Tägliche Meditationen Sonntag 16. September 2018 bis Samstag 22. September 2018 Vierundzwanzigste Woche im Jahreskreis Dr. med. Christoph Kunkel
Das Messiasbekenntnis des Simon Petrus 16. September 2018
24. Sonntag im Jahreskreis Hl. Kornelius, Papst Hl. Cyprian von Karthago, Bischof und Märtyrer Hl. Edith von Wilton, Äbtissin Sel. Mechthild von Magdeburg Dr. med. Christoph Kunkel Mk 8,27-35 In jener Zeit ging Jesus mit seinen Jüngern in die Dörfer bei Cäsarea Philippi. Unterwegs fragte er die Jünger: Für wen halten mich die Menschen? Sie sagten zu ihm: Einige für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für sonst einen von den Propheten. Da fragte er sie: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete ihm: Du bist der Messias! Doch er verbot ihnen, mit jemand über ihn zu sprechen. Dann begann er, sie darüber zu belehren, der Menschensohn müsse vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er werde getötet, aber nach drei Tagen werde er auferstehen. Und er redete ganz offen darüber. Da nahm ihn Petrus beiseite und machte ihm Vorwürfe. Jesus wandte sich um, sah seine Jünger an und wies Petrus mit den Worten zurecht: Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen. Er rief die Volksmenge und seine Jünger zu sich und sagte: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten. Einführendes Gebet: Jesus Christus, Bruder und Herr. Du fragst uns, wer du für uns bist. Lass mich sagen, Herr, an deinem Reich will ich mitbauen. Bitte: Herr, überwinde doch in mir die Scheu, offen über dich zu sprechen. 1. Der Messias. Eins ist sicher unter den Jüngern: Jesus ist ein großer, ein göttlicher Prophet, so wie Elija. Auf direktes Fragen Jesu antwortet nun Petrus: „Du bist der Messias.“ Was meint er, was meinen wir?Ein Messias ist ein Gesalbter, der von Gott eingesetzte König der Juden. Petrus nennt Jesus also den von Gott eingesetzten Herrscher. Und er hofft, dass dieser auch regieren möge, dass er das Reich Israels wiederaufrichten möge. Und damit hofft er ganz konkret, dass dies zu Lebzeiten im politisch-gesellschaftlichen Raum Israels passieren möge. Jesus, der da immer von einem Reich redet, wohl dem Gottesreich, weiß um die Zukunft und will seine Jünger einweihen, vorbereiten. Nicht nur, um sie zu feien gegen härtere Zeiten, sondern um ihren Blick zu richten auf Gottes Plan, die Schöpfung durch ihn, Jesus, zu heilen und zur Auferstehung zu führen. Mit der Hilfe der Jünger. 2. Befreiung durch einen Gesalbten. Für Petrus ist das nicht zielführend. Wie kann man sich in dieser heiklen Situation einem Leiden bis zum Tod unterwerfen, wo es doch um eine göttliche Sendung, die Aufrichtung des Reiches Israel geht, mit einem von Gott gesalbten, und vor allem lebenden Herrscher. Erkennen wir Petrus darin? Es muss wohl noch etwas viel Tieferes in diesem lauten Kerl stecken. Er hat Angst um seinen Jesus, er liebt ihn doch, er will ihn nicht verlieren. Unerträglich, dass sich da jemand in Todesankündigungen ergeht! Und was soll das mit dem „Auferstehen“, wenn der geliebte Meister erst einmal richtig tot ist? Christus erkennt das. Und wie in der Wüste, als ihm Satan irdische Macht anträgt, muss er auch hier den Versucher in Petrus zurückweisen, und das schroff.Worin die Befreiungstheologie in Südamerika fehlte, das heißt eine gewisse Strömung in ihr, die die bewaffnete Befreiung der Verdammten dieser Erde vom irdischen Joch selbst in die Hände nehmen wollte und Mord und Terror mit erzeugte, wird durch Petri Messiasbekenntnis, Jesus auf einen weltlichen Auftrag festlegen zu wollen, verständlicher. 3. Aus der Auferstehung leben. Gott will seine Schöpfung, die „sehr gut ist“, zur Vollendung führen. Mit uns. Durch die, die in ihrem kleinen Leben schon die persönliche Sündenbefreiung durch den Kreuzestod angenommen haben, den auferstanden Herrn im Moment des eigenen Tuns und Denkens bereits in sich tragen, durch diese Weltbürgen und Zeugen des Reiches Gottes, das kommen möge und schon unter uns ist. Gespräch mit Christus: Jesus, du fragst mich, wie ich mitbaue. Und ich sage: Von meinen Sünden durch dich befreit, möchte ich die Auferstehung „im Leben leben“. Steh mir bei! Möglicher Vorsatz: Wenn ich jemandem begegne, möchte ich ihn und mich in den offenen Himmel der Auferstehung schauen lassen, jenseits der Horizonte dieser Welt.
