Tägliche Meditationen Sonntag 11. Dezember 2016 bis Samstag 17. Dezember 2016 Dritte Woche im Advent P. Bertalan Egervári LC
Zeit für das Himmelreich 11. Dezember 2016
Dritter Adventssonntag
P. Bertalan Egervári LC Mt 11,2-11 In jener Zeit hörte Johannes im Gefängnis von den Taten Christi. Da schickte er seine Jünger zu ihm und ließ ihn fragen: Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten? Jesus antwortete ihnen: Geht und berichtet Johannes, was ihr hört und seht: Blinde sehen wieder, und Lahme gehen; Aussätzige werden rein, und Taube hören; Tote stehen auf, und den Armen wird das Evangelium verkündet. Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt. Als sie gegangen waren, begann Jesus zu der Menge über Johannes zu reden; er sagte: Was habt ihr denn sehen wollen, als ihr in die Wüste hinausgegangen seid? Ein Schilfrohr, das im Wind schwankt? Oder was habt ihr sehen wollen, als ihr hinausgegangen seid? Einen Mann in feiner Kleidung? Leute, die fein gekleidet sind, findet man in den Palästen der Könige. Oder wozu seid ihr hinausgegangen? Um einen Propheten zu sehen? Ja, ich sage euch: Ihr habt sogar mehr gesehen als einen Propheten. Er ist der, von dem es in der Schrift heißt: Ich sende meinen Boten vor dir her; er soll den Weg für dich bahnen. Amen, das sage ich euch: Unter allen Menschen hat es keinen größeren gegeben als Johannes den Täufer; doch der Kleinste im Himmelreich ist größer als er. Einführendes Gebet: Jesus, du hast Wunder gewirkt, die deine göttliche Herkunft und deine Predigt vom Reich Gottes beglaubigt haben. Gib uns Sehnsucht nach deinem Reich und hilf uns, unser irdisches Leben im rechten Licht zu sehen. Bitte: Dein Reich komme! 1. Der Kleinste im Himmelreich. Unter allen Menschen hat es keinen größeren gegeben als Johannes den Täufer. Weder Mose, noch Abraham, noch Elija sind die Nummer eins. Johannes ist es. Doch selbst der Kleinste im Himmelreich ist größer als er. Was muss das für ein Unterschied zwischen Himmel und Erde sein! Anscheinend gibt es da nur großartige Leute. Kein Wunder, wo doch niemand vor Gottes Angesicht bestehen kann, der nicht vollkommen von jeder Sünde und jedem Makel gereinigt ist. Wir dürfen uns auf jeden Fall auf das freuen, was uns erwartet. 2. Meine Hoffnung. Unsere Hoffnung sollen wir nicht auf irdische Dinge setzen, sondern auf himmlische. Wie sieht das in Wirklichkeit bei uns aus? Genau jetzt, in diesem Moment! Hoffen wir auf große Dinge wie das ewige Leben oder hoffen wir auf kleinere wie eine gute Gesundheit, ein Leben ohne Probleme, finanzielle Sicherheit, ein bisschen Glück und Lebensfreude, …? Wie gering ist doch unser Glaube, wie sehr sind wir den irdischen Dingen verhaftet! Gäbe es die Möglichkeit, 100 € zu investieren und garantiert einen Monat später 10.000 € zurückzubekommen, würden wir keine Sekunde zögern. Wenn wir aber unser Leben für Christus in die Waagschale werfen, bekommen wir garantiert unendlich viel mehr zurück. Überlegen wir doch einmal im Ernst: Was sind schon 80 Jahre verglichen mit der Ewigkeit? Unsere Zeitbegriffe werden dort, in der Ewigkeit, sicher gesprengt, doch nach ein paar Millionen Jahren werden wir wahrscheinlich denken, unsere Zeit auf der Erde war nur ein Wimpernschlag… 3. Wertvolle Zeit. Einen weiteren Aspekt gilt es zu bedenken: Wie es uns in der Ewigkeit gehen wird, entscheidet sich in diesem Leben, denn unser ewiges Schicksal hängt davon ab, wie wir uns hier verhalten. Natürlich bedeutet das nicht, dass es im Himmel nichts mehr zu tun geben wird, eher im Gegenteil. Vom Himmel aus können wir dann noch viel mehr für die auf Erden Lebenden tun als jetzt, aber wie viel, das entscheidet sich vor allem in diesem Leben. So gesehen ist jede Sekunde wertvoll. Jeder Moment ist ein Geschenk und eine große Chance. Unsere Lebenszeit ist eines der Talente, die wir von Gott bekommen haben. Hoffentlich machen wir das Beste daraus! Gespräch mit Christus: Jesus, ich danke dir, dass du uns eine Ewigkeit in grenzenloser Freude und Fülle bereitet hast. Ich will meinen Blick jetzt auf diese Ewigkeit lenken. Hilf mir, meine Wünsche und Hoffnungen auf dich zu setzen und nicht auf die vielen irdischen Freuden, die mich umgeben. Lass mich erkennen, wie vergänglich und unwichtig das alles ist und gib mir stattdessen eine große Sehnsucht nach dir. Möglicher Vorsatz: Ich werde meine Zeit heute gut nutzen und sie nicht mit Müßiggang vertrödeln.
