Tägliche Meditationen

Tägliche Meditationen

Sonntag 26. Februar 2017 bis 4. März 2017

Achte Woche im Jahreskreis

Ellen Charlotte Petermann

Unsere Zeit in Gottes HändenSonntag
Guter Meister, was muss ich tun?Montag
Nachfolge und LohnDienstag
Hütet euch, eure Gerechtigkeit zur Schau zu stellenMittwoch
Absolute SelbstaufgabeDonnerstag
Was ist christliches FastenFreitag
Unendliche LiebeSamstag


Unsere Zeit in Gottes Händen

26. Februar 2017

Achter Sonntag im Jahreskreis

Ellen Charlotte Petermann

Mt 6,24-34
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Niemand kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben, oder er wird zudem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon. Deswegen sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben und darum, dass ihr etwas zu essen habt, noch um euren Leib und darum, dass ihr etwas anzuziehen habt. Ist nicht das Leben wichtiger als die Nahrung und der Leib wichtiger als die Kleidung? Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie? Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Zeitspanne verlängern? Und was sorgt ihr euch um eure Kleidung? Lernt von den Lilien, die auf dem Feld wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen. Wenn aber Gott schon das Gras so prächtig kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen ins Feuer geworfen wird, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen! Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? Denn um all das geht es den Heiden. Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht. Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben. Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug eigene Plage.

Einführendes Gebet: Vater, mit Sehnsucht habe ich auf die Zeit mit dir im Gebet gewartet. Ich komme zu dir und lege die ganze Armseligkeit meiner Seele in deine Hände. All meine Sorgen, Ängste und Nöte, aber auch meine Wünsche und mein Verlangen nach Ruhe und Frieden möchte ich dir schenken.

Bitte: Ich bitte dich, mein Vater, schenke mir die Gnade, dass ich mich mit kindlicher Einfachheit deiner göttlichen Vorsehung anvertrauen kann.

1. Ich darf begründet sorglos sein! Es gibt Worte des Herrn, die eine Herausforderung sind und nur im Glauben angenommen werden können. Jesus sagt seinen Jüngern, sie sollen sich nicht um ihr Leben sorgen, um gar nichts, vor allem nicht um das, was morgen sein wird. Es geht um die väterliche Vorsehung Gottes. Allein in ihr liegt unsere ganze Sicherheit. Das Gestern ist vorüber und wird nicht wiederkehren und das Morgen liegt noch vor uns. Wer die Vergangenheit und die Zukunft Gott überlässt, findet viel leichter Kraft, sich den Aufgaben der Gegenwart zu stellen. Und darauf kommt es an. Jesus rät uns, in der uns gegebenen Zeit gelassen zu bleiben, unbelastet vom Vergangenen und unbesorgt angesichts des Zukünftigen. Wir dürfen begründet sorglos sein, weil unser Vater im Himmel für uns sorgt.

2. Nur das Heute halten wir in den Händen. Gott schenkt uns Tag für Tag, damit wir einen um den anderen heiligen. Und er schenkt uns auch die Gnaden dazu, wenn wir ihn darum bitten und wenn wir zuhören. Aber Gott spricht leise, und manchmal verhalten wir uns wie ein Kind, das ungeduldig Seiten in einem Buch überspringt, um das Ende der Geschichte zu lesen. Wir lassen uns von übertriebenen Zukunftssorgen treiben, meinen, WIR müssten alles selber in die Hand nehmen. Irgendwann verlieren wir dabei Gott aus den Augen und stürzen unweigerlich ab. Gott hat uns die Würde gegeben, selbst zu handeln und nach seinem Ratschluss am Weltgeschehen mitzuarbeiten. Unsere Zukunft, der morgige Tag mit all seinen Problemen, liegt in Gottes Hand. Das heißt nicht, dass wir die Hände in den Schoß legen sollen, sondern unsere überlegte Vorsorge soll auf einem unerschütterlichen Gottvertrauen aufbauen.

