Tägliche Meditationen

Tägliche Meditationen

Sonntag 20. März 2016 bis 26. März 2016

Karwoche

Ellen Petermann

Mein König und ErlöserSonntag
Wie groß ist meine Liebe?Montag
Gott hat unser Scheitern eingeplantDienstag
Der VerratMittwoch
Liebe bis zur VollendungDonnerstag
Jesus vollendet den Plan des VatersFreitag
Dunkelheit und LichtSamstag


Mein König und Erlöser

20. März 2016

Palmsonntag
Palmarum

Ellen Petermann

Lk 22,14-23,56 – hier Kurzfassung Lk 23,1-49
Das Leiden unseres Herrn Jesus Christus nach Lukas

Daraufhin erhob sich die ganze Versammlung, und man führte Jesus zu Pilatus. Dort brachten sie ihre Anklage gegen ihn vor; sie sagten: Wir haben festgestellt, dass dieser Mensch unser Volk verführt, es davon abhält, dem Kaiser Steuer zu zahlen, und behauptet, er sei der Messias und König. Pilatus fragte ihn: Bist du der König der Juden? Er antwortete ihm: Du sagst es. Da sagte Pilatus zu den Hohenpriestern und zum Volk: S Ich finde nicht, dass dieser Mensch eines Verbrechens schuldig ist. Sie aber blieben hartnäckig und sagten: Er wiegelt das Volk auf und verbreitet seine Lehre im ganzen jüdischen Land von Galiläa bis hierher. Die Verspottung durch Herodes Als Pilatus das hörte, fragte er, ob der Mann ein Galiläer sei. Und als er erfuhr, dass Jesus aus dem Gebiet des Herodes komme, ließ er ihn zu Herodes bringen, der in jenen Tagen ebenfalls in Jerusalem war. Herodes freute sich sehr, als er Jesus sah; schon lange hatte er sich gewünscht, mit ihm zusammenzutreffen, denn er hatte von ihm gehört. Nun hoffte er, ein Wunder von ihm zu sehen. Er stellte ihm viele Fragen, doch Jesus gab ihm keine Antwort. Die Hohenpriester und die Schriftgelehrten, die dabeistanden, erhoben schwere Beschuldigungen gegen ihn. Herodes und seine Soldaten zeigten ihm offen ihre Verachtung. Er trieb seinen Spott mit Jesus, ließ ihm ein Prunkgewand umhängen und schickte ihn so zu Pilatus zurück. An diesem Tag wurden Herodes und Pilatus Freunde; vorher waren sie Feinde gewesen. Pilatus rief die Hohenpriester und die anderen führenden Männer und das Volk zusammen und sagte zu ihnen: Ihr habt mir diesen Menschen hergebracht und behauptet, er wiegle das Volk auf. Ich selbst habe ihn in eurer Gegenwart verhört und habe keine der Anklagen, die ihr gegen diesen Menschen vorgebracht habt, bestätigt gefunden, auch Herodes nicht, denn er hat ihn zu uns zurückgeschickt. Ihr seht also: Er hat nichts getan, worauf die Todesstrafe steht. Daher will ich ihn nur auspeitschen lassen, und dann werde ich ihn freilassen. Da schrien sie alle miteinander: Weg mit ihm; lass den Barabbas frei! Dieser Mann war wegen eines Aufruhrs in der Stadt und wegen Mordes ins Gefängnis geworfen worden. Pilatus aber redete wieder auf sie ein, denn er wollte Jesus freilassen. Doch sie schrien: Kreuzige ihn, kreuzige ihn! Zum dritten Mal sagte er zu ihnen: Was für ein Verbrechen hat er denn begangen? Ich habe nichts feststellen können, wofür er den Tod verdient. Daher will ich ihn auspeitschen lassen, und dann werde ich ihn freilassen. Sie aber schrien und forderten immer lauter, er solle Jesus kreuzigen lassen, und mit ihrem Geschrei setzten sie sich durch: Pilatus entschied, dass ihre Forderung erfüllt werden solle. Er ließ den Mann frei, der wegen Aufruhr und Mord im Gefängnis saß und den sie gefordert hatten. Jesus aber lieferte er ihnen aus, wie sie es verlangten. Als sie Jesus hinausführten, ergriffen sie einen Mann aus Zyrene namens Simon, der gerade vom Feld kam. Ihm luden sie das Kreuz auf, damit er es hinter Jesus hertrage. Es folgte eine große Menschenmenge, darunter auch Frauen, die um ihn klagten und weinten. Jesus wandte sich zu ihnen um und sagte: + Ihr Frauen von Jerusalem, weint nicht über mich; weint über euch und eure Kinder! Denn es kommen Tage, da wird man sagen: Wohl den Frauen, die unfruchtbar sind, die nicht geboren und nicht gestillt haben. Dann wird man zu den Bergen sagen: Fallt auf uns!, und zu den Hügeln: Deckt uns zu! Denn wenn das mit dem grünen Holz geschieht, was wird dann erst mit dem dürren werden? Zusammen mit Jesus wurden auch zwei Verbrecher zur Hinrichtung geführt. Sie kamen zur Schädelhöhe; dort kreuzigten sie ihn und die Verbrecher, den einen rechts von ihm, den andern links. Jesus aber betete: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Dann warfen sie das Los und verteilten seine Kleider unter sich. Die Leute standen dabei und schauten zu; auch die führenden Männer des Volkes verlachten ihn und sagten: S Anderen hat er geholfen, nun soll er sich selbst helfen, wenn er der erwählte Messias Gottes ist. Auch die Soldaten verspotteten ihn; sie traten vor ihn hin, reichten ihm Essig und sagten: Wenn du der König der Juden bist, dann hilf dir selbst! Über ihm war eine Tafel angebracht; auf ihr stand: Das ist der König der Juden. Einer der Verbrecher, die neben ihm hingen, verhöhnte ihn: Bist du denn nicht der Messias? Dann hilf dir selbst und auch uns! Der andere aber wies ihn zurecht und sagte: Nicht einmal du fürchtest Gott? Dich hat doch das gleiche Urteil getroffen. Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. Dann sagte er: Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst. Jesus antwortete ihm: Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein. Es war etwa um die sechste Stunde, als eine Finsternis über das ganze Land hereinbrach. Sie dauerte bis zur neunten Stunde. Die Sonne verdunkelte sich. Der Vorhang im Tempel riss mitten entzwei, und Jesus rief laut: Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist. Nach diesen Worten hauchte er den Geist aus. Als der Hauptmann sah, was geschehen war, pries er Gott und sagte: Das war wirklich ein gerechter Mensch. Und alle, die zu diesem Schauspiel herbeigeströmt waren und sahen, was sich ereignet hatte, schlugen sich an die Brust und gingen betroffen weg. Alle seine Bekannten aber standen in einiger Entfernung vom Kreuz, auch die Frauen, die ihm seit der Zeit in Galiläa nachgefolgt waren und die alles mit ansahen.

