Tägliche Meditationen Sonntag 03. März 2019 bis Samstag 09. März 2019 Achte Woche im Jahreskreis P. Thomas Fox LC
Eine Augen - OP 3. März 2019
Achter Sonntag im Jahreskreis
P. Thomas Fox LC Lk 6,39-45 In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Kann ein Blinder einen Blinden führen? Werden nicht beide in eine Grube fallen? Der Jünger steht nicht über seinem Meister; jeder aber, der alles gelernt hat, wird wie sein Meister sein. Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht? Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Bruder, lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen!, während du den Balken in deinem eigenen Auge nicht siehst? Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; dann kannst du versuchen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen. Es gibt keinen guten Baum, der schlechte Früchte hervorbringt, noch einen schlechten Baum, der gute Früchte hervorbringt. Jeden Baum erkennt man an seinen Früchten: Von den Disteln pflückt man keine Feigen, und vom Dornstrauch erntet man keine Trauben. Ein guter Mensch bringt Gutes hervor, weil in seinem Herzen Gutes ist; und ein böser Mensch bringt Böses hervor, weil in seinem Herzen Böses ist. Wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund. Einführendes Gebet: Jesus. Ruhig und gelassen möchte ich heute dein Wort hören. Lass es in mir erklingen ohne Nebenschwingungen, einsam und klar. Keine Furcht soll aufkommen vor deinem Licht, selbst wenn es auf meine Schattenseiten fällt. Lass mich betrachten, was „ist“, und es nicht mit Lärm übertünchen oder davor Reißaus nehmen. Bitte: Herr, bitte eine Augen - OP! 1. Ein Auge voller Güte. Am Apollotempel von Delphi befand sich die Inschrift: „Erkenne dich selbst“. Und auch im heutigen Evangelium lädt uns der Herr zur Selbstprüfung ein. Dafür stehen uns zwei physische Augen und die beiden Augen von Herz und Verstand… sowie die Augen anderer zur Verfügung. Allerdings sind diese Augen nur dann wirklich segensreich, wenn sie geübt sind, mit Gottes Blick – dem Blick der Liebe und Barmherzigkeit – zu beurteilen und zu sehen. Denn die Wahrheit ist nicht einfach kühl und berechnend. Man könnte sagen, sie hat Herz, denn sie ist warm und fürsorglich, eben eine Person: Jesus Christus. Im Stundenbuch heißt es dazu in einem Hymnus: „Ein Auge schaut auf uns herab, das über unsrem Leben wacht: Es sieht voll Güte unser Tun vom frühen Morgen bis zur Nacht.“ 2. Die Prüfung: Schieflage? Herr, du sagst es mit Leidenschaft: „Wie kannst du…?“, „du Heuchler!“, – klagst also einen Missstand an. Trifft das auf mich zu?Und: Meinst du das eigentlich im Ernst, ein ganzer „Balken“ im Auge? – Die geistliche Schieflage, in die wir geraten können, ist tatsächlich groß, manchmal übergroß. Ich denke an so manche Äußerung von mir, die zwar vernünftig, aber lieblos war. Ist Lieblosigkeit in den Augen des Herrn nicht ein schlimmes Übel? Um gar nicht erst von Situationen zu sprechen, in denen zwei Streithähne sich die Argumente wie Ping-Pong-Bälle um die Ohren schlagen. Wie könnten sie zu einer korrekten Diagnose gelangen? Leidenschaft hilft nicht sehr, die Situation ins Visier zu bekommen und gut zu überschauen. Nur wenn die Wasser still und klar sind, ist der Blick ungetrübt. Herr, so bitte ich dich noch einmal um einen Blick voller Güte, aber auch um Ehrlichkeit und Nüchternheit im Urteil über andere und über mich selbst. 3. Wer darf operieren? Hat man jemals von einem blinden Chirurgen gehört? Oder von einem Chirurgen mit Parkinson? Nur wer einen klaren Blick und eine sichere Hand hat, darf den rettenden Eingriff durchführen: Christus oder einer, der ihn würdig vertritt. Und eine Eigen-OP? – Auch bei uns selbst sollten wir nicht zur OP schreiten, ohne den Experten zu Rate zu ziehen, der die Rundumsicht hat. Denn in eigener Sache ist bekanntlich niemand ein guter Richter, was wohl daran liegt, dass wir nach vorne schauen und unseren Rücken ohne den Spiegel, den uns andere vorhalten, niemals ordentlich zu Gesicht bekommen. Wenn der heilige Johannes in der Geheimen Offenbarung von den vier Wesen spricht, die vor dem Thron Gottes stehen, sagt er, sie seien „voller Augen, vorne und hinten.“ (Offb 4,6) Eine solche Rundumsicht können wir mit Hilfe anderer und mit Hilfe von Gottes Wort erlangen. Gespräch mit Christus: Herr, du kümmerst dich um meine Augen. Heile den Blick meines Herzens. Entferne, was meine Sicht trübt, behindert und verfälscht. Lass mich wahrhaft sehen – sodass, was ich sehe, bei mir in ein offenes Herz fällt und als Antwort Liebe hervorruft! Möglicher Vorsatz: Ich werde mir heute Zeit nehmen und wohlwollend und genau hinsehen. Ich will die Gabe der Sehkraft heute wirklich schätzen. Vielleicht kann ich etwas für jemanden tun.