3. Hier und jetzt. Hier und jetzt – soll ich meine Aufgaben anpacken, ohne mir etwas vorzumachen, etwa, indem ich Pläne für ein Apostolat (in Erwartung günstigerer Umstände) immer wieder hinauszögere. Jesus hat auch nicht mit der Verkündigung und den Werken der Barmherzigkeit gewartet, ob es eventuell einen besseren Ort, oder einen passenderen Augenblick gegeben hätte. Versuchen wir wirklich unseren Alltag, unser Heute also, so konkret wie möglich werden zu lassen und mit Sinn zu erfüllen. Und wenn unsere Phantasie, unsere Ängste und Sorgen uns wieder einmal überfallen, dann schauen wir genau hin: Gehen wir von der Wirklichkeit aus und nicht von puren Gedankengebilden, erkennen wir in ihnen Versuchungen, töten wir sie ab und schenken wir sie Gott, der in der Wirklichkeit zuhause ist. Er weiß um alles, auch um unsere Kämpfe. Suchen wir ganz bewusst in unserem Alltag die Momente der christlichen Hoffnung. Es gibt genug davon, wenn wir nur aufmerksam sind.

Gespräch mit Christus: Vater, wie dankbar ich bin, dein Kind zu sein, deiner unendlichen, immerwährenden Fürsorge gewiss sein zu dürfen. Ich weiß, dass du es immer nur gut meinst mit mir, und dass all meinem Tun deine göttliche Gnade immer vorausgeht. Danke, Vater!

Möglicher Vorsatz: Heute werde ich mich bemühen, jede angstvolle Sorge durch Wirklichkeitsbezug und Vertrauen auf Gott zu überwinden. Ich werde am Abend 10 Punkte notieren, für die ich Gott an diesem Tag danke.


Guter Meister, was muss ich tun?

27. Februar 2017

Montag der achten Woche im Jahreskreis
Hl. Markward OSB, Abt
Hl. Augustinus Tchao u. Gefährten, Märtyrer

Ellen Charlotte Petermann

Mk 10,17-27
In jener Zeit lief ein Mann auf Jesus zu, fiel vor ihm auf die Knie und fragte ihn: Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen? Jesus antwortete: Warum nennst du mich gut? Niemand ist gut außer Gott, dem Einen. Du kennst doch die Gebote: Du sollst nicht töten, du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsch aussagen, du sollst keinen Raub begehen; ehre deinen Vater und deine Mutter! Er erwiderte ihm: Meister, alle diese Gebote habe ich von Jugend an befolgt. Da sah ihn Jesus an, und weil er ihn liebte, sagte er: Eines fehlt dir noch: Geh, verkaufe, was du hast, gib das Geld den Armen, und du wirst einen bleibenden Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach! Der Mann aber war betrübt, als er das hörte, und ging traurig weg; denn er hatte ein großes Vermögen. Da sah Jesus seine Jünger an und sagte zu ihnen: Wie schwer ist es für Menschen, die viel besitzen, in das Reich Gottes zu kommen! Die Jünger waren über seine Worte bestürzt. Jesus aber sagte noch einmal zu ihnen: Meine Kinder, wie schwer ist es, in das Reich Gottes zu kommen! Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt. Sie aber erschraken noch mehr und sagten zueinander: Wer kann dann noch gerettet werden? Jesus sah sie an und sagte: Für Menschen ist das unmöglich, aber nicht für Gott; denn für Gott ist alles möglich.

Einführendes Gebet: Jesus, heute möchte ich mit dir darüber sprechen, wie schwer es oft für mich ist, großzügig zu sein. Immer wieder stelle ich fest, dass ich an Dingen festhalte, die mich von dir trennen. Jesus, ich brauche deine Hilfe!

Bitte: Jesus, ich bitte dich, weite mein Herz, damit es großzügig werden kann. Hilf mir, mich von Unnötigem zu trennen.

1. Die fordernde Antwort Jesu. In dem jungen Mann, der an Jesus herantritt, ja sogar auf die Knie fällt, können wir eigentlich jeden Menschen erkennen. Es ist nicht zuerst die Frage nach den Regeln, die der junge Mann stellt, sondern die Frage nach einem Leben in Fülle. Diese Frage beschäftigt uns alle, denn schließlich dient sie uns als Wegweiser zum Ziel, an das wir glauben: das ewige Leben. Jesus verweist auf die Gebote und stellt so einen engen Zusammenhang zwischen der Befolgung seiner Gebote und dem Erlangen des ewigen Lebens her. Diese Antwort reicht dem jungen Mann nicht aus, er erwartet mehr. Allerdings hatte er gemeint, den Willen Gottes schon erfüllt zu haben, weil er seine Gebote hielt, und nun bekommt er eine weiterführende Antwort. Damit fühlt er sich aber überfordert. Sein Reichtum ist die Fessel, die ihn die größte Chance seines Lebens, die Einladung Jesu zur Nachfolge, verspielen lässt. Das macht ihn sehr traurig.

