Tägliche Meditationen Sonntag 15. Juli 2018 bis Samstag 21. Juli 2018 Fünfzehnte Woche im Jahreskreis P. Bertalan Egervári LC
Glauben wagen 15. Juli 2018
15. Sonntag im Jahreskreis Hl. Bonaventura OFM, Ordensgeneral Hl. Ceslaus OP, Prior Hl. Bernhard II. von Baden Hl. Wladimir der Gr. P. Bertalan Egervári LC Mk 6,7-13 In jener Zeit rief Jesus die Zwölf zu sich und sandte sie aus, jeweils zwei zusammen. Er gab ihnen die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben, und er gebot ihnen, außer einem Wanderstab nichts auf den Weg mitzunehmen, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel, kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen. Und er sagte zu ihnen: Bleibt in dem Haus, in dem ihr einkehrt, bis ihr den Ort wieder verlasst. Wenn man euch aber in einem Ort nicht aufnimmt und euch nicht hören will, dann geht weiter, und schüttelt den Staub von euren Füßen, zum Zeugnis gegen sie. Die Zwölf machten sich auf den Weg und riefen die Menschen zur Umkehr auf. Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie. Einführendes Gebet: Guter Gott, wie deine liebende Vorsehung die Zwölf auf ihrer Sendung begleitet hat, so begleite sie auch mich in meinem ganzen Leben. Lass mich deine Nähe besonders jetzt bei dieser Evangeliumsbetrachtung erfahren. Bitte: Hilf mir, immer mehr im Vertrauen auf dich zu leben. 1. Der Wert der Gemeinschaft. Vielleicht haben sich die Zwölf ein bisschen komisch gefühlt. Wieso sendet sie Jesus nicht allein aus? Schließlich waren sie alle erwachsene Männer, die fest im Leben standen. Aber auch Erwachsenen bietet eine Gemeinschaft viele Vorteile. Man kann sich gegenseitig stärken, austauschen, motivieren und vieles mehr. „Es ist sehr schwierig, gegen die eigene Begehrlichkeit und gegen die Nachstellungen und Versuchungen des Bösen und der egoistischen Welt zu kämpfen, wenn wir uns absondern. Es ist ein solches Bombardement, das uns verleitet, dass wir – wenn wir zu viel alleine sind – leicht den Sinn für die Wirklichkeit, die innere Klarheit, verlieren und unterliegen.“ (Papst Franziskus, Gaudete et exsultate, 140). Das Christsein lässt sich letztlich nur in Gemeinschaft leben. 2. Vertrauen auf Gott. Eine Reise ins Ungewisse zu unternehmen und überhaupt nichts mitzunehmen, ist nicht genau das, was man sich dabei vorstellen würde. Es bedeutet 100% Risiko und 0% Sicherheit. Genau dazu fordert Jesus seine Jünger auf. Ihre Sendung soll ganz und gar übernatürlich sein. Sie müssen auf menschliche Sicherheiten und Absichten verzichten und voll und ganz auf die Vorsehung Gottes vertrauen. Wer nie ein solches Wagnis eingeht, der kann auch das außergewöhnliche Eingreifen Gottes nicht erfahren. Erfährt man es aber doch, so fällt auch ein tieferer Glaube leichter. Für die Zwölf hat schon einiges dazu gehört zu glauben, dass das mit dem „Kranke heilen und Dämonen austreiben“ wirklich „funktionieren“ würde… 3. Innerer Kampf. Auf Sicherheiten verzichten und Risiken eingehen, ganz und gar auf Gott vertrauen, gegen die eigene Begehrlichkeit und gegen die Nachstellungen und Versuchungen des Bösen und der egoistischen Welt kämpfen: All das klingt nicht gerade nach einem Zuckerschlecken. „Das Leben des Christen ist ein ständiger Kampf. Es braucht Kraft und Mut, um den Versuchungen des Teufels zu widerstehen und das Evangelium zu verkünden“ (Gaudete et exsultate, 158), schreibt Papst Franziskus. Kein Wunder, dass der heilige Paulus gerne militärische Ausdrücke verwendet wie den „Panzer der Gerechtigkeit“, den „Schild des Glaubens“ oder das „Schwert des Geistes“ (vgl. Eph 6,11-17). Unvermeidlich warten jeden Tag innere Kämpfe auf uns. Wer ihnen ausweicht, verliert automatisch. Wer sie gut gewappnet annimmt, wird mit Gottes Hilfe siegen. Gespräch mit Christus: Herr, ich danke dir, dass du immer bei mir bist und mir deine Gnade für den geistlichen Kampf gibst. Ich will auf dich vertrauen und immer wieder Schritte des Glaubens wagen. Du hast das Böse und die Sünde schon besiegt. Lass mich Anteil haben an deinem Sieg. Möglicher Vorsatz: Ich werde heute im Vertrauen auf Gott einen Glaubensakt vollziehen, der Mut erfordert.
