Tägliche Meditationen Sonntag 27. Oktober 2019 bis Samstag 2. November 2019 DreiĂźigste Woche im Jahreskreis Edeltrud Fuhr
Du bist Mission 27. Oktober 2019
Dreißigster Sonntag im Jahreskreis Weltmissionssonntag Edeltrud Fuhr Lk 18,9-14 In jener Zeit erzählte Jesus einigen, die von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt waren und die anderen verachteten, dieses Gleichnis: Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stellte sich hin und sprach bei sich dieses Gebet: Gott, ich danke dir, dass ich nicht wie die anderen Menschen bin, die Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner dort. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den zehnten Teil meines ganzen Einkommens. Der Zöllner aber blieb ganz hinten stehen und wollte nicht einmal seine Augen zum Himmel erheben, sondern schlug sich an die Brust und betete: Gott, sei mir Sünder gnädig! Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt nach Hause zurück, der andere nicht. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden. Einführendes Gebet: Herr, heute ist Weltmissionssonntag. Mit dem Gebet „Dein Reich komme“ möchte ich diesen Tag beginnen. Voll Sehnsucht komme ich zu dir und möchte mich von deinem Wort führen lassen. So viele Menschen kennen dich noch nicht oder haben deine Liebe noch nicht erfahren. Öffne mein Herz und schenke mir einen neuen missionarischen Geist. Bitte: Lass mich deine Nähe spüren und aufmerksam sein, dass ich dein Wort nicht nur höre, sondern auch danach lebe. 1. Ich bin eine Mission. Heute am Weltmissionssonntag zeigt uns das Evangelium, dass Mission ganz konkret etwas mit mir zu tun hat. Ich muss nicht in die weite Welt hinaus, sondern es beginnt schon in meinem ganz normalen Alltag. Papst Franziskus schreibt: „Ich bin eine Mission auf dieser Erde, und ihretwegen bin ich auf dieser Welt. Man muss erkennen, dass man selber „gebrandmarkt“ ist für diese Mission, Licht zu bringen, zu segnen, zu beleben, aufzurichten, zu heilen, zu befreien.“ (Evangelii gaudium 273) 2. Ein selbstgerechter, verachtender Blick. Wie betet der Pharisäer? Seine Aufmerksamkeit ist ganz auf die anderen Menschen und sich selbst gerichtet. Er ist der große Held. Er macht alles richtig. Die anderen Menschen sind für ihn nur verachtungswürdig. Der Pharisäer ist so stolz, dass er nicht mal Gott braucht. Mit welchem Blick schaue ich auf meine Mitmenschen? Wie geht es mir mit der folgenden Schriftstelle: „Seid eines Sinnes, einander in Liebe verbunden, einmütig und einträchtig! Tut nichts aus Ehrgeiz und nichts aus Prahlerei, sondern in Demut schätze einer den anderen höher ein als sich selbst (Phil 2,2b-3). 3. Ein ehrfürchtiger Blick. Der Zöllner kann uns ein gutes Vorbild sein. Tief in seinem Herzen ahnt er die allmächtige Liebesglut unseres Herrn. So erkennt er auch seine eigenen Sünden und sein Unvermögen. Doch von Gottes Barmherzigkeit erhofft er alles. Heute im Antwortpsalm beten wir: „Nahe ist der Herr den zerbrochenen Herzen und dem zerschlagenen Geist bringt er Hilfe.“ (Ps 34,19) Herr, wir wollen deiner Güte ganz vertrauen und uns von deiner Liebe erfüllen lassen. „Blickt auf zu ihm, so wird euer Gesicht leuchten, und ihr braucht nicht zu erröten.“ (Ps 34,6) Gespräch mit Christus: Jesus, danke für deine bedingungslose Liebe zu uns. Genau jetzt schaust du mich liebevoll an. Zeige mir deine Pläne mit mir. Ich darf an deinem Reich mitwirken, indem du in mir wirkst. Hilf mir bei meiner ganz persönlichen Mission meine Mitmenschen mit deinem Blick zu sehen. Sie nicht zu verurteilen, sondern sie zu segnen, aufzurichten, zu trösten und sie zu lieben, wie du sie liebst. Möglicher Vorsatz: Heute halte ich eine stille Anbetungszeit in einer Kirche