Der Hauptmann von Kafarnaum 17. September 2018
Montag der vierundzwanzigsten Woche im Jahreskreis Hl. Hildegard von Bingen OSB, Mystikerin Hl. Robert Bellarmin SJ Sel. Anton Maria Schwartz COp Dr. med. Christoph Kunkel Lk 7,1-10 In jener Zeit als Jesus seine Rede vor dem Volk beendet hatte, ging er nach Kafarnaum hinein. Ein Hauptmann hatte einen Diener, der todkrank war und den er sehr schätzte. Als der Hauptmann von Jesus hörte, schickte er einige von den jüdischen Ältesten zu ihm mit der Bitte, zu kommen und seinen Diener zu retten. Sie gingen zu Jesus und baten ihn inständig. Sie sagten: Er verdient es, dass du seine Bitte erfüllst; denn er liebt unser Volk und hat uns die Synagoge gebaut. Da ging Jesus mit ihnen. Als er nicht mehr weit von dem Haus entfernt war, schickte der Hauptmann Freunde und ließ ihm sagen: Herr, bemüh dich nicht! Denn ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst. Deshalb habe ich mich auch nicht für würdig gehalten, selbst zu dir zu kommen. Sprich nur ein Wort, dann muss mein Diener gesund werden. Auch ich muss Befehlen gehorchen, und ich habe selber Soldaten unter mir; sage ich nun zu einem: Geh!, so geht er, und zu einem andern: Komm!, so kommt er, und zu meinem Diener: Tu das!, so tut er es. Jesus war erstaunt über ihn, als er das hörte. Und er wandte sich um und sagte zu den Leuten, die ihm folgten: Ich sage euch: Nicht einmal in Israel habe ich einen solchen Glauben gefunden. Und als die Männer, die der Hauptmann geschickt hatte, in das Haus zurückkehrten, stellten sie fest, dass der Diener gesund war. Einführendes Gebet: Der römische Soldat war sich dessen bewusst: Unter unseren Dächern herrscht oftmals unwürdiges Treiben. Gib Vater, dass wir für unsere Schutzbefohlenen in der Familie und in der Gemeinschaft würdig vor dir bitten. Bitte: Herr, die Christen in vielen Weltteilen werden verfolgt und unterdrückt. Lass uns unter den Unterdrückern den guten Einzelnen suchen, den, der auf deiner Seite steht. 1. Ein Römer mit Gottesliebe hinter der Rüstung. Der Zenturion (das ist weit mehr als ein deutscher „Hauptmann“, denn der Anführer einer Hundertschaft) ist doch ein rechter Militär: „Geh“ oder „Komm“ so befiehlt er, und so gehorcht man. Denn so ist das eben bei den römischen Legionären. Und er glaubt fest an die Macht der Autorität, die er bei Jesus allemal verspürt: „Sprich nur ein Wort und mein Diener wird gesund.“ Aber hinter der Rüstung verborgen schlägt ein Herz aus Fleisch und Blut. Ein Menschenherz, das sich Gott geöffnet hat, mit Glaubenskraft zudem. So wie es heute im Psalm steht: „Deinen Willen zu tun, mein Gott, macht mir Freude.“ Und obwohl sein Kaiser sein Gott ist, ist er auch ein Freund der gläubigen Juden. Hat eine Synagoge für die Israeliten gebaut, anstatt aufgrund seiner Stellung als Besatzer das Volkes auszubeuten. 2. Der verborgene Gott leuchtet hervor. Und der große Zenturion ist ein fürsorglicher Soldat, der seinen Diener und Untergebenen schätzt. Er ist so respektvoll den Israeliten gegenüber, dass er deren Älteste zu Jesus schickt, für den Diener. Hinter der Fassade der Götter und Kaiser glaubt da jemand fest an ein Handeln durch Jesus. 