Tägliche Meditationen Sonntag 4. Februar 2018 bis Samstag 10. Februar 2018 FĂĽnfte Woche im Jahreskreis Beate Scheilen
Macht Beten erfolgreich? 4. Februar 2018
Fünfter Sonntag im Jahreskreis Hl. Hrabanus Maurus, Bischof Hl. Veronika Hl. Gilbert Beate Scheilen Mk 1,29-39 In jener Zeit ging Jesus zusammen mit Jakobus und Johannes in das Haus des Simon und Andreas. Die Schwiegermutter des Simon lag mit Fieber im Bett. Sie sprachen mit Jesus über sie, und er ging zu ihr, fasste sie an der Hand und richtete sie auf. Da wich das Fieber von ihr, und sie sorgte für sie. Am Abend, als die Sonne untergegangen war, brachte man alle Kranken und Besessenen zu Jesus. Die ganze Stadt war vor der Haustür versammelt, und er heilte viele, die an allen möglichen Krankheiten litten, und trieb viele Dämonen aus. Und er verbot den Dämonen zu reden; denn sie wussten, wer er war. In aller Frühe, als es noch dunkel war, stand er auf und ging an einen einsamen Ort, um zu beten. Simon und seine Begleiter eilten ihm nach, und als sie ihn fanden, sagten sie zu ihm: Alle suchen dich. Er antwortete: Lasst uns anderswohin gehen, in die benachbarten Dörfer, damit ich auch dort predige; denn dazu bin ich gekommen. Und er zog durch ganz Galiläa, predigte in den Synagogen und trieb die Dämonen aus. Einführendes Gebet: Herr, ich möchte diese Zeit ganz dir widmen. Ich möchte kein Programm absolvieren, sondern dir alles anvertrauen, was mich momentan beschäftigt. Bitte: Hilf mir, deine Antwort zu hören und in meinem Alltag umzusetzen. 1. Nur sprechenden Menschen kann geholfen werden. Die Schwiegermutter von Petrus (der damals noch einfach „Simon“ hieß) ist krank – offenbar schwer krank. Es braucht schon etwas mehr als einen einfachen Infekt, damit eine Hausfrau tagsüber im Bett liegt, statt die Gäste zu bewirten. Was tun Simon und sein Bruder? „Sie sprachen mit Jesus über sie“. Und Jesus geht sofort zu ihr und heilt sie. Sie hätten auch den Mund halten können - in der Hoffnung, dass Jesus von selbst nach der Frau fragt, oder um ihn nicht mit ihren Anliegen zu belästigen. Vielleicht wäre sie dann viel länger krank gewesen, oder sogar an dem Fieber gestorben… Spreche ich mit Jesus über die Menschen, die mir am Herzen liegen, und ihre Sorgen, Freuden und Bedürfnisse? Bitte ich ihn ganz konkret um seine Hilfe? Oder denke ich eher: Gott weiß ja ohnehin alles, er wird den Leuten, die ihn brauchen, auch so helfen? Unser Vater im Himmel freut sich, wenn wir ihn in Jesu Namen um etwas bitten! Er hat uns das Bitten sogar aufgetragen, und wird uns seine Hilfe nicht verweigern. 2. Das Elend ist immer das gleiche. Morgens hat Jesus den Gottesdienst in der Synagoge von Kafarnaum besucht und dabei einen Besessenen geheilt. Das hat sich herumgesprochen. Abends steht „die ganze Stadt“ vor der Tür des Hauses, in dem er zu Gast ist. Viele dieser Kranken hatten vermutlich nicht am Gottesdienst teilnehmen können (auch weil sie durch die Krankheit kultisch unrein waren); nun suchen sie, ohne es zu wissen, Gott in Gestalt von Jesus auf. Kaum hat Jesus angefangen, öffentlich zu wirken, wird er mit dem gesammelten Elend der Menschen konfrontiert. Auch wenn heute in unseren Gegenden die Krankheitsbilder andere sind – im Grunde hat sich die Situation doch nicht verändert: Viele Menschen leiden körperlich und seelisch sehr, und die Medizin kann ihnen nicht helfen. Die Kranken in Kafarnaum sind zu Jesus gegangen. Gut, vermutlich ging es ihnen weniger ums Reich Gottes als um ihre Heilung, und ein wenig Aberglaube mag auch im Spiel gewesen sein. Aber die Hauptsache ist doch: Sie gingen zu Jesus! Einfach so. Ohne intellektuelle Vorbehalte und ohne Furcht, ihm lästig zu fallen. Vielleicht gar kein so schlechtes Vorbild für manchen Kranken des 21. Jahrhunderts! 3. Jesus enttäuscht Erwartungen. Am Morgen ist Jesus verschwunden. Es stehen immer noch Mengen von Kranken vor der Tür – aber wo ist Jesus? Ein Suchtrupp zieht los… und findet ihn beim Beten. Anscheinend hat Jesus viel übrig für Stille und Abgeschiedenheit. Aber wie kann er beten, wo es so viel zu tun gibt? Warum betet er überhaupt? Er weiß doch, was zu tun ist und hat Erfolg damit – da kann er doch einfach weitermachen! Simon und seine Freunde sind sehr stolz, dass ihr Meister gerade in ihrer Heimatstadt so viel Gutes tut, und möchten das gerne noch etwas länger beibehalten. Wenn Beten erfolgreich machte, würden sie Jesus vermutlich sogar erlauben, frühmorgens zu beten…! Doch Jesus macht ihnen einen Strich durch die Rechnung: Er sucht nicht den Erfolg. Er wird kein Heilungszentrum in Kafarnaum eröffnen, sondern möchte den Ort verlassen und andere Dörfer aufsuchen. „Dazu bin ich gekommen.“ Was er zu tun hat, lässt er sich nicht von Menschen vorgeben, sondern das erfährt er im Gespräch mit seinem Vater. Die Zeit am Morgen gibt ihm die Kraft für die Herausforderungen des Tages. Erst die Stille – dann der öffentliche Einsatz. Gespräch mit Christus: Jesus, für das Gespräch mit dem Vater hast du dir immer Zeit genommen. Auch wenn du dafür sehr früh aufstehen musstest (oder lange aufbleiben). Ich tue mich noch schwer damit, dem Gebet diese Bedeutung beizumessen. Bitte hilf mir zu erkennen, dass ich diese Zeit unbedingt brauche! Denn wenn ich mir die Orientierung nicht bei dir hole, wird mein Leben nur von meinen eigenen Ideen oder von den Wünschen anderer bestimmt. Möglicher Vorsatz: Heute werde ich mir überlegen, zu welcher Tageszeit ich mein Gespräch mit Gott am besten haben kann und wie lange es dauern soll. Diese Verabredung werde ich mindestens bis zum nächsten Sonntag durchhalten.
