Tägliche Meditationen Sonntag 8. März 2020 bis Samstag 14. März 2020 Zweite Woche der Fastenzeit P. Hubert Reiner LC und Dorit Wilke-Lopez
Vom Berg Tabor geht Licht aus 8. März 2020
Zweiter Sonntag der Fastenzeit „Reminiscere“ Hl. Johannes von Gott, Ordensgründer (OH) P. Hubert Reiner LC Mt 17,1-9 In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg. Und er wurde vor ihren Augen verwandelt; sein Gesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden blendend weiß wie das Licht. Da erschienen plötzlich vor ihren Augen Mose und Elija und redeten mit Jesus. Und Petrus sagte zu ihm: Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. Noch während er redete, warf eine leuchtende Wolke ihren Schatten auf sie, und aus der Wolke rief eine Stimme: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören. Als die Jünger das hörten, bekamen sie große Angst und warfen sich mit dem Gesicht zu Boden. Da trat Jesus zu ihnen, fasste sie an und sagte: Steht auf, habt keine Angst! Und als sie aufblickten, sahen sie nur noch Jesus. Während sie den Berg hinabstiegen, gebot ihnen Jesus: Erzählt niemand von dem, was ihr gesehen habt, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist. Einführendes Gebet: Herr, es ist gut, mit dir zu sein. In dieser Stunde und den ganzen Tag. Bitte: Bitten wir um einen kontemplativen Blick auf die Wirklichkeit. 1. Jesus nimmt die Jünger beiseite - Abstand vom Alltag gewinnen. Ein Fußballspieler saß nach seiner Karriere zum ersten Mal auf der Tribüne des Stadions, und sagte danach beeindruckt, es sei der beste Blick auf das Spiel gewesen.Oft verdecken die Hektik des Alltags, der Terminkalender, die Erwartungen anderer und meiner selbst den Blick auf das Ganze. Der Trubel, die Zwänge des Moments, dringende Angelegenheiten nehmen meinen Blick in Beschlag und lassen mich das große Bild übersehen. 2. Der Blick aus der Ewigkeit auf Jesu Leben. Durch Mose gab Gott seinem Volk Israel die 10 Gebote. Elija war als Vorausbild der Christusgestalt der Prophet, der die größten Wunder tat. Mit diesen beiden spricht Jesus über sein Leiden. In Frieden, ohne Schmerz, voll Klarheit. Auch der Vater, der das schreckliche Kreuz kommen sieht, schaltet sich ein und öffnet sein Herz: Jesus ist sein geliebter Sohn, in allem ein Vorbild für seine Jünger. 3. Mich beraten lassen und auf mein Leben blicken. Wenn wir im eigenen Leben auf Schwierigkeiten, Ungerechtigkeiten, Schmerz, Leid, Kreuz und Tod treffen, kann uns ein Blick vom Berg Tabor aus helfen, darin einen Weg und Sinn zu finden, der über Rebellion oder simple Resignation hinausgeht. Er besteht darin, Christus zu folgen, der in seiner Passion trotz Schmerz und Leid immer noch fähig ist, seinem Nächsten mit Aufmerksamkeit und Liebe zu begegnen. Sogar jenen, die ihm sein körperliches Leid und den seelischen Schmerz unmittelbar verursachen. Gespräch mit Christus: Nimm dir einige Momente der Stille, betrachte ein Kreuz, und erzähle Jesus von deinem Leid, deinem Schmerz. Vorsatz: Ich werde mir diese Woche täglich eine kurze Zeit zum Betrachten nehmen.