3. Der Hauptmann spricht in jeder Messe durch uns. So sehr ist Jesus von dieser Glaubenskraft berührt, dass er sagt: „Nicht einmal in Israel habe ich solchen Glauben gefunden.“ „Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort und dein Diener (meine Seele) wird gesund.“ In jeder heiligen Messe festigen wir uns in Demut vor Christus mit den Worten des Hauptmanns. Schlägt auch bei mir ein gläubiges Herz für weltliche Tat im Alltag? Bleibt das Auge über „den Betrieb“ hinaus auf Gott gerichtet, bleiben in uns Hoffnung und Glaube? Gespräch mit Christus: Jesus, verleihe auch uns, die wir dich als Auferstandenen schon kennen, die Glaubensstärke des Hauptmanns. Möglicher Vorsatz: Ich will heute bei Jesus für einen kranken Schutzbefohlenen um Gesundheit bitten.
Die Erweckung des Jünglings von Nain 18. September 2018
Dienstag der vierundzwanzigsten Woche im Jahreskreis Hl. Richardis, Kaiserin Hl. Lambert, Bischof Dr. med. Christoph Kunkel Lk 7,11-17 In jener Zeit ging Jesus in eine Stadt namens Naïn; seine Jünger und eine große Menschenmenge folgten ihm. Als er in die Nähe des Stadttors kam, trug man gerade einen Toten heraus. Es war der einzige Sohn seiner Mutter, einer Witwe. Und viele Leute aus der Stadt begleiteten sie. Als der Herr die Frau sah, hatte er Mitleid mit ihr und sagte zu ihr: Weine nicht! Dann ging er zu der Bahre hin und fasste sie an. Die Träger blieben stehen, und er sagte: Ich befehle dir, junger Mann: Steh auf! Da richtete sich der Tote auf und begann zu sprechen, und Jesus gab ihn seiner Mutter zurück. Alle wurden von Furcht ergriffen; sie priesen Gott und sagten: Ein großer Prophet ist unter uns aufgetreten: Gott hat sich seines Volkes angenommen. Und die Kunde davon verbreitete sich überall in Judäa und im ganzen Gebiet ringsum. Einführendes Gebet: Alles, was wir heute im Lukasevangelium lesen, wird von dem einen Wunsch Gottes getragen, an uns Gläubigen Heilung, Bekehrung und Umkehr zu bewirken. Betrachten wir doch heute, wonach sich Gott in uns sehnt. Bitte: Öffne du, Herr, die Gräber unserer oft hoffnungslosen Seelen. 1. Totenerweckung. Was soll diese Bevorzugung? Sind wir nicht alle Gotteskinder und seiner helfenden Hand bedürftig? Doch eine alleinstehende Witwe findet Jesu besonderes Mitleid. Was dann passiert, spottet jeder vernünftigen Erklärung: „Steh auf, junger Mann!“, und der Tote richtet sich auf und spricht.In dieser Wundertat ist alles über Gottes Wirken zu erfahren (wie überhaupt jede Tat Jesu die Totalität des Göttlichen durchleuchten lässt). Gott liebt alle, liebt seine ganze Schöpfung, aber erbarmt sich des Bedrückten, des Einzelnen. 2. Liebe ist Bevorzugung. Und Liebe ist in ihrer Gnadenhaftigkeit immer Bevorzugung. Das ist das Wesen der Liebe. Versteckt hinter aller Absurdität und jedwedem für uns scheinbaren Irrsinn wirken seine Wohltaten nach allen Seiten, unbemerkt, aber unübersehbar. Er liebt doch jeden einzelnen so sehr, dass er eingreifen muss. (Was sich in unserer christlich geprägten europäischen Kultur als staatliche Fürsorge niederschlägt). Eine Witwe war in der alten Zeit ohnehin schon sehr schutzlos, um nicht zu sagen nutzlos, aber ohne Sohn den Mächten der Umwelt ausgeliefert. Jesu Liebe ist kein sozialverträglicher Altruismus. Er ist erschüttert, die besondere Situation reißt ihn zu besonderer Tat, der Totenerweckung, hin. Er gibt damit – und das ist eine Vorwegnahme dessen, was er zwischen Maria und Johannes unter dem Kreuz stiftet – der Mutter den Sohn zurück. 