Tägliche Meditationen Sonntag 30. Oktober 2016 bis Samstag 5. November 2016 Einunddreißigste Woche im Jahreskreis Br. Mariano Ballestrem LC
Der Blick vom Maulbeerfeigenbaum 30. Oktober 2016
Einunddreißigster Sonntag im Jahreskreis
Br. Mariano Ballestrem LC Lk 19,1-10 In jener Zeit kam Jesus nach Jericho und ging durch die Stadt. Dort wohnte ein Mann namens Zachäus; er war der oberste Zollpächter und war sehr reich. Er wollte gern sehen, wer dieser Jesus sei, doch die Menschenmenge versperrte ihm die Sicht; denn er war klein. Darum lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um Jesus zu sehen, der dort vorbeikommen musste. Als Jesus an die Stelle kam, schaute er hinauf und sagte zu ihm: Zachäus, komm schnell herunter! Denn ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein. Da stieg er schnell herunter und nahm Jesus freudig bei sich auf. Als die Leute das sahen, empörten sie sich und sagten: Er ist bei einem Sünder eingekehrt. Zachäus aber wandte sich an den Herrn und sagte: Herr, die Hälfte meines Vermögens will ich den Armen geben, und wenn ich von jemand zu viel gefordert habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück. Da sagte Jesus zu ihm: Heute ist diesem Haus das Heil geschenkt worden, weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist. Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist. Einführendes Gebet: Jesus, jetzt möchte ich anstelle des Zachäus auf den Maulbeerfeigenbaum klettern. Auch ich will dich sehen, will sehen wie du hier eintrittst, in die Stadt und in mein Leben. Ich will bereit sein für eine echte Begegnung mit dir, dir zuhören dich begleiten. Hier und jetzt. Bitte: Herr, ich möchte dich nun um Stärke bitten. Für mich und für alle Menschen, in deren Leben du heute eintreten möchtest: Hilf uns, uns für dich zu öffnen und dir in unserem Leben Platz einzuräumen. 1. Jesus sucht Zachäus, nicht umgekehrt. Zachäus ist ein reicher Mann. Nicht nur ein Zöllner, sondern der oberste Zollpächter. Doch er muss von kleiner Statur gewesen sein, wenn die Menschenmenge ihm die Sicht versperrte. Oder vielleicht wollen die Mitmenschen diesen Zöllner auch einfach nicht unter sich haben, er steht also außen vor. Aber schon seitdem Jesus Jericho betritt, denkt er an Zachäus, wünscht er, ihn zu treffen. Nicht weil dieser Zöllner irgendein Anrecht auf Jesus hätte, nicht wegen seines Reichtums – sondern einfach, weil Jesus ihn liebt und treffen will. Und wenn er das damals bei Zöllnern tat, wie oft wird er sich dann heute auf die Suche nach mir begeben? 2. Zachäus nimmt Jesus freudig auf. Was bedeutet das genau? Natürlich erstmal, dass Zachäus Jesus willkommen heißt. Dass er gutes Essen auftischen lässt – mit viel gutem Wein. Dass hier ein Fest ausgerufen wird, dass er seine Freunde dazu einlädt, ganz spontan. Aber es bedeutet auch, dass er sein Herz für Jesus öffnet und ihm zuhören will. Außerdem merkt Zachäus schnell, in welch brenzlige Situation sich Jesus mit seinem Besuch gebracht hat. Wie die öffentliche Meinung kippt. Während anfangs noch alle Menschen zu Jesus strömten, gehen sie nun auf Distanz. Daher weiß Zachäus den Besuch noch mehr zu schätzen. Die Selbstlosigkeit Jesu, der bereit ist, jedes Risiko einzugehen, nur um mit dem Zöllner zu sprechen – die überzeugt ihn. „Hier bin ich. Jesus, was kann ich für dich tun?