Alle wollen zu Jesus – warum? 5. Februar 2018
Gedenktag Hl. Agatha, Märtyrerin Hl. Adelheid (Elke) Äbtissin Hll. Albuin und Ingenuin, Bischöfe Beate Scheilen Mk 6,53-56 In jener Zeit fuhren Jesus und seine Jünger auf das Ufer zu, kamen nach Genesaret und legten dort an. Als sie aus dem Boot stiegen, erkannte man ihn sofort. Die Menschen eilten durch die ganze Gegend und brachten die Kranken auf Tragbahren zu ihm, sobald sie hörten, wo er war. Und immer, wenn er in ein Dorf oder eine Stadt oder zu einem Gehöft kam, trug man die Kranken auf die Straße hinaus und bat ihn, er möge sie wenigstens den Saum seines Gewandes berühren lassen. Und alle, die ihn berührten, wurden geheilt. Einführendes Gebet: Herr, ich sehne mich nach Heilung für meine körperlichen und seelischen Schwachstellen! Ich möchte eine umfassende Heilung, die mich näher zu dir bringt, nicht nur eine Art „geistliches Dragee“, nach dessen Einnahme ich dich nicht mehr nötig habe. Bitte: Bitte hilf mir, dich in dieser Gebetszeit wirklich zu berühren! 1. Jesus hat kaum Zeit für sich. „Man erkannte ihn sofort“: Woher kennen die Leute Jesus eigentlich – damals gab es doch noch keine Fotos, kein Fernsehen und kein Instagram? Nun, vielleicht waren einige bei der Brotvermehrung dabei gewesen, die kurz vorher stattgefunden hatte. Nun erkennen sie Jesus wieder und das spricht sich herum. Jesus ist jetzt offenbar so populär geworden, dass er nirgendwo mehr hingehen kann, ohne von Menschenmengen belagert zu werden. So wie heutzutage ein berühmter Sportler oder Filmstar. Habe ich schon mal darüber nachgedacht, was es für Jesus bedeutet haben muss, keine oder nur sehr begrenzte „Zeit für sich“ zu haben? Abgesehen von den Zeiten des einsamen Gebets ist er immer für die Menschen da, die ihn aufsuchen – wo sind die eigentlich, als er gekreuzigt wird? Jetzt laufen sie ihm nach mit ihren verständlichen, aber recht eigennützigen Wünschen. Als der Moment kommt, in dem sie IHM hätten helfen können, ist keiner mehr da. Jesus wusste das – und hat sich trotzdem um sie gekümmert. 2. Heilt Jesus auch heute noch? „Alle, die ihn berührten, wurden geheilt“. Viele Menschen berühren Jesus täglich in der heiligen Kommunion – und die allermeisten werden nicht unverzüglich von ihren Krankheiten geheilt. Ist das ein Argument gegen die reale Gegenwart Christi in der Eucharistie? Nein, denn Gott ist frei und er respektiert das Maß unseres Glaubens. Außerdem möchte er auch, dass wir uns der natürlichen Mittel bedienen, die er uns gegeben hat. In unserem Teil der Welt gibt es ein hochentwickeltes Gesundheitswesen – im Palästina des Jahres 30 war das nicht der Fall. Einen Arzt aufzusuchen und Medikamente einzunehmen, wenn ich Beschwerden habe, ist auch ein Gang zu Christus, kein Zeichen mangelnden Gottvertrauens, sondern eine Kooperation mit Gottes Schöpfung, und ich kann dankbar sein, dass mir diese Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Wenn diese Mittel versagen, kann ich neben dem Wunder dieser natürlichen Möglichkeiten um ein noch größeres Wunder beten. 3. Die Messe ist keine Magie! Stellen wir uns einmal folgendes Szenario vor: Ab Weihnachten 2017 wird jeder, der die hl. Messe besucht und die Kommunion empfängt, umgehend von allen Krankheiten und Beschwerden geheilt, so wie die Leute, die damals Jesus berührten. Was würde geschehen? Unsere Kirchen wären schlagartig überfüllt und die Klagen über den dürftigen Gottesdienstbesuch wären für immer vorbei! Wirklich für immer? Nein, denn 90 % der Geheilten würden vermutlich am folgenden Sonntag schon nicht mehr zur Messe kommen, weil sie keinen Bedarf mehr erkennen würden. Ist es das, was Jesus sich wünscht? Die hl. Messe ist keine Magie! Jesus heilt mich nicht, damit ich mein altes Leben weiterführe und ihn dann alsbald vergesse. Heilung hat für ihn eine noch viel tiefere Dimension: Sie macht mich nicht (oder nicht nur) zu einem auf natürlicher Ebene gesunden, sondern zu einem übernatürlich neuen Menschen, dessen Leben auf einer ganz anderen Spur läuft als bisher! Sie ist ein Prozess, in dem der neue Mensch, der nach dem Liebesgebot lebt, sich zunehmend von ihm ergreifen und umgestalten lässt. Die Heilungen waren eher ein Zeichen der Gottesherrschaft, die mit Jesus unter den Menschen anbrach, Beweise seiner Macht und seines göttlichen Ursprungs, aber kein flächendeckendes Phänomen. Und: Besteht das wahre Problem nicht oft darin, dass die tiefe, innere Berührung mit Jesus im Glauben ausbleibt? Gespräch mit Christus: Jesus, ich möchte dir die vielen Menschen bringen, die krank und von Schmerzen gepeinigt sind und an ihrer Lage fast verzweifeln. Hilf ihnen, den Blick von sich auf dich zu richten. Lass sie spüren, dass sie nicht alleine sind und dass sie dir vertrauen können. Möglicher Vorsatz: Ich werde heute für einen kranken Menschen beten und/oder einen Kranken besuchen.
