Tägliche Meditationen

Tägliche Meditationen

Sonntag 30. April 2017 bis 6. Mai 2017

Dritte Woche in der Osterzeit

Br. Gabriel Wendt LC

ärz
Wenn der Glaube wanktSonntag
Ist Jesus einer von uns?Montag
GlaubensnahrungDienstag
Lebe ich christlich?Mittwoch
Wie stelle ich mir Glück vor?Donnerstag
Viel mehr als ein SymbolFreitag
Und wenn Jesus mehr von mir will?Samstag


Wenn der Glaube wankt

30. April 2017

Dritter Sonntag in der Osterzeit

Br. Gabriel Wendt LC

Joh 21,1-14
In jener Zeit offenbarte sich Jesus den Jüngern noch einmal. Es war am See von Tiberias, und er offenbarte sich in folgender Weise. Simon Petrus, Thomas, genannt Didymus - Zwilling -, Natanaël aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus und zwei andere von seinen Jüngern waren zusammen. Simon Petrus sagte zu ihnen: Ich gehe fischen. Sie sagten zu ihm: Wir kommen auch mit. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot. Aber in dieser Nacht fingen sie nichts. Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer. Doch die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war. Jesus sagte zu ihnen: Meine Kinder, habt ihr nicht etwas zu essen? Sie antworteten ihm: Nein. Er aber sagte zu ihnen: Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus, und ihr werdet etwas fangen. Sie warfen das Netz aus und konnten es nicht wieder einholen, so voller Fische war es. Da sagte der Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: Es ist der Herr! Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr sei, gürtete er sich das Obergewand um, weil er nackt war, und sprang in den See. Dann kamen die anderen Jünger mit dem Boot - sie waren nämlich nicht weit vom Land entfernt, nur etwa zweihundert Ellen - und zogen das Netz mit den Fischen hinter sich her. Als sie an Land gingen, sahen sie am Boden ein Kohlenfeuer und darauf Fisch und Brot. Jesus sagte zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt. Da ging Simon Petrus und zog das Netz an Land. Es war mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen gefüllt, und obwohl es so viele waren, zerriss das Netz nicht. Jesus sagte zu ihnen: Kommt her und esst! Keiner von den Jüngern wagte ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war. Jesus trat heran, nahm das Brot und gab es ihnen, ebenso den Fisch. Dies war schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, seit er von den Toten auferstanden war.

Einführendes Gebet: Dreifaltiger Gott, ich preise dich und möchte dir in diesem Gebet näherkommen. Höre auf meine kleinen Worte und blicke auf mein kleines Herz, du mein Schöpfer, mein Gott, mein Erlöser.

Bitte: Herr Jesus Christus, du bist deinen Jüngern am Morgen unerwartet begegnet. Blicke auf mein Gebet und schenke auch mir eine erneuerte Glaubenserfahrung.

1. Wissen oder Glauben? Der Evangelist betont in der Textstelle zweimal, dass diese Erscheinung des Auferstandenen nicht die erste war. Die Jünger wussten also bereits, dass Jesus lebt. Dennoch herrscht in der kleinen Schar, unter Petrus und den Jüngern, die ihn beim Fischen begleiten, eine gedrückte Stimmung; fast so, als ob der Effekt des Ostermorgens in ihnen bereits wieder verflogen wäre. Wir meinen oft, zum Glauben gehöre der Zweifel dazu, und dass wir deshalb glauben müssen, weil uns eben die Gewissheit fehlt; wir meinen, glauben müsse jener, der nicht weiß. Wer hingegen wisse, der müsse nicht mehr glauben. Doch den Jüngern fehlt an jenem Morgen in ihrer Bedrücktheit im Fischerboot auf dem See von Tiberias nicht das Wissen um Jesu Auferstehung; es mangelt der Glaube daran.