“ 3. Das Ende der Mathematik. Die Reaktion von Zachäus folgt prompt. Er hat Jesu Beispiel gesehen und genau verstanden. Jetzt sieht er auch sein eigenes Leben, sieht wie er gelebt hat und wie er hätte leben sollen. Zachäus will die Konsequenzen ziehen: Hier und Jetzt. Er bietet Jesus an, Wiedergutmachung zu leisten – und zwar fast schon grenzenlos. Es ist wohl nicht davon auszugehen, dass er nur 1/8 seines Vermögens durch Betrug erlangt hat. Wenn es nämlich mehr wäre, würde er nach seinem Versprechen nun in jedem Fall ganz ohne Geld dastehen. Nach so vielen Jahren am Zoll scheint für Zachäus die Zeit der Mathematik, der Hälfte und des Vierfachen zu Ende zu gehen. Er möchte ein neues Leben beginnen: Neu und mit Jesus. Aus diesem Grund antwortet Jesus: „Heute ist diesem Haus das Heil geschenkt worden“. Gespräch mit Christus: Jesus, danke für diese Momente und danke, dass du dich auf den Weg zu mir gemacht hast. Noch bevor ich mich hier hingekniet und mir Zeit für dich genommen habe – da hast du schon an mich gedacht und dich nach diesem Treffen gesehnt! Auch du hast einiges auf dich genommen, um mich zu besuchen. Hilf mir, all das zu erkennen, hilf mir, dich zu sehen, damit auch ich mich aus ganzem Herzen für dich entscheiden kann. Möglicher Vorsatz: Heute möchte ich aufmerksam durch den Tag gehen und sehen, wie und wo Jesus zu mir kommen will und was er mir zu sagen hat.
Menschliches Kalkül 31. Oktober 2016
Montag der Einunddreißigsten Woche im Jahreskreis Hl. Wolfgang von Regensburg, Bischof Hl. Notburga v. Köln Hl. Jutta von Bedburg Br. Mariano Ballestrem LC Lk 14,12-14 In jener Zeit sprach Jesus zu einem der führenden Pharisäer, der ihn zum Essen eingeladen hatte: Wenn du mittags oder abends ein Essen gibst, so lade nicht deine Freunde oder deine Brüder, deine Verwandten oder reiche Nachbarn ein; sonst laden auch sie dich ein, und damit ist dir wieder alles vergolten. Nein, wenn du ein Essen gibst, dann lade Arme, Krüppel, Lahme und Blinde ein. Du wirst selig sein, denn sie können es dir nicht vergelten; es wird dir vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten. Einführendes Gebet: Guten Morgen, Herr. Danke für diesen neuen Tag und danke für diese neue Woche. Danke, dass ich sie mir dir begehen darf. Hilf mir, dich immer vor Augen zu haben, mit dir durch den Tag zu gehen und für dich da zu sein. Bitte: Jesus, öffne mir die Augen für die Armen und Hilfsbedürftigen, denen ich heute begegne. 1. In geschlossener Gesellschaft. Wie schon gestern ist Jesus auch heute wieder zum Essen eingeladen, diesmal bei einem Pharisäer. Das ist eine Ehre für Jesus und zugleich auch eine Ehre für den Pharisäer – schließlich ist Jesus kein Unbekannter, sondern das Gesprächsthema in ganz Judäa. Doch Jesus drängt sich nicht in den Mittelpunkt. Er beobachtet erst einmal eine Zeitlang das Geschehen. Vermutlich werden ihm die anderen Gäste vorgestellt und vielleicht merkt er dabei, dass es sich fast um eine geschlossene Gesellschaft handelt. Jeder kennt jeden, man ist unter sich und Jesus ist der Ehrengast. Da ist erstmal nichts dran auszusetzen, es ist ganz menschlich. Doch genau hier setzt Jesus an: Er tritt in dieses „ganz menschliche“ Leben ein und will helfen, dass wir darüber hinaus wachsen. Das „Ganz Menschliche“ ist nicht verkehrt, aber eben nicht genug. Wir sollten hier nicht stehen bleiben. 2. Ein Kommentar Jesu: Und hier erhebt Jesus die Stimme – was er denkt, spricht er jetzt aus: „Lade nicht deine Freunde oder deine Brüder, deine Verwandten oder reiche Nachbarn ein; sonst laden auch sie dich ein, und damit ist dir wieder alles vergolten.