Tägliche Meditationen

Tägliche Meditationen

Sonntag 26. März 2017 bis 1. April 2017

Vierte Woche in der Fastenzeit

Lorli Pregel und P. Thomas Fox LC

Wer ist hier der Blinde?Sonntag
Der wahre GlaubenMontag
Willst du?Dienstag
Jesu AnspruchMittwoch
Die Liebe zu GottDonnerstag
Anonym reisenFreitag
Jesus ist Wort und Antwort zugleichSamstag


Wer ist hier der Blinde?

26. März 2017

Vierter Fastensonntag
Laetare

Lorli Pregel

Joh 9,1-41
In jener Zeit sah Jesus einen Mann, der seit seiner Geburt blind war. Da fragten ihn seine Jünger: Rabbi, wer hat gesündigt? Er selbst? Oder haben seine Eltern gesündigt, so dass er blind geboren wurde? Jesus antwortete: Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern das Wirken Gottes soll an ihm offenbar werden. Wir müssen, solange es Tag ist, die Werke dessen vollbringen, der mich gesandt hat; es kommt die Nacht, in der niemand mehr etwas tun kann. Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt. Als er dies gesagt hatte, spuckte er auf die Erde; dann machte er mit dem Speichel einen Teig, strich ihn dem Blinden auf die Augen und sagte zu ihm: Geh und wasch dich in dem Teich Schiloach! Schiloach heißt übersetzt: Der Gesandte. Der Mann ging fort und wusch sich. Und als er zurückkam, konnte er sehen. Die Nachbarn und andere, die ihn früher als Bettler gesehen hatten, sagten: Ist das nicht der Mann, der dasaß und bettelte? Einige sagten: Er ist es. Andere meinten: Nein, er sieht ihm nur ähnlich. Er selbst aber sagte: Ich bin es. Da fragten sie ihn: Wie sind deine Augen geöffnet worden? Er antwortete: Der Mann, der Jesus heißt, machte einen Teig, bestrich damit meine Augen und sagte zu mir: Geh zum Schiloach, und wasch dich! Ich ging hin, wusch mich und konnte wieder sehen. Sie fragten ihn: Wo ist er? Er sagte: Ich weiß es nicht. Da brachten sie den Mann, der blind gewesen war, zu den Pharisäern. Es war aber Sabbat an dem Tag, als Jesus den Teig gemacht und ihm die Augen geöffnet hatte. Auch die Pharisäer fragten ihn, wie er sehend geworden sei. Der Mann antwortete ihnen: Er legte mir einen Teig auf die Augen; dann wusch ich mich, und jetzt kann ich sehen. Einige der Pharisäer meinten: Dieser Mensch kann nicht von Gott sein, weil er den Sabbat nicht hält. Andere aber sagten: Wie kann ein Sünder solche Zeichen tun? So entstand eine Spaltung unter ihnen. Da fragten sie den Blinden noch einmal: Was sagst du selbst über ihn? Er hat doch deine Augen geöffnet. Der Mann antwortete: Er ist ein Prophet. Die Juden aber wollten nicht glauben, dass er blind gewesen und sehend geworden war. Daher riefen sie die Eltern des Geheilten und fragten sie: Ist das euer Sohn, von dem ihr behauptet, dass er blind geboren wurde? Wie kommt es, dass er jetzt sehen kann. Seine Eltern antworteten: Wir wissen, dass er unser Sohn ist und dass er blind geboren wurde. Wie es kommt, dass er jetzt sehen kann, das wissen wir nicht. Und wer seine Augen geöffnet hat, das wissen wir auch nicht. Fragt doch ihn selbst, er ist alt genug und kann selbst für sich sprechen. Das sagten seine Eltern, weil sie sich vor den Juden fürchteten; denn die Juden hatten schon beschlossen, jeden, der ihn als den Messias bekenne, aus der Synagoge auszustoßen. Deswegen sagten seine Eltern: Er ist alt genug, fragt doch ihn selbst. Da riefen die Pharisäer den Mann, der blind gewesen war, zum zweiten Mal und sagten zu ihm: Gib Gott die Ehre! Wir wissen, dass dieser Mensch ein Sünder ist. Er antwortete: Ob er ein Sünder ist, weiß ich nicht. Nur das eine weiß ich, dass ich blind war und jetzt sehen kann. Sie fragten ihn: Was hat er mit dir gemacht? Wie hat er deine Augen geöffnet? Er antwortete ihnen: Ich habe es euch bereits gesagt, aber ihr habt nicht gehört. Warum wollt ihr es noch einmal hören? Wollt auch ihr seine Jünger werden? Da beschimpften sie ihn: Du bist ein Jünger dieses Menschen; wir aber sind Jünger des Mose. Wir wissen, dass zu Mose Gott gesprochen hat; aber von dem da wissen wir nicht, woher er kommt. Der Mann antwortete ihnen: Darin liegt ja das Erstaunliche, dass ihr nicht wisst, woher er kommt; dabei hat er doch meine Augen geöffnet. Wir wissen, dass Gott einen Sünder nicht erhört; wer aber Gott fürchtet und seinen Willen tut, den erhört er. Noch nie hat man gehört, dass jemand die Augen eines Blindgeborenen geöffnet hat. Wenn dieser Mensch nicht von Gott wäre, dann hätte er gewiss nichts ausrichten können. Sie entgegneten ihm: Du bist ganz und gar in Sünden geboren, und du willst uns belehren? Und sie stießen ihn hinaus. Jesus hörte, dass sie ihn hinausgestoßen hatten, und als er ihn traf, sagte er zu ihm: Glaubst du an den Menschensohn? Der Mann antwortete: Wer ist das, Herr? Sag es mir, damit ich an ihn glaube. Jesus sagte zu ihm: Du siehst ihn vor dir; er, der mit dir redet, ist es. Er aber sagte: Ich glaube, Herr! Und er warf sich vor ihm nieder. Da sprach Jesus: Um zu richten, bin ich in diese Welt gekommen: damit die Blinden sehend und die Sehenden blind werden. Einige Pharisäer, die bei ihm waren, hörten dies. Und sie fragten ihn: Sind etwa auch wir blind? Jesus antwortete ihnen: Wenn ihr blind wärt, hättet ihr keine Sünde. Jetzt aber sagt ihr: Wir sehen. Darum bleibt eure Sünde.

