Tägliche Meditationen Sonntag 8. Oktober 2017 bis Samstag 14. Oktober 2017 Siebenundzwanzigste Woche im Jahreskreis Dr. med. Christoph Kunkel
Von den bösen Pächtern 8. Oktober 2017
Siebenundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
Dr. med. Christoph Kunkel Mt 21,33-44 In jener Zeit sprach Jesus zu den Hohenpriestern und den Ältesten des Volkes: Hört noch ein anderes Gleichnis: Es war ein Gutsbesitzer, der legte einen Weinberg an, zog ringsherum einen Zaun, hob eine Kelter aus und baute einen Turm. Dann verpachtete er den Weinberg an Winzer und reiste in ein anderes Land. Als nun die Erntezeit kam, schickte er seine Knechte zu den Winzern, um seinen Anteil an den Früchten holen zu lassen. Die Winzer aber packten seine Knechte; den einen prügelten sie, den andern brachten sie um, einen dritten steinigten sie. Darauf schickte er andere Knechte, mehr als das erste Mal; mit ihnen machten sie es genauso. Zuletzt sandte er seinen Sohn zu ihnen; denn er dachte: Vor meinem Sohn werden sie Achtung haben. Als die Winzer den Sohn sahen, sagten sie zueinander: Das ist der Erbe. Auf, wir wollen ihn töten, damit wir seinen Besitz erben. Und sie packten ihn, warfen ihn aus dem Weinberg hinaus und brachten ihn um. Wenn nun der Besitzer des Weinbergs kommt: Was wird er mit solchen Winzern tun? Sie sagten zu ihm: Er wird diesen bösen Menschen ein böses Ende bereiten und den Weinberg an andere Winzer verpachten, die ihm die Früchte abliefern, wenn es Zeit dafür ist. Und Jesus sagte zu ihnen: Habt ihr nie in der Schrift gelesen: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, er ist zum Eckstein geworden; das hat der Herr vollbracht, vor unseren Augen geschah dieses Wunder? Und wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschellen; auf wen der Stein aber fällt, den wird er zermalmen. Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem Volk gegeben werden, das die erwarteten Früchte bringt. Einführendes Gebet: Herr, lass uns Arbeiter in deinem Weinberg sein, treue Pächter für alles, was du uns anvertraut hast. Bitte: Lass uns deinen Sohn täglich neu erwarten, er schenkt uns in Brot und Wein seinen Leib. 1. Die Pläne des Menschen werden durchkreuzt. Jesus steht in heftiger Auseinandersetzung mit den Hohenpriestern und Pharisäern. Während das Volk seine göttliche Sendung sieht, erscheint der religiösen Oberschicht sein Auftreten als Blasphemie. Umringt von seinen Widersachern, zitiert Jesus Psalm 118 (Vers 22), wo von dem Stein die Rede ist, den die Baumeister verwerfen. Denn eben dieser Psalm spricht von jenem, der durch den Feind eingeschlossen und niedergeworfen wird und tut dies in einem Paradoxon, mit dem Bild des verworfenen Steins, der zum Eckstein, zur wesentlichen, gestaltenden Kraft eines neuen Gebäudes wird: „das hat der Herr vollbracht“. Und Jesus geht noch weiter. Er setzt diese Stelle aus dem Psalm in Verbindung mit seinem Gleichnis von den bösen Pächtern. Nicht nur, dass er die erfolgreiche Überwindung der umgebenden Feinde verkündet, sondern auch die völlige Durchkreuzung der Pläne der „Bauleute“ (Hohepriester und Pharisäer), die den Eckstein verwerfen, dann aber auf ihm zerschellen oder von ihm zermalmt werden. Eine aufrüttelnde Prophetie über den Untergang Israels und die Weitergabe des Gottesreiches an andere Völker. In der alttestamentlichen Lesung von heute wird darauf hingewiesen, dass der Weinberg trotz pfleglichen Mühens verrottet, weil Israel seinen Bund mit Gott vergisst. 