Du bist auserwählt! 28. Oktober 2019
Hll. Apostel Simon und Judas Thaddäus Fest
Edeltrud Fuhr Lk 6,12-19 In jenen Tagen ging Jesus auf einen Berg, um zu beten. Und er verbrachte die ganze Nacht im Gebet zu Gott. Als es Tag wurde, rief er seine Jünger zu sich und wählte aus ihnen zwölf aus; sie nannte er auch Apostel. Es waren Simon, dem er den Namen Petrus gab, und sein Bruder Andreas, dazu Jakobus und Johannes, Philippus und Bartholomäus, Matthäus und Thomas, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon, genannt der Zelot, Judas, der Sohn des Jakobus, und Judas Iskariot, der zum Verräter wurde. Jesus stieg mit ihnen den Berg hinab. In der Ebene blieb er mit einer großen Schar seiner Jünger stehen, und viele Menschen aus ganz Judäa und Jerusalem und dem Küstengebiet von Tyrus und Sidon strömten herbei. Sie alle wollten ihn hören und von ihren Krankheiten geheilt werden. Auch die von unreinen Geistern Geplagten wurden geheilt. Alle Leute versuchten, ihn zu berühren; denn es ging eine Kraft von ihm aus, die alle heilte. Einführendes Gebet: Komm, Heiliger Geist, und lass mich ruhig werden, damit ich ganz auf dein Wort hören kann. Hier bin ich. Du hast schon auf mich gewartet. Bitte: Führe meine Gedanken, meine Worte und mein Tun. 1. Nachtanbetung. So oft hören wir, wie wichtig das Gebet für Jesus ist. Besonders vor wichtigen Entscheidungen. Jesus stieg auf einen Berg und betete die ganze Nacht. Was mache ich, wenn ich vor größeren Entscheidungen stehe? Wo und wann kann ich Jesus in einer stillen Gebetszeit begegnen? Wie kostbar sind die Orte, an denen „rund um die Uhr“ gebetet wird. Jesus, danke, dass wir dir in der Eucharistischen Anbetung so nahe sein dürfen. Danke, dass sich immer mehr Menschen für eine 24 Stunden Anbetung an jedem Tag einsetzen. Diese besonderen Orte sind ein Quellgrund für die Glaubenserneuerung. 2. Ein Auswahlverfahren. Jesus wird von vielen Menschen begleitet. Er ist kein „Einzelgänger“, sondern er zieht sozusagen die Menschen an sich heran. Heute hören wir, dass er zwölf Jünger, für eine besondere Aufgabe, auserwählt hat. Manchmal frage ich mich, nach welchen Kriterien Jesus sie wohl ausgesucht hat. In seinem Apostelkreis waren sehr unterschiedliche Persönlichkeiten und der „Trupp“ war sicher nicht der harmonischste. Herr, du kennst jeden einzelnen von uns. Jeden Menschen gibt es nur einmal auf dieser Welt. Jeder ist ein Mosaikstein in deinem Reich. In der Schrift steht. „Christus gab den einen das Apostelamt, andere setzte er als Propheten ein, andere als Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer, um die Heiligen für die Erfüllung ihres Dienstes zu rüsten, für den Aufbau des Leibes Christi“ (Eph 4,11-12). 3. Mein Name, ein Programm! In diesem Evangelium lesen wir viele Namen. Wir „tragen“ alle einen Namen und sind nicht irgendeine Nummer. Wenn wir einen Namen hören, denken wir oft an eine bestimmte Person. Wir werden mit unserem Namen gerufen. Mein Name begleitet mich durch mein ganzes Leben. Kenne ich meinen Namenspatron? Sie oder er ist ein guter Freund und Fürsprecher beim Herrn. Kann mein Namenspatron ein Vorbild für mich sein? Gespräch mit Christus: Jesus, danke für so viele Glaubenszeugen. Danke, dass ich zu deiner Kirche gehören darf. Jeder einzelne ist berufen zur Heiligkeit. Besonders lege ich dir Papst Franziskus und alle Bischöfe ans Herz. Komm, Heiliger Geist, führe und leite alle, die in deiner Kirche Verantwortung tragen, damit sie deinen Willen erkennen. Stärke sie in ihrem Dienst und segne deine Kirche. Möglicher Vorsatz: Heute bete ich das 3. lichtreiche Rosenkranzgesätz: „Der das Reich Gottes verkündet hat“, für alle Priester und Bischöfe.
