Tägliche Meditationen Sonntag 4. März 2018 bis 10. März 2018 Dritte Woche in der Fastenzeit Felix Honekamp
Radaubruder oder Liebeskämpfer? 4. März 2018
Dritter Fastensonntag „Oculi“ Hl. Walburga, Äbtissin Hl. Kasimir von Polen Hl. Rupert OSB, Abt Hl. Placida Viel Felix Honekamp Joh 2,13-25 Das Paschafest der Juden war nahe, und Jesus zog nach Jerusalem hinauf. Im Tempel fand er die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben und die Geldwechsler, die dort saßen. Er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus, dazu die Schafe und Rinder; das Geld der Wechsler schüttete er aus, und ihre Tische stieß er um. Zu den Taubenhändlern sagte er: Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle! Seine Jünger erinnerten sich an das Wort der Schrift: Der Eifer für dein Haus verzehrt mich. Da stellten ihn die Juden zur Rede: Welches Zeichen lässt du uns sehen als Beweis, dass du dies tun darfst? Jesus antwortete ihnen: Reißt diesen Tempel nieder, in drei Tagen werde ich ihn wiederaufrichten. Da sagten die Juden: Sechsundvierzig Jahre wurde an diesem Tempel gebaut, und du willst ihn in drei Tagen wiederaufrichten? Er aber meinte den Tempel seines Leibes. Als er von den Toten auferstanden war, erinnerten sich seine Jünger, dass er dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte. Während er zum Paschafest in Jerusalem war, kamen viele zum Glauben an seinen Namen, als sie die Zeichen sahen, die er tat. Jesus aber vertraute sich ihnen nicht an, denn er kannte sie alle und brauchte von keinem ein Zeugnis über den Menschen; denn er wusste, was im Menschen ist. Einführendes Gebet: Herr, ich weiß, dass du immer bei mir bist, vor allem im Gebet, wenn ich mich an dich wende, oder wenn ich versuche, dich besser zu verstehen. Ich glaube, dass du mein Leben mit Güte und Barmherzigkeit ansiehst, und manchmal mit Mitleid. Ich hoffe, dass ich jeden Tag lerne, mehr auf deine Stimme zu hören, um dir nachzufolgen. Ich liebe dich, lehre mich, dich zu lieben, wie du mich liebst. Bitte: Öffne mir die Augen, Herr, dass ich dich immer mehr erkenne, wie du bist, und nicht, wie ich dich gerne hätte. 1. Endlich sagt’s mal einer. Für viele Christen gehört die Vertreibung der Geldwechsler und Händler aus dem Tempel zu den gern gelesenen Abschnitten. Das Gefühl beim Lesen erinnert ein wenig an Actionkrimis, in denen der Bösewicht gegen Ende endlich seine verdiente Abreibung erhält. Gleiches gilt für Stellen, in denen Jesus den Pharisäern ihre Heuchelei vor Augen führt. Das gibt einem das gute Gefühl, auf der richtigen Seite zu stehen. Wahr ist daran, dass Jesus ganz offensichtlich auch drastische Maßnahmen nutzt, wenn es um die Wahrheit geht. Aber … 2. Kein Groll, nur Liebe. … der Unterschied zwischen Jesus und mir in diesem Zusammenhang ist der, dass es ihm nie um Rache oder Genugtuung geht. Ihn treibt die Liebe zu Gott und zu den Menschen an. Die Händler im Tempel stellen sich dem Zugang der Menschen zu Gott genauso in den Weg, wie es viele Pharisäer und Schriftgelehrte getan haben. In Jesu Handeln und in seinen Worten, auch wenn sie drastisch sein mögen, ist kein Hass, kein Groll gegen die Menschen enthalten, auch nicht gegenüber denen, deren Verhalten er tadelt. 3. Das Beispiel Jesu ist immer die Liebe. Wir gehen in der Fastenzeit zusammen mit Jesus auf die Tage seines Leidens zu. Auch er hatte sie in der beschriebenen Szene bereits vor Augen. Aber selbst am Kreuz war kein Hass in ihm. Noch am Kreuz bittet er seinen Vater für seine Henker um Vergebung. Wie klein kommt mir in dieser Hinsicht meine Befriedigung vor, die ich spüre, wenn ich über die Abreibung für die Händler und Geldwechsler lese. Um wie viel besser wäre es, stattdessen Jesu Einsatz für die Liebe nachzueifern? Gespräch mit Christus: Mein Jesus, so oft sehe ich dich aus der Perspektive eines Menschen und glaube dann, du seist mir ähnlich. Dabei bin ich von deinem Vorbild noch ganz weit entfernt. Aber ich nehme mir vor, dich immer besser kennenzulernen und so auch zu lernen, was es heißt, dir wirklich nachzufolgen. Möglicher Vorsatz: Ich werde heute jemandem, gegen den ich Groll hege, vergeben und das durch eine liebevolle Tat für ihn besiegeln.