2. Wahre Liebe tut weh. Die Traurigkeit des jungen Mannes gibt uns zu denken. Ist man denn nicht schon glücklich, wenn man reich ist? Jetzt wird ein Vermögen zu einem Hindernis, denn der junge Mann ist nicht bereit, nein zu sich selbst und ja zu Jesus zu sagen. Jesus sieht wohl den fragenden Blick des Mannes und sagt ihm, was noch fehlt. Der Mann hat immer treu die Gebote erfüllt und er spürt auch in sich, in seinem Gewissen, ein Streben nach etwas „Höherem“. Jeder Christ kann sein Leben als Geschenk verstehen. Das ist eine andere, tiefere Dimension als das Halten von Geboten: sich selbst hingeben aus tiefer, innerer Dankbarkeit. Aber das verlangt von uns Opfer, die weh tun. Wenn wir lieben, bis es weh tut, dann wird Gott uns auch seinen Frieden und seine Freude geben.

3. Ãœberprüfung des Herzens. Das heutige Evangelium lädt uns ein, im Gebet zu prüfen, wo unser Herz steht, woran unser Herz hängt. Ist es der Wohlstand, der Luxus oder die Bequemlichkeit? Wie gehen wir mit Entbehrungen um? Werden wir missgelaunt oder bedrückt, wenn wir etwas entbehren oder loslassen müssen? Welchen Stellenwert hat der Konsum und welchen die Großzügigkeit im Almosengeben? Der junge Mann, der Jesus verlässt, ist nicht eine erfundene Gestalt, sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut. Das könnte jeder von uns sein. Er ging traurig weg, denn er wollte sich nicht verschenken. Der Drang des Sich-Selbstbewahrens war stärker. Es heißt, Jesus liebte ihn. Das muss der junge Mann gespürt haben. Dieser liebende Blick wird den jungen Mann wohl sein Leben lang begleitet haben. Vielleicht hat er es sich irgendwann noch einmal überlegt? Und auch uns begleitet dieser liebende Blick des Herrn, jeden Tag, jede Sekunde. Wir können uns jeder Zeit neu entscheiden!

Gespräch mit Christus: Jesus, du kennst meine Liebe, meine Sehnsucht, die nach mehr verlangt, als Gebote zu befolgen. Du kennst aber auch meine Anstrengungen, meine Probleme, ein so großzügiges Herz wie das deine zu haben. Hilf mir, den Ballast abzuwerfen, der mich in daran hindert, mich zu verschenken.

Möglicher Vorsatz: Heute werde ich ganz bewusst etwas verschenken, was mir viel bedeutet, um jemand anderen glücklich zu machen.


Nachfolge und Lohn

28. Februar 2017

Dienstag der achten Woche im Jahreskreis
Hl. Silvana, Märtyrerin
Hl. Oswald von York, Erzbischof
Hl. Antonia v. Florenz

Ellen Charlotte Petermann

Mk 10,28-31
In jener Zeit sagte Petrus zu Jesus: Du weißt, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. Jesus antwortete: Amen, ich sage euch: Jeder, der um meinetwillen und um des Evangeliums willen Haus oder Brüder, Schwestern, Mutter, Vater, Kinder oder Äcker verlassen hat, wird das Hundertfache dafür empfangen: Jetzt in dieser Zeit wird er Häuser, Brüder, Schwestern, Mütter, Kinder und Äcker erhalten, wenn auch unter Verfolgungen, und in der kommenden Welt das ewige Leben. Viele aber, die jetzt die Ersten sind, werden dann die Letzten sein, und die Letzten werden die Ersten sein.

Einführendes Gebet: Guter Jesus, auch mir hast du die Sehnsucht, dir nachzufolgen, ins Herz gelegt. Ich möchte heute in diesem Gebet bei dir sein, ganz nah. Ich möchte von dir lernen.

Bitte: Jesus, hilf mir, dass ich dir jetzt mein ungeteiltes Herz schenke. Halte alle Zerstreuungen und Ablenkungen von mir fern.

