Tägliche Meditationen

Tägliche Meditationen

Sonntag 23. September 2018 bis Samstag 29. September 2018

Fünfundzwanzigste Woche im Jahreskreis

Thomas Mayer

Kreuz, Auferstehung und GotteskindschaftSonntag
Christus, Licht der WeltMontag
Brüder Christi handeln nach Gottes WortDienstag
Apostolat des HeilensMittwoch
Jesus erkennen, nicht nur sehenDonnerstag
Jesus: „Für wen hältst Du mich?“Freitag
Mensch ohne Falschheit sein wollenSamstag


Kreuz, Auferstehung und Gotteskindschaft

23. September 2018

25. Sonntag im Jahreskreis
Hl. Linus, Papst
Hl. Thekla, Märtyrerin
Hl. Rotrud, OSB
Hl. Pater Pio (Francesco Forgione) OFMCap

Thomas Mayer

Mk 9,30-37
In jener Zeit zogen Jesus und seine Jünger durch Galiläa. Jesus wollte aber nicht, dass jemand davon erfuhr; denn er wollte seine Jünger über etwas belehren. Er sagte zu ihnen: Der Menschensohn wird den Menschen ausgeliefert, und sie werden ihn töten; doch drei Tage nach seinem Tod wird er auferstehen. Aber sie verstanden den Sinn seiner Worte nicht, scheuten sich jedoch, ihn zu fragen. Sie kamen nach Kafarnaum. Als er dann im Haus war, fragte er sie: Worüber habt ihr unterwegs gesprochen? Sie schwiegen, denn sie hatten unterwegs miteinander darüber gesprochen, wer von ihnen der Größte sei. Da setzte er sich, rief die Zwölf und sagte zu ihnen: Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein. Und er stellte ein Kind in ihre Mitte, nahm es in seine Arme und sagte zu ihnen: Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.

Einführendes Gebet: Herr Jesus Christus, der du zu unserem Heil den ehrlosen Tod am Kreuz auf dich nahmst, zeige uns Erwachsenen, Rechthaberischen, Hochmütigen und Karrieristen, dass Autorität und Amt mit Demut und Dienst verbunden sein müssen. Bewahre mich vor Hochmut, Gewinn- und Herrschsucht und lass mich in der Liebe zu dir und meinen Mitmenschen meinen Dienst ausüben. Schenke allen Menschen die Gnade, aus Freiheit, Liebe und Hingabe gehorsam gegenüber Gottes Willen zu sein und scheinbare oder tatsächliche Ungerechtigkeiten demütig aufzuopfern.

Bitte: Lass uns, Herr Jesus Christus, in jedem Mitmenschen ein Kind Gottes erkennen, so dass wir auch denjenigen, die uns scheinbar nicht wohlgesonnen sind, liebevoll begegnenHilf, dreieiniger Gott, allen Ehepaaren, ihre Fruchtbarkeit und ihre Kinder als Gottesgeschenke dankbar anzunehmen, um so einander Ganzhingabeliebe schenken und in Christus eins werden zu können.

1. Tötung und Auferstehung des Menschensohns. Im heutigen Evangelium hören wir wie Jesus, mit den Seinen durch Galiläa ziehend, sie über seine Auslieferung, Tötung und Auferstehung belehrt. Befangen von einer falschen Vorstellung vom prophezeiten Reich des Messias konnten die Jünger seine Worte nicht verstehen. Verhalten wir uns nicht auch wie die Jünger, wenn wir uns scheuen, Gott Fragen zu stellen? Habe ich die Frage nach dem Sinn von Leiden, Not und Tod, denen ich immer wieder im Alltag begegne, unserem barmherzigen Gott und Erlöser ehrfurchtsvoll gestellt? Habe ich meinem Mitmenschen, meinem Verwandten, meinem Freund, meinem Kollegen, meinen Kindern oder Enkeln Antworten auf diese oder ähnlich existenzielle Fragen gegeben? Christus hat uns ja durch sein Ganzopferleben gezeigt, welche Erlösungskraft im liebevoll aufgeopferten Leiden und Kreuz aktiviert werden kann. Christus können wir nicht durch den Tod, sondern nur durch die Sünde verlieren, die uns von Gott trennt. So nehme ich mir heute vor, durch Wort und Tat unseren gekreuzigten Erlösergott den Menschen näher zu bringen.

