Tägliche Meditationen

Tägliche Meditationen

Sonntag 25. September 2016 bis Samstag 1. Oktober 2016

Sechsundzwanzigste Woche im Jahreskreis

Dorit Wilke-Lopez

Der Abgrund und die BrückeSonntag
Mein Vater ist der GrößteMontag
Die Liebe ist das Feuer vom HimmelDienstag
Vom Wandern mit GepäckMittwoch
Den Himmel offen sehenDonnerstag
Die wunder-bare Nähe GottesFreitag
AusgesandtSamstag


Der Abgrund und die Brücke

25. September 2016

Sechsundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis

Dorit Wilke-Lopez

Lk 16,19-31
In jener Zeit sprach Jesus: Es war einmal ein reicher Mann, der sich in Purpur und feines Leinen kleidete und Tag für Tag herrlich und in Freuden lebte. Vor der Tür des Reichen aber lag ein armer Mann namens Lazarus, dessen Leib voller Geschwüre war. Er hätte gern seinen Hunger mit dem gestillt, was vom Tisch des Reichen herunterfiel. Stattdessen kamen die Hunde und leckten an seinen Geschwüren. Als nun der Arme starb, wurde er von den Engeln in Abrahams Schoß getragen. Auch der Reiche starb und wurde begraben. In der Unterwelt, wo er qualvolle Schmerzen litt, blickte er auf und sah von weitem Abraham, und Lazarus in seinem Schoß. Da rief er: Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir, und schick Lazarus zu mir; er soll wenigstens die Spitze seines Fingers ins Wasser tauchen und mir die Zunge kühlen, denn ich leide große Qual in diesem Feuer. Abraham erwiderte: Mein Kind, denk daran, dass du schon zu Lebzeiten deinen Anteil am Guten erhalten hast, Lazarus aber nur Schlechtes. Jetzt wird er dafür getröstet, du aber musst leiden. Außerdem ist zwischen uns und euch ein tiefer, unüberwindlicher Abgrund, so dass niemand von hier zu euch oder von dort zu uns kommen kann, selbst wenn er wollte. Da sagte der Reiche: Dann bitte ich dich, Vater, schick ihn in das Haus meines Vaters! Denn ich habe noch fünf Brüder. Er soll sie warnen, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen. Abraham aber sagte: Sie haben Mose und die Propheten, auf die sollen sie hören Er erwiderte: Nein, Vater Abraham, nur wenn einer von den Toten zu ihnen kommt, werden sie umkehren. Darauf sagte Abraham: Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.

Einführendes Gebet: Jesus, mein Herr, danke für dein Wort. Danke, dass du in deinem Wort bei mir bist. Ich möchte es lesen wie einen Brief, den du mir heute schreibst. Heiliger Geist, du Atem Gottes, erfülle mich und zeige mir, was der Vater mir durch Jesus heute sagen will. Amen.

Bitte: Jesus, du bist von den Toten zurückgekehrt, um uns zu überzeugen. Stärke meinen Glauben und meine Beziehungsfähigkeit.

1. Der Abgrund. Mir fällt bei diesem Text vor allem der Abgrund ins Auge. Zwischen dem Reichen und Lazarus klafft schon auf dieser Erde ein Abgrund. Da ist kein Kontakt zwischen den beiden. Der Reiche kreist nur um sich selbst und bemerkt den Lazarus gar nicht. Um was kreise ich? Nehme ich die Menschen um mich herum wahr? Weiß ich, was sie bewegt?

2. Hilflos. Der Arme kann sich selbst nicht helfen, ist angewiesen auf Hilfe von außen. Wo bin ich auf andere angewiesen? Was sind meine armen Seiten, die ich vielleicht nicht sehen will? Gott lässt unsere Schwächen zu, damit wir auf die anderen angewiesen sind. Das schafft Verbindung. Wenn ich es so betrachte, bin ich dankbar für meine Schwächen.