Radikale Worte Jesu 16. Juli 2018
Montag der fünfzehnten Woche im Jahreskreis Unsere Liebe Frau auf dem Berge Karmel Hl. Elvira von Öhren OSB Hl. Irmgard, Äbtissin P. Bertalan Egervári LC Mt 10,34-11,1 In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Aposteln: Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, um den Sohn mit seinem Vater zu entzweien und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter; und die Hausgenossen eines Menschen werden seine Feinde sein. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig. Wer das Leben gewinnen will, wird es verlieren; wer aber das Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen. Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat. Wer einen Propheten aufnimmt, weil es ein Prophet ist, wird den Lohn eines Propheten erhalten. Wer einen Gerechten aufnimmt, weil es ein Gerechter ist, wird den Lohn eines Gerechten erhalten. Und wer einem von diesen Kleinen auch nur einen Becher frisches Wasser zu trinken gibt, weil es ein Jünger ist - amen, ich sage euch: Er wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen. Als Jesus die Unterweisung der zwölf Jünger beendet hatte, zog er weiter, um in den Städten zu lehren und zu predigen. Einführendes Gebet: Herr und Gott, begleite mich jetzt und erleuchte mein Gebet, das ich dir schenken möchte. Begleite mich den ganzen Tag, damit ich in deiner Liebe bleiben kann. Bitte: Lehre mich, dich und meine Mitmenschen echt zu lieben. 1. Geschaffen für die Liebe. Jesus, der Friedensfürst, der gesagt hat: „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch“, sagt an dieser Stelle plötzlich das genaue Gegenteil. Warum auf einmal Spaltung und Feindschaft zwischen Hausgenossen? Er gibt uns direkt die Antwort: „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig“. Jesus Christus mehr lieben als alles andere soll unser Ziel sein. Denn, wenn sie die Endstation ist, wird menschliche Liebe unsere Sehnsucht nie stillen können. Wir sind geschaffen für eine unendliche Liebe. Menschliche Liebe kann also zu einem Hindernis auf unserem Weg werden, aber nur dann, wenn sie uns wichtiger ist als die göttliche Liebe. Jesus verurteilt die menschliche Liebe ganz und gar nicht. Er möchte nur zeigen, dass die Liebe zu ihm wichtiger ist. 2. Gottesliebe und Nächstenliebe. Die Liebe zu Gott und die Nächstenliebe bilden gemeinsam das erste und wichtigste Gebot. Beide Arten der Liebe lassen sich nicht voneinander trennen und sind nur echt, wenn wir sie beide leben. Aber die Nächstenliebe muss immer beseelt sein von der Liebe zu Gott. Gerade aus Liebe zu Gott werden wir uns um unsere Mitmenschen kümmern, um ihm eine Freude zu machen. Gleichzeitig ist Jesus Christus auf besondere Weise in unseren Mitmenschen gegenwärtig. Wir finden also auch Gott im Nächsten: „Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ Der heilige Paulus sagt: „Wusstet ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist?“ Und: Jeder Mensch ist Abbild Gottes und besitzt, schon allein weil er existiert, seine besondere Würde. Also können wir Gott in unseren Mitmenschen lieben. 3. Die Liebe als tägliches Kreuz. Es gibt allerdings viele Hindernisse, die der Liebe zu Gott und zum Nächsten im Weg stehen, beginnend mit unseren eigenen Plänen und Interessen, die oft gar nicht schlecht sind, und endend mit den großen Irrwegen, auf die sich unsere menschliche Schwachheit einlassen kann. Wie schnell kann es geschehen, dass uns die Not eines Mitmenschen begegnet und unsere Pläne durchkreuzt. Wie schwer kann es uns fallen, jemand geduldig zu ertragen, der sehr anstrengend ist. Jesus sagt: „Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig.“ Unser Kreuz sind in erster Linie die vielen kleinen und großen Herausforderungen, die die Liebe an uns stellt. Gespräch mit Christus: Herr Jesus, ich danke dir, dass du mir den wahren Wert der Liebe zu dir und zum Nächsten offenbarst und mir zeigst, welches Gewicht ich ihnen geben soll. Hilf mir, die Liebe zum Nächsten nicht um meiner selbst willen zu suchen, sondern um deinetwillen und um des Wohles des anderen willen. Hilf mir, das Kreuz anzunehmen, das es bedeutet, mich selbst zu überwinden und den Nächsten zu lieben. Möglicher Vorsatz: Ich will heute jemand eine Freude bereiten, ohne eine Gegenleistung zu erwarten.