Das Recht des Allerhöchsten 12. Dezember 2016
Montag der dritten Woche im Advent Hl. Vizelin, Missionar Hl. Hartmann CRSA/OSA, Bischof P. Bertalan Egervári LC Mt 21,23-27 In jener Zeit, als Jesus in den Tempel ging und dort lehrte, kamen die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes zu ihm und fragten: Mit welchem Recht tust du das alles? Wer hat dir dazu die Vollmacht gegeben? Jesus antwortete ihnen: Auch ich will euch eine Frage stellen. Wenn ihr mir darauf antwortet, dann werde ich euch sagen, mit welchem Recht ich das tue. Woher stammte die Taufe des Johannes? Vom Himmel oder von den Menschen? Da überlegten sie und sagten zueinander: Wenn wir antworten: Vom Himmel!, so wird er zu uns sagen: Warum habt ihr ihm dann nicht geglaubt? Wenn wir aber antworten: Von den Menschen!, dann müssen wir uns vor den Leuten fürchten; denn alle halten Johannes für einen Propheten. Darum antworteten sie Jesus: Wir wissen es nicht. Da erwiderte er: Dann sage auch ich euch nicht, mit welchem Recht ich das alles tue. Einführendes Gebet: Jesus, du bist der König der Könige und der Herr der Herren. Sende deinen Geist und hilf mir, dich zu betrachten. Ich will mich sammeln, alle anderen Gedanken, Sorgen und Tätigkeiten beiseitelassen und ganz für dich da sein. Bitte: Lass uns dich besser erkennen! 1. Der König der Könige… Mit welchem Recht tust du das alles? An dieser Evangeliumsstelle bleibt diese Frage unbeantwortet. Die Heilige Schrift gibt uns jedoch viele Antworten; lassen wir diese Antworten einmal auf uns wirken und stellen wir uns Jesus in all seiner Macht und Herrlichkeit vor: Ihm ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden (Mt. 28,18). Er ist der Erstgeborene der Toten, der Herrscher über die Könige der Erde, der uns liebt und uns von unseren Sünden erlöst hat durch sein Blut (Offb. 1,5). Er ist das Alpha und das Omega, der Herr, der ist und der war und der kommt, der Herrscher über die ganze Schöpfung (Offb. 1,8). Er ist der Erste und der Letzte und der Lebendige. Er war tot, doch nun lebt er in alle Ewigkeit, und er hat die Schlüssel zum Tod und zur Unterwelt (Offb. 1,17f.). Er ist der Sieger, der Löwe aus dem Stamm Juda, der Spross aus der Wurzel Davids (Offb. 5,5). 2. … und Herr der Herren. Er ist das Lamm, das geschlachtet wurde und mit seinem Blut Menschen für Gott erworben hat aus allen Stämmen und Sprachen, aus allen Nationen und Völkern (Offb. 5,9). Er ist der Treue und Wahrhaftige (Offb. 19,11). Sein Name heißt das Wort Gottes (Offb. 19,13), König der Könige und Herr der Herren (Offb. 19,16). Er ist der, „der wie ein Mensch aussah; er war bekleidet mit einem Gewand, das bis auf die Füße reichte, und um die Brust trug er einen Gürtel aus Gold. Sein Haupt und seine Haare waren weiß wie weiße Wolle, leuchtend weiß wie Schnee, und seine Augen wie Feuerflammen; seine Beine glänzten wie Golderz, das im Schmelzofen glüht, und seine Stimme war wie das Rauschen von Wassermassen. In seiner Rechten hielt er sieben Sterne, und aus seinem Mund kam ein scharfes, zweischneidiges Schwert, und sein Gesicht leuchtete wie die machtvoll strahlende Sonne (Offb. 1,13-16). Das alles ist Jesus Christus, auch heute, hier und jetzt. 3. Handeln vor Gott. Die Antwort der Hohenpriester und Ältesten („Wir wissen es nicht“) ist unaufrichtig. Sie wissen nur, dass sie bei einer ehrlichen Antwort vor den Leuten schlecht dastehen würden. Also wählen sie den Ausweg in die „Unwissenheit“. „Wie könnt ihr zum Glauben kommen, wenn ihr eure Ehre voneinander empfangt, nicht aber die Ehre sucht, die von dem einen Gott kommt?“ fragt Jesus an einer anderen Stelle (Joh 5,44). Auch wir kommen ständig in Versuchung, mehr vor den Menschen zu handeln als vor Gott, mehr unsere eigene Ehre zu suchen als die Ehre Gottes. Aber wie wertvoll ist doch die Aufrichtigkeit vor Gott, vor uns selbst und vor den anderen! Seien wir immer bereit, unsere Fehler und Sünden, unsere Niederlagen und unser Versagen einzugestehen. Das ist ein Weg der Demut, der uns Gott näher bringt. Gespräch mit Christus: Jesus, ich danke dir, dass du dich und deine frohe Botschaft offenbarst. Ich danke dir, dass du immer bei uns bist und unsere Geschicke liebevoll lenkst. Erweise dich in unserem Leben als König der Könige und Herr der Herren und lass dein Wirken an uns offenbar werden! Möglicher Vorsatz: Ich werde heute mehr vor Gott als vor den Menschen handeln.