Einführendes Gebet: Herr, in der Stille meiner inneren Kammer öffne ich mein Herz für dich. Ich möchte dir begegnen, Raum schaffen für dich, auf dein Wort hören und mich davon berühren lassen.

Bitte: Herr, ich bitte dich um die Gnade, alles in meinem Leben mit deine Augen zu betrachten. Ich bete für Menschen, die mit ihrem Glauben ringen und es zurzeit schwer finden, deine Gegenwart in ihrem Leben zu erkennen bzw. zu akzeptieren.

1. Wer ist Schuld? Die übliche Frage. Wer hat gesündigt, wer hat es verschuldet? Wie oft quält man sich mit dieser Frage herum. Irgendwer muss an diesem Unglück, bzw. Schicksalsschlag schuld sein. Jesu Antwort gibt einen tiefen Einblick in die Art und Weise, wie er die Dinge sieht. Er geht auf die Frage der Schuld nicht ein, sondern erkennt, was Gottes Gnade aus dieser Situation machen kann. „Das Wirken Gottes soll an ihm offenbar werden“. Dies ist die frohe Botschaft des Evangeliums: Jede Situation, jedes Schicksal, egal, wie es sich ergeben hat, kann ein Ort des Einwirkens und des wunderbaren Handelns Gottes sein.

2. Wer ist eigentlich blind? Der blinde Bettler ist geheilt. Es heißt im Evangelium, dass die Nachbarn und die Menschen um ihn herum ihn kannten. Er gibt Zeugnis davon: „Ich bin es“. Dennoch gibt es Menschen, die nicht daran glauben und die Heilung nicht wahrhaben wollen. Sie fragen nach den Details, und trotz der unleugbaren Fakten tun sie das Geschehen als Lüge ab. Ja, sie beschimpfen sogar den Kronzeugen und werfen ihn aus der Synagoge. Es handelt sich um Menschen, die genaue Vorstellungen von dem haben, was sein kann und was nicht sein kann; genaue Vorstellungen davon, wie Gott handelt und wie nicht. Diese Vorstellungen und Erwartungen blenden sie, sodass sie das für alle anderen Beteiligten offensichtliche Wirken und Eingreifen Gottes nicht erkennen und sich daran nicht freuen können. Die Schlichtheit des Bettlers, der sich von Gott überraschen und heilen ließ, offenbart sich als die bessere Einstellung. Er nahm das Wirken Gottes so an, wie es war, ohne es an seinen Kriterien oder Vorstellungen messen zu wollen. „Ich glaube, Herr! Und er warf sich vor ihm nieder“.

3. Menschenfurcht macht blind. Die Eltern des geheilten Mannes geben ein eigenartiges Zeugnis ab. Statt überschäumender Freude und Dankbarkeit, die unter diesen Umständen zu erwarten wären, tritt bei ihnen nur der peinliche Versuch zu Tage, sich so schnell und unversehrt wie möglich aus dieser Situation herauszuwinden. Ja, es ist ihr Sohn, er war blind und kann jetzt sehen. Doch sie halten sich völlig aus dem Geschehen heraus. Angst und Menschenfurcht lähmen sie, blenden sie. Sie sind nicht in der Lage, dazu zu stehen, dass Gottes an ihrem Sohn ein Wunder bewirkt hat. Sie fühlen sich bedroht und schaffen es nicht, sich um der Wahrheit willen dem Spott und Hohn der Pharisäer auszusetzen. Unser Glaube bringt uns manchmal in Situationen, in denen wir uns bedroht fühlen und vor die Entscheidung gestellt werden, entweder Zeugnis für die Wahrheit abzulegen, oder uns dem anzupassen, was in den Augen der Welt akzeptabel ist. Herr, befreie mich von Angst und Menschenfurcht und von der lähmenden Fessel, mit der sie mich umgeben.

Gespräch mit Christus: Guter Jesus, schenke mir dein Licht, lass mich immer und in jeder Situation dein Wirken und deine Gegenwart in meinem Leben erkennen. Schenke mir immer einen Glauben, der offen ist für dein überraschendes Wirken ist. Schenke mir den Mut, immer zu deiner Wahrheit zu stehen und davon Zeugnis abzulegen, ganz gleich, wie schwer es sein mag. Ich brauche deine Kraft dafür.

Möglicher Vorsatz: Ich werde mit Jesus darüber nachdenken, auf welche Weise er in letzter Zeit in meinem Leben und in dem meiner Mitmenschen gewirkt hat. Ich werde auch überlegen, ob ich in meiner momentanen Situation Gelegenheiten habe, Zeugnis zu geben, allerdings aber auch Angst davor empfinde. Ich werde das alles Jesus anvertrauen und ihn um Kraft und Gnade bitten.


