Tägliche Meditationen Sonntag 5. November 2017 bis Samstag 11. November 2017 EinunddreiĂźigste Woche im Jahreskreis Beate Scheilen
Falsche Väter 5. November 2017
EinunddreiĂźigster Sonntag im Jahreskreis
Beate Scheilen Mt 23,1-12 In jener Zeit wandte sich Jesus an das Volk und an seine Jünger und sprach: Die Schriftgelehrten und die Pharisäer haben sich auf den Stuhl des Mose gesetzt. Tut und befolgt also alles, was sie euch sagen, aber richtet euch nicht nach dem, was sie tun; denn sie reden nur, tun selbst aber nicht, was sie sagen. Sie schnüren schwere Lasten zusammen und legen sie den Menschen auf die Schultern, wollen selber aber keinen Finger rühren, um die Lasten zu tragen. Alles, was sie tun, tun sie nur, damit die Menschen es sehen: Sie machen ihre Gebetsriemen breit und die Quasten an ihren Gewändern lang, bei jedem Festmahl möchten sie den Ehrenplatz und in der Synagoge die vordersten Sitze haben, und auf den Straßen und Plätzen lassen sie sich grüßen und von den Leuten Rabbi - Meister – nennen. Ihr aber sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn nur einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder. Auch sollt ihr niemand auf Erden euren Vater nennen; denn nur einer ist euer Vater, der im Himmel. Auch sollt ihr euch nicht Lehrer nennen lassen; denn nur einer ist euer Lehrer, Christus. Der Größte von euch soll euer Diener sein. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden. Einführendes Gebet: Herr Jesus, zu Beginn dieser Woche komme ich zu dir und lege die nächsten sieben Tage in deine Hände. Hilf mir, in all meinen Gedanken, Worten und Werken wahrhaftig zu sein und dadurch zum Vorbild für andere zu werden. Bitte: Herr, bitte zeige mir, wo ich, ohne es zu wissen, unwahrhaftig lebe, und gib mir den Mut, dies zu ändern. 1. Autorität muss sein. Autorität und Leitung muss es geben, auch und gerade in der Kirche. Einerseits führt das Ideal der geschwisterlichen Kirche, in der niemand etwas zu sagen hat außer dem Vater im Himmel, in der Praxis zur Orientierungslosigkeit. Am anderen Extrem befinden sich Gemeinschaften mit „falschen Vätern“, die gottgleiche Verehrung für sich beanspruchen. Man muss nicht erst nach Nordkorea gehen, um Beispiele zu finden. Jesus wendet sich also durchaus nicht gegen legitime Autorität, die er ausdrücklich anerkennt, sondern gegen deren Missbrauch. Die Schriftgelehrten saßen auf dem „Stuhl des Mose“ (heute würde man vielleicht sagen die Exegeten sitzen an den Theologischen Fakultäten oder die Päpste „auf der Kathedra Petri“) und belehrten mit Fug und Recht das Volk darüber, wie das Gesetz auszulegen sei. Darum bittet Jesus das Volk zunächst einmal, alles zu befolgen, was diese Leute ihnen sagen. Dass jemand in seinem persönlichen Verhalten „danebenliegt“, macht sein Amt nicht ungültig. Das gilt im Übrigen – dies sei im Reformationsjahr 2017 einmal gesagt - auch für das sicher manchmal zu Recht kritisierte Papst- und Bischofsamt der Renaissance, das mit zu einem Grund für Luthers Abkehr von der katholischen Kirche wurde. Ein folgenreiches Missverständnis, das hierzulande in den Köpfen vieler Christen letztlich die bis heute verbreitete (falsche) Ansicht hervorrief „Glaube ist Befolgung moralischer Regeln“. Selbstverständlich gibt es auch für geistliche Leiter moralische Grenzen. Aber darf man denn im Umkehrschluss etwa jegliche Lehre vertreten, sofern man nur asketisch lebt? Lenin z.B. lebte persönlich sehr bescheiden und hatte finanziell nichts von der Revolution, deren Anführer er war. Ein Vorbild also, aber sicher nicht in Bezug auf das Ideengut, für das er stand? 2. Die Grenze der guten Nachrede. Nach der Anerkennung ihrer Autorität folgt jedoch sofort eine scharfe Kritik an den Pharisäern, die für Jesus völlig unüblich ist. Ist Jesus nicht unser Vorbild für die gute Nachrede, die wir jederzeit und jedem gegenüber üben sollen? Haben wir nicht gelernt: „Wenn du nichts Gutes sagen kannst, dann schweige“? Warum also zieht Jesus so hart über die Pharisäer her, wo er doch alle Menschen liebt? Sicher nicht, um ihnen „eins auszuwischen“ oder um seine moralische Überlegenheit zur Schau zu tragen. Nein, der Grund ist ein anderer: Liebe bedeutet nicht, dass ich alles gutheißen muss, was der andere tut! Was die Pharisäer angeht, so hat Jesus immer wieder versucht, sie von ihrer selbstgerechten Haltung abzubringen. Da sie sich dem konsequent verweigern, „muss“ er jetzt zur offenen Kritik übergehen. Wer vorgibt, für Gott tätig zu sein und in Wirklichkeit nur seinen eigenen Vorteil sucht, erfährt von Jesus die denkbar härteste Zurechtweisung. Demgegenüber kommen Menschen, die quasi nur „im privaten Rahmen“ sündigen, relativ gut davon. Warum? Ein geistlicher Leiter ist Vorbild für eine Menge anderer Menschen! Sie folgen diesen Autoritäten, und geraten dadurch womöglich auf Abwege. Jesus möchte seine Jünger vom schlechten Einfluss dieser Gruppe befreien. Seine Kritik ist nicht Selbstzweck, Dünkel oder Rachsucht, sondern geschieht zum Besten der Menschen, die ihm zuhören. Schweigen und dulden wäre hier völlig fehl am Platze. 