Tägliche Meditationen Sonntag 20. Mai 2018 bis Samstag 26. Mai 2018 Siebte Woche im Jahreskreis Dorit Wilke-Lopez
Freude, Frieden und Vergebung 20. Mai 2018
Pfingstsonntag Hl. Bernhardin von Siena OFM, Prediger Hl. Bartholomäus Holzhauser, Priester Hl. Elfriede, Nonne Dorit Wilke-Lopez Joh 20,19-23 Am Abend des ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert. Einführendes Gebet: Ich möchte jetzt ganz still werden. Alles, was heute auf mich zukommt, kann jetzt warten. Jetzt sollst nur du, Gott, im Mittelpunkt stehen. Diese Zeit soll nur dir gehören. Ich möchte mich dir öffnen und einfach auf dich warten. Komm, Heiliger Geist, tritt mit Seufzen und Flehen beim Vater für mich ein. Komm, Heiliger Geist, mit deinem Frieden. Bitte: Ich bitte um Mut, Frieden, Freude und den Willen, Vergebung zu spenden. 1. Am Tiefpunkt des Lebens ist er da. Es ist der erste Werktag nach dem verwirrendsten und schmerzvollsten Paschafest ihres Lebens. Der Abend hat sich gesenkt, der Meister und Messias ist tot, und die Jünger sind im Ausnahmezustand: traurig, enttäuscht, irgendwie erscheint ihnen alles unwirklich. Verfolgung und Ablehnung schlagen ihnen entgegen. Sie schließen sich ein. Sie warten. Sie geben sich gegenseitig dürftigen Halt. Auf einmal ist da noch jemand. Sie erkennen ihn zuerst nicht. Erst als er die Wundmale der Kreuzigung zeigt, wird ihnen klar, dass es Jesus ist. 2. Freude, Frieden und Vergebung. Im selben Moment, in dem sie ihn erkennen, ändert sich alles: Die überschwängliche Freude, ihn wiederzusehen, mündet in einen tiefen inneren Frieden, in dem sie neue Kraft, neuen Lebensatem für ein neues Leben empfangen. Von nun an ist nichts mehr, wie es vorher war. Von nun an werden sie den Wunsch in sich spüren, zu vergeben, da, wo sie vorher hartherzig waren, wenn nötig, siebenundsiebzigmal am Tag, und sie werden wissen, dass sie dieser Wunsch mit Jesus verbindet, dass sie damit seinen Willen tun und sein Werk auf der Erde vollenden. Und sie werden wissen, dass sie das nicht aus eigener Kraft tun werden, sondern mit dem neuen Lebensatem, den der Sohn Gottes selbst ihnen gegeben hat. Etwas ganz Neues hat begonnen. 3. Pfingstbegegnung mit Jesus. Wo finde ich mich in dieser Szene wieder? Kenne ich die Traurigkeit und Verlassenheit? Habe ich schon einmal erlebt, wie dann plötzlich Friede und Freude kamen, als ich gebetet hatte? Das war der Heilige Geist, der Atem Jesu! Er lässt uns nicht allein hinter unseren verschlossenen Türen! Das ist der erste Schritt: sich von Gottes Freude und Friede erfüllen zu lassen, bis ich ganz ruhig geworden bin. Ich gönne mir die Zeit mit Jesus. Das Gebet nicht vorher beenden! Dann kommt der nächste Schritt: Das Thema Vergebung. Vergebung scheint die Basis für die neue Schöpfung, das Reich Gottes, zu sein. Ohne Vergebung keine Wandlung, kein Wachstum zur Liebe. Kenne ich in mir das Bedürfnis zu vergeben? Wo fällt mir das eher schwer? Wo hege ich alten Groll? Gespräch mit Christus: Ich nehme mir jetzt Zeit, mit Jesus zusammen der Freude und dem Frieden nachzuspüren, die er mir schenkt und heute schenken will. Dann, wenn ich in Friede und Freude bei ihm verweilt habe, frage ich Jesus, wem gegenüber ich vielleicht in unversöhnlicher Haltung verharre - vielleicht gegenüber jemandem, der mich vor langer Zeit einmal oder immer wieder verletzt hat. Ich versuche, die Schmerzen dieser Verletzung noch einmal zu spüren, und gebe sie an Jesus ab. Dann wird es leichter, zu vergeben! Ich bitte ihn um seinen Lebensatem, um Friede und Freude in ihm, damit ich dieser Person vergeben kann. Möglicher Vorsatz: Ich will mich immer wieder daran erinnern, dass ich in Jesus ein neuer Mensch mit neuem Lebensatem geworden bin, eng mit ihm verbunden, und dass ich nicht aus eigener Kraft vergeben muss, sondern sein Heiliger Geist mich treiben wird wie ein kräftiger Rückenwind.
