Tägliche Meditationen Sonntag 21.August 2016 bis Samstag 27. August 2016 Einundzwanzigste Woche im Jahreskreis P. Bertalan Egervári LC
Die Freiheit, Nein zu sagen 21. August 2016
Einundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
P. Bertalan Egervári LC Lk 13,22-30 In jener Zeit zog Jesus auf seinem Weg nach Jerusalem von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und lehrte. Da fragte ihn einer: Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden? Er sagte zu ihnen: Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen; denn viele, sage ich euch, werden versuchen hineinzukommen, aber es wird ihnen nicht gelingen. Wenn der Herr des Hauses aufsteht und die Tür verschließt, dann steht ihr draußen, klopft an die Tür und ruft: Herr, mach uns auf! Er aber wird euch antworten: Ich weiß nicht, woher ihr seid. Dann werdet ihr sagen: Wir haben doch mit dir gegessen und getrunken, und du hast auf unseren Straßen gelehrt. Er aber wird erwidern: Ich sage euch, ich weiß nicht, woher ihr seid. Weg von mir, ihr habt alle unrecht getan! Da werdet ihr heulen und mit den Zähnen knirschen, wenn ihr seht, dass Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes sind, ihr selbst aber ausgeschlossen seid. Und man wird von Osten und Westen und von Norden und Süden kommen und im Reich Gottes zu Tisch sitzen. Dann werden manche von den Letzten die Ersten sein und manche von den Ersten die Letzten. Einführendes Gebet: Herr und Gott, Schöpfer aller Dinge, ich preise dich für deine Größe und Güte. Ich danke dir, dass mir nie das Nötige zum Leben fehlt und dass du mir immer nahe bist. Ich möchte dir nun mit der andachtsvollen Betrachtung des Evangeliums meinen Preis und Dank darbringen. Bitte: Hilf mir, immer Ja zu sagen zu dir und deinem Willen! 1. Heulen und Zähneknirschen. Heute hört man vielerorts, Hölle, Teufel und Ähnliches gebe es überhaupt nicht. Das seien alles überholte Vorstellungen eines strafenden Gottes, wie er im Alten Testament geschildert wird. Interessant ist jedoch, dass ausgerechnet im Neuen Testament Jesus mehr über die Hölle sagt, als alle anderen Gestalten aus der Bibel. Trotzdem bringt er keine Drohbotschaft. Nein, er warnt aus Liebe. Wer sein Kind energisch von den Gleisen reißt, erscheint vielleicht auf den ersten Blick grob. Sieht man aber im nächsten Moment einen Zug vorbeirasen, versteht man ein solches Handeln. Das Gegenteil ist der Fall: Lieblos wäre es, nichts zu tun. 2. Gott ist doch die Liebe… Wenn Gott die Liebe ist, wieso gibt es dann die Hölle? Diese Frage lässt sich nicht so einfach beantworten, aber sicherlich spielt die Beziehung zwischen Liebe und Freiheit eine entscheidende Rolle. Uns allen leuchtet unmittelbar ein, dass man niemand zwingen kann zu lieben. Jemandem eine Pistole an den Kopf zu halten und zu sagen, liebe diese oder jene Person, das funktioniert nicht. Ebenso wenig lässt sich Liebe mit Geld erkaufen oder sonst wie erwerben. Liebe kann nur frei geschenkt werden. Gibt es keine Freiheit, dann gibt es auch keine Liebe. Wir wären wie Roboter, im Voraus programmiert. Um lieben zu können, brauchen wir also die Freiheit, uns auch für das Gegenteil entscheiden zu können. 3. Ja oder Ja? Die Freiheit, Nein zu sagen. Alles beginnt schon bei Adam und Eva im Garten Eden. Ist es nicht unfair, dass Gott da einen Baum hingestellt hat, von dem sie nicht essen durften? Nein, es geschah aus demselben Grund. Damit der Mensch frei ist zu lieben, braucht er auch die Freiheit, einfach nur Nein sagen zu können. Nein, ich will dich nicht lieben. Nein, ich vertraue dir nicht, du verheimlichst mir doch etwas, du enthältst mir etwas vor, wenn ich nicht von diesem Baum essen darf. Erst die reale Option, Nein zu sagen, macht ein echtes Ja überhaupt möglich. In diesem Sinne beinhaltet die Hölle die Freiheit des Menschen, auf ewig Nein zu Gott zu sagen. Aber wie traurig ist es, wenn jemand Nein sagt, obwohl Gott aus Liebe zu uns brennt und uns eine so unsagbar schöne Ewigkeit vorbereitet hat! Möge sich unser Ja zu Gott doch täglich in Gedanken, Worten und Werken ausdrücken! Gespräch mit Christus: Jesus, mein Herr und mein Gott, ich danke dir für die Freiheit, Nein sagen zu können. Ebenso danke ich dir für das Geschenk, zu dir, zu deinem Willen, zur Liebe Ja sagen zu können. Ohne diese Freiheit könnte ich nicht lieben. Vor allem aber danke dafür, dass ich Ja sagen kann zu deiner Liebe. Möglicher Vorsatz: Ich möchte heute von Herzen Ja sagen zu meinem Leben mit all seinen Facetten.
