Tägliche Meditationen Sonntag 24. MĂ€rz 2019 bis Samstag 30. MĂ€rz 2019 Dritte Woche in der Fastenzeit Eric Briemle
FrĂŒchte bringen aus Liebe 24. MĂ€rz 2019
Dritter Fastensonntag (Oculi) Hl. Katharina von Schweden OSBirg/OSSalv, OrdensgrĂŒnderin Eric Briemle Lk 13,1-9 In jener Zeit kamen einige Leute zu Jesus und berichteten ihm von den GalilĂ€ern, die Pilatus beim Opfern umbringen lieĂ, so dass sich ihr Blut mit dem ihrer Opfertiere vermischte. Da sagte er zu ihnen: Meint ihr, dass nur diese GalilĂ€er SĂŒnder waren, weil das mit ihnen geschehen ist, alle anderen GalilĂ€er aber nicht? Nein, im Gegenteil: Ihr alle werdet genauso umkommen, wenn ihr euch nicht bekehrt. Oder jene achtzehn Menschen, die beim Einsturz des Turms von Schiloach erschlagen wurden - meint ihr, dass nur sie Schuld auf sich geladen hatten, alle anderen Einwohner von Jerusalem aber nicht? Nein, im Gegenteil: Ihr alle werdet genauso umkommen, wenn ihr euch nicht bekehrt. Und er erzĂ€hlte ihnen dieses Gleichnis: Ein Mann hatte in seinem Weinberg einen Feigenbaum; und als er kam und nachsah, ob er FrĂŒchte trug, fand er keine. Da sagte er zu seinem WeingĂ€rtner: Jetzt komme ich schon drei Jahre und sehe nach, ob dieser Feigenbaum FrĂŒchte trĂ€gt, und finde nichts. Hau ihn um! Was soll er weiter dem Boden seine Kraft nehmen? Der WeingĂ€rtner erwiderte: Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen; ich will den Boden um ihn herum aufgraben und dĂŒngen. Vielleicht trĂ€gt er doch noch FrĂŒchte; wenn nicht, dann lass ihn umhauen. EinfĂŒhrendes Gebet: Herr, ich nehme mir jetzt Zeit, um wirklich von Herzen mit dir zu sprechen. Auf das, was du mir heute zu sagen hast, möchte ich hören. Bitte: Jesus, gib mir ein Herz nach deinem Herzen. 1. Ist Gott leistungsorientiert? âJetzt komme ich schon drei Jahre und sehe nach, ob dieser Feigenbaum FrĂŒchte trĂ€gt, und finde nichts.â Diese und auch andere Stellen in der Bibel können von einem falschen Blickwinkel aus als leistungsorientiert interpretiert werden. Wie sehe ich diese Stelle? Wie interpretiere ich das Christsein? HauptsĂ€chlich als GebotserfĂŒllung, als ErfĂŒllung der Sonntagspflicht? Warum fordert Gott scheinbar auf den ersten Blick Leistung? 2. Mit dem Herzen sehen. Das Kreuz, an dem Christus starb, kann man als einen Baum im Weingarten betrachten, der tatsĂ€chlich Frucht im Ăberfluss bringt. Christi Tod ist keine Leistungserbringung fĂŒr die Christen, sondern ist als persönliche Ganzhingabe an mich zu sehen. Dieser Blickwinkel des Herzens, den Jesus vorlebt und zu dem wir berufen sind, ist ein Perspektive-wechsel, der uns zum wahren Menschsein, zum wahren Göttlichen bringt. Von diesem Blickwinkel aus spielt das Wort Leistung keine Rolle, weil es ein Begriff ist, den das Herz nicht kennt. 3. Was soll er weiter dem Boden seine Kraft nehmen! Als BegrĂŒndung fĂŒr das Umhauen des Baumes wird die Tatsache genannt, dass er dem Boden Kraft raubt. Als Christ bin ich nicht berufen, anderen durch Pessimismus, Zweifel und MittelmĂ€Ăigkeit die Kraft zu rauben, sondern ich soll Kraft schenken und Schattenspender sein, Mensch, bei dem andere sich erholen und neue Hoffnung schöpfen können. Die Zeit mit Gott im Gebet und den Sakramenten ist hierbei der DĂŒnger, also die Gelegenheit, um selbst beschenkt zu werden, genug Gnade zu tanken, um sie auch weitergegeben zu können und nicht die Kraft anderer zu nehmen. GesprĂ€ch mit Christus: Wie der GĂ€rtner gehst du, Jesus, an meinem Leben vorbei. Ich möchte FrĂŒchte bringen, aber nicht, um etwas geleistet zu haben, sondern um wie du das Gute und die Freude weiter zu schenken. Hilf mir, das so zu leben. Bei dir möchte ich auftanken, um aus der FĂŒlle weiter zu schenken. Möglicher Vorsatz: Heute möchte ich bewusst Situationen, bei denen ich etwas fĂŒr andere tue, nicht als Leistungserbringung, sondern als Schenken und FrĂŒchtebringen sehen und Gott hierbei um Hilfe bitten.
