Tägliche Meditationen

Tägliche Meditationen

Sonntag 7. Februar 2016 bis Samstag 13. Februar 2016

Fünfte Woche im Jahreskreis, Beginn der Fastenzeit

Lorli Pregel

Jesu Ruf ist immer persönlichSonntag
Jesus heilt. Bringen wir Menschen zu ihm!Montag
Es geht um das HerzDienstag
Die wahre UmkehrMittwoch
Das Kreuz Jesu mit ihm tragenDonnerstag
Es geht um die LiebeFreitag
Jesus hält die Augen offen und sein Blick wirkt WunderSamstag


Jesu Ruf ist immer persönlich

7. Februar 2016

Fünfter Sonntag im Jahreskreis
Hl. Richard von England
Hl. Ava

Lorli Pregel

Lk 5,1-11
In jener Zeit, als Jesus am Ufer des Sees Genesaret stand, drängte sich das Volk um ihn und wollte das Wort Gottes hören. Da sah er zwei Boote am Ufer liegen. Die Fischer waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze. Jesus stieg in das Boot, das dem Simon gehörte, und bat ihn, ein Stück weit vom Land wegzufahren. Dann setzte er sich und lehrte das Volk vom Boot aus. Als er seine Rede beendet hatte, sagte er zu Simon: Fahr hinaus auf den See! Dort werft eure Netze zum Fang aus! Simon antwortete ihm: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Doch wenn du es sagst, werde ich die Netze auswerfen. Das taten sie, und sie fingen eine so große Menge Fische, dass ihre Netze zu reißen drohten. Deshalb winkten sie ihren Gefährten im anderen Boot, sie sollten kommen und ihnen helfen. Sie kamen, und gemeinsam füllten sie beide Boote bis zum Rand, so dass sie fast untergingen. Als Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sagte: Herr, geh weg von mir; ich bin ein Sünder. Denn er und alle seine Begleiter waren erstaunt und erschrocken, weil sie so viele Fische gefangen hatten; ebenso ging es Jakobus und Johannes, den Söhnen des Zebedäus, die mit Simon zusammenarbeiteten. Da sagte Jesus zu Simon: Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen. Und sie zogen die Boote an Land, ließen alles zurück und folgten ihm nach.

Einführendes Gebet: Jesus, lass mich innerlich still werden und mein Herz öffnen, um dir zu begegnen. Diese Minuten des Gebetes sollen ganz für dich da sein. Schenke mir deinen Heiligen Geist, damit er mein Herz mit deiner Liebe und deinem Licht erfülle.

Bitte: Lass mich auch heute wieder erfahren, dass du mich ganz persönlich ansprichst und rufst. Lass mich täglich erneut auf diesen Ruf antworten. Herr, schenke den Menschen, die in deiner Nachfolge müde geworden sind oder zweifeln, deine Gnade und Kraft. Entzünde in ihnen erneut die Freude und die Liebe zu dir.

1. Jesus ist dort, wo die Menschen sind. In dieser Szene des Evangeliums können wir Jesus betrachten, wie er am Seeufer auf die Menschen zugeht. Von den ersten Schritten seines öffentlichen Lebens an sucht Jesus die Nähe der Menschen; er macht es ihnen einfach, ihn zu finden, ihm zu begegnen. Jesus hat kein Büro, keine Sprechstunden; er ist dort, wo die Menschen ihren Alltag leben; er möchte diesen Alltag mitleben, ihn mit uns teilen, gerade dort vom Vater und vom Reich Gottes erzählen und die unendliche Liebe Gottes offenbaren. Er freut sich (auch heute) über jedes aufgeschlossene Herz, das seine Botschaft und seine Liebe aufnimmt und sich in seine Freundschaft hineinnehmen lässt. Es ist gut und es erneuert unsere Liebe, hin und wieder zurückzudenken und uns daran zu erinnern, wie Jesus am Horizont unseres Lebens erschienen ist und uns mit seiner Liebe berührt hat. Kann ich mich daran erinnern?