Dein Reich komme! 29. Oktober 2019
Dienstag der dreiĂźigsten Woche im Jahreskreis
Edeltrud Fuhr Lk 13,18-21 In jener Zeit sprach Jesus: Wem ist das Reich Gottes ähnlich, womit soll ich es vergleichen? Es ist wie ein Senfkorn, das ein Mann in seinem Garten in die Erde steckte; es wuchs und wurde zu einem Baum, und die Vögel des Himmels nisteten in seinen Zweigen. Außerdem sagte er: Womit soll ich das Reich Gottes vergleichen? Es ist wie der Sauerteig, den eine Frau unter einen großen Trog Mehl mischte, bis das Ganze durchsäuert war. Einführendes Gebet: Herr, du hast alles geschaffen. In dir leben wir, bewegen wir uns und sind wir (Vgl. Apg 17,28). Du schenkst uns diesen Tag und hast alles wunderbar für uns bereitet. Wunderbar sind deine Werke, o Herr, in Weisheit hast du sie geschaffen. Du gabst mir Ohren zum Hören und ein Herz zum Verstehen. Bitte: Bewahre mir die Dankbarkeit und das ehrfürchtige Staunen vor dem Geheimnis des Lebens. 1. Wunder deiner Schöpfung. Heute spricht der Herr in Gleichnissen. Beispiele aus seiner Schöpfung eignen sich da besonders gut. Er ist ja der hervorragende Komponist dieser Schöpfungsordnung. Die Wissenschaftler und Forscher haben sich schon vieles aus dem Schatz der Schöpfungsordnung zunutze gemacht. Lernen wir doch von den Kindern, die noch staunen können. Aus einem kleinen Senfkorn wächst ein prächtiger Baum hervor. Welch eine Kraft und Fülle steckt doch in diesem kleinen Samenkorn? Wenn wir schon über die Pflanzen staunen können, wieviel mehr noch über die Erschaffung des Menschen! Ich will dankbar sein, dass du, Herr, mir das Leben geschenkt hast. 2. Leben wächst. Der Herr vergleicht das Reich Gottes mit einem Senfkorn, das zu einem Baum heranwächst. Es ist also etwas lebendiges, sozusagen ein Organismus. Das Reich Gottes will gelebt werden. Im Gleichnis muss das Senfkorn erst einmal von einem Mann in die Erde gesteckt werden. Auch der Sauerteig kommt nicht von allein in den Trog Mehl. Das Wachsen geschieht dann im Verborgenen, in aller Stille. Der Mensch weiß nicht, wie es geschieht. Haben wir heute den Mut, um das Reich Gottes auszusäen, und beten wir für alle Christen, die wegen ihres Glaubens verfolgt und getötet werden. Lass ihr Blut in deinem Reich Frucht bringen! 3. Wandlung. Der Sauerteig durchsäuert den Trog. Die Teigmasse wird sozusagen verwandelt. Bei jeder Eucharistiefeier geschieht die Wandlung von Brot in den Leib Christi und vom Wein in das kostbare Blut Christi. Gott Vater hat gewusst, dass wir schwache Menschen sind. Darum hat er uns seinen einzigen Sohn gesandt. Jesus hat menschliche Gestalt angenommen. Er hat uns durch seinen Tod und seiner Auferstehung erlöst und schenkt sich uns als Speise und Trank. Wir empfangen sein durchbohrtes Herz. Bei jedem Kommunionempfang darf ich mich von ihm wandeln lassen. Da, wo sein Herz regiert, da beginnt sein Reich. Gespräch mit Christus: Herr, danke, dass du mein Leben gewollt hast. Du willst, dass wir das Leben in Fülle haben. Mache uns aufmerksam für die vielen Zeichen, die du uns im Laufe dieses Tages gibst. „Selig, die bei dir wohnen her, die dich loben alle Zeit“ (vgl. Ps 84,5). Jesus, danke für das Geschenk der Heiligen Kommunion. Möglicher Vorsatz: Ich werde heute einer anderen Person eine kleine Freude bereiten.