Gott als Protagonist in meinem Leben 25. MĂ€rz 2019
VerkĂŒndigung des Herrn Hochfest
Eric Briemle Lk 1,26-38 In jener Zeit wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in GalilĂ€a namens Nazaret zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria. Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrĂŒĂt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. Sie erschrak ĂŒber die Anrede und ĂŒberlegte, was dieser GruĂ zu bedeuten habe. Da sagte der Engel zu ihr: FĂŒrchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebĂ€ren: dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groĂ sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird ĂŒber das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen, und seine Herrschaft wird kein Ende haben. Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird ĂŒber dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich ĂŒberschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden. Auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar galt, ist sie jetzt schon im sechsten Monat. Denn fĂŒr Gott ist nichts unmöglich. Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verlieĂ sie der Engel. EinfĂŒhrendes Gebet: Herr, ich nehme mir jetzt Zeit, um wirklich von Herzen mit dir zu sprechen. Auf das, was du mir heute zu sagen hast, möchte ich hören. Bitte: Jesus, gib mir ein Herz nach deinem Herzen. 1. Dienen aus freien StĂŒcken. Mit dem Wort âMagdâ oder âDienerinâ verbinden wir moderne Menschen wenig Alltagserfahrung. Was bedeutet es, Magd zu sein? Ist das âDiener-Seinâ nicht ein Widerspruch zum âKind-Gottes-Seinâ, ein Widerspruch wie zwischen EinschrĂ€nkung und Freiheit? Das Dienen muss aber kein stumpfes AusfĂŒhren von Befehlen sein, sondern kann sich auch aus Liebe zum Herrn mit dem Einbringen aller FĂ€higkeiten, (StĂ€rken, KreativitĂ€t, ZeitâŠ) verbinden. 2. Zu GroĂem berufen. Die Aufgabe Marias, den Sohn Gottes zur Welt zu bringen und groĂ zu ziehen, ist einmalig in der Heilsgeschichte; eine Aufgabe, vor der jeder Mensch erzittern wĂŒrde und die ĂŒberwĂ€ltigend erscheint. Im Vergleich zu dieser mag unsere eigene Aufgabe in der Heilsgeschichte klein und leicht erscheinen. Doch auch unser Auftrag ist so groĂ, dass er uns erzittern lassen könnte: Gott möchte in unser Leben kommen und durch uns auch zu unseren Mitmenschen, damit ihre Seelen nicht verloren gehen und Jesu Tod am Kreuz nicht umsonst war. Wie sollen wir im Angesicht dieser ĂŒbergroĂen Aufgabe reagieren? Etwa mit Angst oder Resignation? Maria lebt vor, mit welcher Einstellung man solche eine ĂŒbergroĂe Aufgabe lebt. 3. Voll Vertrauen. Eine solche Aufgabe ĂŒberwĂ€ltigt uns, weil Gott groĂ ist und wir hingegen so klein. Doch fĂŒr Maria ist genau diese GröĂe Gottes auch der Grund, voll zu vertrauen: âMir geschehe, wie du es gesagt hast.â Sie lĂ€sst Gott, den AllmĂ€chtigen, den Hauptprotagonisten sein. Dies widerspricht dem Bild des aufgeklĂ€rten, modernen Menschen, der meint, alles selbst in der Hand zu haben und der doch â im Widerspruch dazu â schon bei den einfachsten Herausforderungen des Alltags an seine Grenzen gerĂ€t. Dem starken Gott sein eigenes Leben zu ĂŒbergeben, ihn mit ins Boot zu holen, ist nicht ein Verlust, sondern ein Gewinn an Freiheit, ein Gewinn an Leben. GesprĂ€ch mit Christus: Gott, ich fĂŒhle mich geehrt, dass du mich wie Maria zu einer groĂen Aufgabe berufen hast. Angesichts meiner UnzulĂ€nglichkeiten vertraue ich auf deine Macht und deinen Beistand. Möglicher Vorsatz: Ich möchte in Situationen, in denen ich an meine Grenzen komme, bewusst Gott einladen, der Hauptprotagonist zu sein.