2. Jesus wusste genau, wem er begegnen wollte. Inmitten der Masse verliert er nicht den Blick für den Einzelnen. Jesus wollte Petrus begegnen. Er näherte sich schrittwiese und sanft, damit sich das Herz des Petrus langsam für ihn öffnen könne. Zunächst stieg Jesus in sein Boot und bat ihn darum, von dort aus predigen zu dürfen; er bat ihn also um Hilfe. Petrus fühlte sich sicher geehrt und war deswegen aufgeschlossener für sein Wort. Dieses einfache Hören auf Jesu Worte hat wahrscheinlich schon einiges in Petrus bewegt. Danach machte Jesus einen weiteren Schritt auf Petrus zu: Er bat ihn, hinauszufahren und die Netze auszuwerfen. Petrus schien das zu dieser Tagesstunde eher sinnlos zu erscheinen, aber er wollte sich dem auch nicht verweigern; er ließ sich auf Jesus ein (wahrscheinlich, ohne Großes zu erwarten). Die in Freiheit getroffene Entscheidung, sich auf Jesus einzulassen, machte das Schlüsselerlebnis möglich, durch das Jesus sich Petrus offenbaren konnte. Der Anfang zu einer tiefen, lebensverändernden Freundschaft war damit gesetzt. Habe ich auch schon einmal die Erfahrung gemacht, mich ganz und gar auf Jesus eingelassen zu haben? Welche Bedeutung hatte das für mich, oder was hindert mich noch daran, diese Erfahrung zu machen?

3. Herr, geh weg von mir, ich bin ein Sünder. Petrus fühlt sich plötzlich klein und schwach, als er die Größe und Güte Jesu erfährt. Vor Jesus und im Glanz seines Lichts wird Petrus sich dessen bewusst, wie klein und sündhaft er doch selber ist. Jesus will Petrus aber keinesfalls demütigen, denn genau in diesem Moment, fordert er ihn auf, ihm zu folgen, sein Apostel zu sein und vertraut ihm damit eine große Mission an. Das Wunderbare an Jesu Liebe und Freundschaft ist, dass er uns (ohne uns zu demütigen) die Wahrheit offenbart, die Wahrheit über unsere Größe und unsere Grenzen. Das befreit uns von falschen Vorstellungen; und gleichzeitig lässt er uns erfahren, wie sehr er uns vertraut und was er aus unserem Leben machen kann, wenn wir uns ihm ganz hingeben und zulassen, dass unsere Kleinheit und seine Größe sich begegnen und zusammenarbeiten.

Gespräch mit Christus: Jesus, ich möchte dir heute für deine Freundschaft danken. Danke, dass du mich persönlich aufgesucht hast; dass du in mein Leben gekommen bist, dass du immer da bist und dass du immer wieder nach mir suchst. Danke auch, dass du mich gerufen hast, dir zu folgen, und in meinem Leben Apostel zu sein. Schenke mir Mut; es ist nicht immer einfach und oft fühle ich mich wie Petrus, klein und schwach. Lass mich daran glauben, dass wir GEMEINSAM viel für dein Reich bewirken können.

Möglicher Vorsatz: Ich werde Jesus fragen, was ich unter meinen jetzigen Lebensumständen konkret für ihn tun kann, wo ich mich für ihn einsetzen kann. (Und wenn ich schon eine konkrete Aufgabe habe, werde ich mich erneut dafür entscheiden und begeistern).


Jesus heilt. Bringen wir Menschen zu ihm!

8. Februar 2016

Montag der fünften Woche im Jahreskreis
Hl. Josefine Bakhita FdCC
Hl. Hieronymus Ämiliani CRS

Lorli Pregel

Mk 6,53-56
In jener Zeit fuhren Jesus und seine Jünger auf das Ufer zu, kamen nach Genesaret und legten dort an. Als sie aus dem Boot stiegen, erkannte man ihn sofort. Die Menschen eilten durch die ganze Gegend und brachten die Kranken auf Tragbahren zu ihm, sobald sie hörten, wo er war. Und immer, wenn er in ein Dorf oder eine Stadt oder zu einem Gehöft kam, trug man die Kranken auf die Straße hinaus und bat ihn, er möge sie wenigstens den Saum seines Gewandes berühren lassen. Und alle, die ihn berührten, wurden geheilt.

Einführendes Gebet: Jesus, wie die vielen Menschen im Evangelium, die sich danach sehnten, dich zu sehen, komme ich zu dir. Ich glaube, dass du jetzt ganz nahe bist und durch diesen Glauben möchte ich dich berühren, deine stärkende und heilende Gnade erfahren und in mir aufnehmen.

Bitte: Herr schenke mir immer wieder den Willen und das Vertrauen, zu dir zu kommen. Nur du bist die Quelle alles Guten. Ich bitte dich für die Menschen, die auf der Suche sind, für alle, die nach dem Sinn ihres Lebens suchen; lass sie dich finden, schenk ihnen Menschen, die sie zu dir führen.