Alles oder Nichts 30. Oktober 2019
Mittwoch der dreiĂźigsten Woche im Jahreskreis
Edeltrud Fuhr Lk 13,22-30 In jener Zeit zog Jesus auf seinem Weg nach Jerusalem von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und lehrte. Da fragte ihn einer: Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden? Er sagte zu ihnen: Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen; denn viele, sage ich euch, werden versuchen hineinzukommen, aber es wird ihnen nicht gelingen. Wenn der Herr des Hauses aufsteht und die Tür verschließt, dann steht ihr draußen, klopft an die Tür und ruft: Herr, mach uns auf! Er aber wird euch antworten: Ich weiß nicht, woher ihr seid. Dann werdet ihr sagen: Wir haben doch mit dir gegessen und getrunken, und du hast auf unseren Straßen gelehrt. Er aber wird erwidern: Ich sage euch, ich weiß nicht, woher ihr seid. Weg von mir, ihr habt alle unrecht getan! Da werdet ihr heulen und mit den Zähnen knirschen, wenn ihr seht, dass Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes sind, ihr selbst aber ausgeschlossen seid. Und man wird von Osten und Westen und von Norden und Süden kommen und im Reich Gottes zu Tisch sitzen. Dann werden manche von den Letzten die Ersten sein und manche von den Ersten die Letzten. Einführendes Gebet: Komm, o Vater des Lichts. Komm, o Gott der Liebe. Forme du mein Gebet. Zeige mir die Wahrheit. Senke in meine Seele eine Glut deines Feuers, die sie durchdringt und ganz mit dir erfüllt. Bitte: Lass mich dir bedingungslos vertrauen. 1. Die Stunde ist gekommen. Jesus ist auf dem Weg nach Jerusalem. Er weiß, dass seine Stunde bald gekommen ist. Die Frage nach der Rettung der Menschen, liegt in der Luft. „Sind es nur wenige, die gerettet werden?“ Wir wissen nicht, ob der namenlose Mann diese Frage aus Sorge um die anderen Menschen gestellt hat oder aus der eigenen Angst heraus, verloren gehen zu können. Wie sieht es bei mir aus? Beunruhigt mich der stetige Glaubensverfall in unserem Land? Brennt in meinem Herzen die Sorge um all die Menschen, die die Liebe Gottes noch nicht erfahren haben? 2. Mit allen Kräften. „Bemüht euch mit allen Kräften“, erinnert mich an das wichtigste Gebot: „Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft“ (Mk 12,30). Wie schaut es aus mit meinen Kräften? Was „raubt“ mir vielleicht meine Kräfte? Jesus, du warst auf dem Weg nach Jerusalem. Wenn ich dein Leiden am Kreuz, das du für mich gelitten hast, betrachte, dann schäme ich mich für meine Lauheit und Oberflächlichkeit. 3. Die enge Tür. Warum ist die Tür eng? Durch eine enge Tür kann ich nicht mit viel Gepäck und Ballast. Vielleicht muss ich einiges loslassen, um überhaupt durch diese enge Tür zu gelangen. Vielleicht ist eine enge Tür auch unbequem zu durchschreiten und ich muss den Mut haben „gegen den Strom zu schwimmen“. Gespräch mit Christus: Herr, stärke mein Vertrauen zu dir. Zeige mir, dass du allein genügst. Gib mir die Kraft, meinen Glauben freimütig zu bezeugen. Mit meinem Leben und wenn nötig mit Worten. Möglicher Vorsatz: Heute will ich, aus Liebe zum Herrn, auf eine Annehmlichkeit verzichten.