Nur ein paar Tropfen Wasser 6. Februar 2018
Gedenktag Hll. Paul Miki und Gefährten, Märtyrer Hl. Dorothea, Märtyrerin Beate Scheilen Mk 7,1-13 In jener Zeit hielten sich die Pharisäer und einige Schriftgelehrte, die aus Jerusalem gekommen waren, bei Jesus auf. Sie sahen, dass einige seiner Jünger ihr Brot mit unreinen, das heißt mit ungewaschenen Händen aßen. Die Pharisäer essen nämlich wie alle Juden nur, wenn sie vorher mit einer Hand voll Wasser die Hände gewaschen haben, wie es die Überlieferung der Alten vorschreibt. Auch wenn sie vom Markt kommen, essen sie nicht, ohne sich vorher zu waschen. Noch viele andere überlieferte Vorschriften halten sie ein, wie das Abspülen von Bechern, Krügen und Kesseln. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten fragten ihn also: Warum halten sich deine Jünger nicht an die Überlieferung der Alten, sondern essen ihr Brot mit unreinen Händen? Er antwortete ihnen: Der Prophet Jesaja hatte Recht mit dem, was er über euch Heuchler sagte: Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit weg von mir. Es ist sinnlos, wie sie mich verehren; was sie lehren, sind Satzungen von Menschen. Ihr gebt Gottes Gebot preis und haltet euch an die Überlieferung der Menschen. Und weiter sagte Jesus: Sehr geschickt setzt ihr Gottes Gebot außer Kraft und haltet euch an eure eigene Überlieferung. Mose hat zum Beispiel gesagt: Ehre deinen Vater und deine Mutter! und: Wer Vater oder Mutter verflucht, soll mit dem Tod bestraft werden. Ihr aber lehrt: Es ist erlaubt, dass einer zu seinem Vater oder seiner Mutter sagt: Was ich dir schulde, ist Korbán, das heißt: eine Opfergabe. Damit hindert ihr ihn daran, noch etwas für Vater oder Mutter zu tun. So setzt ihr durch eure eigene Überlieferung Gottes Wort außer Kraft. Und ähnlich handelt ihr in vielen Fällen. Einführendes Gebet: Jesus, es gibt einfachere Stellen im Evangelium als diese. Aber ich möchte mich trotzdem daran wagen, sie mit dir zusammen zu betrachten. Bitte schicke mir deinen Heiligen Geist für diese Gebetszeit. Bitte: Herr, bitte zeige mir, was diese Schriftstelle für mich persönlich bedeutet und bewahre mich vor vorschnellem Urteilen. 1. Vor dem Essen, Händewaschen nicht vergessen. Wir lernen schon als kleine Kinder, dass man sich die Hände waschen soll, wenn man dreckig vom Spielplatz kommt, wegen der Keime. Warum also dieser Aufstand um Selbstverständlichkeiten?- Bestimmt sind die Schriftgelehrten nicht extra aus Jerusalem angereist, um Jesus und seinen Jüngern eine Hygieneschulung zu geben. Das Waschen war eine kultische Handlung, die den Betreffenden rein machte – im Gegensatz zu den unreinen Heiden, von denen es inzwischen in Palästina und Umgebung ziemlich viele gab, zum Ärger der gesetzestreuen Juden. Sie wollten das auserwählte Gottesvolk so weit wie möglich von den Heiden abgrenzen. Dies geschah u.a. durch die Befolgung von Vorschriften, die „die Alten“ (sozusagen die „Kirchenväter“ des Judentums) als Interpretation der mosaischen Gesetze erstellt hatten. Wenn Jesus beansprucht, der Gesandte Gottes zu sein, müssten er und seine Jünger sich eigentlich an diese Vorgaben halten. Tun sie aber nicht. Was bedeutet das? Die Lage ist ernst, es geht um zwei Fragen: 1. Spricht Jesus mit göttlicher Vollmacht? 2. Welchen Stellenwert hat die Tradition? Ist Gott an sie gebunden? - Viele fügen heutzutage noch eine dritte Frage an: Sind Rituale sinnvoll und gottgewollt? Kann ein Mensch durch ein paar Tropfen Wasser eine übernatürliche Wirkung erzielen? Oder ist das alles ein Irrtum, und der wahre Glaube ist rein geistlicher Natur? 2. Lippenbekenntnisse. Jesus versucht gar nicht erst, um Verständnis zu werben oder sich gar zu entschuldigen („Wir sind ständig unterwegs, da klappt das mit dem Waschen nicht so gut.“). Im Gegenteil: Er scheut sich nicht, die Frager als „Heuchler“ zu betiteln, die sich nach außen hin den Anschein geben, Gottes Gebote zu erfüllen, in Wirklichkeit aber nach ihren eigenen Wünschen handeln. Sie befleißigen sich also der berühmten „Lippenbekenntnisse“, bei denen das Herz (im Judentum ist es der Sitz des Verstandes und des überlegten Handelns) weit weg von Gott ist. Er bringt auch gleich ein prägnantes Beispiel vor: Das Korban-Gelübde. Wenn ich mein Geld dem Tempel als Opfergabe verspreche, brauche ich es nicht für die Versorgung meiner Eltern auszugeben. In einer Zeit ohne staatliche Sozialhilfe konnte das für die Eltern den Sturz ins Elend bedeuten. Außerdem war der Sohn (oder die Tochter) gar nicht verpflichtet, das Geld wirklich im Tempel abzuliefern, sondern konnte es weiterhin für eigene Zwecke verwenden. Jeder Tempelbedienstete, der so ein Gelübde entgegennahm, leistete Beihilfe zu einer Ungerechtigkeit, die das vierte Gebot „Ehre deinen Vater und deine Mutter“ in krasser Weise verletzte. Parallelen zur Gegenwart sind nicht von der Hand zu weisen („Ich hab mein Geld so angelegt, dass das Sozialamt nicht dran kommt – ich zahl doch nicht für meine Eltern!