Umkehr und Heiligkeit 17. Juli 2018
Dienstag der fünfzehnten Woche im Jahreskreis Hl. Donata, Märtyrerin Hl. Hedwig (Jadwiga) von Polen, Königin Hl. Charlotte Thouret OCD P. Bertalan Egervári LC Mt 11,20-24 In jener Zeit begann Jesus den Städten, in denen er die meisten Wunder getan hatte, Vorwürfe zu machen, weil sie sich nicht bekehrt hatten: Weh dir, Chorazin! Weh dir, Betsaida! Wenn einst in Tyrus und Sidon die Wunder geschehen wären, die bei euch geschehen sind - man hätte dort in Sack und Asche Buße getan. Ja, das sage ich euch: Tyrus und Sidon wird es am Tag des Gerichts nicht so schlimm ergehen wie euch. Und du, Kafarnaum, meinst du etwa, du wirst bis zum Himmel erhoben? Nein, in die Unterwelt wirst du hinabgeworfen. Wenn in Sodom die Wunder geschehen wären, die bei dir geschehen sind, dann stünde es noch heute. Ja, das sage ich euch: Dem Gebiet von Sodom wird es am Tag des Gerichts nicht so schlimm ergehen wie dir. Einführendes Gebet: Komm, Heiliger Geist, erfülle mich mit deinem Feuer und deinem Licht. Ich glaube an deine Gegenwart und dein Wirken. Schenke mir deine Gnade und nimm mein Gebet an, das ich dir zur Freude darbringe. Bitte: Hilf mir umzukehren. 1. Der Abgrund. An diesen Vorwürfen Jesu sehen wir, wie viel auf dem Spiel steht. Es geht nicht etwa nur darum, nett unser Leben zu leben und am Schluss eine Belohnung oder eben doch eine kleine Strafe zu bekommen. Es geht um mehr als tausend Jahre, mehr als eine Million Jahre; es geht um eine alle Grenzen der Vorstellungskraft sprengende Ewigkeit, in unvorstellbarem Glück oder aber in endloser Trauer. Die Worte Jesu beschönigen nichts, da sind keine Relativierungen oder Abschwächungen. Aber Jesus droht auch nicht. Er sagt uns nur mit aller Klarheit, dass wir auf einen Abgrund zulaufen, wenn wir nicht die Richtung ändern, in die unser Leben läuft. 2. Der Ruf zur Heiligkeit. Bekehrung ist nicht nur ein einmaliger Moment im Leben. Jeder Gläubige muss immer wieder neu umkehren, immer wieder gibt es Elemente im eigenen Leben, die der Liebe entgegenstehen und überwunden werden müssen. In seinem Apostolischen Schreiben „Gaudete et exsultate“ erinnert uns Papst Franziskus daran, dass jeder Getaufte zu nichts weniger als zur Heiligkeit berufen ist: „Was ich jedoch mit diesem Schreiben in Erinnerung rufen möchte, ist vor allem der Ruf zur Heiligkeit, den der Herr an jeden und jede von uns richtet, den Ruf, den er auch an dich richtet“. Oder mit den Worten des II. Vatikanischen Konzils: „Mit so reichen Mitteln zum Heile ausgerüstet, sind alle Christgläubigen in allen Verhältnissen und in jedem Stand je auf ihrem Wege vom Herrn berufen zu der Vollkommenheit in Heiligkeit, in der der Vater selbst vollkommen ist“. (Gaudete et exsultate, 10) 3. Der Ruf richtet sich an alle. Heiligkeit ist nicht ein extrem hohes Ideal, das nur Priestern, Ordensleuten oder „christlichen Freaks“ vorbehalten ist. Heiligkeit bedeutet auch nicht, sich von unseren gewöhnlichen Beschäftigungen fernzuhalten, um viel zu beten. Sie ist für jeden erreichbar, unabhängig von den Umständen, von Beruf oder Lebensstand. Der Heilige Vater formuliert es sehr schön: „Wir sind alle berufen, heilig zu sein, indem wir in der