2. Die Deutung. In Zusammenhang mit unserem Gleichnis hier heißt das, dass der Sohn des Weinbergbesitzers getötet und somit „verworfen“ wird und daraufhin das Reich Gottes, mit dessen Errichtung das Volk Israel von Gott seit Abraham betraut worden war, der Priesterschaft genommen und einem Volk gegeben wird, das wahre Früchte trägt. Alles ist schon Vorwegnahme des Todes und der Auferstehung Jesu sowie der Etablierung eines neuen Glaubens, der zwar ganz in innerer Kontinuität mit dem vorherigen steht, aber letztlich nun ganz auf diesem Eckstein ruht. 3. Der Anspruch Christi erweckt bis heute Widerstand. Jesus kennt die mörderischen Gedanken seiner Gegner. Der skandalöse Konflikt, den Jesus mit seiner erklärten Sohnschaft („Da schickte der Weinbergbesitzer seinen eigenen Sohn…“) erzeugt, reicht bis in unsere Tage und erklärt, warum andere monotheistische Religionen das Christentum bisweilen geringschätzen oder bekämpfen. Die Hohenpriester und mit ihnen auch heute alle „Rechtgläubigen“ sind nicht nur ein bisschen empört, dass dieser Sohn eines Zimmermanns behauptet, er wäre Gottes Sohn. Nein, Gott hat überhaupt keinen Sohn, er kann gar keinen haben! „Den hier“ muss man für immer verschwinden lassen. So denken sie. Gespräch mit Christus: Du vom Vater Gesandter, hilf uns, in dieser Schöpfung - deinem Weinberg - recht zu wirken. Möglicher Vorsatz: Ich will ein bekennender Stein in dem großen Bauwerk unseres Herrn, der Kirche, werden.
Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter 9. Oktober 2017
Montag der siebenundzwanzigsten Woche im Jahreskreis Hl. Johannes Leonardi Hl. Dionysius von Paris Hl. Gunther von Thüringen, Einsiedler Hl. Jose Sanz Tejedor FSC, Märtyrer Dr. med. Christoph Kunkel Lk 10,25-37 Da stand ein Gesetzeslehrer auf, und um Jesus auf die Probe zu stellen, fragte er ihn: Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen? Jesus sagte zu ihm: Was steht im Gesetz? Was liest du dort? Er antwortete: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken, und: Deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst. Jesus sagte zu ihm: Du hast richtig geantwortet. Handle danach, und du wirst leben. Der Gesetzeslehrer wollte seine Frage rechtfertigen und sagte zu Jesus: Und wer ist mein Nächster? Darauf antwortete ihm Jesus: Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab und wurde von Räubern überfallen. Sie plünderten ihn aus und schlugen ihn nieder; dann gingen sie weg und ließen ihn halb tot liegen. Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab; er sah ihn und ging weiter. Auch ein Levit kam zu der Stelle; er sah ihn und ging weiter. Dann kam ein Mann aus Samarien, der auf der Reise war. Als er ihn sah, hatte er Mitleid, ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn. Am andern Morgen holte er zwei Denare hervor, gab sie dem Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme. Was meinst du: Wer von diesen dreien hat sich als der Nächste dessen erwiesen, der von den Räubern überfallen wurde? Der Gesetzeslehrer antwortete: Der, der barmherzig an ihm gehandelt hat. Da sagte Jesus zu ihm: Dann geh und handle genauso! Einführendes Gebet: Durch meinen Nächsten lass dein liebes Antlitz leuchten, möge ich es erkennen. Bitte: Herr, lass uns immer wieder von Mitleid angetrieben werden, um Hilfe zu leisten. 1. Auswirkung in vielen Lebensbereichen. Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter ist eigentlich das Manifest europäischer Krankenversorgung. Seit dem Mittelalter wurden Hospize unter der Obhut der Klöster oder frommer weltlicher Herrscher gegründet. Bis in die entfalteten Sozialsysteme, bis in politische Debatten unserer Tage hinein hat sich die Frage eingeschrieben: „Wer ist mein Nächster?“. Die Antwort ist ein vielfältiges staatliches, kirchliches und privates System der Hilfe und Rechtsverordnungen. In unserem säkularen Staat müssen wir uns die Frage gefallen lassen, ob wir, wie der Samariter, angemessen gehandelt haben. 