2. Der Erste als Diener aller. Nun nimmt das heutige Evangelium eine neue Wendung: vom Leiden zum Dienen. Obwohl Christus von dem Streit seiner Jünger, wer der Größte sei, wusste, hat er sie nach dem Gesprächsthema gefragt. Wollen auch wir wie die Jünger unsere Eifersucht gegeneinander mit Schweigen auf den Anruf Gottes verharmlosen und die Stimme unseres Gewissens übergehen? Haben auch wir rein irdische, der Menschenherrlichkeit verhaftete Vorstellungen vom Reich Gottes, dessen wahre Beschaffenheit, nämlich die von Jesus vorgelebte Liebe, wir in unserer Selbstgerechtigkeit und Selbstüberschätzung nicht erkennen können? Ich nehme mir heute vor, für meine Mitmenschen ein anderer Christus zu sein, der „nicht gekommen [ist], um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen und um sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele (Mt 20,28).“

3. Gotteskindschaft und Kinderliebe. Jesus ist als Kind auch deshalb in einem Stall geboren, damit wir keine Angst vor ihm, dem menschgewordenen Gottessohn, haben. Er will von uns genauso freudig und liebevoll aufgenommen werden, wie ein Kind im Mutterleib aufgenommen werden sollte. Habe ich durch eine starke Haltung für das Leben unerwartet empfangene Kinder, eigene oder von Bekannten, wirklich um Christi willen aufgenommen? Oder habe ich durch mein Schweigen gegenüber der heute so weit verbreiteten Anti-Baby- und Verhütungsmentalität mit ihren zahllosen pränatalen Kindestötungen der Kultur des Todes letztendlich Vorschub geleistet?

Gespräch mit Christus: Himmlischer Vater, du willst stündlich von mir wissen und liebst mich so unauslotbar tief. Hilf mir, die Gotteskindschaft in mir und in meinen Mitmenschen zu erkennen und mich als dein Kind in dir jederzeit geborgen zu fühlen.

Möglicher Vorsatz: Ich will heute durch häufige Stoßgebete zu Gottvater wie „Mein Vater, Danke!“, „Mein Vater, vergib/hilf mir!“ meine Gotteskindschaft bewusst leben und jeden Menschen, ob geboren oder ungeboren, freundlich oder unfreundlich, etc. als Gotteskind lieben.


Christus, Licht der Welt

24. September 2018

Montag der fünfundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Rupert, Bischof
Hl. Virgil OSB, Bischof
Hl. Gerhard OSB, Bischof

Thomas Mayer

Lk 8,16-18
In jener Zeit sprach Jesus: Niemand zündet ein Licht an und deckt es mit einem Gefäß zu oder stellt es unter das Bett, sondern man stellt das Licht auf den Leuchter, damit alle, die eintreten, es leuchten sehen. Es gibt nichts Verborgenes, das nicht offenbar wird, und nichts Geheimes, das nicht bekannt wird und an den Tag kommt. Gebt also acht, dass ihr richtig zuhört! Denn wer hat, dem wird gegeben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er zu haben meint.

Einführendes Gebet: Herr Jesus Christus, ich glaube dir, dass du das Licht der Welt bist. Ich glaube, dass du mein Leben erleuchtest, so dass ich trotz meiner eigenen Dunkelheiten (Sünden) und unchristlicher Trends nicht in den Abgrund der Verzweiflung und des Nihilismus falle.

Bitte: Schenke mir ein unerschütterliches, beharrliches Vertrauen auf deine barmherzige Liebe, die mein Herz von den Schatten meiner Sünden befreit.

1. Als Christ Licht der Welt sein! Jesus gebraucht eingängige Bilder: Beim Einbruch der Dämmerung wurde in jedem Haushalt nicht nur zur Zeit Jesu zentral ein Licht auf einem Leuchter angezündet, damit der Schein möglichst allen Bewohnern das Sehen ermöglicht. Nur im Licht Christi können Menschen und Völker den Weg der Wahrheit und des Lebens finden. Wenn wir im Licht Christi wandeln, verblasst in unseren Augen jeder andere Lichtschein, der von der Welt ausgeht (Humanismus, Aufklärung, Sozialismus, Feminismus, Sexuelle Revolution, Relativismus, Genderismus etc.). Denn ohne Christus bleibt die Welt dunkel. Ein Jünger Christi schenkt Jesu Licht, das in ihm brennt, auch seinen Mitmenschen. Das 2. Vaticanum sieht im Apostolat eine Pflicht, die in Taufe und Firmung ihren Ursprung hat und ihre Kraft aus der persönlichen Beziehung zu Christus schöpft, „so dass man von einem Glied, das nicht nach seinem Maß zum Wachstum des Leibes beiträgt, sagen muss, es nütze weder der Kirche noch sich selber“ (Dekret Apostolicam actuositatem, Nr. 2).