Liebe leben und im täglichen Tun unser persönliches Zeugnis ablegen, jeder an dem Platz, an dem er sich befindet. Bist du ein Gottgeweihter oder eine Gottgeweihte? Sei heilig, indem du deine Hingabe freudig lebst. Bist du verheiratet? Sei heilig, indem du deinen Mann oder deine Frau liebst und umsorgst, wie Christus es mit der Kirche getan hat. Bist du ein Arbeiter? Sei heilig, indem du deine Arbeit im Dienst an den Brüdern und Schwestern mit Redlichkeit und Sachverstand verrichtest. Bist du Vater oder Mutter, Großvater oder Großmutter? Sei heilig, indem du den Kindern geduldig beibringst, Jesus zu folgen. Hast du eine Verantwortungsposition inne? Sei heilig, indem du für das Gemeinwohl kämpfst und auf deine persönlichen Interessen verzichtest.“ (Gaudete et exsultate, 14) Gespräch mit Christus: Herr Jesus, du sprichst an dieser Stelle über Umkehr und Gericht. Ich danke dir für die Klarheit deiner Worte und bitte dich um den Willen und die Kraft zur Umkehr für mich und für alle Menschen, die mir wichtig sind. Lass uns bereit sein, immer von neuem umzukehren. Sende deinen Geist, den Geist der Heiligkeit, damit er das Werk, das er bei unserer Taufe begonnen hat, vollende. Möglicher Vorsatz: Ich werde heute den Heiligen Geist um seine Hilfe bitten und einen konkreten Schritt der Umkehr tun.
Offenbarung und Zeugnis 18. Juli 2018
Mittwoch der fünfzehnten Woche im Jahreskreis Hl. Answer OSB, Abt und Märtyrer Hl. Thietmar, Bischof Hl. Friedrich von Utrecht, Bischof P. Bertalan Egervári LC Mt 11,25-27 In jener Zeit sprach Jesus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen. Mir ist von meinem Vater alles übergeben worden; niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt den Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will. Einführendes Gebet: Jesus Christus, du bist mein Erlöser, Freund und Bruder. Ich danke dir für so viel Gutes, das ich von dir empfangen habe. Mein Gebet soll eine Antwort auf deine große Liebe sein. Bitte: Offenbare mir deine Liebe und hilf mir, sie zu bezeugen. 1. Gott offenbart sich den Kleinen. Diese Freude Jesu bringt uns schon ein bisschen zum Staunen, die Freude darüber, dass der Vater all das nicht den Klugen und Weisen, sondern den Unmündigen offenbart. Das griechische Original „nepios“ bedeutet zunächst Baby oder Kleinkind, und in einem übertragenen Sinn den Unmündigen, Ungebildeten, Kindlichen. Vielleicht identifizieren wir uns nicht unmittelbar mit diesem Ausdruck, aber wie ungerecht wäre es, wenn man nur Weise oder besonders Kluge die Offenbarung Gottes empfangen oder verstehen zu könnten. Nicht hohe theologische Überlegungen bringen uns der Offenbarung Gottes näher, sondern eine kindliche, demütige Offenheit. 2. Den Glauben bezeugen. Wir alle sind gerufen, unseren Glauben zu bezeugen. Auch dabei ist weniger kluge und weise Argumentation gefragt, als vielmehr das schlichte Bekenntnis dessen, wovon man überzeugt ist oder was man im Glauben erlebt hat. „Mit der besonderen Kraft des Heiligen Geistes ausgestattet … sind sie (die Getauften und Gefirmten) noch strenger verpflichtet, den Glauben als wahre Zeugen Christi in Wort und Tat zugleich zu verbreiten und zu verteidigen" (vgl. KKK 1285). Wenn der Katechismus von einer strengen Verpflichtung spricht, dann nicht, weil Gott uns dazu zwingen möchte. Gott respektiert immer unsere Freiheit. Aber unseren Glauben nicht zu bezeugen oder zu verteidigen, würde immerhin bedeuten, ein Talent, das wir schon bei der Taufe empfangen haben, in der Erde zu vergraben, statt es für das Reich Gottes zu nutzen. Jedermann, nicht nur die Weisen und Klugen, ist dazu fähig und gerufen. 