Offen für Störungen? 5. März 2018
Montag der dritten Woche in der Fastenzeit Hl. Dietmar, Bischof Hl. Olivia von Brescia, Märtyrerin Felix Honekamp Lk 4,24-30 In jener Zeit begann Jesus in der Synagoge in Nazaret darzulegen: Amen, das sage ich euch: Kein Prophet wird in seiner Heimat anerkannt. Wahrhaftig, das sage ich euch: In Israel gab es viele Witwen in den Tagen des Elija, als der Himmel für drei Jahre und sechs Monate verschlossen war und eine große Hungersnot über das ganze Land kam. Aber zu keiner von ihnen wurde Elija gesandt, nur zu einer Witwe in Sarepta bei Sidon. Und viele Aussätzige gab es in Israel zur Zeit des Propheten Elischa. Aber keiner von ihnen wurde geheilt, nur der Syrer Naaman. Als die Leute in der Synagoge das hörten, gerieten sie alle in Wut. Sie sprangen auf und trieben Jesus zur Stadt hinaus; sie brachten ihn an den Abhang des Berges, auf dem ihre Stadt erbaut war, und wollten ihn hinabstürzen. Er aber schritt mitten durch die Menge hindurch und ging weg. Einführendes Gebet: Herr, ich weiß, dass du immer bei mir bist, vor allem im Gebet, wenn ich mich an dich wende, oder wenn ich versuche, dich besser zu verstehen. Ich glaube, dass du mein Leben mit Güte und Barmherzigkeit ansiehst, und manchmal mit Mitleid. Ich hoffe, dass ich jeden Tag lerne, mehr auf deine Stimme zu hören, um dir nachzufolgen. Ich liebe dich, lehre mich, dich zu lieben, wie du mich liebst. Bitte: Ich bitte dich, Herr, schenke mir Offenheit für das, was mir an deinen Worten vielleicht nicht gefällt, für die notwendige Umkehr, die ich nicht einsehen möchte. Manchmal brauche ich mehr, manchmal weniger Anstoß – hilf mir dabei, mich dafür zu öffnen. 1. Jesus, der Streithansel? Im gestrigen Evangelium vertreibt Jesus die Geldwechsler und Händler aus dem Tempel, heute stößt er die Menschen in Nazareth vor den Kopf, unter denen sicher auch Freunde und Bekannte aus seiner Kindheit waren. Fast könnte man glauben, Jesus sei eine Art Querulant, der nichts Besseres zu tun hat, als die Menschen um ihn herum zu verärgern. Aber wie schon gestern: Jesus ist Gott, und Gott ist die Liebe. Es wäre ein Trugschluss, wenn wir seine Offenheit, seine Direktheit nicht als Liebe auslegen würden. 2. Ein offenes Herz ist nötig. Und doch sind die Menschen verärgert. Was wir aber nicht wissen, ist, was diese an sich bestimmt gläubigen Menschen in Nazaret später mit dieser Erfahrung gemacht haben. Ob sie wohl im Gebet darüber nachgedacht haben, was es wohl mit diesem Jesus für eine Bewandtnis hat? Ob sie wenigstens in den Schriften nachgelesen haben, um zu sehen, ob er mit seinen Vergleichen Recht hatte? Vielleicht hat er nicht alle erreicht, aber zumindest diejenigen, die später in der Lage waren, ihr Herz zu öffnen? Dann hat das auch etwas mit mir zu tun: Wie gehe ich mit Kritik an meinem Lebensstil, an meinem Glauben um? Habe ich ein offenes Herz dafür, Jesus auf ungewohnten Wegen näher zu kommen? 