Tägliche Meditationen Sonntag 5. Juni 2016 bis Samstag 11. Juni 2016 Zehnte Woche im Jahreskreis P. Daniel Weber LC und Ellen Petermann
Jesus will auch uns heilen 5. Juni 2016
Zehnter Sonntag im Jahreskreis Hl. Bonifatius, Bischof und Märtyrer, Glaubensbote in Deutschland P. Daniel Weber LC Lk 7,11-17 In jener Zeit ging Jesus in eine Stadt namens Naïn; seine Jünger und eine große Menschenmenge folgten ihm. Als er in die Nähe des Stadttors kam, trug man gerade einen Toten heraus. Es war der einzige Sohn seiner Mutter, einer Witwe. Und viele Leute aus der Stadt begleiteten sie. Als der Herr die Frau sah, hatte er Mitleid mit ihr und sagte zu ihr: Weine nicht! Dann ging er zu der Bahre und fasste sie an. Die Träger blieben stehen, und er sagte: Ich befehle dir, junger Mann: Steh auf! Da richtete sich der Tote auf und begann zu sprechen, und Jesus gab ihn seiner Mutter zurück. Alle wurden von Furcht ergriffen; sie priesen Gott und sagten: Ein großer Prophet ist unter uns aufgetreten: Gott hat sich seines Volkes angenommen. Und die Kunde davon verbreitete sich überall in Judäa und im ganzen Gebiet ringsum. Einführendes Gebet: Ich danke dir, dass ich vor dir stehen und diese Bibelstelle betrachten darf. Ich danke dir für das Beispiel, dass du mir gibst. Bitte: Guter Jesus, ich bitte dich, lass mein Herz empfindsam werden für die Not der Menschen. Lass mich dein Apostel der Hoffnung und der Liebe sein. 1. Ein Gott, der mit-leidet. Der heilige Lukas zeigt uns Jesus wieder einmal von seiner ganz persönlichen Seite. Er sitzt nicht am Schreibtisch und ist mit dem „Tagesgeschäft“ der Rettung der Menschheit beschäftigt, sondern er geht zu Fuß nach Naïn. Dort sieht er eine Mutter, die um ihr einziges Kind trauert. Sie ist auch noch Witwe. Christus empfindet Mitleid. Papst Benedikt XVI. sagte einmal, Gott kann nicht leiden, aber er kann „mit-leiden“. Hier spüren wir das Herz Jesu. Er zeigt uns, wie wichtig jeder von uns für ihn ist. Er sieht uns und was er sieht, interessiert ihn wirklich. Was für einen tollen Gott haben wir, der mit uns mit-leidet. 2. „Weine nicht“- Jesus, Mann der Hoffnung „Weine nicht“ – mit diesen Worten wendet sich Jesus voller Güte an die Frau. In diesem Moment, wo wir nur schwer tröstliche Worte finden, übernimmt Jesus die Initiative. Interessanterweise bittet die Frau Jesus nicht um ein Wunder. Jesus sieht ihr Elend und unternimmt selbst etwas. Welch ein tolles Beispiel gibt uns da Jesus, er bleibt nicht anonym in der Menge stehen, sondern er kommt zur Frau und tröstet sie. Christus lädt die Frau ein, von ihrer Trauer abzulassen und wieder an den Sieg des Guten zu glauben, zurück ins Leben zu gehen. Er bietet ihr Hoffnung an. Auch wir können zu Tröstern werden, zu Männer und Frauen, die Hoffnung schenken. Jesus ich danke dir, dass du diese Frau tröstest und ihr wieder Hoffnung schenkst. 3. Jesus heilt. Ja, ich bin ein bisschen stolz auf meinen Jesus. Er kommt und erweckt den jungen Mann wieder zum Leben. Er lässt sich nicht lange bitten. Er handelt und er handelt richtig. Der Bibeltext ist sehr nüchtern, er berichtet, wie die Menge diese Totenerweckung erlebt. Über die Reaktion der Mutter erfahren wir nichts mehr. Aber wir können uns die Freude dieser Frau vorstellen, die vom Schicksal doppelt getroffen war. Wir spüren, wie die Freude in ihr Leben zurückströmt. Keiner von uns kann Tote erwecken, aber wie gut hat es der Witwe getan, als Jesus auf sie zuging und sich ihrer annahm. Auch wir können auf die Menschen zugehen, uns ihrer annehmen und sie lieben – ihnen vielleicht nicht den siegreichen, aber doch den barmherzigen Jesus schenken. Gespräch mit Christus: Guter Jesus, ich danke dir, dass wir Menschen für dich so überaus wichtig sind. Dass du auf uns zugehst und uns heilen willst. Möglicher Vorsatz: Ich werde mir heute ganz bewusst für jemanden Zeit nehmen und ihn aus Liebe zu Christus trösten oder ihm einen Dienst erweisen.