2. Wo es um Glauben geht. Auf das, was bloße Information ist, kann kein Mensch sein Leben bauen. Informationen sind nützlich, ja wesentlich für unser Leben. Doch die grundlegenden Dinge wollen nicht nur gewusst, sondern erfahren werden. Deshalb ist Glaube nicht bloßer Ersatz für Wissen, also gewissermaßen eine Notlösung, sondern vielmehr Grundlage für eine unerhörte Vertiefung des Wissens. Die Jünger wussten bereits Bescheid, aber ihr Glaube war noch schwach. Um Christus nachzufolgen, brauchten sie aber eben diese Glaubenstiefe. Beim Christsein geht es ums Glauben! Und ein Christ, dessen Glauben an Lebendigkeit verliert, wird so bedrückt und unsicher wie die Jünger in jener Nacht.

3. Wie Glaube wächst und gedeiht. â€žEs ist der Herr,“ schallt es am Morgen in die beklommene Runde hinein. Mit einem Schlag ändert sich die Stimmungslage im Boot! Diese Wendung liegt nicht nur daran, dass der geliebte Meister am Ufer ausgemacht wird und damit eine neue Information vorliegt. Vielmehr wacht in dieser Erkenntnis in den Jüngern über eine rein „spekulative“ österliche Freude hinaus jene Kraft wieder auf, ohne die das christliche Leben bei aller Theorie mühsam und trocken bleibt: der Glaube. Die Euphorie, mit der Petrus ins Wasser springt, erinnert an seine große Glaubenserfahrung, also an seinen Gang über das Wasser. Der Glaube ist fester Grund unter den Füßen des Geistes. In beiden Fällen – beim Gang über die Wellen mitten auf dem See und bei diesem euphorischen Durchqueren des Ufergewässers – ist der feste Grund für seinen Geist die persönliche Erfahrung Christi, den er vor sich hat. Glaube gedeiht da, wo wir Christus begegnen.

Gespräch mit Christus: Christus, du bist der Herr. Bitte stärke meinen Glauben und hilf mir, ihn frisch zu erhalten. Häufig lasse ich den Glauben, den du mir schenkst, eintrocknen. Bitte sei jeden Morgen bei mir, damit ich dich jeden Morgen neu erfahre und so jeden Tag deine Frohe Botschaft verkünden kann; nicht als bloße Information, sondern als frische Glaubenserfahrung.

Möglicher Vorsatz: Glaube entspringt und gedeiht durch Erfahrung. Die Erfahrung muss frisch bleiben und wiederholt werden. Christus hat uns in der Kirche Mittel geschenkt, um so im Glauben zu wachsen und zu gedeihen. Ich möchte das Gebet der Kirche, die Sakramente und die kirchliche Gemeinschaft in diesem Licht sehen und leben.


Ist Jesus einer von uns?

1. Mai 2017

Gedenktag
Hl. Josef der Arbeiter

Br. Gabriel Wendt LC

Mt 13,54-58
In jener Zeit kam Jesus in seine Heimatstadt und lehrte die Menschen dort in der Synagoge. Da staunten alle und sagten: Woher hat er diese Weisheit und die Kraft, Wunder zu tun? Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns? Heißt nicht seine Mutter Maria, und sind nicht Jakobus, Josef, Simon und Judas seine Brüder? Leben nicht alle seine Schwestern unter uns? Woher also hat er das alles? Und sie nahmen Anstoß an ihm und lehnten ihn ab. Da sagte Jesus zu ihnen: Nirgends hat ein Prophet so wenig Ansehen wie in seiner Heimat und in seiner Familie. Und wegen ihres Unglaubens tat er dort nur wenige Wunder.

Einführendes Gebet: Gott Vater, du hast mich geschaffen und alles, was ich bin und habe, verdanke ich dir – danke! Gott Sohn, du bist Mensch geworden, um mir die göttliche Liebe zu offenbaren – stärke meinen Glauben! Gott Heiliger Geist, komm herab und bete in mir!

Bitte: Herr Jesus Christus, bitte tue Wunder und spende Gnade in meinem Leben.