3. Disruptives Handeln. In der Wirtschaft spricht man heute oft von „disruptiven“ Entwicklungen; solchen, die man nicht erwarten konnte und die einen vor neue, bislang nicht gekannte Herausforderungen stellen, die einen – rein menschlich gesehen – stören. Das tut Jesus hier mit dem Glauben der Menschen: Er stellt alte Gewissheiten in Frage: die vermeintliche Gewissheit, dass das, was ich tue, was alle tun, schon in Ordnung sein wird. Die vermeintliche Gewissheit, dass ich auf der Seite der Rechtschaffenen stehe. Disruptive Handlungen wie diese sind oft verstörend, aber sie helfen mir, klarer zu erkennen, worauf es ankommt. Sie erschüttern zwar manche Gewissheit, können aber mein Vertrauen noch weiter stärken. Wenn ich denn offen dafür bin!? Gespräch mit Christus: Mein Jesus, eigentlich habe ich es mir in meinem Glaubensleben ganz bequem eingerichtet – mit meinem täglichen Gebet, der Betrachtung, dem wöchentlichen Messgang, der regelmäßigen Beichte … aber ist das alles, was ich für dich zu geben bereit bin? Erwartest du vielleicht mehr oder doch zumindest etwas Neues von mir? Bin ich dafür offen? Ich hoffe es, und ich bete auch dafür. Möglicher Vorsatz: Ich werde im Gebet nach einem Wunsch Jesu an mich, nach einer besonderen „Berufung“ forschen: Was ist der Auftrag Gottes für mein Leben, der mich aus meiner „religiösen Komfortzone“ herausführt? Wenn ich die Antwort habe, mache ich mir einen Plan, wie ich diesen Weg gehen kann.
Vergebung: Fast umsonst! 6. März 2018
Dienstag der dritten Woche in der Fastenzeit Hl. Friedolin von Säckingen Hl. Franziska Streitel Felix Honekamp Mt 18,21-35 In jener Zeit trat Petrus zu Jesus und fragte: Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er sich gegen mich versündigt? Siebenmal? Jesus sagte zu ihm: Nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal. Mit dem Himmelreich ist es deshalb wie mit einem König, der beschloss, von seinen Dienern Rechenschaft zu verlangen. Als er nun mit der Abrechnung begann, brachte man einen zu ihm, der ihm zehntausend Talente schuldig war. Weil er aber das Geld nicht zurückzahlen konnte, befahl der Herr, ihn mit Frau und Kindern und allem, was er besaß, zu verkaufen und so die Schuld zu begleichen. Da fiel der Diener vor ihm auf die Knie und bat: Hab Geduld mit mir! Ich werde dir alles zurückzahlen. Der Herr hatte Mitleid mit dem Diener, ließ ihn gehen und schenkte ihm die Schuld. Als nun der Diener hinausging, traf er einen anderen Diener seines Herrn, der ihm hundert Denare schuldig war. Er packte ihn, würgte ihn und rief: Bezahl, was du mir schuldig bist! Da fiel der andere vor ihm nieder und flehte: Hab Geduld mit mir! Ich werde es dir zurückzahlen. Er aber wollte nicht, sondern ging weg und ließ ihn ins Gefängnis werfen, bis er die Schuld bezahlt habe. Als die übrigen Diener das sahen, waren sie sehr betrübt; sie gingen zu ihrem Herrn und berichteten ihm alles, was geschehen war. Da ließ ihn sein Herr rufen und sagte zu ihm: Du elender Diener! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich so angefleht hast. Hättest nicht auch du mit jenem, der gemeinsam mit dir in meinem Dienst steht, Erbarmen haben müssen, so wie ich mit dir Erbarmen hatte? Und in seinem Zorn übergab ihn der Herr den Folterknechten, bis er die ganze Schuld bezahlt habe. Ebenso wird mein himmlischer Vater jeden von euch behandeln, der seinem Bruder nicht von ganzem Herzen vergibt. Einführendes Gebet: Herr, ich weiß, dass du immer bei mir bist, vor allem im Gebet, wenn ich mich an dich wende, oder wenn ich versuche, dich besser zu verstehen. Ich glaube, dass du mein Leben mit Güte und Barmherzigkeit ansiehst, und manchmal mit Mitleid. Ich hoffe, dass ich jeden Tag lerne, mehr auf deine Stimme zu hören, um dir nachzufolgen. Ich liebe dich, lehre mich, dich zu lieben, wie du mich liebst. Bitte: Ich bitte dich, Herr, hilf mir, mein Herz umzugestalten, dass es dem deinen immer ähnlicher wird. 1. Schon einmal vergeben ist schwer genug. Siebenundsiebzigmal muss ich meinem Bruder vergeben – letztlich keine abzählbare Menge sondern ein anderes Wort für: Jedes Mal! Interessanterweise steht dort nicht einmal eine Bedingung, nichts von „Vergeben bei Reue“ oder „eine Bitte um Vergebung akzeptieren“. Dabei ist doch schon die einmalige Vergebung gar nicht so leicht, besonders dann, wenn man dem anderen zutraut, dass er sich wieder gegen einen versündigen wird. So stellt sich direkt die Frage: Gegen wen hege ich Groll, wem müsste ich vergeben – jedenfalls zunächst einmal? Und was steht dieser Vergebung im Weg? Mein eigener Stolz? 2. Lieber erst die anderen. Viel einfacher scheint es zu sein, Vergebung für sich selbst zu erbitten, vielleicht sogar Anspruch darauf zu erheben. Darum beschreibt Jesus in seinem Gleichnis nicht einfach einen unbarmherzigen Diener, sondern einen solchen, der vorher Vergebung erfahren hat, sie selbst aber dann nicht gewähren will. Es liegt wohl in unserer gefallenen Natur, zuerst auf unser eigenes Wohlergehen zu schauen. Da ist es leicht, über den ungerechten Diener den Kopf zu schütteln, viel schwerer ist es dagegen, tatsächlich zu vergeben, so wie mir mein Vater im Himmel immer wieder vergibt. 3. Gottes Gerechtigkeit. Dabei macht Jesus deutlich, dass es hier nicht nur um eine Kleinigkeit geht: Wer die Vergebung Gottes erlangt hat, der muss auch vergeben –ganz so, wie es im Vaterunser heißt „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“ (bzw. lt. Einheitsübersetzung Mt 6,12: „wie auch wir unseren Schuldigern vergeben haben“). Jesus sagt: Jeder, „der seinem Bruder nicht von ganzem Herzen vergibt, wird von Gott so behandelt werden, wie der böse Diener vom König. Man mag das als „Drohbotschaft“ auffassen, es ist aber, wie von den übrigen Dienern korrekt empfunden, nur recht und billig. Denn Gott verschenkt seine Vergebung – fast – umsonst: dass wir wenigstens auch anderen vergeben, sollte sie uns schon wert sein. Gespräch mit Christus: Mein Jesus, ich freue mich immer wieder, wenn ich in der Beichte deine Vergebung erfahre. Und doch fällt es mir so schwer, einem Widersacher, der sich mir gegenüber viel kleinere Dinge hat zu Schulden kommen lassen, zu vergeben. Dein Vorbild und deine Worte vor Augen sollte ich ihm all das vergeben. Ich bemerke, wie lange es noch dauern wird, mein Herz so umzubilden, dass es deinem ähnelt. Aber ich traue mich trotzdem, dir für jede Vergebung zu danken, die mich darin bestärken soll, auch selbst zu vergeben. Möglicher Vorsatz: Wenn ich in meinem Herzen Groll gegen einen Menschen hege, dem ich nicht vergeben kann, werde ich das in der nächsten Beichte vorbringen.