2. Wer die Tugend im Alltag übt, trägt Jesu Licht zu den Menschen. Das Zeugnis meines christlichen Lebens und meine guten, aus Liebe zu Gott und meinen Mitmenschen vollbrachten Werke haben die Kraft, meine Mitmenschen zu Gott zu führen. Was trägt unser Licht (Apostolat der Liebe), was verleiht ihm Halt wie die Lampe dem Licht? Nicht zuletzt die menschliche Grundlage für das Wirken der Gnade: unsere bestmöglich getane Arbeit als Frucht unsere tugendhaften Anstrengungen (Ausdauer, Fleiß, Zuverlässigkeit, Wahrhaftigkeit, Tapferkeit etc.). Ich darf als Christ Jesus unter den Menschen vergegenwärtigen und so handeln, dass meine Mitmenschen die allgegenwärtige Liebe Christi verspüren. In meinen Werken soll das Antlitz Christi durchscheinen und erkennbar sein.

3. Mehr Sein als Schein! â€žEin Christ, der seine irdischen Pflichten vernachlässigt, versäumt damit seine Pflicht gegenüber dem Nächsten, ja gegen Gott selbst und bringt sein ewiges Heil in Gefahr (Gaudium et spes, 43).“ Diese mahnenden Worte der Konzilsväter rufen uns in Erinnerung, dass auch Jesus seine Pflichten als Zimmermann gewissenhaft erfüllt hat, und dass diese aus rein menschlicher Sicht vielleicht unbedeutende Arbeit zum Erlösungswerk des Mittlers zwischen Gott und den Menschen, der uns stets Vorbild sein muss, gehört.

Gespräch mit Christus: Herr Jesus Christus, du hast 30 Jahre im Verborgenen, im Alltag deine Pflichten als Sohn des Zimmermanns erfüllt. Zeige mir den rechten Weg im Gestrüpp meines Alltags und erleuchte ihn mit dem Licht deiner Gnade, so dass ich meine Arbeit aufopferungs- und liebevoll verrichte und heilige.

Möglicher Vorsatz:  Ich werde meine Arbeit in der Gegenwart Christi und aus Liebe zu Christus und meinen Mitmenschen bestmöglich und gewissenhaft verrichten.


Brüder Christi handeln nach Gottes Wort

25. September 2018

Dienstag der fünfundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Nikolaus von Flüe, Einsiedler
Hl. Wigger OPraem, Bischof
Hl. Firmius von Amiens, Märtyrer

Thomas Mayer

Lk 8,19-21
In jener Zeit kamen die Mutter Jesu und seine Brüder zu ihm; sie konnten aber wegen der vielen Leute nicht zu ihm gelangen. Da sagte man ihm: Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und möchten dich sehen. Er erwiderte: Meine Mutter und meine Brüder sind die, die das Wort Gottes hören und danach handeln.

Einführendes Gebet: Heilige Maria, Gottesmutter und Königin des Alls, du bist nicht nur Jesu leibliche Mutter, sondern auch seine von Sünde unbefleckte geistige Mutter, die wie kein anderes Geschöpf das Wort Gottes hörte und stets danach handelte. Ich weihe mich heute dem unbefleckten Herzen meiner Mutter Maria und dem heiligsten Herzen ihres Sohnes.

Bitte: Auf die Fürsprache meiner unbefleckten Mutter schenke mir, Herr Jesus Christus, die Gnade, den Willen Gottes jederzeit in liebevollen Gedanken, Worten und Werken zu erfüllen.

1. Zeiten der Zurückgezogenheit zur Christusbegegnung notwendig. Jesu Cousins (im damaligen Sprachgebrauch den Brüdern hinzugerechnet) konnten im großen Menschenauflauf und -gedränge nicht zu Christus gelangen. Schon Augustinus (354-430) gibt uns im Hinblick auf das ständige und intensive Gebet Jesu zu seinem Vater einen wichtigen Rat: „Schwierig ist es im Menschengewühl, Christus zu schauen; eine gewisse Zurückgezogenheit ist für das Herz nötig. In dieser Art von Einsamkeit des Blickes zeigt sich Gott (A. Augustinus: Vorträge über das Johannesevangelium, 17,11).“ In dieser Zurückgezogenheit ist auch für den sonst hektischen Menschen „Innere Sammlung“ erreichbar, die nötig ist, um das Wort Gottes verstehend zu hören und zu bewahren.