Es geht um Jesus 22. August 2016
Gedenktag Maria Königin (Regina) P. Bertalan Egervári LC Mt 23,13-22 In jener Zeit sprach Jesus: Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr verschließt den Menschen das Himmelreich. Ihr selbst geht nicht hinein; aber ihr lasst auch die nicht hinein, die hineingehen wollen. Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr zieht über Land und Meer, um einen einzigen Menschen für euren Glauben zu gewinnen; und wenn er gewonnen ist, dann macht ihr ihn zu einem Sohn der Hölle, der doppelt so schlimm ist wie ihr selbst. Weh euch, ihr seid blinde Führer! Ihr sagt: Wenn einer beim Tempel schwört, so ist das kein Eid; wer aber beim Gold des Tempels schwört, der ist an seinen Eid gebunden. Ihr blinden Narren! Was ist wichtiger: das Gold oder der Tempel, der das Gold erst heilig macht? Auch sagt ihr: Wenn einer beim Altar schwört, so ist das kein Eid; wer aber bei dem Opfer schwört, das auf dem Altar liegt, der ist an seinen Eid gebunden. Ihr Blinden! Was ist wichtiger: das Opfer oder der Altar, der das Opfer erst heilig macht? Wer beim Altar schwört, der schwört bei ihm und bei allem, was darauf liegt. Und wer beim Tempel schwört, der schwört bei ihm und bei dem, der darin wohnt. Und wer beim Himmel schwört, der schwört beim Thron Gottes und bei dem, der darauf sitzt. Einführendes Gebet: Heilige Maria, Königin des Himmels und der Erde, ich möchte dich um deine Fürsprache für mich und meine Mitmenschen bitten. Der Herr hat dich, die ganz Reine und Makellose, zu unserer Königin und Mutter gemacht. Sei immer bei uns mit deiner fürsorglichen Liebe und lenke bei dieser Meditation unsere Gedanken und unsere Herzen hin zu Gott. Bitte: Maria, führe uns zu deinem Sohn! 1. Harte Worte. Weh euch, ihr Heuchler! Schonungslos geht Jesus mit den Pharisäern und Schriftgelehrten ins Gericht. Warum diese harten Worte, wo Jesus doch sonst immer so sanft, barmherzig, rücksichtsvoll ist? Selbst am Kreuz betet er: „Vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“. Wir dürfen davon ausgehen, dass Jesus auch bei diesen harten Vorwürfen barmherzig ist. Nur scheinbar bedeutet das in dieser Situation, dass er die Pharisäer klar auf ihre Fehler hinweisen muss. Vor allem die heuchlerische Haltung, sich nach außen als so perfekt darzustellen, in Wahrheit aber viel „Dreck am Stecken“ zu haben, ist Jesus ein Dorn im Auge. Dazu kommt die stolze, uneinsichtige Überzeugung, im Recht zu sein, und die Tatsache, dass sie auch andere auf falsche Wege führen. In einem solchen Fall hilft scheinbar nichts anderes als feurige, klare Worte. 2. Das Gold des Tempels. Wenn man sich die Vorwürfe Jesu genauer ansieht, geht es hauptsächlich darum, dass die Pharisäer und Schriftgelehrten nicht mehr den wahren, von Gott offenbarten Glauben verkünden, sondern Menschen für ihren selbstfabrizierten Glauben gewinnen. Solcher Glaube ist mehr auf Irdisches gerichtet als auf Himmlisches: Das Gold steht über dem Tempel, das Opfer wird wichtiger, als der Altar. Letztlich geht es ihnen nur darum, ihr hohes Ansehen zu bewahren und sich ein Leben in Wohlstand zu sichern. Gott und Glaube sind nur noch Mittel zum Zweck. Sie streben nur noch nach irdischem „Glück“ und befinden sich deshalb auf dem Holzweg. Sie vergessen, dass unser Weg auf Erden nur ein Pilgerweg zur wahren Heimat ist. 3. Wichtiger als alles Irdische. In Wirklichkeit sind Tempel und Altar natürlich wichtiger als Gold oder Gaben, weil sie auf Gott hinweisen. Er ist es, der die Gaben auf dem Altar heiligt; er erfüllt den Tempel mit seiner Gegenwart. Er steht im Zentrum des Glaubens. Das Großartige und Neue der Frohen Botschaft ist, dass sich Gott uns Menschen auf menschliche Weise offenbart, in der Person Jesu Christi. Er ist es, um den es wirklich geht, noch lange vor irgendwelchen