Geborgenheit im Ungeborgenen 31. Oktober 2019
Donnerstag der dreißigsten Woche im Jahreskreis Gebetstag um geistliche Berufe Reformationstag Hl. Wolfgang von Regensburg, Bischof P. Thomas Fox LC Lk 13,31-35 Zu jener Zeit kamen einige Pharisäer zu Jesus und sagten: Geh weg, verlass dieses Gebiet, denn Herodes will dich töten. Er antwortete ihnen: Geht und sagt diesem Fuchs: Ich treibe Dämonen aus und heile Kranke, heute und morgen, und am dritten Tag werde ich mein Werk vollenden. Doch heute und morgen und am folgenden Tag muss ich weiterwandern; denn ein Prophet darf nirgendwo anders als in Jerusalem umkommen. Jerusalem, Jerusalem, du tötest die Propheten und steinigst die Boten, die zu dir gesandt sind. Wie oft wollte ich deine Kinder um mich sammeln, so wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel nimmt; aber ihr habt nicht gewollt. Darum wird euer Haus von Gott verlassen. Ich sage euch: Ihr werdet mich nicht mehr sehen, bis die Zeit kommt, in der ihr ruft: Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn! Einführendes Gebet: Herr, wenn die Zeit des Gebets beginnt, sinkt mir der Mut manchmal „bis in die Schuhsohlen“. Dann erinnere ich mich an ein Gebet, das in einer alten Kapelle gefunden wurde:„Selbst Gebet, das voller Mängel, ist bei Gott noch ein Gebet, denn er weiß, dass nicht ein Engel, sondern Schwachheit zu ihm fleht. Lass dich nicht durch Sünden schrecken, die entsetzt du in dir schaust, Gottes Lieb wird sie bedecken, wenn du fromm auf ihn vertraust. Dann selbst mög’s dich nicht verdrießen, wenn’s nicht recht von Herzen geht, Gott wird nicht sein Ohr verschließen, guter Wille ist Gebet...“ Bitte: Herr, sei du meine Zuversicht, meine Stärke und mein Weg! 1. Kein idyllisches Leben. Die heutige Passage aus dem Evangelium erinnert uns daran, dass Jesu Leben hier auf Erden immer wieder Gefahren aller Art ausgesetzt war. Er kämpfte mit Gefährdungen von außen: Schon seine Eltern flohen mit ihm ins Exil. Er kämpfte mit Gefährdungen von innen, denen des geistlichen Lebens: Sei es auf dem Berg der Versuchung oder im Ölgarten, sei es beim Bezwingen der Dämonen, die er aus den Besessenen austrieb, sei es bei der Verteidigung seines Reiches der Wahrheit gegen das des Irrtums und der Lüge. Bei seinem öffentlichen Wirken versuchten Älteste, Pharisäer, Herodianer und Schriftgelehrte, ihm Fallen zu stellen. Er wurde von ihnen verfolgt, zur Rede gestellt und bespitzelt. Die Einwohner seines eigenen Dorfes wollten ihn hinrichten (Lk 4,29). Und schließlich starb er abgeurteilt als „Volksaufwiegler“ und Verbrecher unter Verbrechern. Lehne ich mich auf und verliere den Mut, wenn bei mir einmal harte Zeiten anstehen? 2. Aus der sogenannten Narrenrede des Paulus (2 Kor 11,24-28). „Fünfmal erhielt ich von Juden die neununddreißig Hiebe; dreimal wurde ich ausgepeitscht, einmal gesteinigt, dreimal erlitt ich Schiffbruch, eine Nacht und einen Tag trieb ich auf hoher See. Ich war oft auf Reisen, gefährdet durch Flüsse, gefährdet durch Räuber, gefährdet durch das eigene Volk, gefährdet durch Heiden, gefährdet in der Stadt, gefährdet in der Wüste, gefährdet auf dem Meer, gefährdet durch falsche Brüder. Ich erduldete Mühsal und Plage, durchwachte viele Nächte, ertrug Hunger und Durst, häufiges Fasten, Kälte und Blöße. Um von allem andern zu schweigen, weise ich noch auf den täglichen Andrang zu mir und die Sorge für alle Gemeinden hin.