1. Jesus sucht die Menschen auf. Wieder begegnen wir einem Jesus, der auf ein Ufer zufährt, an dem ihn, wie er schon weiß, viele Menschen erwarten. Wenn ihm dies unangenehm gewesen wäre, hätte er einen anderen Ort aussuchen können, um dort anzulegen und seine Ruhe zu haben. Doch Jesus geht es nicht darum, seine Ruhe zu haben. Er weiß um die Nöte der Menschen, ihre körperlichen Krankheiten, ihre seelischen Wunden, ihr tiefes Verlangen nach Liebe, nach Gott. Und genau dem kommt er entgegen. Er drängt sich nicht auf, doch er hält sich für die Menschen, die ihn finden möchten, bereit.

2. … und brachten die Kranken auf Tragbaren zu ihm. Viele dieser kranken Menschen hätten alleine gar nicht zu Jesus kommen können. Sie hatten das Glück (oder den Segen), jemanden zu haben, der sie zu ihm brachte; das hat für sie die Begegnung mit Jesus und seiner heilenden Kraft ermöglicht. Nur Jesus heilt und schenkt seine erlösende Gnade, doch meistens bedarf er seiner Helfer, jener Menschen, die bereit sind, andere Menschen zu ihm zu bringen. Menschen, die an ihn glauben, Menschen, die überzeugt sind, dass Jesus die Antwort in der Not ist. Jeder von uns kann ein solcher Mensch sein, der andere zu Jesus bringt, damit sie ihm begegnen können. Was dann zwischen ihnen und Jesus geschieht, das ist Jesu Sache, ich kann aber die Begegnung ermöglichen.

3. Alle, die ihn berührten, wurden geheilt. Was für eine beeindruckende Szene! Alle werden geheilt, keiner geht enttäuscht nachhause; jeder bekommt genau das, was er braucht. Die Offenheit des Glaubens war aber vorher da. Sie waren überzeugt, dass Jesus ihnen helfen konnte und deshalb wollten sie „wenigstens den Saum seines Gewandes berühren“. Jesus vermag alles zu tun, wenn ich an ihn glaube, wenn ich ihm vertraue und ihn „nur machen lasse“. Wie groß ist wohl mein Glaube in diesem Moment meines Lebens? Wie ein Senfkorn?

Gespräch mit Christus: Jesus, ich bin einer von so vielen, die im Gebet zu dir kommen; einer von so vielen, die deine Gnade brauchen. Schenke sie mir bitte; du weißt am besten, was ich brauche. Ich möchte nun im Geiste auch viele Menschen zu dir bringen, sie dir zu Füßen legen und dich bitten, dass du sie segnest und ihnen schenkst, was sie brauchen (an ganz konkrete Namen denken, mit Jesus über ihre Lage sprechen, Fürsprache für diese Menschen halten).

Möglicher Vorsatz: Ich werde darüber nachdenken, ob es eine konkrete Person gibt, die ich mit Jesus in Berührung bringen möchte und überlegen, wie dies geschehen könnte.


Es geht um das Herz

9. Februar 2016

Dienstag der fünften Woche im Jahreskreis
Hl. Apollonia, Märtyrerin
Hl. Julian von Speyer

Lorli Pregel

Mk 7,1-13
In jener Zeit hielten sich die Pharisäer und einige Schriftgelehrte, die aus Jerusalem gekommen waren, bei Jesus auf. Sie sahen, dass einige seiner Jünger ihr Brot mit unreinen, das heißt mit ungewaschenen Händen aßen. Die Pharisäer essen nämlich wie alle Juden nur, wenn sie vorher mit einer Hand voll Wasser die Hände gewaschen haben, wie es die Überlieferung der Alten vorschreibt. Auch wenn sie vom Markt kommen, essen sie nicht, ohne sich vorher zu waschen. Noch viele andere überlieferte Vorschriften halten sie ein, wie das Abspülen von Bechern, Krügen und Kesseln. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten fragten ihn also: Warum halten sich deine Jünger nicht an die Überlieferung der Alten, sondern essen ihr Brot mit unreinen Händen? Er antwortete ihnen: Der Prophet Jesaja hatte Recht mit dem, was er über euch Heuchler sagte: Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit weg von mir. Es ist sinnlos, wie sie mich verehren; was sie lehren, sind Satzungen von Menschen. Ihr gebt Gottes Gebot preis und haltet euch an die Überlieferung der Menschen. Und weiter sagte Jesus: Sehr geschickt setzt ihr Gottes Gebot außer Kraft und haltet euch an eure eigene Überlieferung. Mose hat zum Beispiel gesagt: Ehre deinen Vater und deine Mutter!, und: Wer Vater oder Mutter verflucht, soll mit dem Tod bestraft werden. Ihr aber lehrt: Es ist erlaubt, dass einer zu seinem Vater oder seiner Mutter sagt: Was ich dir schulde, ist Korbán, das heißt: eine Opfergabe. Damit hindert ihr ihn daran, noch etwas für Vater oder Mutter zu tun. So setzt ihr durch eure eigene Überlieferung Gottes Wort außer Kraft. Und ähnlich handelt ihr in vielen Fällen.