Einführendes Gebet: Jesus, beschenke mich mit deiner Gnade und deinem Frieden. Öffne mein Herz und meinen Verstand, damit ich jetzt, in dieser Zeit unseres Beisammenseins, alles empfangen kann, was du für mich vorbereitet hast.

Bitte: Lass mich niemals vergessen, dass du mein König und Erlöser bist.

1. Der König meines Herzens. Der Palmsonntag leitet die Karwoche ein. Jesus hält Einzug in Jerusalem, um dort mit seinen Jüngern das Paschafest zu feiern. Er zieht ein als König. Das Volk, die anderen Pilger, jubeln ihm zu. Aus Ehrerbietung und zum Zeichen seines Königtums tragen die Menschen Palmzweige, ja sie breiten sogar ihre Kleider auf dem Weg aus. Mit sanfter Bestimmtheit möchte Jesus auch Einzug in mein Leben halten. Ja, er möchte König meines Herzens sein. Bin ich bereit, mich mit dem König meines Herzens zu verbinden und ihn auf dem schrecklichen Weg der Passion, der ihm bevorsteht, zu begleiten? Bin ich auch bereit, mit ihm gemeinsam den Kampf gegen alles Erbärmliche aufzunehmen, gegen das, was den Blick trübt und das Gewissen stumpf macht? Ich möchte nicht nur jubelnd am Wegesrand stehen, sondern den ganzen Weg mit ihm gehen und ihm ganz nahe sein.

2. Mit-leiden. Damit wir Christus bis ans Ende der Karwoche und in seine Herrlichkeit begleiten können, müssen wir sein Opfer verstehen, wir müssen uns mit ihm, der schließlich tot am Kreuz hängt, eins fühlen und wissen. Die kommenden Tage laden uns ein, uns in seine Passion zu versenken. Das kann reiche Frucht bringen. Ich sehe den Herrn bitterstes Leiden an Leib und Seele durchmachen, und ich sehe seinen Gehorsam und seine Liebe. Ich sollte mir bewusst machen, dass er das alles wegen meiner Sünden erleiden muss, dass ich sozusagen mitgeholfen habe, ihn ans Kreuz zu nageln. Er hat die Sünden der Welt auf sich geladen, als sei er der Sünder. Welch großen Dank schulden wir ihm für dieses Opfer, das uns von aller Sünde und dem ewigen Tod befreit.

3. Mein Kreuz. Wenn ich am Palmsonntag dem Priester in der Palmprozession folge und in die Kirche einziehe, dann steht das symbolisch für meine Nachfolge Christi in das himmlische Jerusalem, in den Himmel. Voraussetzung dafür ist aber, dass ich auch tatsächlich mein ganz persönliches Kreuz trage. Ist mir das klar? Orientiere ich mich dabei am Gehorsam und der Liebe Jesu, oder versuche ich ab und zu mein Kreuz abzuschütteln? Tatsache ist, dass ich mein Kreuz letztlich nicht abschütteln kann, ich bin daran festgenagelt, ich kann meinem Kreuz nicht wirklich entrinnen. Es wäre ein sinnloser Kampf und auch nicht gut, denn das Kreuz bleibt bis zum Ende als Zeichen einer Freundschaft, die auf Erden begann und im Himmel für immer fortgesetzt wird. Dadurch, dass ich an mein persönliches Kreuz genagelt bin, bin ich gleichzeitig auch an Jesus geheftet, und je eher ich mich – auch im Geiste – dem Sterben füge, desto früher werde ich auferstehen und geheilt sein.

Gespräch mit Christus: Jesus, ich möchte aus Liebe zu dir versuchen, mein Kreuz zu tragen. Oft bin ich schwach und möchte mein Kreuz abwerfen. Schenke mir den Mut, dich in diesen Momenten um Hilfe zu bitten. Lass mein Vertrauen in deine Kraft wachsen.

Möglicher Vorsatz: Ich werde heute ganz konkret darüber nachdenken, welches meine Kreuze sind und sie in einem Akt des Vertrauens annehmen.


Wie groß ist meine Liebe?

21. März 2016

Montag der Karwoche
Hl. Christian OSB, Abt
Absalom (Axel) Erzbischof

Ellen Petermann

Joh 12,1-11
Sechs Tage vor dem Paschafest kam Jesus nach Betanien, wo Lazarus war, den er von den Toten auferweckt hatte. Dort bereiteten sie ihm ein Mahl; Marta bediente, und Lazarus war unter denen, die mit Jesus bei Tisch waren. Da nahm Maria ein Pfund echtes, kostbares Nardenöl, salbte Jesus die Füße und trocknete sie mit ihrem Haar. Das Haus wurde vom Duft des Öls erfüllt. Doch einer von seinen Jüngern, Judas Iskariot, der ihn später verriet, sagte: Warum hat man dieses Öl nicht für dreihundert Denare verkauft und den Erlös den Armen gegeben? Das sagte er aber nicht, weil er ein Herz für die Armen gehabt hätte, sondern weil er ein Dieb war; er hatte nämlich die Kasse und veruntreute die Einkünfte. Jesus erwiderte: Lass sie, damit sie es für den Tag meines Begräbnisses tue. Die Armen habt ihr immer bei euch, mich aber habt ihr nicht immer bei euch. Viele Juden hatten erfahren, dass Jesus dort war, und sie kamen, jedoch nicht nur um Jesu willen, sondern auch um Lazarus zu sehen, den er von den Toten auferweckt hatte. Die Hohenpriester aber beschlossen, auch Lazarus zu töten, weil viele Juden seinetwegen hingingen und an Jesus glaubten.

Einführendes Gebet: Jesus, auch ich würde gerne, genauso wie Maria, deine Füße mit kostbarem Öl salben, um dir zu zeigen, wie wertvoll mir meine Beziehung zu dir ist. Ich möchte in dieser Meditation genau hinhören, was du mir zu sagen hast.

Bitte: Herr, mach mich meinen Mitmenschen gegenüber großzügiger.

1. Das kostbare Öl. Jesus geht nach Betanien, um seine Freunde zu besuchen. Er liebt die drei Geschwister, und durch den Tod und die Auferweckung des Lazarus sind sie sehr verbunden. Sie sind sehr dankbar und froh, Jesus zu Gast zu haben und wissen nicht, dass es sich um ein Abschiedsessen handelt. Marta dient ihrem Herrn wie gewohnt. Sie ist eine sehr fleißige Dienerin, und so bringt sie ihre Liebe zum Ausdruck. Maria hat ihre Art, Jesus ihre Liebe zu bezeugen. Sie nimmt das kostbare Nardenöl und salbt Jesus damit die Füße. Sie hat erkannt, dass der größte Schatz im Vergleich zu Jesus nichts wert ist. So schüttet sie denn ihr kostbares Öl für den Herrn aus und ahnt nicht, dass Jesus nur kurze Zeit später sein kostbares Blut für die Rettung aller Menschen vergießen wird.