3. Bin ich wahrhaftig? Gerne wird diese Schriftstelle heutzutage gegen Priester und Bischöfe zur Anwendung gebracht. „Wasser predigen und Wein trinken“, so lautet ein bekannter Vorwurf. Doch sollten sich auch die Laien hier nicht voreilig aus der Betroffenheit stehlen. Da wohl die wenigsten Leser dieser Meditation in der Leitung der Kirche tätig sein werden, lohnt sich auch ein Blick ins Leben des sogenannten „einfachen Gläubigen“. Wir haben gesehen: Nur die Glaubenssätze bejahen genügt nicht - mein Handeln muss dem entsprechen. Das ist echt katholisch! Daher wäre es sehr ratsam, einmal ehrlich zu untersuchen, ob und wo ich vielleicht doch irgendwo inkonsequent bin. Es sind oft scheinbare Bagatellen - Dinge, die einem gar nicht auffallen, weil sie nicht zu den „Top Ten“ des Beichtspiegels zählen. Ein Priester sagte einmal bei einem Einkehrtag so etwas wie: „Die meisten frommen Leute haben irgendwo einen Punkt, wo sie sich gar nicht katholisch verhalten, und merken das selber nicht.“ Wie gehe ich aber gegen Fehler vor, die mir selber nicht bewusst sind? Es hilft sehr, Gott zu bitten, dass er mir diese Fehler zeigt. Aber bitte nicht alles auf einmal, das verkraftet keiner…. Ich kann außerdem Menschen fragen, die mich gut kennen. Das müssen nicht einmal meine Freunde sein: Schau dir einfach die Leute an, die dich nicht leiden können, und frage dich, warum das so ist… Gespräch mit Christus: Jesus, gegen keine Untugend gehst du so heftig vor wie gegen die Heuchelei. Weil du die Wahrheit in Person bist, kannst du es nicht ertragen, wenn ich nur fromm rede, aber nicht nach Gottes Willen handele –weil ich insgeheim Angst habe, Nachteile zu erleiden, wenn ich dir konsequent nachfolge. Bitte beseitige diese Angst und lass mich erkennen, dass deine Freundschaft all meine echten Wünsche nach Glück und Selbstbestätigung erfüllt. Möglicher Vorsatz: Ich möchte mir diese Woche täglich ein paar Minuten Zeit nehmen, um gemeinsam mit dem Herrn herauszufinden, wo es Unstimmigkeiten zwischen meinem Reden und meinem Handeln gibt.
Wie du mir, so ich dir... 6. November 2017
Montag der einunddreißigsten Woche im Jahreskreis Hl. Leonard Hl. Christine Hl. Rudolf OSB, Bischof Modesta OSB, Äbtissin Beate Scheilen Lk 14,12-14 In jener Zeit sprach Jesus zu einem der führenden Pharisäer, der ihn zum Essen eingeladen hatte: Wenn du mittags oder abends ein Essen gibst, so lade nicht deine Freunde oder deine Brüder, deine Verwandten oder reiche Nachbarn ein; sonst laden auch sie dich ein, und damit ist dir wieder alles vergolten. Nein, wenn du ein Essen gibst, dann lade Arme, Krüppel, Lahme und Blinde ein. Du wirst selig sein, denn sie können es dir nicht vergelten; es wird dir vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten. Einführendes Gebet: Jesus, du hast immer wieder festzementierte Verhaltensweisen in Frage gestellt. Dabei ging es dir aber nicht um „Kritik am Establishment“, sondern darum, deine göttliche Liebe und Großzügigkeit in die harte und selbstbezogene Welt zu bringen. Ich möchte dir dabei helfen. Bitte zeig mir, auf welche Weise ich meine Talente für dich nutzbar machen kann. Bitte: Herr, lass mich geben, ohne mich zu fragen, was es mir einbringt. 1. Lebensmodelle. Ich erinnere mich noch gut daran, dass meine Mutter nicht viel Wert darauflegte, dass wir bei anderen Leuten eingeladen werden. Warum? „Weil ich die dann auch wieder einladen muss, und das ist mir zu anstrengend.“ Ob das eine angemessene Einstellung ist, sei dahingestellt (jedenfalls fiel unser soziales Leben infolgedessen recht spärlich aus). Interessant finde ich die darin enthaltene – und nie hinterfragte - Feststellung „Wenn mich jemand einlädt, bin ich verpflichtet zu einer Gegeneinladung auf mindestens gleichem Niveau.“Die säkulare Welt denkt in den Kategorien „Do, ut des“ – ich gebe, damit du gibst. Wer etwas einsetzt, möchte etwas zurückbekommen, was dem Einsatz angemessen ist. Im Reich Gottes geht es wie immer anders zu. Man bekommt erst einmal nichts für seinen Einsatz. Danach aber erhält man nicht nur das, was angemessen wäre, sondern viel mehr, als man verdient hat. Nach welchem Modell möchte ich leben? Nach dem Prinzip „Ich hole aus diesem Leben so viel raus, wie nur geht?“ – Oder nach dem Prinzip „Ich will nichts geschenkt und nur das bekommen, was ich auch verdient habe?“ Damit werde ich bei Gott nicht weit kommen. Ihm geht es um Vertrauen: zunächst einmal auf Belohnung verzichten – und darauf bauen, später umso mehr zu erhalten. Aber nicht erst im Himmel, sondern durchaus auch schon jetzt! „In diesem Leben das Hundertfache, und das ewige Leben dazu“. 