Einführendes Gebet: Herr Jesus, ich trete vor dich hin, um dir zu begegnen, dein Wort zu lesen und durch dein Wort deine Stimme zu hören. Lass mich begreifen, welche Botschaft du heute für mich hast. „Rede, Herr, denn dein Diener hört“ (vgl. 1 Sam 3,10)

Bitte: Schenke mir die Gnade eines hörenden Herzens. Lass mich nicht nur in deiner Gegenwart verweilen, sondern von ihr berührt und verwandelt werden, ganz gleich, wie hoch der Preis dafür sein mag.

1. Pharisäer und Schriftgelehrte hielten sich bei Jesus auf. Wie auch die Jünger, hatten die Pharisäer die große Gnade, in seiner Nähe sein zu dürfen und ihm zuhören zu können. Doch leider kam es bei ihnen nicht wirklich zu einer Begegnung mit Jesus. Ihr Herz war verschlossen; sie richteten über Jesus und seine Jünger, fanden ihre Vorurteile bestätigt; Jesu Liebe berührte sie nicht. Das sollten wir uns zu Herzen nehmen: Es genügt nicht, in Jesu „Nähe“ zu sein, mit ihm Kontakt zu haben. Es braucht die richtige Einstellung im Herzen.

2.  Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz ist aber weit weg von mir. Gott wünscht sich wahre Beziehungen zu den Menschen. Gott beklagt sich über eine Art der Verehrung, die an der Oberfläche bleibt; bei der die Herzen sich nicht aufschließen. Es ist eine Verehrung, bei der gewisse Normen und Verhaltensweisen eingehalten werden, was jedoch nicht zum Ausdruck lebendiger Liebe wird; mit einer solchen Einhaltung der Normen kann man sogar gegen die Liebe verstoßen. Jesus enttarnt diese geistlose Erfüllung der Normen als Heuchelei. Es ist eine gute Fügung, dass dieses Evangelium direkt vor Beginn der Fastenzeit steht. Von den kommenden Wochen erhofft sich Jesus vor allem, dass wir ihm unser Herz öffnen und somit auch den Nöten der Mitmenschen. Er wünscht sich Herzen, die sich von seiner Liebe berühren und durchdringen lassen.

3. Nicht äußere Reinheit, sondern Reinheit des Herzens. Die Juden legten großen Wert auf die äußeren Reinheitsrituale und liefen dabei Gefahr, die Reinheit des Herzens zu übersehen.

Papst Benedikt erläutert dieses Evangelium und zeigt auf, wo die wahre Quelle der Reinheit zu finden ist: „die Wahrheit geht auf uns zu. Er selbst ist die Wahrheit, die Wahrheit in Person. Reinheit ist ein dialogisches Ereignis. Sie beginnt damit, dass er auf uns zugeht, er, der die Wahrheit und die Liebe ist, dass er uns in die Hand nimmt, unser Sein durchdringt. In dem Maß, in dem wir uns von ihm berühren lassen, in dem Begegnung zu Freundschaft und Liebe wird, werden wir selbst Reine von seiner Reinheit her und dann Mitliebende, die auch andere in seine Reinheit und Liebe hineinführen. Augustinus hat diesen ganzen Vorgang in das schöne Wort zusammengefasst: Da quod iubes et iube quod vis – Gib, was du befiehlst und dann befiehl, was du willst.“ (Predigt, 30. August 2009)

Gespräch mit Christus: Jesus, ich danke dir für deine Worte im heutigen Evangelium. Sie fordern mich auf, über meine Beziehung zu dir nachzudenken. Ich möchte in Freundschaft mit dir leben und ich sehne mich danach, dass du immer tiefer in mein Herz eindringst, es berührst, reinigst. Ich möchte in die Schule deiner Liebe gehen und dort wirklich lernen, was es bedeutet, so zu lieben, wie du uns geliebt hast. Schenke mir, Herr, diese Gnade. Rüttle mich wach, wenn du siehst, dass ich mein Herz verschließe oder dir nur routinemäßig folge.