2. Weltliebe. Dieses Mal beschwert sich nicht Marta, sondern Judas über Marias Vorgehen. Er hatte leider keinen Sinn für die Barmherzigkeit und auch die Armen interessierten ihn nicht wirklich. Würde er etwa am liebsten das kostbare Öl verkaufen und das Geld in die eigene Tasche stecken? Judas steht für alle, die das Geld mehr lieben als den Meister. Er versteht nicht, zu welcher Liebe und Hingabe ein Jünger Jesu berufen ist. In wenigen Tagen, wenn er seinen Herrn mit einem Kuss, dem schlechthinnigen Zeichen der zärtlichen Liebe, ausliefern wird, wird er in die Geschichte eingehen und zum Inbegriff des Verrats werden. Judas glaubte nicht, deshalb hängt sein Herz an weltlichen Dingen. Judas ist uns nicht fremd, er spiegelt das menschliche Wesen wieder. Auch in uns gibt es Neigungen der Liebe zur Welt und zum Egoismus.

3. Wie viel ist mir Jesus wert? Und wie reagiert die Bevölkerung auf Jesus, der Lazarus erweckt hat? Die Menschen kommen. Es ist eine Sensation. Sie wollen nicht nur Jesus, sondern auch Lazarus sehen. Einige kommen zum Glauben. Doch: Armer Lazarus, gerade erst von den Toten zurück, soll er schon wieder sterben. Es lag also auch damals schon an den jeweiligen Menschen, wie sie auf die Geschehnisse reagierten. Und nun liegt es an uns, wie wir mit unserm Glauben darauf antworten. Maria hat es uns allen vorgemacht: Jesus ist Christus, der Gesalbte. Maria salbt ihm die Füße und später wird sie seinen Leichnam salben. Mit dem Duft des kostbaren Öls strömt sozusagen Marias ungeteilte Liebe zu ihrem Meister durch das ganze Haus der Kirche. Welche Kostbarkeiten gebe ich denn für Jesus, meinen Meister, den Geliebten meiner Seele, her? Vielleicht kostbare Zeit? Schenke ich Jesus die Zeit, die er sich so sehr wünscht? Schenke ich ihm meine Aufmerksamkeit, meine ganze Liebe, mein Vertrauen, oder vertröste ich ihn oft mit fadenscheinigen Ausreden? Ja, grenzt es vielleicht auch manchmal schon an Verrat, wenn ich Jesus die rote Karte zeige, und mich irgendwelchen weltlichen, angeblich wichtigen Beschäftigungen hingebe, anstatt mit ihm zu sein? Ist meine Freundschaft ehrlich? Würde ich das Kostbarste, was ich habe, für ihn hergeben?

Gespräch mit Christus: Jesus, oft mangelt es mir an Großzügigkeit und ich bin dir und meinen Mitmenschen gegenüber kleinlich. Ich nehme mir Maria zum Vorbild. Ich möchte ihr nacheifern und in der Liebe wachsen.

Möglicher Vorsatz: Heute werde ich ganz bewusst jemandem meine ungeteilte Aufmerksamkeit schenken.


Gott hat unser Scheitern eingeplant

22. März 2016

Dienstag der Karwoche
Hl. Clemens August von Galen, Kardinal
Hl. Elmar OPraem, Abt

Ellen Petermann

Joh 13,21-33.36-38
In jener Zeit, als Jesus mit seinen Jüngern bei Tisch war, wurde er im Innersten erschüttert und bekräftigte: Amen, amen, das sage ich euch: Einer von euch wird mich verraten. Die Jünger blickten sich ratlos an, weil sie nicht wussten, wen er meinte. Einer von den Jüngern lag an der Seite Jesu; es war der, den Jesus liebte. Simon Petrus nickte ihm zu, er solle fragen, von wem Jesus spreche. Da lehnte sich dieser zurück an die Brust Jesu und fragte ihn: Herr, wer ist es? Jesus antwortete: Der ist es, dem ich den Bissen Brot, den ich eintauche, geben werde. Dann tauchte er das Brot ein, nahm es und gab es Judas, dem Sohn des Simon Iskariot Als Judas den Bissen Brot genommen hatte, fuhr der Satan in ihn. Jesus sagte zu ihm: Was du tun willst, das tu bald! Aber keiner der Anwesenden verstand, warum er ihm das sagte. Weil Judas die Kasse hatte, meinten einige, Jesus wolle ihm sagen: Kaufe, was wir zum Fest brauchen!, oder Jesus trage ihm auf, den Armen etwas zu geben. Als Judas den Bissen Brot genommen hatte, ging er sofort hinaus. Es war aber Nacht. Als Judas hinausgegangen war, sagte Jesus: Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht, und Gott ist in ihm verherrlicht. Wenn Gott in ihm verherrlicht ist, wird auch Gott ihn in sich verherrlichen, und er wird ihn bald verherrlichen. Meine Kinder, ich bin nur noch kurze Zeit bei euch. Ihr werdet mich suchen, und was ich den Juden gesagt habe, sage ich jetzt auch euch: Wohin ich gehe, dorthin könnt ihr nicht gelangen. Simon Petrus sagte zu ihm: Herr, wohin willst du gehen? Jesus antwortete: Wohin ich gehe, dorthin kannst du mir jetzt nicht folgen. Du wirst mir aber später folgen. Petrus sagte zu ihm: Herr, warum kann ich dir jetzt nicht folgen? Mein Leben will ich für dich hingeben. Jesus entgegnete: Du willst für mich dein Leben hingeben? Amen, amen, das sage ich dir: Noch bevor der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.

Einführendes Gebet: Jesus, auch mein Glaube ist klein und manchmal von Zweifeln bedroht. Ich möchte an deiner Hand gehen, damit du mich führst und leitest. Ich weiß auch, dass du meine Schwächen kennst und benutzt, um daraus Gutes hervorzubringen. Ich vertraue mich dir an.

Bitte: Jesus, sende Licht in meine Seele und vertreibe die Dunkelheit in mir.

1. Die gegenseitige Verherrlichung. Nachdem Judas hinausgegangen ist, beginnt die „Nacht“, die Passion, das Leiden Jesu. Gleichzeitig leuchtet in der Dunkelheit dieser Nacht aber ein herrliches Licht auf. Gottes Herrlichkeit wird durch Jesus offenbar werden. Jesu ganzes Leben, sein ganzes Wirken bis zu seinem Tod dient nicht seiner eigenen Verherrlichung, sondern dient der Verherrlichung des Vaters. Jesus hält bis zum Tod am Kreuz an seinem Zeugnis für den Vater und am Weg fest, den er gegangen ist: den der dienenden Liebe. Dafür verherrlicht der Vater den Sohn, indem er ihn von den Toten auferweckt und ihm den Platz zu seiner Rechten gibt. Es ist einzigartig, wie Vater und Sohn einander lieben. Ihre Beziehung ist herrlich. Ihn ihr erkennen wir einen Schnappschuss von Gottes Herrlichkeit.

2. Baldiger Abschied. Jesus redet seine Jünger liebevoll mit „Kinder“ an und spricht von seinem baldigen Scheiden. Mit diesem Fortgang meint er seinen nahen Tod, seinen Heimgang zum Vater. Dieser Abschied wird bei den Jüngern ein Suchen auslösen, denn sie können ohne ihn nicht sein. Jesus sagt ihnen ganz klar, dass sie nicht dorthin gelangen können, wo er sein wird und das verwirrt die Jünger und wirft Fragen auf. Bisher waren sie Jesus überall hin gefolgt. Er sagt „später“ werden sie ihm folgen.