2. Mein Mosaiksteinchen ist wichtig. Interessanterweise zeigen Studien, dass Menschen, die schon als Kinder in der Lage sind, auf eine Sofortbefriedigung (z.B. Schokolade essen) zu verzichten, später mehr Erfolg im Leben haben. Gut, wir sollen als Christen nicht vornehmlich nach weltlichem Erfolg streben – aber eine gewisse Parallele ist hier doch zu sehen: Wer alles sofort haben möchte, immer gleich die Gegenleistung bekommen will, der kriegt im Idealfall 1:1 zurück – aber er wird nie die Freude des Schenkens kennen lernen und auch nie die Großzügigkeit Gottes erfahren, der sich von niemandem darin übertreffen lässt!Wenn ich darauf bestehe, nur das zu bekommen, was ich verdient habe – dann dürften das keine guten Aussichten für die Ewigkeit sein. Denn vor Gott sind wir alle Arme, Krüppel, Lahme und Blinde. Mögen wir das erkannt haben oder nicht. Man kann zwar auch durch gute Werke Verdienste vor Gott erwerben , doch sollte uns immer klar sein, dass das Größte, was wir selbst tun können, sich zu dem, was Gott für uns tut, etwa so verhält wie 1 Cent zu 100 Millionen Euro. Ja, Gott möchte unseren Cent, er will nicht alles selbst machen! Unser kleiner Beitrag, unser Steinchen im Mosaik der Welt, ist ihm wichtig – sehr wichtig sogar! Aber es wäre doch lachhaft, wenn wir behaupten würden, mit diesem Cent hätten wir unsere gesamten (übernatürlichen) Schulden selbst bezahlt. 3. Geben und weitergeben. Zurück zu den Einladungen im Elternhaus: Vielleicht hätten die meisten Leute gar nichts dagegen gehabt, wenn wir zu ihnen gekommen wären und uns nicht gleich revanchiert hätten. Leider haben wir es nie ausprobiert. Während meiner Studentenzeit hingegen wurde ich häufig von anderen eingeladen und hatte finanziell keine Möglichkeit zu einer Gegeneinladung – mir blieb nichts Anderes übrig, als die oft sehr großzügige Einladung dankbar anzunehmen. Heute, wo ich mehr Möglichkeiten habe, kann ich selbst wiederum Menschen etwas Gutes tun, die sich bei mir nicht gleich revanchieren können (oder wollen). So gebe ich letzten Endes doch etwas zurück – aber nicht in einem geschlossenen Kreislauf zwischen zwei Personen, sondern mit einer Wirkung in die Gemeinschaft hinein. Wäre es nicht schön und sehr im Sinne Gottes, wenn wir alle unsere Talente – Geld, Gebet, Begabungen – auf diese Weise „unter die Leute“ bringen würden? Gespräch mit Christus: Herr, du möchtest Gemeinschaft unter den Menschen stiften. Nichts liegt deinen Absichten ferner, als dass jeder Einzelne mit seinen Besitztümern alleine bleibt oder sie nur 1:1 austauscht. Das macht einsam und ist kein Abbild deiner Liebe. Hilf mir, mit meinem materiellen und ideellen Besitz großzügig umzugehen. Möglicher Vorsatz: Ich möchte in den nächsten Tagen jemanden einladen (zum Essen, auf einen Kaffee, ins Theater…), der keine Möglichkeit hat, meine Einladung zu erwidern.
Volles Haus und neue Gäste 7. November 2017
Dienstag der einunddreißigsten Woche im Jahreskreis Hl. Willibrord OSB, Bischof Hl. Engelbert, Erzbischof Hl. Ernst von Zwiefalten OSB Beate Scheilen Lk 14,15-24 In jener Zeit sagte einer der Gäste, der zusammen mit Jesus eingeladen worden war, zu ihm: Selig, wer im Reich Gottes am Mahl teilnehmen darf. Jesus sagte zu ihm: Ein Mann veranstaltete ein großes Festmahl und lud viele dazu ein. Als das Fest beginnen sollte, schickte er seinen Diener und ließ den Gästen, die er eingeladen hatte, sagen: Kommt, es steht alles bereit! Aber einer nach dem andern ließ sich entschuldigen. Der Erste ließ ihm sagen: Ich habe einen Acker gekauft und muss jetzt gehen und ihn besichtigen. Bitte, entschuldige mich! Ein anderer sagte: Ich habe fünf Ochsengespanne gekauft und bin auf dem Weg, sie mir genauer anzusehen. Bitte, entschuldige mich! Wieder ein anderer sagte: Ich habe geheiratet und kann deshalb nicht kommen. Der Diener kehrte zurück und berichtete alles seinem Herrn. Da wurde der Herr zornig und sagte zu seinem Diener: Geh schnell auf die Straßen und Gassen der Stadt und hol die Armen und die Krüppel, die Blinden und die Lahmen herbei. Bald darauf meldete der Diener: Herr, dein Auftrag ist ausgeführt; aber es ist immer noch Platz. Da sagte der Herr zu dem Diener: Dann geh auf die Landstraßen und vor die Stadt hinaus und nötige die Leute zu kommen, damit mein Haus voll wird. Das aber sage ich euch: Keiner von denen, die eingeladen waren, wird an meinem Mahl teilnehmen. Einführendes Gebet: Jesus, ich möchte diese Zeit mit dir verbringen, um mehr von deinem Plan für uns zu verstehen. Du hast alles gegeben, was du hast, um die Menschen zum Vater zurück zu bringen. Da du so gehandelt hast, möchte ich selbst auch großzügiger damit umgehen und mich und meine Begabungen für deine Ziele einzusetzen. Bitte: Herr, gib mir Ohren, um die Wahrheit zu hören, und den Willen, danach zu handeln. 1. Ausreden gab es schon immer. Die heutige Schriftstelle ist zwar schon zweitausend Jahre alt, könnte aber durchaus heute spielen: Da lädt jemand seine Freunde und Bekannten zu einem großen Fest ein – und viele sagen ab, weil sie schon etwas Anderes vorhaben. Damals ging es um Äcker und Ochsengespanne. Heute hört man: „Tut mir leid, da ist Schützenfest“, „meine Kusine heiratet“, „ich bin in Urlaub“ … oder auch, etwas frommer gefärbt: „Ich möchte da zum Einkehrtag mit Pater Soundso“. Die Enttäuschung seitens des Gastgebers ist verständlich. Er will seinen Freunden ein einzigartig schönes Fest bieten- und sie haben keinerlei Interesse. Was tun? Im kleinen Kreis feiern? Das Fest absagen? Kein Gedanke daran! Dann werden eben diejenigen eingeladen, die im Traum nicht auf die Idee gekommen wären, sie könnten auf der Gästeliste stehen. So sehr möchte der Gastgeber, dass sein Haus voll wird, dass er die Leute sogar „nötigen“ lässt zu kommen. 