1. Darf ich Jesus als Freund behandeln? Würdest du, wenn du könntest, Jesus freundschaftlich auf die Schulter klopfen? Es gab schon immer zwei gegensätzliche Positionen im Hinblick auf die Frage, wie man mit Jesus Christus am besten umgehen soll: als Mensch, demgegenüber wir ebenfalls ganz menschlich und unkompliziert auftreten können; oder als Gott, vor dem also ehrfürchtige Anbetung die einzig richtige Haltung ist. Das Evangelium zeigt, dass diese Frage Jesu Umfeld – wenn auch in etwas anderer Form – von Anfang an bestimmt hat. „Ist das jetzt einer von uns oder hat er uns etwas voraus?“ fragten sich die Menschen in Jesu Heimatstadt.

2. Gott oder Mensch? Jesus ist Gott, das Ewige Wort des Vaters, das Mensch geworden ist. Jesus ist wahrer Gott und wahrer Mensch. Diese Glaubenswahrheit erspart uns die Gegenüberstellung „Gott oder Mensch“, denn er ist beides. Dennoch bleibt es nur natürlich, dass wir mitunter nicht genau wissen, welches der beste Umgang ihm gegenüber ist. Wie will Jesus selbst denn von uns behandelt werden? Als Bruder oder als Gott? Das Evangelium von heute antwortet: Er wünscht sich Glauben. Wenn die Nähe und Vertrautheit, die seine brüderliche Menschlichkeit zu uns Menschen erlaubt, zu Unglauben führt; wenn wir bei all seiner Menschlichkeit die Gottheit übersehen und Jesus nur noch als „den Zimmermann“ sehen, dann verschließt das der Gnade, die Jesus zu bringen gekommen ist, Tür und Tor; dann kann er „nur wenige Wunder tun“. Er ist Mensch geworden, damit wir glauben; nicht damit wir ungläubig werden.

3. Warum will Gott so menschlich sein? Warum hat Jesus dann also die Menschlichkeit gewählt? Warum ist er Mensch geworden und war darüber hinaus noch so freundlich und bescheiden? Weil sein Menschsein uns – solange wir es mit Glauben betrachten – viel über Gott offenbaren kann. Jesus ist in einer scheinbar normalen Familie und in einer völlig menschlichen Weise aufgewachsen, um im wahrsten Sinne des Wortes die Sprache zu sprechen, die alle Menschen verstehen können. Wenn man diesem Mann aus Nazareth zuhört, kann er uns mehr als eine mystische Verkündigung oder die alttestamentlichen Theophanien über die Tiefen Gottes verständlich machen. Voraussetzung dafür ist, zu glauben, dass Jesus Gott ist. Wer in seinem Herzen so an Jesus glaubt, dem wird es nicht allzu schwer fallen, ihn adäquat anzusprechen und zu behandeln.

Gespräch mit Christus: Das beste Beispiel dafür ist Maria, seine Mutter. „Maria, niemand hat Jesu Menschheit und Gottheit so sehr miteinander vereint erfahren, wie du. Lehre mich, dass Anbetung und Vertrautheit einander nicht aus-, sondern einschließen.“

Möglicher Vorsatz: Im Gebet, bei der Messe und im Alltag lebe ich als Christ ständig mit und vor Jesus. Ich möchte auf seine Nähe (beim Beten, beim Empfang der Kommunion, etc.) gläubig reagieren: Er ist einer von uns und gleichzeitig der höchste Gott.


Glaubensnahrung

2. Mai 2017

Gedenktag
Hl. Athanasius von Alexandrien, Bischof und Kirchenlehrer
Hl. Zoe, Märtyrerin

Br. Gabriel Wendt LC

Joh 6,30-35
In jener Zeit sagte die Menge zu Jesus: Welches Zeichen tust du, damit wir es sehen und dir glauben? Was tust du? Unsere Väter haben das Manna in der Wüste gegessen, wie es in der Schrift heißt: Brot vom Himmel gab er ihnen zu essen. Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel. Denn das Brot, das Gott gibt, kommt vom Himmel herab und gibt der Welt das Leben. Da baten sie ihn: Herr, gib uns immer dieses Brot! Jesus antwortete ihnen: Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.