Mich entgrenzen lassen 9. März 2020
Montag der zweiten Woche der Fastenzeit Hl. Bruno von Querfurt OSB, Bischof, Glaubensbote, Märtyrer Hl. Franziska von Rom, Witwe, Ordensgründerin (Obl-OSB) P. Hubert Reiner LC Lk 6,36-38 In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist! Richtet nicht, dann werdet auch ihr nicht gerichtet werden. Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden. Erlasst einander die Schuld, dann wird auch euch die Schuld erlassen werden. Gebt, dann wird auch euch gegeben werden. In reichem, vollem, gehäuftem, überfließendem Maß wird man euch beschenken; denn nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird auch euch zugeteilt werden. Einführendes Gebet: Jesus, sanft und demütig von Herzen, bilde mein Herz nach deinem Herzen! Bitte: Schenke uns deine Barmherzigkeit! 1. Schuld in meinem Leben. Jeder Mensch erleidet Verletzungen von seinen Mitmenschen, seien sie versehentlich oder mutwillig zugefügt. Und wenn ich ehrlich bin, habe auch ich anderen schon geschadet. Ist es aber sinnvoll, die Kette von Unrecht sich immer weiterspinnen zu lassen? Sollte man sie nicht endlich durchbrechen? Jesus lädt mich ein, aus der Spirale von Hass und Gewalt herauszutreten. Wäre ich nicht froh, wenn auch andere sich ihr verweigern und wir gemeinsam eine neue Kette der Vergebung bilden würden? 2. „...meine Liebe zu dir ist größer.“ Richten wir unseren Blick auf Jesus am Kreuz, wo er genau diese Verletzungen, die uns selbst getroffen oder durch die wir andere verwundet haben, auf sich nimmt. Lernen wir von ihm, wie Schuld und Sünde vernichtet und ihr Kreis durchbrochen wird. Lassen wir uns von ihm im Geist berühren und sein Opfer nicht unnütz an uns vorübergehen: „Meine Liebe ist stärker. Wer sich ihr anvertraut, erfährt ihre Macht. Nichts kann ihr widerstehen oder sie mindern.“ 3. Die Freiheit, jene zu lieben, die sich nicht würdig verhalten. Vergebung ist der einzige Weg, den Teufelskreis der Vergeltung zu durchbrechen, die innere Freiheit nach einer Verletzung wiederzuerlangen und Beziehung wiederherzustellen. Wer bereit ist zu vergeben, ist innerlich frei geworden vom sklavischen Drang nach Vergeltung. Gespräch mit Christus: Erzähle Jesus von deinen Verletzungen. Bete für jene Menschen, die du verletzt hast. Vorsatz: Ich werde heute einmal mehr jemandem vergeben. Wenn nötig 77-mal.
Ehrlich währt am längsten 10. März 2020
Dienstag der zweiten Woche der Fastenzeit
P. Hubert Reiner LC Mt 23,1-12 In jener Zeit wandte sich Jesus an das Volk und an seine Jünger und sagte: Die Schriftgelehrten und die Pharisäer haben sich auf den Stuhl des Mose gesetzt. Tut und befolgt also alles, was sie euch sagen, aber richtet euch nicht nach dem, was sie tun; denn sie reden nur, tun selbst aber nicht, was sie sagen. Sie schnüren schwere Lasten zusammen und legen sie den Menschen auf die Schultern, wollen selber aber keinen Finger rühren, um die Lasten zu tragen. Alles, was sie tun, tun sie nur, damit die Menschen es sehen: Sie machen ihre Gebetsriemen breit und die Quasten an ihren Gewändern lang, bei jedem Festmahl möchten sie den Ehrenplatz und in der Synagoge die vordersten Sitze haben, und auf den Straßen und Plätzen lassen sie sich gern grüßen und von den Leuten Rabbi - Meister – nennen. Ihr aber sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn nur einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder. Auch sollt ihr niemand auf Erden euren Vater nennen; denn nur einer ist euer Vater, der im Himmel. Auch sollt ihr euch nicht Lehrer nennen lassen; denn nur einer ist euer Lehrer, Christus. Der Größte von euch soll euer Diener sein. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden. Einführendes Gebet: Herr, du kennst mein Herz, du weißt alles, du weißt, dass ich dich liebe. Bitte: Jesus Christus, sei du das Maß meines Denkens und Handelns. 1. Ehrlichkeit vor Gott im Gebet. Wenn wir beten, begehen wir vielleicht allzu oft den gleichen Fehler wie die Pharisäer: Wir machen viele Worte, aber das Herz bleibt dabei kalt. Wir „sprechen Gebete“, und vergessen dabei zu beten, unser Herz zu öffnen, mit aller Freude und allem darin befindlichen Leid. Ehrlichkeit vor Gott bedeutet, mein ganz persönliches Gebet zu finden, und im festen Vertrauen zu dem zu sprechen, der mir liebevoll zuhört. Und: Vielleicht sehen mich andere beim Beten, vielleicht auch nicht. – Im Gebet sprechen wir nicht zu Menschen, sondern zu Gott. Also spielt es keine Rolle, ob andere es bemerken oder nicht. 2. Ehrlichkeit vor Gott in meinem Handeln. Auch in unserem Handeln lassen wir uns manchmal davon beeinflussen, ob uns jemand sieht, wir überlegen, was andere denken, oder wir vergleichen uns mit ihrer Handlungsweise.Das Motiv unseres Handelns soll nicht das Handeln anderer sein, sondern dass Jesus es uns so im Evangelium aufgezeigt hat. Es besteht sonst immer die Gefahr, dass wir kritiklos den Vorgaben der Mode, des Zeitgeists, einer Partei, einer vorherrschenden Meinung, einer Autorität folgen und diese zu unserem Meister und Herren machen. 3. Ehrlichkeit vor Gott in meinem Urteil. Dieses „nur einer ist euer Lehrer, Christus“ sollte uns zu denken geben. Wo lasse ich jemand anderen als Christus für mich entscheiden? Denn man übernimmt sehr leicht fertige Argumente und Urteile auf unreflektierte Weise. Für einen reifen Christen ist es aber unumgänglich, in der jeweiligen Situation die Maßstäbe des Evangeliums anzulegen. Gespräch mit Christus: Reflektiere, welche Menschen dein Denken und Handeln entgegen deinen Überzeugungen beeinflussen. Und wer beeinflusst mich positiv? Vorsatz: Ich mache eine ehrliche Gewissenserforschung.