3. Evangelisierung. Christliches Zeugnis und evangelisierender Einsatz sind wesentliche Bestandteile des Glaubens. Es gibt eine wahre Flut von kirchlichen Dokumenten, mit denen uns das II. Vatikanische Konzil, die letzten Päpste und viele Bischöfe zur Mission oder zur Neuevangelisierung aufrufen. Mit regelrechter Hartnäckigkeit werden wir dazu aufgefordert, unsere Komfortzone zu verlassen und uns für unseren Glauben einzusetzen. „Man vergisst, dass das Leben nicht eine Mission hat, sondern eine Mission ist“ (Gaudete et exsultate, 27), oder „Versetzen wir uns in allen Regionen der Erde in einen Zustand permanenter Mission“ (Evangelii Gaudium, 25), schreibt Papst Franziskus. Das klingt vielleicht übertrieben, aber ist es das wirklich? Es soll uns ins Bewusstsein rufen: Wer betet und zur Kirche geht, sich aber nicht für den Glauben einsetzt, dem fehlt ein wesentlicher Teil. Sein Glaube „hinkt“ oder steht nur auf einem Bein. Nicht Klugheit und Weisheit sind dazu nötig, sondern Vertrauen und Mut. Gespräch mit Christus: Guter Gott, schon in der Taufe rufst du mich zu einem Leben in Heiligkeit und zum tatkräftigen Einsatz für den Glauben. Hilf mir, meine Sendung zu erkennen und ihr zu folgen und lass mich ein freudiger Zeuge deiner Liebe sein. Möglicher Vorsatz: Ich werde heute auf irgendeine konkrete Weise meinen Glauben nach außen tragen.
Nehmt mein Joch auf euch 19. Juli 2018
Donnerstag der fünfzehnten Woche im Jahreskreis Hll. Justina und Rufina, Märtyrerinnen Hl. Bernulf von Utrecht, Bischof P. Bertalan Egervári LC Mt 11,28-30 In jener Zeit sprach Jesus: Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch drückt nicht, und meine Last ist leicht. Einführendes Gebet: Herr, sende deinen Heiligen Geist, den Geist der Liebe, den Geist des Friedens, den Geist, der uns zu Kindern Gottes macht. Bitte: Stärke meine Güte und Demut. 1. Mit unseren Problemen zu Jesus Christus gehen. Probleme und Schwierigkeiten sind ein fester Bestandteil unseres Lebens. Manchmal leiden wir sehr und sehen keinen Ausweg. Vielleicht sieht sogar unser normaler Alltag so aus. „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“ Dieses Versprechen Jesu dürfen wir ernst nehmen. Er wird unser Problem nicht in jedem Fall lösen, aber egal, wie ausweglos die Situation ist, Jesus wird unsere Seele wieder zur Ruhe kommen lassen. Wenden wir uns vertrauensvoll an ihn, statt frustriert um uns selbst zu kreisen und in Selbstmitleid oder Hoffnungslosigkeit zu versinken. Sein Versprechen ist kein leeres Wort, er hilft wirklich. 