3. „Einst wird dein Wille die Welt von Grund auf verwandeln.“ Der Evangelist Lukas beschreibt die Wundertaten Jesu, wie an der Perlenschnur aufgereiht nahezu tagtäglich vollzogen. Das ist gewiss ein redaktioneller Vorgang des Verfassers. Aber alles, was dort erzählt wird, wird von dem einen Wunsch Gottes getragen, an seinem erwählten Volk Heilung, Bekehrung und Umkehr zu erwirken: „Einst wird dein Wille die Welt von Grund auf verwandeln.“ schreibt Fulbert von Chartres (11 Jhd.). Mit Jesus ist es in seiner Zeit unter dem Volk Israel schon angebrochen, trägt aber bereits die Totalität aller Zeiten und aller Völker in sich. Gespräch mit Christus: Die große Macht deines heiligen Handelns in den Spuren dieser Welt will ich suchen. Hast du mir nicht genug Fingerzeige gegeben, gütiger Vater? Möglicher Vorsatz: Besonders den Witwen will ich Trost und Ermunterung spenden.
„Mit wem soll ich die Menschen dieser Generation vergleichen?“ 19. September 2018
Mittwoch der vierundzwanzigsten Woche im Jahreskreis Hl. Januarius, Bischof Hl. Theodor von Canterbury, Erzbischof Hl. Igor von Kiew, Großfürst Unsere Liebe Frau von La Salette Dr. med. Christoph Kunkel Lk 7,31-35 In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge: Mit wem soll ich also die Menschen dieser Generation vergleichen? Wem sind sie ähnlich? Sie sind wie Kinder, die auf dem Marktplatz sitzen und einander zurufen: Wir haben für euch auf der Flöte gespielt, und ihr habt nicht getanzt; wir haben Klagelieder gesungen, und ihr habt nicht geweint. Johannes der Täufer ist gekommen, er isst kein Brot und trinkt keinen Wein, und ihr sagt: Er ist von einem Dämon besessen. Der Menschensohn ist gekommen, er isst und trinkt; darauf sagt ihr: Dieser Fresser und Säufer, dieser Freund der Zöllner und Sünder! Und doch hat die Weisheit durch alle ihre Kinder Recht bekommen. Einführendes Gebet: Herr, der Mensch neigt zu Riten und Erstarrungen im Brauchtum. Wie oft übersehen wir dahinter die strömende Kraft deiner schöpferischen Liebe. Bitte: Lass mich doch auf meinen Wegen spüren, dass das Reich Gottes mich umgibt und ich jederzeit aus der Starre des Gewohnten heraustreten kann. 1. Das Reich Gottes ist „unter“ uns. Aus der jahrzehntelangen Anonymität tritt Jesus mit 30 Jahren heraus und begibt sich auf eine beispiellose Tournee. Das im Glaubensdogmatismus verängstigte Volk, verarmt und krank, auf sich zurückgeworfen und in einem heillosen, an die Oberfläche drängenden Konflikt mit den Römern verstrickt, erlebt einen kometenhaft erstrahlenden Aufbruch in die Hoffnung. Johannes, der dem Herrn vorausgeht, fordert Umkehr und Buße und sagt, dass das Himmelreich nahe sei. (Ein feiner Unterschied: Johannes sprich vom Himmelreich, es kommt von „oben“, ist von übermenschlicher Art. Jesus spricht vom Reich Gottes, es ist schon „unter“ den Menschen, denn Gott ist Mensch geworden.) 