Barmherzigkeit in meinem Leben 6. Juni 2016
Montag der zehnten Woche im Jahreskreis Hl. Norbert von Xanten OPraem, Bischof Hl. Claudius OSB , Abt P. Daniel Weber LC Mt 5,1-12 In jener Zeit, als Jesus die vielen Menschen sah, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm. Dann begann er zu reden und lehrte sie. Er sagte: Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden. Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben. Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden. Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden. Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen. Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden. Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet. Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn so wurden schon vor euch die Propheten verfolgt. Einführendes Gebet: Ich danke dir, dass du uns die Seligpreisungen gegeben hast. Damit zeigst du uns, worauf es wirklich ankommt. Bitte: Lieber Jesus, ich bitte dich, lass mich die Seligpreisungen lieben, besonders die Barmherzigkeit. 1. Jesus, der Selbstlose. Jesus predigt und schenkt uns die Seligpreisungen. Sie gehören zum Zentrum unseres Glaubens. Jetzt wird es spannend; was wird Jesus uns lehren? Was wird er von uns wollen? Jesus ist selbstlos. Er fordert nichts für sich, keine Gebete, die wir zu seinen Ehren auf jeden Fall verrichten sollen, keine Verehrung für ihn, keine Münze im Körbchen und er braucht auch keine Torte an seinem Geburtstag. Nein, die Seligpreisungen kommen uns Menschen zugute. Wer eine gute Tat tut, den wird der Himmel belohnen. Klar, wir sind keine Söldner, die nur gegen Bezahlung arbeiten. Aber es ist doch schön, wenn wenigstens Gott merkt, dass wir Gutes tun. 2. Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden. Im Jahr der Barmherzigkeit dürfen wir die Seligpreisung „selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden“ nicht übergehen. Der Papst mobilisiert zurzeit die ganze Welt, damit Barmherzigkeit geübt wird. Warum? Vielleicht weil wir es nötig haben. Das Schöne bei Jesus ist, dass er nicht nur Ansprüche stellt, sondern sie auch selbst erfüllt und demgemäß lebt. Zwei bis drei Jahre später wird Christus ans Kreuz geheftet flehen: „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun“ (Lk 23,34). Das ist wahre Größe. Auch wenn wir gegenüber unseren Nächsten Barmherzigkeit üben, zeigen wir Größe. In der Kirche nennen wir das Heiligkeit. Immer wenn wir die Barmherzigkeit leben, macht uns das ein Stückchen heiliger! 3. Barmherzigkeit im Alltag? Unsere Mutter, die Kirche, übersetzt das schwere Wort „Barmherzigkeit“ in unser tägliches Leben: Es gibt die sieben leiblichen und die sieben geistlichen Werke der Barmherzigkeit. Eines dieser Werke fällt mir persönlich sehr schwer: „Lästige geduldig ertragen“. Wir kennen sie alle: die Quälgeister, Besserwisser und die, die ohne Punkt und Komma reden. Diesen Menschen können wir Barmherzigkeit erweisen. Und plötzlich wird dann aus diesem fernen, frommen Wort „Barmherzigkeit“ etwas, was ich jeden Tag leben und erfahren kann. Noch sind die Möglichkeiten nicht erschöpft. Und so auch meine Möglichkeit, Christus und meinen Mitmenschen meine Liebe zu zeigen. Gespräch mit Christus: Jesus, du rufst uns dazu auf, Barmherzigkeit zu üben. Aus Liebe zu dir möchte ich mich und meinen Egoismus überwinden und diese Barmherzigkeit üben. Möglicher Vorsatz: Die Lästigen aus Liebe zu Christus ertragen und lieben.