Überraschungen 4. März 2019
Montag der achten Woche im Jahreskreis Hl. Kasimir von Polen, Königssohn P. Thomas Fox LC Mk 10,17-27 In jener Zeit lief ein Mann auf Jesus zu, fiel vor ihm auf die Knie und fragte ihn: Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen? Jesus antwortete: Warum nennst du mich gut? Niemand ist gut außer Gott, dem Einen. Du kennst doch die Gebote: Du sollst nicht töten, du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsch aussagen, du sollst keinen Raub begehen; ehre deinen Vater und deine Mutter! Er erwiderte ihm: Meister, alle diese Gebote habe ich von Jugend an befolgt. Da sah ihn Jesus an, und weil er ihn liebte, sagte er: Eines fehlt dir noch: Geh, verkaufe, was du hast, gib das Geld den Armen, und du wirst einen bleibenden Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach! Der Mann aber war betrübt, als er das hörte, und ging traurig weg; denn er hatte ein großes Vermögen. Da sah Jesus seine Jünger an und sagte zu ihnen: Wie schwer ist es für Menschen, die viel besitzen, in das Reich Gottes zu kommen! Die Jünger waren über seine Worte bestürzt. Jesus aber sagte noch einmal zu ihnen: Meine Kinder, wie schwer ist es, in das Reich Gottes zu kommen! Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt. Sie aber erschraken noch mehr und sagten zueinander: Wer kann dann noch gerettet werden? Jesus sah sie an und sagte: Für Menschen ist das unmöglich, aber nicht für Gott; denn für Gott ist alles möglich. Einführendes Gebet: Herr, du überraschst mich heute mit einem neuen Tag! Danke! Du lädst mich ein, an deiner Seite bei der Erlösung der Menschen mitzuwirken. Hilf mir, hierbei ganz auf dich zu vertrauen. Bitte: Jesus und Maria, führt heute viele Seelen zu Gott! 1. Warum gibt sich der Herr nicht mit weniger zufrieden? Der Umgang mit unserm Herrn birgt viele Überraschungen. Manchmal gibt er sich nicht einmal mit der großzügigsten Geste zufrieden: Der junge Mann fällt vor ihm auf die Knie. – Jesus ist unbeeindruckt. Der junge Mann redet ihn mit schmeichelhaften Worten an. – Jesus verweist ihn trocken auf Gott, den Höchsten. Der junge Mann stellt eine sehr interessante religiöse Frage. – Jesus reagiert fast abweisend: Du kennst doch die Gebote… 2. Von Jugend an! Welch ein schönes Geschlecht, das von Jugend an gelernt hatte, die Gebote Gottes zu beachten! Das war allerdings keine kleine Leistung und das zog den liebevollen Blick des Herrn auf sich. Es führt aber nicht dazu, dass der Herr ihn mit der Einladung zur äußersten Konsequenz verschont. Denn mit dem „Eines fehlt dir noch“ geht Jesus zur Beantwortung der noch unausgesprochenen und wirklich existentiellen Frage über, die der vor ihm knieende Jüngling mehr durch seine Gegenwart als mit seinen Worten stellt. Tatsächlich suchen viele junge Menschen Christus auf, ohne genau zu wissen, warum er sie so fesselt und anzieht. Ihr Fragen ist radikal, doch sie müssen auch lernen, eine radikale Haltung bei der Antwort anzunehmen, um sich so selbst ganz erkennen und verstehen zu lernen. 3. Noch mehr Überraschungen. Die klare Antwort Jesu: „Geh, verkaufe… und komm, folge mir nach!