“ Es scheint, Jesus hat ein Problem damit, dass wir in unseren Handlungen oft mit Kalkül vorgehen: Was habe ich davon? Was bringt mir das? Natürlich ist es schön, auch bei meinen Nachbarn zum Essen eingeladen zu werden – aber sollte das wirklich mein Beweggrund sein? 3. Kalkül an sich ist nicht das Problem. Dass wir Menschen menschlich handeln, ist für Jesus gar kein Problem. Ganz im Gegenteil – so hat er uns gemacht und so sind wir authentisch. Wir sind jedoch nicht nur rein menschliche, sondern auch „göttliche“ Wesen: Söhne und Töchter Gottes. Also sollten wir nicht bei dem rein Menschlichen stehen bleiben. Jesus sagt uns ja, warum wir Arme und Blinde und Lahme einladen sollen: Weil sie es uns nicht vergelten können und somit Gott die Gelegenheit hat, uns etwas zu vergelten. Wenn wir sie einladen, geben wir Gott in unserem Leben Raum. Das ist das Wichtige: Das Gott „bei der Auferstehung der Gerechten“ etwas in der Hand hat, um sich für uns einzusetzen – um mir etwas zu vergelten: Eine Rechnung, die noch offen steht. Gespräch mit Christus: Jesus, ich danke dir, dass du mich so annimmst, wie ich bin. Mehr noch: Dass du so zu mir sprichst, wie du mich gemacht hast: als Mensch. Und noch mehr danke ich dir, dass du mich aber immer dazu berufst, über dieses rein Menschliche hinaus zu wachsen. Dass du mich einlädst, die Augen offen und die Sehnsucht wach zu halten nach dir, der mich geschaffen hat und auf dem Weg zum Himmel jeden Moment begleitet. Möglicher Vorsatz: Heute will ich jemandem, der es mir nicht vergelten kann, selbstlos helfen.
Ein Termin mit Jesus 01.11. 2016
Hochfest Allerheiligen Br. Mariano Ballestrem LC Mt 5,1-12a In jener Zeit, als Jesus die vielen Menschen sah, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm. Dann begann er zu reden und lehrte sie. Er sagte: Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden. Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben. Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden. Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden. Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen. Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden. Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet. Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein. Einführendes Gebet: Herr ich glaube an dich, als meinen Schöpfer und Erlöser. Vor dir stehe ich nun und auf dich hoffe ich. So oft hast du meine Hoffnung schon erfüllt, ich liebe dich. Und nun vertraue ich mich dir ganz von neuem an, um noch näher zu dir zu kommen. Bitte: Jesus, heute lese ich einen Text aus dem Evangelium, der mich oft kalt lässt. Ich habe ihn schon so oft gehört. Daher bitte ich dich nun: Rühre mein Herz an, hol mich heraus aus der Gleichgültigkeit und lass mich die Seligpreisungen besser verstehen, um auch selber nach ihnen zu leben. 1. Die Begegnung. Heute steigt Jesus auf einen Berg, ähnlich wie Mose als er auf den Sinai stieg, um mit Gott zu sprechen. Mose erhielt dort die Stein-Tafeln mit den 10 Geboten, Jesus lehrt die Menschen direkt: Von Herz zu Herz, von Angesicht zu Angesicht. Beide Male ist es eine Begegnung zwischen Gott und Mensch. Im neuen Bund nimmt Jesus aber die Menschen mit auf den Berg. Er führt sie, führt auch uns. Das Ziel dieser Begegnung ist das gleiche: Gott will uns das Handwerkzeug übergeben, um ihm zu begegnen, in ihm zu leben. Durch Jesus macht er dies nun direkt in den Sakramenten: In Jesus haben wir auch heute direkten Zugang zu Gott. Für die Menschenmenge war es damals auf dem Berg so, in der unmittelbaren Gegenwart des geschichtlichen Jesus, für mich ist es so hier und jetzt im Gebet und im Empfang der Sakramente. 