Glaubensregeln oder moralischen Vorschriften. Das ist es auch, was die Besonderheit des Christentums ausmacht. In jeder anderen Religion geht es um ein System oder Regeln, wie man zu leben und Gott zu verehren hat. Im Christentum geht es um eine Person, um Jesus, den menschgewordenen Gott; um Gott, der die Liebe ist. Er ist auch unser Vorbild, unser Ideal. Jede Regel, jedes Gebot soll uns nur zeigen, wie wir es ihm gleichtun, ihn nachahmen können. Gespräch mit Christus: Jesus, sei du die wichtigste Person in meinem Leben. Möge alles, was ich denke, rede und tue, dir zur Freude sein. Hilf mir, dass ich nicht scheinfromm von mir selbst überzeugt bin und mein Glück in den geschaffenen Dingen suche, sondern bei dir allein. Lass mich streben nach der ewigen Freude bei dir. Möglicher Vorsatz: Ich werde heute prüfen, wie sehr meine Wünsche auf Irdisches gerichtet sind, und versuchen, sie auf Dauer mehr auf Jesus zu lenken.
Innere Haltungen 23. August 2016
Dienstag der Einundzwanzigsten Woche im Jahreskreis Hl. Rosa von Lima OSD P. Bertalan Egervári LC Mt 23,23-26 In jener Zeit sprach Jesus: Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr gebt den Zehnten von Minze, Dill und Kümmel und lasst das Wichtigste im Gesetz außer Acht: Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue. Man muss das eine tun, ohne das andere zu lassen. Blinde Führer seid ihr: Ihr siebt Mücken aus und verschluckt Kamele. Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr haltet Becher und Schüsseln außen sauber, innen aber sind sie voll von dem, was ihr in eurer Maßlosigkeit zusammengeraubt habt. Du blinder Pharisäer! Mach den Becher zuerst innen sauber, dann ist er auch außen rein. Einführendes Gebet: Guter Gott, du bist die wahre Freude unseres Lebens. Du gibst unserem Dasein einen tieferen Sinn. Hilf uns, nie zu vergessen, dass es sich lohnt, alles aufzugeben, um dich zu gewinnen. Mit dieser Betrachtung möchte ich dir näher kommen. Bitte: Herr, sei mir Sünder gnädig! 1. Die zentrale Bedeutung des Inneren. Welch schöne und klare Aussage Jesu: Das Wichtigste im Gesetz sind Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue. Es geht in erster Linie gar nicht darum, brav den Zehnten abzuliefern oder irgendwelche Regeln oder Gebetszeiten rein äußerlich zu erfüllen. Die entscheidenden Kämpfe im Leben spielen sich nämlich in unserem Inneren ab. So ist auch der paradoxe Satz Jesu zu verstehen: „Mach den Becher zuerst innen sauber, dann ist er auch außen rein“. Wer nämlich innerlich und von Herzen gerecht, barmherzig und treu ist, der wird auch äußerlich so handeln. Eine rein äußerliche Erfüllung ohne entsprechende innere Haltung ist dagegen so gut wie wertlos. Das Innerliche ist es, was den Menschen ausmacht; zwar unsichtbar und verborgen, aber doch unendlich wertvoll. 2. Gleiche Taten, unterschiedlicher Lohn. Das geht sogar so weit, dass zwei Menschen ein äußerlich völlig identisches Leben führen – gleiche gute und schlechte Taten, gleiche Gebetsverrichtungen, etc. – und doch am Ende ihres Leben völlig unterschiedlich von Gott beurteilt werden können. Denn möglicherweise hat der eine bei allen Gebeten und guten Taten doch nur immer an sich selbst gedacht: Ich fühle mich gut dabei, ich bete doch gerne, ich bin eben ein herzensguter Mensch… Der andere dagegen hat bei seinen guten Werken die Ehre Gottes und das Wohl seiner Mitmenschen gesucht, ohne auf sich selbst zu achten. Zwischen diesen beiden inneren Haltungen liegt ein himmelweiter Unterschied. Natürlich dürfen die guten Werke niemals fehlen, aber erst die gute Gesinnung gibt ihnen ihren wahren Wert. 3. Barmherzig und gerecht? Den Geboten Gottes im Alltag treu zu sein, ist alles andere als leicht, aber wir haben wenigstens keine Probleme zu verstehen, was Treue ist. Anders ist es vielleicht mit