“). 3. Leben ohne Tricks und Täuschung. Man kann sich leicht vorstellen, dass die Fragesteller nicht gerade von Sympathie für Jesus erfüllt nach Hause zurückkehrten. Wenn er wirklich ein Mann Gottes war, dann hatte er ihnen gerade vor Augen geführt, dass sie selber keine guten Gottesdiener waren. Außerdem hatte Jesus sich geweigert, sich den „Überlieferungen der Alten“ zu beugen, da sie nur Satzungen von Menschen seien. Im Konflikt zwischen Jesus und den jüdischen Autoritäten beginnt es zu brodeln…Wie beantworten wir nun die obigen Fragen? Jesus sagt nirgendwo, dass alle Gesetze und Traditionen Unsinn sind und aufgegeben werden sollen. Im Gegenteil: Er ist gekommen, um das Gesetz zu erfüllen - „auch nicht der kleinste Buchstabe des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist“ (Mt 5,18). Nicht das Gebot soll verschwinden, sondern seine trickreiche Umgehung und die Täuschung, die damit verbunden ist. Die 10 Gebote sind von Gott und daher gut – nur unsere Herzenshärte sorgt dafür, dass wir meinen, sie würden uns womöglich überfordern.Ach ja, da war noch Frage drei: Haben von der Kirche sanktionierte Rituale nun eine Wirkung oder nicht? Darauf kann man als Katholik eigentlich nur eine Antwort geben… Sicher muss man das im Rahmen der ganzen Eucharistiefeier sehen, die ein einziger zusammenhängender Ritus ist - aber was tut der Priester in der Messe, vor der Wandlung der Gaben? Er wäscht sich die Hände - warum wohl? Kleiner Hinweis: Es geht nicht um die Keime… Gespräch mit Christus: Jesus, ich danke dir für diese Gebetszeit. Du lässt mich immer wieder erkennen, wie groß der Unterschied zwischen Herzens- und Buchstabenfrömmigkeit ist. Bewahre mich davor, mich nur an den Wortlaut bestimmter Gebote zu halten, ohne dass mein Herz von deiner Liebe berührt wird. Möglicher Vorsatz: Ich werde mir heute zehn Minuten Zeit nehmen, um darüber nachzudenken, wo mein geistliches Leben ein Handeln „nach dem Buchstaben“ ist. Dann werde ich Gott um die Kraft bitten, mich in diesem Punkt zu ändern.
Maßstab „Lebenswirklichkeit“? 7. Februar 2018
Mittwoch der fünften Woche im Jahreskreis Hl. Richard von England Hl. Francesco Antonio Postillo OFMAlc Beate Scheilen Mk 7,14-23 In jener Zeit rief Jesus die Leute zu sich und sagte: Hört mir alle zu und begreift, was ich sage: Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen, sondern was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein. Er verließ die Menge und ging in ein Haus. Da fragten ihn seine Jünger nach dem Sinn dieses rätselhaften Wortes. Er antwortete ihnen: Begreift auch ihr nicht? Seht ihr nicht ein, dass das, was von außen in den Menschen hineinkommt, ihn nicht unrein machen kann? Denn es gelangt ja nicht in sein Herz, sondern in den Magen und wird wieder ausgeschieden. Damit erklärte Jesus alle Speisen für rein. Weiter sagte er: Was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein. Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen die bösen Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Verleumdung, Hochmut und Unvernunft. All dieses Böse kommt von innen und macht den Menschen unrein. Einführendes Gebet: Jesus, viele deiner Worte waren für deine Zeitgenossen schwierig zu verstehen. Hilf mir, die Wahrheit zu erkennen, die du mir in dieser Gebetszeit zeigen willst. Bitte: Herr, hilf mir, nicht nur äußerlich religiöse Pflichten zu erfüllen, sondern mein Inneres von dir umwandeln zu lassen! 1. Ist der Mensch, was er isst? Kaum hat Jesus die Interpretationen der Thora - die „Überlieferungen der Alten“ - als Menschensatzung abgetan, geht er noch einen Schritt weiter. Er erklärt auch eine Aussage, die direkt aus der Thora selbst kommt, für irrelevant. Im 3. Buch Mose (Lev 11) lesen wir, dass bestimmte Tiere unrein und als Nahrung für gläubige Juden nicht zulässig sind. Im Gegensatz dazu erklärt Jesus: Nichts was von außen kommt, kann den Menschen unrein machen, also sind alle Speisen rein. Diese Aussage macht er allerdings nicht gegenüber den Pharisäern und Schriftgelehrten, sondern vor den Menschen, die ernsthaft und ohne Vorurteile daran interessiert waren, seine Lehre zu hören. Er ruft „die Leute“ zu diesem Zweck sogar eigens zu sich: „Hört mir alle zu und begreift, was ich sage“ – es handelt sich hier um eine wichtige Erklärung, die Jesu Gegnern verschlossen bleibt! Jesus lehrt, dass für dieses neue Leben zwei Dinge wichtig sind: 1. Freiheit von äußeren Vorschriften, 2. Neuordnung des inneren Menschen. Der Mensch ist nicht, was er isst, sondern er ist das, was in seinem Herzen vor sich geht, wenn er sich damit identifiziert. Dies erklärt er zunächst allgemein „der Menge“ und danach noch einmal „im Haus“ seinen Jüngern, in vertiefter Form; jeder Gruppe also entsprechend ihrem Auffassungsvermögen. Was hier nicht gesagt wird, sich aber aus den Evangelien allgemein erschließt: Diese Neuordnung ist nur in der Nachfolge Jesu möglich. Aus sich allein heraus wird der Mensch mit dem Bösen in sich nicht fertig. 