2. Der Inhalt. Jesus spricht vom Berg aus – und er spricht alle an. In jeder Seligpreisung spricht er eine Gruppe von Menschen an, aber es ist nicht schwer, sich mit einer oder mehreren dieser Gruppen zu identifizieren. Denn wer ist nicht arm vor Gott? Oder wer hungert und dürstet nicht nach der Gerechtigkeit? Wenn Jesus verspricht, dass die Trauernden getröstet werden, dann ist das auch so. Es ist aber nicht der billige Trost, der uns hier auf Erden manchmal zugesprochen wird, so als wäre etwas nicht gewesen, eben ein typisches „Alles wird wieder gut werden“. Hier verknüpft Jesus die verschiedenen Aussagen mit seiner Person: Es ist Gott, der hier tröstet. Dafür muss man aber die Augen offen haben, muss zulassen, dass Gott einen anrührt. Jesus auf den Berg zu folgen, ist hierfür schon ein guter Anfang. 3. Die Verheißung. Und dann verstehen wir auch die Verheißung: Euer Lohn im Himmel wird groß sein. Das ist genau das, was wir heute feiern. Wir feiern all diejenigen, die diesen Lohn schon empfangen haben, die schon im Himmel sind. All diejenigen, die zunächst den ersten, schwierigeren Teil der Seligpreisungen erfahren haben. Sicher kennen wir ältere Menschen, die kein einfaches Leben gehabt haben. Viele haben aber auf diese persönliche Verheißung gehofft, sich darauf verlassen. Papst Johannes Paul II. ist nun wohl einer von Ihnen. Auf Erden hat er gemäß den Seligpreisungen gelebt, jetzt empfängt er den Lohn, den sie verheißen. Gespräch mit Christus: Herr Jesus, ich danke dir für diese Verheißung. Du weißt, dass du mich immer wieder an sie erinnern musst und dass es mir bisweilen auch schwer fällt, auf sie zu bauen. Bitte hilf mir, wenigstens heute aus ihnen Kraft zu schöpfen. Und hilf nicht nur mir sondern auch den Menschen in meiner Umgebung, die dies besonders brauchen. Möglicher Vorsatz: Heute werde ich ein Stoßgebet für eine Person sprechen, die ein besonderes Kreuz zu tragen hat.
Erlöser im großen Schmerz 2. November 2016
Gedenktag Allerseelen Br. Mariano Ballestrem LC Joh 11,17-27 In jener Zeit als Jesus in Betanien ankam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen. Betanien war nahe bei Jerusalem, etwa fünfzehn Stadien entfernt. Viele Juden waren zu Marta und Maria gekommen, um sie wegen ihres Bruders zu trösten. Als Marta hörte, dass Jesus komme, ging sie ihm entgegen, Maria aber blieb im Haus. Marta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben. Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen. Marta sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Letzten Tag. Jesus erwiderte ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das? Marta antwortete ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll. Einführendes Gebet: Vater, ich glaube, dass du uns deinen Sohn geschickt und ihn auferweckt hast. Auf dich setze ich meine Hoffnung, auch wenn sie bisweilen so schwach ist. Bitte: Sei du meine Hoffnung. Eine Hoffnung, die in jeden Winkel meines Alltags dringt. 1. Marta weiß, wo sie Trost findet. Marta macht sich auf den Weg. Sobald sie hört, dass Jesus kommt, läuft sie ihm entgegen. Sie lässt all die Trauergäste im Haus zurück, will sich nicht von ihnen trösten lassen. Jene sind extra gekommen um die beiden Schwestern zu trösten, aber Marta überlegt nicht lange. Sie weiß schon, dass ihr Trost Jesus ist. Wahrscheinlich kann sie das nicht logisch begründen. Vermutlich erwartet sie gar nichts Konkretes von Jesus. Aber sie will bei ihm sein. Das scheint viel wichtiger zu sein, viel tröstlicher als alles andere. Marta erinnert sich bestimmt an die anderen Male, als Jesus bei ihr zu Gast war. – Schon diese spontane Hinwendung zu Christus allein kann ein großes Beispiel für uns sein: Damit wir uns in den schweren Momenten erinnern, wo der echte Trost zu finden ist. Und dann nicht lange überlegen, sondern uns bald zu ihm aufmachen. 