Hardliner oder Liberaler? 7. März 2018
Mittwoch der dritten Woche in der Fastenzeit Hll. Perpetua und Felizitas, Märtyrerinnen Hl. Volker, Märtyrer Hl. Reinhard, Abt Felix Honekamp Mt 5,17-19 In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen. Amen, das sage ich euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird auch nicht der kleinste Buchstabe des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist. Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich. Einführendes Gebet: Herr, ich weiß, dass du immer bei mir bist, vor allem im Gebet, wenn ich mich an dich wende, oder wenn ich versuche, dich besser zu verstehen. Ich glaube, dass du mein Leben mit Güte und Barmherzigkeit ansiehst, und manchmal mit Mitleid. Ich hoffe, dass ich jeden Tag lerne, mehr auf deine Stimme zu hören, um dir nachzufolgen. Ich liebe dich, lehre mich, dich zu lieben, wie du mich liebst. Bitte: Ich bitte dich, Herr, um den Geist des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, der mich durch mein Leben begleitet und mich zu dir führt. 1. Religiöser Hardliner. Die Worte, die wir hier von Jesus hören, klingen dogmatisch. Nicht einmal der kleinste Buchstabe des Gesetzes wird vergehen, bis zum Ende dieser Welt. Vielleicht gab es viele, die geglaubt hatten, mit ihm sei die Zeit des Laissez-faire angebrochen. Vielleicht dachten (und denken noch heute) viele, dass Gott es mit seinen Geboten schon nicht so genau nehmen werde. Aber der Herr hat gemeint, was er gesagt und seinen Propheten mit auf den Weg gegeben hat – daran lässt Jesus keinen Zweifel. 2. Liberaler Modernisierer. Aber wie passt das zu dem „anderen“ Jesus, der seine Jünger verteidigt, als sie am Sabbat Ähren abreißen? Dem Jesus, der die Ehebrecherin vor dem schon sicheren Tod bewahrt? Dem Jesus, der selbst am Sabbat Kranke heilt und sich nicht darum schert, ob er mit Sündern gesehen wird … und die beschimpft, die den Buchstaben des Gesetzes zu beachten lehren? Ist das nicht ein Widerspruch zum heutigen Evangelium? Oder habe ich etwas übersehen? 3. Sache und Person – darum geht es. Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat – mit diesen Worten hat Jesus schon einmal deutlich gemacht, worum es ihm beim Gesetz geht: Um das Heil der Menschen. Jeder darf mit Gottes Gnade rechnen, auch wenn seine Sünde noch so groß erscheint. Aber niemand kann sich selbst vom Buchstaben des Gesetzes freisprechen, nur weil der ihm gerade unbequem erscheint. Die Neuigkeit Jesu liegt für viele vielleicht genau in dieser Fragestellung: Trägt ein Gesetz zu meinem Seelenheil bei? Dann ist es auch gut, es zu beachten. Aber nicht ich bin es, der diese Entscheidung in Eigenregie zu treffen hat, sondern indem ich Gott selbst darüber befrage. Und ich kann lernen – im Gebet, in der Betrachtung, vor allem mit einer guten Gewissenserforschung –, mit dieser Entscheidungsfreiheit gut umzugehen. Gespräch mit Christus: Mein Jesus, du hast mich zur Freiheit erschaffen. Und doch schmerzt es dich, wenn ich von deiner Nachfolge abweiche. Ich brauche ein verständiges Herz, das mich sicher führt. Hilf mir zu erkennen, was gut und was schlecht ist für unsere Beziehung, was mich zu dir hin und was mich von dir wegführt. Möglicher Vorsatz: Ich werde heute Abend mein Gewissen anhand eines Beichtspiegels gründlich prüfen.
Nie ohne dich, Herr! 8. März 2018