Der wahre Glaube

27. März 2017

Montag der vierten Woche in der Fastenzeit
Heimo von Halberstadt OSB, Bischof
Frowin OSB, Abt

Lorli Pregel

Joh 4,43-54
In jener Zeit ging Jesus von Samaria nach Galiläa. Er selbst hatte bestätigt: Ein Prophet wird in seiner eigenen Heimat nicht geehrt. Als er nun nach Galiläa kam, nahmen ihn die Galiläer auf, weil sie alles gesehen hatten, was er in Jerusalem während des Festes getan hatte; denn auch sie waren zum Fest gekommen. Jesus kam wieder nach Kana in Galiläa, wo er das Wasser in Wein verwandelt hatte. In Kafarnaum lebte ein königlicher Beamter; dessen Sohn war krank. Als er hörte, dass Jesus von Judäa nach Galiläa gekommen war, suchte er ihn auf und bat ihn, herabzukommen und seinen Sohn zu heilen; denn er lag im Sterben. Da sagte Jesus zu ihm: Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, glaubt ihr nicht. Der Beamte bat ihn: Herr, komm herab, ehe mein Kind stirbt. Jesus erwiderte ihm: Geh, dein Sohn lebt! Der Mann glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm gesagt hatte, und machte sich auf den Weg. Noch während er unterwegs war, kamen ihm seine Diener entgegen und sagten: Dein Junge lebt. Da fragte er sie genau nach der Stunde, in der die Besserung eingetreten war. Sie antworteten: Gestern in der siebten Stunde ist das Fieber von ihm gewichen. Da erkannte der Vater, dass es genau zu der Stunde war, als Jesus zu ihm gesagt hatte: Dein Sohn lebt. Und er wurde gläubig mit seinem ganzen Haus. So tat Jesus sein zweites Zeichen, und zwar nachdem er von Judäa nach Galiläa gekommen war.

Einführendes Gebet: Jesus lass mich innerlich still werden. Ich gebe dir in diesem Moment all meine Sorgen, all meine Gedanken. Ich möchte innerlich meine Türe schließen und mich ganz auf deine Gegenwart einlassen und besinnen. Lass mich auf dich hören. Herr, was möchtest du mir heute offenbaren?

Bitte: Herr, schenke mir und meiner Familie einen lebendigen Glauben (besonders jenen, die diese Gnade am dringendsten brauchen).

1. Was die Liebe vermag. Der königliche Beamte wohnt in Kafarnaum. Sein Sohn liegt im Sterben. Er möchte alles versuchen, um seine Heilung zu erlangen. Er hat von Jesus gehört und setzt all seine Hoffnung auf ihn. Er macht sich auf den Weg nach Kana, das von Kafarnaum mindestens eine Tagesreise entfernt war. Er riskiert damit, dass sein Sohn in seiner Abwesenheit stirbt. Doch die Liebe drängt ihn; die Hoffnung, dass Jesus ihn heilen könnte, treibt ihn an. Seine Liebe nährt seinen Glauben, lässt ihn in der Überzeugung wachsen, dass Jesus ihm helfen kann. Sein Glaube wird nicht enttäuscht. Für wen bin ich bereit, Opfer auf mich zu nehmen, um Gottes Gnade zu bitten und wirksam zu erlangen?

2. Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, glaubt ihr nicht. Jesus scheint im ersten Moment abweisend. Doch diese Worte gelten weniger dem Beamten. Bei ihm ist es offensichtlich, dass sein Glaube ihn zu Jesus führt. Viele der umstehenden Menschen sind neugierig und sie warten darauf, Wunder und Zeichen zu sehen, ohne wirklich an ihn zu glauben. Der Glaube ist zuallererst eine innere Kraft, der man sich öffnet, und dann erst eine Überzeugung, die durch sichtbare Zeichen gestärkt wird.

3. Der Glaube vor dem Wunder. Jesus verspricht dem Beamten die Heilung seines Sohnes und dieser glaubt an sein Wort, obwohl er noch keinen Beweis dafür hat. Mit dem Herzen voller Hoffnung macht er sich auf den Heimweg. Die innere Kraft des Glaubens trägt ihn. Es handelt sich nicht um ein Wunschdenken, sondern um die innere Gewissheit, von Gott erhört zu sein. Nach seiner Auferstehung nennt Jesus diese Menschen selig, weil sie „glauben, ohne zu sehen“. Es ist eine Gabe, der man sich in Freiheit öffnen kann, um sie anzunehmen. Das Licht des Glaubens lässt gewisse Fragen im Dunkeln, doch schenkt es die Gewissheit, von Gott getragen und von ihm erhört worden zu sein: Er wird mit seiner Gnade eingreifen.

Gespräch mit Christus: Jesus, schenke mir die Gnade des Glaubens. Eines Glaubens, der um deine Gegenwart und dein Wirken in mir weiß, ohne ständig nach Beweisen und Bestätigungen zu suchen.

Möglicher Vorsatz: Ich werde heute ein Geheimnis des Rosenkranzes beten und besonders für Menschen beten, die nicht an Gott glauben können.


Willst du?

28. März 2017

Dienstag der vierten Woche in der Fastenzeit
Guntram
Gundelinde OSB-Äbtissin
Wilhelm Eiselin OPraem

Lorli Pregel

Joh 5,1-16
Es war ein Fest der Juden, und Jesus ging hinauf nach Jerusalem. In Jerusalem gibt es beim Schaftor einen Teich, zu dem fünf Säulenhallen gehören; dieser Teich heißt auf Hebräisch Betesda. In diesen Hallen lagen viele Kranke, darunter Blinde, Lahme und Verkrüppelte. Dort lag auch ein Mann, der schon achtunddreißig Jahre krank war. Als Jesus ihn dort liegen sah und erkannte, dass er schon lange krank war, fragte er ihn: Willst du gesund werden? Der Kranke antwortete ihm: Herr, ich habe keinen Menschen, der mich, sobald das Wasser aufwallt, in den Teich trägt. Während ich mich hinschleppe, steigt schon ein anderer vor mir hinein. Da sagte Jesus zu ihm: Steh auf, nimm deine Bahre und geh! Sofort wurde der Mann gesund, nahm seine Bahre und ging. Dieser Tag war aber ein Sabbat. Da sagten die Juden zu dem Geheilten: Es ist Sabbat, du darfst deine Bahre nicht tragen. Er erwiderte: Der Mann, der mich gesund gemacht hat, sagte zu mir: Nimm deine Bahre und geh! Sie fragten ihn: Wer ist das denn, der zu dir gesagt hat: Nimm deine Bahre und geh? Der Geheilte wusste aber nicht, wer es war. Jesus war nämlich weggegangen, weil sich dort eine große Menschenmenge angesammelt hatte. Später traf ihn Jesus im Tempel und sagte zu ihm: Jetzt bist du gesund; sündige nicht mehr, damit dir nicht noch Schlimmeres zustößt. Der Mann ging fort und teilte den Juden mit, dass es Jesus war, der ihn gesund gemacht hatte. Daraufhin verfolgten die Juden Jesus, weil er das an einem Sabbat getan hatte.