2. Verspielte Chance. Warum steht so etwas im Evangelium? Dort stehen ja keine x-beliebigen Begebenheiten notiert, sondern unsere Heilsgeschichte. Das, was für unsere Beziehung zu Gott Bedeutung hat. In diesem Fall nutzt Jesus seine Einladung zum Essen im Haus eines führenden Pharisäers, um den Anwesenden zu erklären, was Gott für sein auserwähltes Volk geplant hat. Denn niemand anders als Gott steckt hinter dem Gastgeber, und die Gäste repräsentieren Israel und seine religiösen Führer. Immer wieder haben sie im Laufe der Geschichte auf Gottes Werben ablehnend reagiert. Nun schickt Gott ihnen durch Jesus die letzte und definitive Einladung. Die Reaktion wird offene Ablehnung sein. Ihre eigenen Interessen sind ihnen wichtiger als alles andere. Jesus weiß das bereits und verkündet den Juden, im Gleichnis versteckt, den Ausgang der Geschichte: Gott wird sich andere Gäste suchen, und sie werden nicht mehr dabei sein. So sehr drängt es Gott, dieses Fest zu geben, dass er die neuen Gäste (das sind die Heiden, also wir!) mit viel Nachdruck in seinen Festsaal befördern lässt. 3. Das beste Fest der Geschichte. Schauen wir an, was bald danach passierte: die Kreuzigung Jesu, die Zerstörung Jerusalems und des Tempelkultes, die Zerstreuung der Juden über die ganze Welt … Die Ablehnung der Gäste hat Folgen, fürchterliche Folgen - denn Gott nimmt die Menschen und ihren Willen ernst. Und dann: Die Ausbreitung des Christentums im heidnischen Raum entgegen aller Wahrscheinlichkeit. Gott holt sich neue Gäste in sein Haus, und weder der Kaiser, noch die Hunnen, noch Napoleon, Hitler oder Stalin können ihn aufhalten. Nur eines kann ihn bremsen: dass wir nicht mitmachen. Ohne unsere Einwilligung werden wir nicht an seinem Mahl teilnehmen, und auch viele andere nicht, die wir dafür hätten begeistern können. Gender Mainstreaming, Relativismus und Islam sind letztlich keine echte Gefahr für die Kirche. Die Pforten der Hölle werden die Kirche bekanntlich nicht besiegen. Die einzige Gefahr lauert in uns selbst: Wenn wir Christen sind, die nicht lieben und uns nicht für unseren Gott einsetzen wollen! Aber wenn wir lieben, kämpfen und Gottes Einladung weitergeben, wird er dafür sorgen, dass der Festsaal voll wird. Und wir dürfen darauf hoffen, dass ganz am Schluss auch Gottes auserwähltes Volk wieder mit am Tisch sitzen wird. Um das beste und größte Fest der Weltgeschichte zu feiern: die Hochzeit des Lammes mit seiner Braut, der Kirche. Gespräch mit Christus: Herr, es ist unglaublich, wie du in der Geschichte handelst! Du bist der Herr des Universums und gleichzeitig nimmst du Rücksicht auf den Willen jedes Menschen. Du tust alles, um zu überzeugen, aber du zwingst nie! Das unterscheidet dich von den Mächtigen dieser Welt. Nur dein Reich und dein Fest sind es wert, dass ich mein ganzes Leben dafür einsetze. Möglicher Vorsatz: Ich werde mir überlegen, wem aus meinem Bekanntenkreis ich Gottes Einladung weitergeben kann und eine angemessene Weise finden, sie zu überreichen.
VerrĂĽckte Bedingungen 8. November 2017
Mittwoch der einunddreißigsten Woche im Jahreskreis Hl. Willehad, Bischof Hl. Gregor OSB, Abt Hl. Gottfried OSB, Bischof Hl. Johannes Duns Scotus OFM Beate Scheilen Lk 14,25-33 In jener Zeit als viele Menschen Jesus begleiteten, wandte er sich an sie und sagte: Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein. Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein. Wenn einer von euch einen Turm bauen will, setzt er sich dann nicht zuerst hin und rechnet, ob seine Mittel für das ganze Vorhaben ausreichen? Sonst könnte es geschehen, dass er das Fundament gelegt hat, dann aber den Bau nicht fertig stellen kann. Und alle, die es sehen, würden ihn verspotten und sagen: Der da hat einen Bau begonnen und konnte ihn nicht zu Ende führen. Oder wenn ein König gegen einen anderen in den Krieg zieht, setzt er sich dann nicht zuerst hin und überlegt, ob er sich mit seinen zehntausend Mann dem entgegenstellen kann, der mit zwanzigtausend gegen ihn anrückt? Kann er es nicht, dann schickt er eine Gesandtschaft, solange der andere noch weit weg ist, und bittet um Frieden. Darum kann keiner von euch mein Jünger sein, wenn er nicht auf seinen ganzen Besitz verzichtet. Einführendes Gebet: Jesus, ich möchte gut zuhören, was du mir in dieser Zeit der Betrachtung sagst. Ich möchte deine Worte für mein Leben in der Welt ernst nehmen und sie nicht nur als Anleitung für Leute in Klöstern verstehen. Bitte: Herr, gib mir das Verlangen und den Mut, deinen Forderungen an mich zu entsprechen. 