3. Gott hat unsere Schwäche eingeplant. Das Leben des Petrus hatte nur ein Ziel: Jesus zu lieben und nach seinem Plane Menschenfischer zu sein. Alles andere sollte diesem Ziel untergeordnet bleiben. Aber hier begegnen wir einem verunsicherten Petrus, der nicht mit dem einverstanden ist, was Jesus sagt. Er will wissen, warum er nicht mitkommen kann. Ja, er beteuert sofort in seiner impulsiven, emotionalen Art, dass er bereit ist, sein Leben für seinen Herrn hinzugeben. Wie ernüchternd muss es für Petrus gewesen sein, dass Jesus ihm ganz klar sein Scheitern prophezeite. Wie oft haben wir Jesus schon Dinge versprochen, Vorsätze und gute Taten, und sind dann auch kläglich gescheitert! Wie aber das Versagen des Petrus für den Herrn kein Grund gewesen ist, den Bau seiner Kirche anders zu planen, so dürfen auch wir vertrauen, dass Gott in seinem Erlösungsplan unsere Schwäche und Zerbrechlichkeit wohl berücksichtigt hat.

Gespräch mit Christus: Jesus, oft mache ich dir auch leere Versprechungen, oder ich bin feige. Aber ich weiß, dass dein Herz und deine Liebe größer sind und dass ich zu dir zurückkehren kann und du mir alles verzeihst. Dafür danke ich dir von ganzem Herzen.

Möglicher Vorsatz: Heute werde ich zur Erneuerung meines Glaubens ganz bewusst das Credo beten.


Der Verrat

23. März 2016

Mittwoch der Karwoche
Hl. Rebekka A-Rayes, Ordensfrau

Ellen Petermann

Mt 26,14-25
In jener Zeit ging einer der Zwölf namens Judas Iskariot zu den Hohenpriestern und sagte: Was wollt ihr mir geben, wenn ich euch Jesus ausliefere? Und sie zahlten ihm dreißig Silberstücke. Von da an suchte er nach einer Gelegenheit, ihn auszuliefern. Am ersten Tag des Festes der Ungesäuerten Brote gingen die Jünger zu Jesus und fragten: Wo sollen wir das Paschamahl für dich vorbereiten? Er antwortete: Geht in die Stadt zu dem und dem und sagt zu ihm: Der Meister lässt dir sagen: Meine Zeit ist da; bei dir will ich mit meinen Jüngern das Paschamahl feiern. Die Jünger taten, was Jesus ihnen aufgetragen hatte, und bereiteten das Paschamahl vor. Als es Abend wurde, begab er sich mit den zwölf Jüngern zu Tisch. Und während sie aßen, sprach er: Amen, ich sage euch: Einer von euch wird mich verraten und ausliefern. Da waren sie sehr betroffen, und einer nach dem andern fragte ihn: Bin ich es etwa, Herr? Er antwortete: Der, der die Hand mit mir in die Schüssel getaucht hat, wird mich verraten. Der Menschensohn muss zwar seinen Weg gehen, wie die Schrift über ihn sagt. Doch weh dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird. Für ihn wäre es besser, wenn er nie geboren wäre. Da fragte Judas, der ihn verriet: Bin ich es etwa, Rabbi? Jesus sagte zu ihm: Du sagst es.

Einführendes Gebet: Jesus, ich glaube an dich und deine Auferstehung. In diesem Gebet möchte ich meine Ernsthaftigkeit und meine Standhaftigkeit festigen.

Bitte: Herr, stärke mich, damit ich mein Herz nicht an die verlockenden Dinge dieser Welt verliere.

1. Verkaufen wir nicht unsere Seele! Auch Judas ist einer von den Zwölfen, die mit Jesus unterwegs waren. Auch er hat seine Wunder gesehen, seine Predigten gehört und konnte teilhaben am makellosen Leben seines Meisters. Das alles scheint das Herz des Judas nicht berührt zu haben. War er immun gegen das Gute, hatte er nicht das Verlangen, Jesus nachzufolgen? Sein Herz hing an weltlichen Dingen. Er muss verzweifelt gewesen sein: Für lächerliche 30 Silberlinge verriet er seinen Herrn. Er verriet den, dem er alles verdankte. Judas hatte keinen Auferstehungsglauben. Er war sich nicht bewusst, dass er zusammen mit Christus auch seine Seele verkauft hatte. Er stand im krassen Gegensatz zu Maria, die ihrem Herrn alles gegeben hatte: ihr Fleisch, ihr Blut, ihre Jugend, ihre Pläne – alles.

2. â€žBin ich es etwa?“ Jesus kennt die Leute in der Stadt ganz genau. Er weiß, wo er und seine Jünger willkommen sind und das Paschamahl feiern können. Er schickt seine Jünger voraus. Jesus sagt, dass seine Zeit gekommen ist. Mit Haltung geht er seinem Tod entgegen. In vollkommener Ruhe setzt er sich zum Mahl. Welche Ehre für den Mann, der sein Haus dafür zur Verfügung gestellt hat! Während des friedlichen Mahls macht Jesus die schockierende Aussage, dass einer von ihnen ihn verraten und somit ausliefern wird. Die Jünger sind sehr betroffen, verunsichert und voller Sorge. Sie sehen sich in Frage gestellt und vielleicht denken sie an Momente, in denen sie die Worte Jesu angezweifelt haben. Sie haben Angst, denn niemand möchte der Verräter sein, und alle fragen: „Sag, Meister, bin ich es?“ Vielleicht suchten sie dabei schon verlegen nach einer Entschuldigung. Sie können den Gedanken nicht ertragen, dass ihre Liebe und Treue gegenüber Jesus in Gefahr geraten könnte, denn auf gar keinen Fall möchten sie ihn verraten, auch wenn ihr Glaube an ihn manchmal nicht felsenfest gewesen ist.

3. Eine Tragödie. Jesus weist seine Jünger darauf hin, dass sich das, was mit ihm geschehen wird, nicht vermeiden lässt. Dennoch, Judas entscheidet sich bei vollem Bewusstsein, den Messias zu verkaufen und ist deshalb für sein Handeln voll verantwortlich. Hatte er alles genau durchdacht? Geld reizte ihn ja schon immer. Aber wahrscheinlich war das gar nicht der eigentliche Grund für seinen Verrat, denn die Summe war nicht hoch. Möglicherweise wollte Judas Jesus durch den Verrat zwingen, sich als König und Herrscher zu offenbaren. Aber als er sah, dass Jesus gefangen genommen und getötet werden sollte, erkannte er, dass sein Plan gescheitert war und das trieb ihn zur Verzweiflung. Wenn er das wirklich bereut und um Vergebung gebeten hätte, wäre ihm Jesus mit offenen Armen entgegengekommen. Auch Judas galten die Verheißungen Jesu, aber er war nicht bereit, Gottes Hilfe und Vergebung anzunehmen und so begab er sich wahrscheinlich immer mehr in eine Spirale auswegloser Vorwürfe gegen sich selbst, was ihn schließlich zum Selbstmord trieb.