Einführendes Gebet: Komm, Heiliger Geist, und erfüll mein Herz und meine Seele mit deinem Licht und deiner Liebe. Ich möchte dir mein Herz öffnen, dir Eingang in alle Winkel meiner Seele gewähren.

Bitte: Herr, heile mich, berühre mich mit deiner Gnade in jenen Bereichen meines Herzens, die Umwandlung brauchen. Ich bitte Dich auch für einen bestimmten Menschen (Namen nennen…), der/die deine Gnade und Heilung besonders braucht(en).

1. Ein trostloser Anblick. Jesus bringt Hoffnung und Licht. Blinde, Lahme, Verkrüppelte. Eine Unzahl von Kranken, die sich hier versammelt haben und ihr trostloses Schicksal teilen. Und Jesus kommt in ihre Mitte. Er sitzt nicht in einem Büro und wartet dass die Kranken zu ihm kommen. Er begibt sich dorthin, wo sie sind. Wir hören in diesem Evangelium nur von einer Heilung, ob er wohl auch noch andere geheilt und getröstet hat? Wir kennen nicht die Details, doch wissen wir, dass er in ihre Mitte kommt und das Licht der Hoffnung und des Trostes bringt. Doch seine heilende Kraft soll frei angenommen werden: „Willst du?“. Auch heute möchte Jesus inmitten vieler Leiden und verzweifelter Situationen Licht sein und Trost bringen. Sind die Herzen offen genug, um seine Stimme zu erkennen und seine heilende Kraft anzunehmen?

2. Eine Frage ohne Antwort. Willst du gesund werden? Wenn wir genauer hinsehen, antwortet der Kranke gar nicht auf die Frage. Als müsse er sich rechtfertigen, erklärt er, wieso er noch nicht geheilt worden ist. Vielleicht liegt eine gewisser Frust in seiner Stimme, da er anderen Kranken gegenüber so im Nachteil ist. Doch er sagt nicht, wie sehr er sich danach sehnt, geheilt zu werden. Es ist wohl selbstverständlich, dass er es will, doch das „Ja-Wort“ kommt nicht über seine Lippen. Vielleicht geht es uns auch so, dass wir tiefe Wünsche und Bedürfnisse im Herzen tragen, diese aber nie zum Ausdruck bringen. Vielleicht hegen wir eine gewisse Skepsis, dass sie je erfüllt werden können? Oder wir meinen, dass Gott sie kennt, auch ohne dass wir sie aussprechen und denken: „Er wird es schon fügen, wenn es gut für uns ist. Dem Evangelium entnehmen wir, dass Gott möchte, dass wir zu unseren Wünschen und Sehnsüchten stehen, sie aussprechen und ihm vorbringen, zum Zeichen dafür, dass wir auf ihn vertrauen und offen sind, beschenkt zu werden.

3. Die unerwartete Heilung. Jesus hört dem Mann geduldig zu. Dieser scheint nur einen Gedanken zu haben: Er braucht jemanden, der ihn im richtigen Moment zum Wasser hinunterträgt. Es gibt für ihn keine andere Lösung. Aber Gott greift ein und plötzlich und völlig unerwartet, empfängt dieser Mann Heilung auf Wegen, die er sich niemals vorgestellt hätte. Leid und Hoffnungslosigkeit kann auch unseren Horizont verschließen und uns das Gefühl geben, dass nicht einmal mehr Gott etwas ändern kann. Werden wir nicht müde, unsere Bedürfnisse und Not (und die anderer Menschen) immer wieder vor Gott zu bringen. Er hat seine Wege, die nicht immer unsere Wege sind. Doch er hört unser Rufen und schenkt zu seiner Zeit Heilung und Gnade.

Gespräch mit Christus: Jesus, manchmal ist es schwer, auf deine Hilfe zu vertrauen und die Wartezeit wird lang. Manchmal ist es leicht, den Mut zu verlieren. Schenke mir einen stärkeren Glauben, um immer auf deine Gegenwart zu vertrauen und gemeinsam mit dir neue Lösungen, neue Wege zu suchen. Lass nicht zu, dass ich mein Herz verschließe, sondern es dir immer aufs Neue anvertraue.

Möglicher Vorsatz: Ich werde überlegen, ob es Bereiche oder Angelegenheiten in meinem Leben gibt, in denen ich mein Vertrauen auf Gott erneuern muss.