2. Offenheit gegenüber Jesus. Marta weiß, wo sie in schweren Momenten Zuflucht nehmen kann. Aber in dem Moment, in dem sie Jesus trifft, scheint doch eine gewisse Bitterkeit durch: „Wärest du hier gewesen…“ – Jesus hätte also etwas tun können. Obwohl sie bei Jesus ist, bleibt ihr Schmerz bestehen, bleibt dieser Vorwurf, mit dem sie innerlich ringt, bestehen. Das sagt sie Jesus auch. Sie hat solches Vertrauen zu Jesus, dass sie ihm alles sagen kann. Auch dies. Und wohl aus diesem Grund folgt sofort der zweite Satz: „Aber auch jetzt weiß ich…“. Ja, Herr, innerlich kämpfe ich, innerlich bedrückt mich so einiges. Aber ich weiß, dass ich dir alles sagen darf, alles was ich denke und was mich beschäftigt. In den schönen wie in den schweren Momenten. 3. Ein nächster Schritt. Die Offenheit Martas führt dann dazu, dass das Gespräch eine große Wendung nimmt. Auf einmal wird die Unterhaltung viel tiefer. Jesus offenbart ihr die Auferstehung und dadurch auch, wer er selber ist. Marta nennt ihn zum Abschluss „Messias“ – ein Titel, der Jesus im Evangelium relativ selten gegeben wird, meistens eher verbunden mit der Idee, er sei ein politischer Retter – was Jesus klar ablehnt. Marta hingegen versteht Jesus ganz und gar als Sohn Gottes und als persönlichen Retter. Und das alles erkennt sie schon, obwohl sie ihren Bruder noch nicht hat auferstehen sehen. Nein, sie sagt es vorher. Es ist das Resultat ihres Gesprächs mit Jesus. Was für eine Wendung hat die Unterhaltung hier doch genommen! Was für Einsichten hat Jesus Marta vermittelt! Er konnte sie ihr vermitteln, einfach weil sie bei ihm Zuflucht gesucht hatte. Gespräch mit Christus: Herr, mach mich bereit, mich dir ganz zu öffnen. Gib mir Mut, dir zu sagen, was ich denke, innerlich fühle. Und gib mir aber auch das Vertrauen, dir dann zuzuhören, mich von dir berühren zu lassen, mich nicht in meinen Schwierigkeiten zu verschanzen, sondern mich ganz in deine liebenden Arme fallen zu lassen. Möglicher Vorsatz: Heute will ich mir etwas Zeit nehmen, um mit Gott alleine zu sein. Ich will still werden, um zu hören, was du mir sagen möchtest.
99% sind zu wenig 3. November 2016
Donnerstag der Einunddreißigsten Woche im Jahreskreis Hl. Hubert, Bischof Hl. Silvia Br. Mariano Ballestrem LC Lk 15,1-10 In jener Zeit kamen alle Zöllner und Sünder zu Jesus, um ihn zu hören. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen. Da erzählte er ihnen ein Gleichnis und sagte: Wenn einer von euch hundert Schafe hat und eins davon verliert, lässt er dann nicht die neunundneunzig in der Steppe zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es findet? Und wenn er es gefunden hat, nimmt er es voll Freude auf die Schultern, und wenn er nach Hause kommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: Freut euch mit mir; ich habe mein Schaf wieder gefunden, das verloren war. Ich sage euch: Ebenso wird auch im Himmel mehr Freude herrschen über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben umzukehren. Oder wenn eine Frau zehn Drachmen hat und eine davon verliert, zündet sie dann nicht eine Lampe an, fegt das ganze Haus und