Einführendes Gebet: Christus, du Brot des Himmels, ich trete vor dich hin, so wie sich damals die Menge um dich scharte, die in dir etwas Besonderes erkannte. Ich erkenne in dir deine Gottheit, lobe dich und bete dich an.

Bitte: Mein Herr, ich glaube an dich – hilf meinem Unglauben.

1. Damit wir an dich glauben. Die Menge fordert im Evangelium ein Zeichen. Nicht zum ersten Mal wird in der Schrift dieser Wunsch geäußert. In jedem Menschen kommt wohl mitunter diese Forderung auf: Ein Zeichen, damit ich weiß, was ich tun soll; ein Zeichen, um zu erfahren, was Gott will; vielleicht gar ein Zeichen, um die Zukunft zu deuten. Seien es die Propheten im Alten Testament, sei es Jesus selbst in den Evangelien – gewöhnlich folgt auf solche Forderungen eine Rüge. Heute nicht. Denn wonach heute verlangt wird, ist ein Zeichen, welches wir „sehen und dir glauben.“ Hier erreicht Jesus die ehrliche Bitte nach einer Hilfe, um zu glauben; eine Hilfe, die wir alle brauchen. Jesus weist diese Bitte nicht ab. Im Gegenteil…

2. Jesus selbst ist das Zeichen. Unser Glaube muss genährt werden, damit er sich entfaltet. So wie Brot den Leib nährt, so braucht die Seele eine Nahrung, die den Glauben nährt. Die Menge spürt dies, sie hungert nach einer Stärkung für ihren Glauben. Und so wie das Brot für den Leib von der Erde kommt, so stammt das Brot für die Seele vom Himmel. Die Menge spürt auch dies und weiß demnach, dass sie sich dieses Brot nicht schlicht selbst beschaffen kann; sie bittet Jesus darum. Denn Jesus ist als Einziger vom Himmel herabgekommen; er selbst ist das Zeichen, wonach die Menge hungert. Die Menge hat dies hier erkannt. Statt sie zu rügen, öffnet Jesus sich den Menschen und antwortet aus dem Tiefsten seines göttlichen Herzens.

3. Glaube wird empfangen, nicht genommen.  â€žIch bin das Brot des Lebens,“ sagt Jesus und drückt in wenigen Worten das unergründliche Geheimnis seiner Sendung aus. Eine hungernde Menge und seine Verheißung, auf ewig Sättigung zu gewähren – in diesem einfachen Bild, das im Evangelium mehrfach wiederkehrt, offenbart Jesus sich als Ursprung und Ziel für jeden Menschen, also als Weg, Wahrheit und Leben. Den christlichen Glauben hat sich die Menschheit nicht selbst gegeben; Jesus Christus hat ihn uns vom Himmel her geschenkt, ebenso wie einst das Manna in der Wüste mit dem Tau herabstieg. Dieser Glaube wächst und gedeiht auch heute nur aufgrund der Verbundenheit mit Jesus, denn „wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.“

Gespräch mit Christus: Mein Jesus, du bist vom Himmel gekommen und Mensch geworden, damit ich glaube und mein Inneres „keinen Hunger leidet.“ „Gib mir immer dieses Brot!“

Möglicher Vorsatz: Der Glaube ist eine göttliche Tugend und als solche nicht bloß mein Werk. Ich möchte um den Glauben – und ebenso um Hoffnung und Liebe – bitten.


Lebe ich christlich?

3. Mai

Fest
Hl. Apostel Philippus und Jakobus
Hl. Alexander I., Papst

Br. Gabriel Wendt LC

Joh 14,6-14
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Schon jetzt kennt ihr ihn und habt ihn gesehen. Philippus sagte zu ihm: Herr, zeig uns den Vater; das genügt uns. Jesus antwortete ihm: Schon so lange bin ich bei euch und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst du sagen: Zeig uns den Vater? Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch sage, habe ich nicht aus mir selbst. Der Vater, der in mir bleibt, vollbringt seine Werke. Glaubt mir doch, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist; wenn nicht, glaubt wenigstens aufgrund der Werke! Amen, amen, ich sage euch: Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen und er wird noch größere vollbringen, denn ich gehe zum Vater. Alles, um was ihr in meinem Namen bittet, werde ich tun, damit der Vater im Sohn verherrlicht wird. Wenn ihr mich um etwas in meinem Namen bittet, werde ich es tun.