Möglicher Vorsatz: Ich werde darüber nachdenken, wie ich den morgigen Tag (Aschermittwoch) leben möchte und überlegen, was mir helfen kann, um aus der Fastenzeit eine Schule der Liebe zu machen.


Die wahre Umkehr

10. Februar 2016

Aschermittwoch
Hl. Scholastika OSB

Lorli Pregel

Mt 6,1-6;16-18
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zur Schau zu stellen; sonst habt ihr keinen Lohn von eurem Vater im Himmel zu erwarten. Wenn du Almosen gibst, lass es also nicht vor dir herposaunen, wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen tun, um von den Leuten gelobt zu werden. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut. Dein Almosen soll verborgen bleiben, und dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten. Wenn ihr betet, macht es nicht wie die Heuchler. Sie stellen sich beim Gebet gern in die Synagogen und an die Straßenecken, damit sie von den Leuten gesehen werden. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Du aber geh in deine Kammer, wenn du betest, und schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten. Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler. Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Du aber salbe dein Haar, wenn du fastest, und wasche dein Gesicht, damit die Leute nicht merken, dass du fastest, sondern nur dein Vater, der auch das Verborgene sieht; und dein Vater, der das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.

Einführendes Gebet: Herr, heute komme ich in deine Gegenwart mit dem besonderen Verlangen, mich dir ganz und gar im Gebet zu öffnen. Heute beginnt eine besondere Zeit der Gnade, die ich von Anfang an nützen möchte, um Dir näher zu kommen und in meiner Beziehung zu dir zu wachsen. Ich möchte, dass meine Freundschaft mit dir der größte Schatz meines Lebens ist.

Bitte: Ich bitte dich auch für die ganze Kirche, damit diese Fastenzeit für sie eine Zeit der tiefen Erneuerung werde.

1. Kehrt um zum Herrn, eurem Gott. So heißt es heute in der ersten Lesung und dies ist die Aufforderung, die an uns zu Beginn der Fastenzeit ergeht. Umkehr und Fasten ist nicht immer einfach; sei es, weil wir gewisse, negative Assoziationen damit verbinden, oder weil wir im Gewissen spüren, dass wir etwas in unserem Leben ändern sollten und uns dagegen innerlich auflehnen. Wenn das geschieht, kann es sein, dass wir noch nicht auf das Wesentliche schauen. Der Prophet Joel begründet die Aufforderung zur Umkehr nämlich mit den Worten: „… denn er ist gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Güte“. In dieser besonderen Fastenzeit im Jahr der Barmherzigkeit bedeutet Umkehr für uns, dass wir uns dieser Barmherzigkeit Gottes noch mehr öffnen und sie annehmen.Papst Franziskus sagt uns: „In der Barmherzigkeit haben wir den Nachweis, wie Gott liebt. Er gibt sich selbst ganz hin, für immer, als Geschenk, ohne etwas als Gegenleistung zu erbitten. Er kommt uns zu Hilfe, wenn wir ihn darum bitten. Es ist schön, dass das tägliche Gebet der Kirche mit den Worten beginnt: ‚O Gott, komm mir zu Hilfe. Herr, eile mir zu helfen‘ (Ps 70,2). Wenn wir um Hilfe bitten, tut die Barmherzigkeit Gottes bereits den ersten Schritt auf uns zu. Er kommt, um uns aus unserer Schwachheit zu retten. Und seine Hilfe besteht darin, dass er uns bewegt, seine Gegenwart und Nähe anzunehmen.“