Weniger ist mehr 21. Mai 2018
Pfingstmontag Hl. Hermann Josef von Steinfeld OPraem Hl. Ehrenfried, Pfalzgraf Hl. Charles Joseph Eugène de Mazenod OMI Dorit Wilke-Lopez Lk 10,21-24 In jener Stunde rief Jesus, vom Heiligen Geist erfüllt, voll Freude aus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen. Mir ist von meinem Vater alles übergeben worden; niemand weiß, wer der Sohn ist, nur der Vater, und niemand weiß, wer der Vater ist, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will. Jesus wandte sich an die Jünger und sagte zu ihnen allein: Selig sind die, deren Augen sehen, was ihr seht. Ich sage euch: Viele Propheten und Könige wollten sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und wollten hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört. Einführendes Gebet: Ich preise dich, Vater, zusammen mit Jesus Christus, weil ich nicht weise und klug sein muss, damit der Heilige Geist mich erfüllen kann. Wie ein kleines Kind möchte ich sein und bei dir zur Ruhe kommen. Ich danke dir, dass du mir dafür diese halbe Stunde schenkst. Offenbare mir in dieser Zeit, die ich bei dir verbringen darf, die Dinge, die du seit Ewigkeit für mich für heute vorbereitet hast. Bitte: Bitte schenke mir heute, am Pfingstmontag, eine ganz persönliche Begegnung mit dir, meinem Vater. 1. Die Unmündigen. In der kleinen Gemeinde, in der ich immer zur Werktagsmesse gehe, ist die Kirche immer voll mit ganz einfachen Leuten, alten Menschen in abgetragenen Mänteln, manche können kaum gehen, viele sind Migranten. Nicht die Erfolgreichen, die Studierten, die Gutverdiener. Und es herrscht dort ein ganz besonders hingebungsvoller Geist der Anbetung, des Gebets, der gegenseitigen Achtung und Hilfeleistung, der über die Kirche hinauswirkt, so dass viele aus den Nachbarstädten angezogen werden. Je weniger wir aus uns selbst heraus vermögen, um so offener macht uns das für Gott. Wir müssen uns innerlich leer machen, damit Platz ist für Gott. Erst wenn wir werden wie ein Kind, können wir unseren himmlischen Vater in uns handeln lassen. 2. Kein Leistungsdruck. Ich darf also alle intellektuellen theologischen Überlegungen ruhig hinter mir lassen, wenn ich mit Jesus zu meinem himmlischen Vater komme. Ich darf ihm einfach vertrauen. Dafür braucht es nicht einmal Worte. Ich kann auch einfach bei ihm sitzen. Ich darf meine Ängste, Sorgen und Probleme ziehen lassen und mich ausruhen. 3. Verweilen. Vielleicht kann ich auch einmal einen einzigen Evangeliumsabschnitt ein paar Tage oder Wochen lang betrachten, wenn er mich anspricht und meine Seele dabei Nahrung findet. Vielleicht will Jesus mir im Heiligen Geist ausgehend von diesem einzigen Abschnitt viel mehr offenbaren als meine Seele an einem Tag fassen kann. Das erfordert geduldiges und vertrauensvolles Warten. Gespräch mit Christus: Jesus, danke, dass ich mich bei dir nicht anstrengen muss. Ich brauche bei dir nichts darzustellen. Du wirst meine Augen öffnen. Du wirst mir die Dinge offenbaren, die ich wissen soll, und das wird mehr und anders sein, als ich mir selbst vorstellen kann. Möglicher Vorsatz: Wenn mich dieser Gedanke anspricht und lockt, kann ich versuchen, mein religiöses Leben zu vereinfachen: weniger Worte, längeres Verweilen bei einzelnen Bibelstellen, die Augen meiner Seele öffnen für Gottes Gegenwart. Das genügt. Er tut den Rest.
