Tägliche Meditationen

Tägliche Meditationen

Sonntag 5. April 2020 bis Samstag 11. April 2020

Karwoche

Dr. Christoph Kunkel

Gottes ReiteselSonntag
Welche Verschwendung!Montag
Im Bleiben Jesu verherrlicht sich GOTTDienstag
Falsche VorstellungenMittwoch
Umwertung des SozialenDonnerstag
Das wahrhaft Heldenhafte erscheint oft banalFreitag
Die Erlösung der TotenSamstag


Gottes Reitesel

5. April 2020

Karwoche – Palmsonntag
Hl. Vinzenz Ferrer, Ordenspriester, Bußprediger

Dr. Christoph Kunkel

Mt 21,1-11
Als sich Jesus mit seinen Begleitern Jerusalem näherte und nach Betfage am Ölberg kam, schickte er zwei Jünger voraus und sagte zu ihnen: Geht in das Dorf, das vor euch liegt; dort werdet ihr eine Eselin angebunden finden und ein Fohlen bei ihr. Bindet sie los, und bringt sie zu mir! Und wenn euch jemand zur Rede stellt, dann sagt: Der Herr braucht sie, er lässt sie aber bald zurückbringen. Das ist geschehen, damit sich erfüllte, was durch den Propheten gesagt worden ist: Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir. Er ist friedfertig, und er reitet auf einer Eselin und auf einem Fohlen, dem Jungen eines Lasttiers. Die Jünger gingen und taten, was Jesus ihnen aufgetragen hatte. Sie brachten die Eselin und das Fohlen, legten ihre Kleider auf sie, und er setzte sich darauf. Viele Menschen breiteten ihre Kleider auf der Straße aus, andere schnitten Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. Die Leute aber, die vor ihm hergingen und die ihm folgten, riefen: Hosanna dem Sohn Davids! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn. Hosanna in der Höhe! Als er in Jerusalem einzog, geriet die ganze Stadt in Aufregung, und man fragte: Wer ist das? Die Leute sagten: Das ist der Prophet Jesus von Nazaret in Galiläa.

Einführendes Gebet: Herr, du hast uns allen persönliche Erinnerungen an den Palmsonntag geschenkt: Eine Messe, die im Freien mit der Weihe der Palmzweige beginnt, das bekannte Evangelium, das verkündet wird, das Singen der Lieder und die Prozession. Wie du damals in die Heilige Stadt einzogst, tritt heute in mein Leben ein. Du sollst alles anschauen und besitzen dürfen.

Bitte: Ã–ffne die Herzen der Menschen für dich!

1. â€žPalmesel, Palmesel!“ In Norddeutschland war es zu meiner Kindheit üblich, den Langschläfer an Palmsonntag mit einer Weidenkätzchenrute zu beklopfen und zu rufen: „Palmesel, Palmesel!“ Und das hörtest du den ganzen Tag, bei jeder Gelegenheit, so manches Jahr. Das hat meiner Beziehung zu Jesus eine besondere Note gegeben. IHN zu tragen, so mürrisch, ungefüg’ und beschämt wie man sich empfand; unter seinem Gewicht, was du so seltsam huckepack spürtest, voranzutraben, und bei all dieser Mühe, bei all deinem Widerstand seinen Atem im Nacken zu spüren und dabei manchmal seine ganze gütige Mild.

2. Was mich das lehrte. Das hat mich als Jungen eins doch verstehen lassen: wie man nämlich so ganz ungeschoren und wohlbeschützt zwischen den Brüdern einhergehen kann, wie man ganz geborgen ist unter SEINER Last, in SEINER Nähe... eben als Esel.

3. Im Rückblick. Jetzt im Alter sehe ich auf viele Eseleien zurück und spüre meinen Jesus, den ich trage wie damals, damit ich von der Stelle komme. Was hat sich geändert?

Gespräch mit Christus: Herr, vielleicht ist mein Herz bereit geworden, meinen Platz als dein Reittier anzunehmen. Es wäre schön, wenn dich manch einer in meinem Leben nur deshalb sehen konnte, weil du auf mir saßt. Und hoffentlich konntest du dir die Menschen von da oben auch besser anschauen.

Vorsatz: Ich nehme heute „niedrige Dienste“ wahr, biete mich dazu an.


Welche Verschwendung!