Donnerstag der dritten Woche in der Fastenzeit Hl. Johannes von Gott OH Hl. Georg Michael Wittmann, Generalvikar Felix Honekamp Lk 11,14-23 In jener Zeit trieb Jesus einen Dämon aus, der stumm war. Als der Dämon den Stummen verlassen hatte, konnte der Mann reden. Alle Leute staunten. Einige von ihnen aber sagten: Mit Hilfe von Beelzebul, dem Anführer der Dämonen, treibt er die Dämonen aus. Andere wollten ihn auf die Probe stellen und forderten von ihm ein Zeichen vom Himmel. Doch er wusste, was sie dachten, und sagte zu ihnen: Jedes Reich, das in sich gespalten ist, wird veröden, und ein Haus ums andere stürzt ein. Wenn also der Satan mit sich selbst im Streit liegt, wie kann sein Reich dann Bestand haben? Ihr sagt doch, dass ich die Dämonen mit Hilfe von Beelzebul austreibe. Wenn ich die Dämonen durch Beelzebul austreibe, durch wen treiben dann eure Anhänger sie aus? Sie selbst also sprechen euch das Urteil. Wenn ich aber die Dämonen durch den Finger Gottes austreibe, dann ist doch das Reich Gottes schon zu euch gekommen. Solange ein bewaffneter starker Mann seinen Hof bewacht, ist sein Besitz sicher; wenn ihn aber ein Stärkerer angreift und besiegt, dann nimmt ihm der Stärkere all seine Waffen weg, auf die er sich verlassen hat, und verteilt die Beute. Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich; wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut. Einführendes Gebet: Herr, ich weiß, dass du immer bei mir bist, vor allem im Gebet, wenn ich mich an dich wende, oder wenn ich versuche, dich besser zu verstehen. Ich glaube, dass du mein Leben mit Güte und Barmherzigkeit ansiehst, und manchmal mit Mitleid. Ich hoffe, dass ich jeden Tag lerne, mehr auf deine Stimme zu hören, um dir nachzufolgen. Ich liebe dich, lehre mich, dich zu lieben, wie du mich liebst. Bitte: Ich bitte dich, Herr, lass mich erkennen, dass ich mit dir alles, ohne dich aber nichts erreichen kann. Das macht mich nicht klein, es zeigt nur deine Größe … und deine wunderbare Liebe zu mir. 1. Überirdische Kraft. Es ist schon ein starkes Stück, dass man ausgerechnet Jesus, dem Sohn Gottes, vorwirft, er sei mit dem Teufel im Bunde. Andererseits haben einige sicher nur die gewaltige Macht Jesu vor Augen und können sich nichts anderes vorstellen, als dass es eine „überirdische“ Kraft ist, die er nutzt. Damit wiederum liegen sie natürlich nicht falsch, sie denken nur in die verkehrte Richtung. Aber was hätte ich gedacht, wenn ich in ihrer Situation gewesen wäre? 2. Geistlicher Kampf gegen Beelzebul. Jesus benutzt die Bilder eines Kampfes um ein Haus: Der Stärkere nimmt dem Schwächeren alles weg, was er hat. Dabei stellt sich die Frage, wer der jeweils Stärkere ist. Gott selbst ist allmächtig, ohne ihn kann ich nichts erreichen. Aber allzu oft meine ich, dem Leben, seinen Herausforderungen und besonders seinen Versuchungen alleine entgegentreten zu können. Ein fataler Fehler, denn die Menschen in Jesu Umfeld haben eines richtig erkannt: Der Beelzebul ist mächtig, so mächtig, dass man ihm nicht alleine entgegentreten kann. 3. Der Stärkere gewinnt. Darum brauchen wir in den Versuchungen und Herausforderungen des Lebens Jesus an unserer Seite. Er will, dass wir selbst kämpfen, aber er kämpft mit uns. Wie der heilige Augustinus zitiert wird: „Ohne Gott können wir nicht. Ohne uns will Gott nicht.“ Darum muss ein Christ auch keine Angst vor Beelzebul haben, wenn er an Gottes Seite steht. So wahr der Teufels existiert, so wahr ist auch, dass er durch Jesu Tod und Auferstehung endgültig besiegt worden ist. Ihn zu unterschätzen wäre fatal, ihn zu überschätzen – für einen Mann an der Seite Gottes – aber auch unnötig furchtsam. Gespräch mit Christus: Mein Jesus, du bist immer an meiner Seite und nimmst die Kämpfe, die ich im Leben zu bestehen habe, mit mir gemeinsam auf. Ich muss nur deinem Weg folgen – den Sieg gegen das Böse erreichen wir dann gemeinsam. Danke, dass du mich an diesem Sieg teilhaben lässt. Möglicher Vorsatz: Ich werde gegen eine immer wiederkehrende Versuchung gemeinsam mit Jesus an meiner Seite kämpfen. Und wenn ich falle, stehe ich wieder auf, noch tiefer mit Jesus vereint.