Jesu Anspruch

29. März 2017

Mittwoch der vierten Woche in der Fastenzeit
Hl. Ludolf von Ratzeburg OPraem, Bischof
Helmut, Bischof

Lorli Pregel

Joh 5,17-30
In jener Zeit entgegnete Jesus den Juden: Mein Vater ist noch immer am Werk, und auch ich bin am Werk. Darum waren die Juden noch mehr darauf aus, ihn zu töten, weil er nicht nur den Sabbat brach, sondern auch Gott seinen Vater nannte und sich damit Gott gleichstellte. Jesus aber sagte zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, wenn er den Vater etwas tun sieht. Was nämlich der Vater tut, das tut in gleicher Weise der Sohn. Denn der Vater liebt den Sohn und zeigt ihm alles, was er tut, und noch größere Werke wird er ihm zeigen, so dass ihr staunen werdet. Denn wie der Vater die Toten auferweckt und lebendig macht, so macht auch der Sohn lebendig, wen er will. Auch richtet der Vater niemand, sondern er hat das Gericht ganz dem Sohn übertragen, damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt auch den Vater nicht, der ihn gesandt hat. Amen, amen, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat das ewige Leben; er kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod ins Leben hinübergegangen. Amen, amen, ich sage euch: Die Stunde kommt, und sie ist schon da, in der die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden; und alle, die sie hören, werden leben. Denn wie der Vater das Leben in sich hat, so hat er auch dem Sohn gegeben, das Leben in sich zu haben. Und er hat ihm Vollmacht gegeben, Gericht zu halten, weil er der Menschensohn ist. Wundert euch nicht darüber! Die Stunde kommt, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören und herauskommen werden: Die das Gute getan haben, werden zum Leben auferstehen, die das Böse getan haben, zum Gericht. Von mir selbst aus kann ich nichts tun; ich richte, wie ich es vom Vater höre, und mein Gericht ist gerecht, weil es mir nicht um meinen Willen geht, sondern um den Willen dessen, der mich gesandt hat.

Einführendes Gebet: Jesus, ich möchte dir mein Herz öffnen, damit du es besuchst. Eigentlich lebst du darin und es geht mehr darum, mich nach innen zu öffnen, um deine Gegenwart in mir bewusst wahrzunehmen.

Bitte: Schenke mir diese Gnade Herr: Deine Gegenwart in mir und dein Wirken in meinem Leben bewusster wahrzunehmen, zu bejahen und dafür dankbar zu sein.

1. Mein Vater ist am Werk und auch ich. Gott ist am Werk, nichts kann ihn daran hindern. Es stimmt, dass das Wirken Jesu im Leben des einzelnen Menschen dessen Glauben voraussetzt, so sehen wir es im Evangelium in vielen Momenten. Doch der Unglaube der Menschen kann Gott nicht daran hindern, seinen Plan der Liebe zu erfüllen. Das heutige Evangelium zeigt uns, dass Menschen sich durch ihren Unglauben aus freien Stücken selber aus diesem Plan der Liebe ausschließen können, doch sie können Gottes Wirken in der Welt und in den Menschen nicht hindern oder blockieren. Es ist jedem Menschen freigestellt, sich diesem Plan der Barmherzigkeit und der Liebe anzuschließen oder aber sich ihm zu verschließen.

2. Jesu Anspruch... Jesus ist im Laufe seines öffentlichen Lebens sehr zurückhaltend in der Offenbarung seiner Gottheit. Nun kommt die Zeit, in der er sich immer offener als Sohn Gottes zu erkennen gibt und zulässt, dass sein ganzes Leben und Handeln diese Bedeutung gewinnt: Er ist der Sohn des Vaters, der gekommen ist, um den Willen des Vaters zu vollbringen. Damit stößt Jesus auf immer größeren Widerstand. Für den jüdischen Glauben klingt das blasphemisch. Jesus weiß, dass er den Glauben seiner Zuhörer herausfordert, doch es geht ihm hier um eine zentrale Glaubenswahrheit: Gott ist Mensch geworden, um den Menschen zu erlösen. Wer an ihn glauben möchte, muss die ganze Wahrheit über ihn annehmen. Jesus ist nicht ein Rabbi unter vielen. Er ist nicht ein Prophet mehr in der Reihe der Propheten, die im Auftrag Gottes gesprochen haben. Er ist Gott und als solcher möchte er von den Menschen aufgenommen werden, da er weiß, dass gerade dies, seine Frohe Botschaft für die Menschen ist. Er kennt auch das Risiko, das er durch dieses Zeugnis auf sich nimmt.

3. ...in Demut. Jesus stellt den Anspruch, als Sohn Gottes angenommen zu werden. Jedoch ohne jeden Dünkel. Er sucht nicht den Kult seiner Person. Er überlässt dem Vater die gesamte Initiative. Er möchte die Herzen der Menschen für das unermessliche Geheimnis Gottes öffnen. Er ist herabgekommen, um als Bruder und Erlöser uns erneut in dieses Geheimnis einzuführen. Um dies zu tun, hat er selbst den Weg der Passion und des Kreuzes auf sich genommen. Wir können uns ihm öffnen, sein Angebot annehmen.

Gespräch mit Christus: Jesus, danke, dass du zur Erde herabgestiegen bist und uns den Vater offenbart hast. Danke, dass du den Heilsplan des Vaters erfüllt hast, obwohl du hierfür großen Widerstand ertragen und letztendlich den Tod am Kreuz erleiden musstest.