Gespräch mit Christus: Jesus, auch ich habe manchmal ein verstocktes Herz und bin nicht so recht bereit, deine Vergebung zu suchen. Ich weiß, dass jede meiner Sünden in dir den Wunsch, mich zurückzugewinnen, größer werden lässt. Entfache in mir die Sehnsucht nach deiner Vergebung.

Möglicher Vorsatz: Heute werde ich mich bemühen, bei allem, was ich tue, die Reinheit meiner Absicht zu bewahren.


Liebe bis zur Vollendung

24. März 2016

Gründonnerstag
Hl. Katharina von Schweden
Hl. Elias OPraem, Abt

Ellen Petermann

Joh 13,1-15
Es war vor dem Paschafest. Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, um aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen. Da er die Seinen, die in der Welt waren, liebte, erwies er ihnen seine Liebe bis zur Vollendung. Es fand ein Mahl statt, und der Teufel hatte Judas, dem Sohn des Simon Iskariot, schon ins Herz gegeben, ihn zu verraten und auszuliefern. Jesus, der wusste, dass ihm der Vater alles in die Hand gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und zu Gott zurückkehrte, stand vom Mahl auf, legte sein Gewand ab und umgürtete sich mit einem Leinentuch. Dann goss er Wasser in eine Schüssel und begann, den Jüngern die Füße zu waschen und mit dem Leinentuch abzutrocknen, mit dem er umgürtet war. Als er zu Simon Petrus kam, sagte dieser zu ihm: Du, Herr, willst mir die Füße waschen? Jesus antwortete ihm: Was ich tue, verstehst du jetzt noch nicht; doch später wirst du es begreifen. Petrus entgegnete ihm: Niemals sollst du mir die Füße waschen! Jesus erwiderte ihm: Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir. Da sagte Simon Petrus zu ihm: Herr, dann nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände und das Haupt. Jesus sagte zu ihm: Wer vom Bad kommt, ist ganz rein und braucht sich nur noch die Füße zu waschen. Auch ihr seid rein, aber nicht alle. Er wusste nämlich, wer ihn verraten würde; darum sagte er: Ihr seid nicht alle rein. Als er ihnen die Füße gewaschen, sein Gewand wieder angelegt und Platz genommen hatte, sagte er zu ihnen: Begreift ihr, was ich an euch getan habe? Ihr sagt zu mir Meister und Herr, und ihr nennt mich mit Recht so; denn ich bin es. Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.

Einführendes Gebet: Herr, ich danke dir für die Zeit des Beisammenseins. Ich brauche dich in meinem Leben und im Leben meiner Familie. Ich weiß, dass du mir in deiner bedingungslosen Liebe immer beistehst. Ich danke dir dafür. Ich liebe dich und sehne mich danach, dich an die erste Stelle in meinem Leben zu stellen.

Bitte: Herr, wasche mich rein von meinen Sünden und hilf mir, von ihnen frei zu kommen.

1. Eucharistie und Priestertum. Am Gründonnerstag gedenken wir des letzten Abendmahls, das Jesus mit den Aposteln feiert. Alle sind zusammen gekommen, um das Pascha der Juden zu begehen. Dieses Mal erhält die Feier aber einen anderen Charakter, denn Jesus weiß, dass dies sein letztes Paschafest ist, bevor er zum Vater heimkehrt. Wir lesen es hier nicht ausdrücklich, aber während dieses Mahles schenkt sich Jesus uns für alle Zeiten, indem er die Eucharistie einsetzt, sich im Brot verbirgt und von dem Zeitpunkt an in jeder heiligen Messe gegenwärtig wird, um in Liebe und Treue bei uns zu bleiben. So möchte er uns in unserer Schwachheit stärken und uns in unserer Einsamkeit beistehen. Ebenso gibt er seine ganze Vollmacht und Verfügungsgewalt an die Apostel, seine Stellvertreter, und somit an alle Priester weiter. Am Gründonnertag wird das Priestertum des Neuen Bundes gestiftet. Jesus lässt uns durch die Priester in einer besonderen Weise teilhaben an seinem königlichen, prophetischen und priesterlichen Amt („Tut dies zu meinem Gedächtnis“).

2. Gott ist ganz anders. Jesus weiß, dass sein Ende nahe ist, und dass er seinen Jüngern noch eine letzte, die wichtigste Lektion erteilen muss: die Handlungsweise der wahrhaftigen, vollendeten Liebe. Oft hat Jesus schon über diese Liebe gepredigt, aber jetzt, im Angesicht des Todes, will er diese Liebe im Werk sichtbar machen. Er hat sich den niedrigsten Sklavendienst dazu ausgesucht, denn er beginnt den Jüngern die Füße zu waschen. Feinfühlig und mit Zärtlichkeit wäscht er seinen Jüngern die Füße und trocknet sie ab, zum Zeichen dafür, wie Gott uns liebt: zärtlich und demütig. Gott ist sich für nichts zu schade. Petrus sträubt sich anfangs, aber Jesus belehrt ihn: „Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir.“ Petrus soll sich von Jesus lieben lassen, soll diese unendliche Liebe annehmen, damit er selber auch lieben kann.

3. Das neue Gebot. Wie Jesus seinen Jüngern die Füße gewaschen hat, so sollen auch sie einander die Füße waschen. Sie sollen nach seinem Beispiel handeln. Es geht hier um ein neues Gebot, ein Gebot der Liebe, und das erfordert auch ein neues Herz. Und er sagt uns genau, wie wir handeln sollen: „…wie ich an euch gehandelt habe.“ Menschliche Beziehungen erhalten eine neue Grundlage, wenn wir in unseren Nächsten Jesus sehen und an ihnen zu handeln suchen, wie er an uns gehandelt hat. Und wenn wir immer wieder erkennen müssen, wie schwach wir sind, wie sich der „alte“ Mensch in uns immer wieder behaupten will, schafft das Raum für die Barmherzigkeit. Jeder weiß, dass es manchmal nicht leicht ist, im Denken, Reden und Tun nach dem Gebot der Nächstenliebe zu handeln, doch wo Vergebung herrscht, da gibt es auch immer wieder einen Neuanfang in Christus. Hat Jesus nicht in allererster Linie so an uns gehandelt: dass er uns vergeben hat?

Gespräch mit Christus: Jesus, ich möchte zulassen, dass du mich mit deiner unbegrenzten Liebe beschenkst, auch wenn ich mich gar nicht würdig fühle. Hilf mir, das neue Gebot der Liebe zu leben. Ich möchte dir danken, dass du in der Eucharistie für immer bei mir geblieben bist.

Möglicher Vorsatz: Heute Nacht, in Jesu schwerer Stunde im Garten Getsemani, möchte ich bei ihm sein. Ich möchte mindestens eine viertel Stunde mit ihm wachen und beten, ihm ganz nahe sein und ihn anbeten.