2. Kontemplativ im Lärm der Umwelt sein. Wenn wir dem Rat Jesu folgend uns an jedem Tag einmal oder einige Male in die Stille und Einsamkeit zurückziehen, um mit dem dreieinigen Gott ungestört zu sprechen, so wird diese Gewohnheit uns helfen, unseren Alltag in der Gottesgegenwart und -kindschaft zu leben. Dann wird Innerlichkeit und die damit verbundene Gabe, „gesammelt in der Tiefe der Seele zu leben“, auch mit unseren Aufgaben in der hektischen Welt vereinbar: mit der Betriebsamkeit am Arbeitsplatz, dem Trubel, der Hast und Hektik in Familie und Gesellschaft. „Wer gesammelt in der Tiefe lebt“, so Edith Stein, „der sieht auch die kleinen Dinge in großen Zusammenhängen; nur er vermag ihr Gewicht – an letzten Maßstäben gemessen – in der richtigen Weise einzuschätzen und sein Verhalten entsprechend zu regeln. Nur bei ihm ist die Seele auf dem Wege zur letzten Durchformung und zur Vollendung ihres Seins“ in Gott ( Endliches und ewiges Sein, Freiburg 1986, S. 404).

3. Den Willen Gottes erfüllen. Im Unterschied zu seinen Vettern, die Jesu Erlösersendung nicht verstanden haben, braucht die Gottesmutter nicht physisch zu Jesus zu gelangen; sie trägt ihn in ihrem Herzen: „Im Verlauf seiner Verkündigung nahm sie die Worte auf, in denen der Sohn das die Ansprüche und Bande von Fleisch und Blut übersteigende Reich predigte und die seligpries, die das Wort Gottes hören und bewahren, wie sie selbst es getreulich tat“ (Lumen gentium, Nr. 58).

Gespräch mit Christus: Herr Jesus, ich danke dir, dass du uns Menschen am Kreuz Maria zur Mutter gegeben hast. Hilf mir auf Ihre Fürsprache hin, dass ich als echtes Mitglied der Familie Gottes dein Wort höre und danach handle.

Möglicher Vorsatz: Ich will mir heute für das betrachtende Lesen einer Stelle aus dem NT 15 Minuten Zeit nehmen.


Apostolat des Heilens

26. September 2018

Mittwoch der fünfundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Kosmas und Damian
Hl. Kapar Stanggassinger CSsR
Hl. Thérèse Couderc, Ordensgründerin

Thomas Mayer

Lk 9,1-6
In jener Zeit rief Jesus die Zwölf zu sich und gab ihnen die Kraft und die Vollmacht, alle Dämonen auszutreiben und die Kranken gesund zu machen. Und er sandte sie aus mit dem Auftrag, das Reich Gottes zu verkünden und zu heilen. Er sagte zu ihnen: Nehmt nichts mit auf den Weg, keinen Wanderstab und keine Vorratstasche, kein Brot, kein Geld und kein zweites Hemd. Bleibt in dem Haus, in dem ihr einkehrt, bis ihr den Ort wieder verlasst. Wenn euch aber die Leute in einer Stadt nicht aufnehmen wollen, dann geht weg, und schüttelt den Staub von euren Füßen, zum Zeugnis gegen sie. Die Zwölf machten sich auf den Weg und wanderten von Dorf zu Dorf. Sie verkündeten das Evangelium und heilten überall die Kranken.

Einführendes Gebet: Herr, du gibst die Kraft und die Vollmacht, Dämonen auszutreiben und die Kranken gesund zu machen. Ich glaube, dass du bei jedem bist, den du in dieser Weise beauftragst. Ich hoffe, dass auch ich meinen Auftrag in diesem Bereich erfülle.

Bitte: Herr Jesus, hilf mir erkennen, was dein auf Kranke bezogener Auftrag für mich heute, morgen und den Rest meines irdischen Lebens ist.

1. Die Befreiung von Besessenheit und bösen Geistern. Viele glauben, dass Dämonen bloß in der Phantasie abergläubischer Menschen existieren. Wie aber will man zum Beispiel dann die unbeschreibliche Grausamkeit der vielen Massenmorde in den Gulags und den KZs totalitärer Regime des 20. Jhds. erklären? Spüren wir nicht auch in uns selbst immer wieder Versuchungen, die uns Böses als Gutes verkaufen und so auf falsche Wege führen wollen? Nach dem Motto: „Einmal ist keinmal!“ oder „Der Zweck heiligt die Mittel!“ oder „Wo gehobelt wird, fallen Späne.“ Jedenfalls kann die Aussage des heiligen Papstes Johannes Paul II. nur bekräftigt werden: „Die Befreiung von Besessenheit und Dämonen, äußerstes Übel und sichtbarer Ausdruck der Sünde und der Auflehnung gegen Gott, ist Zeichen dafür, dass „das Reich Gottes zu euch gekommen ist“ (Mt 12,28) (LehrschreibenRedemptoris missio , Leutesdorf 1991, S. 37 (Nr. 15).