Wenn ich schwach bin, bin ich stark 22. Mai 2018
Dienstag der siebten Woche im Jahreskreis Hl. Renate v. Bayern, Wohltäterin Hl. Rita v. Cascia OSA Hl. Julia von Korsika, Märtyrerin Dorit Wilke-Lopez Mk 9,30-37 In jener Zeit zogen Jesus und seine Jünger durch Galiläa. Jesus wollte aber nicht, dass jemand davon erfuhr; denn er wollte seine Jünger über etwas belehren. Er sagte zu ihnen: Der Menschensohn wird den Menschen ausgeliefert, und sie werden ihn töten; doch drei Tage nach seinem Tod wird er auferstehen. Aber sie verstanden den Sinn seiner Worte nicht, scheuten sich jedoch, ihn zu fragen. Sie kamen nach Kafarnaum. Als er dann im Haus war, fragte er sie: Worüber habt ihr unterwegs gesprochen? Sie schwiegen, denn sie hatten unterwegs miteinander darüber gesprochen, wer von ihnen der Größte sei. Da setzte er sich, rief die Zwölf und sagte zu ihnen: Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein. Und er stellte ein Kind in ihre Mitte, nahm es in seine Arme und sagte zu ihnen: Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern den, der mich gesandt hat. Einführendes Gebet: Lieber Herr, nimm mich jetzt aus meinem Alltag beiseite und belehre mich. Lass mich die Lehre verstehen, die du mir heute erteilst. Ich möchte alle Scheu ablegen, dich zu fragen, wenn ich etwas nicht verstehe. Hab Geduld mit mir, Herr. Meistens bin ich schwer von Begriff. Bitte: Herr Jesus Christus, lass mich in dir meine Lebenskraft und meine Sicherheit finden, damit ich ohne Angst Diener aller sein kann. 1. Gott ist nicht tot. Es ist heute wie damals schwer zu verstehen, warum Jesus leiden und getötet werden und danach auferstehen musste, warum gerade das zur Erlösung notwendig war. In einer zunehmend atheistischen Umwelt und einer scheinbar schwächer werdenden Kirche, in einer „Kultur des Todes“ heißt das heute für mich: Gott wird allem Anschein zum Trotz immer siegen. Die Menschen können ihn für tot erklären, die Kirche als Auslaufmodell betrachten, der Glaube kann verdunsten, aber Jesus wird immer siegreich sein. Die Wahrheit und das Leben werden sich immer durchsetzen. 2. Nicht die große, sondern die kleine Lösung. Aber wie wird das geschehen? Eben nicht durch politische Maßnahmen, durch Machtausübung, durch den Marsch durch die Institutionen, durch Lobbyarbeit und Besetzung von Schlüsselpositionen, wie die Apostel damals und heute oft meinen. Sondern? Indem wir die Schwächsten und Kleinsten aufnehmen. Wir sollen sie umarmen und in den Mittelpunkt stellen. Wir sollen bescheidene Diener aller sein. Wer sind die Schwächsten und Kleinsten in meinem Umfeld? Wie gehe ich mit ihnen um? Wo fällt es mir schwer zu dienen, wo leicht? 3. Wenn ich schwach bin, bin ich stark. In der Psychologie gibt es das Konzept vom „Inneren Kind“, das in etwa den verletzlichen und kindlichen Anteilen meiner Person entspricht. Wie gehe ich mit meinen Schwächen und Verletzlichkeiten um? Jesus nimmt das Kind in seine Arme, also auch mein „inneres Kind“. Der Apostel Paulus sagt: „Deswegen bejahe ich meine Ohnmacht, alle Misshandlungen und Nöte, Verfolgungen und Ängste, die ich für Christus ertrage; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.“ (2 Kor 12,10). Kann ich meine Ängste, meine Verletzlichkeit, aber auch meine Spontaneität und Verspieltheit annehmen als etwas, das Gott so wichtig ist, dass er es in seine Arme nimmt? Gespräch mit Christus: Herr, eigentlich bin ich lieber stark als schwach, eigentlich möchte ich tüchtig sein und dir durch meine Einsatzfreude zeigen, wie sehr ich dich liebe. Vielleicht wende ich dabei zu sehr meine menschlichen Maßstäbe an. Herr, nimm mir die Angst davor, klein zu sein. Ich brauche nicht tüchtig zu sein, damit du mich schützt und liebst. Gib mir den Mut, die Mauern einzureißen, die ich um mich baue, damit keiner merkt, dass ich innerlich klein bin und damit ich nicht verletzt werden kann. Gib mir den Mut, mich von den anderen wirklich berühren zu lassen. Nimm mir die Angst davor, das Schlusslicht zu sein. Lass mich wie ein Kind in deinen Armen Sicherheit finden. Dann kann ich in entspannter Demut Diener aller sein. Möglicher Vorsatz: Drei Vorschläge zur Auswahl: 1. Ich könnte heute beobachten, wo ich Angst habe, Schwäche zu zeigen 2. Ich könnte darauf achten, dass ich mit der Schwäche von anderen liebevoll und gelassen umgehe. 3. Ich finde vielleicht eine Gelegenheit, zu dienen.