“ trifft den Jüngling völlig unerwartet. Er muss nun erfahren, dass man sich verbrennen kann, wenn man sich dem Feuer nähert. Was heißt „dem Feuer“?, – dem Ursprung des ganzen Universums!Aber den Jüngern soll es nicht besser als diesem jungen Mann ergehen. Jesus scheint es in diesem Fall darauf abzusehen, alle in Verlegenheit zu bringen. Er will heute mit nichts zufrieden sein, was rein menschliche Möglichkeiten bewerkstelligen können. Erst nachdem er bei der Allmacht Gottes angekommen ist, ist er zufrieden. Denn zur Rettung einer Seele genügt nur diese Allmacht. Nichts sonst. Was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen? Antwort: Zuerst auf Gott vertrauen und ihn demütig darum bitten. Gespräch mit Christus: Herr, du gehst den Weg der radikalen Hingabe. Du bist ihn zuerst gegangen. Du bist ihn wie keiner vor dir und wie keiner nach dir gegangen. Und deine Hingabe ist eine offene und herzliche Einladung an mich. Möglicher Vorsatz: Ich werde dem Herrn heute eine ganze Liste von Namen vorlesen, Menschen um deren ewige Erlösung ich ihn bitte.
Gib mir dein kleines Vermögen! 5. März 2019
Dienstag der achten Woche im Jahreskreis
P. Thomas Fox LC Mk 10,28-31 In jener Zeit sagte Petrus zu Jesus: Du weißt, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. Jesus antwortete: Amen, ich sage euch: Jeder, der um meinetwillen und um des Evangeliums willen Haus oder Brüder, Schwestern, Mutter, Vater, Kinder oder Äcker verlassen hat, wird das Hundertfache dafür empfangen: Jetzt in dieser Zeit wird er Häuser, Brüder, Schwestern, Mütter, Kinder und Äcker erhalten, wenn auch unter Verfolgungen, und in der kommenden Welt das ewige Leben. Viele aber, die jetzt die Ersten sind, werden dann die Letzten sein, und die Letzten werden die Ersten sein. Einführendes Gebet: Herr, du lädst mich ein: Gib mir dein kleines Vermögen und ich selbst werde dann dein großes Vermögen sein. Lass mich zuerst das Reich Gottes suchen und mir alles andere dazugeben lassen. Bitte: Herr, lass mich mein Vermögen um deinetwillen aufgeben – und das schnell! Denn doppelt gibt, wer schnell gibt. 1. „Wir haben alles verlassen.“ Eine Trägerrakete bricht aus dem Gravitationsfeld der Erde nicht ohne eine gewisse Fluchtgeschwindigkeit aus (11,2 km/s). Genauso tritt der Mensch auch nicht aus dem Gravitationsfeld seines Egoismus aus, ohne dass ihn eine große Liebe herauskatapultiert. Die Liebe zu Christus, wo sie entdeckt und lebendig erfahren wird, übt diese notwendige Anziehungskraft aus. Das beweisen die Worte des Petrus: Wir haben ALLES verlassen und sind DIR nachgefolgt. Unser Leben kreist jetzt um dich! Du und deine Sache sind der Mittelpunkt unserer Gedanken und Werke, Träume und Projekte geworden. 2. Alles! Wer eine große Bekehrung erlebt hat oder auch großes Leid, der erinnert sich daran, wie nach Überwindung aller inneren und äußeren Widerstände der Durchbruch kam und ihn dann eine geraume Zeitlang ein Gefühl der Schwerelosigkeit umgab. Der große innere Abstand ließ alle Bindungen wegfallen und man konnte die Dinge von einem ganz anderen Standpunkt aus einschätzen, gewissermaßen von außen betrachten. Das ist auch ein Grund, weswegen Christus uns alles abverlangt und nichts ausnimmt: damit wir diesen Standpunkt erlangen und wirklich frei werden. Allerdings bedeutet hierbei Schwerelosigkeit nicht Gleichgültigkeit, sondern Freiheit von Zwängen und konditionierenden Bindungen, um das tun zu können, was Glaube, Hoffnung, Liebe und Vernunft nahelegen, also um wirklich in Christus zu handeln. 3. „Um meinetwillen und um des Evangeliums willen.