1. In die Berufung hineinwachsen. Mit fast kindlicher Naivität und einer Spur von Musterschülerhaftigkeit spricht Petrus von sich selbst. Er betont mit Stolz, dass er alles verlassen habe, um Jesus nachzufolgen. Das Hindernis des Reichtums, wie wir es gestern im Evangelium lesen konnten, brauchte er nicht zu umschiffen. Was hat er verlassen? Sein Fischerboot, sein Haus, seine Familie. Ist das nichts? Das ist alles. Liest man den Text, spürt man förmlich, wie Petrus die Frage nach der Belohnung dafür auf der Zunge liegt. Aber er spricht sie nicht aus. Wir können das verstehen, denn auch wir sind in unserer Schwachheit Petrus sehr ähnlich. Voller Eifer und mit bester Absicht möchten wir Jesus nachfolgen und oftmals scheitern wir dann doch, wenn die Herausforderungen auf uns zukommen. Wir müssen langsam in unsere Berufung hineinwachsen, dann erkennen wir, dass das schon das größte Geschenk ist: nachfolgen zu dürfen, sich hingeben zu können.

2. Die Hierarchie der Werte. Wir haben gelernt, dass Besitz den Weg des Menschen zu Gott erschweren kann. Es geht gar nicht einmal um ein Mehr oder Weniger, sondern darum, dass man ihm innerlich verhaftet ist. Selbst wenn wir unseren Besitz durch jahrelange harte Arbeit erworben haben, dürfen wir niemals vergessen, dass es immer Gott ist, dem wir alles zu verdanken haben. Wären wir zum Beispiel nicht gesund, könnten wir gar nicht arbeiten. Wenn unsere Liebe zu unserem Besitz größer ist, als die Liebe zu dem, dem wir den Besitz zu verdanken haben, dann ist die Hierarchie unserer Werte durcheinandergeraten und wir sollten das definitiv beheben.

3. Der hundertfache Lohn. Wenn man diese Evangeliumsstelle liest, könnte man meinen, einer, der alles verlässt, erhalte schon jetzt, in dieser Zeit, den hundertfachen Lohn an irdischen Gütern. Hundertfach meint nicht unbedingt hundertfache Menge an irdischen Gütern, sondern zunächst die hundertfach wertvolleren geistlichen oder himmlischen Güter, genauer gesagt die Gottesgemeinschaft. Bei der Erwähnung des irdischen Lohnes gibt es einen kleinen, aber wichtigen Zusatz: Jesus sagt „…unter Verfolgung.“ Was ist damit gemeint? Das können so vielfältige Dinge sein, wie eine reale, gesellschaftliche Verfolgung der Kirche, gerade auch in unserer Zeit, aber auch unsere ganz persönlichen Erfahrungen von „Verfolgung“, wie eine Verleumdung, eine Benachteiligung und vieles mehr. Wer Jesus nachfolgen will, muss immer mit diesen Dingen rechnen, das wussten die Jünger und das wissen wir. In jedem Fall wird aber demjenigen, der Jesus treu nachfolgt, der Himmel versprochen.

Gespräch mit Christus: Jesus, ich danke dir für diese kostbare Zeit unseres Zusammenseins. Danke, dass ich meine Welt jetzt mit anderen Augen sehen kann. Dass ich bei allem irdischen Konsumzwang, dem auch ich täglich ausgesetzt bin, weiß, dass der wirkliche, glücklich machende Lohn, im Himmel auf mich wartet.

Möglicher Vorsatz: Heute werde ich etwas für einen guten Zweck spenden.


Hütet euch, eure Gerechtigkeit zur Schau zu stellen

1. März 2017

Aschermittwoch

Ellen Charlotte Petermann

Mt 6,1-6.16-18
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zur Schau zu stellen; sonst habt ihr keinen Lohn von eurem Vater im Himmel zu erwarten. Wenn du Almosen gibst, lass es also nicht vor dir herposaunen, wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen tun, um von den Leuten gelobt zu werden. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut. Dein Almosen soll verborgen bleiben und dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten. Wenn ihr betet, macht es nicht wie die Heuchler. Sie stellen sich beim Gebet gern in die Synagogen und an die Straßenecken, damit sie von den Leuten gesehen werden. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Du aber geh in deine Kammer, wenn du betest, und schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten. Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler. Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Du aber salbe dein Haar, wenn du fastest, und wasche dein Gesicht, damit die Leute nicht merken, dass du fastest, sondern nur dein Vater, der auch das Verborgene sieht; und dein Vater, der das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.