Kinder bei der Arbeit 13. Dezember. 2016
Gedenktag Hl. Luzia, Märtyrerin Hl. Odilia, Äbtissin P. Bertalan Egervári LC Mt 21,28-32 In jener Zeit sprach Jesus zu den Hohenpriestern und zu den Ältesten des Volkes: Was meint ihr? Ein Mann hatte zwei Söhne. Er ging zum ersten und sagte: Mein Sohn, geh und arbeite heute im Weinberg! Er antwortete: Ja, Herr!, ging aber nicht. Da wandte er sich an den zweiten Sohn und sagte zu ihm dasselbe. Dieser antwortete: Ich will nicht. Später aber reute es ihn, und er ging doch. Wer von den beiden hat den Willen seines Vaters erfüllt? Sie antworteten: Der zweite. Da sagte Jesus zu ihnen: Amen, das sage ich euch: Zöllner und Dirnen gelangen eher in das Reich Gottes als ihr. Denn Johannes ist gekommen, um euch den Weg der Gerechtigkeit zu zeigen, und ihr habt ihm nicht geglaubt; aber die Zöllner und die Dirnen haben ihm geglaubt. Ihr habt es gesehen, und doch habt ihr nicht bereut und ihm nicht geglaubt. Einführendes Gebet: Guter Vater, voll Vertrauen komme ich zu dir. Mit kindlicher Liebe will ich dir begegnen und deine Gaben empfangen. Ich bitte dabei nicht nur für mich, sondern auch für alle Menschen, die mir nahestehen, für alle Leidenden, Hungernden, Ausgebeuteten, Einsamen, Kranken und Sterbenden. Bitte: Hilf uns, zumindest so gut wie der zweite Sohn zu sein und tatsächlich in deinem Weinberg zu arbeiten! 1. Söhne und Töchter. In gewisser Weise dürfen wir uns alle in den beiden Söhnen wiederfinden. Der Mann im Gleichnis bittet nicht irgendwen, sondern seine eigenen Kinder, im Weinberg zu arbeiten. Welch ein Geschenk ist es doch, Kind des Allerhöchsten zu sein! Dazu noch sein geliebtes Wunschkind! Denn es liegt in der Hand des Allmächtigen, die Kinder zu erschaffen, die er gern hätte. Und er wollte uns genau so, wie wir sind. Wenn er irgendwie nicht zufrieden mit uns wäre, hätte er uns ja problemlos etwas klüger, größer, schöner, mitfühlender… machen können, wo er doch im Voraus wussten, wie wir sein und handeln würden. Aber er wollte uns eben genauso, wie wir sind. So liebt er uns und so will er seine Macht, seine Liebe und seine Barmherzigkeit an uns erweisen. 2. Zöllner und Hohepriester. Einigen seiner Kinder, nämlich den Hohenpriestern und den Ältesten, wirft Jesus jedoch vor, Johannes dem Täufer nicht geglaubt zu haben. Sie hätten auf seine Worte hören, Reue empfinden und umkehren sollen. Diese Einladung zu Reue und Umkehr richtet sich ebenso an uns alle. Jeder von uns hat „Dreck am Stecken“ und braucht diese Änderung und Erneuerung seines Lebens. Reue und Umkehr sind immer wieder nötig, um in das Reich Gottes zu gelangen oder darin neue Dimensionen zu entdecken. Sie bereiten uns auf die Begegnung mit Jesus Christus vor, auf die Begegnung mit seiner Liebe und Barmherzigkeit. Genau das war die Aufgabe von Johannes: dem Herrn den Weg zu bereiten. Das ist auch der Sinn von Reue und Umkehr. Sie machen es uns möglich, in der Tiefe unseres Herzens die Liebe Jesu zu erfahren, und so beginnt das Reich Gottes, in unserem Inneren Gestalt anzunehmen. 