Jesus vollendet den Plan des Vaters

25. März 2016

Karfreitag

Ellen Petermann

Joh 18,1-19,42
Jesus ging mit seinen Jüngern hinaus, auf die andere Seite des Baches Kidron. Dort war ein Garten; in den ging er mit seinen Jüngern hinein. Auch Judas, der Verräter, der ihn auslieferte, kannte den Ort, weil Jesus dort oft mit seinen Jüngern zusammengekommen war. Judas holte die Soldaten und die Gerichtsdiener der Hohenpriester und der Pharisäer, und sie kamen dorthin mit Fackeln, Laternen und Waffen. Jesus, der alles wusste, was mit ihm geschehen sollte, ging hinaus und fragte sie: Wen sucht ihr? Sie antworteten ihm: Jesus von Nazaret. Er sagte zu ihnen: Ich bin es. Auch Judas, der Verräter, stand bei ihnen. Als er zu ihnen sagte: Ich bin es! wichen sie zurück und stürzten zu Boden. Er fragte sie noch einmal: Wen sucht ihr? Sie sagten: Jesus von Nazaret. Jesus antwortete: Ich habe euch gesagt, dass ich es bin. Wenn ihr mich sucht, dann lasst diese gehen! So sollte sich das Wort erfüllen, das er gesagt hatte: Ich habe keinen von denen verloren, die du mir gegeben hast. Simon Petrus aber, der ein Schwert bei sich hatte, zog es, schlug nach dem Diener des Hohenpriesters und hieb ihm das rechte Ohr ab; der Diener hieß Malchus. Da sagte Jesus zu Petrus: Steck das Schwert in die Scheide! Der Kelch, den mir der Vater gegeben hat soll ich ihn nicht trinken?Die Soldaten, ihre Befehlshaber und die Gerichtsdiener der Juden nahmen Jesus fest, fesselten ihn und führten ihn zuerst zu Hannas; er war nämlich der Schwiegervater des Kajaphas, der in jenem Jahr Hoherpriester war. Kajaphas aber war es, der den Juden den Rat gegeben hatte: Es ist besser, dass ein einziger Mensch für das Volk stirbt. Simon Petrus und ein anderer Jünger folgten Jesus. Dieser Jünger war mit dem Hohenpriester bekannt und ging mit Jesus in den Hof des hohepriesterlichen Palastes. Petrus aber blieb draußen am Tor stehen. Da kam der andere Jünger, der Bekannte des Hohenpriesters, heraus; er sprach mit der Pförtnerin und führte Petrus hinein. Da sagte die Pförtnerin zu Petrus: Bist du nicht auch einer von den Jüngern dieses Menschen? Er antwortete: Nein. Die Diener und die Knechte hatten sich ein Kohlenfeuer angezündet und standen dabei, um sich zu wärmen; denn es war kalt. Auch Petrus stand bei ihnen und wärmte sich. Der Hohepriester befragte Jesus über seine Jünger und über seine Lehre. Jesus antwortete ihm: Ich habe offen vor aller Welt gesprochen. Ich habe immer in der Synagoge und im Tempel gelehrt, wo alle Juden zusammenkommen. Nichts habe ich im Geheimen gesprochen. Warum fragst du mich? Frag doch die, die mich gehört haben, was ich zu ihnen gesagt habe; sie wissen, was ich geredet habe. Auf diese Antwort hin schlug einer von den Knechten, der dabeistand, Jesus ins Gesicht und sagte: Redest du so mit dem Hohenpriester? Jesus entgegnete ihm: Wenn es nicht recht war, was ich gesagt habe, dann weise es nach; wenn es aber recht war, warum schlägst du mich? Danach schickte ihn Hannas gefesselt zum Hohenpriester Kajaphas. Simon Petrus aber stand am Feuer und wärmte sich. Sie sagten zu ihm: Bist nicht auch du einer von seinen Jüngern? Er leugnete und sagte: Nein: Einer von den Dienern des Hohenpriesters, ein Verwandter dessen, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte, sagte: Habe ich dich nicht im Garten bei ihm gesehen? Wieder leugnete Petrus, und gleich darauf krähte ein Hahn.Von Kajaphas brachten sie Jesus zum Prätorium; es war früh am Morgen. Sie selbst gingen nicht in das Gebäude hinein, um nicht unrein zu werden, sondern das Paschalamm essen zu können. Deshalb kam Pilatus zu ihnen heraus und fragte: Welche Anklage erhebt ihr gegen diesen Menschen? Sie antworteten ihm: Wenn er kein Übeltäter wäre, hätten wir ihn dir nicht ausgeliefert. Pilatus sagte zu ihnen: Nehmt ihr ihn doch, und richtet ihn nach eurem Gesetz! Die Juden antworteten ihm: Uns ist es nicht gestattet, jemand hinzurichten. So sollte sich das Wort Jesu erfüllen, mit dem er angedeutet hatte, auf welche Weise er sterben werde. Pilatus ging wieder in das Prätorium hinein, ließ Jesus rufen und fragte ihn: Bist du der König der Juden? Jesus antwortete: Sagst du das von dir aus, oder haben es dir andere über mich gesagt? Pilatus entgegnete: Bin ich denn ein Jude? Dein eigenes Volk und die Hohenpriester haben dich an mich ausgeliefert. Was hast du getan? Jesus antwortete: Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn es von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Aber mein Königtum ist nicht von hier. Pilatus sagte zu ihm: Also bist du doch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme. Pilatus sagte zu ihm: Was ist Wahrheit? Nachdem er das gesagt hatte, ging er wieder zu den Juden hinaus und sagte zu ihnen: Ich finde keinen Grund, ihn zu verurteilen. Ihr seid gewohnt, dass ich euch am Paschafest einen Gefangenen freilasse. Wollt ihr also, dass ich euch den König der Juden freilasse? Da schrien sie wieder: Nicht diesen, sondern Barabbas! Barabbas aber war ein Straßenräuber. Darauf ließ Pilatus Jesus geißeln. Die Soldaten flochten einen Kranz aus Dornen; den setzten sie ihm auf und legten ihm einen purpurroten Mantel um. Sie stellten sich vor ihn hin und sagten: Heil dir, König der Juden! Und sie schlugen ihm ins Gesicht. Pilatus ging wieder hinaus und sagte zu ihnen: Seht, ich bringe ihn zu euch heraus; ihr sollt wissen, dass ich keinen Grund finde, ihn zu verurteilen. Jesus kam heraus; er trug die Dornenkrone und den purpurroten Mantel. Pilatus sagte zu ihnen: Seht, da ist der Mensch! Als die Hohenpriester und ihre Diener ihn sahen, schrien sie: Ans Kreuz mit ihm, ans Kreuz mit ihm! Pilatus sagte zu ihnen: Nehmt ihr ihn, und kreuzigt ihn! Denn ich finde keinen Grund, ihn zu verurteilen. Die Juden entgegneten ihm: Wir haben ein Gesetz, und nach diesem Gesetz muss er sterben, weil er sich als Sohn Gottes ausgegeben hat. Als Pilatus das hörte, wurde er noch ängstlicher. Er ging wieder in das Prätorium hinein und fragte Jesus: Woher stammst du? Jesus aber gab ihm keine Antwort. Da sagte Pilatus zu ihm: Du sprichst nicht mit mir? Weißt du nicht, dass ich Macht habe, dich freizulassen, und Macht, dich zu kreuzigen? Jesus antwortete: Du hättest keine Macht über mich, wenn es dir nicht von oben gegeben wäre; darum liegt größere Schuld bei dem, der mich dir ausgeliefert hat. Daraufhin wollte Pilatus ihn freilassen, aber die Juden schrien: Wenn du ihn freilässt, bist du kein Freund des Kaisers; jeder, der sich als König ausgibt, lehnt sich gegen den Kaiser auf. Auf diese Worte hin ließ Pilatus Jesus herausführen, und er setzte sich auf den Richterstuhl an dem Platz, der Lithostrotos, auf hebräisch Gabbata, heißt. Es war am Rüsttag des Paschafestes, ungefähr um die sechste Stunde. Pilatus sagte zu den Juden: Da ist euer König! Sie aber schrien: Weg mit ihm, kreuzige ihn! Pilatus aber sagte zu ihnen: Euren König soll ich kreuzigen? Die Hohenpriester antworteten: Wir haben keinen König außer dem Kaiser. Da lieferte er ihnen Jesus aus, damit er gekreuzigt würde. Sie übernahmen Jesus. Er trug sein Kreuz und ging hinaus zur so genannten Schädelhöhe, die auf hebräisch Golgota heißt. Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere, auf jeder Seite einen, in der Mitte Jesus. Pilatus ließ auch ein Schild anfertigen und oben am Kreuz befestigen; die Inschrift lautete: Jesus von Nazaret, der König der Juden. Dieses Schild lasen viele Juden, weil der Platz, wo Jesus gekreuzigt wurde, nahe bei der Stadt lag. Die Inschrift war hebräisch, lateinisch und griechisch abgefasst. Die Hohenpriester der Juden sagten zu Pilatus: Schreib nicht: Der König der Juden, sondern dass er gesagt hat: Ich bin der König der Juden. Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben. Nachdem die Soldaten Jesus ans Kreuz geschlagen hatten, nahmen sie seine Kleider und machten vier Teile daraus, für jeden Soldaten einen. Sie nahmen auch sein Untergewand, das von oben her ganz durchgewebt und ohne Naht war. Sie sagten zueinander: Wir wollen es nicht zerteilen, sondern darum losen, wem es gehören soll. So sollte sich das Schriftwort erfüllen: Sie verteilten meine Kleider unter sich und warfen das Los um mein Gewand. Dies führten die Soldaten aus. Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala. Als Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich. Danach, als Jesus wusste, dass nun alles vollbracht war, sagte er, damit sich die Schrift erfüllte: Mich dürstet. Ein Gefäß mit Essig stand da. Sie steckten einen Schwamm mit Essig auf einen Ysopzweig und hielten ihn an seinen Mund. Als Jesus von dem Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! Und er neigte das Haupt und gab seinen Geist auf. Weil Rüsttag war und die Körper während des Sabbats nicht am Kreuz bleiben sollten, baten die Juden Pilatus, man möge den Gekreuzigten die Beine zerschlagen und ihre Leichen dann abnehmen; denn dieser Sabbat war ein großer Feiertag. Also kamen die Soldaten und zerschlugen dem Ersten die Beine, dann dem andern, der mit ihm gekreuzigt worden war. Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, dass er schon tot war, zerschlugen sie ihm die Beine nicht, sondern einer der Soldaten stieß mit der Lanze in seine Seite, und sogleich floss Blut und Wasser heraus. Und der, der es gesehen hat, hat es bezeugt, und sein Zeugnis ist wahr. Und er weiß, dass er Wahres berichtet, damit auch ihr glaubt. Denn das ist geschehen, damit sich das Schriftwort erfüllte: Man soll an ihm kein Gebein zerbrechen. Und ein anderes Schriftwort sagt: Sie werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben. Josef aus Arimathäa war ein Jünger Jesu, aber aus Furcht vor den Juden nur heimlich. Er bat Pilatus, den Leichnam Jesu abnehmen zu dürfen, und Pilatus erlaubte es. Also kam er und nahm den Leichnam ab. Es kam auch Nikodemus, der früher einmal Jesus bei Nacht aufgesucht hatte. Er brachte eine Mischung aus Myrrhe und Aloe, etwa hundert Pfund. Sie nahmen den Leichnam Jesu und umwickelten ihn mit Leinenbinden, zusammen mit den wohlriechenden Salben, wie es beim jüdischen Begräbnis Sitte ist. An dem Ort, wo man ihn gekreuzigt hatte, war ein Garten, und in dem Garten war ein neues Grab, in dem noch niemand bestattet worden war. Wegen des Rüsttages der Juden und weil das Grab in der Nähe lag, setzten sie Jesus dort bei.