Einführendes Gebet: Vater, heute, mit Beginn der Fastenzeit, möchte ich dir in diesem Gebet meine Bereitschaft zu einer Neuausrichtung schenken. Ich möchte aufmerksam, ohne Ablenkung zuhören, will offen für das sein, was du mir sagen möchtest.

Bitte: Vater, bitte weite mein Herz, mach es großzügig, schenke mir die Kraft, einen guten Vorsatz zu fassen.

1. Die reine Absicht. Wer kennt sie nicht, die Pharisäer? Die aus der Bibel zu Jesu Zeiten und die von heute. Frei nach dem Motto: „Tue Gutes und sprich darüber.“ Personen, die sehr fromm ausschauen und hingebungsvoll in der ersten Reihe, genau in Augenhöhe mit dem Priester, beten und dann, noch vor der Kirchentür, schlecht über ihren Nachbarn reden. Oder: „Es war ja so schön in der Christmette, aber das behinderte Kind hinter mir hat mich so gestört.“ Kennen wir alles (denken wir) und neigen zu Verurteilung und dazu, uns selbst davon frei zu sprechen. Doch ertappen wir uns nicht auch immer wieder selbst dabei, oftmals in kleinen Dingen, und merken, dass das alles auch in uns steckt? Wir bringen vielleicht für jemanden ein wirklich großes Opfer, das uns einige Anstrengung gekostet hat, und hoffen doch auf Anerkennung und ein kleines Lob für unsere Arbeit. Da wir ja an uns selber diese allzu menschlichen Bedürfnisse kennen, sollten wir vielleicht einmal umdenken und uns ganz bewusst vornehmen, andere für ihre Arbeit zu loben, Aufmerksamkeit und Dank zu verschenken.

2. Heiligung des Alltags. Jesus handelt in dieser Belehrung die drei Grundformen zur Heiligung des Alltags ab: Das Gebet, das Almosengeben und das Fasten. Er beginnt in seiner Rede mit der Belehrung, dass wir keinen Lohn von unserem Vater im Himmel zu erwarten haben, wenn wir hier unsere guten Taten auf Erden zur Schau stellen. Ja, er benutzt ein hartes Wort, nämlich den Ausdruck „Heuchler“. Und in den folgenden Zeilen erzählt er genau, wie man es richtigmachen soll, um Gott zu gefallen, um Gott zu zeigen, dass man all die guten Dinge nicht für andere Menschen tut, sondern aus Liebe und Treue zu Gott, mit allerreinster Absicht. Dazu bieten sich täglich viele Gelegenheiten, sei es im Gebet, beim Fasten oder in der Nächstenliebe.

3. Im Verborgenen. Dem „Gesehenwerden“ steht das „Handeln im Verborgenen“ gegenüber. Greift man hier einmal das auf, was Jesus über das Gebet sagt, dann ist allen klar, dass hier die Gottesbeziehung berührt wird, denn Gebet ist ein intimes Zwiegespräch mit Gott. Es darf nicht dazu missbraucht werden, einen guten Eindruck bei den Menschen zu erwecken („Seht, wie fromm ich bin“). Das wäre eine Entweihung des Gebetes und man würde zum Heuchler. Auf den ersten Eindruck erscheint das sehr hart, es verhält sich aber so. Der Verzicht auf die Zurschaustellung meiner eigenen Frömmigkeit ist eventuell für Gott sogar wertvoller, als das eigentliche Gebet, denn Gott liebt ein reines Herz. Erhalte ich für eine gute Tat einen irdischen Lohn, dann hat das etwas mit Leistung und Gegenleistung zu tun. Die Taten im Verborgenen jedoch beweisen einmal mehr das Vertrauen auf den himmlischen Lohn eines gerechten Gottes, der um alles weiß.

Gespräch mit Christus: Vater, schenke mir ein reines Herz, das frei werden kann von jeglicher Eitelkeit und unreinen Absichten. Lass mich in meinem Tun immer nur dich suchen und nicht die Anerkennung anderer Menschen. Stärke mich, denn in dieser Welt, in der überall ein Konkurrenzdenken vorherrscht, ist das oft sehr schwer.

Möglicher Vorsatz: Heute werde ich eine gute Tat tun, die mir schwer fällt und niemandem etwas davon erzählen.


Absolute Selbstaufgabe?

2. März 2017

Donnerstag nach Aschermittwoch
Hl. Agnes von Böhmen
Hl. Karl der Gute, Märtyrer

Ellen Charlotte Petermann

Lk 9,22-25
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Der Menschensohn muss vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er wird getötet werden, aber am dritten Tag wird er auferstehen. Zu allen sagte er: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten. Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sich selbst verliert und Schaden nimmt?