der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Kann man beides gleichzeitig sein, gerecht und barmherzig? Tatsächlich widerspricht sich beides nicht, sondern es gehört zusammen. Zwei Beispiele: Ein Lehrer, der allen Schülern leistungsunabhängig eine Eins gibt, ist nicht wirklich barmherzig, sondern macht die Note bedeutungslos. Ebenso ist ein Lehrer nicht wirklich gerecht, wenn er einen krankheitsbedingten Ausfall eines Schülers nicht berücksichtigt. Ohne Gerechtigkeit wird die Barmherzigkeit lieblos und gleichgültig, und ohne Barmherzigkeit wird die Gerechtigkeit hart und bitter. Gespräch mit Christus: Herr Jesus, ich danke dir, dass du uns immer barmherzig und gerecht beurteilst. Hilf uns, dass auch wir genauso mit unseren Mitmenschen umgehen. Gib uns die Kraft und den Willen, dir immer treu zu sein. Erneuere unser Herz, damit unser Inneres wahrhaft liebevoll und gütig ist, damit wir wie du immer in der Liebe bleiben. Möglicher Vorsatz: Ich will heute versuchen, meine Alltagspflichten bewusst zu erfüllen, um Gott eine Freude damit zu machen.
Den Messias finden 24. August 2016
Fest Hl. Apostel Bartholomäus P. Bertalan Egervári LC Joh 1,45-51 In jener Zeit traf Philippus Natanaël und sagte zu ihm: Wir haben den gefunden, über den Mose im Gesetz und auch die Propheten geschrieben haben: Jesus aus Nazaret, den Sohn Josefs. Da sagte Natanaël zu ihm: Aus Nazaret? Kann von dort etwas Gutes kommen? Philippus antwortete: Komm und sieh! Jesus sah Natanaël auf sich zukommen und sagte über ihn: Da kommt ein echter Israelit, ein Mann ohne Falschheit. Natanaël fragte ihn: Woher kennst du mich? Jesus antwortete ihm: Schon bevor dich Philippus rief, habe ich dich unter dem Feigenbaum gesehen. Natanaël antwortete ihm: Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König von Israel! Jesus antwortete ihm: Du glaubst, weil ich dir sagte, dass ich dich unter dem Feigenbaum sah? Du wirst noch Größeres sehen. Und er sprach zu ihm: Amen, amen, ich sage euch: Ihr werdet den Himmel geöffnet und die Engel Gottes auf- und niedersteigen sehen über dem Menschensohn. Einführendes Gebet: Komm, Heiliger Geist, erfülle mein Herz mit deinem Licht und deiner Kraft. Lenke meine Gedanken und mein Gebet, damit ich die Zeit der Meditation gut nutze. Bitte: Jesus, schenke uns eine echte Begegnung mit dir! 1. Wir haben den Messias gefunden! Der Messias war die Hoffnung eines ganzen Volkes. Seit Jahrhunderten schon wartete Israel auf den Befreier, der das Volk in seiner Größe und Macht wiederherstellen sollte. Was muss es doch für ein besonderes Erlebnis sein, wenn er ausgerechnet im eigenen Leben plötzlich auftaucht! Wir haben heute leider keine so wache, religiöse Erwartung. Eher erwarten wir uns etwas von der Technik oder hoffen aufgrund unserer eigenen Möglichkeiten auf eine bessere Zukunft, auf die ein oder andere Änderung im Leben. Wie wichtig wäre es doch, eine Hoffnung, einen Traum, ein Ideal zu verfolgen, das einen motiviert und dem Leben Richtung gibt. Wieso also nicht die Hoffnung auf das Wirken und die Gegenwart Gottes im eigenen Leben wählen? Der Herr will unser Leben verändern. Er klopft dauernd an die Tür unseres Herzens. 2. Ein Mann ohne Falschheit. Jesus spricht dem Bartholomäus ein großes Lob aus. Er war ein echter Israelit, lebte also ganz nach den Geboten, und ein Mann ohne Falschheit. Alles, was er tat, war authentisch, es gab nichts Zweideutiges oder Zwiespältiges in seinem Leben. Diese Ehrlichkeit im Leben ist eine wichtige Voraussetzung, um auf das Kommen des Herrn, auf sein Wirken im eigenen Herzen, vorbereitet zu sein. Und Aufrichtigkeit beginnt bei einem selbst. Wenn ich mir selbst gegenüber ehrlich bin, erkenne ich die Dinge an, wie sie sind, bin bereit, die eigenen Fehler einzugestehen. All dies ist nötig, um in der Wahrheit zu bleiben. Und Liebe ohne Wahrheit gibt es nicht. 