Von Grenzen und Geist 23. Mai 2018
Mittwoch der siebten Woche im Jahreskreis Hl. Desiderius, Bischof Hl. Wigbert, Abt Bartholomäus Bauer OFM Dorit Wilke-Lopez Mk 9,38-40 In jener Zeit sagte Johannes, einer der Zwölf, zu Jesus: Meister, wir haben gesehen, wie jemand in deinem Namen Dämonen austrieb; und wir versuchten, ihn daran zu hindern, weil er uns nicht nachfolgt. Jesus erwiderte: Hindert ihn nicht! Keiner, der in meinem Namen Wunder tut, kann so leicht schlecht von mir reden. Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns. Einführendes Gebet: Heiliger Geist, komm jetzt und erfülle mich ganz. Öffne jeden Winkel in meiner Seele und in meinem Leib für das Wort Gottes. Schaff in mir Raum für die frohe Botschaft. Tritt du, wo mir die Worte fehlen, vor Gott mit Seufzen und Flehen ein. Bitte: Jesus, bitte mach mein Herz so weit und tolerant wie deines. 1. Der Wert der Anderen. Die Apostel sind der engste Kreis der Vertrauten um Jesus. Sie folgen ihm nach. Ein Kreis ist aber erst dadurch ein Kreis, dass er eine Grenzlinie hat. Die Apostel möchten sich deswegen abgrenzen. Andere sollen sich nicht auf Jesus beziehen, wenn sie nicht zu ihrem Grüppchen gehören. Johannes spricht es aus: Er will diejenigen ausgrenzen, die in Jesu Namen Dämonen austreiben, ohne Jesus explizit nachzufolgen. Dieses Verhalten ist ein typisches Verhalten von Menschen, die sich Gruppen zugehörig fühlen: andere Gruppen werden mit Misstrauen betrachtet - in der Schule die aus der Parallelklasse, in der Firma die von der anderen Abteilung.... wie stehe ich zu anderen Gruppierungen? Interessiert? Neugierig? Oder eher ablehnend, misstrauisch? Im ersten Fall kann ich Neues kennenlernen und dazulernen, im zweiten Fall verfestige ich meine Meinung und erfahre nichts Neues. 2. Toleranz und Großzügigkeit. Diese Begebenheit mit Jesus und den Aposteln scheint mir von der Ökumene der Christen zu sprechen. Wie tolerant und großzügig Jesus hier ist! „Wer nicht gegen uns ist, ist für uns.“ Wie ist meine eigene Haltung gegenüber den anderen christlichen Kirchen und Gemeinschaften? Bin ich eher ablehnend oder eher interessiert? 3. Der Geist weht überall. Offenbar bekommen auch Menschen, die Jesus nicht explizit nachfolgen, Gaben von Jesus, vorausgesetzt, sie rufen seinen mächtigen Namen an. Wenn auch die katholische Kirche diejenige ist, die das Geschenk der ununterbrochenen apostolischen Sukzession, des Glaubensguts und der sieben Sakramente – die ganze Fülle der Heilsmittel – bewahrt hat, so ist der Geist doch auch in den anderen christlichen Gemeinschaften tätig. Ich denke an die Freikirchen, die in Lateinamerika so viel Zulauf haben, in denen viele Heilungen geschehen. Es kommt vor allem auf eine wahre Religiosität und den Glauben an Gottes Macht an, auch heute noch Wunder zu tun. Wie schön, dass Gottes Geist überall weht und dass Jesus ihn ohne Maß gibt. Gespräch mit Christus: Jesus, deine Liebe kennt keine Grenzen. Bitte erinnere mich daran immer wieder. Schenke mir Respekt und Toleranz gegenüber Menschen, die anders sind als ich. Ich möchte dir danken für die Vielfalt, die du in dieser Welt erschaffen hast. Möglicher Vorsatz: Vielleicht kann ich bei nächster Gelegenheit einen Besuch in einer benachbarten Gemeinde machen, vielleicht sogar auch in einer, die eine andere Konfession hat als ich.