1. Paradoxe AGB. Wer heutzutage einen Vertrag abschließt, wird regelmäßig aufgefordert, zunächst einmal die Allgemeinen Geschäftsbedingungen, kurz: AGB, zu lesen und zu akzeptieren. Jesus hält für diejenigen, die sich überlegen, in seine Nachfolge zu treten, auch eine Art AGB bereit. Dort geht es allerdings nicht um die Übergabe von Geld und Waren, sondern um die Übergabe des eigenen Lebens – komplett, ganz, radikal und ohne 14tägiges Widerrufsrecht. Seine nächsten Verwandten quasi abschreiben, das eigene Leben „gering achten“ – was auch immer das heißt – und dann noch ein Kreuz auf sich nehmen: Wer soll denn bitte unter diesen Bedingungen bei Jesus in die Lehre gehen wollen? Der Mensch schätzt doch von Natur aus nichts höher ein als das eigene Leben, seine Familie und seinen Besitz, aber auf den soll man ja gerade komplett verzichten - so kann man doch nicht überleben! Und das soll zum Glück führen? Das ist ja paradox! Möchte Jesus eigentlich keine Gefolgsleute haben? Oder vielleicht nur ein paar komische, die ohnehin nicht ganz richtig ticken? Oder ist das alles nur symbolisch gemeint und muss gar nicht so streng gelebt werden? – So ähnlich hat wohl jeder gedacht, als er diese Stelle zum ersten Mal ernsthaft gelesen hat. 2. Gott will nicht nur mein Portemonnaie. Was ist also davon zu halten? Jesus stellt einen Anspruch. Einen sehr hohen Anspruch, den er nur stellen kann, weil er ist, wer er ist – nämlich Gott. Er möchte nicht Fans, sondern Nachfolger, die ihr Leben an seinem orientieren! Aber nur dann kann ich mich wirklich so nennen, wenn er der Herr meines ganzen Lebens ist, nicht nur eines Teils davon. Wenn ich eifrig für die Armen spende, aber Jesus in meiner Sexualität außen vor lasse, kann ich nicht sein Jünger sein. Wenn ich mich an alle Moralvorschriften halte, aber mein Geld für mich behalten will, kann ich es auch nicht. Und wenn Jesus für mich wirklich nur ein Weisheitslehrer ist, der mir Tipps für den Umgang mit meinen Mitmenschen gibt, stehe ich bloß menschlichen Ideen hierüber (Yoga etc.)näher als dem Gedankengut der Kirche. Gut, aber sollen wir denn alle als Wanderprediger durch die Lande ziehen? Wohl kaum, denn dann würde die Gesellschaft ja zusammenbrechen und die Menschheit außerdem alsbald aussterben. Jesus hat Martha, Maria und Lazarus nie aufgefordert, ihr schönes Haus zu verkaufen und mit ihm durch Palästina zu ziehen. Gleichwohl hat er andere durchaus um solche Maßnahmen gebeten, wie z.B. den namenlosen „reichen Jüngling“, der sich aber leider nicht von seinem Geld trennen wollte. Wen Jesus auf diesen Weg ruft, der tut gut daran, auf den Ruf zu antworten, denn der, der uns geschaffen hat, weiß auch, auf welchem Weg wir unsere Erfüllung finden. 3. Gott will mich mit Haut und Haaren. Wem das immer noch absurd und vermessen vorkommt, der möge sich vor Augen führen, wie viele weltliche Mächte es gibt, die „den ganzen Menschen fordern“. Wer im II. Weltkrieg als Soldat eingezogen wurde, weiß, was ich meine. Andere setzen fast ihre gesamte Lebenszeit freiwillig für einen Leistungssport oder ein sehr intensiv betriebenes Hobby ein. Wenn diese rein materiellen Dinge es wert sind, ihnen mein Leben zu widmen - warum sollte Gott, unser Schöpfer, es dann nicht wert sein? Im Grunde ist ER der Einzige, der diesen Anspruch, uns quasi „mit Haut und Haaren“ in Besitz zu nehmen, wirklich stellen darf. Jeder Andere, der dies von uns verlangt, führt uns in Abhängigkeit und Sklaverei. Gott führt uns in die Freiheit. Wie abhängig bin ich von Menschen und Dingen? Kann ich auch mal verzichten, oder „muss“ ich diesen Menschen, dieses Essen, diese Fernsehsendung „haben“? Es lohnt sich, das im Selbstversuch herauszufinden. Und zu merken: Verzicht macht frei – frei für die Beziehung mit Gott! Der mir alle schönen Dinge gerne schenkt, solange ich nicht mein Herz mehr daran hänge als an ihn. Denn das soll ihm allein ganz vorbehalten sein. Jesus ist aber Realist genug, um uns vor Übertreibungen zu warnen. Aus gutem Grund vergleicht er unser geistliches Leben mit dem Bau eines Turms und sogar mit einem Krieg. Beides macht man nicht mal eben so nebenbei. Es braucht eine gute Vorbereitung, Durchhaltevermögen und vor allem die realistische Einschätzung, ob die Sache für mich zu schaffen ist. Wenn ich merke, dass ich damit überfordert bin, sollte ich lieber „kleinere Brötchen backen“. Gott geht es nicht darum, ob ich Straßenkehrer oder Staatenlenker war. Es geht ihm darum, wie ich auf seinen Ruf zur Nachfolge im Rahmen meiner Möglichkeiten geantwortet habe. Maria war damals ein unbedeutendes Mädchen aus einem kleinen Dorf. Sie hat weder Bücher geschrieben noch ein Unternehmen aufgebaut und auch kein Land regiert. Aber heute ist sie nach Jesus der wichtigste Mensch im Himmel. Weil sie in jedem Moment ihres Leben Ja gesagt hat zu Gottes Auftrag an sie. Gespräch mit Christus: Jesus, ich möchte mit dir gehen, wohin DU willst! Nur das wird mich wirklich glücklich machen. Hilf mir, das nicht schnell wieder zu vergessen, sobald das Leben schwierig wird! Möglicher Vorsatz: Diesen Monat werde ich mir eine Stunde Zeit nehmen, um mein geistliches Leben zu betrachten. Wie sieht mein persönlicher „Turm“ aus? Reichen meine Mittel, um ihn zu bauen? Oder könnte ich vielleicht sogar höher bauen?