Christus nimmt uns in die Pflicht 7. Juni 2016
Dienstag der zehnten Woche im Jahreskreis Hl. Robert von Newminster OCist, Abt Hl. Eoban und Adalar, Bischöfe, Märtyrer P. Daniel Weber LC Mt 5,13-16 In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten. Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht ein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter; dann leuchtet es allen im Haus. So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen. Einführendes Gebet: Herr, ich preise dich, weil du an mich denkst und mich einlädst, dein Apostel zu sein. Danke für das Vertrauen. Bitte: Guter Jesus, gib mir die Gnade, ein mutiger Christ zu sein und dich vor den Menschen zu bekennen. 1. Salz der Erde. Christus nennt seine Jünger das Salz der Erde. Ein komischer Vergleich. Das Salz wird von Amateurköchen eher stiefmütterlich behandelt. Die Kinder greifen zum Zucker, die Mutigen zu den Chiliflocken – und das Salz? Man hört öfter Mahnungen: Pass auf beim Salz! Das Salz gibt den Speisen ihre Würze. Wir Christen sollen die Würze in einer sonst faden Welt sein. Christus wollte nicht, dass wir „süß“ sind, sondern dass wir der Welt Würze geben. Er wollte nicht, dass wir den Menschen nach dem Mund reden, sondern dass wir für das, woran wir glauben, einstehen. Für diesen Glauben, den Christus uns gegeben hat. 2. Lass dein Licht leuchten! Wir sollen auch wie ein Licht sein, das allen im Hause leuchtet. Christus will, dass wir sein Licht weiterverbreiten. Im Römischen Reich fanden viele Menschen nach und nach den Weg zur Kirche. Sie verließen ihre heidnischen Religionen und wurden Christen. Was die Menschen faszinierte, war die Nächstenliebe und die Güte. Die ersten Christen ließen ihre Nächstenliebe vor den Menschen leuchten. Was ist mit uns? Leuchtet unsere Nächstenliebe und Güte auch vor den Menschen? 3. Die Menschen werden euren Vater im Himmel preisen. Es liegt also auch in unserer Hand, ob unsere Mitmenschen Gott preisen. Wenn ich ein gutes Beispiel geben kann, schlägt das Wellen und breitet sich aus. Eine zu große Aufgabe? Ist das nicht zu viel verlangt? - Nein, der Heilige Geist wurde uns gesandt und durch ihn erkennen wir, was wir tun sollen. Er gibt uns auch die Kraft, das Erkannte zu vollbringen. Gewöhnen wir uns zum Beispiel selbst an, Gott für alles, was er uns schickt, angenehm oder unangenehm, zu danken und zu preisen. Fangen wir damit bei uns selbst an und stecken wir die anderen an. Gespräch mit Christus: Jesus, du nimmst mich in die Pflicht. Ich soll Farbe bekennen, Salz und Licht sein. Bitte gib mir die Gnade, dich vor den Menschen zu bekennen und zu dir zu stehen. Möglicher Vorsatz: Versuchen wir in den nächsten Tagen unseren Glauben besonders intensiv zu leben: bei der Arbeit, zu Hause und in unserer Freizeit.