Was wir von den Anonymen Alkoholikern lernen können 24. Mai 2018
Donnerstag der siebten Woche im Jahreskreis Tag des Gebetes für die Kirche in China Hl. Ester, Königin Hl. Dagmar, Königin Hl. Magdalena Sophia Barat SC Dorit Wilke-Lopez Mk 9,41-50 In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wer euch auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt, weil ihr zu Christus gehört - amen, ich sage euch: er wird nicht um seinen Lohn kommen. Wer einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verführt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen würde. Wenn dich deine Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab; es ist besser für dich, verstümmelt in das Leben zu gelangen, als mit zwei Händen in die Hölle zu kommen, in das nie erlöschende Feuer. Und wenn dich dein Fuß zum Bösen verführt, dann hau ihn ab; es ist besser für dich, verstümmelt in das Leben zu gelangen, als mit zwei Füßen in die Hölle geworfen zu werden. Und wenn dich dein Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus; es ist besser für dich, einäugig in das Reich Gottes zu kommen, als mit zwei Augen in die Hölle geworfen zu werden, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt. Denn jeder wird mit Feuer gesalzen werden. Das Salz ist etwas Gutes. Wenn das Salz die Kraft zum Salzen verliert, womit wollt ihr ihm seine Würze wiedergeben? Habt Salz in euch, und haltet Frieden untereinander! Einführendes Gebet: Herr, du kannst ganz schön radikal werden! Hilf mir zu verstehen, was du mir mit diesen feurigen Worten heute mitteilen willst. Sie machen mir ein bisschen Angst. Ich glaube, du willst mich aufrütteln. Heiliger Geist, mach mich wach, und gib mir die Energie, mich aufrütteln zu lassen. Bitte: Ich bitte um Entschiedenheit für das Reich Christi - das Regnum Christi. 1. Auf das Kleine kommt es an. Im Reich Gottes geht es offenbar immer um das Kleine. Die kleinen Gesten zählen, sowohl im Guten als auch im Schlechten: Jemandem ein Glas Wasser um Jesu willen zu geben, zählt schon. Eine einzige Seele im Reich Gottes, eine einzige Seele, die Christus vertraut, ist so kostbar, dass die Folgen für denjenigen, der diese Seele zum Bösen verführt, fatal sind, wirklich unabsehbar. 2. Kettenreaktionen. Die sichtbare Schöpfung als sichtbares Werk Gottes ist auch Vorausbild für das Reich Gottes. Hier kann man ähnliche Gesetze erkennen. Auch hier ist das Kleine entscheidend wichtig: Wenn man ab einer kritischen Masse nur einen einzigen Atomkern spaltet, entsteht eine Kettenreaktion, die riesige Energien freisetzt. Ein einziger Schneeball kann eine Lawine auslösen. Wenn man nur einen einzigen Tropfen Milch in ein Glas klares Wasser gibt, trübt sich das ganze Wasser im Glas - probier das vielleicht aus und stell dir vor, dass genauso die kleinen bösen Details das Beziehungsnetz -Reich Gottes- in dir und um dich herum trüben. Und die guten Kleinigkeiten lawinenartige Auswirkungen haben können. 