6. April 2020

Montag der Karwoche

Dr. Christoph Kunkel

Joh 12,1-11
Sechs Tage vor dem Paschafest kam Jesus nach Betanien, wo Lazarus war, den er von den Toten auferweckt hatte. Dort bereiteten sie ihm ein Mahl; Marta bediente, und Lazarus war unter denen, die mit Jesus bei Tisch waren. Da nahm Maria ein Pfund echtes, kostbares Nardenöl, salbte Jesus die Füße und trocknete sie mit ihrem Haar. Das Haus wurde vom Duft des Öls erfüllt. Doch einer von seinen Jüngern, Judas Iskariot, der ihn später verriet, sagte: Warum hat man dieses Öl nicht für dreihundert Denare verkauft und den Erlös den Armen gegeben? Das sagte er aber nicht, weil er ein Herz für die Armen gehabt hätte, sondern weil er ein Dieb war; er hatte nämlich die Kasse und veruntreute die Einkünfte. Jesus erwiderte: Lass sie, damit sie es für den Tag meines Begräbnisses tue. Die Armen habt ihr immer bei euch, mich aber habt ihr nicht immer bei euch. Viele Juden hatten erfahren, dass Jesus dort war, und sie kamen, jedoch nicht nur um Jesu willen, sondern auch um Lazarus zu sehen, den er von den Toten auferweckt hatte. Die Hohenpriester aber beschlossen, auch Lazarus zu töten, weil viele Juden seinetwegen hingingen und an Jesus glaubten.

Einführendes Gebet: Herr, wenn wir doch öfter wie diese Frau bereit wären, unsern Reichtum für dich zu verschwenden. Lass uns in dieser Woche spüren, dass du das Kostbarste bist, was wir besitzen.

Bitte: Bewege unsere Herzen durch deine Hingabe am Kreuz!

1. Welche Verschwendung! An hohen Festtagen ist vor lauter Weihrauch fast nichts mehr zu sehen in unseren Kirchen. Und die Priester tragen teure, prächtige Messgewänder, die Bücher sind goldbeschlagen. Wohlgemut und gewaltig geht es unter Orgelklängen zum Altar. „Was für eine pompöse, sich selbst feiernde Zeremonie,“ sagt sich so mancher Katholik, „und was das alles kostet.“ Da sind wir dem Judas Iskariot nahe.

2. Ehre, wem Ehre gebührt. Dabei versuchen wir nur, in diesen erhabenen Feiern, IHM ein wenig Glanz zurückzugeben, den Glanz, den wir durch seine ganze Schöpfung überwältigend spüren.

3. Zum Zeichen der Liebe. Und doch, wie kläglich ist diese erhabene Anstrengung verglichen mit Maria, Martas Schwester, die in tiefer Liebe Nardenöl über Jesu Füße gießt und sie mit dem eigenen Haar trocknet. Wir erleben hier eine geheimnisvolle Liebe, die durch das Körperliche hindurchleuchtet. Und, dass etwas sich unter Wohlgeruch und verschwenderischer Geste naht: Tod und Verherrlichung, Grab und Verrat.

Gespräch mit Christus: Herr, lass mich diese Tage Wege finden, um dir meine Liebe zu erweisen.

Vorsatz: Ich verschönere unseren Herrgottswinkel in der Wohnung/im Garten/ im Haus.


Herr, bleibe bei uns!

7. April 2020

Dienstag der Karwoche
Hl. Johannes Baptist de la Salle, Priester, Ordensgründer (FSC)

