Tägliche Meditationen

Tägliche Meditationen

Sonntag 2. Juli 2017 bis 8. Juli 2017

Dreizehnte Woche im Jahreskreis

Ellen Charlotte Petermann

ärz
Keine faulen KompromisseSonntag
Ich glaube, hilf meinem UnglaubenMontag
Angst und GelassenheitDienstag
SeelensturmMittwoch
Unsichtbares sichtbar machenDonnerstag
Barmherzigkeit siegtFreitag
Gott gestern, heute und immerdarSamstag


Keine faulen Kompromisse

2. Juli 2017

Dreizehnter Sonntag im Jahreskreis

Ellen Charlotte Petermann

Mt 10,37-42
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Aposteln: Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mit nachfolgt, ist meiner nicht würdig. Wer das Leben gewinnen will, wird es verlieren; wer aber das Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen. Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat. Wer einen Propheten aufnimmt, weil er ein Prophet ist, wird den Lohn eines Propheten erhalten. Wer einen Gerechten aufnimmt, weil er ein Gerechter ist, wird den Lohn eines Gerechten erhalten. Und wer einem von diesen Kleinen auch nur einen Becher frisches Wasser zu trinken gibt, weil es ein Jünger ist - amen, ich sage euch: Er wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen.

Einführendes Gebet: Jesus, du bist mein Erlöser, und ich möchte meinen Weg nicht nur zusammen mit dir gehen, ich möchte dir auch nachfolgen, unbedingt! Ich möchte die Freude über meinen Glauben allen Menschen mitteilen, und ich möchte lieben, lieben wie du liebst. Reine, absichtslose Liebe geht immer mit Schmerz, mit Kreuz einher. Manchmal ist es sehr schwer, und ich laufe vor meinem Kreuz davon, möchte es nicht tragen. Aber du bist größer als unser Herz.

Bitte: Jesus, hilf mir in meiner Schwachheit, mein Kreuz anzunehmen, es aus Liebe zu dir zu tragen. Mach mich in meiner Schwachheit stark!

1. Gott an die erste Stelle setzen! Jesus ist auf dem Weg nach Jerusalem und predigt. Er hat viele Anhänger, die ihn begleiten, ihm nachfolgen möchten. Die junge Kirche beginnt zu wachsen, denn es sind nicht mehr nur wenige auserwählte Jünger, sondern eine große Menschenmenge aus allen Bevölkerungsschichten, die mit ihm geht. Jesus stellt dann mit scheinbar harten Worten ganz klar dar, wie er sich die rechte Jüngerschaft vorstellt. Er stellt Bedingungen, und man könnte meinen, dass diese Bedingungen der Liebe widersprechen, denn wer verlässt so einfach seine Frau, sein Kind, seine Eltern? Was Jesus sagen will, ist, dass „Jünger sein“ den ganzen Menschen fordert und nicht nur einen Teil seines Lebens. Rechtes Jüngersein erfordert kategorische Entschiedenheit. Man legt sich fest, unwiderruflich. Es darf keine Halbheit geben. Ebenso erfordert rechtes Jüngersein auch die innere Losschälung von allem, von weltlichen Gütern und von Menschen in ausschließlicher Bindung. Denn nur so ist wahre Nachfolge möglich!

2. Vom rechten Umgang mit den legitimierten Boten. Nachdem Jesus die Bedingungen der Nachfolge geklärt hat, folgt nun eine Art Mahnung, wie die legitimierten Boten aufzunehmen und zu behandeln sind, und es ergibt sich eine Art Verknüpfung, die im Ursprung endet, nämlich in Gott. Wer die Jünger Jesu aufnimmt, der nimmt Jesus auf und damit wiederum den eigentlichen Absender der Botschaft: Gott! Dann wird der Kreis erweitert um Propheten und Gerechte, die ebenfalls autorisiert sind, Gottes Botschaft zu bringen. Dabei könnte es sich um sog. Wanderprediger handeln. Interessant wird es besonders danach, denn der Kreis der Boten wird anschließend differenziert: Es ist von den „Kleinen“ die Rede und davon, dass man ihnen ein Glas Wasser reicht. Das lässt vermuten, dass Boten unterwegs sind, die hilfsbedürftig sind und Unterstützung brauchen. Boten, die sich auf die Unterstützung der Gemeindemitglieder verlassen müssen!