Schuld und Vergebung 26. MĂ€rz 2019
Dienstag der dritten Woche der Fastenzeit Hl. Liudger von MĂŒnster, Bischof Eric Briemle Mt 18,21-35 In jener Zeit trat Petrus zu Jesus und fragte: Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er sich gegen mich versĂŒndigt? Siebenmal? Jesus sagte zu ihm: Nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal. Mit dem Himmelreich ist es deshalb wie mit einem König, der beschloss, von seinen Dienern Rechenschaft zu verlangen. Als er nun mit der Abrechnung begann, brachte man einen zu ihm, der ihm zehntausend Talente schuldig war. Weil er aber das Geld nicht zurĂŒckzahlen konnte, befahl der Herr, ihn mit Frau und Kindern und allem, was er besaĂ, zu verkaufen und so die Schuld zu begleichen. Da fiel der Diener vor ihm auf die Knie und bat: Hab Geduld mit mir! Ich werde dir alles zurĂŒckzahlen. Der Herr hatte Mitleid mit dem Diener, lieĂ ihn gehen und schenkte ihm die Schuld. Als nun der Diener hinausging, traf er einen anderen Diener seines Herrn, der ihm hundert Denare schuldig war. Er packte ihn, wĂŒrgte ihn und rief: Bezahl, was du mir schuldig bist! Da fiel der andere vor ihm nieder und flehte: Hab Geduld mit mir! Ich werde es dir zurĂŒckzahlen. Er aber wollte nicht, sondern ging weg und lieĂ ihn ins GefĂ€ngnis werfen, bis er die Schuld bezahlt habe. Als die ĂŒbrigen Diener das sahen, waren sie sehr betrĂŒbt; sie gingen zu ihrem Herrn und berichteten ihm alles, was geschehen war. Da lieĂ ihn sein Herr rufen und sagte zu ihm: Du elender Diener! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich so angefleht hast. HĂ€ttest nicht auch du mit jenem, der gemeinsam mit dir in meinem Dienst steht, Erbarmen haben mĂŒssen, so wie ich mit dir Erbarmen hatte? Und in seinem Zorn ĂŒbergab ihn der Herr den Folterknechten, bis er die ganze Schuld bezahlt habe. Ebenso wird mein himmlischer Vater jeden von euch behandeln, der seinem Bruder nicht von ganzem Herzen vergibt. EinfĂŒhrendes Gebet: Herr, ich nehme mir jetzt Zeit, um wirklich von Herzen mit dir zu sprechen. Auf das, was du mir heute zu sagen hast, möchte ich hören. Bitte: Jesus, gib mir ein Herz nach deinem Herzen. 1. Vergebung im ĂbermaĂ. Nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal. Weil Gott im ĂbermaĂ schenkt und im ĂbermaĂ vergibt, sind auch wir berufen, dies zu tun. In der Natur sehen wir sein ĂbermaĂ, aber auch in seiner eigenen grenzenlosen Hingabe in der Menschwerdung und in seinem Tod am Kreuz. Wenn ein Christ nach Jesu Vorbild leben möchte, ein Herz wie er haben möchte, kann er also die Dinge nicht nach dem Prinzip âAuge um Auge und Zahn um Zahnâ bemessen. 2. âWie auch wir vergeben unseren Schuldigern.â Vergeben bedeutet nicht ein Klein-Reden der Schuld. Zwar sind wahrscheinlich viele Dinge, die mir angetan werden, gar nicht so schlimm, trotzdem besteht die Vergebung gegenĂŒber dem Mitmenschen nicht darin, etwas so kleinzureden, dass keine Vergebung mehr nötig ist (âwenn mir alles egal ist, dann bin ich nicht verletzbarâ). Vergebung findet vielmehr einen Schritt spĂ€ter statt, nachdem man festgestellt hat, dass man verletzt worden ist. Dies wird auch in der Menschwerdung Jesu und seinem Tod am Kreuz deutlich: Dieses Handeln Gottes ist alles andere als ein Kleinreden der Schuld, denn es sagt zwei ganz andere Dinge aus: Erstens: Die Schuld ist sehr groĂ. Zweitens: Gottes Liebe ist noch gröĂer. 