Dr. Christoph Kunkel

Joh 13,21-33.36-38
In jener Zeit, als Jesus mit seinen Jüngern bei Tisch war, wurde er im Innersten erschüttert und bekräftigte: Amen, amen, das sage ich euch: Einer von euch wird mich verraten. Die Jünger blickten sich ratlos an, weil sie nicht wussten, wen er meinte. Einer von den Jüngern lag an der Seite Jesu; es war der, den Jesus liebte. Simon Petrus nickte ihm zu, er solle fragen, von wem Jesus spreche. Da lehnte sich dieser zurück an die Brust Jesu und fragte ihn: Herr, wer ist es? Jesus antwortete: Der ist es, dem ich den Bissen Brot, den ich eintauche, geben werde. Dann tauchte er das Brot ein, nahm es und gab es Judas, dem Sohn des Simon Iskariot. Als Judas den Bissen Brot genommen hatte, fuhr der Satan in ihn. Jesus sagte zu ihm: Was du tun willst, das tu bald! Aber keiner der Anwesenden verstand, warum er ihm das sagte. Weil Judas die Kasse hatte, meinten einige, Jesus wolle ihm sagen: Kaufe, was wir zum Fest brauchen!, oder Jesus trage ihm auf, den Armen etwas zu geben. Als Judas den Bissen Brot genommen hatte, ging er sofort hinaus. Es war aber Nacht. Als Judas hinausgegangen war, sagte Jesus: Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht, und Gott ist in ihm verherrlicht. Wenn Gott in ihm verherrlicht ist, wird auch Gott ihn in sich verherrlichen, und er wird ihn bald verherrlichen. Meine Kinder, ich bin nur noch kurze Zeit bei euch. Ihr werdet mich suchen, und was ich den Juden gesagt habe, sage ich jetzt auch euch: Wohin ich gehe, dorthin könnt ihr nicht gelangen. Simon Petrus sagte zu ihm: Herr, wohin willst du gehen? Jesus antwortete: Wohin ich gehe, dorthin kannst du mir jetzt nicht folgen. Du wirst mir aber später folgen. Petrus sagte zu ihm: Herr, warum kann ich dir jetzt nicht folgen? Mein Leben will ich für dich hingeben. Jesus entgegnete: Du willst für mich dein Leben hingeben? Amen, amen, das sage ich dir: Noch bevor der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.

Einführendes Gebet: Jesus, lass mich wie Johannes meinen Kopf auf dein Herz legen und spüren, wie es für uns klopft. Danke, dass du vor deinen Feinden nicht zurückweichst, sondern bleibst, um uns zu erlösen!

Bitte: Herr, zeige mir, wie treu du bist.

1. Im Bleiben Jesu verherrlicht sich GOTT. Märtyrer, die edel und sehenden Auges für ihre Sache in den Tod gehen, gibt es einige in der Geschichte. Waren sie Fatalisten? Hätten sie nicht weglaufen sollen, um Leben und Lehre zu erhalten? Jesus gibt die Antwort, die über schützenswerte Verkündung und hohes Ideal hinausgeht. Sein Bleiben ist eine Verherrlichung GOTTES, das bald mit der Kreuzigung in die Vernichtung führen wird, aber später dann dorthin, wohin zunächst niemand folgen kann: durch IHN zum Vater.

2. Der wahre Grund der Erschütterung Jesu.  Jesus ist in seinem Innersten so erschüttert, weil die Vollendung GOTTES jetzt so stark zu Tage tritt. Das geschieht, indem sein Menschsein verraten und ausgelöscht sein wird.

3. Erlösung geschieht von Gott her. In allem, was wir berichtet bekommen, liegt GOTTES Absicht, dem Menschen eine Rettung zu schenken, ihn ohne Sünde vor sich treten zu lassen. Nicht über Amnestie und Wegsehen, sondern weil ER SELBST unsere Sünden vor SICH SELBST tilgt. In dem Opfertod GOTTES in Jesus vor dem lebendigen GOTT erstrahlt die befreite Schöpfung herrlich und ohne Sünde!

Gespräch mit Christus: Herr, du wirkst die Erlösung trotz unserer Untreue, trotz unserer Unwissenheit, trotz unserer Feigheit. Was wären wir ohne dich? Lehre uns, ganz auf dich zu vertrauen!

Vorsatz:  Ich werde heute ein Fastenopfer bringen.


Falsche Vorstellungen

8. April 2020

Mittwoch der Karwoche
Dr. Christoph Kunkel

Mt 26,14-25
In jener Zeit ging einer der Zwölf namens Judas Iskariot zu den Hohenpriestern und sagte: Was wollt ihr mir geben, wenn ich euch Jesus ausliefere? Und sie zahlten ihm dreißig Silberstücke. Von da an suchte er nach einer Gelegenheit, ihn auszuliefern. Am ersten Tag des Festes der Ungesäuerten Brote gingen die Jünger zu Jesus und fragten: Wo sollen wir das Paschamahl für dich vorbereiten? Er antwortete: Geht in die Stadt zu dem und dem und sagt zu ihm: Der Meister lässt dir sagen: Meine Zeit ist da; bei dir will ich mit meinen Jüngern das Paschamahl feiern. Die Jünger taten, was Jesus ihnen aufgetragen hatte, und bereiteten das Paschamahl vor. Als es Abend wurde, begab er sich mit den zwölf Jüngern zu Tisch. Und während sie aßen, sprach er: Amen, ich sage euch: Einer von euch wird mich verraten und ausliefern. Da waren sie sehr betroffen, und einer nach dem andern fragte ihn: Bin ich es etwa, Herr? Er antwortete: Der, der die Hand mit mir in die Schüssel getaucht hat, wird mich verraten. Der Menschensohn muss zwar seinen Weg gehen, wie die Schrift über ihn sagt. Doch weh dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird. Für ihn wäre es besser, wenn er nie geboren wäre. Da fragte Judas, der ihn verriet: Bin ich es etwa, Rabbi? Jesus sagte zu ihm: Du sagst es.