“ Es gibt Menschen, die Christus nachgefolgt sind, weil sie darin die Gelegenheit sahen, aus ihrer Familie auszubrechen, Probleme hinter sich zu lassen oder einfach ein neues, attraktives Leben zu beginnen. Wenn es so war, stellt sich bei solchen Menschen alsbald in abgewandelter Form die alte Problematik wieder ein. Denn sie haben „sich“ mitgenommen. Der wahre Jünger verlässt „alles“, also auch „sich selbst“: seine Pläne, seine Wünsche, seine Erwartungen und Vorstellungen. Dazu gehört alles selbstbezogene „ich meine“, „ich denke“, „ich fühle“, „ich will“ und „ich will nicht“, „ich tue und leiste“ und „ich tue und leiste nicht“. Erst dann geben wir Gott genug Raum, um in uns zu wirken: wenn wir alles verlassen haben, einschließlich unserer selbst. Gespräch mit Christus: Herr, lass mich dich über alles lieben. Mehr als alle Geschöpfe und mehr als mich selbst. Gib mir vollkommene Loslösung von den Dingen und Ausrichtung auf dich allein. Denn nur dann kann ich dir für deine Zwecke wirklich dienlich sein. Möglicher Vorsatz: Ich werde heute eine viertel Stunde „meiner“ Zeit gezielt für andere verwenden.
Gottes Demut 6. März 2019
Aschermittwoch Hl. Friedolin von Säckingen, Mönch, Glaubensbote, Klostergründer P. Thomas Fox LC Mt 6,1-6.16-18 In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zur Schau zu stellen; sonst habt ihr keinen Lohn von eurem Vater im Himmel zu erwarten. Wenn du Almosen gibst, lass es also nicht vor dir herposaunen, wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen tun, um von den Leuten gelobt zu werden. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut. Dein Almosen soll verborgen bleiben, und dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten. Wenn ihr betet, macht es nicht wie die Heuchler. Sie stellen sich beim Gebet gern in die Synagogen und an die Straßenecken, damit sie von den Leuten gesehen werden. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Du aber geh in deine Kammer, wenn du betest, und schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten. Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler. Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Du aber salbe dein Haar, wenn du fastest, und wasche dein Gesicht, damit die Leute nicht merken, dass du fastest, sondern nur dein Vater, der auch das Verborgene sieht; und dein Vater, der das Verborgene sieht, wird es dir vergelten. Einführendes Gebet: Herr, du zeigst uns heute Wege auf, wie wir uns nach deinem Willen verändern, wie wir uns ein Vater formen lassen können. Es sind Wege der Demut. Lass uns das, was wir mit der rechten Hand und deiner Hilfe aufbauen, nicht mit der linken niederreißen und entwerten, weil es uns an Einsicht, wahrem Glauben, Demut und Tiefe fehlt. Bitte: Jesus, hilf uns allen, in dieser Fastenzeit auf dich zuzugehen. 1. Was zählt, ist der rechte Geist. Wenn Gott so einfach sichtbar wäre, wie ein großer schöner Baum, der auf einer grünen Wiese steht, hätten wir wohl weniger Probleme damit, ihn wahrzunehmen und wertzuschätzen. So ein Baum würde uns wegen seines Alters, seiner enormen Größe und Wuchtigkeit Respekt einflößen und wegen seiner schönen Früchte Dankbarkeit abnötigen. Es hat Völker gegeben, die Bäume verehrt haben, die Germanen zum Beispiel… die Donareiche! Man stelle sich vor!Aber Gott ist ein verborgener Gott, denn Gott ist Geist. Und wer ihn anbetet, muss ihn – den Unfassbaren – im Geist und in der Wahrheit anbeten, und nicht an seinen Geschöpfen und an dem, was sie uns bieten können, hängen bleiben. Streben nach materiellen Gütern, Ruhm, Macht und Sinneslust entfernen von Gott. Immer. Sagen wir „Nein“ dazu und „Ja“ zum Gott, der unseren Geist erhebt. 