3. Von ganzem Herzen vergeben. Im letzten Satz der Bibelstelle fordert Jesus auf, âvon ganzem Herzenâ zu vergeben. Was macht dieses Von-ganzem-Herzen-Vergeben aus: Ein Herz, dass erkannt hat, wie viel Schuld es selbst auf sich geladen und wie viel Vergebung es erfahren hat; ein Herz, das die Verletzung anerkennt, aber den Mut und die Liebe hat, diese Schuld zu vergeben. GesprĂ€ch mit Christus: Herr, ich habe Schuld auf mich geladen in meinem Leben. Ich möchte vor der Schuld nicht davonlaufen oder sie unter den Teppich kehren, sondern vor dich hintreten und von Herzen um Vergebung bitten. So wie du mir vergibst, möchte auch ich meinen Mitmenschen vergeben, wenn sie mir Unrecht getan haben. Möglicher Vorsatz: Ich möchte eine konkrete Schuld auswĂ€hlen, die ich auf mich geladen habe, und eine, die jemand mir gegenĂŒber auf sich geladen hat, und bewusst und von Herzen das Vaterunser beten.
Wahre GröĂe 27. MĂ€rz 2019
Mittwoch der dritten Woche der Fastenzeit
Eric Briemle Mt 5,17-19 In jener Zeit sprach Jesus zu seinen JĂŒngern: Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfĂŒllen. Amen, das sage ich euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird auch nicht der kleinste Buchstabe des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist. Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hĂ€lt und halten lehrt, der wird groĂ sein im Himmelreich. EinfĂŒhrendes Gebet: Herr, ich nehme mir jetzt Zeit, um wirklich von Herzen mit dir zu sprechen. Auf das, was du mir heute zu sagen hast, möchte ich hören. Bitte: Jesus, gib mir ein Herz nach deinem Herzen. 1. âWer nur eines dieser Gesetze aufhebt.â Es gehört zum Erwachsenwerden dazu, Gesetze und Regeln zu hinterfragen. Dieses Hinterfragen kann auf einer echten Suche nach einem tieferen VerstĂ€ndnis der Wahrheit basieren, aber auch mit einer falschen Herzenseinstellung geschehen, zum Beispiel aus einem Stolz heraus, der meint, klĂŒger zu sein als alle Menschen, die vor einem gelebt haben. Oder es kann aus Faulheit geschehen, weil man sich mit dem tieferen Sinn nicht (innerlich) auseinandersetzen oder das Gesetz nicht (Ă€uĂerlich) befolgen will. Die Gebote und viele Gesetze sind aber gar keine Erfindung des Menschen, sondern in der Natur der Dinge begrĂŒndet, also gottgeschaffen. Die Wissenschaft ist sich einig, dass die Natur durchgehend geprĂ€gt ist von GesetzmĂ€Ăigkeiten (âNaturgesetzeâ), die Wissenschaft besteht sogar im Wesentlichen darin, diese zu entdecken und zu formulieren. Obwohl also Gesetze in dieser Welt so relevant und zentral sind, sieht der moderne Mensch sie als EinschrĂ€nkung der eigenen Freiheit. Gott wird dann entweder als Feind der eigenen Freiheit gesehen oder uminterpretiert zu einem liberalen Gesetzlosen (âes ist egal, was du tustâ). Wie sehe ich die Gebote bzw. die Gesetze? 