3. Arbeit im Weinberg. Im Gleichnis besteht die Aufgabe der Söhne darin, im Weinberg zu arbeiten. Diese Arbeit wird sicher nicht nur einmal in der Woche, etwa sonntags, und nur für eine Stunde getan. Im Weinberg arbeitet man täglich, von morgens bis abends. Es ist die Hauptbeschäftigung des Tages. Reue und Umkehr, ein Leben gemäß dem Evangelium, sollen unser Hauptaugenmerk sein, auch im Alltag, inmitten aller Pflichten, Beschäftigungen und Momenten der Entspannung. Es ist möglich und gar nicht so schwer, den Alltag auf christliche Weise zu leben. Es ist möglich, am Arbeitsplatz als Christ zu handeln. Es ist möglich, zu Hause die Familie mit christlicher Liebe zu behandeln. Es ist auch möglich, dem Herrn täglich eine gewisse Zeit im Gebet zu widmen. Das alles ist sogar ganz natürlich, wenn für uns die Arbeit im Weinberg im Mittelpunkt steht. Gespräch mit Christus: Herr und Vater, ich stehe vor dir als dein geliebtes Kind. Ich bin mir bewusst, dass du auch mich zur Arbeit im Weinberg rufst, dass mein Leben mehr Reue und Umkehr, mehr Glauben an dein Wort braucht. Sieh auf meinen guten Willen und hilf du mir mit deiner Kraft. Möglicher Vorsatz: Ich werde heute ein bisschen mehr umkehren, indem ich mich bemühe, einen bestimmten Bereich meines Lebens auf christlichere Weise zu leben.
Die Zweifel des Johannes 14. Dezember 2016
Gedenktag Hl. Johannes vom Kreuz OCD, Kirchenlehrer Hl. Franziska Schervier SPSF Hl. Berthold OFM P. Bertalan Egervári LC Lk 7,18b-23 In jener Zeit rief Johannes der Täufer zwei von seinen Jüngern zu sich, schickte sie zum Herrn und ließ ihn fragen: Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten? Als die beiden Männer zu Jesus kamen, sagten sie: Johannes der Täufer hat uns zu dir geschickt und lässt dich fragen: Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten? Damals heilte Jesus viele Menschen von ihren Krankheiten und Leiden, befreite sie von bösen Geistern und schenkte vielen Blinden das Augenlicht. Er antwortete den beiden: Geht und berichtet Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde sehen wieder, Lahme gehen, und Aussätzige werden rein; Taube hören, Tote stehen auf, und den Armen wird das Evangelium verkündet. Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt. Einführendes Gebet: Jesus, du hast die Kranken geheilt, den Leidenden Linderung geschenkt, das Böse vertrieben und Liebe gegeben. Wirke auch heute und schenke Vergebung, Heilung und Heiligung. Bitte: Stärke unseren Glauben! 1. Seltsame Zweifel. Wie ist das möglich? Johannes der Täufer schickt zwei seiner Jünger zu Jesus mit der Frage, ob er der Messias ist oder nicht. Hat er nicht einige Zeit zuvor Jesus im Jordan getauft? Hat er nicht gesehen, wie sich der Himmel öffnete und der Heilige Geist wie eine Taube auf Jesus herabstieg? Hat er nicht die Stimme vom Himmel gehört, die sprach: Das ist mein geliebter Sohn? Hat er nicht selbst gesagt, Jesus sei das Lamm Gottes, und sogar bezeugt, dass er der Sohn Gottes ist? Und trotz allem diese Frage. Es gibt zumindest zwei denkbare Erklärungen dafür. Die eine ist, dass solche Glaubenszweifel selbst nach deutlichen Erfahrungen tatsächlich möglich sind. Auch eine heilige Theresia von Lisieux war am Ende ihres Lebens, als sie längst auf mystischen Höhen des inneren Lebens angekommen war, noch starken Zweifeln ausgesetzt. 