Machtstreben 11. März 2020
Mittwoch der zweiten Woche der Fastenzeit
Dorit Wilke-Lopez Mt 20,17-28 In jener Zeit, als Jesus nach Jerusalem hinaufzog, nahm er unterwegs die zwölf Jünger beiseite und sagte zu ihnen: Wir gehen jetzt nach Jerusalem hinauf; dort wird der Menschensohn den Hohepriestern und Schriftgelehrten ausgeliefert; sie werden ihn zum Tod verurteilen und den Heiden übergeben, damit er verspottet, gegeißelt und gekreuzigt wird; aber am dritten Tag wird er auferstehen. Damals kam die Frau des Zebedäus mit ihren Söhnen zu Jesus und fiel vor ihm nieder, weil sie ihn um etwas bitten wollte. Er fragte sie: Was willst du? Sie antwortete: Versprich, dass meine beiden Söhne in deinem Reich rechts und links neben dir sitzen dürfen. Jesus erwiderte: Ihr wisst nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde? Sie sagten zu ihm: Wir können es. Da antwortete er ihnen: Ihr werdet meinen Kelch trinken; doch den Platz zu meiner Rechten und zu meiner Linken habe nicht ich zu vergeben; dort werden die sitzen, für die mein Vater diese Plätze bestimmt hat. Als die zehn anderen Jünger das hörten, wurden sie sehr ärgerlich über die beiden Brüder. Da rief Jesus sie zu sich und sagte: Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll euer Sklave sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele. Einführendes Gebet: Herr, du weißt, ich lebe hier auf dieser Erde in Dunkelheit. Ich kreise um meine kleinen Egoismen und erkenne nicht, dass nur die Liebe meine Rettung ist. Von allein erkenne ich nur schwer, mit welchem Einsatz du, die Liebe, dich hingibst, um mich aus meiner egoistischen Verlorenheit zu retten. Heiliger Geist, mach mein Herz weit. Jesus, sei du mein Licht. Bitte: Heiliger Geist, lehre mich jetzt in dieser Meditation das, was du heute für mich vorbereitet hast. 1. Leid annehmen. Jesus kündigt hier ganz klar sein Leiden an, aber die Jünger scheinen das einfach auszublenden und nicht wahrhaben zu wollen. Sie überspringen das Leid und planen die Strukturen des Reiches Gottes nach ihren Vorstellungen. Viel scheint sich da nicht geändert zu haben in den letzten 2000 Jahren. Weiterhin geht es viel um Strukturen in der Kirche. Wie sieht das in mir aus? Kann ich eigenes Leid annehmen als Geschenk, das mich in einer Weise weiterbringt, die nur Gott versteht, aber ich vielleicht noch nicht? Herr, deine Wege sind dunkel, aber das Dunkel liegt nicht auf deinen Wegen, sondern nur auf meinen Augen. 2. Der Kelch Jesu. Mit viel Geduld erklärt Jesus der Familie des Zebedäus, dass Nähe zu ihm bedeutet, den Kelch zu trinken, den er trinkt, das heißt im Klartext: mit ihm zu leiden. Nähe zu Jesus bedeutet offenbar nicht, eine „ehrenvolle“ Position zu erlangen. Nähe zu Jesus bedeutet offenbar, sich ganz dem Vater zu überlassen. Wie geht es mir damit? Kann ich mich dem Vater ganz überantworten oder versuche ich doch noch, irgendwie die Kontrolle zu behalten? 