sucht unermüdlich, bis sie das Geldstück findet? Und wenn sie es gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und sagt: Freut euch mit mir; ich habe die Drachme wieder gefunden, die ich verloren hatte. Ich sage euch: Ebenso herrscht auch bei den Engeln Gottes Freude über einen einzigen Sünder, der umkehrt. Einführendes Gebet: Jesus, heute ist ein wichtiger Tag. Heute möchtest du mir deine Barmherzigkeit von neuem zeigen. Du möchtest mir zeigen, wie groß deine Liebe ist, und du möchtest mir zeigen, wie weit du für mich gehen willst. Einfach für mich. Hier bin ich Herr, um von dir zu lernen. Bitte: Öffne mein Herz, um deine Stimme zu hören, und mache es bereit, deine Worte aufzunehmen. 1. Ein Festmahl mit dem besten Freund. Neunundneunzig Personen sind für das Himmelreich anscheinend zu wenig. In diesem Gleichnis zieht der Hirte aus und sucht das eine verlorene Schaf. Wieso macht er das? Was rechtfertigt das Risiko, die anderen Schafe alleine zu lassen? Wer weiß, was mit ihnen in der Zwischenzeit geschehen wird? Zum einen suchst du das eine Schaf, weil dir für das Festmahl im Himmelreich neunundneunzig Menschen nicht genug sind. Dein Haus soll voll sein! Aber es wird erst voll, wenn auch die verlorenen Schafe da sind. Zum anderen kennst du aber auch jeden von uns. Wenn man so will, ist jeder von uns – menschlich gesagt – dein „bester Freund“. Und was ist schon ein Festmahl, wenn der beste Freund fehlt? Das geht natürlich nicht. Den besten Freund muss man suchen. 2. Wo ist das verlorene Schaf? Ein Schaf geht nicht auf einer großen, grünen Wiese verloren. Selbst wenn es hügelig ist, bleibt die Wiese eine Weide. Das verlorene Schaf muss irgendwo in einem Gestrüpp festhängen. Vermutlich ist es in den Bergen von einem schmalen Pfad abgestürzt und hängt nun in einem dornigen Busch fest. Das Schaf zu suchen, heißt, sich auf den Weg in die Berge zu machen. Es zu retten, bedeutet, zum Schaf herunter zu klettern und sich durch das dornige Gestrüpp bis zu ihm vorzukämpfen. Dabei holt man sich im besten Fall nur Schrammen, vermutlich werden aber die Arme und Beine blutig gekratzt. Und genau das meint Jesus, wenn er sagt, dass er das eine verlorene Schaf rettet. Er nimmt dabei in Kauf, dass er sich selber verletzt, dass er verwundet wird. 3. Gott ist größer Jesus kommt und vergibt uns. Er vergibt dem Schaf dafür, dass es naiv war und sich auf eigene Faust seinen Weg gebahnt hat – ohne seinen Hirten. Wenn wir zu Jesus umkehren, empfangen wir diese Vergebung. Umkehr und Vergebung, das sind schwierige Worte für uns. Menschlich gesehen ist es schwer, Vergebung zu akzeptieren. So gesehen ist es auch gerecht, dass das Schaf in den Dornen hängt. Aber Gottes Herz ist größer als unsere Menschenherzen. Er vergibt, wo wir vielleicht keinen Grund zur Vergebung sehen. Er erwartet keine großen Werke, nur ein reuiges Herz. Und weil Gott größer ist, ist bei ihm auch ein größeres Maß an Vergebung möglich. Unsere Umkehr macht Gott sehr, sehr glücklich. Und dann ist es doch tröstlich zu wissen, dass nur ein Sünder fähig ist, Gott dieses große Glück zu schenken. Gespräch mit Christus: Jesus, ich staune über deine Güte und Barmherzigkeit. Und darüber, wie du mich immer wieder zu dir führen willst. Vor allem aber erstaunt es mich, wie ich in meinem Elend fähig sein kann, dir eine große Freude zu bereiten. Gib mir immer die Kraft, wieder zu dir umzukehren. Möglicher Vorsatz: Heute möchte ich besonders aufmerksam die Momente deiner Barmherzigkeit und Vergebung wahrnehmen.