Beten kann ich auch im Wald 9. November 2017
Fest Weihetag der Lateranbasilika Hl. Theodor, Märtyrer Hl. Roland OSB Hl. Ragnulf, Märtyrer Hl. Erpho, Bischof Beate Scheilen Joh 2,13-22 Das Paschafest der Juden war nahe, und Jesus zog nach Jerusalem hinauf. Im Tempel fand er die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben und die Geldwechsler, die dort saßen. Er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus, dazu die Schafe und Rinder; das Geld der Wechsler schüttete er aus, und ihre Tische stieß er um. Zu den Taubenhändlern sagte er: Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle! Seine Jünger erinnerten sich an das Wort der Schrift: Der Eifer für dein Haus verzehrt mich. Da stellten ihn die Juden zur Rede: Welches Zeichen lässt du uns sehen als Beweis, dass du dies tun darfst? Jesus antwortete ihnen: Reißt diesen Tempel nieder, in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten. Da sagten die Juden: Sechsundvierzig Jahre wurde an diesem Tempel gebaut, und du willst ihn in drei Tagen wieder aufrichten? Er aber meinte den Tempel seines Leibes. Als er von den Toten auferstanden war, erinnerten sich seine Jünger, dass er dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte. Einführendes Gebet: Jesus, ich möchte an die Schrift und an deine Worte glauben! Das Zeichen, nach dem die Juden damals fragten, hast du gegeben: deine Auferstehung. Ich möchte deine Geschichte mit den Menschen verstehen, und deine Geschichte mit mir persönlich. Bitte hilf mir, mich zu erinnern und Zusammenhänge zu erkennen. Bitte: Herr, du hast nicht oft so gehandelt wie hier. Bitte lass mich verstehen, was du dir dabei gedacht hast! 1. Für uns braucht Gott einen Ort. Warum regt Jesus sich eigentlich über den Handel im Tempel so auf? Sagt er doch selbst (Joh 4,24), dass Gott „im Geist und in der Wahrheit“ angebetet werden will –auf bestimmte Orte kommt es nicht an. Und doch ist der Tempel für ihn sehr wichtig. Schon als 12jähriger ist er den Eltern ausgebüxt und hat familiären Unfrieden riskiert, um für einige Tage im „Haus seines Vaters“ zu sein. Nun kommt er als erwachsener Mann wieder und geht sofort mit ungewöhnlicher Härte gegen den Rummel in den heiligen Hallen vor. Was treibt ihn an? Wohl nicht die Sorge um das Gebäude als solches, sonst hätte er nicht die Bitte um eine Legitimation mit dem Vorschlag „Reißt den Tempel ab“ beantwortet. Nein, das Gebäude als Ansammlung von Gold und Steinen hat keinen Wert. Seinen Wert hat es als Wohnung Gottes unter den Menschen, als Ort, wo wir ungestört bei unserem Schöpfer sein und ihn anbeten können. Und: Nicht Gott braucht diesen Ort, sondern wir! Wir leben in einem Zustand permanenter Ablenkung durch den uns umgebenden weltlichen Betrieb: Arbeit, Familie, Smartphone, Fernsehen, Einkaufen…. Wo gibt es noch Orte, an denen Stille herrscht? Wo wir uns bewusst werden können, wer wir wirklich sind und welchen Sinn unser Leben hat? Gott möchte uns einen solchen Ort anbieten. Es sind die zahlreichen Kirchen, in denen wir einen Moment der Ruhe finden und den Kontakt zu unserem Schöpfer aufnehmen können. Nun sagen heute viele: „Wozu Kirche? – Beten kann ich auch im Wald.“ Ja klar kannst du das. Aber dann tu es bitte auch! 2. Frommer Schein und hartes Business. Die Ruhe zum Gebet ist jedoch nicht der einzige Grund für die Existenz des Tempels. Ein wesentlicher Bestandteil des jüdischen Tempelkultes waren die täglichen Opfer von Tieren zur Ehre Gottes, zum Dank oder um etwas zu erbitten. Die Gläubigen brachten ihre Gaben zu den Priestern, und diese führten stellvertretend für sie das Opfer durch. (Parallelen dieser Handlung zum katholischen Messopfer sind übrigens kein Zufall!). Um die Tiere nicht von weither anzuschleppen, wurden sie vor Ort gekauft, dafür gab es die zahlreichen Händler. Für den Kauf durfte man nur solche Münzen verwenden, die keine Darstellungen von Göttern, Kaisern oder Tieren zeigten, da dies dem 2. Gebot widersprach (Deut 5,8). An diesem Punkt traten die Geldwechsler auf den Plan, die den Umtausch heidnischer Münzen in jüdisches Geld besorgten. Die Händler und Geldwechsler machten aus ihrer Tätigkeit ein lukratives Geschäft, bei dem die Käufer oft übervorteilt wurden. Um das zweite Gebot peinlich genau zu beachten, verstießen einige also gegen das siebte (du sollst nicht stehlen) und alle brachten den weltlichen Betrieb an den Ort, der nur Gott vorbehalten sein sollte. Nach außen hin wahrte man den Anschein der Frömmigkeit - doch wer weiß, wie viele der Versuchung widerstanden, auch ein gutes Geschäft zu machen. 3. Ein Vorgeschmack auf den Himmel. Wie schon im Evangelium vom Sonntag, geht Jesus sehr konsequent gegen diese Praktiken vor. Um die Geschäftemacherei aus dem Tempel zu vertreiben, reicht eine freundliche Bitte leider nicht aus, weswegen Jesus zu einer recht drastischen Maßnahme greift. Dies ist eine der wenigen Begebenheiten, bei denen wir Jesus zornig erleben. Aber Achtung: Jesus hat hier keinen spontanen Wutanfall, sondern zeigt seinen Herrschaftsanspruch über den Tempel. Im letzten Buch des AT lesen wir: „Plötzlich kommt in seinen Tempel der Herr, den ihr sucht, und der Bote des Bundes, den ihr herbeiwünscht…. Doch wer erträgt den Tag, an dem er kommt? Wer kann bestehen, wenn er erscheint?... Er reinigt die Söhne Levis…. Dann werden sie dem Herrn die richtigen Opfer darbringen.“ (Mal 3,1 ff). Die „richtigen Opfer“: Sie sind nur zur Ehre Gottes, ohne egoistische Hintergedanken - so wie es damals im Paradies war und einst im Himmel wieder sein wird. Und unsere Kirchen, in denen diese Opfer dargebracht und in das eine Opfer Christi hineingenommen werden, sollen auch als Gebäude ein Vorgeschmack auf den Himmel sein! Darum sind viele so groß und so prächtig ausgestattet. Katholische Kirchengebäude bilden das himmlische Jerusalem ab und die Schönheit der Kirche als Braut des Herrn! Dort versammelt sich die Gemeinde zum Lobe Gottes, und dort findet der einzelne Gläubige die Kraft, um seinen Auftrag in der Welt zu erfüllen! Ist das nicht besser, als im Wald zu beten…? Gespräch mit Christus: Herr, ich habe verstanden, dass es dir nie um Äußerlichkeiten geht, sondern immer um das Herz des Menschen und um seine Beziehung zu dir. Und trotzdem sind die äußeren Dinge wichtig, weil wir Wesen aus Leib und Seele sind. Lass mich in den materiellen Dingen und ihrer Schönheit den Weg zu dir erkennen, und sie nie als Selbstzweck sehen oder sie gar für meine eigenen Interessen missbrauchen. Möglicher Vorsatz: Ich werde in den nächsten Tagen eine schöne Kirche besuchen und eine Zeitlang darüber betrachten, wie ihre Architektur und Ausstattung mir den Himmel sichtbar machen.