3. Macht = Dienst. Macht bedeutet zu dienen, sagt Jesus. Nicht nur in der Kirche, sondern auch in unserem Staat verstehen sich Beamte als Diener des Staates. Und ich, wo habe ich solche „Macht“ über andere oder übe Einfluss auf andere aus? Kinder, Schüler, Kunden, Patienten, Mitarbeiter, Kollegen, Freunde, Seelen, die mir anvertraut sind? Will ich ihnen gerne dienen, oder gibt es da Widerstände in mir? Wo begreife ich mein Leben als Dienst, und wo hänge ich noch an Anerkennung und Gratifikationen? Gespräch mit Christus: Jesus, schenke mir den Geist der Einsicht, damit ich verstehe, dass nicht Ansehen und Anerkennung zählen, sondern dass es in deinem Reich um die Liebe geht, und dass ich leiden werde, wenn ich bei Widerstand, Krankheit und Anfeindungen in der Liebe bleiben will. Lass mich dann in dir sein und wissen, dass wir gemeinsam leiden. Vorsatz: Wenn ich gerade Leid erfahre, dieses in großem Vertrauen zusammen mit Jesus tragen. Oder sich bewusst vornehmen, heute jemandem mit etwas zu dienen. Oder beides.
Von Zeit und Abgründen 12. März 2020
Donnerstag der zweiten Woche der Fastenzeit
Dorit Wilke-Lopez Lk 16,19-31 In jener Zeit sprach Jesus: Es war einmal ein reicher Mann, der sich in Purpur und feines Leinen kleidete und Tag für Tag herrlich und in Freuden lebte. Vor der Tür des Reichen aber lag ein armer Mann namens Lazarus, dessen Leib voller Geschwüre war. Er hätte gern seinen Hunger mit dem gestillt, was vom Tisch des Reichen herunterfiel. Stattdessen kamen die Hunde und leckten an seinen Geschwüren. Als nun der Arme starb, wurde er von den Engeln in Abrahams Schoß getragen. Auch der Reiche starb und wurde begraben. In der Unterwelt, wo er qualvolle Schmerzen litt, blickte er auf und sah von weitem Abraham, und Lazarus in seinem Schoß. Da rief er: Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir, und schick Lazarus zu mir; er soll wenigstens die Spitze seines Fingers ins Wasser tauchen und mir die Zunge kühlen, denn ich leide große Qual in diesem Feuer. Abraham erwiderte: Mein Kind, denk daran, dass du schon zu Lebzeiten deinen Anteil am Guten erhalten hast, Lazarus aber nur Schlechtes. Jetzt wird er dafür getröstet, du aber musst leiden. Außerdem ist zwischen uns und euch ein tiefer, unüberwindlicher Abgrund, so dass niemand von hier zu euch oder von dort zu uns kommen kann, selbst wenn er wollte. Da sagte der Reiche: Dann bitte ich dich, Vater, schick ihn in das Haus meines Vaters! Denn ich habe noch fünf Brüder. Er soll sie warnen, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen. Abraham aber sagte: Sie haben Mose und die Propheten, auf die sollen sie hören. Er erwiderte: Nein, Vater Abraham, nur wenn einer von den Toten zu ihnen kommt, werden sie umkehren. Darauf sagte Abraham: Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht. Einführendes Gebet: Jesus, danke für dein Wort. Danke, dass du in deinem Wort jetzt bei mir bist. Ich möchte jetzt still werden und horchen, ich möchte meine unruhigen Gedanken einfangen und in die Hand des Vaters legen. Ich möchte mein Herz öffnen und es dir, Heiliger Geist, hinhalten, damit du es mit deinem Licht erfüllst und damit ich verstehe, was Jesus mir mit diesem Gleichnis heute sagen will. Bitte: Lass mich in der Liebe wachsen. 1. Arm und Reich. In diesem Gleichnis geht es zunächst um das irdische Leben von zwei Nachbarn mit ganz unterschiedlichen Lebensschicksalen. Der eine ist reich und verschließt sich dem Leben des Nachbarn, der arm ist und voll sehnsuchtsvoller Vergeblichkeit auf den Reichtum des Nachbarn schaut. Der Arme heißt Lazarus, das heißt übersetzt: Gott hat geholfen. Der Reiche ist namenlos und kann so Identifikationsfigur für jeden von uns sein. Wo bin ich reich, und wie könnte ich damit meinem Nachbarn, meinem Nächsten, dienen? Eigentum verpflichtet, heißt es auch im deutschen Grundgesetz. 