3. Das Glas Wasser. Vielleicht habe ich schon mutig beschlossen, mein persönliches, von Gott ausgesuchtes Kreuz, auf mich zu nehmen, aus Liebe zu ihm, um ihm nachzufolgen, ihn an die erste Stelle zu setzen, auch wenn das öfter einmal nicht gelingt. Vielleicht lebe ich schon solch ein Leben und finde, dass ich ein toller Christ bin. Aber wie sieht es aus, wenn dann jemand, den ich vielleicht gar nicht kenne, oder eventuell sogar ablehne, kommt und mich um ein Glas Wasser bittet? Im übertragenen Sinne natürlich. Klarer ausgedrückt: „Hilf mir, ich brauche Dich.“ Und wenn er das in Christi Namen tut, dann kann ich nicht antworten: „Tut mir leid, ich trage gerade schon mein Kreuz, denn ich versuche, mit meinen Kindern geduldig umzugehen.“ Denn wer bittet denn dann um Hilfe? Gott, persönlich. Wer ist Gott für mich? Jeder, jeder Bettler, Drogenabhängige, ehemals unfreundliche Nachbar… Man könnte das ins Unendliche weiterführen. Aber in diesem Moment am allerwenigsten ich selber!

Gespräch mit Christus: Herr, hilf mir, dich in jedem Menschen zu sehen. Nimm mir meine Eigenliebe. Lass mich jeden unnötigen Gedanken an meine Befindlichkeiten vergessen, damit ich ein authentischer, hingebungsvoller Bote deiner Liebe sein kann.

Möglicher Vorsatz: Heute werde ich das Magnifikat beten.


Ich glaube, hilf meinem Unglauben!

3. Juli 2017

Fest
Hl. Apostel Thomas
Hl. Joseph Lenzel, Priester

Ellen Charlotte Petermann

Joh 20,24-29
Thomas, genannt Didymus (Zwilling), einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht. Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder versammelt und Thomas war dabei. Die Türen waren verschlossen. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger aus - hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete ihm: Mein Herr und mein Gott! Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.

Einführendes Gebet: Jesus, ich komme zu dir, so wie ich bin, mit den ganzen Problemen meines Lebens, im Glauben an dich und deine Liebe. Mit kindlicher Aufrichtigkeit möchte ich dir alles erzählen, was meinen Glauben an dich schwächt und mich immer wieder zweifeln lässt.

Bitte: Jesus, bitte stärke meinen Glauben. Hilfe mir, nicht ständig nach Beweisen zu suchen, sondern in aller Einfachheit und Demut zu vertrauen.

1. Der „Thomas“ in mir. Liest man diese Bibelstelle, findet man sich vielleicht selber darin wieder. Wie oft, in seligen Zeiten, wenn es mir gut geht, bin ich der felsenfesten Überzeugung, dass mein Glaube unerschütterlich ist, dass mich nichts und niemand davon abbringen kann, an Gottes Plan für mich zu glauben. Und wie schnell ereilt mich dann dennoch das gleiche Schicksal wie den Apostel Thomas hier in dieser Evangeliumsstelle. Vielleicht sind es die großen Herausforderungen, vor denen ich stehen, die mich Beweise einfordern lassen. Vielleicht summieren sich auch Probleme, Verletzungen, Traurigkeiten, die irgendwann das Fass zum Überlaufen bringen und mich wie Thomas sagen lassen: „Wenn nicht…, dann glaube ich nicht.“