Möglicher Vorsatz: Ich werde mir heute ein paar Minuten nehmen, um für Menschen zu beten, die Jesus und sein Wirken in ihrem Leben nicht akzeptieren. (Vielleicht ein Geheimnis vom Rosenkranz oder ein einfaches Fürbittgebet)


Die Liebe zu Gott

30. März 2017

Donnerstag der vierten Woche in der Fastenzeit

P. Thomas Fox LC

Joh 5,31-47
In jener Zeit sprach Jesus zu den Juden: Wenn ich über mich selbst als Zeuge aussage, ist mein Zeugnis nicht gültig; ein anderer ist es, der über mich als Zeuge aussagt, und ich weiß: Das Zeugnis, das er über mich ablegt, ist gültig. Ihr habt zu Johannes geschickt, und er hat für die Wahrheit Zeugnis abgelegt. Ich aber nehme von keinem Menschen ein Zeugnis an, sondern ich sage dies nur, damit ihr gerettet werdet. Jener war die Lampe, die brennt und leuchtet, und ihr wolltet euch eine Zeit lang an seinem Licht erfreuen. Ich aber habe ein gewichtigeres Zeugnis als das des Johannes: Die Werke, die mein Vater mir übertragen hat, damit ich sie zu Ende führe, diese Werke, die ich vollbringe, legen Zeugnis dafür ab, dass mich der Vater gesandt hat. Auch der Vater selbst, der mich gesandt hat, hat über mich Zeugnis abgelegt. Ihr habt weder seine Stimme gehört noch seine Gestalt je gesehen, und auch sein Wort bleibt nicht in euch, weil ihr dem nicht glaubt, den er gesandt hat. Ihr erforscht die Schriften, weil ihr meint, in ihnen das ewige Leben zu haben; gerade sie legen Zeugnis über mich ab. Und doch wollt ihr nicht zu mir kommen, um das Leben zu haben. Meine Ehre empfange ich nicht von Menschen. Ich habe erkannt, dass ihr die Liebe zu Gott nicht in euch habt. Ich bin im Namen meines Vaters gekommen, und doch lehnt ihr mich ab. Wenn aber ein anderer in seinem eigenen Namen kommt, dann werdet ihr ihn anerkennen. Wie könnt ihr zum Glauben kommen, wenn ihr eure Ehre voneinander empfangt, nicht aber die Ehre sucht, die von dem einen Gott kommt? Denkt nicht, dass ich euch beim Vater anklagen werde; Mose klagt euch an, auf den ihr eure Hoffnung gesetzt habt. Wenn ihr Mose glauben würdet, müsstet ihr auch mir glauben; denn über mich hat er geschrieben mmen, und doch lehnt ihr mich ab. Wenn aber ein anderer in seinem eigenen Namen kommt. Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubt, wie könnt ihr dann meinen Worten glauben?

Einführendes Gebet: Herr, niemand von uns ist in seinem eigenen Namen zur Welt gekommen. Auch mich hast du nicht gefragt. Selbst meine Eltern wussten nicht, was ich denn wohl für ein Kind würde. Aber im Glauben weiß ich wohl, dass ich von dir ausgegangen bin, von deiner Liebe. Hilf mir und steh mir bei, damit ich dich im Glauben immer finde, bei dir geborgen bin und auch dieses Gebet dir gefällt.

Bitte: Schenk mir eine ehrliche Liebe zu dir! Lass mich deine Liebe erkennen und in ihr geborgen sein!

1. Die Quelle der Liebe zu Gott: die Taufe. Jesus sagt in diesem Evangelium den Pharisäern etwas sehr Auffälliges: „Ich habe erkannt, dass ihr die Liebe zu Gott nicht in euch habt.“ Und jeder von uns kann sich fragen: Was bewegt eigentlich mich? Was sind meine tiefsten Motivationen? Ist da eine Quelle der Liebe zu Gott in mir? Und ich sage: Ja! – Du bist getauft!! Das Leben Gottes pulsiert in dir!Die Pharisäer hatten sich allerdings schon gegenüber der Taufe des Johannes verschlossen. Sie wollten sich nicht festlegen, ob sie vom Himmel oder vom Menschen stammte (z.B. Lk 20,4). Sie stammte aber vom Himmel, denn sie war verbunden mit Umkehr und Buße. Johannes taufte aber nur mit Wasser. Der Herr tauft mit dem Heiligen Geist. Wir haben also vom Herrn den Geist empfangen, der uns zu Kindern Gottes macht, „den Geist, in dem wir rufen: Abba, Vater!“ (Röm 8,15)

2. Das Brennmaterial für die Liebe zu Gott: die Schriften. Wie kann ich in mir die Liebe zu Gott nähren? – Indem ich die Schrift lese, das „Wort Gottes“ in mir aufnehme und mein Herz davon in Brand setzen lasse. Natürlich darf ich mit dem Wort Gottes nicht wie die Pharisäer umgehen, so als ob es mein Eigentum wäre. So kann nämlich selbst die Heilige Schrift, die Wegweiser zu Christus ist, an ihm vorbeiführen. Das Wort Gottes soll weniger vollkommene Haltungen in mir infrage stellen dürfen… Und das ist es gerade: Ich habe die Chance zur Verwandlung in einen echten Christen, indem ich mich dem Anspruch stelle und das Evangelium nicht nur lese, sondern es mit Gottes Gnade im täglichen Wettstreit mit mir selbst „sine glossa“ (ohne Abstriche) zu leben suche. Genau das geschieht dann aus Liebe zu Gott.

3. Das Zeugnis für die Liebe zu Gott: die Werke. Jesu Heilswerk gipfelt in seinem Tod am Kreuz. Dort stellt er unter Beweis, dass ihn eine grenzenlose Liebe zum Vater erfüllt und ihm wirklich alles an unserer Erlösung gelegen ist. Vor seinem Leiden erklärt er deshalb seinen Jüngern: „Die Welt soll erkennen, dass ich den Vater liebe und so handle, wie es mir der Vater aufgetragen hat“ (Joh 14,31). Und den Juden hatte er erklärt: „Wenn ihr den Menschensohn erhöht habt, dann werdet ihr erkennen, dass Ich es bin. Ihr werdet erkennen, dass ich nichts im eigenen Namen tue, sondern nur das sage, was mich der Vater gelehrt hat“ (Joh 8,28). Wie viel habe ich für Gott getan? Wie viel für meine Mitmenschen? Wenn wir dann eines Tages vor Gott stehen, werden unsere Werke erkennen lassen, in welchem Maß wir tatsächlich geliebt haben (vgl. Mt 25,31-46).