2. Jeder Augenblick zählt. Der zweite Teil des Gleichnisses ereignet sich im Jenseits. Lazarus sitzt in Abrahams Schoß und wird getröstet, der Reiche schmachtet in der Unterwelt. Und hier ist für ihn – anders als im irdischen Leben – kein eigener Verdiensterwerb mehr möglich! Dabei nennt Abraham auch den Reichen liebevoll: „Mein Kind“. Der Reiche erhält also offenbar keine Strafe, weil Gott ärgerlich ist, sondern er erfährt die Konsequenzen seiner irdischen Lebensweise. Die Zeit des aktiven Mitwirkens hört nach dem Tod bis zum Abschluss der Läuterung auf, und die Herzenshaltungen, die auf der Erde noch änderbar sind, sind dann unweigerlich der Ausgangspunkt für die Ewigkeit. Insofern zählt jeder Augenblick dieses Lebens als Vorbereitung auf den entscheidenden Moment meines Daseins: den Eintritt ins ewige Leben. 3. Abgründe. Ich glaube, dass der Reiche in seinem Abgrund sitzt, weil er schon zu Lebzeiten einen Abgrund zwischen sich und seinen Nächsten gelegt hat. Er hat einfach keinen Anlass gesehen, dem Elend anderer Abhilfe zu schaffen, und sich um sie nur insofern gekümmert, als sie ihm nützlich sein konnten. Seinen Glauben, den er ja wohl hatte, da Abraham ihn „Kind“ nennt, hatte er nicht ernst genommen. Er und seine Brüder hören weder auf Mose, noch auf die Propheten noch auf den Auferstandenen. Und ich? Vertraue ich auf Jesus, den Auferstandenen? Erlaube ich ihm, dass er mit mir zu meinem Nächsten Brücken baut? Wo gibt es Abgründe zwischen mir und meinen Mitmenschen? Versuche ich, meine Brüder und Schwestern liebevoll vor Abgründen zu bewahren? Gespräch mit Christus: Jesus, ohne dich können wir nichts tun. Nicht einmal den Abgrund zwischen unserer egoistischen Innenwelt und dem Nächsten können wir ohne dich überwinden und schon gar nicht den Abgrund zwischen uns und Gott. Danke, dass du der Weg bist. Zeige mir den Weg zu den Menschen, die mich umgeben, den Weg der Liebe. Zeige mir den Weg zum Vater. Zeige mir den Weg zu dir, Jesus, denn wer dich sieht, sieht den Vater. Vorsatz: Ich überlege mit Jesus zusammen, wo ich einen Abgrund überbrücken soll, und setze das in den nächsten Tagen um.
Jesus - Eckstein und Frucht 13. März 2020
Freitag der zweiten Woche der Fastenzeit Jahrestag der Wahl von Kardinal Jorge Mario Bergoglio zum Papst Franziskus Dorit Wilke-Lopez Mt 21,33-43.45-46 In jener Zeit sprach Jesus zu den Hohepriestern und den Ältesten des Volkes: Hört noch ein anderes Gleichnis: Es war ein Gutsbesitzer, der legte einen Weinberg an, zog ringsherum einen Zaun, hob eine Kelter aus und baute einen Turm. Dann verpachtete er den Weinberg an Winzer und reiste in ein anderes Land. Als nun die Erntezeit kam, schickte er seine Knechte zu den Winzern, um seinen Anteil an den Früchten holen zu lassen. Die Winzer aber packten seine Knechte; den einen prügelten sie, den andern brachten sie um, einen dritten steinigten sie. Darauf schickte er andere Knechte, mehr als das erste Mal; mit ihnen machten sie es genauso. Zuletzt sandte er seinen Sohn zu ihnen; denn er dachte: Vor meinem Sohn werden sie Achtung haben. Als die Winzer den Sohn sahen, sagten sie zueinander: Das ist der Erbe. Auf, wir wollen ihn töten, damit wir seinen Besitz erben. Und sie packten ihn, warfen