Einführendes Gebet: Mein Jesus, nichts wünsche ich mir sehnlicher, als dir nachfolgen zu können. Ja, ich möchte nicht nur hinter dir herlaufen. Vielmehr möchte ich meine Hand vertrauensvoll in die deine legen, mit dir gemeinsam durch dein Leiden und all meine Dunkelheiten gehen, um dir meine ehrliche Treue zu zeigen.

Bitte: Jesus, lass nicht zu, dass meine Liebe zu dir jemals stirbt!

1. Jesus war kein politischer Messias. Zur Zeit Jesu lief es für das israelitische Volk sehr schlecht. Der Tempel des Herodes in Jerusalem war zwar prachtvoll, aber das Land, das Gott ihnen verheißen hatte, war von den Römer besetzt und stand unter Fremdherrschaft. Das Volk wartete auf einen Messias, der die Zustände ändern und wieder für Freiheit, für Gottes Recht und Ordnung sorgen würde. Vielleicht versprachen sich auch einige, durch Jesus zu Macht, Geld und Einfluss in Politik zu gelangen. Aber Jesus war kein politischer Messias. Er war ein gewaltfreier Messias, und er brachte die Botschaft der Liebe mit sich. Das sagte er auch seinen Jüngern, denn sie waren die ersten, die beschlossen hatten, ihm nachzufolgen.

2. Die zwei Aspekte. Zwei Aspekte gibt es zu betrachten: Zum einen kündigt Jesus sein Leiden, seine Verfolgung, ja seine Passion an. Das ist auch ein Hinweis darauf, dass Jesus eben nicht ein Messias sein wird, der Einfluss auf die politische Situation im Lande ausüben möchte. Der zweite Aspekt ist der der Nachfolge. Sicherlich ist das für die Jünger sehr interessant, denn was Jesus da über Nachfolge sagt, hört sich nicht nach einem Spaziergang an. Er versucht zu vermitteln, dass auch der Weg seiner Nachfolger mit Verfolgungen, Anfechtungen und Leid gepflastert sein wird. Eine andere Alternative gibt es nicht! Das entsprach dann auch der geschichtlichen Wahrheit, denn alle Apostel mit Ausnahme des Johannes sind als Märtyrer gestorben.

3. Keine Weltflucht. Wird einem nicht angst und bange, wenn man diese Sätze im Evangelium nach Lukas liest? Mutig haben wir doch schon immer wieder beschlossen: Ja, Jesus, ich möchte dein Apostel sein, dir nachfolgen, unbedingt, weil ich dich liebe und dir treu sein möchte. Diese Nachfolge geschieht also in vier Schritten: 1) Wollen, 2) sich selbst verleugnen, 3) das Kreuz auf sich nehmen und 4) in Jesu Fußstapfen treten. Zum rechten Wollen gehört, dass wir, wenn wir Jesus nachfolgen wollen, wir uns in unserem Alltag klare Ziele stecken, die mit Jesu Willen übereinstimmen. Selbstverleugnung bedeutet, dass wir uns von uns selber freimachen, von unserem Egoismus, unserer Bequemlichkeit, unserem Stolz, um Gott in unserem Leben Raum zu geben. Wir lesen auch noch das Wort „täglich“. Ja, täglich sollen wir unser Kreuz nehmen, im Alltag. Dazu gibt es unzählige Gelegenheiten, um nur ein Beispiel zu nennen: besonders nett zu dem Arbeitskollegen zu sein, der meistens schlechte Laune hat. Ja, und die Nachfolge geschieht eben, indem wir die Anstrengung auf uns nehmen, hinter Jesus herzugehen und nicht darauf warten, dass ein Zug uns mitnimmt.

Gespräch mit Christus: Jesus, wie leicht machst du es mir, dir nachzufolgen, und wie nachlässig und gedankenlos bin ich oft. Trotz meiner Schwachheit und Sündhaftigkeit lädst du mich ein, dein Jünger zu sein. Und wie oft gebe ich mir viel zu wenig Mühe!

Möglicher Vorsatz: Heute werde ich etwas erledigen, was ich schon lange hätte tun sollen.


Was ist christliches Fasten?