2. Nächstenliebe ohne Grenzen. Für den Priester und den Leviten wäre tätliche Hilfe Verunreinigung gewesen, beide scheitern an ihren Vorschriften. Erst der „under-dog“, der zufällig vorbeikommende Samariter, macht uns vor, wie Mitleid sich nicht verstecken kann. Sein Handeln rührt tief an unser Herz. Bis auf die Schlachtfelder wird es wie damals auch heute noch getan: Ein Arzt und seine Helfer helfen allen Verletzten (was in einigen Ländern mit Strafe belegt ist, wenn man einen verletzten, feindlichen Soldaten akut versorgt.) Er betreibt Akutversorgung (Öl und Wein) und den zügigen Abtransport (hob ihn auf sein Reittier). Denken wir in der Nachahmung seines Tuns an die arztbegleiteten Transporte, die Helikopter, Seenotrettungsboote, Lawinen- und Untertage-Rettungsteams. Die Weiterversorgung ohne auf den sozialen Stand oder gar die Zahlungsfähigkeit des Verletzten zu schauen, ist europäisches Standarddenken. Und es wird für die Rehabilitation gesorgt (holte er zwei Denare hervor: „Sorge für ihn, und wenn du mehr brauchst…. ."), die Hilfe wird delegiert, die Zahlung wird versprochen. 3. Geh’ und handle genauso! Das alles ist in unseren Sozialgesetzen festgeschrieben, und es kommt von diesem großartigen, zeitüberspannenden Gleichnis unseres Herrn Jesus. (Und wie viel Liebe bringt Jesus wieder einmal einem um Belehrung bittenden Schriftgelehrten entgegen.) Wieder wird in großer Deutlichkeit klar, warum Gott in seinem Sohn auf die Erde gekommen ist: um zu zeigen, wie die göttliche Liebe in der Menschenliebe ihren Ausdruck findet. „Dann geh’ und handle genauso.“ Gespräch mit Christus: Jesus, tief rührst du mit diesem Gleichnis an mein Herz, und dies Tun gibt meinem Leben immerwährenden Auftrieb. Möglicher Vorsatz: Dein Antlitz möchte ich heute in meinem Nächsten suchen.
Die Geschichte von Maria und Martha 10. Oktober 2017
Dienstag der siebenundzwanzigsten Woche im Jahreskreis Hl. Viktor von Xanten, Märtyrer Hl. Gereon, Märtyrer Hl. Daniele Comboni MCCJ Hll. Kassius und Florentius, Märtyrer Dr. med. Christoph Kunkel Lk 10,38-42 In jener Zeit kam Jesus in ein Dorf und eine Frau namens Marta nahm ihn freundlich auf. Sie hatte eine Schwester, die Maria hieß. Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seinen Worten zu. Marta aber war ganz davon in Anspruch genommen, für ihn zu sorgen. Sie kam zu ihm und sagte: Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester die ganze Arbeit mir allein überlässt? Sag ihr doch, sie soll mir helfen! Der Herr antwortete: Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat das Bessere gewählt, das soll ihr nicht genommen werden. Einführendes Gebet: Wie oft verstecken wir uns hinter Konventionen! Jesus, lehre mich, den besseren Teil zu wählen! Bitte: „Dein Wort, Herr, sei meinem Fuß eine Leuchte und ein Licht für all meine Pfade.“ 1. Christsein, aktiv und kontemplativ. Die Geschichte von Maria und Marta ist tief in unseren Moralvorstellungen verankert und führt zu Spannungen in der Befolgung des Wortes Gottes. Hier dieser, der tätig Gutes tut, dort jener, der hörend Gutes tut, hier vita activa, dort vita contemplativa. Der Tätige wird immer wieder ein wenig verachtet wegen seiner G’schuftlhuberei, des notwendigen Übels eben. Aber auch der betrachtend Hörende bleibt nicht ungeschoren: stets ein wenig Wolkenkuckucksheim, aber in der Christenheit nie als nutzloser Sternengucker angesehen. Was könnte sich zugetragen haben? 