2. Ein Raumzeitliches der Endzeit im Jetzt. Eine neue Zeit soll aus dem Alten hervorgehen. Das, was Gott schon immer verkündete und gebot, Gottesfurcht und Menschenliebe, wird durch sein Kommen in seinem Sohn zu einem Wirken des Heiligen Geistes. Kranke werden aus diesem Geist geheilt. Was die Propheten vom Gnadenjahr, einem erlauchten Zeitraum, verkündeten, erklärt Jesus zu einem Reich der Gnade, einer raumzeitlichen Anwesenheit der Endzeit im Jetzt. Einem Jetzt in allem – verkündet durch Taten – von dem der Evangelist Lukas in unablässiger Abfolge erzählt. 3. Unser Glaube ist auf Gottes Du gegründet. Aber stets erfolgt bei allen, selbst bei Fernstehenden, ein Erwachen, ein Neues aus dem Alten: Gottes Reich unter uns, das himmlische Jerusalem in der irdischen Stadt. Gott, bei dem Jesus von Anfang an war, ist in die Krise der erwachten Völker getreten. Die Pharisäer und Schriftgelehrten versuchen Jesus und Johannes zu diskriminieren. Jesus weist dahingegen auf die erstarrten Riten jüdischer Religionspraxis seiner Tage hin. Monotheistische Religionen, die kein Du in Gott erkennen, erstarren leicht in der Frontstellung „ER da oben, wir da unten“. Mit Jesus tritt Gott in die Wirklichkeit der Gesellschaft, und der Heilige Geist ist es, der die Menschen inspiriert, um die alte Sehnsucht nach Heilung der Schöpfung als Ganzes zu wünschen und zu wagen. Gespräch mit Christus: Im Sohn bist du, Gottvater. In uns Gotteskindern willst du, dass wir uns mit einem „Du“ an dich wenden. Möglicher Vorsatz: Als Bürger des Gottesreiches will ich unter meinen Mitmenschen erkennbar und förderlich sein.
Jesus begegnet der Sünderin 20. September 2018
Hl. Andreas Kim Taegon, Hl. Paul Chong Hasang und Gefährten, Märtyrer Gedenktag Hl. Eustachius, Märtyrer Dr. med. Christoph Kunkel Lk 7,36-50 In jener Zeit ging Jesus in das Haus eines Pharisäers, der ihn zum Essen eingeladen hatte, und legte sich zu Tisch. Als nun eine Sünderin, die in der Stadt lebte, erfuhr, dass er im Haus des Pharisäers bei Tisch war, kam sie mit einem Alabastergefäß voll wohlriechendem Öl und trat von hinten an ihn heran. Dabei weinte sie, und ihre Tränen fielen auf seine Füße. Sie trocknete seine Füße mit ihrem Haar, küsste sie und salbte sie mit dem Öl. Als der Pharisäer, der ihn eingeladen hatte, das sah, dachte er: Wenn er wirklich ein Prophet wäre, müsste er wissen, was das für eine Frau ist, von der er sich berühren lässt; er wüsste, dass sie eine Sünderin ist. Da wandte sich Jesus an ihn und sagte: Simon, ich möchte dir etwas sagen. Er erwiderte: Sprich, Meister! Jesus sagte: Ein Geldverleiher hatte zwei Schuldner; der eine war ihm fünfhundert Denare schuldig, der andere fünfzig. Als sie ihre Schulden nicht bezahlen konnten, erließ er sie beiden. Wer von ihnen wird ihn nun mehr lieben? Simon antwortete: Ich nehme an, der, dem er mehr erlassen hat. Jesus sagte zu ihm: Du hast Recht. Dann wandte er sich der Frau zu und sagte zu Simon: Siehst du diese Frau? Als ich in dein Haus kam, hast du mir kein Wasser zum