3. Spezialisten in der Abwehr von Versuchungen. Deshalb appelliert Jesus so leidenschaftlich an uns: Wendet euch radikal gegen alle Versuchungen! Jedes Detail zählt für das Reich Christi! Reißt alle Versuchungen von der Wurzel her aus! Das heißt in der Praxis, sich entschieden abwenden von allen Versuchungen. Wie geht das? Hier können wir bei den Anonymen Alkoholikern lernen, bei denen es darum geht, den Dämon der Sucht zu bekämpfen. Grundlage ist zunächst die entschiedene Trennung von der Versuchung - es darf kein Alkohol im Haus sein, ich darf nicht in die Kneipe gehen, ich meide Gelegenheiten, wo es Alkohol gibt. Keine Halbheiten, auch wenn es noch so schmerzt, sonst schafft man das nicht. Interessanter Weise hören die Anonymen Alkoholiker aber von hier an auf, sich auf sich selbst zu verlassen, sondern halten sich an ein Programm aus 12 Schritten als erprobtes Rezept, der Versuchung zu entgehen. Es lohnt sich vielleicht, diese Schritte vor Gott im Herzen bezüglich der eigenen Versuchungen durchzumeditieren - an die Stelle von „Alkohol“ einfach die eigene Versuchung setzen. Ich zitiere hier die ersten beiden Schritte.1. Schritt: Wir gaben zu, dass wir dem Alkohol gegenüber machtlos sind – und unser Leben nicht mehr meistern konnten. 2. Schritt: Wir kamen zu dem Glauben, dass eine Macht, größer als wir selbst, uns unsere geistige Gesundheit wiedergeben kann. Gespräch mit Christus: Lieber Jesus, ich habe verstanden, dass für dein Reich jedes kleine Detail zählt. Das entlastet mich von der Vorstellung, dass ich Großes vollbringen muss, damit dein Reich wachsen kann. Das freut mich, denn ich kann so in meinem kleinen Alltag an deinem Reich ganz wirksam mitarbeiten. Deshalb möchte ich auf die Kleinigkeiten mehr Acht geben, Herr. Ich möchte aber aufhören, mich auf meine eigene Kraft zu verlassen. Bitte zeig du mir die Wurzeln der bösen Details in meinem Denken, Reden und Handeln. Ich will vor dir vor allem meinen Stolz ablegen und zugeben, dass ich machtlos bin ohne dich. Ohne dich kann ich nichts tun. Lass mich eins sein mit dir. Lass mich klein sein vor dir. Du bist das Feuer und das Salz, mit dem ich dich ausstrahlen kann. Möglicher Vorsatz: Ich achte auf die Impulse des Heiligen Geistes für mich: Wo pflege ich einer Versuchung gegenüber kompromissbereit zu sein? Zieht mich der Geist schon zu einer kompromisslosen Abkehr von einer Versuchung? Drängt mich der Heilige Geist, einen Fehler oder eine Machtlosigkeit vor anderen zuzugeben? In einer guten Beichte? - Vielleicht merke ich, dass ich eine Versuchung endlich Christus überlassen darf.
Das Herz hinter Mauern - Teil 1 25. Mai 2018
Freitag der siebten Woche im Jahreskreis Hl. Gregor VII., Papst Hl. Maria Magdalena von Pazzi OCarm Hl. Beda Venerabilis, Kirchenlehrer Dorit Wilke-Lopez Mk 10,1-12 In jener Zeit kam Jesus nach Judäa und in das Gebiet jenseits des Jordan. Wieder versammelten sich viele Leute bei ihm, und er lehrte sie, wie er es gewohnt war. Da kamen Pharisäer zu ihm und fragten: Darf ein Mann seine Frau aus der Ehe entlassen? Damit wollten sie ihm eine Falle stellen. Er antwortete ihnen: Was hat euch Mose vorgeschrieben? Sie sagten: Mose hat erlaubt, eine Scheidungsurkunde auszustellen und die Frau aus der Ehe zu entlassen. Jesus entgegnete ihnen: Nur weil ihr so hartherzig seid, hat er euch dieses Gebot gegeben. Am Anfang der Schöpfung aber hat Gott sie als Mann und Frau geschaffen. Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und die zwei werden ein Fleisch sein. Sie sind also nicht mehr zwei, sondern eins. Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen. Zu Hause befragten ihn die Jünger noch einmal darüber. Er antwortete ihnen: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt und eine andere heiratet, begeht ihr gegenüber Ehebruch. Auch eine Frau begeht Ehebruch, wenn sie ihren Mann aus der Ehe entlässt und einen anderen heiratet. Einführendes Gebet: Liebster Jesus, ich möchte jetzt den Jordan überqueren, meinen Alltag am anderen Ufer zurücklassen und mich ganz auf dich einlassen. Ich möchte dir zuhören und freue mich auf deine Erläuterungen darüber, wie du Liebe und Treue verstehst. Das ist ein wichtiges Thema, denn jeden Tag gehe ich mit anderen Personen um, die ich lieben soll und will. Bitte: Nimm mein Herz aus Stein und schenke mir ein neues Herz aus Fleisch und Blut, das ohne Angst in dir ruhen darf. 1. Jenseits des Jordan. Jesus lehrt „jenseits“ des Jordan. Jenseits des Jordan lag für das in der Wüste wandernde Volk Israel, das gelobte Land, in dem sie vor der Sklaverei Ägyptens in Sicherheit waren und unter Gottes Schutz leben durften. Das soll zeigen, dass das, was Jesus hier lehrt, den Menschen den Weg in das „neue“ Reich weist, jenseits der Sklaverei des Bösen, in die Freiheit der Gotteskinder, in die neue Schöpfung, in eine Welt, die ganz nah am Herzschlag Gottes ist. Und der Herzschlag Gottes ist die Liebe. 2. Das eingemauerte Herz. Die Pharisäer sind der exemplarische Teil der noch nicht erlösten Menschheit - sie kommen von diesseits des Jordan. Sie sind noch nicht in dem neuen gelobten Land Christi angekommen. In ihrer Welt sind die Herzen verhärtet. Der göttliche Funke ist im Herzen eingemauert. Aus Angst, zu kurz zu kommen, zu wenig zu haben, übervorteilt zu werden, hatten die Menschen schon seit dem Sündenfall im Herzen vor Gott und dem Nächsten eine harte und kalte Mauer aus Misstrauen, Gier und Selbstbezogenheit hochgezogen. Die Pharisäer verbergen das lediglich und tarnen es durch ihre Gesetzestreue. Aber das Herz ist noch hart. 3. Mauern einreißen. Wozu führt die Herzenshärte? Sie behandelt Menschen als Wegwerfware. Wenn die Frau dem Mann nicht mehr passt, wird sie weggeworfen und umgekehrt. Die Herzenshärte ist wie eine Mauer und verhindert, dass der göttliche Funke der Liebe überspringt, den wir seit unserer Erschaffung im Herzen tragen. Ohne die Mauer leuchtet dieser Funke auf und erzeugt im Anderen Ehrfurcht und zärtliche Liebe, Liebe zu dieser kostbaren, einmaligen und unermesslich schönen und tiefen inneren Welt der anderen Person. Ich durfte das neulich in meiner Arbeit als Paartherapeutin bei einem Paar erleben: Beide wagten, sich einander völlig zu öffnen und ihre tiefsten Ängste vor Verletzung und Verlust offenzulegen, die ihren heftigen Konflikt speisten. Es entstand eine nahezu heilige Atmosphäre, die uns drei den Tränen nahebrachte. Das Paar konnte die Mauer im Schutz der Therapeutin einreißen. Wir Christen jenseits des Jordan, im neuen und gelobten Land des Reiches Christi, können die Mauer im Schutz unseres Herrn einreißen, denn er gibt unseren Herzen die nötige Sicherheit, dass wir keine Angst mehr haben müssen, denn wir ruhen in ihm. Gespräch mit Christus: Herr, ich darf als dein Kind in deinem Schutz leben. Nichts soll mich ängstigen, nichts mich verstören. Alles geht vorüber. Du bist meine größte Liebe, und damit habe ich mir den Höchsten als Schutz erwählt, der immer genug Liebe für mich bereithält. Zeig mir die Mauern, Herr, die ich trotzdem noch hochziehe. Gib mir Mut, sie nach und nach mit deiner Hilfe einzureißen. Möglicher Vorsatz: Vielleicht kann ich im nächsten Konflikt einmal meinen Ängsten nachspüren, jenen, die den Konflikt unterhalten, und diese dann in einem ehrlichen Gespräch vor Jesus hinlegen und ihm übergeben und mir bei ihm den nötigen Schutz holen, um der anderen Person vergeben zu können und die Versöhnung einzuleiten.