2. Nicht um das Gesetz aufzuheben, sondern um es zu erfĂŒllen. Worin besteht diese ErfĂŒllung des Gesetzes? Es beinhaltet einen Ăbergang von der Knechtschaft des Gesetzes zur Freiheit der Kinder Gottes (Gal 4,4-7 und Gal 4,21-31). Liegen Gesetze nicht im Widerspruch zur Freiheit? Um einen befreundeten Priester (und Physiker) zu zitieren: âFreiheit besteht nicht in der Freiheit von Ursachen, sondern darin, sich die Ursache aussuchen zu können.â Der Ăbergang von der Knechtschaft unter dem Gesetz zum Kind-Sein Gottes könnte aus dieser Interpretation der Freiheit heraus also darin bestehen, dass ein Kind Gottes fĂ€hig ist, sich die Ursache â den Grund â auszusuchen, um dem Gesetz zu gehorchen; die Gesetze in ihrer tiefsten Bedeutung aus Liebe zu Gott und den Mitmenschen zu leben und nicht mehr als trockenes Gebot oder Pflicht, wie sie ein Knecht lebt. Diese Entscheidung fĂŒr den Beweggrund â die Ursache â findet im Herzen statt. 3. GroĂ sein im Himmelreich. Der Mensch hat die Sehnsucht, groĂ zu sein. In dieser Bibelstelle bestĂ€tigt Jesus, dass diese Sehnsucht gut ist, indem er uns motiviert, wahre GröĂe zu suchen. Oft aber suchen wir GröĂe in Ă€uĂerlichen, vermeintlich groĂen und wichtigen Dingen, wie Erfolg, Anerkennung und Reichtum. Sogar in der Natur ist es aber so, dass die wirklich groĂen Dinge (Berge, Planeten, GalaxienâŠ) viel stiller sind als die kleinen hektischen Themen des Alltags. Man braucht Stille und Zeit, um sie zu entdecken. Wenn nun aber die geistlichen Dinge (Himmel, Seele, Gott) noch gröĂer sind, wie viel mehr Stille und Zeit benötigen wir dann, um diese zu entdecken und zu erforschen! GesprĂ€ch mit Christus: Jesus, du bist klein geworden und auf diese Erde gekommen, um mir den Weg zu wahrer GröĂe zu zeigen. Du selbst bist der wahre GroĂe, den ich in meinem Leben suchen möchte, mehr als alles sonst in der Welt. Möglicher Vorsatz: Ich möchte ĂŒberlegen, wie ich mehr Stille in die Zeit meines Gebets bringe, z.B. indem ich vor meinem Morgengebet keine hektischen Themen, wie die Nachrichten lese oder als Vorbereitung fĂŒr das Morgengebet die Bibelstelle bereits am Abend zuvor einmal lese.
Jesus, der starke Retter 28. MĂ€rz 2019
Donnerstag der dritten Woche der Fastenzeit
Eric Briemle Lk 11,14-23 In jener Zeit trieb Jesus einen DĂ€mon aus, der stumm war. Als der DĂ€mon den Stummen verlassen hatte, konnte der Mann reden. Alle Leute staunten. Einige von ihnen aber sagten: Mit Hilfe von Beelzebul, dem AnfĂŒhrer der DĂ€monen, treibt er die DĂ€monen aus. Andere wollten ihn auf die Probe stellen und forderten von ihm ein Zeichen vom Himmel. Doch er wusste, was sie dachten, und sagte zu ihnen: Jedes Reich, das in sich gespalten ist, wird veröden, und ein Haus ums andere stĂŒrzt ein. Wenn also der Satan mit sich selbst im Streit liegt, wie kann sein Reich dann Bestand haben? Ihr sagt doch, dass ich die DĂ€monen mit Hilfe von Beelzebul austreibe. Wenn ich die DĂ€monen durch Beelzebul austreibe, durch wen treiben dann eure AnhĂ€nger sie aus? Sie selbst also sprechen euch das Urteil. Wenn ich aber die DĂ€monen durch den Finger Gottes