3. Du bist der Sohn Gottes! Wir wissen nicht, was damals unter dem Feigenbaum geschehen ist. Aber die Tatsache, dass Jesus es wusste, muss Natanaël, der auch Bartholomäus genannt wurde, so beeindruckt haben, dass es ganz spontan aus ihm heraussprudelte: „Du bist der Sohn Gottes, du bist der König von Israel!“ Es ist ein fundamentaler Unterschied, ob man von anderen, etwa von den Eltern, von einem Gläubigen oder durch die Schrift von Jesus gehört hat, oder ob man Jesus aus eigener Erfahrung und eigenem Erleben als Sohn Gottes erkannt hat. Bitten wir für uns selbst und für andere um eine ähnliche Erfahrung, die das Glaubensleben völlig verändern kann. Gespräch mit Christus: Jesus, vor 2000 Jahren hast du dich den Menschen offenbart. Jetzt wandelst du nicht mehr auf Erden, aber auch heute willst du dich uns offenbaren. Für mich und meine Mitmenschen möchte ich dich um eine echte, tiefe, innerliche Erfahrung deiner Liebe bitten, damit wir dir noch authentischer nachfolgen und deine Jünger sein können. Möglicher Vorsatz: Ich werde Jesus heute in einem Gebet um Aufrichtigkeit und Selbsterkenntnis bitten.
Die beste Wachsamkeit ist die Nächstenliebe 25. August 2016
Donnerstag der Einundzwanzigsten Woche im Jahreskreis Hl. Elvira von Perigord, Märtyrer P. Bertalan Egervári LC Mt 24,42-51 In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Seid wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt. Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüsste, zu welcher Stunde in der Nacht der Dieb kommt, würde er wach bleiben und nicht zulassen, dass man in sein Haus einbricht. Darum haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet. Wer ist nun der treue und kluge Knecht, den der Herr eingesetzt hat, damit er dem Gesinde zur rechten Zeit gibt, was sie zu essen brauchen? Selig der Knecht, den der Herr damit beschäftigt findet, wenn er kommt! Amen, das sage ich euch: Er wird ihn zum Verwalter seines ganzen Vermögens machen. Wenn aber der Knecht schlecht ist und denkt: Mein Herr kommt noch lange nicht!, und anfängt, seine Mitknechte zu schlagen, wenn er mit Trinkern Gelage feiert, dann wird der Herr an einem Tag kommen, an dem der Knecht es nicht erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht kennt; und der Herr wird ihn in Stücke hauen und ihm seinen Platz unter den Heuchlern zuweisen. Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen. Einführendes Gebet: Komm, Heiliger Geist, begleite mich in diesem Gebet. Erleuchte meinen Verstand und mein Herz, damit ich begreife, was du mir mitteilen möchtest. Und stärke meine Willenskraft, damit ich das will, was du willst und deine Pläne mit mir unterstütze. Bitte: Lass die Nächstenliebe immer unser erstes Ziel sein! 1. Das letzte Stündlein. Sterben muss zwar jeder, aber niemand weiß, wann genau das sein wird. Das verleitet uns dazu, mit unserer Zeit nachlässig umzugehen. Wenn ich wüsste, dass ich nur noch zwei Wochen zu leben hätte, würde ich dann nicht versuchen, alles, was in meinem Leben schief läuft, in Ordnung zu bringen? Würde ich mich nicht versöhnen mit den Menschen, die mir wichtig sind? Würde ich nicht möglichst viel Zeit mit den Menschen verbringen, die ich liebe? Würde ich ihnen nicht meine ganze Liebe erweisen und zum Ausdruck bringen? Wenn alles geregelt ist, fühlt man sich doch viel leichter. Wie anders würden wir leben, wenn wir jeden Tag als den letzten unseres Lebens betrachteten! 