3. Jesus ist die Brücke über den Abgrund. Jesus ist der, der von den Toten auferstanden ist. Er will mich warnen. Er weiß, worauf es ankommt: Es kommt in diesem Leben nur darauf an, eine Brücke zum anderen zu finden. Die Brücke heißt Liebe. Jesus ist diese Brücke.

Gespräch mit Christus: Jesus, ich glaube dir. Es geht in diesem Leben um Beziehungsfähigkeit. Es geht darum, lieben zu lernen. Das fällt mir oft schwer, oft habe ich nur mich selbst im Blick. Jesus, da bin ich arm. Bitte nimm mich in meiner Armut auf deinen Schoß wie Abraham den Lazarus. Zeige mir, wie ich lieben kann. Mach du mein Herz weit und meine Augen aufmerksam, meine Füße flink und meine Hände freigiebig.

Möglicher Vorsatz: Vielleicht versuche ich heute mir vorzustellen, wie es den Menschen gerade geht, die ich treffe. Oder ich setze mich innerlich immer wieder auf den Schoß Jesu. Oder beides.


Mein Vater ist der Größte

27. September 2016

Montag der Sechsundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Cosmas und Damian

Dorit Wilke-Lopez

Lk 9,46-50
In jener Zeit kam unter den Jüngern die Frage auf, wer von ihnen der Größte sei. Jesus wusste, was in ihrem Herzen vorging. Deshalb nahm er ein Kind, stellte es neben sich und sagte zu ihnen: Wer dieses Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat. Denn wer unter euch allen der Kleinste ist, der ist groß. Da sagte Johannes: Meister, wir haben gesehen, wie jemand in deinem Namen Dämonen austrieb, und wir versuchten, ihn daran zu hindern, weil er nicht mit uns zusammen dir nachfolgt. Jesus antwortete ihm: Hindert ihn nicht! Denn wer nicht gegen euch ist, der ist für euch.

Einführendes Gebet: Jesus, mein Herr, danke für dein Wort. Danke, dass du in deinem Wort bei mir bist. Ich möchte es lesen wie einen Brief, den du mir heute schreibst. Heiliger Geist, du Atem Gottes, erfülle mich und zeige mir, was der Vater mir durch Jesus heute sagen will. Amen.

Bitte: Jesus, ich vertraue auf dich. Führe mich zum Vater und stärke mein Vertrauen.

1. Gott ist der Größte. Die Antwort auf die Frage der Jünger, wer der Größte sei, ist eigentlich klar: Gott ist der Größte, und wir sind seine Kinder. Dazu eine Geschichte: „Hoch über dem Marktplatz der Stadt hatte ein Seiltänzer sein Seil gespannt und machte dort oben unter den staunenden Blicken der Menge seine gefährlichen Kunststücke. Gegen Ende der Vorstellung holte er eine Schubkarre hervor und fragte einen der Anwesenden: „Sagen Sie, trauen Sie mir zu, dass ich die Karre über das Seil schiebe?“ „Aber sicher“, antwortete der Gefragte fröhlich, und die Umstehenden pflichteten ihm begeistert bei. „Würden Sie sich von mir darin über das Seil fahren lassen?“, fragte der Seiltänzer weiter. Da wurden die Mienen der Zuschauer ängstlich. Nein, dazu hatten sie keinen Mut! Nein, das trauten sie sich und ihm nicht zu.

2. Kleinsein erfordert Mut. Plötzlich meldete sich ein Mädchen. „Ich setze mich in die Karre!“ rief sie, kletterte hinauf und unter dem gespannten Schweigen der Menge schob der Mann das Kind über das Seil. Als er am anderen Ende ankam, toste Beifall durch die Menge. Einer aber fragte das Mädchen: „Sag, hattest du denn keine Angst da oben?“

3. Es ist doch mein Vater! â€žO nein“, lachte das Kind „es ist doch mein Vater, der mich über das Seil geschoben hat!“

Gespräch mit Christus: Vater, vor dir brauche ich nicht groß zu sein. Ich brauche nichts Besonderes zu tun, kein toller Apostel zu sein, nicht besonders gut, sogar sündhaft nimmst du mich liebevoll an. Das Einzige, was du dir von mir wünschst, ist, dass ich dir vertraue. Für den Rest sorgst du.