2. Zwei verschiedene Ansprüche, beide von Herzen. Mit der Einladung Jesu seitens der zwei Schwestern entstehen in den beiden Frauen zwei unterschiedliche Impulse. Marta lädt einen bedeutsamen Propheten ein. Ein gutes Mahl muss her, der äußere Rahmen soll Ausdruck der gesellschaftlich gültigen Verehrung sein, wie sie im Herzen auch verankert ist, … in aller Bescheidenheit und wie man es vermag, und dann kann man ja reden... Zwei Frauen ohne Mann müssen solch einen Besuch korrekt gestalten. Jesus ist schließlich ein Ehrengast. Maria wird von einer ganz anderen Seite an Jesus berührt. Und auch hier, wie immer wieder bis hinein in unsere Tage, dieses sinnende Horchen der Frauen nach dem geheimnisvollen Rauschen der Wasser des Lebens! Auch hier offenbart sich das uralte, neue Reich weiblichen Seins. Maria kann nicht aufhören zu lauschen, sie begehrt letztgültiges Verstehen durch Hören. Als Marta die Arbeit über den Kopf wächst, schaltet sie Jesus ein, sie versucht es jedenfalls. Sie wendet sich nicht an Maria, das wäre unhöflich. Jesus versteht Martas Konflikt: „du machst dir viele Sorgen“ und fügt hinzu „Maria hat das Bessere erwählt.“ Tadel? Sorge um den göttlichen Gast ist gut, seine unendlich tiefsinnige, kurze Anwesenheit mit jeder Faser aufzusaugen, ist besser. 3. Wasser, das zur sprudelnden Quelle wird. Maria brennt wohl wie den Emmausjüngern das Herz im Leib, wie die Frau am Jakobsbrunnen will sie vom Wasser des Lebens schöpfen. Da ist es endlich: mitten im Schaffen ein aufglimmender Funke der Liebe. Unverhofft und fortan unauslöschlich. Gespräch mit Christus: Das Horchen der Frauen gehört zum tiefen Geheimnis ihres Wesens. Beende meine nutzlosen Reden und öffne meine Ohren. Möglicher Vorsatz: Heute will ich mich von Jesu Wort anrühren lassen und ihm in mir nachlauschen.
Knapper geht's kaum 11. Oktober 2017
Mittwoch der siebenundzwanzigsten Woche im Jahreskreis Maria, Mutter vom Guten Rat Hl. Bruno I. von Köln, Erzbischof Hl. Johannes XXIII, Papst Hl. Jakob Griesinger von Ulm, Ordensbruder Hl. Maria Soledad Dr. med. Christoph Kunkel Lk 11,1-4 Jesus betete einmal an einem Ort; und als er das Gebet beendet hatte, sagte einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie schon Johannes seine Jünger beten gelehrt hat. Da sagte er zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht: Vater, dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Gib uns täglich das Brot, das wir brauchen. Und erlass uns unsere Sünden; denn auch wir erlassen jedem, was er uns schuldig ist. Und führe uns nicht in Versuchung. Einführendes Gebet: Vater, dein Reich möge durch mein Tun mit zur Vollendung geführt werden. Bitte: Gib mir die Kraft, Herr, an deinem Reich beständig mitzubauen. 1. Das Wesentliche. Knapper geht’s nicht! Und dieses Gebet ist das Vaterunser. Es wird von einem Mann empfohlen, der sich zum Beten für lange Stunden in die Einsamkeit zurückzieht. Wie spricht Jesus mit seinem Vater? Warum empfiehlt er uns aber so ein bündiges Gebet: „Gott sei geheiligt, sein Reich komme, sein Wille geschehe, er gebe täglich Brot, er erlasse die Sünden und führe nicht in Versuchung“. Sollen wir alles Überflüssige weglassen? 2. Vater, dein Name sei geheiligt! In unserem Leben sind wir oft umgeben von einer gottlosen Welt der Dinge, Fakten, Antriebe. Keine Deutung der Wirklichkeit scheint Gott als Erklärung zu erfordern. Unsere heutige Abkehr vom Glauben ist nicht auf die verkrustete Kirche zurückzuführen, sondern wir sind den brillanten Erklärungen all dessen, was ist, durch den forschenden und erfindenden Verstand erlegen. (Philosophisch ist es die anthropozentrische Wende seit der Reformation.) Da sagt nun Jesus zu uns Interpreten: Schau hin, bewundere mich meinetwegen durch die Naturwissenschaft hindurch, aber blicke dahinter. Denn durch alles hindurch schaut der lebendige Gott. Seine Schöpfung ist sein Werk und damit heilig. Wenn wir nur allein jeden Tag diesen Satz beten würden: Vater, dein Name sei geheiligt, dann würde unsere Realitätsinterpretation als lächerlich vordergründig zerplatzen. Angesichts der Schöpfung überwältigt uns die Heiligkeit des Schöpfers. Wir können dies hinnehmen als Bewunderer, oder wir begehren, dass mit uns und durch uns in dieser Schöpfung Gottes Reich anbrechen möge. Das sagt das Gebet. 