Einführendes Gebet: Herr, manchmal leben wir in deiner Gemeinschaft, um unsere Sehnsüchte und falschen Vorstellungen erfüllt zu sehen. Gib uns die Bereitschaft, mit dir andere Wege zu gehen, solange sie nur deinen Vorstellungen und deinem Willen entsprechen.

Bitte: Lass mich dir folgen.

1. Ein geldgieriger Feigling? Wenn Judas fragt: „Bin ich es etwa, Rabbi?“ empfindet mancher das als pure Heuchelei. Was können die Motive für dieses erzürnte Handeln, diesen verächtlichen Verrat sein…?

2. Falsche, rein menschliche Vorstellungen. Ich vermute, dass Judas Iskariot unter dem „Reich Gottes“ die Errichtung eines sich aus der Knechtschaft erhebenden Gottesstaates Israel versteht. Zunächst mit werbenden Aktionen, Agitation, Wohltaten eines erlauchten Anführers. Später würde mit Volkserhebung und Waffengewalt dieses „Reich“ gegen die römischen „Besatzer“ zu errichten sein: ein „Israelischer Frühling“ (wie er dann später auch ins Desaster führte). Der gegen Jesus ausgelöste „Räuber“ Barnabas gehörte vielleicht zu den Sympathisanten dieser Bewegung.

3. Das Reich Gottes verbreitet sich nach Gottes Art. Nach der Auferstehung des HERRN verbreitet sich das Christentum ohne Gewalt im Mittelmeerraum. Bei jenen gottgläubigen Völkern ringsumher fällt Jesu Wort auf fruchtbaren Boden, ohne Dschihad. Die christliche Bekehrung und ihre Mission ist innerlich und keine kollektive oder kriegerische Erhebung. Ab dem 8. Jh. muss sie sich zurückziehen und formt damit unser Europa.

Gespräch mit Christus: Herr, deine Wahrheit verschafft sich den Sieg, indem sie die Herzen von innen her für sich gewinnt. Weder durch Waffengewalt noch durch den Wortschwall der „Über“-redung. Es sind die Heiligen, diejenigen, die von dir ein echtes Zeugnis ablegen, die „über“-zeugen.

Vorsatz: Ich werde mich in einer Frage des Glaubens oder des menschlichen Wissens fortbilden, um falsche Vorstellungen auszuräumen.


Umwertung des Sozialen

9. April 2020

Gründonnerstag

Dr. Christoph Kunkel

Joh 13,1-15
Es war vor dem Paschafest. Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, um aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen. Da er die Seinen, die in der Welt waren, liebte, erwies er ihnen seine Liebe bis zur Vollendung. Es fand ein Mahl statt, und der Teufel hatte Judas, dem Sohn des Simon Iskariot, schon ins Herz gegeben, ihn zu verraten und auszuliefern. Jesus, der wusste, dass ihm der Vater alles in die Hand gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und zu Gott zurückkehrte, stand vom Mahl auf, legte sein Gewand ab und umgürtete sich mit einem Leinentuch. Dann goss er Wasser in eine Schüssel und begann, den Jüngern die Füße zu waschen und mit dem Leinentuch abzutrocknen, mit dem er umgürtet war. Als er zu Simon Petrus kam, sagte dieser zu ihm: Du, Herr, willst mir die Füße waschen? Jesus antwortete ihm: Was ich tue, verstehst du jetzt noch nicht; doch später wirst du es begreifen. Petrus entgegnete ihm: Niemals sollst du mir die Füße waschen! Jesus erwiderte ihm: Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir. Da sagte Simon Petrus zu ihm: Herr, dann nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände und das Haupt. Jesus sagte zu ihm: Wer vom Bad kommt, ist ganz rein und braucht sich nur noch die Füße zu waschen. Auch ihr seid rein, aber nicht alle. Er wusste nämlich, wer ihn verraten würde; darum sagte er: Ihr seid nicht alle rein. Als er ihnen die Füße gewaschen, sein Gewand wieder angelegt und Platz genommen hatte, sagte er zu ihnen: Begreift ihr, was ich an euch getan habe? Ihr sagt zu mir Meister und Herr, und ihr nennt mich mit Recht so; denn ich bin es. Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.