2. Dienst am Kranken ist Dienst an Christus. Unter den leiblichen Werken der Barmherzigkeit hat die Kirche von Anfang an die Sorge um die Kranken besonders hochgeschätzt, denn die Kirche versteht Jesu Doppelauftrag an die Jünger, „das Reich Gottes zu verkünden und zu heilen“, als an sich gerichtet. Denn Jesus, der Kirche Haupt, „zog umher, tat Gutes und heilte alle“ (Apg 10,38): Christus „heilte die Kranken, tröstete die Trauernden, sättigte die Hungernden, befreite die Menschen von Taubheit und Blindheit, vom Aussatz, von bösen Geistern und von körperlichen Gebrechen. (…) Er war empfänglich für jedes menschliche Leiden, für das des Leibes ebenso wie das der Seele“ (Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Salvifici doloris, Nr. 16). Unser Erlöser, der göttliche Arzt, ermuntert uns, in jedem kranken Menschen das Abbild Gottes zu sehen, als das er ihn schuf (Gen 1,27), ja im Leidenden Christus selbst zu sehen, dessen ewige Worte uns Mahnung zum tätigen Mitleiden sind: „Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, (…) ich war krank, und ihr habt mich besucht“ (Mt 25,34.36).

3. Dem Kranken das Reich Gottes verkünden. Jesu Doppelauftrag an die Jünger, „das Reich Gottes zu verkünden und zu heilen“, gilt auch für meine Krankenbesuche, ungeachtet dessen, ob dabei ein körperliches Heilungswunder geschieht. Seelische Heilungsschritte können beim Kranken schon erreicht werden, wenn man ihm bei einem Besuch Zeit schenkt, mit Blumen erfreut, liebevolle Anteilnahme an seinen Beschwerden und Alltagsschwierigkeiten zeigt, einen kleinen Dienst leistet (z.B. einen frischen Schlafanzug ins Krankenhaus mitbringt) etc. Wenn wir diese Hilfen in Christi Namen und mit dem Wunsch leisten, der Kranke möge etwas von Christi Liebe erfahren, dann überwinden wir oft auch unseren Egoismus und unsere Selbstsucht. Haben wir so das Vertrauen des Kranken gewonnen, wird auch meist ein gemeinsames Beten zu Christus, in dessen Person das Reich Gottes offenbar wird, möglich sein (vgl. Lumen gentium, Nr. 5). Dann darf auch bei passender Gelegenheit ein tröstendes Wort des Glaubens an den gekreuzigten Auferstandenen, der uns in seine sinnstiftende Kreuzesnachfolge ruft, nicht fehlen.

Gespräch mit Christus: Herr Jesus, als Gesunde können wir oft nicht ermessen, wie viel Gutes wir durch Krankenbesuche bewirken können. Hilf uns, die heute vor allem in Altersheimen und Krankenhäusern so weit verbreitete Not des Alleinseins und des Sich-überflüssig-Fühlens durch trostreiche Krankenbesuche zu lindern.

Möglicher Vorsatz: Ich nehme mir vor, heute besonders für Kranke zu beten. Auch möchte ich binnen einer Woche einen Krankenbesuch abstatten, um mit der Trösterin der Betrübten, unserer Lieben Frau von Kevelaer, einen Leidenden zu trösten.


Jesus erkennen, nicht nur sehen

27. September 2018

Donnerstag der fünfundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Vincent von Paul CM, Ordensgründer
Hl. Hiltrud, Reklusin
Hl. Dietrich von Naumburg

Thomas Mayer

Lk 9,7-9
In jener Zeit hörte der Tetrarch Herodes von allem, was durch Jesus geschah, und wusste nicht, was er davon halten sollte. Denn manche sagten: Johannes ist von den Toten auferstanden. Andere meinten: Elija ist wiedererschienen. Wieder andere: Einer der alten Propheten ist auferstanden. Herodes aber sagte: Johannes habe ich selbst enthaupten lassen. Wer ist dann dieser Mann, von dem man mir solche Dinge erzählt? Und er hatte den Wunsch, ihn einmal zu sehen.