2. Glaubenszweifel. Der Grund für solche Zweifel liegt in der Natur des Glaubens: Er ist ein Wissen, das wir aufgrund der Autorität Gottes annehmen, das andererseits aber auch in tiefer Übereinstimmung mit der Vernunft, unserer menschlichen Intelligenz steht. Daher gilt: Je mehr Vertrauen wir auf Gott haben und je gründlicher unser Glaube durchdacht ist, desto geringer ist die Angriffsfläche, die wir Zweifeln bieten. Wie sollen wir uns aber im Falle eines Zweifels verhalten? Wir dürfen Jesus durchaus Fragen stellen – wie Johannes das tut. Und bei ihm sind diese Fragen am besten aufgehoben. Er ist die richtige Instanz, um sie zu beantworten. Aber er beantwortet sie nicht so, dass uns nur eine einzige Option übrigbleibt: uns für ihn zu entscheiden. Das liegt daran, dass zum Glauben – wie übrigens auch zur Liebe – die Freiheit gehört. Jesus möchte, dass wir uns in Freiheit für ihn entscheiden. Er setzt uns nie die Pistole auf die Brust, auch nicht mit Argumenten. Er möchte uns vielmehr allein mit der Überzeugungskraft der Liebe an sich ziehen. So gibt uns der Glaube, den Gott schenkt und den wir frei annehmen, eine Art innere „Gewissheit“. Und die genügt. 3. Ein raffinierter Zweifel? Eine zweite Erklärung für die Frage des Johannes könnte folgende sein: Er hatte schon seit einiger Zeit auf Jesus als den Messias hingewiesen und seinen Jüngern gesagt, sie sollten Jesus folgen und nicht ihm selbst. Nun erfährt Johannes von all den Zeichen und Wundern, die Jesus tut und sieht das als Gelegenheit, endlich auch die Männer zu überzeugen, die immer noch bei ihm sind. Unter dem Vorwand seines Zweifels schickt er die beiden Männer zu Jesus, damit sie persönlich erfahren, wer Jesus ist und was er tut. Die scheinbare Ungewissheit des Johannes soll den beiden Männern Gewissheit darüber geben, dass Jesus der Messias ist. „Seid klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben.“ Man darf also auch einmal unwissend tun, wenn das anderen zu ihrem Glück verhilft. Gespräch mit Christus: Herr Jesus, stärke unseren Glauben. Vermehre unseren Glauben und hilf uns, ihn auch im Alltag zu leben und dieses kostbare Gut, das du uns gibst, nicht einfach wegzuwerfen. Lehre uns auch, mit Zweifeln umzugehen, sie gegebenenfalls als Versuchungen zu erkennen und sie zu überwinden. Möglicher Vorsatz: Heute werde ich Gott um Glauben für meine Mitmenschen bitten.
Bereit für die Begegnung 15. Dezember 2016
Donnerstag der dritten Woche im Advent Hl. Carlo Steeb, Priester Hl. Christine P. Bertalan Egervári LC Lk 7,24-30 Als die Boten des Johannes weggegangen waren, begann Jesus zu der Menge über Johannes zu reden; er sagte: Was habt ihr denn sehen wollen, als ihr in die Wüste hinausgegangen seid? Ein Schilfrohr, das im Wind schwankt? Oder was habt ihr sehen wollen, als ihr hinausgegangen seid? Einen Mann in feiner Kleidung? Leute, die vornehm gekleidet sind und üppig leben, findet man in den Palästen der Könige. Oder was habt ihr sehen wollen, als ihr hinausgegangen seid? Einen Propheten? Ja, ich sage euch: Ihr habt sogar mehr gesehen als einen Propheten. Er ist der, von dem es in der Schrift heißt: Ich sende meinen Boten vor dir her; er soll den Weg für dich bahnen. Ich sage euch: Unter allen Menschen gibt es keinen größeren als Johannes; doch der Kleinste im Reich Gottes ist größer als er. Das ganze Volk, das Johannes hörte, selbst die Zöllner, sie alle haben den Willen Gottes anerkannt und sich von Johannes taufen lassen. Doch die Pharisäer und die Gesetzeslehrer haben den Willen Gottes missachtet und sich von Johannes nicht taufen lassen. Einführendes Gebet: Herr Jesus, durch die Taufe haben wir Anteil an deinem göttlichen Leben. Wir sind Tempel des Heiligen Geistes, der in uns wohnt und uns nach deinem Vorbild umgestaltet. In dieser Betrachtung will ich mich öffnen für das Wirken des Heiligen Geistes, um dir ähnlicher zu werden. Bitte: Bilde mein Herz nach deinem Herzen! 