austreibe, dann ist doch das Reich Gottes schon zu euch gekommen. Solange ein bewaffneter starker Mann seinen Hof bewacht, ist sein Besitz sicher; wenn ihn aber ein StĂ€rkerer angreift und besiegt, dann nimmt ihm der StĂ€rkere all seine Waffen weg, auf die er sich verlassen hat, und verteilt die Beute. Wer nicht fĂŒr mich ist, der ist gegen mich; wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut. EinfĂŒhrendes Gebet: Herr, ich nehme mir jetzt Zeit, um wirklich von Herzen mit dir zu sprechen. Auf das, was du mir heute zu sagen hast, möchte ich hören. Bitte: Jesus, gib mir ein Herz nach deinem Herzen. 1. Jesus ist gekommen, um zu befreien. Der Kampf gegen das Böse in meinem Leben und um mich herum ist hart. Je mehr man realisiert, dass trotz aller BemĂŒhungen Böses ins Leben kommt, man immer wieder in alte Muster fĂ€llt und es nicht schafft, aus ihnen auszubrechen, desto mehr wĂ€chst die Erkenntnis, dass ein Retter nötig ist, ein Retter, der stĂ€rker ist als die MĂ€chte des Bösen, âein StĂ€rkererâ, der dem Bösen âall seine Waffen wegnimmtâ. Das Christentum ist keine Lebensphilosophie, kein Life-Style, sondern eine in diesem Sinn nicht zu beschönigende, brutal reale Rettung (blutig am Kreuz) von einem realen Bösen in unserem Leben, das uns gefangen hĂ€lt. 2. Jedes Reich, das in sich gespalten ist, wird veröden. Die Einheit ist ein sehr hohes Gut. Das gilt innerhalb einer Familie, aber auch fĂŒr einen Freundeskreis und fĂŒr die Kirche. Einheit zu suchen, steht im Widerspruch zu einem radikalen Individualismus. Aber echte Einheit ist auch kein Einheitsbrei. Worin besteht Einheit, die tiefer greift als nur Ă€uĂerliche Ăhnlichkeiten? Eine tiefere Einheit besteht im Teilen gemeinsamer Prinzipien, eines gemeinsamen Nenners im Leben, der Ausgangspunkt des Denkens und Handelns ist, aus dem Ziele und Motivation hervorgehen. Suche ich diese tiefe Einheit mit meinen Mitmenschen und mit Gott? 3. Wer nicht fĂŒr mich ist, der ist gegen mich. Was heiĂt es, MIT Jesus zu sein? Der moderne Mensch gibt sich oft damit zufrieden, nichts falsch zu machen, gemĂŒtlich dahinzuleben und nicht anzuecken. Doch Jesus stellt an dieser Stelle klar heraus, dass PassivitĂ€t nicht Teil seiner Nachfolge ist, dass das âMit-ihm-seinâ immer wieder eine aktive Entscheidung fordert. MIT Jesus zu sein, bedeutet, Einheit mit ihm zu haben, insbesondere also Einheit mit seinen Prinzipien. Was sind Jesu Prinzipien? Die Liebe zu Gott und den Mitmenschen. Somit kann ich in Einheit mit Jesus leben, MIT Jesus sein, wenn ich wie er aus Liebe zu Gott und meinen Mitmenschen lebe und nicht aus Gewohnheit oder kurzsichtiger Selbstliebe. GesprĂ€ch mit Christus: Jesus, starker Gott, meine UnzulĂ€nglichkeiten und das Böse halten mich und meine Mitmenschen oft gefangen. Komm in mein Leben und befreie mich. Ich möchte in diesem Leben mit dir gehen, möchte wie du, nur aus Liebe zum Vater und meinen Mitmenschen leben. Möglicher Vorsatz: Ich möchte ĂŒberlegen, wo es noch in meinem familiĂ€ren Umfeld an Einheit mangelt und versuchen, diese Situation im Hinblick auf echte Einheit zu verbessern.