2. Falsches Wunschdenken. Viele Bibelinterpreten, vor allem in der Zeit der Aufklärung, haben diese Schriftstelle so gedeutet, dass Jesus damit die Thora und alle Gebote abgeschafft und allein die Liebe zum Maßstab erhoben habe. Endlich Schluss mit dem Aberglauben – von jetzt ab lebt jeder, wie er will! Das ist aber ein Wunschdenken und nicht das, was Jesus gesagt hat! Die wahre Freiheit gibt es nicht losgelöst von dem, der sie uns verschafft hat. Die Erfahrung zeigt, dass ein falsches Verständnis von Freiheit genau das zum Ergebnis hat, was Jesus unter dem Stichwort „böse Gedanken“ aufzählt. Frei sein wollen ohne Gehorsam gegen Gott setzt den Menschen ungeschützt den bösen Kräften aus, die in seinem Herzen ihr Spiel treiben. Nein, es geht nicht um „Freiheit von“, sondern um „Freiheit zu“: zum Leben des neuen Menschen im Reich Gottes! 3. Dürfen wir, was Jesus durfte? Stellen wir uns vor, Jesus sei nicht Gott, sondern nur ein Mensch, der Vorschriften abschafft, die ihm sinnlos erscheinen – was hindert uns dann, das gleiche zu tun? Dann dürften auch wir grundsätzlich alle Vorgaben beiseite fegen, die unserer Lebenswirklichkeit angeblich nicht entsprechen, denn „das hat Jesus ja auch so gemacht!“Aber als Jesus alle Speisen für rein erklärte, war das nicht die Rebellion eines Menschen gegen Gottes Gebote, sondern Gott selbst hob eine Vorschrift auf und ersetzte sie durch etwas Neues. Genauso wie er das alttestamentliche „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ ersetzt hat durch „Wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die linke hin.“ Gott erzieht seine Menschen Schritt für Schritt. Nur wer die Bibel sehr oberflächlich liest, kann auf die Idee kommen, hier werde zur Beliebigkeit aufgerufen. In Wirklichkeit werden die Anforderungen nämlich nicht geringer, sondern höher! Äußere Vorschriften bezüglich Kleidung, Essen etc. kann man noch problemlos halten und sich damit als vorbildlich gläubigen Menschen ausweisen – das universale Gebot der Nächstenliebe - das es so nur im Christentum gibt - hält niemand vollkommen ein. Und damit hat auch niemand einen Grund, sich für besser zu halten als seine Mitmenschen oder sich von ihnen abzusondern. Christen sollen besonders „sein“, nicht besonders aussehen oder essen! Gespräch mit Christus: Herr, du warst vor zweitausend Jahren als Mensch auf dieser Erde und hast unter Bedingungen gelebt, die uns heute sehr fremd vorkommen. Trotzdem haben deine Worte Gültigkeit für jeden von uns. Aber ich sehe die Gefahr, dass wir heute einfach die Wünsche und Vorstellungen unserer Gegenwartskultur in deine Aussagen hineindeuten. Bewahre mich davor! Hilf mir, neue Wege zu finden, den Sinn deiner Worte den Menschen meiner Zeit zu vermitteln. Möglicher Vorsatz: Ich werde diese Woche versuchen, ein schwieriges Thema (z.B. Abtreibung, Euthanasie, Ehe für alle, Zölibat…) in Worte zu fassen, die auch kirchlich nicht sozialisierte Menschen verstehen können oder mich wenigstens gut darüber informieren.
Kontakt mit Heiden ist zu meiden 8. Februar 2018
Donnerstag der fünften Woche im Jahreskreis Hl. Milada, Äbtissin Hl. Hieronymus Ämiliani CRS Hl. Josefine Bakhita FdCC
Beate Scheilen Mk 7,24-30 In jener Zeit brach Jesus auf und zog von dort in das Gebiet von Tyrus. Er ging in ein Haus, wollte aber, dass niemand davon erfuhr; doch es konnte nicht verborgen bleiben. Eine Frau, deren Tochter von einem unreinen Geist besessen war, hörte von ihm; sie kam sogleich herbei und fiel ihm zu Füßen. Die Frau, von Geburt Syrophönizierin, war eine Heidin. Sie bat ihn, aus ihrer Tochter den Dämon auszutreiben. Da sagte er zu ihr: Lasst zuerst die Kinder satt werden; denn es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den Hunden vorzuwerfen. Sie erwiderte ihm: Ja, du hast Recht, Herr! Aber auch für die Hunde unter dem Tisch fällt etwas von dem Brot ab, das die Kinder essen. Er antwortete ihr: Weil du das gesagt hast, sage ich dir: Geh nach Hause, der Dämon hat deine Tochter verlassen. Und als sie nach Hause kam, fand sie das Kind auf dem Bett liegen und sah, dass der Dämon es verlassen hatte. Einführendes Gebet: Herr, ich bin gespannt, was du aus dieser Gebetszeit machen wirst! Der Text kommt mir sehr befremdlich vor. Es geht um Heiden, Dämonen und handfeste Beleidigungen. Ich weiß, dass die Schrift um unseres Heils willen verfasst wurde – aber was soll in dieser Szene für das Heil eines Menschen im Jahr 2017 zu holen sein? Bitte: Jesus, bitte zeige mir die tiefere Bedeutung dieser Begebenheit. 