2. Jesus wird (be)greifbar. Was passiert hier eigentlich? Thomas trifft seine Freunde, die übrigen Apostel, und diese erzählen ihm von ihrer Begegnung mit dem auferstandenen Herrn. Thomas war nicht dabei gewesen und glaubt ihnen deshalb nicht. Ja, er fordert sogar regelrecht Beweise für die Echtheit dieser Begegnung. Acht Tage später trifft Thomas selber auf Jesus. Dieser liefert ihm die geforderten Beweise, in dem er sich von Thomas anfassen lässt und somit für ihn (be)greifbar macht. Jesus liebt Thomas, und gerade deshalb spricht er auffordernd, im Imperativ, zu Thomas: „Streck deine Hände aus….und sei nicht ungläubig, sondern gläubig.“ Zugleich sagt er ihm aber im nächsten Satz, dass sein Glaube unvollkommen ist.

3. Mein Herr und mein Gott! Man kann sich vorstellen, dass Thomas nicht nur voller Einsicht und Erkenntnis, sondern auch mit Beschämung ausruft: „Mein Herr und mein Gott!“ Jesu Antwort zeigt dann Thomas‘ ganze Kleingläubigkeit auf, die darin besteht, dass er seinen Glauben auf sichtbare Beweise aufbaut. Vielleicht sollten wir uns diesen wunderbaren Satz des Thomas: „Mein Herr und mein Gott“ als kleines Stoßgebet bereithalten, wenn uns wieder einmal der Unglaube befällt. Es gibt noch einen interessanten Zusammenhang zur Jungfräulichkeit Mariens und dieser Evangeliumsstelle: Jesus muss keine Tür passieren, um einen Raum zu betreten. Er wird von der Jungfrau Maria geboren, tritt in sie ein, ohne ihre Unversehrtheit als Frau anzutasten. „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“

Gespräch mit Christus: Jesus, danke. Du hast mir nicht nur zugehört, du hast mir Antworten gegeben. Antworten der Liebe, die mir und meinem kleinen Glauben Sicherheit schenken. Bei der Begegnung mit dir hast du meine Scham über meine Zweifel in dein barmherziges Herz hineingenommen und verwandelt.

Möglicher Vorsatz: Heute bemühe ich mich, Zweifeln mit einem Stoßgebet zu begegnen und ihnen so das Wasser abzugraben.


Angst und Gelassenheit

4. Juli 2017

Dienstag der dreizehnten Woche im Jahreskreis
Hl. Ulrich von Augsburg, Bischof
Hl. Isabella von Aragón
Hl. Berta OSB, Äbtissin

Ellen Charlotte Petermann

Mt 8,23-27
In jener Zeit stieg Jesus in das Boot, und seine Jünger folgten ihm. Plötzlich brach auf dem See ein gewaltiger Sturm los, so dass das Boot von den Wellen überflutet wurde. Jesus aber schlief. Da traten die Jünger zu ihm und weckten ihn; sie riefen: Herr, rette uns, wir gehen zugrunde! Er sagte zu ihnen: Warum habt ihr solche Angst, ihr Kleingläubigen? Dann stand er auf, drohte den Winden und dem See, und es trat völlige Stille ein. Die Leute aber staunten und sagten: Was ist das für ein Mensch, dass ihm sogar die Winde und der See gehorchen?

Einführendes Gebet: Jesus, vielleicht habe ich heute den Mut, dir meine Ängste anzuvertrauen. Vielleicht gibt es etwas ganz Besonderes, was ich schon lange mit mir herumtrage. Eine Angst, die mein Leben beeinträchtigt, die mich nachts nicht schlafen lässt. Jesus, ich schaue auf dich am Kreuz und weiß, dass du jetzt bei mir bist, ganz nah, und dich über mein Vertrauen freust.

Bitte: Jesus, bitte heile mich von meinen Ängsten!