3. Der Vater ist stärker als Versuchung, Sünde und Tod. Natürlich brauchen wir zu essen, straucheln in der Versuchung und bedürfen mit allen anderen zusammen der Vergebung. Damit wir also weiter mitarbeiten können an der Vollendung der Schöpfung, bitten wir um Brot und Vergebung. Mit der Auferstehung zeigt Gott in seinem Sohn, dass er diese Schöpfung und uns nicht in den dunklen Orkus fallen lassen, sondern in der Auferstehung aller vollenden will. Dieses kleine, raue Gebet unterscheidet uns von allen anderen Gläubigen. Gespräch mit Christus: So viele Münder haben dieses Vaterunser gebetet. Und damit ist hoffentlich ein winziger Ruck zur Vollendung hin erfolgt. Möglicher Vorsatz: Herr, lass mich im Beten handeln und im Handeln beten, dass auch durch mich dein Reich kommen möge.
Unerhörte Störung 12. Oktober 2017
Donnerstag der siebenundzwanzigsten Woche im Jahreskreis Hl. Bernhard von Kamenz, Bischof Hl. Maximilian, Märtyrer Hl. Edwin Hl. Jakob Rem SJ Sel. Louis Brisson, Ordensgründer Dr. med. Christoph Kunkel Lk 11,5-13 In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn einer von euch einen Freund hat und um Mitternacht zu ihm geht und sagt: Freund, leih mir drei Brote; denn einer meiner Freunde, der auf Reisen ist, ist zu mir gekommen, und ich habe ihm nichts anzubieten!, wird dann etwa der Mann drinnen antworten: Lass mich in Ruhe, die Tür ist schon verschlossen, und meine Kinder schlafen bei mir; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben? Ich sage euch: Wenn er schon nicht deswegen aufsteht und ihm seine Bitte erfüllt, weil er sein Freund ist, so wird er doch wegen seiner Zudringlichkeit aufstehen und ihm geben, was er braucht. Darum sage ich euch: Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet. Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet. Oder ist unter euch ein Vater, der seinem Sohn eine Schlange gibt, wenn er um einen Fisch bittet, oder einen Skorpion, wenn er um ein Ei bittet? Wenn nun schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gebt, was gut ist, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten. Einführendes Gebet: Wie oft habe ich mich geschämt, vom Nachbarn ein Ei oder etwas Zucker zu erbitten? Aber worum bitte ich denn? Bitte: In meinen großen und kleinen Sorgen – Herr, gib mir Mut, mit allem zu dir zu kommen. 1. Eine nicht zu rechtfertigende Bitte!? Unerhört! Da schreckt ein Mensch seinen Nachbarn um Mitternacht auf, belästigt ihn durch Klopfen und wünscht drei Laib Brot, weil Besuch gekommen sei. Brot, das hat doch jeder. 2. „Sucht zuerst…“. Im Vaterunser zeigt sich bereits die unbedingte Hinwendung zum Vater mit dem Wunsch, dass sein Reich kommen möge. Eigentlich der zentrale, auch soziale Auftrag der Christen, an der Errichtung des Gottesreiches mitzutun und in allem dabei die Hoffnung zu haben, dass Gottes Wille sichtbar werde im Weltengetriebe. 3. Gott fühlt sich nicht gestört! Mit dem Gleichnis von der nächtlichen Störung lehrt Jesus uns, dass unsere kleinen Gebete vor dem Allmächtigen, hervorgestammelt oder formalisiert, ausschweifend oder stoßweise, von außen gesehen wie eine Belästigung wirken müssen: eben das falsche Gebet zur falschen Zeit in falscher Gebetshaltung … wäre da nicht die geradezu närrische Liebe Gottes, die schon den kleinsten Schritt auf ihn zu mit Freude erwidert. Und damit wir nicht völlig von Sünden verdreckt vor ihm stehen, kommt er in seinem Sohn auf die Erde, damit wir alles auf ihn werfen können. So wird der Weg zum Herrn wieder frei von uns durch uns. Also klopfen wir doch zur Unzeit an des Nachbarn Tür und überwinden ungläubige Beschränkung. Gespräch mit Christus: Wie oft habe ich begonnen, schüchtern, linkisch, mundfaul zu beten. Doch merkwürdig, du, Herr, hast es in mir immer wieder zu einem Gebet geformt. Möglicher Vorsatz: Also klopfen wir doch zur Unzeit an Gottes Tür und überwinden ungläubige Beschränkung.