Kreative Problemlösung 10. November 2017
Gedenktag Hl. Leo der Große, Papst Hl. Justus, Bischof Hl. Johannes Skotus, Bischof Beate Scheilen Lk 16,1-8 In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ein reicher Mann hatte einen Verwalter. Diesen beschuldigte man bei ihm, er verschleudere sein Vermögen. Darauf ließ er ihn rufen und sagte zu ihm: Was höre ich über dich? Leg Rechenschaft ab über deine Verwaltung! Du kannst nicht länger mein Verwalter sein. Da überlegte der Verwalter: Mein Herr entzieht mir die Verwaltung. Was soll ich jetzt tun? Zu schwerer Arbeit tauge ich nicht, und zu betteln schäme ich mich. Doch - ich weiß, was ich tun muss, damit mich die Leute in ihre Häuser aufnehmen, wenn ich als Verwalter abgesetzt bin. Und er ließ die Schuldner seines Herrn, einen nach dem andern, zu sich kommen und fragte den ersten: Wie viel bist du meinem Herrn schuldig? Er antwortete: Hundert Fass Öl. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, setz dich gleich hin, und schreib „fünfzig“. Dann fragte er einen andern: Wie viel bist du schuldig? Der antwortete: Hundert Sack Weizen. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, und schreib „achtzig“. Und der Herr lobte die Klugheit des unehrlichen Verwalters und sagte: Die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichtes. Einführendes Gebet: Herr, ich habe dieses Gleichnis schon oft gehört, und fand es schon immer ein wenig seltsam. Soll dieser Betrüger mein Vorbild sein? Sind alle Christen dumm, wenn sie ehrlich sind? Bitte hilf mir in dieser Zeit der Meditation zu verstehen, was diese Geschichte für mich zu bedeuten hat. Bitte: Bitte zeig mir, Jesus, wie ich als Kind Gottes in der Welt klug leben kann. 1. Was ist gut an dem Verwalter? Schon viele haben sich gefragt, warum Jesus ein solches Gleichnis erzählt hat. Da geht es um einen Mann, der seinen Arbeitgeber betrügt. Und Jesus lobt ihn noch dafür. Was sollen wir davon halten? Sieht Jesus das 7. Gebot nicht ganz so eng? Oder geht es ihm vielleicht um etwas Anderes? Schauen wir den Verwalter näher an. Er ist zwar nicht ehrlich zu seinem Arbeitgeber, aber zumindest ehrlich mit sich selbst: Illusionen über seine berufliche Zukunft macht er sich keine. Er kennt seine Grenzen (weder ein Job am Bau noch ein Bettlerdasein sind etwas für ihn) – aber auch seine Möglichkeiten. Letztere nutzt er aus, solange er noch kann, um sich damit die Existenz zu sichern. Sicher wird er auch den passenden Zeitpunkt finden, um die Schuldner daran zu erinnern, was sie ihm zu verdanken haben… 2. Realistisch und clever. Der Verwalter ist also erstens realistisch, und zweitens ziemlich clever. Und das ist der Grund, warum Jesus ihn lobt – nicht seine Betrügereien. Denn im religiösen Leben neigen wir oft entweder zu frommen, aber unrealistischen Wunschvorstellungen („wir würden gerne Deutschland innerhalb der nächsten 3 Jahre bekehren“), oder möchten Herausforderungen gar nicht erst angehen („da kann ich doch nichts machen, ich bin ja nur ein kleines Licht“). Vom Qualitätsbewusstsein ganz zu schweigen. Niemand würde mit dieser Einstellung ernsthaft seinen Beruf angehen oder sein Haus bauen wollen. Warum sollten wir beim Einsatz für Gott nicht den gleichen Maßstab anlegen wie an unsere berufliche Laufbahn oder das Wohl unserer Familie? Gott sprengt natürlich alle Maßstäbe – das muss uns dabei auch immer bewusst sein, 3. Kreativität erwünscht! Gott möchte nicht, dass wir für sein Reich tätig werden, indem wir lediglich Vorschriften befolgen. Das wäre zwar nicht gerade spannend, aber im Endeffekt für uns ziemlich bequem. Nein, Gott möchte mit uns zusammenarbeiten, und dabei sind durchaus auch ungewöhnliche Vorschläge erlaubt - und sogar ausdrücklich erwünscht. Man braucht nur einen Blick in die Zeitung oder ins Internet zu werfen, um zu sehen, wie kreativ Menschen werden können, wenn es um ihre Firma, ihr Haus, ihren Garten oder ihr Hobby geht. So etwas wünscht sich Jesus von uns auch, wenn es um IHN geht! Wenn wir für die Sache Gottes nur einen Bruchteil des praktischen Sinns und des Engagements aufbringen würden, die wir für gewöhnlich an den Tag legen, wenn es um unsere eigenen Interessen geht – dann wäre die Welt schon ein halbes Paradies! Sorgen wir also dafür, dass die Feststellung Jesu „die Kinder der Welt sind klüger als die Kinder des Lichts“ zumindest auf uns nicht mehr zutrifft! Gespräch mit Christus: Jesus, mir ist jetzt klarer, worum es dir geht. Sicher tut es dir weh, wenn du mit ansehen musst, dass viele deiner Nachfolger mehr Eifer für ihre weltlichen Geschäfte an den Tag legen als für die Verbreitung des Evangeliums. Als ob sie nicht wirklich begriffen hätten, worum es geht. Leider sind wir Menschen von Natur aus blind für alles Übernatürliche. Erst wenn du und deine Gnade uns die Augen öffnen, können wir sehen, dass sich für den Himmel auch der größte Einsatz lohnt. Ich möchte dazu beitragen, dass mehr Menschen mit offenen Augen für dich durch die Welt gehen. Möglicher Vorsatz: Bei meinem nächsten apostolischen Einsatz werde ich bewusst darauf achten, mir ein realistisches Ziel zu setzen und alle Möglichkeiten, die mir zur Verfügung stehen, zu nutzen, um für Gott das Beste zu erreichen.