3. März 2017

Freitag nach Aschermittwoch
Hl. Islav, Bischof von Island
Hl. Friedrich OPraem, Abt

Ellen Charlotte Petermann

Mt 9,14-15
In jener Zeit kamen die Jünger Johannes‘ des Täufers zu Jesus und sagten: Warum fasten deine Jünger nicht, während wir und die Pharisäer fasten? Jesus antwortete ihnen: Können denn die Hochzeitsgäste trauern, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein; dann werden sie fasten.

Einführendes Gebet: Vater, schenke mir Mut - jetzt im Gebet mit dir. Lass mich meine Schwächen und meine Selbstgerechtigkeit erkennen. Vielleicht bin ich unsicher und ängstlich, habe zu wenig Hoffnung und Vertrauen darauf, wirklich etwas ändern zu können.

Bitte: Vater, lass mich erkennen, wie ich fasten soll und kann.

1. Warum fasten deine Jünger nicht? Liest man sich diese kurze Textstelle durch, stellt sich vielleicht die Frage: „Ja, was hat Jesus denn eigentlich gegen das Fasten?“ Es müsste ihn doch eigentlich freuen. Hierzu muss man erklären, dass das Fasten zur Zeit Jesu, teils notgedrungen, zu den eingefleischten Verhaltensmustern des Volkes gehörte. Es war eine Kultregel, die gewissenhaft befolgt wurde. Die große Gefahr dabei war aber immer, dass diese Praxis verflachte und es mit der Zeit nur noch um die Befolgung einer Regel ging. Die Pharisäer suchten natürlich ständig nach einem Vorwand, um Jesus und seinen Jüngern irgendwelche Fehler vorzuwerfen. Deshalb stellen sie ihm wieder diese Fangfrage.

2. Bräutigam und Hochzeit. Der Begriff „Bräutigam“ wird in der Bibel für Christus benutzt. Seine Braut ist die Kirche. Das Wort „Hochzeit“ kann man auch aufteilen auf zwei Silben: Hoch und Zeit. Die hohe Zeit, in der Gott da ist, anwesend, ja sogar körperlich anwesend, indem er Mensch geworden ist in Jesus Christus. In dieser Zeit soll man sich ihm zuwenden, fröhlich sein, kein trauriges Gesicht machen, denn der Bräutigam, Christus, ist ja da. Deshalb besteht auch überhaupt kein Grund zum Fasten. Im letzten Satz steht dann die Ankündigung, dass der Bräutigam ihnen genommen werden wird, dann würden sie trauern und fasten.

3. Der Sinn des Fastens.  Das Fasten hat zwei Dimensionen. Einmal ist es der bewusste Verzicht auf etwas, wie zum Beispiel Schokolade oder Nikotin. Auch gibt es heute das Fasten vom Smartphone oder sozialen Netzwerken und viele Beispiele mehr. Man muss sehr aufpassen, dass dieses Fasten – auch, wenn es Opfergeist abverlangt – nicht oberflächlich bleibt, ein reines Abhaken äußerer Verpflichtungen, das zur Selbstverwirklichung wird und dazu dient, es dann möglichst auch noch publik zu machen. „Seht her, in dieser Fastenzeit verzichte ich auf Schokolade. Bin ich nicht toll?“ Und ich nehme auch noch ab. Die zweite, die wichtige und richtige Dimension des Fastens ist das Loslassen von sich selbst, das Sich-Ausrichten auf Gott, auf den Schöpfer hin. Still werden und sich fragen: „Was möchte er von mir? Was kann ich ändern? Was kann ich für meinen Nächsten tun.“ Vielleicht gibt es einen kleinen Kompromiss: Wenn ich die Zeit, die das Rauchen einer Zigarette in Anspruch nimmt, Gott schenke, ist es schon ein kleiner Anfang eines christlichen Fastens.

Gespräch mit Christus: Vater, auch ich bin gefangen in meinen schlechten, oft sündhaften Gewohnheiten. Oft fehlt mir die Motivation, Dinge anzugehen und sie zu ändern. Ich danke dir, dass ich immer wieder zu dir kommen kann, und du mir täglich einen Neuanfang schenkst.

Möglicher Vorsatz: Heute werde ich jemanden anrufen, der schon lange auf ein Gespräch gewartet hat und ihm meine Zeit schenken.