2. Der verborgene Gott. Wir können Gott nicht sehen. Das liegt einerseits in der Natur der Sache, denn der Geist liegt jenseits des Wahrnehmungsfelds aller Sinnesorgane und Messinstrumente. Letztlich liegt es aber auch an der Erbschuld, der Verstoßung aus dem Paradies, dem Ort jener intimen Vertrautheit mit Gott, die wir in Adam und Eva einmal besaßen. Sofern Gott aber einen Grund hätte, sich zu verbergen, wäre das wohl seine Demut und sein Wunsch, dass wir tiefer nach ihm forschen. Denn all das Gute, das er uns tut, tut er in der Regel, ohne von sich reden zu machen. Man denke an jeden Atemzug, jeden Herzschlag, jeden Schritt, jede Mahlzeit, jedes Lächeln, jeden Gedanken, jedes Wort, jeden Jubel, jeden Seufzer, das Fließen der Stunden usw. Ja, die Gnaden, die er uns gibt, kommen unauffällig daher. Viele nehmen wir überhaupt nicht wahr, geschweige denn danken wir ihm dafür. Bei deren Anzahl kämen wir auch gar nicht hinterher… 3. Augen, Mund und Hände täuschen sich in dir! Gott spielt zwar überall die erste Geige, aber er hat es auch geschafft, sich bis zur Unkenntlichkeit zu verbergen. So sehr, dass es Menschen gibt, die nicht an ihn glauben. Andere wiederum erkennen überall seine Spuren. Das sind die Mystiker. Aber auch sie erlangen das erst, nachdem sie eine Nacht der Sinne durchgemacht haben. Es gefällt Gott scheinbar ungemein, sich zu verbergen, denn er tut es auch in Jesus Christus. Die Pharisäer haben in ihm nichts als einen Menschen sehen wollen. Genauso die meisten Einwohner seiner Heimatstadt Nazaret. Heute hält man ihn weithin nur für einen guten Menschen oder inspirierten Religionsführer. Dabei ist er Gott. Aber als ob das alles noch nicht genug wäre, wollte er sich in der Eucharistie sogar seines menschlichen Antlitzes entledigen, denn dort sieht man nur einfaches Brot… Gespräch mit Christus: Herr, es ist schwere Arbeit für meine Herz und meinen Verstand, dich im Verborgenen zu suchen. Lass mich beim Umgraben des Ackerbodens meiner Seele auf diesen kostbaren Schatz stoßen, dich selbst. Und lass mich alles dafür verkaufen. Möglicher Vorsatz: Ich lasse anderen einmal den Vortritt und bleibe im Verborgenen. An der Kasse im Supermarkt. Am Mittagstisch. Im Gespräch. Beim Vorweisen meiner Ergebnisse.
Wirklich nach oben blicken 7. März 2019
Donnerstag nach Aschermittwoch Hll. Perpetua und Felizitas, Märtyrinnen P. Thomas Fox LC Lk 9,22-25 In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Der Menschensohn muss vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er wird getötet werden, aber am dritten Tag wird er auferstehen. Zu allen sagte er: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten. Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sich selbst verliert und Schaden nimmt? Einführendes Gebet: Herr, mit deinen Worten lehrst du mich, weit über dieses Leben hinaus zu denken und einen tiefen Blick in die Ewigkeit zu wagen. Lass mich die Vergänglichkeit der Dinge dieser Welt erkennen und mach mich im Glauben bereit, alles, was die Welt mir bieten kann, geringer einzuschätzen als deine Liebe und dein Heil. Bitte: Herr, erhebe meinen Blick nach oben, zu den ewigen Dingen! 