2. Die Güte und Demut Jesu nachahmen. Jesus lädt uns ein, sein Joch auf uns zu nehmen, das Joch der Güte und der Demut, damit wir den Frieden der Seele erlangen. Er selbst hat es uns vorgelebt. Er ist das Vorbild, das wir nachahmen können. In jedem Moment seines Lebens finden wir Güte und Demut auf vollkommene Weise verwirklicht. Egal, ob im Umgang mit Freunden oder Feinden, in frohen oder in traurigen Momenten, angesichts von Lob oder Anschuldigungen, ja selbst in seinem tiefsten Leiden am Kreuz hat Jesus seine Güte und Demut nie verloren. Im Gegenteil, dort sind sie besonders aufgestrahlt. 3. Konkret: Gütig und demütig sein bedeutet, niemandem Böses mit Bösem zu vergelten, sich nicht selbst Gerechtigkeit zu verschaffen und sich nicht vom Bösen besiegen zu lassen, sondern das Böse durch das Gute zu besiegen (vgl. Röm 12,17-21). Es bedeutet, seine Energien nicht damit zu verschwenden, über die Fehler anderer zu klagen; über die Schwächen der Mitmenschen schweigen zu können und verbale Gewalt zu vermeiden; den anderen höher einzuschätzen, als sich selbst, und daher nicht hart mit dem anderen zu verfahren; sich über das Gute bei den anderen genauso zu freuen wie bei sich selbst und sich von ganzem Herzen zu wünschen, dass die anderen bevorzugt werden. (vgl. Gaudete et exsultate, 116 f.) Das ist hart für unser Ego, aber es gibt große innere Freiheit und einen Seelenfrieden, den keine äußeren Umstände erschüttern können. Gespräch mit Christus: Jesus Christus, ich danke dir, dass wir mit unseren Lasten zu dir kommen dürfen. Ich danke dir, dass du mir Ruhe verschaffen möchtest. Hilf mir, dass ich tatsächlich voll Vertrauen zu dir komme und lass mich deine Hilfe erfahren. Gib mir die Kraft, mein Ego zu überwinden und gütig und demütig zu leben. Möglicher Vorsatz: Ich werde mich heute vor Gott demütigen und mir bewusst machen, dass ich vor ihm keine Verdienste habe und dass Gott mir viele Gaben gibt.
Ein Missionsland im Umbruch 20. Juli 2018
Freitag der fünfzehnten Woche im Jahreskreis Hl. Margareta von Antiochia, Märtyrerin Hl. Bernhard von Hildesheim, Bischof Hl. Apollinaris, Bischof P. Bertalan Egervári LC Mt 12,1-8 In jener Zeit ging Jesus an einem Sabbat durch die Kornfelder. Seine Jünger hatten Hunger; sie rissen deshalb Ähren ab und aßen davon. Die Pharisäer sahen es und sagten zu ihm: Sieh her, deine Jünger tun etwas, das am Sabbat verboten ist. Da sagte er zu ihnen: Habt ihr nicht gelesen, was David getan hat, als er und seine Begleiter hungrig waren - wie er in das Haus Gottes ging und wie sie die heiligen Brote aßen, die weder er noch seine Begleiter, sondern nur die Priester essen durften? Oder habt ihr nicht im Gesetz gelesen, dass am Sabbat die Priester im Tempel den Sabbat entweihen, ohne sich schuldig zu machen? Ich sage euch: Hier ist einer, der größer ist als der Tempel. Wenn ihr begriffen hättet, was das heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer, dann hättet ihr nicht Unschuldige verurteilt; denn der Menschensohn ist Herr über den Sabbat. Einführendes Gebet: Guter Gott, auch heute begleitest du mich und freust dich über die Zeit, die ich dir schenke. Sende deinen Geist, dass er mich erleuchtet und mir hilft, dir nachzufolgen. Bitte: Gib mir den inneren Antrieb, für dich zu wirken. 