1. Ein besonderer Ausflug. Jesus verlässt Galiläa und begibt sich nach Tyrus. Was sich für uns anhört wie „Ich fahr mal eben von Duisburg nach Oberhausen“ ist nicht nur ein besonderer Ausflug, sondern geradezu skandalös: Der Messias der Juden begibt sich ins Land der Heiden! Warum? Nach den Auseinandersetzungen mit den Pharisäern ist es in seiner Heimat für Jesus gefährlich geworden. Er möchte wohl für eine gewisse Zeit untertauchen. Die phönizische Stadt Tyrus galt damals als der Inbegriff des Heidentums. Hier war er vor seinen Gegnern sicher, denn diese frommen Leute hätten keinen Fuß in so eine Stadt gesetzt. Wir erinnern uns: der Kontakt mit Heiden macht Juden unrein und ist zu meiden. Jesus scheint über solchen Gedanken zu stehen. Allerdings möchte er nicht, dass jemand von seiner Anwesenheit erfährt – d.h. er predigt dort nicht. Auch wenn Jesus keine Berührungsängste gegenüber Nichtjuden hat, ist und bleibt vorerst nur das auserwählte Volk die Zielgruppe seiner Botschaft. Daran hält er fest. 2. Warum so unfreundlich? Jesus hat leider Pech: Irgendjemand hat ihn auch hier erkannt, und nun steht schon die erste hilfesuchende Person vor ihm. Eine Frau, von der ausdrücklich gesagt wird, dass sie Heidin ist, hat von ihm gehört und sucht bei ihm Rettung für ihre von einem Dämon besessene Tochter. Dass Jesus Jude ist und sich in Tyrus eigentlich gar nicht als Heiler betätigen möchte, stört sie nicht – von solchen Nebensächlichkeiten lässt eine Mutter sich nicht abhalten! Doch Jesus behandelt sie außergewöhnlich grob: Er vergleicht sie mit einem Hund, der den Kindern das Essen wegschnappen möchte. So als ob er sagen wolle „Ihr habt kein Anrecht auf mich und meine Fähigkeiten, denn ihr seid nicht Gottes Kinder!“ Erstaunlicherweise gibt die Frau das sogar zu! Aber statt „wie ein geprügelter Hund“ abzuziehen, kontert sie mit einem passenden Vergleich: Zumindest ein Krümchen von dem, was Jesus den „Kindern“ gibt, könne er ihr doch hinwerfen…Und siehe da: Jesus lässt sich darauf ein! Er versichert der Frau, aufgrund dieser Aussage (und nur deswegen!) sei ihre Tochter von dem Dämon befreit. 3. Zähes Verhandeln hilft. Seien wir ehrlich: Politisch korrekt kommt uns die Anrede nicht vor, die Jesus der Bittstellerin entgegenwirft! Auch dass er den Heiden nicht die frohe Botschaft verkündigen möchte, ist seltsam. Alle Menschen sind doch nach Gottes Abbild geschaffen, oder etwa nicht? Aber wenn wir so denken, haben wir wieder einmal unsere Maßstäbe auf eine Situation angewendet, die wir uns in dieser Form gar nicht mehr vorstellen können… wirklich nicht? Wer sich darüber erhaben dünkt, den erinnere ich an die noch gar nicht so weit zurückliegende Zeit, als es für Katholiken ein Ding der Unmöglichkeit war, eine evangelische Kirche zu betreten oder gar einen Gottesdienst dort zu besuchen. Regen wir uns also nicht auf über die damaligen Verhältnisse, und betrachten wir lieber, wie klug die Mutter sich Jesus gegenüber verhält. Ihm zu widersprechen, wäre unvernünftig: Er ist ein Mann und noch dazu ein berühmter Lehrer und Heiler. Außerdem ist Jesus Gott - aber das ist ihr natürlich nicht bekannt, auch wenn sie ihn mit „Herr“ anredet. Aber es fällt ihr auch nicht ein, klein beizugeben. So wie Abraham dereinst mit Gott über das Schicksal von Sodom und Gomorrha verhandelte, verhandelt diese Heidin jetzt mit Jesus über das Schicksal ihrer Tochter: Ok, du bist der Herr am Tisch. Aber dann gib uns wenigstens die Reste ab! – Eigentlich hat Jesus nach dieser Rede kein Argument mehr, um ihr nicht zu helfen. Und er ist offenbar so beeindruckt von der zähen Beharrlichkeit dieser Mutter, dass er seine Haltung ändert und das Kind heilt. Aus der Ferne allerdings, genau wie später den Diener des römischen Hauptmanns. Heiden sind fern von Gott, wollen die Evangelisten uns damit sagen – aber trotzdem kann sein Heil sie erreichen. Gespräch mit Christus: Jesus, ich danke dir, dass du auch durch einen solchen Text zu mir sprichst und mir Hilfen für mein Leben gibst! Es ist berührend zu sehen, dass auch du deine Pläne zu ändern bereit bist, wenn dir jemand sein Herzensanliegen eindringlich (und auch ein bisschen gewitzt) vorträgt. Möglicher Vorsatz: Ich werde über einen Wunsch, den Gott mir bisher nicht erfüllt hat, noch einmal mit ihm sprechen.