Gespräch mit Christus: Herr, du kennst den Fleck in meinem Herzen, wo die Liebe zu dir schlägt. Hilf mir, diese Quelle immer wieder zu finden, sie anzuzapfen und in der Kraft dieser Liebe Werke zu tun, die dir gefallen.

Möglicher Vorsatz: Wenn ich heute etwas Gutes und Richtiges tun kann, werde ich es tun und mir dabei sagen: „Aus Liebe zu Gott“!


Anonym reisen

31. März 2017

Freitag der vierten Woche in der Fastenzeit
Hl. Kornelia, Märtyrerin
Hl. Benjamin, Märtyrer< br/>Hl. Lambert Conradi OFM
Hl. Klemens Fuhl OSA, Ordensgeneral

P. Thomas Fox LC

Joh 7,1-2.10.25-30
In jener Zeit zog Jesus in Galiläa umher; denn er wollte sich nicht in Judäa aufhalten, weil die Juden darauf aus waren, ihn zu töten. Das Laubhüttenfest der Juden war nahe. Als seine Brüder zum Fest hinaufgegangen waren, zog auch er hinauf, jedoch nicht öffentlich, sondern heimlich. Da sagten einige Leute aus Jerusalem: Ist das nicht der, den sie töten wollen? Und doch redet er in aller Öffentlichkeit, und man lässt ihn gewähren. Sollte der Hohe Rat wirklich erkannt haben, dass er der Messias ist? Aber von dem hier wissen wir, woher er stammt; wenn jedoch der Messias kommt, weiß niemand, woher er stammt. Während Jesus im Tempel lehrte, rief er: Ihr kennt mich und wisst, woher ich bin; aber ich bin nicht in meinem eigenen Namen gekommen, sondern er, der mich gesandt hat, bürgt für die Wahrheit. Ihr kennt ihn nur nicht. Ich kenne ihn, weil ich von ihm komme und weil er mich gesandt hat. Da wollten sie ihn festnehmen; aber keiner wagte ihn anzufassen, denn seine Stunde war noch nicht gekommen.

Einführendes Gebet: Reich des Herzens Jesu – errichte dich in meinem Herzen.Demut des Herzens Jesu – forme mein Herz.Freude des Herzens Jesu – weite mein Herz.Liebe des Herzens Jesu – entzünde mein Herz.

Bitte: Herr, du hattest keinen leichten Weg. Nimm von mir mein Anspruchsdenken!

1. Schicksalsgemeinschaft mit Jesus. Die Schicksalsgemeinschaft zwischen Jesus und seinen Jüngern ist tief. Oft fragen wir uns: Warum passiert das gerade mir (ein Rüffel, eine dumme Bemerkung, eine Benachteiligung)? Und da wir nicht Opfer einer Christenverfolgung sind, erinnern wir uns nicht an bestimmte Worte Jesu, wie z.B.: „Ich schicke euch wie Schafe unter die Wölfe“ (Lk 10,3) und: „Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen“ (Joh 15,18). Das heutige Evangelium zeigt, dass Jesus zuerst durchmachen musste, was viele seiner treuesten Jünger im Laufe der Jahrhunderte erlebt haben. Er hat zuerst in ganzer Schärfe gespürt, was es heißt, in dieser Welt „Christ“ zu sein. Und wie wir sehen, musste er manchmal – nur, um zu überleben, – sich ruhig verhalten, das Gute im Verborgenen tun. Heimlich. Und wir dürfen uns fragen: Geht es unseren Mitchristen in Syrien und anderen Teilen der Welt nicht ähnlich?

2. Die Wahrheit, umbrandet von Halbwahrheiten. Im Umkreis und Einflussbereich derer, die ihn zum Volksfeind erklärt hatten, verhielt sich Jesus klug. Er vermied es, Aufsehen zu erregen. Ihm lag nur daran, dass dem Wort Gottes keine Fessel auferlegt wird. Und so predigte er unerschrocken. Sein Auftreten konnte jedoch nicht unbemerkt bleiben. Und so entbrannte ein Streit, ohne dass er es beabsichtigt hätte, und es kursierten verschiedene Versionen über seine Abstammung. Wer verstand in diesem Wirrwarr, dass er tatsächlich der in Betlehem geborene Messias war (vgl. Joh 7,42 und Mt 2,5), und wer konnte zu jener Zeit erfassen, dass er nach seiner Auferstehung und vor seiner Wiederkunft in Herrlichkeit - dem damaligen allgemeinen Glauben tatsächlich entsprechend - an einem unbekannten Ort verborgen bleiben würde (im Himmel)? Es war nur eine Halbwahrheit, dass er aus Galiläa stammte, nur eine Halbwahrheit, dass er menschlichen Ursprungs war und dass man seine Herkunft kannte. In der Beziehung zu Jesus kommt es darauf an, dass man offen für die ganze Wahrheit ist.

3. Und das Licht leuchtet in der Finsternis. Schon damals wollte man Jesus festnehmen, seine Lehre unterbinden, auf keinen Fall zulassen, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Die Finsternis wollte sich des Lichtes bemächtigen, es in ihre Gewalt bringen. Es gelang aber nicht: „Keiner wagte ihn anzufassen, denn seine Stunde war noch nicht gekommen.“ Und wir können uns fragen: Entgeht uns die Tatsache, dass für viele Christen in der Welt die Stunde gekommen ist? Beten wir dafür, dass das Licht - hier wie dort - über die Finsternis siegt?

Gespräch mit Christus: Herr, du hast gesagt: „Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt werdet.“ Ich möchte heute für die verfolgten Christen in der Welt beten. Stärke unsere Brüder und Schwestern in diesen Ländern. Gib ihnen Geduld und Liebe, damit sie in ihrer Bedrängnis auf dich vertrauen und sich als deine Zeugen bewähren. Nimm von mir mein Anspruchsdenken und den Ärger, wenn ich ein bisschen Gegenwind spüre.