Einführendes Gebet: Herr, die Würde jedes Menschen ist für mich deutlich spürbar. Ja, auch ich möchte den Menschen dienen. So viele Mütter und Väter, Lehrer, Ärzte, Krankenpfleger, Ordensfrauen und Priester stellen immer wieder den Nächsten in den Mittelpunkt ihres Lebens. Lass unseren Dienst am Nächsten eine Lobeshymne für dich sein.

Bitte: Lass uns dich nicht in den Bedürftigen vergessen!

1.  Umwertung des Sozialen. Willy Brand sackt vor dem Opferdenkmal zu Warschau auf die Knie. Die Nationen sind erschüttert, diese Demutsgeste unseres damaligen Bundeskanzlers 1970 bleibt unvergesslich. Weil Jesu Fußwaschung die sozialen Werte des Abendlandes bleibend geprägt hat. Dient einander, wie ich euch gedient habe: Fürsorge für die Ärmsten, Schutz für die Erbärmlichsten heißt das Sozialziel später.

2. Im Dienen immer mehr wachsen. Im Dienen zu wachsen, heißt immer zu wissen, dass es Jesus auch tat. Wie kann ich unwürdige Person da zurückstehen? Die gesamten klösterlichen Lebensgemeinschaften des Abendlandes z. B. wurden vom Dienen geprägt. Der Spur des Dienens folgen wir durch die ganze Karwoche: das Nardenöl auf Jesu Füßen, jetzt das Opfer der Fußwaschung, später beim Opfermahl der Verzehr des Fleisches und Blutes des HERRN; am Ende die Kreuzigung – das Opfer SEINES ganzen Leibes und Lebens.

3. Die Umgestaltung eines Christen. Während im Buddhismus um das demütige Abstreifen der Ichhaftigkeit gerungen wird, betet der Christ demütig um die Überwindung seines Egoismus und bleibt dabei doch Person, ein Ich vor einem persönlichen Gott. Im Opfer vor GOTT zerfließt der Mensch und wird zur Schale für den Höchsten; indem er seine Konturen umformen lässt, wird er zum Kelch der Herrlichkeit und ist doch bloß eine Schüssel für die Fußwaschung.

Gespräch mit Christus: Herr, forme mich in das dienende Gefäß um, an dem du Gefallen hast.

Vorsatz: Ich werde heute darauf achtgeben, wie oft ich im Geist des Dienens handle.


Das wahrhaft Heldenhafte erscheint oft banal

10. April 2020

Karfreitag

Dr. Christoph Kunkel

Joh 19,16b-30
Die Hinrichtung JesuSie übernahmen Jesus. Er trug sein Kreuz und ging hinaus zur so genannten Schädelhöhe, die auf Hebräisch Golgota heißt. Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere, auf jeder Seite einen, in der Mitte Jesus. Pilatus ließ auch ein Schild anfertigen und oben am Kreuz befestigen; die Inschrift lautete: Jesus von Nazaret, der König der Juden. Dieses Schild lasen viele Juden, weil der Platz, wo Jesus gekreuzigt wurde, nahe bei der Stadt lag. Die Inschrift war hebräisch, lateinisch und griechisch abgefasst. Die Hohenpriester der Juden sagten zu Pilatus: Schreib nicht: Der König der Juden, sondern dass er gesagt hat: Ich bin der König der Juden. Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben. Nachdem die Soldaten Jesus ans Kreuz geschlagen hatten, nahmen sie seine Kleider und machten vier Teile daraus, für jeden Soldaten einen. Sie nahmen auch sein Untergewand, das von oben her ganz durchgewebt und ohne Naht war. Sie sagten zueinander: Wir wollen es nicht zerteilen, sondern darum losen, wem es gehören soll. So sollte sich das Schriftwort erfüllen: Sie verteilten meine Kleider unter sich und warfen das Los um mein Gewand. Dies führten die Soldaten aus. Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala. Als Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich. Danach, als Jesus wusste, dass nun alles vollbracht war, sagte er, damit sich die Schrift erfüllte: Mich dürstet. Ein Gefäß mit Essig stand da. Sie steckten einen Schwamm mit Essig auf einen Ysopzweig und hielten ihn an seinen Mund. Als Jesus von dem Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! Und er neigte das Haupt und gab seinen Geist auf.