Unendliche Liebe

4. März 2017

Samstag nach Aschermittwoch
Hl. Kasimir von Polen
Hl. Walburga, Äbtissin

Ellen Charlotte Petermann

Lk 5,27-32
In jener Zeit sah Jesus einen Zöllner namens Levi am Zoll sitzen und sagte zu ihm: Folge mir nach! Da stand Levi auf, verließ alles und folgte ihm. Und er gab für Jesus in seinem Haus ein großes Festmahl. Viele Zöllner und andere Gäste waren mit ihnen bei Tisch. Da sagten die Pharisäer und ihre Schriftgelehrten voll Unwillen zu seinen Jüngern: Wie könnt ihr zusammen mit Zöllnern und Sündern essen und trinken? Jesus antwortete ihnen: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, um die Sünder zur Umkehr zu rufen, nicht die Gerechten.

Einführendes Gebet: Jesus, immer wieder versetzt du mich in Erstaunen, und ich erkenne ein kleines Bisschen mehr, wie unermesslich, unbegreiflich deine Liebe sein muss. Manchmal fühle ich mich unwürdig und schwach. Aber gerade in diesen Momenten muss ich es zulassen, dass du mich liebst, muss mich von dir lieben lassen.

Bitte: Jesus, schenke mir die Kraft zur Umkehr!

1. Levi, der Außenseiter. Zur Zeit Jesu gehörten Menschen wie Levi nicht gerade zu den Beliebtesten. Levi war ein Zöllner und er lebte davon, andere Menschen „übers Ohr zu hauen“, sie zu betrügen. Er gab sich hartherzig und erbarmungslos. Levi lebte mitten in der Gesellschaft, als Nachbar, als Bekannter. Er wurde von den Pharisäern ausgestoßen und von den Gerechten gemieden, eben, weil er den Menschen mehr Geld abnahm, als zulässig war, und weil er viel Kontakt zu den Heiden pflegte, ja, gegen sein eigenes Volk mit ihnen zusammenarbeitete.

2. Eine Provokation für das jüdische Establishment. Ausgerechnet diesen Levi holte Jesus vom Zolltisch weg. Jesus möchte ihn, einen stadtbekannten Sünder, in seine Nachfolge berufen. Eine größere Provokation für das damalige jüdische Establishment konnte es gar nicht geben. Levi verlässt alles, sein Haus, seine Familie, sein Hab und Gut, aber: Er lässt auch sein bisheriges Leben hinter sich. Die Schriftgelehrten und Pharisäer sind ärgerlich über den Messias, denn sie selbst ließ er links liegen und widmete sich einem Sünder. Ja, Gott sucht ganz bewusst die Sünder. Und diese Suche Gottes nach den Sündern ist Zeichen seiner unendlichen Liebe. Sie ist es, die mit Jesus Christus in die Geschichte eintritt.

3. Die eigene Umkehr. Was können wir für uns persönlich aus dieser Bibelstelle mitnehmen? Gott wendet sich den Außenseitern, den Betrügern und Kollaborateuren, ja, den Sündern zu. – Gott sucht sie bewusst, weil er die unermessliche und bedingungslos Liebe ist, die sich auf die Suche nach den Sündern begibt. Sie brauchen ihn, seine Liebe. Sie brauchen Umkehr. Wie kann ich nun mit meiner ganz persönlichen Umkehr beginnen? Wie kann sie gelingen? Meine Umkehr könnte darin bestehen, dass ich mich von mir, von meinem Egoismus wegbewege, hin zu den andern Menschen. Sie könnte darin bestehen, dass ich anderen helfe, auch einen Neuanfang zu machen. Nur so kann Mission funktionieren. Ich muss mein Schwarz-Weiß-Denken aufgeben. Es geht nicht um sinnentleerte Erfüllung aller Gebote, sondern um echtes leidenschaftliches Interesse am Wohl des Nächsten. Auch ich muss im Inneren bereit sein, mich mit Sündern einzulassen, sie nicht zu verurteilen, sondern sie zu lieben, so wie Gott sie liebt.

Gespräch mit Christus: Jesus, das war ein sehr langes und fruchtbares Gespräch mit dir. Aber es war auch fordernd. Weil du mich liebst, verlangst du viel von mir. Ich möchte wachsen in der Liebe zu dir und somit auch in der Liebe zu meinen Mitmenschen.

Möglicher Vorsatz: Heute werde ich mir bei einer Gewissenserforschung 3 Punkte überlegen, wie ich in der Liebe zu meinen Mitmenschen wachsen kann.