1. Schwanken im Wind. Ein Schilfrohr ist völlig der Laune des Windes ausgesetzt. Kommt der Wind von links, neigt es sich nach rechts; kommt er von rechts, neigt es sich nach links. Johannes hat sich nicht „mal nach hier, mal nach da“ geneigt, sondern stand felsenfest in seinem Reden und Tun. Er ließ sich nicht beeinflussen von den Menschen, hatte keine Angst vor den Repressalien der Mächtigen, auch über seine Gefühlslage und Stimmungsschwankungen war er Herr. Warum blieb er fest in der Wahrheit? Er wusste, dass Gott sie ihm geoffenbart hatte. Ebenso besitzen auch wir die von Gott geoffenbarte und uns vor allem „geschenkte“ Wahrheit (sie ist nicht unser „Eigentum“). Sicher, rein empirisch beweisen lässt sie sich nicht. Gott und Glaube entziehen sich jeder bloßen Empirie. Aber in Bezug auf die Dogmen unseres Glaubens besitzen wir durchaus eine moralische Gewissheit. Stehen wir also zur Wahrheit und seien wir kein Spielball der Launen des Windes. 2. Feine Kleidung und üppiges Leben. Weder eine gut ausgestattete Garderobe noch reichhaltiges Essen gehörten zum Leben des Täufers. Er wohnte in der Wüste und besaß so gut wie nichts. Und doch besaß er mehr als alle anderen. Die Menschen spürten das und kamen in Scharen zu ihm. Er fand zum Leben, indem er auf das Nötige zum Leben verzichtete. Das wahre Leben, das von Gott kommt und Gott ist, erschließt sich uns besonders in der menschlichen Bedürftigkeit und Schwäche. Wie sollen wir erkennen, dass wir völlig auf Gott angewiesen sind, wie bemerken, dass unsere Seele ihn braucht wie die Luft zum Atmen? Wer materiell im Überfluss lebt, ist dadurch oft wie betäubt und erkennt nicht den großen Mangel, den seine Seele leidet. Der Mangel an materiellen Dingen hilft uns, den Blick auch auf das zu richten, was unserer Seele fehlt. Selig, die arm sind vor Gott. 3. Mehr als ein Prophet. Gott wählte Propheten, um das Volk zur Umkehr zu rufen. Es sollte zurückkehren zum Leben der Gebote, gemäß dem Bund, den es mit Gott geschlossen hatte. Aber ohne es zu wissen, haben die Propheten noch mehr getan: Sie haben auf Jesus hingewiesen. Die fünf Bücher Mose schreiben über Jesus (vgl. Joh 5,46), ja sogar die gesamte Heilige Schrift (Lk 24,27). Es ist interessant, das Alte Testament zu lesen und darin Hinweise auf Jesus zu suchen. Johannes hatte die besondere Berufung, noch mehr zu tun, als nur auf Jesus hinzuweisen. Er durfte ihm den Weg bereiten. Sein Aufruf zur Umkehr bereitet uns Menschen auf eine echte, innere Begegnung mit dem Erlöservor. Gespräch mit Christus: Jesus, ich will in der Wahrheit leben. Ich möchte mir aufs Neue bewusstmachen, dass mein Leben hier nur ein Pilgerweg ist, dass die Ewigkeit mich erwartet. Hilf mir, mein Herz nicht an irdische Dinge zu hängen, sondern stattdessen die Begegnung mit dir zu suchen. Möglicher Vorsatz: Ich werde heute einen kleinen materiellen Verzicht auf mich nehmen.