1. Die gute Absicht. Befassen wir uns ehrlich mit diesem Evangelium. Der Herr lädt uns zu einer reinen Gesinnung, zu wirklich selbstlosem Handeln ein. Dazu ist man fähig, wenn man bereit ist, auf alles zu verzichten, also selbst keinen kurzlebigen Gewinn und Vorteil einzustreichen. Das stellen wir Erwachsenen uns schwierig vor, weil wir im Alltag viele Kosten-Nutzen-Berechnungen anstellen. Aber sehen wir es unverkrampft: Das behütete Kind handelt so, ist so. Es hat keine äußeren Pflichten, muss noch nicht seinen Lebensunterhalt bestreiten, stellt keine Berechnungen an, weiß sich bedingungslos angenommen und geliebt, einfach, weil es da ist. Und wenn das Brüderchen leidet, kann es sich so weit selbst vergessen, dass es für ihn sein liebstes Spielzeug hergibt. 2. Ein konkreter Fall. Es hat einmal in der pastoralen Erfahrung eines Mitbruders einen Fall gegeben, bei dem ein Kind für sein Brüderchen etwas von seinem Blut geben musste. Die Eltern erklärten dem Kind alles, konnten aber nicht voraussehen, dass es dachte, es würde durch die Bluttransfusion sterben, da es – seinen Eltern vertrauend – hierüber schwieg. Diese Fehleinschätzung bemerkten sie erst nach der Bluttransfusion, als das Kind fragte, ob es jetzt tot sei… Es war also mit der festen Überzeugung ins Krankenhaus gegangen, es würde für sein Brüderchen sterben müssen… 3. Über den Dingen stehen. Glaube, Hoffnung, Liebe. Wir sind uns alle darin einig, dass sie im Leben die höchsten Werte darstellen; dass sie die Seele aufatmen lassen und sie beleben. Dennoch fallen wir sehr häufig in eine rein natürliche Betrachtungsweise der Dinge zurück, wo dann irdische Werte und kurzlebige Vorteile höher eingeschätzt werden. Wir brauchen also immer wieder „Erhebung“ zu den höchsten Werten, gerade weil wir im Diesseits oft regelrecht gefangen sind. Dieses „Erhebet die Herzen“, das wir bei der Messfeier zu Beginn des „Hoch-Gebets“ hören, ist also keine leere Phrase. Es ist die Einladung, besonders in diesen Momenten, nach dem Allerhöchsten zu streben, was der Mensch überhaupt erstreben kann: die Vereinigung mit Gott. Gespräch mit Christus: O mein Gott, wie oft bewege ich mich mit Herz, Seele, Verstand, Armen und Beinen ganz nah an der Erdoberfläche! Ich bin das kleinste geistbegabte Wesen, das es gibt: ein Mensch. Und doch zu solcher Höhe berufen… Erbarme dich meiner! Erbarme dich unser! Möglicher Vorsatz: Ich werde heute öfter einmal den Blick zum Himmel erheben – auch physisch. Ich werde darüber nachdenken, wann ich zum letzten Mal den Sternenhimmel bei Nacht betrachtet habe, wann mir zum letzten Mal die Weite des Horizonts aufgefallen ist. Staune ich überhaupt noch angesichts der unendlichen Weiten des Mikrokosmos und des Makrokosmos, die mich an Gottes überquellende Liebe, Größe, Macht und Gegenwart erinnern?
Die rechte Antwort suchen 8. März 2019