Die doppelte Liebe 9. März 2018
Freitag der dritten Woche in der Fastenzeit Hl. Bruno von Querfurt OSB, Bischof Hl. Franziska von Rom Hl. Dominikus Savio SDB Felix Honekamp Mk 12,28b-34 In jener Zeit ging ein Schriftgelehrter zu Jesus hin und fragte ihn: Welches Gebot ist das Erste von allen? Jesus antwortete: Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft. Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden. Da sagte der Schriftgelehrte zu ihm: Sehr gut, Meister! Ganz richtig hast du gesagt: Er allein ist der Herr, und es gibt keinen anderen außer ihm, und ihn mit ganzem Herzen, ganzem Verstand und ganzer Kraft zu lieben und den Nächsten zu lieben wie sich selbst, ist weit mehr als alle Brandopfer und anderen Opfer. Jesus sah, dass er mit Verständnis geantwortet hatte, und sagte zu ihm: Du bist nicht fern vom Reich Gottes. Und keiner wagte mehr, Jesus eine Frage zu stellen. Einführendes Gebet: Herr, ich weiß, dass du immer bei mir bist, vor allem im Gebet, wenn ich mich an dich wende, oder wenn ich versuche, dich besser zu verstehen. Ich glaube, dass du mein Leben mit Güte und Barmherzigkeit ansiehst, und manchmal mit Mitleid. Ich hoffe, dass ich jeden Tag lerne, mehr auf deine Stimme zu hören, um dir nachzufolgen. Ich liebe dich, lehre mich, dich zu lieben, wie du mich liebst. Bitte: Ich bitte dich, Herr, zeige mir, an welcher Stelle es in meinem Leben noch an Liebe mangelt. 1. Die Liebe zu Gott. Es hat einen Grund, weswegen Jesus auf die Frage des Schriftgelehrten hin zuerst von der Liebe zu Gott spricht. Gott, der Herr, ist unser Schöpfer, er bedarf meiner Liebe nicht, aber ich habe es nötig, ihn zu lieben. Denn erst in der Liebe zu ihm finde ich die Erfüllung, Ruhe für meine Seele, Frieden in meinem Herzen. Da Gott mein Schöpfer ist, gebührt ihm nicht nur meine Liebe, diese Liebe erfüllt dann auch mich; ohne diese Liebe bin ich nicht ganz Mensch. 2. Die Liebe zum Nächsten. Und trotzdem stuft Jesus an anderer Stelle (Mt 22,39) die Liebe zum Nächsten ebenso hoch ein wie das „Erste“ der Gebote. Sind aber die Menschen, meine Nächsten, nicht viel zu wankelmütig, um sie zu lieben? Im Gegensatz zu Gott haben die wenigsten meine Liebe „verdient“. Aber offensichtlich geht es Jesus gar nicht darum. Der Mensch ist ein Abbild Gottes, und als solches gebührt ihm, bei allen Fehlern die er haben mag, meine Liebe. Und auch hier gilt: Meine Liebe zu meinem Nächsten brauche auch ich selbst, um ganz Mensch zu sein, das heißt in dem Sinne, wie Gott mich gedacht hat. 3. Das Eine nicht ohne das Andere. Die katholische Mystikerin Madeleine Delbrêl lebte in Frankreich in einer rein sozialistischen Stadt. Angeblich trieb die Sozialisten die Liebe zu den Menschen, aber wie sich herausstellte, war diese Liebe auf Sand gebaut, ohne Liebe zu Gott – Millionen Tote in den Gulags dieser Welt geben Zeugnis davon. Umgekehrt ist aber auch die Liebe zu Gott ohne Liebe zu den Menschen nur ein Lippenbekenntnis. Die Erkenntnis Delbrêls war eindeutig: Die Liebe zu Gott und die Liebe zu den Menschen müssen eine Einheit bilden. Wie ist das bei mir? Glaube ich, nur Gott lieben zu können und die Menschen erst an zweiter Stelle? Oder meine ich, meine „Liebe“ zu den Menschen sei schon ausreichend, da sei die Liebe zu Gott nicht mehr so wichtig? Gespräch mit Christus: Mein Jesus, eigentlich ist es doch ganz leicht, dir zu folgen: Ich muss nur Gott lieben und meinen Nächsten! Und doch fällt mir entweder das Eine oder das Andere manchmal schwer, und ich wünschte mir, es würde ausreichen, nur Gott oder nur meinen Nächsten zu lieben. Aber du weißt es besser, es geht nur beides zusammen. Danke, dass du mir das offenbarst. Aber ich muss dich wieder um deine Hilfe bitten: Hilf mir, mehr zu lieben, dich und meinen Nächsten. Möglicher Vorsatz: Ich werde bei nächster Gelegenheit bei einem Menschen, mit dem ich Schwierigkeiten habe, versuchen, Jesus in ihm zu sehen und mich entsprechend zu verhalten. Nach dieser Übung mache ich das mit dem Nächsten, dann mit dem Nächsten …