Die alten Völker kannten sehr wohl Dämonenaustreiber 13. Oktober 2017
Freitag der siebenundzwanzigsten Woche im Jahreskreis Hl. Sintpert, Bischof Hl. Eduard der Bekenner Hl. Koloman Hl. Lubentius Dr. med. Christoph Kunkel Lk 11,14-26 In jener Zeit trieb Jesus einen Dämon aus, der stumm war. Als der Dämon den Stummen verlassen hatte, konnte der Mann reden. Alle Leute staunten. Einige von ihnen aber sagten: Mit Hilfe von Beelzebul, dem Anführer der Dämonen, treibt er die Dämonen aus. Andere wollten ihn auf die Probe stellen und forderten von ihm ein Zeichen vom Himmel. Doch er wusste, was sie dachten, und sagte zu ihnen: Jedes Reich, das in sich gespalten ist, wird veröden, und ein Haus ums andere stürzt ein. Wenn also der Satan mit sich selbst im Streit liegt, wie kann sein Reich dann Bestand haben? Ihr sagt doch, dass ich die Dämonen mit Hilfe von Beelzebul austreibe. Wenn ich die Dämonen durch Beelzebul austreibe, durch wen treiben dann eure Anhänger sie aus? Sie selbst also sprechen euch das Urteil. Wenn ich aber die Dämonen durch den Finger Gottes austreibe, dann ist doch das Reich Gottes schon zu euch gekommen. Solange ein bewaffneter starker Mann seinen Hof bewacht, ist sein Besitz sicher; wenn ihn aber ein Stärkerer angreift und besiegt, dann nimmt ihm der Stärkere all seine Waffen weg, auf die er sich verlassen hat, und verteilt die Beute. Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich; wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut. Ein unreiner Geist, der einen Menschen verlassen hat, wandert durch die Wüste und sucht einen Ort, wo er bleiben kann. Wenn er keinen findet, sagt er: Ich will in mein Haus zurückkehren, das ich verlassen habe. Und wenn er es bei seiner Rückkehr sauber und geschmückt antrifft, dann geht er und holt sieben andere Geister, die noch schlimmer sind als er selbst. Sie ziehen dort ein und lassen sich nieder. So wird es mit diesem Menschen am Ende schlimmer werden als vorher. Einführendes Gebet: Herr, du kennst die Tiefe meiner Seel', lass mich nicht in der Verworfenheit mein Auge von Dir wenden. Bitte: Lieber in den Vorhöfen deines Heiligtums stehen, als in den Zelten der Frevler weilen. Herr, das gilt mir auch heute noch als Unterscheidung angesichts dämonischer Kräfte in mir. 1. Welche Macht ist hier am Werk? Die alten Völker kannten sehr wohl Dämonenaustreiber, Gesundbeter, Viehbesprecher. Deren Fähigkeit war eine unerklärliche Gabe, eben unerklärlich, eben Gabe. Als nun Jesus Dämonen austrieb, reichte diese bewährte Einschätzung offensichtlich nicht mehr aus. Irgendwie schimmerte da den anwesenden Pharisäern etwas Höheres durch, unleugbar. Aber da Denkverbot besteht, dass es sich bei Jesus um Göttliches handelt, deutet man sein Tun als Teufel-mit-Beelzebub-Austreiben, wie es heute noch der Volksmund sagt. 2. Ein in sich gespaltenes Reich hat keinen Bestand. Jesus antwortet mit einer Geschichte über das vermeintlich gespaltene Reich des Teufels. Wie in einem Krimi handelt sie von Ganovenbanden, die sich gegenseitig umbringen, trotz allen Terrors ohnmächtig sind, eben keine echte Macht besitzen, sondern nur den erbärmlichen momentanen Vorteil vor dem anderen ausspielen und letztlich infolge der Spaltung ihrer Unterwelt-Macht so