Respekt geht vor Effekt 9. Februar 2018
Freitag der fünften Woche im Jahreskreis Hl. Apollonia, Märtyrerin Hl. Anna Katharina Emmerick, Mystikerin Hl. Sabinius, Hl. Julian von Speyer Beate Scheilen Mk 7,31-37 In jener Zeit verließ Jesus das Gebiet von Tyrus wieder und kam über Sidon an den See von Galiläa, mitten in das Gebiet der Dekapolis. Da brachte man einen Taubstummen zu Jesus und bat ihn, er möge ihn berühren. Er nahm ihn beiseite, von der Menge weg, legte ihm die Finger in die Ohren und berührte dann die Zunge des Mannes mit Speichel; danach blickte er zum Himmel auf, seufzte und sagte zu dem Taubstummen: Effata!, das heißt: Öffne dich! Sogleich öffneten sich seine Ohren, seine Zunge wurde von ihrer Fessel befreit, und er konnte richtig reden. Jesus verbot ihnen, jemand davon zu erzählen. Doch je mehr er es ihnen verbot, desto mehr machten sie es bekannt. Außer sich vor Staunen sagten sie: Er hat alles gut gemacht; er macht, dass die Tauben hören und die Stummen sprechen. Einführendes Gebet: Herr, auch ich möchte jetzt abseits vom Lärm des Alltags mit dir sprechen. Nimm mich weg von den Aktivitäten, die mich von dir ablenken. Lass mich wertschätzen, was du jetzt für mich tun möchtest. Bitte: Jesus, öffne meine Ohren und meinen Mund für deine Botschaft! 1. Herr der Welt – und trotzdem heimatlos. Jesus geht wieder zurück nach Galiläa, wählt aber den Weg durch heidnisches Gebiet – verständlich für jemanden, der auf jüdischem Boden Ärger zu befürchten hat. Obwohl Jesus als Gott der Herr der Welt ist, hat er als Mensch kein Zuhause, und muss noch Umwege machen, um nicht verhaftet zu werden! Und auch hier kommt er nicht unerkannt durch: Die Leute bringen einen Mann zu ihm, der taub und sprachbehindert ist und bitten Jesus darum, dass er ihn durch Handauflegung heilt. Wie wir bei der gestrigen Lesung gesehen haben, war bei Jesus der direkte körperliche Kontakt zum Kranken kein Muss. Hier steht der Kranke jedoch direkt vor ihm. Was wird Jesus tun?Diesmal verwehrt er sich dem Wunsch nicht – vielleicht hat das Erlebnis mit der Frau aus Tyrus ihn umgestimmt. Aber entgegen seinen sonstigen Gepflogenheiten heilt Jesus den Mann nicht inmitten der Menge, sondern nimmt ihn beiseite. Er will ihn nicht überrumpeln, sondern ihm vermitteln, was er tun möchte. Darüber reden kann er mit ihm nicht, denn der Mann hört ja nichts und sprechen kann er auch nicht. Aber fühlen und sehen kann er! Also greift Jesus zu mehreren Zeichen, die dem Kranken eindeutig signalisieren, dass jetzt etwas Besonderes geschehen wird: Er steckt ihm die Finger in die noch verschlossenen Ohren, berührt seine Zunge mit Speichel (für uns eher befremdlich, aber damals galt der Speichel als Heilmittel) und baut durch den Blick zum Himmel eine sichtbare Verbindung zu Gott auf. Sein Seufzen trägt das ganze Leid des Kranken vor Gott. Und erst dann spricht Jesus das eigentliche Heilungswort: „Effata! – Öffne dich!“ 2. Wer ist dieser Mann? Sofort kann der Mann hören und richtig reden. Staunen rundherum. Wer ist dieser Mann, der die Tauben zum Hören und die Stummen zum Sprechen bringt? Im Gegensatz zu der heidnischen Volksmenge, die sich einfach nur wundert, kennen die jüdischen Begleiter Jesu die Stelle aus Jesaja (Jes 35,4-6), wo die Heilung von Tauben, Stummen und Blinden bedeutet, dass jetzt Gott selbst kommt und Israel rettet. Der Name „Jesus“ bedeutet „Gott rettet“. Wer die Heiligen Schriften kannte, brauchte also nur zwei und zwei zusammen zu zählen, um sich darüber klar zu werden, wer Jesus ist. Jedoch: Jesus selbst ist ganz und gar nicht daran gelegen, dass das Geheimnis um seine Person jetzt schon bekannt wird. Die Verfolgung könnte sich dann verschärfen und ihn noch mehr als bisher in seiner Tätigkeit einschränken oder gar seinen Tod herbeiführen. Ihm ist klar, dass er mehr Zeit braucht, um seine Botschaft zu verkünden. Darum verbietet er den Leuten, von der Sache zu erzählen. Leider vergeblich – sie tun genau das Gegenteil! 3. Wie rede ich über Jesus? Wer ist Jesus für mich? Ist mir klar, wer er ist – welche Autorität er hat? Und dass er gleichzeitig derjenige ist, der alles riskiert, um jemandem zu helfen, der ihn nötig hat? Übernatürlich gesehen, sind wir alle von Geburt an taub, stumm und blind. Wir brauchen Jesus dringend! Er hat uns durch Taufe und Firmung die Augen aufgetan für das Reich Gottes, hat uns die Ohren für den Heiligen Geist geöffnet und uns die Sprache gegeben, mit der wir anderen das Evangelium bringen können. Er heilt auch weiterhin durch die Sakramente. Und er hat es verdient, dass wir mit diesen Geschenken angemessen umgehen. Begreife ich, welches Geheimnis dahinter steht und wie viel es Gott gekostet hat, uns zu erlösen? Es liegt auch an mir, wie andere Menschen Gott wahrnehmen! Bin ich mir der Wirkung meiner Worte bewusst? Stehe ich mutig für das Evangelium ein, ziehe ich mich zurück oder provoziere ich womöglich feindselige Reaktionen? Gespräch mit Christus: Herr, du hast nie dich selbst in den Vordergrund gestellt, sondern immer Rücksicht genommen auf die Menschen, die dich brauchten. Um ihretwillen hast du Gefahren und Verfolgung auf dich genommen – aber du hast die Gefahr auch nie bewusst gesucht oder provoziert. Lass mich von dir lernen, wie ich als Christ in der Welt mit Angriffen und schwierigen Situationen umgehen kann. Möglicher Vorsatz: Wenn ich das nächste Mal ein Gespräch mit einem Menschen führe, der dem Glauben ablehnend gegenübersteht, werde ich mein Handeln und Reden an der Klugheit Jesu orientieren.