Das Gebot der Liebe 29. MĂ€rz 2019
Freitag der dritten Woche der Fastenzeit
Eric Briemle Mk 12,28b-34 In jener Zeit ging ein Schriftgelehrter zu Jesus hin und fragte ihn: Welches Gebot ist das Erste von allen? Jesus antwortete: Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft. Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen NĂ€chsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist gröĂer als diese beiden. Da sagte der Schriftgelehrte zu ihm: Sehr gut, Meister! Ganz richtig hast du gesagt: Er allein ist der Herr, und es gibt keinen anderen auĂer ihm, und ihn mit ganzem Herzen, ganzem Verstand und ganzer Kraft zu lieben und den NĂ€chsten zu lieben wie sich selbst, ist weit mehr als alle Brandopfer und anderen Opfer. Jesus sah, dass er mit VerstĂ€ndnis geantwortet hatte, und sagte zu ihm: Du bist nicht fern vom Reich Gottes. Und keiner wagte mehr, Jesus eine Frage zu stellen. EinfĂŒhrendes Gebet: Herr, ich nehme mir jetzt Zeit, um wirklich von Herzen mit dir zu sprechen. Auf das, was du mir heute zu sagen hast, möchte ich hören. Bitte: Jesus, gib mir ein Herz nach deinem Herzen. 1. Das Gebot der Liebe. Was ist Liebe? Eine bewusste Ausrichtung des Herzens auf die geliebte Person. Diese Ausrichtung ist eine Grundeinstellung, aus der Gedanken, Emotionen und Taten hervorgehen. Liebe ist nicht einfach nur ein GefĂŒhl. GefĂŒhle verstehen sich hierbei als EinflĂŒsse âvon auĂenâ, die Liebe hat ihren Ursprung in unserem Herzen, unserem tiefsten Inneren, und erweist sich oft gerade dadurch als wahr, dass sie, trotz eines vielleicht widrigen Ă€uĂeren GefĂŒhls oder in Zeiten der GefĂŒhlsabwesenheit, weiter besteht und standhĂ€lt. Ironischerweise wird in unserer angeblich aufgeklĂ€rten, wissenschaftlichen Welt oft gerade GefĂŒhlen ein viel zu hoher Stellenwert eingerĂ€umt, wodurch der Mensch zu einem FĂ€hnchen im Wind wird und verkommt: âWenn du dich nicht danach fĂŒhlst, dann musst du das nicht machen.â Ist mein Herz wirklich auf Gott gerichtet oder reduziere ich meinen Glauben auf GefĂŒhle, wie z.B. ein GefĂŒhl der Zufriedenheit, das Richtige zu tun/nichts falsch zu machen, Ă€hnlich den PharisĂ€ern? 2. Sich selbst lieben. Selbstliebe wird als MaĂ fĂŒr die NĂ€chstenliebe genannt. Ist Selbstliebe ĂŒberhaupt selbstverstĂ€ndlich? Ist es nicht so, dass unsere Herzlosigkeit nicht zuerst gegenĂŒber unserem Mitmenschen, sondern gegenĂŒber uns selbst auftritt? Unsere Seele sehnt sich nach Gott, doch stattdessen geben wir ihr Ablenkungen. Unser Herz sehnt sich nach echter Beziehung und wir halten es davon ab. Wir wissen, was uns menschlich guttun wĂŒrde und tun es dann trotzdem nicht â aus mangelnder Selbstliebe. Somit benötigen wir sogar in der Selbstbliebe die Hilfe Gottes, der unser Heil möchte. Der Egoismus besteht nicht in einer ĂŒbermĂ€Ăigen Liebe seiner selbst, sondern in einer kurzsichtigen Selbstliebe, einer mittelmĂ€Ăigen, herzlosen Selbstliebe, die nicht nur anderen, sondern auch uns selbst schadet. 3. Den NĂ€chsten und Gott lieben. In Gott selbst liebt jede Person der Dreieinigkeit den jeweils Anderen. In der Liebe zum NĂ€chsten werden wir daher gottĂ€hnlich; wir verlieren uns also dadurch nicht selber, sondern finden genau dort erst unsere wahre IdentitĂ€t, die Gottebenbildlichkeit in uns. Somit besteht die echte Selbstverwirklichung â d.h. sein wahres Selbst zu finden und zu realisieren â in der Hingabe an den NĂ€chsten. Jesus selbst lebt uns dies mit seinem Leben vor. GesprĂ€ch mit Christus: Jesus, du bist voller Liebe. Reinige mein Herz von allen falschen Motivationen. Lass mein Herz der Antrieb in meinem Leben sein und mache mein Herz dem deinen immer Ă€hnlicher. EntzĂŒnde in meinem Herzen das Feuer des Heiligen Geistes, damit ich nicht halbherzig liebe. Jesus, ich vertraue auf dich. Möglicher Vorsatz: Ich werde heute eine Situation finden, in der ich mich selbst bisher mittelmĂ€Ăig liebe und ĂŒberlegen, wie ich hier besser handeln sollte. Im Kontext dieser Situation werde ich ĂŒberlegen, wie ich auch dem NĂ€chsten die Liebe zeigen kann, die ich mir selbst zeige.