Einführendes Gebet: Ich öffne meinen Geist und betrachte im Herzen die bleibenden Wahrheiten (Tod, Gericht, Himmel, Hölle) und lasse mich auf das Kreuzesgeschehen ein: Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben, im Kreuz ist Hoffnung!

Bitte: Ewiger Vater, durch sein schmerzhaftes Leiden habe Erbarmen mit uns und mit der ganzen Welt.

1. Das Alltägliche des Grauens. Eine Nacht Verhör, der aufreibende Prozess, die Misshandlungen, das Schleppen des Kreuzes: der Mann ist völlig fertig, als man ihn ans Kreuz nagelt. Dort erstickt er unter seiner eigenen Körperlast, Blutschaum tritt aus dem Mund und doch ist er so still. Kein Jammern oder Schreien, so dass das Triviale das Bild völlig beherrscht: Beschwerde wegen falscher Schrifttafel, der übliche Kleiderraub, das Würfeln um das Untergewand, der kurze Essigtrunk.

2. â€žEr wurde verachtet und von den Menschen gemieden“ (Jes 53,4). Ich habe immer danach gesucht und es immer wieder bestätigt gefunden, dass sich die wirklich großen Ereignisse der Geschichte, die weit über sich hinausweisen, unter dem Alltäglich-Trivialen zu verschwinden drohen. Überhaupt erscheint mir der Prozess und die Tötung Jesu wie eine Planpause aller Willkürprozesse und Fehlurteile bis in unsere Tage. Hier ereignet sich unter dem Ertragen des Brutalen, Widerlichen, Hämischen und Listigen, dass der Sterbende die enorme Sündentat der Welt auf sich nimmt, leise und gewaltig, bis ER seinen Todes-Psalm (Ps. 22) ausruft: „Mein Vater, warum hast du mich verlassen?...“

3. Der Psalm: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen, bist fern meinem Schreien, den Worten meiner Klage? Mein Gott, ich rufe bei Tag, doch du gibst keine Antwort; ich rufe bei Nacht und finde doch keine Ruhe. Aber du bist heilig, du thronst über dem Lobpreis Israels. Dir haben unsre Väter vertraut, sie haben vertraut, und du hast sie gerettet. Zu dir riefen sie und wurden befreit, dir vertrauten sie und wurden nicht zuschanden. Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, der Leute Spott, vom Volk verachtet. Alle, die mich sehen, verlachen mich, verziehen die Lippen, schütteln den Kopf: „Er wälze die Last auf den Herrn, der soll ihn befreien! Der reiße ihn heraus, wenn er an ihm Gefallen hat.“ Du bist es, der mich aus dem Schoß meiner Mutter zog, mich barg an der Brust der Mutter. Von Geburt an bin ich geworfen auf dich, vom Mutterleib an bist du mein Gott. Sei mir nicht fern, denn die Not ist nahe, und niemand ist da, der hilft. Viele Stiere umgeben mich, Büffel von Baschan umringen mich. Sie sperren gegen mich ihren Rachen auf, reißende, brüllende Löwen. Ich bin hingeschüttet wie Wasser, gelöst haben sich all meine Glieder. Mein Herz ist in meinem Leib wie Wachs zerflossen. Meine Kehle ist trocken wie eine Scherbe, die Zunge klebt mir am Gaumen, du legst mich in den Staub des Todes. Viele Hunde umlagern mich, eine Rotte von Bösen umkreist mich. Sie durchbohren mir Hände und Füße. Man kann all meine Knochen zählen; sie gaffen und weiden sich an mir. Sie verteilen unter sich meine Kleider und werfen das Los um mein Gewand. Du aber, Herr, halte dich nicht fern! Du, meine Stärke, eil mir zu Hilfe! Entreiße mein Leben dem Schwert, mein einziges Gut aus der Gewalt der Hunde! Rette mich vor dem Rachen des Löwen, vor den Hörnern der Büffel rette mich Armen! Ich will deinen Namen meinen Brüdern verkünden, inmitten der Gemeinde dich preisen. Die ihr den Herrn fürchtet, preist ihn, ihr alle vom Stamm Jakobs, rühmt ihn; erschauert alle vor ihm, ihr Nachkommen Israels! Denn er hat nicht verachtet, nicht verabscheut das Elend des Armen. Er verbirgt sein Gesicht nicht vor ihm; er hat auf sein Schreien gehört. Deine Treue preise ich in großer Gemeinde; ich erfülle meine Gelübde vor denen, die Gott fürchten. Die Armen sollen essen und sich sättigen; den Herrn sollen preisen, die ihn suchen. Aufleben soll euer Herz für immer. Alle Enden der Erde sollen daran denken und werden umkehren zum Herrn: Vor ihm werfen sich alle Stämme der Völker nieder. Denn der Herr regiert als König; er herrscht über die Völker. Vor ihm allein sollen niederfallen die Mächtigen der Erde, vor ihm sich alle niederwerfen, die in der Erde ruhen. Mein Stamm wird ihm dienen. Vom Herrn wird man dem künftigen Geschlecht erzählen, seine Heilstat verkündet man dem kommenden Volk; denn er hat das Werk getan.