Möglicher Vorsatz: Vielleicht begegnet mir heute eine Situation, wo es nicht auf meine Größe, sondern auf mein Vertrauen ankommt?


Die Liebe ist das Feuer vom Himmel

27. September 2016

Dienstag der Sechsundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Vinzenz von Paul CM

Dorit Wilke-Lopez

Lk 9,51-56
Als die Zeit herankam, in der Jesus in den Himmel aufgenommen werden sollte, entschloss er sich, nach Jerusalem zu gehen. Und er schickte Boten vor sich her. Diese kamen in ein samaritisches Dorf und wollten eine Unterkunft für ihn besorgen. Aber man nahm ihn nicht auf, weil er auf dem Weg nach Jerusalem war. Als die Jünger Jakobus und Johannes das sahen, sagten sie: Herr, sollen wir befehlen, dass Feuer vom Himmel fällt und sie vernichtet? Da wandte er sich um und wies sie zurecht. Und sie gingen zusammen in ein anderes Dorf.

Einführendes Gebet: Jesus, mein Herr, danke für dein Wort. Danke, dass du in deinem Wort bei mir bist. Ich möchte es lesen wie einen Brief, den du mir heute schreibst. Heiliger Geist, du Atem Gottes, erfülle mich und zeige mir, was der Vater mir durch Jesus heute sagen will. Amen.

Bitte: Herr, lehre mich liebevolle Gelassenheit.

1. Ein Gewitter reinigt die Luft. Ehrlich gesagt habe ich immer eine gewisse Sympathie für die beiden „Donnersöhne“ Jakobus und Johannes. Jesus ist der Herr, und das sollen doch alle glauben und alle sollen ihn anerkennen!

2. Ereifert euch nicht! Aber Jesus tadelt diese Haltung. Im Hohelied der Liebe heißt es: „Liebe ereifert sich nicht.“ Die Liebe geht immer vor – wenn die anderen nicht glauben wollen, ist es wichtiger, liebevoll zu bleiben, als sie voll Eifer mit Argumenten zu überschütten, um sie zu überzeugen.

3. Es geht um die Liebe. Wie schwierig ist das! Wieviel Lieblosigkeit herrscht sogar unter uns Christen zwischen den einzelnen Glaubensvarianten – katholisch und protestantisch, konservativ und progressiv – wie vernachlässige ich da beim Ringen um die Wahrheit oft die Liebe und verdunkle damit die Wahrheit, die wirklich zählt: Gott ist die Liebe! Ich habe auch noch nie jemand mit Argumenten von Jesus überzeugt. Wenn jemand Jesus durch mich näher kam, dann ging das immer über Liebe, Trost, Verständnis, Demut….

Gespräch mit Christus: Heiliger Geist, lehre mich Demut und Gelassenheit. Wende dich mir zu, wenn ich in Glaubensgesprächen die Liebe vergesse und hauche mir in der Hitze Kühlung zu.

Möglicher Vorsatz: Wenn ich heute auf jemanden ärgerlich bin, bitte ich Jesus, sich zu mir umzuwenden und mich zu beruhigen. Wenn ich auf keinen ärgerlich bin, danke ich Jesus.


Vom Wandern mit Gepäck

28. September 2016

Mittwoch der Sechsundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Lioba, Äbtissin
Hl. Wenzel, Märtyrer
Hl. Thekla, Äbtissin

Dorit Wilke-Lopez

Lk 9,57-62
In jener Zeit als Jesus und seine Jünger auf ihrem Weg weiterzogen, redete ein Mann Jesus an und sagte: Ich will dir folgen, wohin du auch gehst. Jesus antwortete ihm: Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann. Zu einem anderen sagte er: Folge mir nach! Der erwiderte: Lass mich zuerst heimgehen und meinen Vater begraben. Jesus sagte zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh und verkünde das Reich Gottes! Wieder ein anderer sagte: Ich will dir nachfolgen, Herr. Zuvor aber lass mich von meiner Familie Abschied nehmen. Jesus erwiderte ihm: Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes.