Einführendes Gebet: Jesus, heute stirbst du. Im Gehorsam, der schönsten Form der Liebe, wirst du deinen schwersten Weg gehen, um den Heilsplan des Vaters zu erfüllen. Du gehst diesen Weg auch für mich, für meine Erlösung, als Sühne für meine Sünden. Ich will dich mit meiner Liebe begleiten.

Bitte: Jesus, hilf mir, dem alten Menschen in mir abzusterben, damit ich gemeinsam mit dir auferstehen kann.

1. Die leere Seite des Kreuzes. Verhöhnt, verachtet, geschlagen, verspottet, verurteilt, bespuckt, gequält bis aufs Blut und gedemütigt, und dennoch kein Wort der Rechtfertigung, kein Versuch der Verteidigung. So steht Jesus da. Die Freunde und Apostel, die vor kurzem noch über Jesu Wunder staunten, sich drängten, ihn zu berühren, die ihm ihre Treue versichert hatten, wo sind sie? - Weg, geflohen. Letztendlich ist auf Menschen kein Verlass. Verlassen kann man sich nur auf einen: auf Gott. Das weiß Jesus. Er wehrt sich nicht. Dieses Todesurteil kann ihn nicht auslöschen. Es wird ihn in die Herrlichkeit bringen, zum Vater. Und nicht nur ihn, auch mich, wenn ich mich auf seine Seite schlage, mich mit ihm in seinem Sterben vereine, mich an die noch leere Seite des Kreuzes nageln lasse.