“ 3. Der Christ ist kein „gerupftes Hühnchen“! Die Pharisäer, die sich an Jesus wenden und ihn, sei es aus eigennützigen, sei es aus uneigennützigen Motiven vor Herodes warnen, ahnen nicht, dass er seinen Tod nicht fürchtet. Jesus geht bewusst und willentlich darauf zu – er ist auf dem Weg nach Jerusalem. Dass er weiß, was ihn dort erwartet, deutet er mit dem Wort an, er werde in Jerusalem „sein Ende“ oder „seine Vollendung finden“ (wörtliche Übersetzung). Auch das „heute, morgen und am folgenden Tag“ weist auf die drei österlichen Tage hin. Jesus weiß: Seine Tage sind gezählt. Und so bleibt er im Angesicht des Todes souverän: Gott, ein Meer des Friedens. Allerdings erkämpfte er sich diese Souveränität sehr hart: Mensch, im Fasten und Beten. Er hatte das Herz eines Hirten. Er wollte uns bei sich bergen, uns unter seine Fittiche nehmen. Möge das unser Herz erweichen, wenn wir am Ende unseres Lebens erkennen, wie oft er uns zu sich rief und bei sich bergen wollte. Und mögen wir dann in seine offenen Arme fliehen. Gespräch mit Christus: Herr, wir sterben alle unseren eigenen Tod. Nur du allein tust das nicht: Du stirbst unseren Tod. Wir haben ihn verdient, du aber nimmst ihn uns ab. Herr, lass mich einmal ernsthaft über die Vergänglichkeit des Lebens nachdenken. Und lass mich bleibende Konsequenzen ziehen. Danke, dass du mich bei dir birgst. Möglicher Vorsatz: Ich mache diese Woche einen Friedhofsbesuch. Wenn möglich, erwerbe ich einen vollkommenen Ablass.
Abenteuer Heiligkeit 1. November 2019
Allerheiligen Hochfest
P. Thomas Fox LC Mt 5,1-12a In jener Zeit, als Jesus die vielen Menschen sah, die ihm folgten,
stieg er auf den Berg. Er setzte sich und seine Jünger traten zu ihm. Und er öffnete seinen Mund, er lehrte sie und sprach:
Selig, die arm sind vor Gott;
denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.
Selig die SanftmĂĽtigen; denn sie werden das Land erben.
Selig, die hungern und dĂĽrsten nach der Gerechtigkeit;
denn sie werden gesättigt werden.
Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.
Selig, die rein sind im Herzen; denn sie werden Gott schauen.
Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Kinder Gottes genannt werden.
Selig, die verfolgt werden um der Gerechtigkeit willen;
denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig seid ihr, wenn man euch schmäht und verfolgt
und alles Böse über euch redet um meinetwillen.
Freut euch und jubelt: Denn euer Lohn wird groß sein im Himmel. Einführendes Gebet: Herr, wenn die Welt uns nicht für „verrückt“ hält, haben wir den Sinn dafür verloren, wie man dir richtig nachfolgt. Lass deshalb heute dein Wort in mich eindringen, denn es ist lebendig, kraftvoll und scharf. Wenn ich es zulasse, dringt es ein bis zur Scheidung von Seele und Geist, von Gelenk und Mark. Es richtet über meine Regungen und die Gedanken meines Herzens. Lass mich bei dieser Herz-OP kein Betäubungsmittel nehmen, damit mein Inneres immer nackt und bloß vor deinen Augen liegt und du mich heilst (frei nach Hebr 4,12-13). Bitte: Herr, mach mich sehend! 