1. Ein rechtmäßiger Vorwurf? In unseren Augen sieht es recht lächerlich aus, wegen des Abreißens von ein paar Ähren einen großen Streit vom Zaun zu brechen. Aber Jesus hatte zum wiederholten Mal gegen die damals üblichen Sitten und Gebräuche verstoßen und auch diesen scheinbaren Missbrauch bei seinen Jüngern geduldet. Den gesetzestreuen Juden erschien sein Handeln als rebellisch, radikal anders. Vielleicht scheint auch uns in der Gesellschaft oder der Kirche vieles anders als früher. Beginnen auch wir schnell zu kritisieren, wenn etwas gegen die Regeln verstößt? Oft dürfen wir ruhig vorsichtiger sein. Natürlich besitzt es einen großen Wert, sich für Recht und Gerechtigkeit einzusetzen, aber sind wir uns unserer Sache wirklich immer sicher? Sind wir ruhig genug, um uns nicht im Ton zu vergreifen? Wie schon gesagt, die Pharisäer bestanden auf ihrem Verständnis von Recht und Gesetz. Und doch lagen sie in Wirklichkeit ganz weit daneben. 2. Zeiten des Umbruchs. Jesus hat Veränderungen gebracht, und auch heute leben wir ganz deutlich in Zeiten des Umbruchs. Vieles ist anders, als es früher war, und wir sind geneigt zu sagen, dass es damals besser war. Die Kirchen waren voll, jedes Dorf hatte einen Pfarrer. Dabei gehen wir davon aus, dass diese kurze Periode der Nachkriegszeit der Normalzustand war. Aber wie sah es denn in den vielen Jahrzehnten vorher aus? Der bekannte Jesuitenpater Alfred Delp, der von den Nazis hingerichtet wurde, sagte 1941 in einem Vortrag: „Die Sprache der Zahlen zeigt eine ständige Abnahme der kirchlich gebundenen Menschen“, und „Mensch der Kirche sein, heißt heute: einsam sein, fremd sein, die Fühlung mit vielen Dingen verloren haben, missverstanden und falsch verstanden werden.“ Er sah eine müde gewordene, verbürgerlichte Kirche, die sich damit aufhält, „ihre Devotionalien zu putzen“. 3. Die Freude des Lebens mit Christus anderen mitteilen. Wenn man noch weiter zurückschaut, erkennt man immer deutlicher: Die schweren Zeiten sind viel eher der Normalzustand. Alfred Delp hat als Problem erkannt: „Der Mensch kann die Kirche krank machen dadurch, (…) dass er gleichsam nur in die Kirche sich flüchten möchte zur eigenen Sicherheit und Geborgenheit.“ „Wir sind Missionsland geworden. Diese Erkenntnis muss vollzogen werden. Die Umwelt und die bestimmenden Faktoren des Lebens sind unchristlich.“ Sein Lösungsvorschlag lautet: „Missionsland darf man nur betreten mit einem echten Missionswillen, das heißt mit einem Willen, an den anderen Menschen sich auf allen Wegen heranzupirschen und ihn zu gewinnen für Gott den Herrn“ (vgl. Mission Manifest von P. Karl Wallner, Johannes Hartl, Bernhard Meuser, S. 28). Jeder Christ hat die Sendung, Menschen für Gott zu gewinnen, aber ohne Zwang, Gehirnwäsche oder Ähnliches. Es geht schlicht darum, das Große und Schöne, das ich von Gott bekommen oder erlebt habe, anderen mitzuteilen. Gespräch mit Christus: Herr, ich danke dir, dass du mir vertraust und mich damit beauftragst, anderen deine Liebe zu bringen. Nimm mir die Angst und gib mir stattdessen Mut, aus meiner Komfortzone hinaus und auf andere zuzugehen. Gib mir Zuversicht in diesen Zeiten des Umbruchs und lass mich die große Freude erfahren, die du bereithältst für alle, die dir nachfolgen. Möglicher Vorsatz: Ich werde heute meine Komfortzone verlassen und jemand etwas Gutes tun.