Freitag nach Aschermittwoch Hl. Johannes von Gott OH, Ordensgründer P. Thomas Fox LC Mt 9,14-15 In jener Zeit kamen die Jünger Johannes‘ des Täufers zu Jesus und sagten: Warum fasten deine Jünger nicht, während wir und die Pharisäer fasten? Jesus antwortete ihnen: Können denn die Hochzeitsgäste trauern, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein; dann werden sie fasten. Einführendes Gebet: Herr, mein Leben ist voller Fragen. Ich will sie jetzt zu dir bringen. Wenn es nicht um meine Berufung geht und darum, ob ich ihr gerecht werde, geht es ums rechte Beten, um den rechten Umgang mit den Menschen, um die Erfüllung meiner Pflichten, um die Frage, wie der morgige Tag aussehen wird. Bitte: Jesus, sei du der Hafen meiner Seele. Schenke mir deine Antworten. 1. Suche deine Antwort in Christus! Das religiöse Leben ist voller Fragen. Der eine Priester sieht es so, der andere so. Und wie sollen die Gläubigen in dieser Situation Orientierung finden? Natürlich gibt es das Lehramt der Kirche. Aber auch so bleiben noch viele zumindest praktische Fragen und Details ungelöst. Orientieren kann man sich da letztlich nur an Jesus selbst, nicht an dem, was dieser oder jener sagt, sondern daran, wie sehr das, was er sagt und vorlebt, an Jesu Beispiel und Lehre orientiert ist. Man muss also eine gewisse geistige Reife erlangen, man muss selbst unterscheiden lernen, Fragen lösen und den Glauben gut argumentiert vertreten können. Das ist eine Anforderung der Zeit, denn wir leben in einer Situation der Diaspora, der Zerstreuung, und mitten in einer feindlichen Welt. Wer nicht fragt und Antworten findet, überlebt nur schwerlich, wird vom Strom der Meinungen weggespült und der Welt angepasst. 2. Am größten ist die Liebe. Unter den Jüngern Jesu befanden sich einige, die vorher Jünger Johannes des Täufers gewesen waren. Mit dessen Segen waren sie zu Jesus „übergelaufen“. Vielleicht waren sie, menschlich gesehen, über ihren neuen Meister auch ganz froh, weil er einem keine so strenge und soldatenhafte Disziplin abverlangte. Johannes fastete aus Liebe, denn er hatte den Herrn erkannt. Seine Jünger hingegen noch nicht so ganz. Und Strenge ohne Liebe ist immer einfach nur hart. Man hält sie nicht durch. Jetzt sollten die Jünger Jesu also erst einmal lernen, dass die Liebe unter allen Tugenden die größte ist, dass erst sie alles vollkommen macht. So wie Gott nicht einfach nur gerecht ist, sondern Herz hat, eben „barmherzig“ ist. Und Barmherzigkeit ist seine größte Eigenschaft. 3. „Es werden aber Tage kommen.“ Oft genießen wir einfach nur das Zusammensein mit Christus. Jahrelang. Und denken nicht daran, dass dieser vertraute Umgang uns einmal für eine Zeit genommen werden könnte. Aber kündigt mir Jesus mit seinen Worten nicht an, dass solche Tage nicht nur kommen können, sondern kommen werden? – Bin ich dann gewappnet, oder falle ich wie aus allen Wolken? Diese Krankheit, dieser Schicksalsschlag, diese alles verändernde Mitteilung! Der Mensch ist zerbrechlich wie ein Schilfrohr, seine Existenz gezeichnet von Zerbrechlichkeit. Ein Nichts genügt, um uns abzulenken, ein Tag, um uns vergessen zu machen, ein neuer Eindruck, um scheinbar alles auf den Kopf zu stellen. Bereiten wir uns also vor, um in Zeiten der Prüfung widerstehen zu können. Gespräch mit Christus: Herr, sei du immer meine Zuflucht, in den Stunden der Freude und des Leids. Lass mich alles mit dir teilen und steig mit mir hinab in die Finsternis, damit ich dich dort finde. Meine Finsternis machst du hell. Möglicher Vorsatz: Wenn es mir in diesen Tagen gut geht, werde ich mich daran erinnern, dass auch schlechte Zeiten kommen können; und wenn es mir schlecht geht, daran, dass gute Zeiten wiederkommen werden.