Licht und Umkehr 16. Dezember 2016
Freitag der dritten Woche im Advent Hl. Adelheid P. Bertalan Egervári LC Joh 5,33-36 In jener Zeit sprach Jesus zu den Juden: Ihr habt zu Johannes geschickt, und er hat für die Wahrheit Zeugnis abgelegt. Ich aber nehme von keinem Menschen ein Zeugnis an, sondern ich sage dies nur, damit ihr gerettet werdet. Jener war die Lampe, die brennt und leuchtet, und ihr wolltet euch eine Zeit lang an seinem Licht erfreuen. Ich aber habe ein gewichtigeres Zeugnis als das des Johannes: Die Werke, die mein Vater mir übertragen hat, damit ich sie zu Ende führe, diese Werke, die ich vollbringe, legen Zeugnis dafür ab, dass mich der Vater gesandt hat. Einführendes Gebet: Herr Jesus, Johannes hat dein Kommen angekündigt und vorbereitet. Im Advent bereiten auch wir uns auf dein Kommen vor. Ich will diese Gebetszeit nutzen, um dir eine Freude zu machen und dich willkommen zu heißen. Bitte: Komm, Herr Jesus! 1. Die Lampe. Jesus nennt Johannes die „Lampe, die brennt und leuchtet“. Johannes hat den Menschen etwas vom Licht Gottes gebracht. Dieses Licht hat etwas Angenehmes und Anziehendes, ohne dass man oft weiß, warum genau das so ist. Die Botschaft des Johannes war nämlich nicht unbedingt attraktiv. Es ging um Umkehr, um Reue, darum, ein besseres Leben zu führen. Er hat den Leuten nicht nach dem Mund geredet. Und doch war da etwas Besonderes. Seine Botschaft und sein Wesen waren erfüllt vom Licht Gottes, das die Seelen der Menschen unmerklich erleuchtet und erfreut. Ebenso trägt die Wahrheit eine Kraft in sich, die sich zusammen mit den Worten und über sie hinaus mitteilt. 2. Freude. Die Menschen wollten sich am Licht des Johannes erfreuen. Wer tut das nicht gerne? Wir sind normalerweise sofort dabei, wenn es etwas gibt, das uns Freude macht. Aber wie das oft so ist, mit der Zeit wird die Freude geringer und wir suchen uns etwas anderes, neue Dinge. Dabei könnte die Freude, die Johannes gebracht hat, bleiben und sogar wachsen. Sie war aber ganz klar an eine Bedingung geknüpft: Die Botschaft des Johannes fordert uns auf, unser Leben zu ändern. Wer dazu bereit ist, wird das Licht immer mehr entdecken und die Freude vertiefen. Wer aber nur als Konsument kommt, der verpasst das, worum es eigentlich geht. 3. Mein Glaube. Die Botschaft des Johannes ist immer aktuell. Reue und Umkehr sind Dinge, die wir ständig bis zu unserem Lebensende brauchen. In diesem Sinne ist die Gefahr groß, dass wir uns zurücklehnen und alle fordernden Elemente des Evangeliums ausblenden: „Schließlich gehören wir zu den Gläubigen. Wir gehen sonntags zur Messe, beten regelmäßig, usw.“ Umkehr ist eben ein Prozess, der nie aufhört. Wir können uns nämlich immer noch ein Stück mehr zur Liebe und zu Gott bekehren, können noch etwas mehr an unseren Fehlern und Unvollkommenheiten feilen, können noch mehr aus Liebe handeln. „Seid vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.“ – Es ist doch wirklich anspruchsvoll und gleichzeitig sehr schön, dass Gott unsere Liebe ohne Grenzen weiterwachsen lassen will: Das Maß der Liebe ist die Liebe ohne Maß (Franz von Sales). Gespräch mit Christus: Jesus, ich will mich auf dein Kommen vorbereiten und mein Leben neu auf dich ausrichten. Hilf mir, umzukehren und dich noch intensiver zu suchen. Lass mein Leben immer mehr zu einem Lobpreis deiner Größe werden und hilf mir, ganz für meine Mitmenschen da zu sein. Möglicher Vorsatz: Ich werde heute drei gute Taten tun.
Lassen wir uns berühren 17. Dezember 2016
Samstag der dritten Woche im Advent Hl. Jolanda von Marienthal OP P. Bertalan Egervári LC Mt 1,1-17 Stammbaum Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams: Abraham war der Vater von Isaak, Isaak von Jakob, Jakob von Juda und seinen Brüdern. Juda war der Vater von Perez und Serach; ihre Mutter war Tamar. Perez war der Vater von Hezron, Hezron von Aram, Aram von Amminadab, Amminadab von Nachschon, Nachschon von Salmon.Salmon war der Vater von Boas; dessen Mutter war Rahab. Boas war der Vater von Obed; dessen Mutter war Rut. Obed war der Vater von Isai, Isai der Vater des Königs David. David war der Vater von Salomo, dessen Mutter die Frau des Urija war.Salomo war der Vater von Rehabeam, Rehabeam von Abija, Abija von Asa, Asa von