ihn aus dem Weinberg hinaus und brachten ihn um. Wenn nun der Besitzer des Weinbergs kommt: Was wird er mit solchen Winzern tun? Sie sagten zu ihm: Er wird diesen bösen Menschen ein böses Ende bereiten und den Weinberg an andere Winzer verpachten, die ihm die Früchte abliefern, wenn es Zeit dafür ist. Und Jesus sagte zu ihnen: Habt ihr nie in der Schrift gelesen: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, er ist zum Eckstein geworden; das hat der Herr vollbracht, vor unseren Augen geschah dieses Wunder? Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem Volk gegeben werden, das die erwarteten Früchte bringt. Als die Hohepriester und die Pharisäer seine Gleichnisse hörten, merkten sie, dass er von ihnen sprach. Sie hätten ihn gern verhaften lassen; aber sie fürchteten sich vor den Leuten, weil alle ihn für einen Propheten hielten. Einführendes Gebet: Lieber Vater im Himmel, ich brauche jetzt deinen heiligen Geist, um zu verstehen, was du mir persönlich mit dieser Schriftstelle heute sagen willst. Lass mich genau das verstehen, was du für heute für mich vorbereitet hast. Bitte: Lass mich mehr für deine Kirche brennen. 1. Die Früchte abliefern. Dieses Gleichnis ist an die Pharisäer in Israel gerichtet und klagt an. Der Weinberg ist das Volk Israel, Gottes Volk, und die Winzer sind die Führer, die auf Gottes Propheten nicht gehört und sie verfolgt und den Sohn Gottes nicht angenommen, sondern umgebracht haben. Das Reich Gottes wird deswegen einem anderen Volk, der Kirche, gegeben, das die erwarteten Früchte bringt. Da stellt sich sofort die Frage: Bringt denn dieses Volk die erwarteten Früchte? Welche Früchte erwartet Gott von uns? Ich als Glied der Kirche – welche Früchte kann ich Gott anbieten? 2. Das Liebesgebot. Gott erwartet, dass ich ihn von ganzem Herzen, mit ganzem Verstand und mit ganzer Kraft liebe. Jesus erwartet, dass ich meinen Nächsten so liebe, wie er uns geliebt hat: mit voller Hingabe. Liebe ich schon so? Wie kann ich heute noch mehr lieben? 3. Der Eckstein ist selbst die Frucht. Gott sei Dank ist Jesus Christus selbst sowohl der Eckstein als auch die Frucht, an der der Vater sein Wohlgefallen hat. Gott sei Dank sind wir alle durch die Taufe ein Teil Christi und Gott wohlgefällig. Gott sei Dank ist das heilige Messopfer die Frucht, die wir Gott immer wieder darbringen dürfen. Das bedeutet, selbst wenn ich arm bin an eigenen Früchten, darf ich mich Jesus in meiner Armut anvertrauen, und in ihm bin ich Gott wohlgefällig. Er hilft mir, mich ihm immer mehr anzugleichen, in die Liebe hineinzuwachsen und so Früchte zu bringen: Am Weinstock sind die Trauben am üppigsten, die am dichtesten am Stamm wachsen. Gespräch mit Christus: Jesus, in dir bringt der Weinberg des Herrn Früchte. Hilf deiner Kirche, sich immer enger mit dir zu verbinden. Lass nicht zu, dass dein Weinberg nur Blätter hervorbringt – Positionspapiere, Strukturpapiere, Reformpapiere – und keine Früchte der Liebe. Hab Geduld mit uns, Jesus. Hilf mir, in deiner Liebe zu leben. Gib mir heute Gelegenheit, dir meine Liebe zu zeigen. Vorsatz: Drei Vorschläge, heute Frucht zu bringen: Erstens in Gedanken über mindestens einen Menschen bewusst gut denken. Zweitens mindestens einem Menschen etwas Gutes sagen. Drittens bewusst eine Sache besonders gut machen, die keiner sieht, nur für Gott.