Einführendes Gebet: Ich danke dir, Herr Jesus Christ, dass du für mich und mein Heil als Lamm Gottes, das meine Schuld und die Sünden der Welt hinweg nimmt, so viel gelitten hast und gekreuzigt worden bist.

Bitte: Herr Jesus Christus, lass alle Menschen dankbar erkennen, dass dein Kreuz und Leid ihnen die Erlösung von ihren Sünden erwirkt hat.

1. Fehlendes Sündenbewusstsein verhindert das Erkennen des Messias. Ehebruch und ausschweifendes Leben haben bei Herodes nicht den Wunsch verhindert, Jesus zu sehen. So kann auch heute das weit verbreitete Verhaftet-sein im Lustobjektdenken der Sexuellen Revolution den Wunsch vieler Menschen, Christus zu begegnen, nicht völlig auslöschen. War es nur Neugier und Sensationslust, den großen Wundertäter zu sehen, der dann vielleicht ein Zeichen tun würde? Vielleicht spielte auch jene Beunruhigung eine Rolle, die vom Täufer ausging? – den er, Herodes, nicht enthaupten wollte, wozu er sich aber durch sein leichtfertiges Versprechen gezwungen sah? Da Herodes sich über den Herrn mitten in der Passion lustig macht, gilt auch für ihn Jesu Wort an die Pharisäer: „Hören sollt ihr, hören, aber nicht verstehen; sehen sollt ihr, sehen aber nicht erkennen. Wer sich nicht als Sünder erkennt, braucht – wie moderne, von Gott emanzipierte Menschen dies heute meinen, – keinen Erlöser. Wie anders das erkennende Sehen der Apostel, die von Jesus selig genannt werden, „denn eure Augen sehen und eure Ohren hören“ (Mt 13,16)!

2. Christi Antlitz erkennen in der Betrachtung seines Erlöser-Leidens. Die großen Heiligen haben den Heiland in seiner alles entscheidenden Erlösersendung erkennen und lieben gelernt, indem sie ihn voll Dankbarkeit und Mitleid in seiner Passion begleitet und betrachtet haben: Exemplarisch für dieses liebevolle und zugleich seelenerschütternde Mitleiden mit dem wahren Opferlamm steht dieses Zitat der heiligen Theresia von Avila: „Als ich eines Tages in die Kapelle ging. Da geschah es, dass mein Blick auf ein Bild fiel (…). Es stellte Christus mit vielen Wunden bedeckt dar und zwar so andachtser¬weckend, dass ich bei dessen Betrachtung ganz darüber bestürzt wurde, den Heiland so zugerichtet zu erblicken; denn es war hier lebendig zum Ausdruck gebracht, was er für uns gelitten. Bei dem Gedanken an die Undankbarkeit, womit ich ihm diese Wunden vergolten, war mein Schmerz so groß, dass mir das Herz zu brechen schien. Ich warf mich vor ihm nieder, und mit vielen Tränen bat ich ihn, er möge mich doch endlich einmal stärken, damit ich ihn nicht mehr beleidige“ (Theresia von Avila: Leben, 9.1). Solch eine Betrachtung führt in das heiligste Herz des Erlösers, der dann mit dem Vater und dem Heiligen Geist in uns wohnt.

3. Den eucharistischen König erkennen  Mit dem heiligen Thomas von Aquin finden wir Christus auch im Tabernakel: „Einst am Kreuz verhüllte sich der Gottheit Glanz, hier ist auch verborgen deine Menschheit ganz. Beide sieht mein Glaube in dem Brote hier, wie der Schächer ruf ich, Herr, um Gnad zu dir“ (Hymnus Adoro te devote). Im Tabernakel ist Christus hier auf Erden lebendig zugegen bis ans Ende der Zeiten: Neben der Passionsbetrachtung stärkt uns die Anbetung des eucharistischen Königs. Wir bekennen, dass in der Eucharistie der ganze Christus gegenwärtig ist, nämlich mit Gottheit und Menschheit und mit Leib und Seele: „Augen, Mund und Hände täuschen sich in dir, doch des Wortes Botschaft offenbart dich mir. Was Gott Sohn gesprochen, nehm ich glaubend an, er ist selbst die Wahrheit, die nicht trügen kann“ (Hymnus Adoro te devote). Dieses Vertrauen in den eucharistischen Heiland spornt uns an, ihn häufiger in der Kommunion und in der geistigen Kommunion zu empfangen, ihn in katholischen Kirchen anzubeten.