Einführendes Gebet: Jesus, mein Herr, danke für dein Wort. Danke, dass du in deinem Wort bei mir bist. Ich möchte es lesen wie einen Brief, den du mir heute schreibst. Heiliger Geist, du Atem Gottes, erfülle mich und zeige mir, was der Vater mir durch Jesus heute sagen will. Amen.

Bitte: Herr, mach mich frei für den Weg mit dir!

1. Kein Ruheplatz. Mit Jesus gehen, heißt unterwegs sein. Im letzten Urlaub haben mein Mann und ich eine zweiwöchige Wanderung gemacht. Das Gepäck mussten wir selber tragen. Am zweiten Tag haben wir ein paar Dinge aus dem Rucksack genommen, sind zum Postamt gegangen und haben sie nach Hause geschickt. Nur zwei Kilo weniger zu tragen, machte einen großen Unterschied! Vielleicht ist das auch so, wenn man mit Jesus unterwegs ist: möglichst wenig Gepäck mitnehmen. Was in meinem Leben ist eher hinderlich auf dem Weg mit Jesus? Ängste, Sorgen, Ehrgeiz, Kontrollbedürfnis?

2. Lass die Toten ihre Toten begraben. Vielleicht schleppe ich auch Verletzungen durch andere mit mir herum, die noch nicht heilen konnten, weil ich noch nicht wirklich vergeben habe? Das sind Dinge, die den Rucksack auf dem Weg mit Jesus ganz schön schwer machen. Bin ich bereit, diese Verstrickungen abzugeben?

3. Nach vorn schauen. Auf dem Weg ins Reich Gottes darf ich all das nach und nach aus meinem Rucksack nehmen und wegschicken. Das Postamt, wo das geschieht, ist der Beichtstuhl… Und dann darf ich nach vorn schauen! Alles dort lassen und erleichtert weiter gehen, mit Jesus dem Reich Gottes entgegen!

Gespräch mit Christus: Jesus, mit dir zu gehen ist manchmal ganz schön anstrengend! Du hast aber gesagt: „Kommt her zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt! Ich will euch Ruhe verschaffen.“ Bitte zeige mir, welche Lasten du mir abnehmen willst, und lass mich die süße Erleichterung spüren, wenn ich mit weniger Gepäck weitergehen darf.

Möglicher Vorsatz: Vielleicht kann ich mit Jesus ein Gespräch über mein Gepäck führen. Ich schaue mit ihm an, was ich so im Rucksack mit mir herumschleppe….


Den Himmel offen sehen

29. September 2016

Fest
Hll. Erzengel Michael, Gabriel und Rafael

Dorit Wilke-Lopez

Joh 1,47-51
In jener Zeit sah Jesus Natanaël auf sich zukommen und sagte über ihn: Da kommt ein echter Israelit, ein Mann ohne Falschheit. Natanaël fragte ihn: Woher kennst du mich? Jesus antwortete ihm: Schon bevor dich Philippus rief, habe ich dich unter dem Feigenbaum gesehen. Natanaël antwortete ihm: Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König von Israel! Jesus antwortete ihm: Du glaubst, weil ich dir sagte, dass ich dich unter dem Feigenbaum sah? Du wirst noch Größeres sehen. Und er sprach zu ihm: Amen, amen, ich sage euch: Ihr werdet den Himmel geöffnet und die Engel Gottes auf- und niedersteigen sehen über dem Menschensohn.

Einführendes Gebet: Jesus, mein Herr, danke für dein Wort. Danke, dass du in deinem Wort bei mir bist. Ich möchte es lesen wie einen Brief, den du mir heute schreibst. Heiliger Geist, du Atem Gottes, erfülle mich und zeige mir, was der Vater mir durch Jesus heute sagen will. Amen.