Ein Beispiel demütiger Gottesliebe 10. März 2018
Samstag der dritten Woche in der Fastenzeit Hl. Ämilian von Lagny OSB, Abt Hl. Attala OSB, Abt Hl. Gustav von Schweden Felix Honekamp Lk 18,9-14 In jener Zeit erzählte Jesus einigen, die von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt waren und die anderen verachteten, dieses Beispiel: Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stellte sich hin und sprach leise dieses Gebet: Gott, ich danke dir, dass ich nicht wie die anderen Menschen bin, die Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner dort. Ich faste zweimal in der Woche und gebe dem Tempel den zehnten Teil meines ganzen Einkommens. Der Zöllner aber blieb ganz hinten stehen und wagte nicht einmal, seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug sich an die Brust und betete: Gott, sei mir Sünder gnädig! Ich sage euch: Dieser kehrte als Gerechter nach Hause zurück, der andere nicht. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden. Einführendes Gebet: Herr, ich weiß, dass du immer bei mir bist, vor allem im Gebet, wenn ich mich an dich wende, oder wenn ich versuche, dich besser zu verstehen. Ich glaube, dass du mein Leben mit Güte und Barmherzigkeit ansiehst, und manchmal mit Mitleid. Ich hoffe, dass ich jeden Tag lerne, mehr auf deine Stimme zu hören, um dir nachzufolgen. Ich liebe dich, lehre mich, dich zu lieben, wie du mich liebst. Bitte: Ich bitte dich, Herr, gib mir ein demütiges Herz, wie das des Zöllners im heutigen Evangelium. Er ist vielleicht kein Vorbild an Redlichkeit, aber seine Einsicht in seine Sündhaftigkeit ist größer als es meine oft ist. 1. Heuchlerische Liebe. Gerade im gestrigen Evangelium (Mk 12,28b-34) hat Jesus noch deutlich gemacht, dass nur eine Liebe zu Gott UND zu den Menschen eine echte Liebe sein kann. Liebt man nur einen von beiden, bleibt diese Liebe unvollkommen. So meint der Pharisäer im Gleichnis des heutigen Textes, dass er doch Gott liebe – er betet, opfert, tut alles, was er meint, dass er tun muss, um seine Liebe zu beweisen. Aber auf den Zöllner, der im Tempel sein Nächster ist, schaut er wie von herab. An ihm zeigt sich: Die Liebe, die sich auf die Liebe zu Gott zu beschränken versucht, wird heuchlerisch – eine Gefahr, in der auch ich jederzeit stehe, wenn ich in den Menschen nicht Christus erkennen kann. 2. Einsicht vor Gott. Der Zöllner hingegen, auch wenn er nicht direkt auf den Anderen schaut, ist ehrlich mit sich selbst und mit Gott. Er weiß um seine Schuld und sein Gewissen klagt ihn an. Er liebt Gott, sonst wäre er nicht im Tempel, aber er sieht vor allem, dass seine Liebe zu den Menschen mangelhaft ist. Einsicht, so sagt der Volksmund, ist der erste Weg zur Besserung. Und Einsicht vor Gott bringt schon ein paar Schritte weiter. 3. Zwei Gerechte – eine Möglichkeit. Wenn ich mich nun in dem Pharisäer wiedererkenne, was heißt das dann für mich? Sicher nicht, dass ich weniger beten sollte, aber die Art des Gebets muss eine andere sein. Meine Nächsten müssen darin vorkommen - unter dem Zeichen des Wohlwollens. Hätte der Pharisäer nicht auf den Zöllner herabgeschaut, sondern für ihn gebetet und ihm anschließend Unterstützung auf seinem Weg angeboten, – beide wären „als Gerechte“ nach Hause zurückgekehrt. Wie ist mein Gebet? Versuche ich nur, meine Liebe zu Gott mit an ihn gerichteten Worten zu beweisen, oder ist es geprägt von meiner Liebe zu ihm UND den Menschen? Gespräch mit Christus: Mein Jesus, manchmal glaube ich, weder der Liebe zur dir noch der zu meinem Nächsten gerecht zu werden. Aber du zeigst mir auch immer wieder Wege, mehr, tiefer zu lieben. Lass mich in deine Schule des Gebets und der Liebe gehen. Möglicher Vorsatz: Ich werde heute für einen Menschen beten, auf den ich allzu leicht herabzuschauen pflege, und mir dabei überlegen, wie ich ihm auf seinem Glaubensweg helfen kann.
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