Jesus ist die Erfüllung der Heiligen Schrift 8. Juni 2016
Mittwoch der zehnten Woche im Jahreskreis Hl. Medardus, Bischof Hl. Helga von Schwarzenberg P. Daniel Weber LC Mt 5,17-19 In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen. Amen, das sage ich euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird auch nicht der kleinste Buchstabe des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist. Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich. Einführendes Gebet: Jesus ich bete dich an. Ich danke dir für dein Wort am heutigen Morgen. Bitte: Ich bitte dich, zeige mir in deinen Geboten, deine göttliche Weisheit für mein Leben. 1. Die Heilige Schrift ist eine Einheit. Jesus sieht sich in der Tradition der Propheten. Er tritt nicht so streng wie die jüdischen Schriftgelehrten auf. Das Händewaschen nach einem Marktbesuch ist nicht so wichtig, wie die Sorge um die arme Witwe von nebenan. Er predigt die Nächstenliebe – das neue Gebot – aber er ist kein Umstürzler. Er interpretiert die Worte der Tora und der Propheten aus der Perspektive der Gottes- und Nächstenliebe. Jesus rückt das Heil des Menschen ins Zentrum seiner Aufmerksamkeit, der Buchstabe des Gesetzes dient demselben Ziel. Welches Bild von Jesus vermittelt uns das? Das eines gütigen Vaters und eines barmherzigen Richters. 2. Jesus ist die Erfüllung. Jesus legt den Schwerpunkt seiner Lehren auf die Gottes- und Nächstenliebe und sieht sich darin in der Tradition der Propheten, die mit großer Hoffnung das Kommen des Messias und Erlösers vorhergesagt haben. Alles, was die Propheten verkündet haben, kommt im Leben Jesu in Erfüllung. Besonders im Matthäusevangelium lesen wir oft „… damit sollte sich die Schrift erfüllen“. Hier sehen wir auch die Pädagogik Gottes. Im Alten Testament wird der Glaube an einen persönlichen Gott, den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs verkündet. In den Evangelien erfüllt Jesus die Verheißungen der Propheten und damit die tiefsten Erwartungen, die jeder Gläubige persönlich in sich trägt. 3. Die Gebote halten und lehren. In den letzten zwei Sätzen betont Jesus die Wichtigkeit der Gebote, er bekräftigt, dass man sie halten soll. Auch für uns heute sind die zehn Gebote lebenswichtig. Die ersten drei Gebote sprechen von den Pflichten gegenüber Gott und die restlichen sieben von den Pflichten gegenüber unseren Mitmenschen. Und Jesus setzt noch eins drauf. Wir sollen diese Gebote auch anderen vermitteln. Das trifft besonders auf die Eltern und Lehrer zu. Gerade heute, wo so viele Menschen nach einem Sinn im Leben, nach Gott suchen, wird unser Zeugnis für sie zu einem guten Wegweiser. Gespräch mit Christus: Guter Jesus, du bist Mensch geworden, um uns den Weg zum Himmel zu lehren und uns zu erlösen. Manchmal bin ich zu schwach, um deine Gebote zu halten. Gib mir dann die Einsicht, dass ich bei dir um Gnade bitten kann und die Kraft, deine Gebote zu beachten. Möglicher Vorsatz: Die zehn Gebote lesen (Deut 5,6-21), halten und für unseren Nächsten beten.