Bitte: Jesus, bitte lass mich merken, dass du mich auch so ansiehst wie den Natanaël.

1. Jesus kennt mich. Jesus kennt mich erstaunlich gut. Er freut sich an der Wahrheit in mir! Er würdigt und schätzt meine guten Eigenschaften. Woran freut sich Jesus, wenn er mich sieht?

2. Du wirst noch Größeres sehen. Jesus kennt mein ganzes Leben und will mich immer weiter führen, bis zu dem Punkt, an dem ich den geöffneten Himmel sehen darf und die Engel! Alle Ereignisse in meinem Leben plant er im Hinblick auf dieses Ziel. Das ist eine wunderbare Sichtweise auf mein Leben! Wenn ich mir die letzten Tage anschaue – wie hat er mich da geführt?

3. Der geöffnete Himmel. Ich glaube, dass der Himmel sich schon auf dieser Erde immer wieder öffnet. In der heiligen Messe haben wir jedes Mal ein Stück Himmel. Da reißt der Himmel auf und wir singen zusammen mit den Heiligen der himmlischen Kirche das Sanctus! Da kommt der Sohn Gottes vom Himmel in die Hostie und in unsere Herzen! Mehr kann man sich eigentlich doch gar nicht wünschen. Auch Engel gibt es mehr, als man sich vorstellt. Man muss nur mal drauf achten…

Gespräch mit Christus: Jesus, du bist der Sohn Gottes und du kennst mich und willst uns den Himmel öffnen! Danke, dass du mich siehst, Herr! Danke, dass ich dir so wichtig bin! Ich glaube an dich, Herr!

Möglicher Vorsatz: Ich kann heute bei dem Gedanken verweilen, dass Jesus mich führt und mir den geöffneten Himmel zeigen wird oder drauf achten, wo er ihn mir vielleicht sogar schon zeigt?


Die wunder-bare Nähe Gottes

30. September 2016

Freitag der Sechsundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Hieronymus, Kirchenlehrer
Hl. Urs und Viktor, Märtyrer
Hl. Sophie, Märtyrerin

Dorit Wilke-Lopez

Lk 10,13-16
In jener Zeit sprach Jesus: Weh dir, Chorazin! Weh dir, Betsaida! Wenn einst in Tyrus und Sidon die Wunder geschehen wären, die bei euch geschehen sind - man hätte dort in Sack und Asche Buße getan. Tyrus und Sidon wird es beim Gericht nicht so schlimm ergehen wie euch. Und du, Kafarnaum, meinst du etwa, du wirst bis zum Himmel erhoben? Nein, in die Unterwelt wirst du hinabgeworfen. Wer euch hört, der hört mich, und wer euch ablehnt, der lehnt mich ab; wer aber mich ablehnt, der lehnt den ab, der mich gesandt hat.

Einführendes Gebet: Jesus, mein Herr, danke für dein Wort. Danke, dass du in deinem Wort bei mir bist. Ich möchte es lesen wie einen Brief, den du mir heute schreibst. Heiliger Geist, du Atem Gottes, erfülle mich und zeige mir, was der Vater mir durch Jesus heute sagen will. Amen.

Bitte: Herr, bewahre mich bitte davor, im Dunkel des Alltags völlig zu versinken und die Begegnung mit dir und deinen Wundern zu verpassen!

1. Charakterzüge Gottes. Jesus ist hier ganz schön streng. Er wirkt auf mich in diesem Moment traurig. Man spürt hier, wie wichtig es ihm ist, dass wir Menschen glauben, dass wir ihm vertrauen. Deswegen tut er die Wunder! Er will, dass es uns gut geht und dass wir wissen, dass er die Quelle ist, an der wir Nahrung und Heilung finden. Wir müssen uns an dieser Stelle klarmachen: Jesus ist Gott. An ihm können wir die Charakterzüge Gottes kennen lernen: Wie wichtig ist es Gott, dass wir verstehen, dass er uns helfen und retten will! Wie wichtig ist es Gott, dass es uns gut geht! Wie sehr ihn unser Misstrauen regelrecht verletzt! Zwar ist er der in sich Vollkommene, der auch ohne uns leben könnte, aber er ist auch der Liebende, der sich verletzbar macht, weil er liebt. Und weil er liebt, sucht er uns und leidet, wenn wir seine Sehnsucht nicht erwidern.