1. Als Jesus die vielen Menschen sah… Jesu Blick drückte immer etwas von dem Geheimnis aus, das in ihm wohnte. Man könnte meinen, er sah in dieser wogenden Menge, die ihn am Fuß des Berges umspülte, die Menschen aller Jahrhunderte und Jahrtausende, alle Menschen, die je gelebt haben, die jetzt leben und leben werden, mich eingeschlossen. Sein Blick war „allumfassend“, in Zeit und Raum, „katholisch“. Denn als Schöpfer umfasst er das ganze Universum, jedes Staubkorn; und als Erlöser jeden – aber auch wirklich jeden –, der sich von ihm erfassen lässt. Und jeden… – aber auch wirklich jeden –, der es sich anders überlegt, denn alle Geschöpfe im Himmel, auf der Erde und unter der Erde werden ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu (Phil 2,10). 2. Trost und Vertrauen. Noch einmal: Fragen wir uns, was Jesus sieht, wenn er uns Menschen betrachtet, wenn er sieht, wie wir leben, leiden und lieben. Denn sicher hatte er sich im Vorfeld überlegt, wovon er an diesem Tag sprechen würde, und sich mit Liebe gefragt: Welche Botschaft brauchen sie am meisten? Und sein Blick wird sich aufgehellt haben, als der Gedanke ihn wie ein Blitz durchfuhr: Ja, ich werde ihnen Hoffnung schenken! Mit Ansprüchen, die Vertrauen erwecken, mit eindrücklichen Bildern. Denn mit den Armen kann sich der ärmste Mensch dieser Welt solidarisch fühlen, mit den Trauernden der Trostloseste, mit den Sanftmütigen der Schwächste und Erfolgloseste… Vielleicht hörte er in seinem Herzen ein Wort, wie es der Prophet Jesaja hörte: „Tröstet, tröstet mein Volk!“ (Jes 40,1). 3. Trost… und auch Weisung. Kurz nach der Verhaftung Johannes des Täufers hatte sich Jesus nach Galiläa zurückgezogen und diese Predigt gehalten. In den Ohren der Zuhörer hallte sicher noch die Botschaft des Vorläufers wider: „Bahnt für den Herrn einen Weg durch die Wüste! Baut in der Steppe eine ebene Straße für unseren Gott! Jedes Tal soll sich heben, jeder Berg und Hügel sich senken. Was krumm ist, soll gerade werden, und was hüglig ist, werde eben“ (Jes 40,3-4). Wir können also auch tatsächlich etwas tun: Wer sich am Aufbau des Reiches Christi beteiligen möchte, der findet in den Seligpreisungen konkrete Wege, wie er seinem Leben Merkmale verleihen kann, die an die Gesichtszüge Jesu erinnern. Denn jede Seligpreisung zeichnet das Antlitz Jesu, Mariens und der Heiligen, des ganzen mystischen Leibes Christi, nach. Dabei heißt „Gott im eigenen Leben verherrlichen“ nicht abstrakte Gesetze einhalten, sondern sich intensiv der einzigen, wirklich schönen und lohnenden Arbeit zu widmen: frei, lebendig und kreativ um die konkrete Gestaltung meines Lebens nach Christi Abbild zu ringen. Ein einmalig schönes Abenteuer. Gespräch mit Christus: Herr, wie deine Jünger, lädst du mich zum Abenteuer Heiligkeit ein. Du nennst mich beim Namen, beanspruchst mich und sendest mich aus. Keiner hat mir je ein solches Angebot gemacht. Ich möchte es ernst nehmen. Ich bin mir bewusst: Dadurch werde ich höchst verletzlich. Nur wahrer Glaube, wahre Hoffnung und echte Hingabe können mir helfen zu bestehen. Aber nachdem du mich erwählt und mit Liebe angeschaut hast, ist dein Angebot für mich alternativlos. Möglicher Vorsatz: Ich nehme mir ernsthaft vor, heilig zu werden, und trage diesen Vorsatz im Herzen vor Gott, vor Maria und meinen Schutzheiligen.