Verzeihung und Frieden 9. Juni 2016
Donnerstag der zehnten Woche im Jahreskreis Hl. Ephräm der Syrer, Kirchenlehrer Hl. Anna Maria Taigi P. Daniel Weber LC Mt 5,20-26 In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen. Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du gottloser Narr!, soll dem Feuer der Hölle verfallen sein. Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe. Schließ ohne Zögern Frieden mit deinem Gegner, solange du mit ihm noch auf dem Weg zum Gericht bist. Sonst wird dich dein Gegner vor den Richter bringen, und der Richter wird dich dem Gerichtsdiener übergeben, und du wirst ins Gefängnis geworfen. Amen, das sage ich dir: Du kommst von dort nicht heraus, bis du den letzten Pfennig bezahlt hast. Einführendes Gebet: Lieber Jesus, ich bete dich an! Ich danke dir, dass ich heute Morgen diese Meditation mit dir verbringen kann. Bitte: Ich bitte dich, mach mich von Herzen demütig, damit ich meinem Nächsten verzeihen und auch die Bitte um Verzeihung von anderen anzunehmen vermag. 1. Du sollst Deinem Bruder nicht zürnen. Manchmal fällt es uns schwer, unseren Mitmenschen nicht zu zürnen, weil wir denken, dass unser Nächster diesmal wirklich endlich eine Abfuhr verdient hat. Doch Jesus ist kein Minimalist, der sich auf ein „Du sollst nicht töten“ beschränkt. Bei den zehn Geboten soll zwar der Schutz des Menschen im Vordergrund stehen, aber es ist durchaus noch mehr drin und so geht Jesus wieder tiefer. Was haben wir für einen tollen Gott, der uns Menschen wirklich kennt und versteht, der uns durch seine Lehre auch vor geringerem Schaden schützen möchte. Von dem Menschenbild, das Christus von uns hat, könnten wir uns eine große Scheibe abschneiden. Fangen wir heute damit an und versuchen wir, unseren Nächsten so zu sehen, wie Gott ihn sieht. 2. Opfergabe und Vergebung. Für die Juden waren der Tempel und das Opfer von allergrößtem Wert und jetzt kommt Jesus und sagt: Versöhn dich zuerst mit deinem Bruder und dann geh beten. Auch hier legt Jesus also einen drauf. Es ist einfacher, ein Schaf zum Tempel zu bringen und mit dem Priester zu beten, wenn er das Opfer darbringt, als zu deinem Nächsten zu gehen und ihn um Verzeihung zu bitten. Aber wahrscheinlich ist für uns die mit der Vergebungsbitte verbundene Demut von größerem Nutzen. Danach erst sollen wir unseren Weg fortsetzten und unser geplantes Opfer und Gebet darbringen. Auch hier stellt Jesus den Menschen in den Vordergrund. 3. Schließ Frieden! Jesus rundet seine Lehre im heutigen Evangelium mit dem Gedanken ab, man solle am Anfang des Konflikts Frieden schließen – bevor es schlimmer wird. Auch hier müssen wir demütig sein, unsere Fehler eingestehen, um Verzeihung bitten und neu anfangen. Alles sehr leicht gesagt. Es ist ein Zeichen persönlicher Reife. Hochmut war noch nie ein guter Berater: Jesus möchte, dass wir Menschen zuerst untereinander Frieden schließen, selbst wenn das auf Kosten unseres Hochmuts gehen sollte, selbst wenn wir uns überwinden und um Verzeihung bitten müssten. Gespräch mit Christus: Ich danke dir Jesus, dass du mir wieder die Augen öffnest und den Wert meines Mitmenschen zeigst. Zeig mir heute besonders die Menschen, die deine Liebe am meisten brauchen. Möglicher Vorsatz: Ich will heute demütig sein, alle Streitigkeiten vermeiden und schnell Frieden schließen. Der Friede ist immer möglich.