1. Die Jünger in Angst. Betrachtet man die Szene, kann man sich sehr gut in die Situation der Jünger hineinversetzten und ihre Angst nachvollziehen. Jäh auftretende Unwetter auf einem großen See können einen schon in Angst und Schrecken versetzen. Ja, es heißt sogar, der Sturm war gewaltig und das Boot wurde von den Wellen überflutet. Die Jünger sind angesichts der Gewalt des Sturmes machtlos und in ihre Ohnmacht mischt sich Unverständnis gegenüber dem Schlafenden, Tadel und beinahe Verzweiflung. Aber auch ein Schimmer Hoffnung ist in ihnen, denn sie wecken ihn. Wenn jemand helfen kann, dann er!

2. Jesus, rette mich, meine Angst verschlingt mich! Wie oft und wie lange habe auch ich schon einmal Ängste gehabt und diese Angst mit mir herum getragen. Morgens vielleicht als Erstes daran gedacht und abends als Letztes. Es gibt Menschen, die diese Angst auch gar nicht richtig schlafen lässt, ja sie beherrscht sie sozusagen. Angst quält, ja, sie kann regelrecht verschlingen. Manche Ängste kann man aus dem Weg räumen, andere nicht. Man schämt sich vielleicht seiner Angst, mag sie niemandem anvertrauen. Vielleicht ist es auch eine schwere Sünde, oder eine Schuld, die man auf sich geladen hat, und die Angst vor der Beichte ist riesengroß.

3. Angst und Gott. Derjenige, der sich am allermeisten über unsere unausgesprochenen Ängste freut, ist der Teufel. Angst schwächt nämlich zunächst unsere Beziehung zu Gott, lässt uns an seiner Allmacht und unendlichen Liebe zweifeln. Wir sollten dann dem Teufel die rote Karte zeigen und so schnell wie möglich zu Jesus rennen und alle unsere Ängste in seine Hände legen. Wie Jesus in der Evangeliumsstelle den Sturm bezwungen hat, so ist es für ihn eine Leichtigkeit, unsere Ängste in Luft aufzulösen. Der Schlüssel dazu ist unser Vertrauen auf ihn und seine Allmacht. An seiner Hand und mit ihm im Herzen brauchen wir uns vor nichts und niemandem zu fürchten! Ich kann allen Herausforderungen in meinem Leben mit Gelassenheit entgegensehen.

Gespräch mit Christus: Jesus, ich bin froh, mit dir über meine Ängste gesprochen zu haben. Meine Ängste sind jetzt bei dir, du hast sie mir genommen. Ich bin nicht nur erleichtert, nein, ich empfinde tiefe Dankbarkeit. Jesus, ich liebe dich sehr dafür.

Möglicher Vorsatz: Heute werde ich jemandem erzählen, dass Angst überwunden werden kann, wenn man Gott in sein Leben lässt.


Seelensturm

5. Juli 2017

Mittwoch der dreizehnten Woche im Jahreskreis
Hl. Antonius Maria Zacharia CRSP
Hl. Kyrilla, Märtyrerin

Ellen Charlotte Petermann

Mt 8,28-34
Als Jesus an das andere Ufer kam, in das Gebiet von Gadara, liefen ihm aus den Grabhöhlen zwei Besessene entgegen. Sie waren so gefährlich, dass niemand den Weg benutzen konnte, der dort vorbeiführte. Sofort begannen sie zu schreien: Was haben wir mit dir zu tun, Sohn Gottes? Bist du hergekommen, um uns schon vor der Zeit zu quälen? In einiger Entfernung weidete gerade eine große Schweineherde. Da baten ihn die Dämonen: Wenn du uns austreibst, dann schick uns in die Schweineherde! Er sagte zu ihnen: Geht! Da verließen sie die beiden und fuhren in die Schweine. Und die ganze Herde stürzte sich den Abhang hinab in den See und kam in den Fluten um. Die Hirten flohen, liefen in die Stadt und erzählten dort alles, auch das, was mit den Besessenen geschehen war. Und die ganze Stadt zog zu Jesus hinaus; als sie ihn trafen, baten sie ihn, ihr Gebiet zu verlassen.