Einführendes Gebet: Mein Herr und mein Gott, du blickst nun auf mich in meinem Bemühen zu beten. Ich bringe all meine Anliegen mit und schließe in mein Gebet die Menschen ein, die mir lieb sind und meine Fürbitte brauchen.

Bitte: Sende, Herr, deinen Geist und sprich die Worte zu mir, die mir auf meinem Weg heute die wahre Richtung weisen.

1. Klartext. â€žIch bin im Vater und der Vater ist in mir.“ Selten spricht Jesus seine eigene Göttlichkeit so deutlich an wie im heutigen Evangelium. Und bei all seiner Klarheit weht ihm dennoch leichter Unglaube von seinen Jüngern entgegen. Sie haben Jesus als Menschen kennengelernt; besonders begabt natürlich, mit außergewöhnlicher spiritueller Tiefe, ja sogar mit Wunderkraft. Dass in ihm aber Gott in seiner ganzen Fülle vor ihnen steht, das liegt keinesfalls immer auf der Hand. Auch für uns heute ist das der eigentliche Gegenstand unseres Glaubens: Jesus ist Gott, er ist allmächtig, er kennt mich durch und durch.

2. Jesus, mein Gott? Was heißt das aber für mich konkret, das Jesus Gott ist? Er ist Weg, Wahrheit, Leben. Weg – niemand kommt zum Vater, außer durch ihn. Wahrheit – wer ihn erkennt, der erkennt den Vater und damit den Ursprung allen Seins. Leben – schon jetzt habt ihr den Vater gesehen, das Leben mit Christus ist schon wie das Leben im Himmel beim Vater. Kann ich all das ernst nehmen? Kann ich es aus der Erfahrung meines eigenen Christseins bestätigen und bezeugen? Ist Christus tatsächlich mein Weg, dann bahnt sich mein Schaffen am heutigen Tag einen Weg entlang seines Beispiels. Ist er meine Wahrheit, dann sehe ich meine Welt durch die Linse seiner Botschaft. Ist er mein Leben, so schöpfe ich mein Glück aus den Begegnungen mit ihm.

3. Jesus, wahrer Lebensweg. An Jesus glauben führt so zu einem richtigen Verschmelzen mit ihm. Ist er zum „wahren Weg des Lebens“ geworden, so schlägt sein Herz in meiner Brust. Aus Theorie wird Praxis, aus Formalie wird Einsatz. „Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen.“ Das bedeutet christ-lich – also ganz gemäß Christus und in Christus – leben.

Gespräch mit Christus: Herr und Gott, du klopfst immer wieder an meine Tür und sagst: „Glaub mir doch.“ Natürlich kannst nur du mir den Glauben schenken, so wie nur du Manna vom Himmel regnen lassen kannst; aber nur, wenn ich dir die Tür öffne. Komm, Jesus, komm herein in mein Leben.

Möglicher Vorsatz: Ich möchte heute ganz bewusst „ein Werk vollbringen, wie auch Jesus es vollbracht hat“, also wirklich etwas (wenn auch Kleines) mit ihm zusammen tun.


Wie stelle ich mir Glück vor?

4. Mai 2017

Donnerstag in der dritten Woche der Osterzeit
Hl. Florian, Märtyrer,
Hl. Guido OSB, Abt
Hl. Cäcilia Schnur OSCI, Äbtissin

Br. Gabriel Wendt LC

Joh 6,44-51
In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge: Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat, ihn zu mir führt; und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag. Bei den Propheten heißt es: Und alle werden Schüler Gottes sein. Jeder, der auf den Vater hört und seine Lehre annimmt, wird zu mir kommen. Niemand hat den Vater gesehen außer dem, der von Gott ist; nur er hat den Vater gesehen. Amen, amen, ich sage euch: Wer glaubt, hat das ewige Leben. Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. So aber ist es mit dem Brot, das vom Himmel herabkommt: Wenn jemand davon isst, wird er nicht sterben. Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, ich gebe es hin für das Leben der Welt.