Waschen der Füße gegeben; sie aber hat ihre Tränen über meinen Füßen vergossen und sie mit ihrem Haar abgetrocknet. Du hast mir zur Begrüßung keinen Kuss gegeben; sie aber hat mir, seit ich hier bin, unaufhörlich die Füße geküsst. Du hast mir nicht das Haar mit Öl gesalbt; sie aber hat mir mit ihrem wohlriechenden Öl die Füße gesalbt. Deshalb sage ich dir: Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie mir so viel Liebe gezeigt hat. Wem aber nur wenig vergeben wird, der zeigt auch nur wenig Liebe. Dann sagte er zu ihr: Deine Sünden sind dir vergeben. Da dachten die anderen Gäste: Wer ist das, dass er sogar Sünden vergibt? Er aber sagte zu der Frau: Dein Glaube hat dir geholfen. Geh in Frieden! Einführendes Gebet: Beim Anblick dieser überfließenden weiblichen Liebe wird mir ganz mulmig. Und da merke ich, wie geizig ich bin und dürftig ich gebe. Bitte: Gott, schau doch auf meine mäßigen Gaben und vermehre sie. 1. Die Erklärung des Unerklärlichen ist mein Bewerten. Ein gewaltiger Abschnitt im Lukasevangelium! Jesus spricht über das immerwährende Aburteilen des anderen, die Selbstgerechtigkeit des Bewertens, die Hochmütigkeit des aufgeblähten Selbst. Und woher kommt das? Es läuft der Mensch mit seinem tierischen Erbteil des Stammes und dessen Hierarchien herum und daraus sich ergebend – seiner steten Neuzuordnung der eigenen Stellung entgegen – in dieser urmenschlichen Machtkonstellation gegen seine eigenen heiligen, erhabenen gotteskindlichen Seiten an. Wenn ich selbstverblendet erkenne, dass Gott momentan nicht gut genug bewertet, dann muss ich es wohl selbst tun. Mein Bewerten, das ist die Erklärung des Unerklärlichen der so ungeheuer weiten Wirklichkeit, die Gott in den Händen hält und die mich schwindeln macht. Bewertung verhindert Offenheit für diese Weite. 2. Aburteilen aus Existenzfurcht. Und so suche ich Halt an meinen eigenen Maßstäben. Dies ist reine Existenzfurcht und Schuld inmitten meiner Sterblichkeit, inmitten einer überwältigenden, verwirrenden Welt. Aber hätten wir den wahren moralischen Durchblick, müssten wir vor Scham verstummen. „Jesus, ich will dir ähnlich werden.“ Sprechen wir dies aus, so wird die eigene Verhärtung offenbar, stets trotzig geleugnet, aber wahr. 3. Hinter der Verkrustung das Auferstehungslicht. Sähen wir nicht nur den Prediger Jesus, weil das „fassbarer“ ist als der Auferstandene, so könnte aus unserer Persönlichkeit dieses Auferstehungslicht leuchten. Dann bliebe das alles nicht im Moralischen stecken. Jesus zeigt Gottes Versprechen, das seit Noahs Zeiten immerwährend neu erklärt wurde, aber zu ritueller und sozialer Verkrustung führte und doch gilt. Durch Jesu gegenwärtige Verkündigung schimmert stets der göttliche Vollendungswunsch. In der Fußsalbung der Sünderin gibt ein Mensch die Fülle seiner Liebe an Gott. Gespräch mit Christus: Herr, lass mich dieses alten Bundes gegenwärtig sein und verstehen, dass du von Anfang an die Erlösung der ganzen Natur willst. In Christus zeigst du uns, wie wir mit dir überwinden können, was an Angst und Wut in unseren unfertigen Seelen grollt. Möglicher Vorsatz: Den Balken im eigenen Auge suchen.