Von Herzen beten 30. MĂ€rz 2019
Samstag der dritten Woche der Fastenzeit
Eric Briemle Lk 18,9-14 In jener Zeit erzĂ€hlte Jesus einigen, die von ihrer eigenen Gerechtigkeit ĂŒberzeugt waren und die anderen verachteten, dieses Beispiel: Zwei MĂ€nner gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein PharisĂ€er, der andere ein Zöllner. Der PharisĂ€er stellte sich hin und sprach leise dieses Gebet: Gott, ich danke dir, dass ich nicht wie die anderen Menschen bin, die RĂ€uber, BetrĂŒger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner dort. Ich faste zweimal in der Woche und gebe dem Tempel den zehnten Teil meines ganzen Einkommens. Der Zöllner aber blieb ganz hinten stehen und wagte nicht einmal, seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug sich an die Brust und betete: Gott, sei mir SĂŒnder gnĂ€dig! Ich sage euch: Dieser kehrte als Gerechter nach Hause zurĂŒck, der andere nicht. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden. EinfĂŒhrendes Gebet: Herr, ich nehme mir jetzt Zeit, um wirklich von Herzen mit dir zu sprechen. Auf das, was du mir heute zu sagen hast, möchte ich hören. Bitte: Jesus, gib mir ein Herz nach deinem Herzen. 1. Herzenssache. Der PharisĂ€er plappert mit Gott ĂŒber ĂuĂerlichkeiten, indem er seine Taten auflistet, aber er geht nicht zum Kern, seinem Herzen. Echtes Gebet ist ein ZwiegesprĂ€ch von Herz zu Herz. Weil der PharisĂ€er nicht vom Herzen her betet, spielt die Beziehung zu Gott keine Rolle, er ĂŒbersieht somit auch, was in seiner Beziehung zu Gott noch fehlt und kehrt nicht als Gerechter vom Gebet zurĂŒck. Er lebt trotz der ErfĂŒllung aller Pflichten am wahren Leben mit Gott vorbei. 2. Sei mir SĂŒnder gnĂ€dig. Der Zöllner hingegen ist, auch wenn er wirklich Böses getan hat, ein Herzensmensch. Er erkennt in seinem Herzen, dass er Unrecht getan, und weiĂ, dass er die Vergebung von Gott nicht verdient hat, dass er ihn aber trotzdem um diese Vergebung bitten kann und sich Ă€ndern will. Diese Einstellung genĂŒgt, damit Gott, der unsere Freiheit respektiert, aktiv werden, in unser Leben kommen und uns heilen kann. 3. Er kehrte als Gerechter nach Hause zurĂŒck. Jesus geht einen Schritt weiter, als nur zu sagen: âDer Zöllner hat erkannt, was richtig istâ. Nein, der Zöllner kehrt sogar als Gerechter nach Hause zurĂŒck. Das gibt Mut. Es zeigt, dass wir trotz und gerade wegen unserer UnzulĂ€nglichkeiten und SĂŒnden zu Gott gehen können und aus dieser Begegnung als Gerechte zurĂŒckkehren. Das gröĂte Hindernis in unserem Leben ist also nicht unsere mangelnde Tugendhaftigkeit, sondern das Auf-unseren-SĂŒnden-Sitzenbleiben, nicht zu Gott zu laufen und ihn wirken zu lassen. GesprĂ€ch mit Christus: Jesus, ich habe gesĂŒndigt, also Dinge getan, die meine Beziehung mit dir und meinen Mitmenschen verletzt haben. Ich bitte dich um die Gnade der Vergebung. Auch und noch mehr möchte ich dich um die Gnade bitten, dass du mich davor bewahrst, ohne dich das Leben meistern zu wollen, blind zu sein fĂŒr meine eigenen Fehler, damit ich nicht am wahren Leben mit dir vorbeilebe. Möglicher Vorsatz: Ich werde prĂŒfen, ob es Situationen in meinem Gebet gibt (im tĂ€glichen Gebet oder der heiligen MesseâŠ), bei denen ich nur plappere und nicht von Herz zu Herz mit Gott kommuniziere, und eine dieser Situationen konkret anpacken.
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