Möglicher Vorsatz: Ich werde mich heute bemühen, nichts als „selbstverständlich“ anzusehen (z.B.: eine gelungene Arbeit; Leistungen, die ich in Anspruch nehme; ein Lächeln; ein Gespräch).


Jesus ist Wort und Antwort zugleich

1. April 2017

Samstag der vierten Woche in der Fastenzeit
Hl. Irene und Agape, Märtyrerinnen
Hl. Hugo von Grenoble, Bischof

P. Thomas Fox LC

Joh 7,40-53
In jener Zeit sagten einige aus dem Volk, als sie die Worte Jesu hörten: Er ist wahrhaftig der Prophet. Andere sagten: Er ist der Messias. Wieder andere sagten: Kommt denn der Messias aus Galiläa? Sagt nicht die Schrift: Der Messias kommt aus dem Geschlecht Davids und aus dem Dorf Betlehem, wo David lebte? So entstand seinetwegen eine Spaltung in der Menge. Einige von ihnen wollten ihn festnehmen; aber keiner wagte ihn anzufassen. Als die Gerichtsdiener zu den Hohenpriestern und den Pharisäern zurückkamen, fragten diese: Warum habt ihr ihn nicht hergebracht? Die Gerichtsdiener antworteten: Noch nie hat ein Mensch so gesprochen. Da entgegneten ihnen die Pharisäer: Habt auch ihr euch in die Irre führen lassen? Ist etwa einer vom Hohen Rat oder von den Pharisäern zum Glauben an ihn gekommen? Dieses Volk jedoch, das vom Gesetz nichts versteht, verflucht ist es. Nikodemus aber, einer aus ihren eigenen Reihen, der früher einmal Jesus aufgesucht hatte, sagte zu ihnen: Verurteilt etwa unser Gesetz einen Menschen, bevor man ihn verhört und festgestellt hat, was er tut? Sie erwiderten ihm: Bist du vielleicht auch aus Galiläa? Lies doch nach: Der Prophet kommt nicht aus Galiläa. Dann gingen alle nach Hause.

Einführendes Gebet: Schweigen des Herzens Jesu – sprich zu meinem Herzen.Wille des Herzens Jesu – regiere mein Herz.Geduld des Herzens Jesu – trage mein Herz.Eifer des Herzens Jesu – entbrenne in meinem Herzen.

Bitte: Lass mich deine Stimme hören, dein Wort in mir vernehmen.

1. Jesu Wortgewalt. Wenn Jesus sprach, war er fähig, alle Zuhörer in seinen Bann zu ziehen, ob Freund oder Feind. Alle spürten, dass von ihm eine besondere Macht ausging. So erklärt es sich, dass einige aus dem Volk meinten, er sei wahrhaftig der Prophet oder sagten: „Er ist der Messias.“ Sogar die Gerichtsdiener standen völlig entwaffnet da und vergaßen, dass sie gekommen waren, um ihn festzunehmen. Unverrichteter Dinge kehrten sie zu den Hohenpriestern und Pharisäern zurück und konnten zu ihrer Entschuldigung nur den Satz hervorbringen: „Noch nie hat ein Mensch so gesprochen.“ Wer Jesus zuhörte, war unwillkürlich vor die Entscheidung des Glaubens gestellt, denn man spürte: Hier ist Gott gegenwärtig!

2. Der Glaube kommt vom Hören. â€žFides ex auditu“ – der Glaube kommt vom Hören, so beschreibt der heilige Paulus (Röm 10,17 - Vulgata), wie in uns der Glaube entsteht. Doch bedenken wir, dass das Hören des Wortes uns „nur“ bis zur Schwelle des Glaubens bringt, denn der Glaube ist in jedem Fall frei. In ihm überantwortet der Mensch sich selbst Gott. Und dieser Schritt der gläubigen Hingabe an Gott kann nicht erzwungen werden. Gott selbst möchte ihn auch nicht erzwingen. Er wirbt nur um unsere Antwort. Ständig. Mit seinem Wort. Und wer ein offenes Herz hat, reagiert. Je länger er sich dem Wort Gottes willig aussetzt, desto mehr Widerstände demontiert es in seinem Herzen, reinigt es und macht es gottgefällig. So provoziert Jesu Wort in mir die rechte Ant-Wort.M

3. Die Ohnmacht der Gegner. In diesem Evangelium steht Jesus wie ein Fels inmitten brausender Wogen. Seien es die Wogen der Meinungen, die über ihn kursieren, seien es die Argumente, die beide Seiten austeilen. Mitten in diesem Abtausch der Argumente pro und contra erscheint sein Wort, seine Person und seine Seele wie ein tiefes Meer, das an der Oberfläche nicht einmal gekräuselt wird, weil es unerforschliche Abgründe der Stille und Gewissheit in sich schließt. Die Hohenpriester und Pharisäer spüren instinktiv, wie ihnen hier das Ruder aus der Hand genommen wird und reagieren auf so viel Souveränität fast mit Verzweiflung. Einer, Nikodemus, in dem die rechte Antwort heranwächst, bemüht sich um die Wahrung der Rechtsform und um eine faire Vorgehensweise. Doch sie werden sich nicht einig und ziehen ohne Beschluss von dannen, ein jeder in sein Haus.

Gespräch mit Christus: Jesus, jeden Tag spielt sich das Drama der Erlösung ab. Mach unsere Herzen weich, damit wir alle auf dich hören, dir die rechte Antwort geben und keiner verloren geht.

Möglicher Vorsatz: Ich werde heute eines meiner Lieblingsworte, die Jesus gesprochen hat, häufig wiederholen und versuchen, Antwort zu geben.