2. Für die anderen. Der Knecht aus dem Gleichnis hält sich bereit, wenn er den Auftrag erfüllt, den ihm sein Herr gegeben hat. Solange er sich um die Menschen kümmert, die ihm anvertraut sind, ist er auf dem besten Weg. Auch uns sind auf die ein oder andere Weise Menschen anvertraut, um die wir uns kümmern sollen. Sind wir uns dessen bewusst und denken wir auch an sie, oder leben wir allzu oft nur für uns selbst? Selbstlosigkeit gehört zum Wesen der Liebe. Sie achtet nicht auf sich selbst, sondern sucht das Glück des anderen. Jesus Christus ist das beste Beispiel für jemanden, der völlig selbstvergessen ganz für andere da ist. 3. Fehler vermeiden? Gutes tun! Jesus hat die Selbstvergessenheit zu einem solchen Extrem getrieben, dass er sogar nach 40 Tagen des Fastens keine Steine in Brot verwandeln wollte. Wäre das eine Sünde gewesen? Vielleicht nicht. Aber er hat nie ein Wunder für sich selbst gewirkt, obwohl das für ihn ein Leichtes gewesen wäre. Jesus hat sicher so wenig wie möglich auf sich selbst geachtet, um mehr für die anderen da sein zu können. Seid wachsam, sagt er uns. Wacht und betet, sagt er am Ölberg. Wachen kann natürlich bedeuten, dass wir versuchen, Fehler zu vermeiden. Aber es geht Jesus um mehr. Wir sollen nicht allein wachen, um Schlechtes zu meiden, sondern um Gutes zu tun! Die beste Wachsamkeit ist die Nächstenliebe. Gespräch mit Christus: Gib mir, o Herr, ein wachsames Herz, das allezeit in der Liebe zu dir und zum Nächsten bleibt, ein edles Herz, das durch keine unwürdigen Leidenschaften beschmutzt wird, ein aufrichtiges Herz, das kein schlechtes Streben auf Abwege führen kann, ein starkes Herz, das keine Trübsal beugt, ein freies Herz, das sich von keiner bösen Macht beherrschen lässt. Möglicher Vorsatz: Ich werde heute etwas in Angriff nehmen, das ich schon lange vor mich her schiebe und es in Ordnung bringen.
Der Auftrag der Liebe 26. August 2016
Freitag der Einundzwanzigsten Woche im Jahreskreis Hl. Gregor von Utrecht OSB, Abt P. Bertalan Egervári LC Mt 25,1-13 In jener Zeit erzählte Jesus seinen Jüngern das folgende Gleichnis: Mit dem Himmelreich wird es sein wie mit zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und dem Bräutigam entgegengingen. Fünf von ihnen waren töricht, und fünf waren klug. Die törichten nahmen ihre Lampen mit, aber kein Öl, die klugen aber nahmen außer den Lampen noch Öl in Krügen mit. Als nun der Bräutigam lange nicht kam, wurden sie alle müde und schliefen ein. Mitten in der Nacht aber hörte man plötzlich laute Rufe: Der Bräutigam kommt! Geht ihm entgegen! Da standen die Jungfrauen alle auf und machten ihre Lampen zurecht. Die törichten aber sagten zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl, sonst gehen unsere Lampen aus. Die klugen erwiderten ihnen: Dann reicht es weder für uns noch für euch; geht doch zu den Händlern und kauft, was ihr braucht. Während sie noch unterwegs waren, um das Öl zu kaufen, kam der Bräutigam; die Jungfrauen, die bereit waren, gingen mit ihm in den Hochzeitssaal, und die Tür wurde zugeschlossen. Später kamen auch die anderen Jungfrauen und riefen: Herr, Herr, mach uns auf! Er aber antwortete ihnen: Amen, ich sage euch: Ich kenne euch nicht. Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde. Einführendes Gebet: Herr, lass uns zu den Menschen gehören, die für immer mit dir im Hochzeitssaal sind. Lehre uns, klug zu sein und dein Kommen zu erwarten. Bitte: Gieße deine Liebe in unsere Herzen ein! 1. Liebe hat mit kluger Vorsorge zu tun. Wie schon im gestrigen Evangelium geht es auch heute um das ewige Leben. Für die einen wird es sein wie die Teilnahme an einer riesigen Hochzeitsparty, die anderen werden damit konfrontiert, dass sie etwas Großartiges nicht nur verpassen, sondern für immer davon ausgeschlossen sind. Zu welcher der beiden Gruppen man gehört, hängt davon ab, ob man vorgesorgt und Öl gekauft hat oder nicht. Das Öl steht im Gleichnis für die Liebe. Deswegen gibt auch keine der klugen Jungfrauen etwas von ihrem Vorrat ab. Diese Art von Vorrat lässt sich nicht teilen. Aber es ist sehr einfach, sich den Vorrat selbst zu erwerben. Lieben und für andere da sein kann jeder. 