„Ich weiß, dass er auferstehen wird“ 2. November 2019
Allerseelen Gedenktag
P. Thomas Fox LC Joh 11,17-27 Als Jesus in Betanien ankam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen. Betanien war nahe bei Jerusalem, etwa fünfzehn Stadien entfernt. Viele Juden waren zu Marta und Maria gekommen, um sie wegen ihres Bruders zu trösten. Als Marta hörte, dass Jesus komme, ging sie ihm entgegen, Maria aber blieb im Haus sitzen. Marta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben. Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen. Marta sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Jüngsten Tag. Jesus sagte zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das? Marta sagte zu ihm:Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll. Einführendes Gebet: Herr, wir kennen unsere Todesstunde nicht. Wir wissen auch nicht, wie lange uns die Menschen an unserer Seite begleiten werden. Manchmal führt das dazu, dass wir die Chance des Zusammenlebens nicht wirklich wahrnehmen, in Tiefe. Lass uns also nicht nach Vergänglichem haschen, oberflächlich werden. Es ist so leicht geschehen. Lehre mich, nach dem „Woher“ und dem „Wohin“ zu fragen und auf der Beantwortung der Frage zu bestehen, nicht nachzugeben, wenn flüchtige Eindrücke in mein Innenleben eindringen und dort die Herrschaft erkämpfen wollen. Bitte: Hilf mir, mein Leben als Geschenk zu erkennen und zu leben. 1. Brüder und Schwestern, die heimgegangen sind. Marta und Maria trauern um ihren Bruder Lazarus, den sie gerade verloren haben. Am vierten Tag war er nach damaliger Überzeugung mittlerweile „ganz tot“, nicht mehr wiederzugewinnen. – Wenn man sich umschaut, gibt es tatsächlich fast in jeder Familie Brüder und Schwestern, die einfach „vor der Zeit“ gegangen sind. Solche, die das Licht des Lebens auf Erden nie erblickt haben, solche, die durch Unfall oder Krankheit in der Mitte des Lebens jäh herausgerissen wurden, und solche, die uns lange begleitet haben, immer bei uns waren und um die wir jetzt trauern. Alle waren sie ein Stück unseres Lebens, und dass sie gegangen sind, schmerzt uns wie ein tiefer Schnitt ins eigene Fleisch. Die Sehnsucht nach einem Wiedersehen in alter Vertrautheit, in freudiger Umarmung, bleibt wach und flammt immer wieder heftig und unter Tränen auf. 2. Die Erfahrung des Todes anderer. Jeder macht Erfahrungen vom Tod anderer Menschen. Es kann uns heftig mitnehmen, wenn wir es aus unmittelbarer Nähe erleben, wenn wir sehen, wie es geschieht und welche Dramatik damit verbunden ist: Ärztebesuche, Krankenhausaufenthalte, Untersuchungen, scheinbar nutzlos verhallende Hilferufe und dann die letzte Stunde. Das erlebten in diesem Fall Marta und Maria. Häufiger aber sind wir durch die Umstände nur indirekt beteiligt, nehmen den Tod anderer nur aus einiger Entfernung wahr. So erlebten es bei Lazarus die Juden aus Jerusalem, aber auch die Apostel. Wirklich und dauerhaft betroffen macht es nur den, der den verstorbenen Menschen geliebt hat und sich treffen lässt: Christus, der physisch auf Distanz war, nicht aber geistlich. 3. Christus, die Auferstehung. Jesus sucht die mit ihm befreundete Familie auf. Er nähert sich dem Haus und den darin verbliebenen Angehörigen, geistlich und physisch. In unserer Gesellschaft wird – außer in Spielfilmen oder auf perfekt eingespielten institutionellen Bahnen – die Berührung mit dem Tod vermieden, aus Respekt und aus Angst. Jesus hingegen ist bereit, dem Tod direkt ins Antlitz zu schauen. Denn er hat den entscheidenden Kampf mit ihm aufgenommen. Auch deswegen wartet er noch ein paar Tage, ehe er sich zur Familie des Lazarus begibt: Dadurch würden alle noch klarer erkennen, dass er in diesem Fall den Tod, nicht irgendeine Krankheit besiegt hat. Gespräch mit Christus: Herr, im Evangelium führst du diese persönlichen Gespräche mit Menschen, die in deine Lehre gehen, die inmitten der dramatischen Umstände ihres Lebens lernen, dich zu lieben und an dich zu glauben. Marta sagt: „Ich weiß, dass er auferstehen wird.“ Von diesem Glauben will ich mich ganz erfassen lassen, wenn wir an … denke. So kann man auf einem Schriftzug eines Friedhofstors in Italien (Nähe Neapel) lesen: „Resurrecturi“ – Lateinisch für „die, die auferstehen werden“. Möglicher Vorsatz: Ich werde mir eine Zeit nehmen, um für meine verstorbenen Verwandten zu beten. Und für Verstorbene, für die sonst keiner betet.
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