Die Berufung des Matthäus 21. September 2018
Hl. Matthäus, Apostel und Evangelist Fest Hl. Debora, Prophetin Hl. Jona, Prophet Dr. med. Christoph Kunkel Mt 9,9-13 In jener Zeit sah Jesus einen Mann namens Matthäus am Zoll sitzen und sagte zu ihm: Folge mir nach! Da stand Matthäus auf und folgte ihm. Und als Jesus in seinem Haus beim Essen war, kamen viele Zöllner und Sünder und aßen zusammen mit ihm und seinen Jüngern. Als die Pharisäer das sahen, sagten sie zu seinen Jüngern: Wie kann euer Meister zusammen mit Zöllnern und Sündern essen? Er hörte es und sagte: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Darum lernt, was es heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer. Denn ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten. Einführendes Gebet: Unter „Zöllner und Sünder“ habe ich mich noch nicht begeben. Aber, Herr, zeige mir doch immer aufs Neue, wo ich helfen kann. Bitte: Beharrlich ist die Zeit der inneren Verhärtung. Lass uns die Botschaft vom Auferstandenen selbst erfahren und andere mit auf den Weg nehmen. 1. Taugt da ein Arzt? Ist Jesus ein berufsmäßiger Provokateur? Immer verärgert er die Pharisäer, „isst mit Zöllnern und Sündern.“ Und bringt auch gleich noch jemanden von dieser raffgierigen Zöllnergilde mit! Den Matthäus, der sein Zollhäuschen verlässt. Und Jesus folgt ihm in die Schar der Verachteten. Aber worin soll jetzt Jesu Therapie bestehen, wenn er den Pharisäern vorhält „die Kranken brauchen den Arzt“? 2. Die Würde zurückschenken. Indem Jesus an den Ort ihrer Zusammenkünfte geht, gibt er den Menschen bereits Würde zurück, in vorbehaltloser, göttlicher Offenheit. Das ist auch heute noch Kern christlicher Therapie. Jesu göttliche Heilkraft gibt den Anwesenden das sichere Gefühl, dass endlich die angekündigte Zeit des Heils, das Gnadenjahr anhebt, auf das alle schon lange warten. Mit einer sichtbaren Person, die mit ihnen unter Gottes Obhut wandelt. In Wundertaten und sozial aufsehenerregenden Geschehnissen zeigt Lukas immer wieder etwas „Therapeutisches“ auf. 3. Schon jetzt: teilhaben und mitgestalten. Ob blind oder verachtet oder tot, sie alle sollen in das Reich Gottes geführt werden, an ihm teilhaben, es aus neuem Glauben mitgestalten, schon hier, schon jetzt. Matthäus, der Zöllner, der von der Stelle des Verräters aus in die Jüngerschar tritt, wird mit seinen Taten von sich reden machen. Gespräch mit Christus: Jesus, ein „Zöllner und Sünder“ betet hier. Führe mich doch heraus aus der Welt der selbstgenügsamen Sünde. Möglicher Vorsatz: Vom Auferstandenen, vom Reich Gottes in unserem Leben sprechen.
Das Gleichnis vom Sämann 22. September 2018
Samstag der vierundzwanzigsten Woche im Jahreskreis Hl. Mauritius (Moritz), Märtyrer Hl. Emmeram, Bischof Hl. Landelin, Einsiedler Dr. med. Christoph Kunkel Lk 8,4-5 In jener Zeit als die Leute aus allen Städten zusammenströmten und sich viele Menschen um ihn versammelten, erzählte er ihnen dieses Gleichnis: Ein Sämann ging aufs Feld, um seinen Samen auszusäen. Als er säte, fiel ein Teil der Körner auf den Weg; sie wurden zertreten, und die Vögel des Himmels fraßen sie. Ein anderer Teil fiel auf Felsen, und als die Saat aufging, verdorrte sie, weil es ihr an Feuchtigkeit fehlte. Wieder ein anderer Teil fiel mitten in die Dornen, und die Dornen wuchsen zusammen mit der Saat hoch und erstickten sie. Ein anderer Teil schließlich fiel auf guten Boden, ging auf und brachte hundertfach Frucht. Als Jesus das gesagt hatte, rief er: Wer Ohren hat zum Hören, der höre: Seine Jünger fragten ihn, was das Gleichnis bedeute. Da sagte