Jesus, Arzt meiner Seele! – Hole auch mich ab! 9. März 2019
Samstag nach Aschermittwoch Hl. Bruno von Querfurt OSB, Bischof, Glaubensbote, Märtyrer Hl. Franziska von Rom Obl-OSB, Witwe, Ordensgründerin Hl. Dominikus Savio P. Thomas Fox LC Lk 5,27-32 In jener Zeit sah Jesus einen Zöllner namens Levi am Zoll sitzen und sagte zu ihm: Folge mir nach! Da stand Levi auf, verließ alles und folgte ihm. Und er gab für Jesus in seinem Haus ein großes Festmahl. Viele Zöllner und andere Gäste waren mit ihnen bei Tisch. Da sagten die Pharisäer und ihre Schriftgelehrten voll Unwillen zu seinen Jüngern: Wie könnt ihr zusammen mit Zöllnern und Sündern essen und trinken? Jesus antwortete ihnen: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, um die Sünder zur Umkehr zu rufen, nicht die Gerechten. Einführendes Gebet: Jesus, dein Wort erinnert mich heute daran, dass tatsächlich nicht alles bei mir „im grünen Bereich“ ist, dass es auch kranke Stellen gibt. Weniger als „Erlöser“ möchtest du für mich auf keinen Fall sein, weniger als wahrer Arzt für meinen Geist, meine Seele und meinen Leib. Verzeih mir, wenn ich nicht immer so tief hinschaue; wenn ich lieber weitermachen will, wie bisher, als offen zu sein und wahrzunehmen, welche Krankheiten in mir und in anderen vorliegen, um sie dir anzuvertrauen und geheilt zu werden. Bitte: Herr, hilf mir, genau hinzuschauen, meine Bedürftigkeit und die anderer zu sehen und dich um Hilfe zu bitten. 1. Die Liebe freut sich, wenn jemand Fortschritte im Guten macht. Der Herr rief den Levi und Levi folgte seinem Ruf. Das war ein riesiger Erfolg, wirklich ein Grund, um ein Festmahl zu halten: „im Himmel herrscht mehr Freude über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte…“ (Lk 15,7). Ja, Levi war ein Kranker gewesen, denn sonst hätte der Herr auf den Einwand der Pharisäer mit anderen Worten reagiert. Er leugnete nicht den bisherigen Zustand seiner Seele. Umso herzlicher freute er sich nun und feierte innerlich mit ihm den Fortschritt, den er im Guten gemacht hatte. Das war das eigentliche Festmahl: das zwischen Gott und der Seele. Die Pharisäer hingegen sind argwöhnisch und halten wahren inneren Wandel für unmöglich. Nach dem Motto „Der ändert sich doch nie!“. Ist eine solche Haltung nicht Zeichen dafür, dass die eigene Seele seit langem feststeckt und man schon bei sich jede Hoffnung auf Änderung verloren hat? Und das überträgt man dann auf andere. 2. Was wäre aus mir geworden? Was würde aus mir werden? Wir sehen hier an der Reaktion des Herrn, wie Gott sich auf die Seite des Bedürftigen stellt, sogar des moralisch Bedürftigen, der vielleicht ein Lotterleben geführt oder sich bisher kaum um sein ewiges Heil auch nur geschoren hat. Der Erfolg gibt Jesus Recht und zeigt, dass es inneren Wandel geben kann. Die Entrüstung der Pharisäer ist eher scheinheilig als heilig. Sie sind zugemauert. Der Herr überspringt Mauern. Und wenn wir die Geschichte unserer Seele betrachten, erkennen wir da nicht auch, dass es übel um uns stünde, wenn der Herr nicht immer wieder solche Nachsicht mit uns geübt hätte, Mauern übersprungen und auf uns zugegangen wäre, als wir noch unsere eigenen Wege gingen? Tun wir das nicht selbst heute noch oft? 3. Ein Herz mit wahrhaft katholischer Weite. Der Herr möchte hier sowohl seinen Freunden als auch seinen Feinden Klarheit darüber verschaffen, dass es keinen Menschen gibt, den er aus seiner Hirtensorge ausblendet. Keinen! Jesu Herz ist ein Herz wahrhaft katholischer Weite, ein Herz, in dem für alle Menschen Platz ist, weil es alle zu sich ruft: „Kommt alle her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken.“ Wie könnte sich der Schöpfer auch gegenüber einem seiner Geschöpfe interesselos verhalten? Außerdem sehen wir in unserer Ohnmacht und Kurzsichtigkeit nicht, welche Möglichkeiten der Herr hat, um eine Seele an sich zu ziehen. Er ist immerhin allmächtig und sinnt ständig über Wege nach, uns mit Liebesbanden an sich zu binden. Er klammert niemanden aus. Er ist unser aller Hirt. Gespräch mit Christus: Herr, deine Antwort stopft nicht nur den Pharisäern, sondern auch mir den Mund. Manchmal bemerke ich gar nicht, wie voreingenommen und dünkelhaft mein Verhalten ist; wie ich dir, mir selbst und anderen Grenzen setze, zu zaghaft bete, glaube, hoffe, liebe, eingemauert bin. Möglicher Vorsatz: Bei der nächsten Teilnahme an einer Messfeier mache ich mir bewusst, dass ich zu meinem Arzt gehe. Als Kranker bitte ich um Heilung, als Sünder um Vergebung, als Erlöster und Apostel flehe ich um das Heil der Seelen.
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