Einführendes Gebet: Jesus, was immer auch mit mir passiert – ich weiß – du bist meine Rettung, mein Fels, meine Geborgenheit. Für dich gibt es keine unlösbaren Probleme und keine hoffnungslosen Fälle. Wer sich dir anvertraut, ist immer auf der sicheren Seite. Ich danke dir für diese Sicherheit in meinem Leben.

Bitte: Jesus, schenke mir den Mut, auch in schwierigen Situationen nicht aufzugeben, sondern immer wieder neu zu vertrauen. Jesus, heile mich!

1. Der Dämon – eine Krise im einzelnen Menschen? Im gestrigen Evangelium haben wir von einem Sturm gehört. Die Jünger fühlten sich bedroht und hatten Angst. Sie waren einer Naturgewalt ausgeliefert, die sie in keiner Weise mehr im Griff hatten. Im heutigen Evangelium hören wir von zwei Besessenen, von Menschen, die von einem Dämon besessen sind. Hier sind es also innere Mächte, die in den Seelen der Menschen wüten, denen man hilflos ausgeliefert sein kann. Eine solche innerliche Zerrissenheit kann zu einer existentiellen Bedrohung werden.

2. Die Dämonen von heute. Wir hören weiter, dass die Besessenen aus Grabeshöhlen kamen. Heute könnte man das bildlich deuten und darin Menschen sehen, die durch Zwänge, innere Nöte oder Drogen gefesselt sind und sich vielleicht wie lebendig begraben fühlen. Die Dämonen erkennen denjenigen, der vor ihnen steht, Jesus, den Sohn Gottes, und es gibt keine Diskussionen, keinen Kampf mehr. Die Schlacht ist für sie sozusagen schon verloren, und es gibt auch keine billige Vertröstung auf das Jenseits; es geschieht das, was am Ende für alle gelten wird: Jede Macht muss Jesus gehorchen. Und wir werden alle geheilt sein, frei von Dämonen, wenn wir uns ihm nur ganz unterstellen.

3. Was bin ich bereit, zu investieren? Interessant ist, dass die Menschen Jesus bitten, die Stadt zu verlassen. Eigentlich müssten sie doch froh sein, jemanden zu haben, der solche Heilungen vollbringen kann. Warum machen sie das? Sie mussten einen Preis bezahlen, denn sie verloren eine ganze Schweineherde und das war ein hoher Preis, es konnte für sie eine existentielle Bedrohung darstellen. Was bin ich bereit, zu investieren, wenn jemand eine Depression hat, oder eine Sucht, die sein Leben zerstört? Schaue ich weg, oder investiere ich vielleicht Zeit für ein Gespräch, leiste Hilfestellung bei der Suche nach ärztlicher Betreuung. Bin ich bereit, auf eine schwierige Situation, die mich Kraft kostet, einzugehen: Bin ich wirklich bereit, alles zu geben, um dieser Seele zu helfen, auch wenn ich an meine Grenzen gelange?

Gespräch mit Christus: Jesus, danke für die fruchtbare Zeit mit dir in deinem Licht. Auch in meiner Seele ist es manchmal dunkel. Ich weiß, dass ich immer zu dir kommen kann, damit du die Dunkelheit vertreibst und mir das Licht der Hoffnung schenkst.

Möglicher Vorsatz: Heute werde ich jemandem, der keine Hoffnung mehr hat, Mut zusprechen und für ihn beten.


Unsichtbares sichtbar machen

6. Juli 2017

Donnerstag der dreizehnten Woche im Jahreskreis
Hl. Maria Goretti, Märtyrerin
Hl. Maria Theresia Ledóchowska

Ellen Charlotte Petermann

Mt 9,1-8
In jener Zeit stieg Jesus in das Boot, fuhr über den See und kam in seine Stadt. Da brachte man auf einer Tragbahre einen Gelähmten zu ihm. Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: Hab Vertrauen, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben! Da dachten einige Schriftgelehrte: Er lästert Gott. Jesus wusste, was sie dachten, und sagte: Warum habt ihr so böse Gedanken im Herzen? Was ist leichter, zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben!, oder zu sagen: Steh auf und geh umher? Ihr sollt aber erkennen, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben. Darauf sagte er zu dem Gelähmten: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh nach Hause! Und der Mann stand auf und ging heim. Als die Leute das sahen, erschraken sie und priesen Gott, der den Menschen solche Vollmacht gegeben hat.