Einführendes Gebet: Jesus, deine Worte sind Geist und Leben – für mich, hier und jetzt. Alles, was mich momentan bewegt, möchte ich in diesem Gebet vor dich legen. Bitte segne mich und nimm dich meiner Anliegen an.

Bitte: Herr, öffne mein Herz für deine Gnade und hilf mir, meinen Blick auf die ewigen Dinge zu richten.

1. Wie ist eigentlich das ewige Leben? Jesus verspricht heute das ganz große Glück. Wie soll man die große Sehnsucht in Worte fassen, die wir Menschen alle gemeinsam haben? Das Einfachste ist, dieses Glück als Erlösung von all den Ängsten zu beschreiben, die uns ebenso allen eigen sind: Hunger, den wir nicht mehr leiden; Tod, von dem wir auferstehen; Enge, die der Ewigkeit weicht. So erwartet uns im ewigen Leben zunächst einmal die Erlösung von allem, was uns bedrückt. Denken wir jedoch an die glücklichsten Momente hier auf Erden, dann wohl kaum bloß an jene, in denen wir schlicht ungestört sind. Viel wichtiger sind die Momente, in denen andere bei uns sind. Denn solche Begegnungen vermögen viel mehr Glück zu verschaffen. So ist auch im Himmel vor allem entscheidend, bei wem wir sein werden.

2. Bei Gott sein. Im Himmel sind wir bei Gott. So schwer diese Verheißung auch zu veranschaulichen ist – sie ist ein Superlativ – sie ist wahr. Im heutigen Evangelium fällt auf, wie Jesus die Verheißung des ewigen Lebens immer wieder mit der Aussage kreuzt: „Ich bin das Brot des Lebens.“ Bei der Kommunion kommt Jesus auf innige Weise zu uns; wir sind bei ihm. Dabei erleben wir also das gleiche, wie dereinst im Himmel: wir sind bei Gott, bei Jesus. Es gibt demnach keine bessere Vorbereitung auf das ewige Leben, als die Kommunion. Beide ähneln sich so sehr, dass sie sich gewissermaßen überschneiden: „Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben.“

3. Schüler Gottes. Die Menge in Galiläa wusste nichts von der Eucharistie. Jesu Worte, sie mögen sein Fleisch essen, waren daher äußerst mysteriös für sie. Die meisten wandten sich sogar alsbald von ihm ab. War das wirklich so unvermeidlich? Diese Rede hatte doch damit begonnen, dass sie Jesus um ein Zeichen baten, das ihren Glauben ebenso festige wie das Manna den Glauben ihrer Vorväter. Jesus stellt sich ihnen selbst als Zeichen vor und lädt sie ein, an ihn zu glauben und so „Schüler Gottes zu sein.“ Um im Glauben zu wachsen, müssen wir solche Schüler sein.

Gespräch mit Christus: Jesus, ich möchte Schüler Gottes sein. So vieles kann ich nicht wirklich einordnen; vieles nicht verstehen; bei manchem kommen mir vielleicht gar Zweifel. Dennoch möchte ich mich nie abwenden. Wem sonst sollte ich mich auch zuwenden? Du allein hast Worte des ewigen Lebens.

Möglicher Vorsatz: In meinem christlichen Leben gibt es Aspekte, die ich weniger verstehe als andere. Ich möchte sie nicht verdrängen, sondern als „Schüler Gottes“ einer meiner Unsicherheiten etwas nachgehen.


Viel mehr als ein Symbol

5. Mai 2017

Freitag in der dritten Woche der Osterzeit
Hl. Godehard von Hildesheim, Bischof
Hl. Jutta von Sangershausen

Br. Gabriel Wendt LC

Joh 6,52-59
In jener Zeit stritten sich die Juden und sagten: Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben? Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, das sage ich euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag. Denn mein Fleisch ist wirklich eine Speise, und mein Blut ist wirklich ein Trank. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir, und ich bleibe in ihm. Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich isst, durch mich leben. Dies ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Mit ihm ist es nicht wie mit dem Brot, das die Väter gegessen haben; sie sind gestorben. Wer aber dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit. Diese Worte sprach Jesus, als er in der Synagoge von Kafarnaum lehrte.