Joschafat, Joschafat von Joram, Joram von Usija. Usija war der Vater von Jotam, Jotam von Ahas, Ahas von Hiskija, Hiskija von Manasse, Manasse von Amos, Amos von Joschija. Joschija war der Vater von Jojachin und seinen Brüdern; das war zur Zeit der Babylonischen Gefangenschaft.Nach der Babylonischen Gefangenschaft war Jojachin der Vater von Schealtiël, Schealtiël von Serubbabel, Serubbabel von Abihud, Abihud von Eljakim, Eljakim von Azor. Azor war der Vater von Zadok, Zadok von Achim, Achim von Eliud, Eliud von Eleasar, Eleasar von Mattan, Mattan von Jakob.Jakob war der Vater von Josef, dem Mann Marias; von ihr wurde Jesus geboren, der der Christus (der Messias) genannt wird. Im ganzen sind es also von Abraham bis David vierzehn Generationen, von David bis zur Babylonischen Gefangenschaft vierzehn Generationen und von der Babylonischen Gefangenschaft bis zu Christus vierzehn Generationen. Einführendes Gebet: Guter Herr, ich möchte mich sammeln und trete voll Demut in deine Gegenwart. Ich bin nicht würdig, mit dir sprechen und deine Stimme vernehmen zu dürfen. Gleichzeitig weiß ich, dass ich dein geliebtes Kind bin. Voll Vertrauen komme ich also zu dir. Bitte: Ich will mich von deiner Liebe bewegen lassen. 1. Ganz nett, der liebe Gott… Dieser ausführliche Stammbaum Jesu erscheint uns auf den ersten Blick langweilig. Bei näherem Hinsehen kommuniziert er jedoch viel mehr, als man zunächst ahnt. Ein Aspekt ist sicherlich das Wirken der Vorsehung Gottes. Es wird ein großer Plan deutlich, den Gott von Anfang an hatte; ein Plan, den Gott schon zu Zeiten Abrahams und sogar vorher gefasst hatte. Das Ziel dieses Planes war das Kommen des Messias, der sein Leben hingeben würde, damit wir das Leben haben. Er ist dann tatsächlich gestorben, damit wir auf ewig nicht sterben müssen. Der Unendliche wurde endlich, der grenzenlos Glückliche kam in unsere große Leere. Für mich. Aus Liebe zu mir. Das klingt doch schon einmal „ganz nett“, oder? 2. Lebensretter. Es gibt Menschen, deren Leben schon einmal am seidenen Faden hing und die ein Arzt durch eine Notoperation gerettet hat. Wie dankbar sind sie ihm dann! Wie dankbar, dass es für sie weitergeht, dass ihr Leben nicht zu Ende ist. Noch krasser wird die Situation, wenn jemand einen Menschen rettet, dabei aber selbst stirbt. Zum Beispiel, wenn er jemanden vor dem Ertrinken rettet, dabei aber selbst ertrinkt. Eine heldenhafte, großmütige Tat. Der Gerettete würde zur Beerdigung gehen, sich um seine Familie kümmern, regelmäßig Blumen ans Grab bringen usw. Nun, Jesus hat genau das und noch mehr für uns getan! Er hat alle Sünde auf sich genommen – die Sintflut, die das Leben jedes Menschen überschwemmt – und uns ein Leben ohne Ende in grenzenloser Fülle aufgetan. Doch uns berührt das kaum! Es ist nur „ganz nett“. 3. In der Wirklichkeit leben. Das ist das Problem, eine wahre Katastrophe: Es berührt uns kaum. Und so leben wir vor uns hin, als gäbe es das alles nicht, als ginge es nur darum, ein sorgenfreies, bequemes Leben zu führen. Doch das ist weltfremd, wir leben an der Realität vorbei. Unser Leben wird erst authentisch, wenn wir die Tatsache anerkennen, dass Jesus für uns gestorben ist, und kraft dieser Erkenntnis unser Leben ganz neu ausrichten. Genau dazu soll uns die tägliche Meditation verhelfen. Wir betrachten, was Jesus gesagt und getan hat, wir beschäftigen unseren Verstand damit, versuchen unseren Willen zu bewegen, bringen unsere Gefühle, unsere Wünsche, unsere Vorstellungskraft, unser ganzes Sein ins betrachtende Gebet hinein. Versuchen wir, mit dem Herzen zu erfassen, was unser Verstand bereits weiß. Lassen wir uns bewegen, ja, von der Liebe eines Gottes berühren, der sein Leben für uns hingegeben hat. Gespräch mit Christus: Jesus, ich danke dir für deine grenzenlose Liebe zu mir. Nichts konnte dich aufhalten, kein Opfer war zu groß für dich. Mein Leben war dir viel wichtiger als dein eigenes. Ich will versuchen, nicht gleichgültig zu bleiben, sondern mich berühren zu lassen von deiner Liebe. Danke, Jesus, für deine Liebe. Möglicher Vorsatz: Heute will ich jemand sagen, wie dankbar ich bin, dass Jesus für mich gestorben ist, auch auf die Gefahr hin, ausgelacht zu werden.
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