Das Herz hinter Mauern - Teil 2 26. Mai 2018
Gedenktag Hl. Philipp Neri Ordensgründer, Mystiker Hl. Maria Anna von Jesus OFS Dorit Wilke-Lopez Mk 10,13-16 In jener Zeit brachte man Kinder zu Jesus, damit er ihnen die Hände auflegte. Die Jünger aber wiesen die Leute schroff ab. Als Jesus das sah, wurde er unwillig und sagte zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes. Amen, das sage ich euch: Wer das Reich Gottes nicht so annimmt, wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. Und er nahm die Kinder in seine Arme; dann legte er ihnen die Hände auf und segnete sie. Einführendes Gebet: Mein Herr, nimm mich jetzt auch in deine Arme. Ich will ganz still werden an deinem Herzen. Ich darf mich bei dir entspannen und bei dir auftanken. Ich brauche dich so, mein Herr. Bei dir darf ich ganz ich selbst sein. Wie eine Mama ihrem Baby gibst du meiner Seele, was sie braucht, noch bevor sie weiß, was sie braucht. Bitte: Mein Herr, zeige mir jetzt deine Liebe, damit ich mich damit „anfülle“ und sie weitergeben kann. 1. Die Mütter schützen. Ich stelle mir diese Szene vor. Jesus wie immer im Gedränge vieler Menschen, sie lehrend, drumherum die Apostel wie Bodyguards. Gerade hat er den Zuhörern erklärt, dass zu lieben bedeutet, den Ehepartner niemals wegzuschicken, da kommen die Mamas mit ihren Kindern und bitten ihn, von dem sie spüren, dass er sie schützt und wertschätzt, die Kinder zu segnen, auf die sie so stolz sind und die sie hüten wie ihren Augapfel. Es ist wie eine Fortsetzung der Szene, die wir gestern betrachtet haben, denn Kinder haben ja etwas mit Ehe zu tun. Ehe heißt auf Spanisch Matrimonio, das kommt vom Lateinischen „Matris munio“ und „munio“ bedeutet: „ich beschütze, ich befestige“. Mütter können sich nicht gleichzeitig um den Schutz der Familie nach außen und die Fürsorge für die Kinder kümmern. Deswegen sind sie auf den Schutz der Väter angewiesen. Die Ehe dient dem Schutz der Mütter und der Kinder. Jesus segnet - so wie auch die Ehemänner ein Segen für ihre Frauen und Kinder sein sollen. 2. Nicht besser als die Pharisäer. Erneut werden wir jedoch Zeugen von menschlicher Hartherzigkeit. Aber diesmal zeigt sie sich bei den Jüngern Jesu selbst: Sie weisen die Frauen und Kinder schroff ab. „Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.“ Das sagt Jesus in Mt 5,20 zu den Jüngern. Damit ist es bei den Jüngern Jesu ganz offensichtlich auch nicht weiter her als bei den Pharisäern! Man wird nicht automatisch besser, bloß weil man Jünger Christi ist. Ich habe mich früher immer über die Pharisäer empört und mich gedanklich auf die gute Seite gestellt und für besser gehalten. Aber hier wird klar, dass ich auch als Jüngerin Jesu weiter hartherzig bin. Ich brauche Jesus, damit er mein Herz schützt und ihm Raum gibt, sich zu ändern, weich zu werden. Wir Christen haben es eindeutig besser, weil wir Christus haben, der unser Herz weichmacht. 3. Deus semper magis - Gott ist immer größer Warum weisen die Jünger die Mütter mit ihren Kindern ab? Sie haben Angst, dass Jesus durch sie gestört werden könnte. Sie schließen von sich selbst - in ihren Augen sind die Frauen und Kinder lästig - auf Jesus. Gibt es Menschen, von denen ich Abstand halte, mit denen ich nichts zu tun haben will, die mir lästig sind? Jesus ist so anders als wir selbst. Seine Liebe und Großzügigkeit ist immer wieder unerwartet. Sie gilt jedem Menschen, auch wenn wir Jesus das vielleicht unterschwellig gar nicht zutrauen. Wir dürfen sie getrost immer noch größer einschätzen als wir uns das vorstellen können. Gott ist die Liebe, sagt der Evangelist Johannes, und diese Liebe ist eben immer größer als gedacht. Ich darf bei ihm Kind sein. Ohne Vorleistung werde ich geliebt und gesegnet. Und die anderen auch. Alle! Gespräch mit Christus: Herr, danke, dass du die Kleinen schützt und segnest und dass wir alle vor dir klein sind und klein sein dürfen. Wir brauchen nicht groß und tüchtig zu sein, damit du uns liebst. Und so liebst du auch die, die mir lästig sind. Mach mein Herz dem deinen ähnlich. Möglicher Vorsatz: Den nächsten lästigen Menschen, der mich nervt, geduldig ertragen und mich daran freuen, dass Jesus ihn segnen will – d u r c h m i c h.
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