So sehr liebt dich Gott 14. März 2020
Samstag der zweiten Woche der Fastenzeit Hl. Mathilde, Königin, Gemahlin König Heinrich I. Dorit Wilke-Lopez Lk 15,1-3.11-32 In jener Zeit kamen alle Zöllner und Sünder zu Jesus, um ihn zu hören. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen. Da erzählte er ihnen ein Gleichnis und sagte: Weiter sagte Jesus: Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht. Da teilte der Vater das Vermögen auf. Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen. Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große Hungersnot über das Land, und es ging ihm sehr schlecht. Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf; der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten. Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen; aber niemand gab ihm davon. Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben mehr als genug zu essen, und ich komme hier vor Hunger um. Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner. Dann brach er auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von weitem kommen, und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Da sagte der Sohn: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein. Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand, und zieht es ihm an, steckt ihm einen Ring an die Hand, und zieht ihm Schuhe an. Bringt das Mastkalb her, und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. Denn mein Sohn war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wieder gefunden worden. Und sie begannen, ein fröhliches Fest zu feiern. Sein älterer Sohn war unterdessen auf dem Feld. Als er heimging und in die Nähe des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz. Da rief er einen der Knechte und fragte, was das bedeuten solle. Der Knecht antwortete: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn heil und gesund wiederbekommen hat. Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu. Doch er erwiderte dem Vater: So viele Jahre schon diene ich dir, und nie habe ich gegen deinen Willen gehandelt; mir aber hast du nie auch nur einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte. Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet. Der Vater antwortete ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, ist auch dein. Aber jetzt müssen wir uns doch freuen und ein Fest feiern; denn dein Bruder war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wieder gefunden worden. Einführendes Gebet: Lieber Vater im Himmel, danke für deine Liebe, danke, dass du auf mich gewartet hast! Danke, dass du schon nach mir Ausschau gehalten hast! Bitte nimm mich jetzt in deine Arme, und lass mich ein bisschen bei dir sein. Halte mich fest. Bitte: Lass mich in dir Ruhe und Geborgenheit finden. 1. Der Vater sieht dich schon von weitem kommen. Ich möchte dich einladen, jetzt der jüngere Sohn zu sein. Dich jetzt mit ihm in die Arme des Vaters zu werfen. Du traust dich nicht, dem Vater in die Augen zu sehen, aber er hebt dich hoch und schaut dich an, liebevoll, in seinen Zügen stehen Freude über dich und Schmerz darüber, dass du so weit weg warst. Tränen laufen über seine Wangen, und immer wieder küsst er dein Gesicht, streicht fast noch ungläubig über dein Haar. Schließe die Augen und bleibe in dieser Szene, solange deine Seele darin Nahrung findet. So sehr liebt Gott dich. 2. Du bist heil und gesund wieder da. Dann geh mit dem Vater ins Haus. Vertraute Gerüche umfangen dich. Da steht noch der Tisch in der Mitte wie an dem Tag, als du gegangen bist. Die Scham steigt dir heiß ins Gesicht, denn an diesem Tisch hat der Vater dir damals das Geld vom Erbe hingezählt und du hast es wortlos genommen und bist gegangen, ohne dich noch einmal umzusehen. Der Vater nimmt dich wieder in den Arm und flüstert dir leise zu: „Du brauchst nicht zu erröten. Du bist heil und gesund wieder da, das ist das Einzige, was für mich zählt“. Du birgst den Kopf an seiner Schulter und weinst, aber seine Hand wischt deine Tränen ab. So sehr liebt Gott dich. 3. Das Festgewand. Dann geh mit dem Vater weiter durchs Haus ins Herrenzimmer. Auf dem Bett liegt ein weißes Gewand aus Seide, derselbe Schnitt, dieselbe Seide wie das Gewand, das der Vater früher immer an Feiertagen trug. Du hast es geliebt. Es fühlte sich immer so angenehm glatt und kühl an, wenn du beim Vater auf dem Schoß saßt, als du noch klein warst. Und später hast du gemerkt, wie vornehm und kostbar es war. Wieder kommen dir die Tränen. Wie konntest du nur von hier fortgehen! Wie schön, den Vater gleich in diesem Gewand zu sehen! Da nimmt der Vater den Seidenrock - und streift ihn nicht sich selbst, sondern dir über. Und er lacht vor Freude und singt: „Lasst uns singen und tanzen, denn du bist wieder da!“ So sehr liebt Gott dich. Gespräch mit Christus: Himmlischer Vater, Papa, ich möchte einfach bei dir sein, ohne Worte, denn Worte sind zu wenig. Ich schweige, denn Worte sind zu wenig, um die Liebe auszudrücken, die ich spüre. Mein Herz ist stumm vor Dankbarkeit. Nimm mich in den Arm. Lass mich dich umarmen. Ich möchte auf deinem Schoß sitzen, Papa. Halt mich fest. Vorsatz: In der nächsten Beichte so zum Priester gehen wie der verlorene Sohn zum Vater.
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