Einführendes Gebet: Jesus, es ist leicht an dich und deine Wunder zu glauben, wenn diese sichtbar sind. Ich weiß, dass du alles vollbringen kannst, auch an mir. Diese Gewissheit trägt mich durch mein Leben, meinen Alltag und gibt mir Sicherheit.

Bitte: Jesus, bitte, lass mich niemals den Glauben an deine Wunder verlieren!

1. Glaube wird belohnt. Es ist der Glaube dieser Männer, und vor allem auch der Glaube des Gelähmten, der zu diesem „Krankentransport“ zu Jesus führt. Dieser Mann leidet unter zwei Krankheiten: Zum einen unter seinen Sünden und zum anderen unter seiner Lähmung. Der Kranke glaubt, und Jesus belohnt diesen Glauben, indem er zuerst die unsichtbare Krankheit heilt und ihn von seinen Sünden befreit. Jesus heilt zuerst die Ursache, bevor er die Symptome behandelt, und das ist der größere Segen.

2. Böse Gedanken im Herzen. Als einige Schriftgelehrte hören, was da geschieht, hegen sie böse Gedanken in ihren Herzen, sprechen sogar von Gotteslästerung, denn nur Gott könne Sünden vergeben. Jesus liest ihre Gedanken und tadelt sie. Was leichter zu sagen sei: „Deine Sünden sind dir vergeben.“ oder: „Steh auf und geh umher.“ Beides ist nach rein menschlichem Ermessen unmöglich. Ob die erste Zusicherung Jesu zu einem Resultat geführt hat, ist unsichtbar, aber die Aufforderung, aufzustehen und seine Tragbahre zu nehmen und nach Hause zu gehen und die Wirkung seiner Worte sind sofort wahrnehmbar. Um sich als Sohn Gottes zu offenbaren und somit auch zu beweisen, dass er die Vollmacht hat, Sünden zu vergeben, vollbringt Jesus an diesem kranken Mann ein für alle sichtbares Wunder. Gerettet hatte er ihn aber durch die Gnade vorher schon.

3. Sie erkannten ihn nicht. In dem Moment, in dem die Menschen sehen, dass der Gelähmte aufsteht und nach Hause geht, sind sie voller Verwunderung und vielleicht auch Furcht. Aber die Bedeutung des Wunders wird ihnen nicht klar. Sie verherrlichen Gott, weil er einem Menschen derartige Vollmacht gegeben hat, dass er einen Gelähmten heilen kann. Doch die sichtbare Heilung geschieht, um die Gegenwart Gottes in Gestalt unseres Herrn Jesus Christus zu bestätigen, der eben auf unsichtbare Weise Sünden vergibt. Doch sie verstanden es nicht und erkannten ihn nicht.

Gespräch mit Christus: Jesus, wie oft begegnest du mir, und ich erkenne dich nicht.

Möglicher Vorsatz: Heute werde ich mir in einem freien Moment überlegen, wann Jesus in mein Leben eingegriffen hat und es aufschreiben.


Barmherzigkeit siegt

7. Juli 2017

Freitag der dreizehnten Woche im Jahreskreis
Hl. Willibald OSB, Bischof
Hl. Ethelburga von Faremoutier OSB, Äbtissin
Hl. Waltfried OSB

Ellen Charlotte Petermann

Mt 9,9-13
In jener Zeit sah Jesus einen Mann namens Matthäus am Zoll sitzen und sagte zu ihm: Folge mir nach! Da stand Matthäus auf und folgte ihm. Und als Jesus in seinem Haus beim Essen war, kamen viele Zöllner und Sünder und aßen zusammen mit ihm und seinen Jüngern. Als die Pharisäer das sahen, sagten sie zu seinen Jüngern: Wie kann euer Meister zusammen mit Zöllnern und Sündern essen? Er hörte es und sagte: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Darum lernt, was es heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer. Denn ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten.