Einführendes Gebet: Vater, sende mir deinen Heiligen Geist, damit ich Jesus Christus, deinen Sohn, erkenne, lieben lerne und verkünde.

Bitte: Gott, stärke meinen Glauben an die Eucharistie.

1. Dieses Blut ist wirklich geflossen. Im Licht von Christi Leiden und Sterben wird klar, dass Jesu Worte im heutigen Evangelium nicht symbolisch gemeint sind. Am Karfreitag vergießt Jesus sein Blut – im Ölgarten, bei der Geißelung und Dornenkrönung, auf dem Kreuzweg und auf Golgota; und in seinem Fleisch erleidet er dabei all die Qualen, derer wir seitdem jeden Freitag gedenken. Christus opfert dabei sein Leben für uns. Dass wir dieses Blut trinken und dieses Fleisch essen sollen, das bedeutet zunächst einmal, sein Opfer anzunehmen, und zwar im Bekenntnis unserer Schuld. Christus macht das durch, um es mir zu ersparen.

2. Amen. Aber nicht nur die Hingabe seines Fleisches und Blutes ist real gewesen; auch Essen und Trinken sind nicht einfach symbolisch gemeint. Am Gründonnerstag verbindet Jesus das Abendmahl mit seinem Opfer und setzt so die Eucharistie ein. „Mein Fleisch ist wirklich eine Speise“ und zwar das „Brot, das vom Himmel herabgekommen ist.“ In der Kommunion nehmen wir Jesu Hingabe an. Dabei schenkt er sich uns nicht nur symbolisch, sondern gibt uns seinen Leib, den er am Kreuz geopfert hat. „Amen“ antworten wir beim Empfang seines Leibes; „Amen, ja, ich glaube, dass du mir das ewige Leben schenkst durch dieses Opfer.“

3. Göttliches Leben. â€žWer dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit.“ Jesus gibt uns seinen Leib als Nahrung und vergießt sein Blut für uns; er ist gestorben. Aber am dritten Tag ist er auferstanden. Wenn wir die Eucharistie empfangen, bedeutet das deshalb auch eine Teilnahme an Christi Leben. Deshalb ist die Eucharistie nichts Trauriges, sondern Quelle der Freude. Nur Gott konnte den Tod besiegen. In der Eucharistie haben wir eine immerwährende Erinnerung an diesen Sieg, einen „Unterpfand der künftigen Herrlichkeit.“

Gespräch mit Christus: Jesus, du bist in der Eucharistie wirklich bei uns. Danke! Ich möchte dir in der Eucharistie begegnen und mich von der österlichen Freude anstecken lassen, die du in sie hineingelegt hast.

Möglicher Vorsatz: Ich möchte mich innerlich auf meine nächste Begegnung mit Jesus in der Eucharistie vorbereiten.


Und wenn Jesus mehr von mir will?

6. Mai 2017

Samstag in der dritten Woche der Osterzeit
Hl. Britto von Trier, Bischof
Hl. Antonia, Märtyrerin
Hl. Gundula, Märtyrerin

Br. Gabriel Wendt LC

Joh 6,60-69
In jener Zeit sagten viele der Jünger Jesu, die ihm zuhörten: Was er sagt, ist unerträglich. Wer kann das anhören? Jesus erkannte, dass seine Jünger darüber murrten, und fragte sie: Daran nehmt ihr Anstoß? Was werdet ihr sagen, wenn ihr den Menschensohn hinaufsteigen seht, dorthin, wo er vorher war? Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und sind Leben. Aber es gibt unter euch einige, die nicht glauben. Jesus wusste nämlich von Anfang an, welche es waren, die nicht glaubten, und wer ihn verraten würde. Und er sagte: Deshalb habe ich zu euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, wenn es ihm nicht vom Vater gegeben ist. Daraufhin zogen sich viele Jünger zurück und wanderten nicht mehr mit ihm umher. Da fragte Jesus die Zwölf: Wollt auch ihr weggehen? Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes.