Meine Identität als geliebtes Kind Gottes 21. Juli 2018
Samstag der fünfzehnten Woche im Jahreskreis Hl. Laurentius von Brindisi OFM-Cap, Ordensgeneral Hl. Daniel, Prophet Hl. Praxedis, Wohltäterin P. Bertalan Egervári LC Mt 12,14-21 In jener Zeit fassten die Pharisäer den Beschluss, Jesus umzubringen. Als Jesus das erfuhr, ging er von dort weg. Viele folgten ihm, und er heilte alle Kranken. Aber er verbot ihnen, in der Öffentlichkeit von ihm zu reden. Auf diese Weise sollte sich erfüllen, was durch den Propheten Jesaja gesagt worden ist: Seht, das ist mein Knecht, den ich erwählt habe, mein Geliebter, an dem ich Gefallen gefunden habe. Ich werde meinen Geist auf ihn legen, und er wird den Völkern das Recht verkünden. Er wird nicht zanken und nicht schreien, und man wird seine Stimme nicht auf den Straßen hören. Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen und den glimmenden Docht nicht auslöschen, bis er dem Recht zum Sieg verholfen hat. Und auf seinen Namen werden die Völker ihre Hoffnung setzen. Einführendes Gebet: Jesus, ich bin nicht würdig, deine Gnade zu empfangen. Aber du möchtest mir nahe sein und mich beschenken. Bitte: Lass mich meine Identität als geliebtes Kind Gottes besser erkennen. 1. Jesus wollte Knecht sein. Der Evangelist bezieht die Prophezeiung aus dem Buch Jesaja auf Jesus. Er ist der Knecht, der Geliebte, an dem Gott Vater Gefallen gefunden hat. Mehr noch, er ist Sohn und eines Wesens mit dem Vater. Trotzdem macht er sich selbst zum Knecht, der jeden Auftrag des Vaters erfüllt. Er hätte in Macht und Herrlichkeit kommen können, aber er hat es vorgezogen, in Armut zu leben, unscheinbar zu bleiben, uns ähnlich zu sein. Bin auch ich bereit, auf Größe, Macht, Ansehen zu verzichten und Jesus auf diesem Weg nachzufolgen? 2. Die Identität als geliebtes Kind. Jesus begann sein öffentliches Wirken nach seiner Taufe im Jordan. Dort erfüllte sich die Prophezeiung des Jesaja: Der Geist kam auf Jesus herab und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe. Erst nach der Salbung durch den Heiligen Geist, die seine Identität als geliebter Sohn vor allen unterstrich und bestätigte, begann Jesus sein Wirken. Vom Vater geliebt zu sein, ohne etwas leisten zu müssen – diese Liebe war das Fundament und gab ihm die Kraft für all sein Tun. Bin auch ich mir meiner Identität als geliebtes Kind Gottes bewusst? Weiß ich, dass ich geliebt bin ohne jede Vorleistung und trotz aller Schuld? Gibt mir das Sicherheit und Kraft für mein Leben? 3. Gott wirkt im Verborgenen. 30 Jahre blieb Jesus im Verborgenen und hat das schlichte Leben eines Handwerkers gewählt, im Kreis der Familie, unerkannt mitten unter den Menschen. Sicherlich drängte es ihn schon lange, endlich etwas zu tun. Aber er war bereit zu warten und erst, als die Zeit dafür gekommen war, an die Öffentlichkeit zu treten. Gott wirkt so vieles im Stillen und Verborgenen. Oft bleibt es für uns unsichtbar, unbemerkt. Wir verlieren die Geduld und möchten schnelle, sichtbare Ergebnisse. Aber auch das Fundament für unser Leben – dass wir uns nämlich unserer Identität als geliebte Kinder Gottes bewusst sind – legt Gott im Stillen. Wir sind eingeladen, wie Jesus immer wieder die Stille und das Gebet zu suchen, um Gott in unserer Seele wirken zu lassen. Gespräch mit Christus: Herr, lass mich meine Identität als geliebtes Kind Gottes immer tiefer erkennen. Festige dieses Fundament in meinem Leben und lass mich immer mehr darauf bauen. Schenke mir die Freiheit der Kinder Gottes, die sich nicht über ihre Leistung, ihre Frömmigkeit oder Fehlerlosigkeit definieren müssen, sondern einfach nur geliebt sind. Möglicher Vorsatz: Ich werde mir im Laufe des Tages einmal bewusst machen, dass jeder Mensch wertvoll ist, auch ich, weil er ein geliebtes Kind Gottes ist.
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