Wer ist dein Gott? 11. November 2017
Gedenktag Hl. Martin, Bischof Beate Scheilen Lk 16,9-15 In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ich sage euch: Macht euch Freunde mit Hilfe des ungerechten Mammons, damit ihr in die ewigen Wohnungen aufgenommen werdet, wenn es mit euch zu Ende geht. Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen, und wer bei den kleinsten Dingen unrecht tut, der tut es auch bei den großen. Wenn ihr im Umgang mit dem ungerechten Reichtum nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann das wahre Gut anvertrauen? Und wenn ihr im Umgang mit dem fremden Gut nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann euer wahres Eigentum geben? Kein Sklave kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben, oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon. Das alles hörten auch die Pharisäer, die sehr am Geld hingen, und sie lachten über ihn. Da sagte er zu ihnen: Ihr redet den Leuten ein, dass ihr gerecht seid; aber Gott kennt euer Herz. Denn was die Menschen für großartig halten, das ist in den Augen Gottes ein Gräuel. Einführendes Gebet: Jesus, ich suche das wahre Gut. Ich möchte dir wirklich dienen – aber schon oft habe ich mich als der Sklave eines anderen Herrn wiedergefunden. Ich brauche deine Hilfe, um mich von diesen Bindungen zu lösen. Dazu muss ich sie aber erst einmal erkennen. Bitte: Hilf mir, Herr, mein Herz immer mehr auf dich auszurichten. 1. Wem gehört mein Herz? „Ich habe mir noch nie ein Götzenbild geschnitzt und mich davor niedergeworfen“, würden wohl mehr oder weniger alle von uns sagen, wenn sie auf das Thema „Götzendienst“ angesprochen würden – und das Gebot „Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen“ (Ex 20,5) ist für sie damit erledigt. Wirklich? Wer sind diese anderen Götter? Baal und Astarte verehrt heutzutage wohl keiner mehr. Aber das bedeutet noch nicht, dass unser Herz darum ungeteilt an Gott hängt. Es gibt genügend „Ersatz-Götter“, und Jesus benennt in der heutigen Schriftstelle einen der wichtigsten: das Geld. Es gehört gemeinsam mit Leistung und Erfolg zu der Gruppe von Idolen, die unter dem Begriff „Macht“ zusammengefasst werden können. Andere Götter sind Vergnügungssucht (z.B. Essen, Sexualität, Unterhaltung) und – Liebe. Auch die kann man idolisieren – z.B. in Form von übersteigerter Eigenliebe, als Sucht nach romantischer Liebe oder als übertriebene Fixierung auf die eigenen Kinder. Nicht ohne Grund versucht der Teufel Jesus in der Wüste mit Essen, Selbstdarstellung und Macht… 2. Gott will den ersten Platz. Tatsache ist, dass wir alle irgendeinen Gott anbeten, auch wenn wir behaupten, nicht gläubig zu sein. Die Frage ist nur: Wen oder was beten wir an? Unser Gott ist nach eigener Aussage ein eifersüchtiger Gott, der den ersten Platz in unserem Herzen beansprucht. Das hat Sinn, denn er ist unser Schöpfer und hat uns so geschaffen, dass wir unser wahres Glück finden, wenn wir uns auf ihn und seine Liebe ausrichten. Sobald wir einen anderen „Gott“ an seine Stelle setzen, sagen wir praktisch zu Gott: „Ich glaube nicht daran, dass du mich glücklich machen kannst und willst! Und darum hole ich mir mein Glück jetzt und tue … (was auch immer), wovon ich denke, dass es meine Sehnsüchte erfüllt.“ Denn es ist so, wie Jesus sagt: Niemand kann zwei Herren gleichzeitig dienen. Und jeder dient irgendwem. Möchte ich dem lebendigen Gott dienen – oder Ersatzgöttern mein Leben opfern? 3. Echte und falsche Freude. Gleich zweimal nennt Jesus den Reichtum „ungerecht“ und den Himmel „das wahre Gut“ - und trotzdem verlangt er nicht, dass wir uns vom Geld völlig trennen. Als Christen leben wir in dieser Welt, und müssen dort solange durchhalten, bis unsere Wohnung im Himmel bezugsbereit ist. Ganz ohne materielle Mittel geht das nicht. Jesus ist Realist genug, um das zu wissen. Der entscheidende Unterschied ist, ob ich die Dinge gebrauche, um damit meinen Weg zu Gott zu gehen – oder ob ich sie einfach nur genießen will, ohne mich um Gott zu kümmern. Alle materiellen Dinge hat Gott für den Menschen geschaffen, damit sie ihm auf seinem Weg zum Himmel helfen und ihm gleichzeitig Freude bereiten. Aber echte Freude gibt es nie losgelöst von Gott. Künstliche Freuden haben oft grausame Konsequenzen – bestes Beispiel: Drogenkonsum. „Was die Menschen für großartig halten, ist in den Augen Gottes ein Gräuel“. Dieser Satz ist hart, aber wahr. Vieles, was aus menschlich-irdischer Sicht erstrebenswert ist, ist aus christlicher Perspektive eher kontraproduktiv. „Quid ad aeternitatem?“ – „Was für einen Wert hat dies angesichts der Ewigkeit?“ – das ist das beste Entscheidungskriterium. Es hilft schon im Alltag, und erst recht bei wichtigen Lebensentscheidungen. Damit wir unser Leben zu einem Dienst für den wahren Gott machen, und nicht zu einem Götzendienst. Gespräch mit Christus: Jesus, ich habe bis jetzt völlig unterschätzt, wie gefährlich falsche Götter sein können. Zeige mir, wo es in meinem Leben solche Götzen gibt. Löse die Fesseln, die mich davon abhalten, in deine Richtung zu gehen– ob es nun dicke Taue oder dünne Fäden sind. Auch wenn ich nur an einem Faden hänge, den so ein Götze in der Hand hält, bin ich nicht frei! Aber ich möchte frei werden und mich nur noch von dir lenken lassen. Bitte hilf mir dabei! Möglicher Vorsatz: Diese Woche möchte ich eine Meditation darüber halten, für welche „Götter“ ich anfällig bin – und wie ich ihnen entgehen kann.
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