mit unserem eigenen Leben aus. Es ist vielleicht sogar die meistverbreitete Irrlehre: Wie Pelagius (gest. 418), der eine falsche Gnadenlehre verbreitete, versuchen wir immer wieder, unsere Christsein an unserer Leistung zu bemessen. Je besser ich alle meine Gebete und Verpflichtungen erfülle, desto ein besserer Christ bin ich. Echtes Christentum ist aber die unverhoffte Begegnung mit Jesus Christus, ein Geschenk, auf das wir mit Liebe antworten. Dieses Scheinchristentum, das auf Leistung basiert, versklavt uns und lässt uns nur die anderen verurteilen, weil wir im Grunde zutiefst unzufrieden sind. Wie lebe ich meinen Glauben? 2. Neues Leben. Christus spricht anschließend von dem neuen Wein und dem neuen Kleid. Er will uns ein neues Leben und eine neue Identität schenken, die nicht von unserer Leistung abhängt, sondern von unserer Identität als Kinder Gottes. Es ist schwer für uns, dieses neue Leben zu verinnerlichen, weil unser ganzer Alltag von einem Leistungsdenken geprägt ist. Je erfolgreicher ich bin, desto mehr bin ich wert. Genau hier setzt die Revolution des Christseins an. Wir müssen uns nicht selbst erschaffen, sondern sind schon durch Gott ins Dasein geliebt. Wir müssen auch nicht unsere Existenz und unsere Schwächen rechtfertigen, weil Gott unser Leben schon als sehr, sehr gut bejaht hat. Wir müssen uns nicht durch perfektionistische Bemühungen selbst erlösen, weil wir schon einen Erlöser haben. Legen wir das Christentum nicht an, um nach außen perfekt zu erscheinen, sondern kleiden wir uns innerlich mit diesem neuen Stoff, der aus Gottes Erbarmen gewirkt ist. 3. Der Weg der dankbaren Annahme. Es braucht eine existentielle Demut, um dieses neue Leben in Gott anzunehmen. Es ist letztlich ein Weg aus der Gefangenschaft der eigenen Leistung heraus in die Freiheit der Kinder Gottes. Diese Lebensaufgabe besteht aus ganz vielen kleinen Entscheidungen, die ich über meine innere Einstellung fälle. Letztlich kann ich mich immer selbst entscheiden, ob ich einen Akt der Liebe für mein eigenes Erfolgskonto oder aus einer freien Antwort auf Gottes Liebe heraus vollbringe. Wie will ich mein Leben leben? Als Sklave meiner Leistung oder als freies Kind Gottes? Gespräch mit Christus: Guter Vater, ich danke dir, dass du mir meine Identität als geliebtes Kind schenkst. Mir fällt es schwer, dieses Geschenk anzunehmen, weil ich es so gewohnt bin, leisten zu müssen. In deiner Gegenwart entscheide ich mich für deine Liebe. Hilf mir bei jedem kleinen Schritt auf diesem Weg, denn ohne deine Gnade schaffe ich es nicht. Vorsatz: Heute will ich Gott drei Dinge aus zweckfreier Liebe schenken und am Abend nicht frustriert sein, wenn ich meinen eigenen Ansprüchen nicht entsprochen habe.
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