Jesus provoziert uns 4. November 2016
Gedenktag Hl. Karl Borromäus, Kardinal Hl. Gregor, Abt Br. Mariano Ballestrem LC Lk 16,1-8 In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ein reicher Mann hatte einen Verwalter. Diesen beschuldigte man bei ihm, er verschleudere sein Vermögen. Darauf ließ er ihn rufen und sagte zu ihm: Was höre ich über dich? Leg Rechenschaft ab über deine Verwaltung! Du kannst nicht länger mein Verwalter sein. Da überlegte der Verwalter: Mein Herr entzieht mir die Verwaltung. Was soll ich jetzt tun? Zu schwerer Arbeit tauge ich nicht, und zu betteln schäme ich mich. Doch - ich weiß, was ich tun muss, damit mich die Leute in ihre Häuser aufnehmen, wenn ich als Verwalter abgesetzt bin. Und er ließ die Schuldner seines Herrn, einen nach dem andern, zu sich kommen und fragte den ersten: Wie viel bist du meinem Herrn schuldig? Er antwortete: Hundert Fass Öl. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, setz dich gleich hin, und schreib „fünfzig“. Dann fragte er einen andern: Wie viel bist du schuldig? Der antwortete: Hundert Sack Weizen. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, und schreib „achtzig“. Und der Herr lobte die Klugheit des unehrlichen Verwalters und sagte: Die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichtes. Einführendes Gebet: Vater, ich glaube an dich und ich glaube, dass du jetzt schon auf mich wartest. Du hast mir etwas Besonderes zu sagen. Öffne mein Herz und hilf mir, bereit zu sein, deine Botschaft aufzunehmen. Bitte: Herr, ich bitte dich heute um Klugheit, um Klugheit, wie du sie dir von den Kindern des Lichtes wünschst. 1. Der pfiffige Verwalter. Jesus, mit deinen Gleichnissen provozierst du uns manchmal. Mit diesem Gleichnis ganz sicher. Schließlich berichtest du uns doch von einem Verwalter, der ungerecht handelt. Aber mehr noch als von seinem ungerechten Handeln berichtest du uns davon, wie raffiniert er vorgeht. Denn er nutzt seinen Verstand und versucht, aus der schwierigen Situation, in der er sich befindet, das Beste herauszuholen. Es ist diese Klugheit, die du lobst, nicht seine Handlung an sich. Er nutzt die Fähigkeiten, die du ihm gegeben hast. Er sitzt nicht resigniert in der Ecke, sondern er macht noch etwas aus seinen Möglichkeiten. 2. Der Verwalter kennt sich gut. Die Überlegungen des Verwalters sind erstaunlich: „Zu schwerer Arbeit tauge ich nicht, und zu betteln schäme ich mich.“ Das sind harte Worte, aber sie sind wohl aufrichtig. Er weiß genau, was er machen kann und was nicht, wo er seine Schwächen hat und wo nicht. Bei allem Unrecht gegenüber anderen scheint er sich wenigstens bewusst zu sein, wer er ist und was er kann. Ob ich mich auch so gut kenne oder bereit bin, mir selber meine Schwächen so einzugestehen? Auch gegenüber Gott? 3. Die Kinder des Lichtes. Herr, „Ich bin das Licht der Welt“ sagst du uns im Johannesevangelium (8,12). Die Kinder des Lichtes sind also deine Jünger, deine Freunde, deine Gläubigen. Die Kinder der Welt sind hingegen diejenigen, die dich nicht als Licht anerkennen. Und dann ist es doch schon traurig, dass du sagst: „Die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichtes.“ (Lk 16,8). Wenn wir nun an unser Umfeld und die heutige Gesellschaft denken, scheint der Satz sehr aktuell zu sein. Wir setzen uns für das Himmelreich ein und dafür braucht es von deiner Seite her besonders viel Gnade, von unserer Seite aus aber eben auch viel Klugheit! Denn das Himmelreich aufbauen macht man nicht mal eben so nebenbei. Gespräch mit Christus: Herr, du hast mich geschaffen, ohne mich zu fragen. Ich weiß aber, dass du mich jetzt nicht ohne meine Mitarbeit retten willst. Sende mir deinen Heiligen Geist, damit er mein Herz mit seinen Gaben erfüllt. Sende ihn mir, damit ich seine Gaben empfangen kann, besonders die Klugheit. Möglicher Vorsatz: Heute möchte ich mir während des Tages einen besonderen Moment Zeit nehmen und spontan um deinen Heiligen Geist bitten, um das zu tun, was du möchtest.