Reinheit des Herzens 10. Juni 2016
Freitag der zehnten Woche im Jahreskreis Hl. Bardo OSB, Abt, Erzbischof Hl. Olivia, Märtyrerin Ellen Petermann Mt 5,27-32 In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen. Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen. Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt. Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine Scheidungsurkunde geben. Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch. Einführendes Gebet: Barmherziger Vater, ich komme zu dir und möchte dir mein Herz schenken. Ein Herz, das lieben möchte , aber auch ein Herz, das oft voller Angst und Zweifel ist. Bitte: Vater, schenke mir den Willen und die Kraft, von den egoistischen Tendenzen in meinem Herz loszulassen, damit du mich verwandelst. 1. Herr, weite mein Herz. In dieser Evangeliumsstelle spricht Jesus vom Ehebruch im Herzen. Was will er mir damit sagen? Wie kann ich im Herzen Ehebruch begehen? Der Katechismus der Katholischen Kirche bezeichnet das Herz als den Sitz der sittlichen Persönlichkeit. In meinem Herzen kann mit Hilfe der Gnade Gottes Gutes entstehen. Tugenden können sich ausbilden. Die Reinheit des Herzens garantiert das, und ein von Gott geweitetes Herz vergrößert in uns die Fähigkeit zu lieben, wahrhaftig und ganzheitlich zu lieben. Um das zu erlangen, muss ich mein Herz ganz mit Gottes Liebe erfüllen lassen. Dazu muss ich immer in engem Kontakt mit ihm stehen, eine ehrliche, echte Beziehung zu ihm pflegen. Ich muss Gott vollen Eintritt in mein Herz gewähren, es niemals vor ihm verschließen. Dann ist es leichter, Versuchungen zu widerstehen und die Phantasie zu bändigen. 2. Wahrung der inneren Souveränität. Unsere Taten, die guten wie die schlechten, haben ihren Ursprung in unserem Herzen. Jesus macht das am Inhalt des neunten Gebotes deutlich. Es zielt nicht allein auf die Vermeidung von unkeuschen Gedanken und Wünschen ab, sondern in erster Linie auf die Bewahrung des wahren Reichtums des Herzens, damit es nicht von Gedanken und Gefühlen überschwemmt und die Liebe erstickt wird. Das gilt für Menschen jeden Standes, für die Eheleute, die Unverheirateten und für diejenigen, die die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen gewählt haben. Sicherlich ist Klugheit angesagt, die sich in Zurückhaltung, gebotener Distanz und das Vermeidung auffälliger Zuwendung ausdrücken kann. Ein Teil der Schamhaftigkeit ist sicherlich das Zügeln der Blicke. Leider ist das in unserer sexualisierten Welt gar nicht so einfach mit dem Wegschauen, denn erschreckend viele Menschen haben jeglichen Sinn für Schamhaftigkeit verloren und enthüllen das, was verborgen bleiben sollte. Leider werfen sie damit auch ihre Würde, die Gott ihnen als Geschöpf geschenkt hat, über Bord. 3. Maria, meine Zuflucht. Die Herzensreinheit erfordert auch die Kontrolle über unser Erinnerungsvermögen, oder salopp ausgedrückt, über unser Kopfkino. Fragwürdige Gespräche, Bilder oder Begegnungen können unsere Affektivität neu entfachen. Ebenso verhindert auch die Flucht in eine Traumwelt das Offensein für die Wirklichkeit. Ersatzwelten sollen den oft trockenen und widerspenstigen Alltag versüßen. Prüfen wir immer wieder, wo wir unser Herz haben. Wenn dein Herz Gefahr läuft, sich in niederen Dingen zu verstricken, suche Zuflucht bei Maria, der unbefleckten Jungfrau und blicke auf Jesus, auf das Kreuz und auf seine Barmherzigkeit. Gespräch mit Christus: Vater, hilf mir mit deiner Gnade, ein reines Herz zu erlangen. Ich kenne meine Schwächen, aber ich vertraue darauf, dass du mir hilfst. Du wirst dich über jeden noch so kleinen Fortschritt, den ich mache, freuen. Ich danke dir, dass du mein Vater bist. Möglicher Vorsatz: Ich werde mir einmal täglich Zeit nehmen und die Reinheit meines Herzens kontrollieren.