er: Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu erkennen. Zu den anderen Menschen aber wird nur in Gleichnissen geredet; denn sie sollen sehen und doch nicht sehen, hören und doch nicht verstehen. Das ist der Sinn des Gleichnisses: Der Samen ist das Wort Gottes. Auf den Weg ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort zwar hören, denen es aber der Teufel dann aus dem Herzen reißt, damit sie nicht glauben und nicht gerettet werden. Auf den Felsen ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort freudig aufnehmen, wenn sie es hören; aber sie haben keine Wurzeln: Eine Zeit lang glauben sie, doch in der Zeit der Prüfung werden sie abtrünnig. Unter die Dornen ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort zwar hören, dann aber weggehen und in den Sorgen, dem Reichtum und den Genüssen des Lebens ersticken, deren Frucht also nicht reift. Auf guten Boden ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort mit gutem und aufrichtigem Herzen hören, daran festhalten und durch ihre Ausdauer Frucht bringen. Einführendes Gebet: Herr, wenn du säst, wie oft spanne ich dann den Regenschirm auf, wie oft ducke ich mich weg, weil alles das, was ich als wahr erkannt habe, zu belastend für mein bequemes Mittelmaß wird. Doch gleichzeitig: Wie gerne, Herr, höre ich dein Wort. Bitte: Bitte, gib mir immer wieder neuen Aufbruch zu deinem Wort. 1. Ungerecht, weil ungeschickt. Das ist ein sozial völlig unausgewogenes Handeln, eine Ungeschicklichkeit! Soll er doch aufpassen, der Sämann, dass alles auf rechten Boden fällt. Und wenn er seine Saat schon so lässig wirft, was können die Körner dafür, dass sie unter die Disteln fallen und nicht aufgehen? Der Mensch ist doch gänzlich schuldlos an seinem Scheitern, sein Milieu lässt eben nicht Besseres zu. Nur die Wohlsituierten mit Grund und Boden haben mit ihren Privilegien eine Chance, an Gottes Wort zu kommen. Für andere ist Chancengleichheit – und das müssen wir aus christlicher Nächstenliebe doch wohl fordern dürfen – im Grunde nicht vorhanden. 2. Wege, Felsen, Dornen, guter Boden, alles in uns. Jesus zeigt mit seinem Gleichnis durchaus kein solch sozial kitschiges und verlogenes Bild auf. Wege, Felsen, Dornen, guter Boden sind nämlich unser Inneres, von Geburt an, ob arm oder reich, dumm oder klug. In uns selbst liegt guter Boden, aber ebenfalls auch Gestrüpp und die Flachheit des harten Grundes. In jeden von uns fällt Gottes Wort und es ist unsere von Gott aus Liebe geschenkte Freiheit, ihm guten Boden oder anderes anzubieten. 3. Selbsterkenntnis in Wachsamkeit. Guten Boden aber haben viele Menschen. Wenn Gottes Wort da nicht hineinfiele, gäbe es keine Frucht, sondern nur uneingelöstes Potential. Seine innere Glaubenswelt immer neu empfänglich zu gestalten, das bleibt die lebenslange Aufgabe bei der Bildung der Persönlichkeit. Das kann auch schief gehen, wenn man z.B. alles, ob Boden, Fels, Gestrüpp für gleich wertet und auch empfindet. Es wäre demnach gleich, wohin der Samen fiele. Jesus lehrt uns Selbsterkenntnis in Wachsamkeit, und er gibt uns zugleich einen großartigen Ausblick: In allen Kindern Gottes ist der gute Ackerboden die weitaus größte Fläche. Gespräch mit Christus: Viel zu oft überschütte ich meine Aufmerksamkeit mit oberflächlicher Unterhaltung. Es ist aber auch wahr: Sobald ich einen kleinen Schein von deiner Güte und Weisheit hervorlugen sehe, ist mein Eifer wiedererwacht. Möglicher Vorsatz: Ich werde täglich mein Pensum erledigen. Schriftstudium, Psalminterpretation, stilles Gebet.
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