Einführendes Gebet: Jesus, manchmal fühle ich mich diskriminiert, ausgeschlossen von anderen. Ob meiner Schwächen traue ich mich vielleicht nicht, mich anderen Menschen anzuschließen. Doch ich weiß, dass du mich nicht verurteilst, dass du mich heilen möchtest.

Bitte: Jesus, schenke mir die tiefe Sehnsucht, dir noch eifriger nachzufolgen.

1. Matthäus fühlt sich von Jesus geliebt. Matthäus ist Zöllner. In der damaligen Zeit wurden die Zollstellen von den Römern verpachtet und manch ein Zöllner stand in dem Verdacht, auch in die eigene Tasche zu wirtschaften. Zöllner wurden als Sünder betrachtet und von der Kultgemeinschaft ausgeschlossen. Man hielt sie für ungläubig, nicht vertrauenswürdig und unrein. Vermutlich hatte sich Matthäus damit abgefunden und sein Leben dementsprechend eingerichtet. Dann kommt Jesus und spricht ihn an: „Folge mir nach!“ Das muss Matthäus tief ins Herz getroffen haben, und die Mauer, die er um sich und sein Innerstes gezogen hatte, stürzte ein. Da war jemand, der sich für ihn interessierte, ihn aufforderte, ihm nachzufolgen. Matthäus fühlte sich angenommen, von Jesus geliebt und folgte ihm auf der Stelle nach.

2. Wer braucht den Arzt? Viele Menschen, andere Zöllner und Sünder, trafen sich im Hause des Matthäus zum Essen. Das reizte die Pharisäer sehr und war für sie absolut nicht akzeptierbar. Wie konnte sich Jesus nur mit diesen Menschen abgeben? Sie beschwerten sich darüber bei den Jüngern. Sicherlich waren sie eifersüchtig und Opfer ihrer Eitelkeit. Vielleicht sahen sie auch ihre Glaubensgewissheiten in Gefahr. Jesus belehrte sie mit seiner Aussage über die Kranken und die Gesunden. Allerdings dreht er dabei den Spieß um und fragt, ob nicht vielleicht die gesetzestreuen Pharisäer mit ihrem störrischen Festhalten an Sicherheiten nicht diejenigen sind, die den Arzt brauchen.

3. Gott will nicht durch Opfer versöhnt werden. Jesus heilt nicht nur, sondern er ermutigt auch zum gerechten Handeln. Barmherzigkeit kann die Welt verändern, in der die Götzen Mammon, Egoismus und Macht zerstörerisch wirken. Barmherzigkeit ist nicht gleichzusetzen mit Schwäche oder Sentimentalität. Barmherzigkeit ist Liebe, und Liebe ist stark; sie gibt und sie fordert auch heraus. Sie lebt aus dem, was ihr gewährt wird, nämlich aus dem großen DU. Und das ist für uns Christen Gott, unser Schöpfer und Erlöser.

Gespräch mit Christus: Jesus, barmherziger Jesus: Ich vertraue auf dich.

Möglicher Vorsatz: Heute werde ich einen Barmherzigkeitsrosenkranz beten.


Gott gestern, heute und immerdar!