verschwinden, wie sie gekommen sind. 3. Jesu Auftrag, ein neues Reich zu errichten. Dann aber spricht Jesus von seiner Sendung. Nicht allein durch Krankenheilung, wie hier bei dem Besessenen geschehen, sondern durch Bekehrung will er das Volk Israel heilen, damit es bereit wird für das mit Jesus anhebende Gottesreich. Stets will Jesus und durch ihn der Vater nur dieses Eine: das von Gott schon den Vätern gezeigte Reich nun in seiner neuen und barmherzig menschennahen Form dem auserwählten Volk bringen, bevor es sich durch Erstarrung und bewaffneten Widerstand gegen die Römer selbst auflöst. Gespräch mit Christus: Mächtige Dämonen suchen uns Menschen heim, Schutz von oben werde uns zuteil und Wachsamkeit möge uns aufwecken. Möglicher Vorsatz: Ich weise von mir fort, weg von meinem Ego, was eine immer wiederkehrende dämonische Versuchung ist.
Zweierlei Seligpreisungen 14. Okober 2017
Samstag der siebenundzwanzigsten Woche im Jahreskreis Hl. Kallistus I., Papst, Märtyrer Hl. Burkhard OSB, Bischof Hl. Alan, Bischof Dr. med. Christoph Kunkel Lk 11,27-28 In jener Zeit, als Jesus zum Volk redete, rief eine Frau aus der Menge ihm zu: Selig die Frau, deren Leib dich getragen und deren Brust dich genährt hat. Er aber erwiderte: Selig sind vielmehr die, die das Wort Gottes hören und es befolgen. Einführendes Gebet: Dich zu preisen, Herr, heißt, im eigenen Handeln dein Wort zu befolgen. Leicht gesagt, doch wie es umsetzen? Bitte: Da du eingehst unter mein Dach, sprich dieses eine Wort. 1. Ein Lob in den höchsten Tönen. Die stärkste Seligpreisung - indogermanisch bedeutet Seligkeit „Glück“ und „Heil“ -, die eine Frau aussprechen kann, ist doch wohl, die Mutter dessen selig zu preisen, der den gerade Angesprochenen und Gepriesenen zur Welt gebracht und aufgezogen hat. Aus Ergriffenheit über Jesu Worte ruft diese Frau daher aus der Menge. (Und einen gewissen Anklang an Elisabeths Ausruf beim Besuch Mariens „Gesegnet bist du mehr als alle anderen und die Frucht deines Leibes“ scheint man hier herauszuhören.) 2. Wahre Größe. Weist Jesus die rufende Frau zurück? Er sagt ohne Zurechtweisung lediglich, dass es hier nicht um ihn und seine Mutter geht. Nicht die biologische Tat eines anderen Menschen (sofern man Geburt und Erziehung so benennen mag) verleiht Größe, sondern das Hören und Befolgen von Gottes Wort aus der eigenen Person heraus, führt zum Heil. Der eigene Entschluss - beflügelt durch den Heiligen Geist - möge zur Annahme und Befolgung des Wortes Gottes führen – so etwa sagt Jesus. 3. Die Zeit ist erfüllt. In seinem Auftreten weist Jesus Wege für jeden Einzelnen auf, aber auch für sein Volk: die Rückkehr Israels zu den Prophezeiungen der Väter, wie sie in alter Zeit schon erklangen, jetzt aber mit Jesu Predigten über das Reich Gottes anbrechen und sich vollenden sollen. Fortan ist Jesu Verkündung vom Reich Gottes der Anbruch seiner Zeit in jeder Zeit. Gespräch mit Christus: Herr, der Ruf ergeht an uns, aus den alten Gebeten und Riten unserer Kirche frisch in den neuen Tag zu treten und deinen Willen zu tun. Möglicher Vorsatz: Herr, ich will mich von deinem Heilsversprechen getragen für die neue Zeit, die neue Aufgabe zur Verfügung stellen.
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