2. Der Blick. Maria wusste Bescheid. Sie hatte alles beobachtet. Machtlos musste sie zusehen, wie ihr eigener Sohn misshandelt wurde. Was mag in ihr vorgegangen sein? Vielleicht hat sie an ihr „Fiat“, ihre Zustimmung, gedacht, damals, als der Engel ihr sagte, dass sie den Sohn Gottes, den Erlöser der Menschen, gebären sollte. Die Menge steht am Wegesrand und johlt, die Menschen schreien Jesus, ihrem Sohn, üble Worte entgegen. Sie steht da und muss alles mit ansehen, miterleben, mit-erleiden. Sie sieht ihren Sohn kommen, das große schwere Kreuz auf seinen Schultern, angetrieben von Soldaten, die auf ihn gnadenlos einprügeln. Er kommt näher, und als er nur ein paar Schritte von ihr entfernt ist, sieht sie, wie sich das grobe Holz in seine nackte Schulter bohrt, und sie sieht die von der Geißelung aufgeplatzten blutigen Wunden. Er kommt immer näher, Marias Herz rast. Dann sind sie gleichauf und auf Augenhöhe. Jesus dreht seinen Kopf unter Schmerzen zur Seite, und es treffen sich ihre Blicke. Maria schaut in das mit Schweiß und Staub verschmierte Gesicht. Die großen Dornen der Dornenkrone haben sich in Jesu Kopfhaut gebohrt, und in kleinen Rinnsalen läuft das Blut sein Gesicht herunter. Sie sehen sich an: Mutter und Sohn. Ein letztes Mal. Ein tiefer Blick ins Innere.

3. Jesus hängt am Kreuz und denkt an mich. Jesus hängt am Kreuz. Die Schwerkraft zieht ihn nach unten. Seine von dicken Nägeln durchbohrten Handgelenke halten ihn am Kreuz. Jeder Atemzug, bei dem er seinen Brustkorb heben muss, wird zur kaum zu ertragenden Qual. Rechts und links neben ihm hängen noch zwei andere Männer am Kreuz. Verbrecher, die man auch mit der Kreuzigung bestraft hatte. Jesus, ohne Sünde, hängt am Kreuz. Aus Liebe hat er die Sünden der ganzen Welt auf sich geladen. Ja, er wird selber zur Sünde und stirbt dort qualvoll für mich. Jesus hängt am Kreuz und denkt an mich. So viel bin ich ihm wert. Eigentlich gehöre ich an das Kreuz, denn wie oft habe ich Jesu Liebe verraten, abgewiesen? Wie oft habe ich Gott verleugnet, weil ich zu bequem, zu egoistisch war? Ich betrachte das Kreuz und weiß, dass mein Heil im Kreuz liegt. Das Kreuz ist ein Geschenk des Vaters an mich, und ich sollte einen Blick in den Tod riskieren, das heißt auf meine Sünden, die mir den Tod bringen. In jeder Beichte bin ich dem Schächer gleich, der neben Jesus am Kreuz hängt und bereut.

Gespräch mit Christus: Jesus, mit menschlichen Maßstäben ist deine Liebe nicht zu messen. Du bist für mich gestorben, damit ich leben kann. Ich bin dir unendlich dankbar. So wie du mich in jeder Beichte umarmst, so möchte ich mein Kreuz umarmen und es dankbar annehmen.

Möglicher Vorsatz: Heute werde ich in der Karfreitagsliturgie das Kreuz verehren. Um meine Freundschaft mit Jesus zu besiegeln, werde ich das Kreuz küssen.


Dunkelheit und Licht

26. März 2016

Karsamstag
Der Karsamstag ist ein stiller Tag, ohne liturgische Feier. Nur die Tagzeiten werden gebetet

Ellen Petermann


Einführendes Gebet: Jesus, nachdem man dich ausgiebig bis ins Unerträgliche gequält, bespuckt und erniedrigt hat, bist du gestorben. Für meine Sünden. Du hingst am Kreuz und hast an mich gedacht, voller Liebe. Ich möchte jetzt bei dir sein, um darüber nachzudenken, was das eigentlich für mein Leben bedeutet.

Bitte: Jesus, lass mich in deinem verwundeten Herzen Schutz finden.

1. Die Welt in Dunkelheit. Am Karsamstag ruht die Liturgie. Das Messopfer wird nicht gefeiert und der Altar bleibt unbedeckt. Der Tabernakel ist leer. Diese Leere und Abwesenheit sollen uns im Alltag bewusst machen, dass der Tabernakel die Wohnstätte des Herrn ist. Dort gibt sich Christus im Geheimnis der Eucharistie seiner Kirche und jedem Einzelnen hin, damit wir ihn anbeten können. Wie viele Kirchen bleiben leer, und wie viele Male hat der Herr im Tabernakel schon vergeblich auf mich gewartet, auf einen kurzen Besuch, und ich bin nicht gekommen? Dieser Tag füllt den „Zwischenraum“ zwischen Karfreitag und Ostern und steht für die schmerzliche Lücke, in der Verlust und Trauer Platz haben. Jesus ist gestorben, er ist nicht mehr da, das Licht ist aus, die Welt liegt in Dunkelheit. Ist mir das bewusst?

2. Maria am Karsamstag. Unter dem Kreuz hat Jesus uns seine Mutter geschenkt und machte sie so zur Mutter aller, zur Mutter der Kirche. In der Dunkelheit des Karsamstags ist Maria das einzige Licht, denn sie ist das Urbild der Hoffnung. Für Maria ist dieser Tag kein Trauertag, denn ihr Sohn hat aufgehört zu leiden. Sie wartet in gläubiger Gelassenheit auf den Augenblick der Auferstehung, und deshalb begleitet sie auch am nächsten Morgen die Frauen nicht, als diese sich mit wohlriechenden Salben auf den Weg zum Grab machen, um dem toten Jesus das allerletzte Zeichen ihrer Liebe zu erweisen. Immer dann, wenn wir verzweifelt und verwirrt sind, wenn unsere Welt in Dunkelheit zu liegen scheint und wir unseren Kreuzen ausweichen wollen, dann dürfen, ja sollen wir uns unbedingt Maria anvertrauen, bei ihr Zuflucht nehmen, sie unsere Hoffnung sein lassen.

3. Besuch im Grab. Jesus, so einsam wie du oft im Tabernakel warst, als ich dich nicht besucht habe, so einsam bist du jetzt auch in deinem Grab. Ich möchte dich besuchen, bei dir sein, dir nahe sein. Ich brauche mich nicht zu fürchten vor dem dunklen, feuchten und ungastlichen Ort, denn du bist da. Alles ist ganz still, dein schreckliches Leiden ist beendet und tiefer Friede strömt von dir aus, denn du hast mit göttlicher Treue und Gehorsam das Werk vollendet, das dir der Vater aufgetragen hatte. Mir wird bewusst, dass mein Leben nur möglich ist, weil du für mich gestorben bist. Ich nehme deine kalte Hand in meine und spüre unfassbare Dankbarkeit.

Gespräch mit Christus: Jesus, damit ich eins mit dir sein kann, in deine Fußstapfen treten kann, um dir nachzufolgen, muss der alte Mensch in mir sterben. Ich muss umkehren, Buße tun und das neue Gebot der Liebe leben. Ich möchte meinen Egoismus und alle meine Sünden bei dir im Grab zurücklassen, um in der Osternacht gemeinsam mit dir auferstehen zu können.

Möglicher Vorsatz: Ich nehme mir vor, heute oder in der Oktav eine gute Osterbeichte abzulegen.