Einführendes Gebet: Ehre sei dem Vater. Ehre sei dem Sohn. Ehre sei dem Heiligen Geist. Ich lobe dich, ich bete dich an. Komm, o Gott, und besuche mich in meinem Gebet.

Bitte: In einem Moment der Stille bitte ich dich, o Gott: schenke mir deine Gnade und deine Liebe. Das genügt mir.

1. Ganz oder gar nicht. â€žDaraufhin zogen sich viele Jünger zurück.“ Jesus hatte sehr offen zu seinen Zuhörern gesprochen. Ausgehend von der anfänglichen Begeisterung, die die Menge für diesen Wundertäter empfand, offenbarte er ihnen, wer er wirklich ist: Sohn Gottes, Quelle des wahren Lebens, Weg zum Vater und Brot, das Heil schenkt. Angesichts dieser Offenbarung kann man sich auf vielerlei Weise von Jesus distanzieren: ganz offen oder unmerklich im Inneren. Vor diesem Jesus ist eine halbe Zustimmung nicht möglich. Entweder ich glaube an seine Gottheit oder nicht. Wenn ja, dann muss ich ihm auch alles glauben und mein Leben nach ihm ausrichten. Das kann man letztlich nicht bloß dem äußeren Anschein nach tun. Denn wer sich auf Jesus einlässt, an dessen Herz klopft früher oder später die Einladung, einen Schritt ins Ungewisse zu gehen; einen Schritt in die Tiefe des inneren Lebens.

2. Der Schritt ins Ungewisse. Natürlich ist eine solche kompromisslose Nachfolge alles andere als einfach. Jeder Jünger wird immer wieder straucheln. Doch entscheidend ist erstens die Einsicht, dass Jesus zu einer solchen Nachfolge ruft; und zweitens der Entschluss, es zu wagen. Beides, Einsicht und Entschluss, klingen in Petri Worten an: „Zu wem (sonst) sollen wir gehen?“ Petrus hat die entwaffnende Offenbarung angenommen: Hier spricht Gott und er will mir den Weg weisen. Wer könnte dies besser als er? Wie könnte man meinen, es selbst besser zu wissen? Petrus überwindet sich und geht den Glaubensschritt ins Ungewisse, weil er vertraut, dass Jesus sein Bestes will.

3. Mystik oder: Der Schritt in die Tiefe. Diese Erkenntnis ist nichts anderes als die Umkehr jenes Schrittes, der einst im Buch Genesis zur Sünde geführt hatte: Nämlich zu meinen, den Weg zum eigenen Glück besser beurteilen zu können als Gott. Dass in Petrus dieser Glauben aufkeimt, obwohl Jesu Offenbarung so schwer zu verarbeiten war, ist ein Zeichen für das Wirken von „Geist und Leben“ in ihm. Aus eigener Kraft könnte er dies nicht leisten. Er traut sich, Gott das Kommando in seinem Leben zu überlassen. Das ist der Beginn des vertieften inneren Lebens – mit Worten der geistlichen Lehrer, kein Schritt der Askese, sondern der Mystik. Es ist der Weg einer wahren Spiritualität, welcher allen Christen offensteht. Denn dazu ruft Gott jeden Getauften. „Niemand kann zu mir kommen, wenn es ihm nicht vom Vater gegeben ist.“

Gespräch mit Christus: Vater, öffne mir die Tür zu einem vertieften inneren Leben. Erwecke in mir Geist und Leben, damit Jesu Worte in mir die Antwort Petri hervorrufen: Herr, zu wem sonst sollte ich gehen? Bei wem sonst mein Glück suchen? Du bist mein Gott und ich erhoffe alles von dir.

Möglicher Vorsatz: Ich nehme mir vor, kleine „Petrus-Schritte“ zu gehen, indem ich Gott zu-traue, dass er mich zum Guten führt, wenn ich ihm folge.