2. Offen für Wunder. Vielleicht gibt es in meiner Umgebung viel mehr Wunder, als ich denke, ich nehme sie nur nicht wahr. Es kommt ja darauf an, wie weit man den Begriff des Wunders fasst. Die Augen öffnen für die Wunder in meinem Leben: die Sonne, die morgens aufgeht, der Morgentau auf den Blättern, das Kind, das lacht, selbst das Frühstücksbrötchen ist aus vielen Körnern wunderbar entstanden, die ganz von allein gewachsen sind nach einem wunderbaren Bauplan, den ER gemacht hat. Wenn man es so betrachtet, ist die Welt voller Wunder! Und wenn man die Augen so aufmacht, merkt man, dass auch diese Sichtweise wieder ein Geschenk Gottes ist.

3. Wer euch ablehnt, der lehnt mich ab. Jesus liebt uns so sehr, dass er sich mit uns identifiziert. Er knüpft sein Schicksal an unser Schicksal. Wer uns Christen ablehnt, der lehnt ihn ab. Deutliche Worte. Wer die Kirche ablehnt, lehnt Jesus und Gott ab. Wir hören diese Worte mit Demut, denn wir wissen, dass unser Zeugnis vor der Welt nicht immer diesem hohen Anspruch genügt. Und doch gilt, was Jesus sagt. – Was sollte das für Konsequenzen für die Annahme der christlichen Soziallehre in Politik und Wirtschaft haben?

Gespräch mit Christus: Herr, ich möchte nicht wie Betsaida, Chorazin und Kafarnaum sein. Ich möchte die Augen aufmachen für deine Wunder. Lass mich erkennen, wie nah du mir bist, vor allem auch im Wunder deiner Kirche!

Möglicher Vorsatz: Ich achte heute mal auf all die kleinen und großen Wunder, die mich umgeben!


Ausgesandt

1. Oktober 2016

Samstag der Sechsundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Therese von Lisieux OCD

Dorit Wilke-Lopez

Lk 10,17-24
In jener Zeit kehrten die Zweiundsiebzig zurück und berichteten voll Freude: Herr, sogar die Dämonen gehorchen uns, wenn wir deinen Namen aussprechen. Da sagte er zu ihnen: Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen. Seht, ich habe euch die Vollmacht gegeben, auf Schlangen und Skorpione zu treten und die ganze Macht des Feindes zu überwinden. Nichts wird euch schaden können. Doch freut euch nicht darüber, dass euch die Geister gehorchen, sondern freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind. In dieser Stunde rief Jesus, vom Heiligen Geist erfüllt, voll Freude aus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen. Mir ist von meinem Vater alles übergeben worden; niemand weiß, wer der Sohn ist, nur der Vater, und niemand weiß, wer der Vater ist, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will. Jesus wandte sich an die Jünger und sagte zu ihnen allein: Selig sind die, deren Augen sehen, was ihr seht. Ich sage euch: Viele Propheten und Könige wollten sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und wollten hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört.

Einführendes Gebet: Jesus, mein Herr, danke für dein Wort. Danke, dass du in deinem Wort bei mir bist. Ich möchte es lesen wie einen Brief, den du mir heute schreibst. Heiliger Geist, du Atem Gottes, erfülle mich und zeige mir, was der Vater mir durch Jesus heute sagen will. Amen.

Bitte: Ã–ffne, Herr, meine Augen, und zeige mir, was die Zweiundsiebzig gesehen haben, und lass mich hören, was sie hören durften!