Der Mammon oder Gott? 5. November 2016
Samstag der Einunddreißigsten Woche im Jahreskreis Hl. Bernhard Lichtenberg, Dompropst Hl. Berthild OSB, Äbtissin P. LC Lk 16,9-15 In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ich sage euch: Macht euch Freunde mit Hilfe des ungerechten Mammons, damit ihr in die ewigen Wohnungen aufgenommen werdet, wenn es mit euch zu Ende geht. Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen, und wer bei den kleinsten Dingen unrecht tut, der tut es auch bei den großen. Wenn ihr im Umgang mit dem ungerechten Reichtum nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann das wahre Gut anvertrauen? Und wenn ihr im Umgang mit dem fremden Gut nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann euer wahres Eigentum geben? Kein Sklave kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben, oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon. Das alles hörten auch die Pharisäer, die sehr am Geld hingen, und sie lachten über ihn. Da sagte er zu ihnen: Ihr redet den Leuten ein, dass ihr gerecht seid; aber Gott kennt euer Herz. Denn was die Menschen für großartig halten, das ist in den Augen Gottes ein Gräuel. Einführendes Gebet: Vater im Himmel, ich liebe dich. Ich weiß, dass du immer an mich denkst und dass du nun ganz für mich da sein willst. Du begleitest mich auf Schritt und Tritt im Alltag und ganz besonders auch jetzt in dieser Betrachtung. Ich vertraue auf deine Nähe und Barmherzigkeit. Bitte: Hilf mir, mich heute ganz für dich zu entscheiden und dass diese Entscheidung sich in den vielen kleinen Momenten des Tages auch auswirkt. 1. Freunde mit Hilfe des ungerechten Mammons? Jesus, du provozierst uns schon wieder. Wenn wir diesen Satz lesen, dann irritiert er uns vielleicht. Und somit vergessen wir, wie du den Satz weiterführst. Du sagst, wir sollen den ungerechten Mammon dafür nutzen, um das Himmelreich zu erlangen. Nicht, dass wir es erkaufen müssten. Wir sollen den Mammon einsetzen, um gute Werke zu tun. Natürlich. Das leuchtet ein! Es scheint aber, dass wir uns oft zerstreuen lassen und dabei das Wesentliche, was du uns sagen willst, einfach vergessen. Danke Herr, dass du so geduldig mit uns bist und es uns immer wieder erklärst. Die Zeit, die wir mit dir im Gebet verbringen, kann so auch in den Alltag wirken: Du erinnerst uns an die wirklich wichtigen Dinge. 2. Die Entscheidung. Gott oder der Mammon? Jesus, natürlich wollen wir dich wählen – gar keine Frage! Aber wie oft fällt es uns schwer, wie oft merken wir im Nachhinein, dass wir dich nicht gesucht haben. Es ist vielleicht nicht der Mammon, das Geld, aber doch suchen wir manchmal andere Dinge, nicht Gott. Wir müssen uns fest entschließen, immer von neuem alte Gewohnheiten dieser Art abzulegen. Und dabei wissen wir, dass du uns immer helfen wirst! 3. Du kennst unser Herz. Was manchmal wie eine Drohung klingen kann, ist doch im Tiefsten eigentlich ein Grund zur Freude. Gott kennt unser Herz. Natürlich sind wir manchmal schwach. Wahrscheinlich sogar öfter als wir es uns wünschen. Und doch gibt es die kleine Flamme oder wenigstens die Glut, die Sehnsucht nach Gott, die in unserem Herzen brennt. Auch die kennst du. Und diese Glut nutzt du, um an ihr die Leidenschaft für neue gute Werke zu entzünden. Wie der Phönix aus der Asche steigt, so kannst du uns dank dieser Flamme, dank dieser Glut zu neuen Menschen machen. Gespräch mit Christus: Herr Jesus, ich danke dir für deine Nähe und für deine Hilfe. Ich danke dir dafür, dass du mich erkennen lässt, wie du bei mir bist und mich auf dem Weg zum Himmelreich aktiv begleitest. Stärke mich heute, damit ich mich immer öfter bewusst für dich und gegen den Mammon entscheiden kann. Möglicher Vorsatz: Heute möchte ich Jesus durch eine gute Tat meine Liebe zeigen.
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