Gespräch mit Christus: Eucharistischer König und Herr, ich möchte dich empfangen mit jener Demut, Reinheit und Andacht, mit der deine heiligste Mutter dich empfing, mit dem Geist und der Inbrunst der Heiligen. Jesus, unter der Gestalt des Brotes bist du jetzt verborgen, „stille mein Verlangen, das mich heiß durchglüht, lass die Schleier fallen einst in deinem Licht, dass ich selig schaue, Herr, dein Angesicht“ (Hymnus Adoro te devote).

Möglicher Vorsatz: Mit dem Psalmisten will ich Gott versprechen: „Dein Angesicht, Herr, will ich suchen“ (Ps 27,8) – heute, immer und in allem.


Jesus: „Für wen hältst Du mich?“

28. September 2018

Freitag der fünfundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Lioba, Äbtissin
Hl. Wenzel, Herzug von Märtyrer
Hl. Thekla Äbtissin
Hl. Lorenzo Ruiz, Märtyrer

Thomas Mayer

Lk 9,18-22
In jener Zeit, als Jesus in der Einsamkeit betete und die Jünger bei ihm waren, fragte er sie: Für wen halten mich die Leute? Sie antworteten: Einige für Johannes den Täufer, andere für Elija; wieder andere sagen: Einer der alten Propheten ist auferstanden. Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Petrus antwortete: Für den Messias Gottes. Doch er verbot ihnen streng, es jemand weiterzusagen. Und er fügte hinzu: Der Menschensohn muss vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er wird getötet werden, aber am dritten Tag wird er auferstehen.

Einführendes Gebet: Herr Jesus Christus, stärke auf die Fürsprache des heiligen Petrus hin meinen Glauben an dich, den Messias, den Sohn des lebendigen Gottes, der uns durch sein Leiden und Kreuz die Gotteskindschaft erworben hat.

Bitte: Allmächtiger Gott, gieße deine Gnade in unsere Herzen ein. Durch die Botschaft des Engels und durch das Bekenntnis des Petrus haben wir die Menschwerdung Christi, deines Sohnes, und sein ewiges messianisches Königtum erkannt. Führe uns durch sein Leiden und Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung (nach dem Angelus).

1.  Jesus, prophetischer Mensch oder messianischer Gottessohn? Bereits Jesu Zeitgenossen haben an seinem Anspruch, der Mensch gewordene Gottessohn zu sein, echten Anstoß genommen. Seit der Renaissance (z.B. Macchiavelli), verstärkt seit der Zeit der Aufklärung wird die Einheit der beiden Naturen von Gottheit und Menschheit in Jesus Christus bestritten, doch erst mit dem lutherischen Theologen Rudolf Bultmann (1884-1976) und seiner Forderung nach einer Entmythologisierung des Neuen Testaments wurden auch von Lehrstuhlinhabern christlicher Fakultäten nicht wenige Wundertaten Jesu, die göttliche Natur und die Auferstehung Jesu in Frage gestellt. Immer wieder versuchen moderne Exegeten, dem Menschen Jesus seine messianische Gottessohnschaft („gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater“) abzusprechen, um damit das ganz im Sinne der deistischen Aufklärung verstandene Ärgernis des göttlichen Eingreifens zur Befreiung der Menschheit aus ihrer selbstverschuldeten Knechtschaft der Sünde loszuwerden. Nur da Jesus wahrer Gott und wahrer Mensch ist, kann er die Brücke zwischen Gott und den Menschen, die wir Menschen abgebrochen haben, wieder errichten.

2. Zeugnis geben vom Glauben an den auferstandenen Messias. Wenn Petrus von Jesus als dem verheißenen „Messias Gottes“ spricht (parallel bei Mk 8,29), dann war den damaligen Juden klar, dass eine Jungfrau ihn empfangen und geboren hat und dass seine Friedensherrschaft auf Davids Thron, gestützt durch Recht und Gerechtigkeit, groß und endlos sein werde (vgl. Jes 7,14-16; Jes 9,5-6; Mt 1,22-23 u.a.). Der göttliche Ehrenname für den Messias „Ewigvater“ (Jes 9,5) deutet an, dass im Messias die Gottheit wohnt. Mit seiner Selbstbezeichnung „Menschensohn“ bringt Jesus seinen Anspruch, der Messias zu sein, zum Ausdruck.

3. Leid, Kreuz und Auferstehung des Menschensohns.  Einige Male hat Jesus den Jüngern, vor allem den Aposteln Leid, Kreuz und Auferstehung des Menschensohns angekündigt; sie haben die Bedeutung dieser Erlöser-Sendung jedoch überhaupt nicht verstanden. Auch wir können nur ansatzweise erahnen, wie bedeutsam jedes vom Priester dargebrachte heilige Messopfer ist, das unblutig das eine Kreuzesopfer unseres göttlichen Heilands zu unserem Heil vergegenwärtigt.