Gespräch mit Christus: Ich möchte dich jetzt still und ohne Worte betrachten.

Vorsatz: Ich nehme heute am Fasten und an der Abstinenz der Kirche sehr bewusst teil.


Die Erlösung der Toten

11. April 2020

Karsamstag
Hl. Stanislaus, Bischof, Märtyrer

Dr. Christoph Kunkel


Der Karsamstag, der Tag der Grabesruhe, ist ein stiller Tag ohne liturgische Feier. Es werden nur die Tagzeiten gebetet.

Einführendes Gebet: Herr, die tiefen, kosmischen Dimensionen deines Erlösungsplans sind uns selten bewusst. Heute ist ein Tag, an dem wir etwas in den Reichtum dieses Geheimnisses eindringen können. Nimm dich unserer Toten an, denen du im Jenseits begegnest, damit sie in dir den Retter erkennen.

Bitte: Herr, erlöse alles, was in uns tot ist oder abzusterben droht.

1. Die Erlösung der Toten als Frage. Vor seiner Taufe fragte damals ein Friese den Bonifatius, wenn er nun durch seine Taufe gerettet werden würde, was denn da mit all seinen ungetauften Vorfahren passieren würde, die man ehrenvoll ins Totenreich entlassen hätte und die jetzt dort wohnten. Dem Friesen-Häuptling wurde beschieden, dass die da auch bleiben würden. Worauf der Friese sagte, dann würde er sich lieber nicht taufen lassen, um ebenfalls zu seinen Vorfahren zu gelangen.

2. Die Erlösung der Toten als Antwort. Christus ist hinabgestiegen in das Reich der Toten – ein riesiges Reich – Er selbst als dem „Fleisch nach“ Toter (1 Petr 3,18-20). Alle Toten, mit welchem Kult und in welchen Vorzeiten sie auch immer beerdigt sein mögen, können damit auf die Erlösung durch unseren HERRN Jesus Christus hoffen. Die hoffnungsvollen Totenkulte unserer Menschenfamilie, wie sie auch heute noch überall stattfinden, werden damit von Jesus durch den Hinabstieg zur Erlösung in GOTT getragen.

3. Eine Lösung, an die vielleicht noch niemand dachte. Nach Hans Urs von Balthasar ist der Abstieg des Herrn in die Unterwelt Teil der Erniedrigung des Sohnes Gottes, die dieser auf sich genommen hatte, um die Menschheit zu erlösen. So habe er sich zum Beispiel nicht damit zufriedengegeben, nur den einen, den rechten Schächer, am Kreuz zu erlösen, sondern sei dem anderen bis in die Hölle nachgegangen, um ihn dort zu erreichen.

Gespräch mit Christus: Herr, bringe dein Licht in die dunkelsten Winkel unserer Herzen. Lass in ihnen den Glauben, die Hoffnung und die Liebe wieder neu aufblühen.

Vorsatz: In der dunkelsten Finsternis, die von Menschen oder Umständen verursacht sein mag, werde ich die Hoffnung auf Christus nicht aufgeben.