Dein Essen kannst Du vergessen 10. Februar 2018
Gedenktag Hl. Scholastika OSB, Äbtissin Hl. Wilhelm der Große, Hl. Bruno von Minden Beate Scheilen Mk 8,1-10 In jenen Tagen waren wieder einmal viele Menschen um Jesus versammelt. Da sie nichts zu essen hatten, rief er die Jünger zu sich und sagte: Ich habe Mitleid mit diesen Menschen; sie sind schon drei Tage bei mir und haben nichts mehr zu essen. Wenn ich sie hungrig nach Hause schicke, werden sie unterwegs zusammenbrechen; denn einige von ihnen sind von weither gekommen. Seine Jünger antworteten ihm: Woher soll man in dieser unbewohnten Gegend Brot bekommen, um sie alle satt zu machen? Er fragte sie: Wie viele Brote habt ihr? Sie antworteten: Sieben. Da forderte er die Leute auf, sich auf den Boden zu setzen. Dann nahm er die sieben Brote, sprach das Dankgebet, brach die Brote und gab sie seinen Jüngern zum Verteilen; und die Jünger teilten sie an die Leute aus. Sie hatten auch noch ein paar Fische bei sich. Jesus segnete sie und ließ auch sie austeilen. Die Leute aßen und wurden satt. Dann sammelte man die übrig gebliebenen Brotstücke ein, sieben Körbe voll. Es waren etwa viertausend Menschen beisammen. Danach schickte er sie nach Hause. Gleich darauf stieg er mit seinen Jüngern ins Boot und fuhr in das Gebiet von Dalmanuta. Einführendes Gebet: Jesus, du hast den Menschen vom Reich Gottes gepredigt, aber du hast auch ihre leiblichen Bedürfnisse nicht vergessen. Früher haben viele Menschen den Glauben vergeistlicht. Heute denken viele, Christsein bestehe nur in sozialen Aktivitäten. Ich möchte mit deiner Hilfe beide Aspekte in mein Handeln einbeziehen. Bitte: Herr, bitte hilf mir, alle Nöte meiner Mitmenschen zu erkennen! 1. Wer ist fürs Essen zuständig? Es scheint öfter vorzukommen, dass Menschen sich bei Jesus versammeln und darüber sogar das Essen vergessen. Kurz vorher (Mk 6, 30-44) gab es nämlich eine Situation, die der hier geschilderten sehr ähnlich war: Tausende von Menschen, ein abgelegener Ort, nichts zu essen, kein Geschäft in der Nähe. Mit ein paar Broten und Fischen macht Jesus alle satt. Aber läuft in beiden Situationen wirklich alles gleich ab? Schauen wir uns die Szenen an: Beim ersten Mal kommen die Jünger zu Jesus und bitten ihn, die Leute weg zu schicken, damit sie sich etwas zu essen kaufen können. Er antwortet: „Gebt ihr ihnen zu essen“, und schickt sie den Stand ihrer Vorräte prüfen. Beim zweiten Mal läuft es anders. Die Jünger sagen von sich aus erst einmal gar nichts. Jesus selbst ruft sie zu sich und „denkt laut nach“. Was würde passieren, wenn er die Leute jetzt nach Hause schickte? Manche würden den Rückweg nicht schaffen. Die Menschen tun ihm leid, denn sie sind ja seinetwegen in dieser Lage. 2. Der Mensch lebt nicht vom Wort allein… Die Jünger verhalten sich anders als beim vorigen Mal. Kein „Schick sie weg“, sondern immerhin die Überlegung „Wo sollen wir hier Brot für alle herbekommen?“ Das sollte ihnen eigentlich klar sein, nach dem, was sie vor kurzem erlebt haben. Und wieder fragt Jesus nach ihren Vorräten. Diesmal haben sie die Antwort sofort parat. Ab jetzt gleichen sich die Berichte: Jesus nimmt die Brote und Fische der Jünger, dankt seinem Vater für diese Gaben, gibt sie den Jüngern zum Verteilen – und alle werden satt. Es scheint, dass die Jünger – zwar langsam, aber immerhin – aus ihren Erfahrungen mit Jesus lernen. Anfangs sehen sie sich überhaupt nicht als zuständig dafür an, den zahlreichen Menschen, die Jesus folgen, außer geistlicher Kost auch leibliche Speise zu reichen. Sie müssen schockiert gewesen sein, als Jesus sie aufforderte, ihren Proviant zur Verfügung zu stellen. Nach menschlichem Ermessen war das Unsinn, denn es reichte für keinen aus. Es sieht so aus, als ob für Jesus der Mensch zwar nicht nur vom Brot allein, aber auch nicht nur vom Wort allein lebt. Beides gehört zusammen. Wir sind Menschen, keine Engel – und Menschen brauchen leibliche Dinge: Essen, Trinken, Schlaf… 3. Leben heißt Lernen. Beim zweiten Mal sind sie in der Großzügigkeit einen Schritt voran gekommen. Sie verlangen immerhin nicht mehr, dass Jesus die Leute wegschickt (oder zumindest kommt Jesus ihnen zuvor). Aber wieder sind sie ratlos: „Wo soll man hier Brot herbekommen?“ Waren die Jünger so begriffsstutzig, dass sie das erste Erlebnis schon vergessen hatten? Ist ihre Frage echt, oder wollen sie Jesus auf diese Weise zu einem zweiten Brotwunder motivieren? Wie auch immer: Auf jeden Fall haben wir hier ein gutes Beispiel dafür, wie Jesus mit seinen Nachfolgern - also mit uns - umgeht, und wie sie darauf reagieren. Jesus möchte, dass wir nach und nach lernen, wie er zu denken und zu handeln. Bestimmt fragt er sich oft, warum wir uns nach allen Erfahrungen mit ihm und nach aller Hilfe, die wir bekommen haben, immer noch Sorgen machen. Und warum wir so lange brauchen, um zu begreifen, dass auch wir am Zug sind, wenn es darum geht, anderen Menschen zu helfen. Aber die gute Nachricht ist: Jesus hat viel Geduld mit uns. Er freut sich über jeden kleinen Schritt in seine Richtung. Gespräch mit Christus: Jesus, deine Jünger waren drei Jahre lang immer in deiner Nähe und haben viel von dir lernen können. Oft hat es aber auch lange gedauert, bis sie verstanden haben, was du von ihnen erwartest. Bitte hole mich in deine Nähe, damit ich werden kann wie du – habe aber auch Geduld mit mir! Möglicher Vorsatz: Ich möchte heute einem Menschen mit einem leiblichen Werk der Barmherzigkeit helfen.
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