8. Juli 2017

Samstag der dreizehnten Woche im Jahreskreis
Hl. Kilian, Kolonat und Totnan, Märtyrer
Hl. Edgar

Ellen Charlotte Petermann

Mt 9,14-17
In jener Zeit kamen die Jünger Johannes‘ des Täufers zu Jesus und sagten: Warum fasten deine Jünger nicht, während wir und die Pharisäer fasten? Jesus antwortete ihnen: Können denn die Hochzeitsgäste trauern, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein; dann werden sie fasten. Niemand setzt ein Stück neuen Stoff auf ein altes Kleid; denn der neue Stoff reißt doch wieder ab, und es entsteht ein noch größerer Riss. Auch füllt man nicht neuen Wein in alte Schläuche. Sonst reißen die Schläuche, der Wein läuft aus, und die Schläuche sind unbrauchbar. Neuen Wein füllt man in neue Schläuche, dann bleibt beides erhalten.

Einführendes Gebet: Herr, die Zeit, die ich mit dir im Gebet verbringe, ist sehr kostbar. Ich werde mich bemühen, alle Zerstreuungen fern zu halten und dir meine ganze Aufmerksamkeit zu schenken. Das, was du mir heute zu sagen hast, möchte ich den ganzen Tag im Herzen tragen und mich immer wieder daran erinnern.

Bitte: Herr, schenke mir den Geist der rechten Unterscheidung!

1. Alte Zöpfe abschneiden? Auch die Jünger Jesu sind, genauso wie die Pharisäer und alle Juden, in der jüdischen Tradition mit all ihren Gesetzten und Riten groß geworden. Damit haben sie bisher gelebt. Jetzt werden sie in der Nachfolge Jesu auf einen neuen Weg geführt, was auch Spannungen oder Konflikte bei ihnen verursachen kann. Wir lesen, dass man neuen Wein nicht in alte Schläuche füllt bzw. auf ein altes Kleid kein neues Stück Stoff setzt. Was bedeutet das jetzt? Soll man einen radikalen Schnitt machen und die alten Zöpfe abschneiden? Die alten Traditionen alle über Bord werfen?

2. Neuorientierung ist nötig. Es geht vielmehr darum, dafür Sorge zu tragen, dass der innerste Kern vom Alten erhalten und neben dem Neuen bestehen bleiben. Es geht hier also nicht um eine simple Revolution, bei der alles über Bord geworfen wird, sondern um eine Neuausrichtung auf den wesentlichen Kern. Jesus macht das am Beispiel des Fastens klar, was ja auch der Anlass dieses Gesprächs ist: Jesus schafft das Fasten nicht wie einen alten Zopf einfach ab, sondern er deckt einen wahrhaft „neuen“ Sinn darin auf. Ein Fasten, das nur eine Befolgung von Regeln oder eine Art Selbstkasteiung ist, bei der man sich selber sucht, wird nicht gebraucht. Jesus gibt dem Fasten einen neuen Sinn, indem er den Fokus darauf legt, dass das Fasten helfen soll, sich neu auf ihn, Jesus, auszurichten. Man soll im Fasten nicht sich selber finden, sondern ihn, den Bräutigam, der weggenommen wurde.

3. Altes bewahren und zu Neuem aufbrechen. Bezieht man diese Gedanken auf die heutige Zeit, in der sich unsere Kirche befindet, in der wir uns alle auch mit herber Kritik und vielen neuen Aufbrüchen zurechtfinden müssen, könnte man sich fragen: Welche alten Zöpfe muss man abschneiden, welche neuen Wege muss man gehen? Das Wichtige ist wohl, dass man keine falschen Gegensätze konstruiert, sondern versucht, zwischen Alt und Neu ein Miteinander zu schaffen. Behaltet die Tradition und prüft das Neue. Nicht alles, was neu ist, ist gut! Aber auch: „Nehmt Neuland unter den Pflug! Es ist Zeit, den Herrn zu suchen“(Hos 10,12).

Gespräch mit Christus: Herr, du bist ewig. An deinen Geboten gibt es nichts zu rütteln, aber auch an deiner Liebe nicht. Schenke mir die Gabe der Unterscheidung, damit ich stets den wahren Weg gehe und dich in allem suche!

Möglicher Vorsatz: Heute werde ich ganz bewusst das Glaubensbekenntnis beten und dabei meine Haltung in Bezug auf Bleibendes und die Tradition prüfen!