1. Satan ist wie ein Blitz vom Himmel gefallen. Jesus hat alles Böse besiegt. Zwar gibt es hier auf der Erde noch viel Leid, aber es wird ein Ende haben und dann kommt das Endgültige. Vielmehr: Schon jetzt sind wir eingehüllt von der unsichtbaren Wirklichkeit des Reiches Gottes, die viel kraftvoller ist als die sichtbare Realität. Diese unsichtbare Wirklichkeit können wir nur wahrnehmen, wenn wir sie uns von Jesus zeigen lassen. Die Offenbarung geht an die Unmündigen, nicht an die Weisen und Klugen. Deswegen möchte ich kein „mündiger Christ“ sein, wie es manchmal verstanden wird. Meine Mündigkeit soll darin bestehen, das, was ich mir selbst nie werde geben können, gläubig anzunehmen, das, was Christus mir durch die Kirche und ihr Lehramt, die Heilige Schrift und das Gebet offenbart. Auch wenn ich dann in der aufgeklärten Welt als naives Schaf gelte.

2. Sogar die Dämonen gehorchen uns. Welche Dämonen sind es, die mich heimsuchen? Bei mir ist es der Leistungsdruck, mein Arbeitspensum zu schaffen. Der weitet sich oft sogar auch noch darauf aus, das „Gebetspensum“ zu schaffen. Manchmal ist es auch eine gewisse finstere Art, meinen Nächsten wahrzunehmen, vor allem, wenn dieser nicht meiner Meinung ist, perfider Weise besonders auf dem Gebiet des Glaubens. Wenn ich es wahrnehme, bete ich und spreche immer wieder Jesu Namen aus: Jesus, befreie mich, Jesus, heile mich, Jesus, rette mich. Ich darf immer wieder erfahren, dass ich dann freier werde und nach und nach diese Dämonen weichen.

3. Zurückkehren. Dass Jesus außer den zwölf Aposteln auch zweiundsiebzig Jünger aussendet, deutet an, dass er alle aussendet, denn Zweiundsiebzig ist eine symbolische Zahl: sechs mal zwölf – zwölf erinnert an die 12 Stämme Israels und die 12 Apostel und steht insofern für die Gesamtheit des Gottesvolks. Zwölf ist auch die Zahl der himmlischen Vollkommenheit (12.000 x 12.000 = 144.000 die Zahl der Erwählten), während die Hälfte, sechs, für die irdische Vollkommenheit steht. Da es nach damaliger Überzeugung (vgl. Gen 10) neben den Juden 70 andere Völker gab, deutet dies den universalen Missionsauftrag der Jünger Jesu an. So sind auch wir alle ausgesandt, das Reich Gottes zu verkünden. Das heißt nicht unbedingt, dass wir uns auf die Plätze stellen und predigen oder überall klingeln gehen und Bibelstudien anbieten müssen. Das heißt, durch Liebe, Nachsicht, Geduld, Hilfsbereitschaft und Gottvertrauen den Menschen in meiner Umgebung vom Evangelium zu erzählen, manchmal auch mit Worten, wie Mutter Teresa es formuliert hat. Und jeden Sonntag, wenn die Woche vorbei ist und eine neue Woche anfängt, dürfen wir zu Jesus zurückkehren und ihm berichten, wie unsere Woche gelaufen ist, wo das Reich Gottes ein wenig gewachsen ist und wie wir Jesu Wirken erfahren haben. Und am Ende der Messe werden wir wieder ausgesandt, in Frieden zu gehen und Frieden zu bringen.

Gespräch mit Christus: Lieber Jesus, du bist der, an den ich mich halten will. Du zeigst mir mehr als Könige und Propheten. Ich glaube dir das, Jesus. Lass meinen Glauben wachsen, damit ich mich immer mehr auf dich verlasse, und öffne meine Augen, damit ich wahrnehme, wie das Reich Gottes wächst. Ich will dir einfach vertrauen und folgen.

Möglicher Vorsatz: Ich kann die nächste Sonntagsmesse morgen oder heute in der Vorabendmesse so wahrnehmen, dass wir Ausgesandte sind, die zu Jesus zurückkehren, bei ihm auftanken und ihm erzählen, was wir erlebt haben.