Gespräch mit Christus: Herr Jesus, ich danke dir für deine messianische Erlösungssendung. Im Gehorsam gegenüber dem Willen deines himmlischen Vaters hast du sie mit der Hingabe deines Lebens für uns Menschen erfüllt.

Möglicher Vorsatz: So mutig wie Paulus will ich Jesus als den gekreuzigten und auferstandenen Herrn und einzigen Mittler zwischen Gott und den Menschen verkünden. (Vgl. 1 Tim 2,5-6)


Mensch ohne Falschheit sein wollen

29. September 2018

Hl. Michael, Hl. Gabriel, Hl. Rafael, Erzengel
Fest

Hl. Johannes von Dukla (Jan), Ordenspriester

Thomas Mayer

Joh 1,47-51
In jener Zeit sah Jesus Natanaël auf sich zukommen und sagte über ihn: Da kommt ein echter Israelit, ein Mann ohne Falschheit. Natanaël fragte ihn: Woher kennst du mich? Jesus antwortete ihm: Schon bevor dich Philippus rief, habe ich dich unter dem Feigenbaum gesehen. Natanaël antwortete ihm: Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König von Israel! Jesus antwortete ihm: Du glaubst, weil ich dir sagte, dass ich dich unter dem Feigenbaum sah? Du wirst noch Größeres sehen. Und er sprach zu ihm: Amen, amen, ich sage euch: Ihr werdet den Himmel geöffnet und die Engel Gottes auf- und niedersteigen sehen über dem Menschensohn.

Einführendes Gebet: Herr Jesus, du schaust in unser Herz und kennst uns besser als wir selbst. Ich danke dir dafür, dass du mich erschaffen hast, am Leben erhältst, mich liebst und auch dann bei mir bleibst, wenn ich deine Liebe kaum erwidere.

Bitte: Schenke mir ein neues, reines Herz aus Fleisch, das in jedem Augenblick in Gedanken, Worten und Werken deinen Willen liebevoll erfüllt.

1. Natanaël, ein Mann ohne Falschheit. Weil Jesus jedem Menschen ins Herz sehen kann, und damit sein ganzes Wesen mit allen Gedanken, Tugenden und Untugenden erkennt, kann nur Jesus von Bartholomäus (Natanaël) sagen, er sei ein Mann ohne Falschheit. Jesu Mahnung an seine Jünger, sie mögen sich vor dem Sauerteig (=Heuchelei) der Pharisäer und Schriftgelehrten hüten, gilt allen Gläubigen gleichermaßen. Die Versuchung ist auch für uns groß, aus Geltungsdrang in gläubigen Kreisen oder aus Feigheit in nichtgläubigen Kreisen die jeweils uns vorteilhafteste Maske aufzusetzen.

2. Vorhang auf für den Himmel. Bartholomäus (Natanaël) benötigt nur ein kleines Wunder um Jesus als den Sohn Gottes und König von Israel zu bekennen. Zur Belohnung für sein spontanes Vertrauen gewährt ihm Jesus Einblick in seine Herrlichkeit beim Vater im Himmel: „Ihr werdet den Himmel geöffnet und die Engel Gottes auf- und niedersteigen sehen über dem Menschensohn.“ Danken wir Gott doch öfter für die Herrlichkeit des Himmels, wo er uns Plätze bereitet hat.

3. Der Dienst der Engel bei der heiligen Messe. Im Ersten Hochgebet, dem Römischen Kanon, gibt es eine Stelle, die den Dienst veranschaulicht, den die Engel beim heiligen Messopfer verrichten. Dort heißt es: „Wir bitten dich, allmächtiger Gott: Dein heiliger Engel trage diese Opfergabe auf deinen himmlischen Altar vor deine göttliche Herrlichkeit; und wenn wir durch unsere Teilnahme am Altar den heiligen Leib und das Blut deines Sohnes empfangen, erfülle uns mit aller Gnade und allem Segen des Himmels.“

Gespräch mit Christus: Herr Jesus Christus, schenke uns die Gnade, dir wie Bartholomäus großes Vertrauen entgegen zu bringen.

Möglicher Vorsatz: In der heutigen abendlichen Gewissenserforschung will ich mich fragen, ob meine Gedanken im Einklang standen mit meinen Worten und Werken.