Apostel sein 11. Juni 2016
Samstag der zehnten Woche im Jahreskreis Hl. Apostel Barnabas Ellen Petermann Mt 10,7-13 In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Aposteln: Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe. Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus! Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben. Steckt nicht Gold, Silber und Kupfermünzen in euren Gürtel. Nehmt keine Vorratstasche mit auf den Weg, kein zweites Hemd, keine Schuhe, keinen Wanderstab; denn wer arbeitet, hat ein Recht auf seinen Unterhalt. Wenn ihr in eine Stadt oder in ein Dorf kommt, erkundigt euch, wer es wert ist, euch aufzunehmen; bei ihm bleibt, bis ihr den Ort wieder verlasst. Wenn ihr in ein Haus kommt, dann wünscht ihm Frieden. Wenn das Haus es wert ist, soll der Friede, den ihr ihm wünscht, bei ihm einkehren. Ist das Haus es aber nicht wert, dann soll der Friede zu euch zurückkehren. Einführendes Gebet: Jesus, ich liebe dich, und ich glaube an dich. Mein Herz brennt in der Brust, denn ich möchte ein Apostel sein. Mit Feuereifer möchte ich hinausgehen und allen Menschen, vor allem denen, die dich nicht kennen, von deiner Liebe berichten. Ich möchte mithelfen, dein Reich aufzubauen. Bitte: Jesus, gib mir Kraft und Mut, ein authentischer Zeuge meines Glaubens und ein mutiger Apostel zu sein. 1. Klare Ansagen. Jesus sendet seine Apostel aus. Er macht ganz klare Ansagen, die fast schon wie Befehle klingen, und er erteilt Vollmachten. All das, was durch ihn schon geschehen ist, wird jetzt für seine Jünger zum apostolischen Auftrag. Bisher waren die Jünger nur Schauende, jetzt sollen sie selbst zu Handelnden werden. Und es eilt. Es geht um das Nahen des Himmelreiches. Was heißt das: Das Himmelreich ist nahe? Es geht hier um einen Prozess, um einen Verkündigungsweg, um den Aufbau des Reiches Gottes, des Reiches seiner Liebe. Auch ich bin eingeladen, tatkräftig dabei mitzuhelfen. Bin ich dazu bereit? Denn es gibt keine Zeit zu verlieren. 2. Keine übertriebene Logistik. Die Verhaltensregeln, die Jesus seinen Aposteln mit auf den Weg gibt, sind schon etwas radikal. Hier wird Vertrauen eingefordert. Vertrauen auf Gottes Vorsehung. Die Apostel sollen nichts mitnehmen, sich nicht absichern, weder mit den Dingen, die man zum täglichen Leben braucht, noch mit finanziellen Mitteln. Sie sollen darauf vertrauen, dass Gott sie sicher führt. Dass er weiß, was sie brauchen, und dass er für sie sorgen wird. Wie sieht das bei mir persönlich aus? Könnte ich dieses Vertrauen haben, oder brauche ich immer eine Sicherheit. Kann ich von ganzem Herzen JA sagen zu Gott und seinen Aufträgen, oder brauche ich immer noch ein Hintertürchen? Kann ich gänzlich alles loslassen und mich ganz Gottes Vorsehung anvertrauen? 3. Frieden, wie nur Gott ihn schenken kann. Jesus erteilt uns den Auftrag, von Haus zu Haus zu gehen, nicht nur offene Türen „einzurennen“, sondern auch da anzuklopfen, wo die Türen fest verschlossen sind. Wir sollen das, was wir von Gott geschenkt bekommen haben, weitergeben, nämlich Gottes Liebe. Wir müssen ein offenes Ohr und ein wachsames Auge ausbilden, um zu erkennen, wen Gott uns schickt. Die Aussätzigen von heute sehen anders aus als die aus der Zeit Jesu. Manchmal werden Menschen wie Aussätzige behandelt, ausgegrenzt und verstoßen. Um diese Menschen müssen wir uns kümmern, die können wir ein Stück weit heilen, indem wir sie annehmen und liebevoll behandeln. Und wenn wir abgelehnt werden und uns die Tür vor der Nase zugeschlagen wird, dann können wir das getrost in Gottes Hände legen, still werden und mit Gott ins Gespräch kommen. Wir werden unseren Frieden finden, den Frieden, den nur Gott schenken kann. Gespräch mit Christus: Jesus, ich danke dir, dass auch ich ein Apostel für dein Reich sein kann. Auch, wenn ich nicht willkommen geheißen werde oder sogar auf Ablehnung stoße, weiß ich, dass du mir immer wieder neue Energie und Motivation schenken wirst, um weiter zu machen. Ich bin stolz darauf, dass du mein Freund bist. Möglicher Vorsatz: Heute werde ich ganz bewusst mit einer Person über meinen Glauben reden.
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