2. Bedeuten mir die anderen etwas? Trotzdem wundert man sich darüber, wie die Jungfrauen miteinander umgehen. Hätten die Klugen nicht wenigstens ein bisschen hilfsbereiter sein oder die anderen zumindest auf das Problem hinweisen können? Im Gleichnis ist dafür keine Zeit. Aber wir haben sehr viel Zeit zur Verfügung, um andere auf den Weg zu bringen. Das ganze Wirken Jesu war beseelt von einem brennenden Eifer, allen Menschen die Frohe Botschaft zu bringen. Er war erfüllt von Liebe, die sich sorgt um das ewige Heil aller Menschen. Wer wirklich liebt, dem ist nicht egal, was einmal aus den anderen wird, sondern er tut alles, um die anderen dazu zu bewegen, dass auch sie dieses Öl vorrätig haben. 3. Mission Liebe. Tatsächlich hat jeder Christ mit der Taufe den Auftrag bekommen, anderen Menschen die frohe Botschaft mitzuteilen. Wer das schon einmal versucht hat, der weiß, wie schwer oder fast unmöglich das ist. Wer ist schon offen für den Glauben? Wie soll man jemals die ganzen Vorurteile überwinden? Aber zur Zeit Jesu war es nicht viel anders. Auch damals haben sich die Leute Jesus nicht zugewandt, weil er die besseren Argumente hatte. Sie haben sich von ihm geliebt und angenommen gefühlt. Sie haben gemerkt, dass sie für ihn wertvoll waren. Hier beginnt auch unser Auftrag. Unsere Mitmenschen sollen sich von uns geliebt und angenommen fühlen. Sie sollen merken, dass wir sie anders behandeln als andere. An unserem Umgang mit ihnen sollen sie spüren, dass sie eine Würde und einen besonderen Wert besitzen. Liebe ist es, die die Herzen der Menschen öffnet, nicht Vernunftargumente. Gespräch mit Christus: Jesus, die Liebe zu Gott und zu unserem Nächsten ist dein wichtigstes Gebot. Gib, dass dieses Wissen von unserem Verstand ins Herz hinabsinkt, damit diese Liebe zur Priorität in unserem ganzen Leben wird. Gieße deine Liebe in unsere Herzen ein, damit wir fähig werden zu lieben, wie du geliebt hast. Möglicher Vorsatz: Ich werde heute jemanden so behandeln, dass er sich wertvoll fühlt.
Unglaublich talentiert 27. August 2016
Gedenktag Hl. Monika, Mutter des hl. Augustinus P. Bertalan Egervári LC Mt 25,14-30 In jener Zeit erzählte Jesus seinen Jüngern das folgende Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der auf Reisen ging: Er rief seine Diener und vertraute ihnen sein Vermögen an. Dem einen gab er fünf Talente Silbergeld, einem anderen zwei, wieder einem anderen eines, jedem nach seinen Fähigkeiten. Dann reiste er ab. Sofort begann der Diener, der fünf Talente erhalten hatte, mit ihnen zu wirtschaften, und er gewann noch fünf dazu. Ebenso gewann der, der zwei erhalten hatte, noch zwei dazu. Der aber, der das eine Talent erhalten hatte, ging und grub ein Loch in die Erde und versteckte das Geld seines Herrn. Nach langer Zeit kehrte der Herr zurück, um von den Dienern Rechenschaft zu verlangen. Da kam der, der die fünf Talente erhalten hatte, brachte fünf weitere und sagte: Herr, fünf Talente hast du mir gegeben; sieh her, ich habe noch fünf dazugewonnen. Sein Herr sagte zu ihm: Sehr gut, du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du bist im Kleinen ein treuer Verwalter gewesen, ich will dir eine große Aufgabe übertragen. Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn! Dann kam der Diener, der zwei Talente erhalten hatte, und sagte: Herr, du hast mir zwei Talente gegeben; sieh her, ich habe noch zwei dazugewonnen. Sein Herr sagte zu ihm: Sehr gut, du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du bist im Kleinen ein treuer Verwalter gewesen, ich will dir eine große Aufgabe übertragen. Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn! Zuletzt kam auch der Diener, der das eine Talent erhalten hatte, und sagte: Herr, ich wusste, dass du ein strenger Mann bist; du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast; weil ich Angst hatte, habe ich dein Geld in der Erde versteckt. Hier hast du es wieder. Sein Herr antwortete ihm: Du bist ein schlechter und fauler Diener! Du hast doch gewusst, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe. Hättest du mein Geld wenigstens auf die Bank gebracht, dann hätte ich es bei meiner Rückkehr mit Zinsen zurückerhalten. Darum nehmt ihm das Talent weg und gebt es dem, der die zehn Talente hat! Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat. Werft den nichtsnutzigen Diener hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen. Einführendes Gebet: Guter Gott, ich will dir aufs Neue mein ganzes Leben schenken. Ich vertraue darauf, dass alles, was du lenkst, zu einem guten Ende kommt. Hilf mir dabei, die Talente, die du mir gegeben hast, nach deinem Willen zu vermehren. Bitte: Lass uns gute Verwalter deiner Talente sein! 1. Verglichen mit dir. Es ist nur allzu menschlich, dass wir uns immer wieder mit anderen vergleichen. Schneiden wir besser ab als die anderen, kommt wie automatisch in uns die Versuchung zum Stolz auf. Im umgekehrten Fall könnten wir deprimiert oder neidisch sein. Der Vergleich mit anderen führt eigentlich nie zu etwas Gutem. Übrigens, der erste Mensch, der sich mit einem anderen verglichen hat, war Kain. Er wurde neidisch, weil Abel ein besseres Opfer dargebracht hatte… Dabei geht es im Leben doch gar nicht darum, besser zu sein, als die anderen. In dem Fall könnte nur einer gewinnen und alle anderen würden verlieren. Zum Glück reicht es, wenn jeder einfach versucht, das Beste aus seinen Möglichkeiten zu machen. 2. Wenn ich schwach bin… Im Gleichnis bekommen die Diener unterschiedlich viele Talente, jeder nach seinen Fähigkeiten. Ich selbst möchte in dem Gleichnis natürlich der mit den fünf Talenten sein. Er hat am Anfang das meiste, am Ende das meiste, und erhält sogar noch das Talent vom faulen Diener dazu. In Wirklichkeit aber wissen wir nicht genau, wie wir vom Herrn ausgestattet wurden. Mit zwei Talenten, mit fünf, vielleicht sogar mit zehn? Oft denken wir, andere sind offensichtlich viel talentierter als wir. Aber sind die sichtbaren Talente denn die wichtigen oder die einzigen? Vielleicht sind gerade unsere Schwächen die wahren Talente. Wieso? Wo wir eine Stärke haben, schaffen wir alles ganz gut alleine. Hingegen da, wo wir unsere Schwachpunkten haben, bitten wir den Herrn viel eher um seine Hilfe. Und sicherlich haben die Dinge, die wir mit dem Herrn tun, einen größeren übernatürlichen Wert. Wenn wir schwach sind, dann sind wir stark. 3. Demut. Mit der Tugend der Demut vermeiden wir viele Probleme, die wir uns selbst einbrocken könnten. Wer demütig ist, der kennt die eigene Schwäche. Er weiß, dass er ohne die Gnade Gottes zu jedem Verbrechen fähig wäre. Für ihn ist klar, dass Gott immer dabei sein muss. Umgekehrt weiß der demütige Mensch, dass er ein geliebtes Kind Gottes ist, dass er gut geschaffen ist, und dass er nicht aus eigener Kraft die Welt zu retten braucht. Er ist sich bewusst, dass er viele Fehler begeht, aber auch, dass die Barmherzigkeit Gottes viel größer ist. Er hat sich selbst angenommen mit allen Fehlern und Schwächen und hat es nicht nötig, sich mit anderen zu vergleichen. Es lohnt sich, an der eigenen Demut zu arbeiten. Sie ist Quelle eines tiefen inneren Friedens. Gespräch mit Christus: Herr, aus Liebe hast du mich geschaffen. Es ist gut, so wie ich bin, mit allen meinen Stärken und Schwächen. Nicht alles, was ich tue, ist gut, aber du bist immer bereit zu vergeben. Hilf mir, mich ganz anzunehmen. Schenke mir eine tiefe Demut, die immer in der Wahrheit bleibt. Danke für all die Talente, die du mir gegeben hast. Möglicher Vorsatz: Ich werde heute einen schlichten, demütigen Dienst verrichten.
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