2. Innere Freiheit für den verborgenen Vater. Jesus spricht im Evangelium von der Gefahr der Eitelkeit und des Geltungsdrangs. Gebet, Almosen, Fasten, all dies sind gute, wertvolle, sogar notwendige Werke, die jedoch ihren eigentlichen Wert und ihre Fruchtbarkeit verlieren, wenn die rechte Absicht fehlt. In einer Gesellschaft, in der Dinge wie Ansehen, Ruhm, Erfolg eine so wichtige Rolle spielen, kann es leicht passieren, dass auch im Religiösen sich dieses weltliche Denken einschmuggelt, oft ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Dadurch werden die guten Werke nicht unbedingt schlecht, aber sie verlieren ihren tiefen Wert und der Mensch verfehlt das Ziel. Er gibt sich zufrieden mit einer oberflächlichen Entschädigung (Ansehen, gut da stehen vor anderen), aber verschließt sich dem eigentlichen Lohn, den Gott ihm bereitet hatte. Gott ist im Verborgenen; ihm entgeht nichts von dem, was wir in Liebe tun, er ist der, der um alles weiß und immer bereit ist, uns mit seiner unendlichen Liebe und Barmherzigkeit zu beschenken. Dies ist auch ein Teil der Umkehr: die Läuterung unseres Herzens, die den Blick frei macht für Gott.

3. Der wahre Lohn. Vielleicht fragen wir uns, ob es überhaupt erlaubt ist, sich einen Lohn zu erhoffen. Sollen wir nicht selbstlos lieben? Selbstlos bedeutet nicht ziellos. Selbst Gott hat in seiner unendlichen Liebe und Barmherzigkeit ein klares Ziel und Anliegen: dass wir mit ihm vereint sind, dass wir in seine Liebesgemeinschaft eintreten und dort für Zeit und Ewigkeit verweilen; und dafür ist er bereit, den höchsten Preis zu zahlen (Erniedrigung, Tod am Kreuz, etc.). Und dies ist auch der Lohn, den wir von ihm empfangen können: Liebesgemeinschaft mit ihm, durch die wir befähigt werden, so zu lieben, wie er liebt. Die größte Freude, die wir Jesus in diesen Wochen bereiten können, besteht darin, dass wir unser Herz für das läuternde Licht seiner Gnade öffnen und uns für die Gabe seiner Barmherzigkeit bereithalten.

Gespräch mit Christus: Jesus, begleite mich durch diese Fastenzeit. Ich möchte mich deiner Gnade öffnen und sie in mir wirken lassen. Befreie mich von dem, was mich hindert, ganz bei dir zu sein und deine Liebe in mir wirken zu lassen. Ich möchte lernen zu lieben, wie du liebst, mit der gleichen Selbstlosigkeit und Reinheit, wie du es tust. Mein Lohn soll in nichts anderem bestehen, als Dir ähnlich und ganz nahe beim Vater zu sein.

Möglich Vorsatz: Wenn ich heute das Aschenkreuz empfange und zur Kommunion gehe, werde ich ein tiefes Gespräch mit Jesus suchen und besonders für all die Menschen beten, die eine besondere Gnade brauchen, um sich der Barmherzigkeit Gottes zu öffnen.


Das Kreuz Jesu mit ihm tragen

11. Februar 2016

Donnerstag nach Aschermittwoch
Hl. Anselm OPraem

Lorli Pregel

Lk 9,22-25
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Der Menschensohn muss vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er wird getötet werden, aber am dritten Tag wird er auferstehen. Zu allen sagte er: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten. Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sich selbst verliert und Schaden nimmt?

Einführendes Gebet: Herr, lass mich in dieser Zeit des Gebets innerlich still und aufmerksam werden. Aufmerksam für deine Stimme und für dein Wort. „Du allein hast Worte ewigen Lebens“ und ich möchte auf dein Wort hören, es in mir aufnehmen, damit es mich läutert und umwandelt.

Bitte: Schenk mir den Mut, in deiner Nachfolge konsequent zu sein. Schenke auch den Menschen, die sich schwach fühlen und unter Versuchungen leiden, die innere Kraft, die sie brauchen, um standhaft im Glauben zu sein.

1. Jesus spricht klare Worte. Jesus spricht offen über die ihm bevorstehenden Leiden und seinen Tod. Er verbirgt auch nicht die Ansprüche, die er an jene stellt, die ihm nachfolgen möchten: sich selbst zu verleugnen, das Kreuz jeden Tag auf sich zu nehmen und ihm nachzufolgen. Er ist ehrlich, er ist transparent. Er scheut nicht davor zurück, einige mit seinen Worten abzuschrecken. Ihm geht es nicht darum, allein um der Anzahl willen viele Jünger zu gewinnen. Ihm geht es darum, dass jeder Mensch durch ihn die Erlösung findet, und er ist der Erste, der bereit ist, den Preis dafür zu bezahlen. Ihm zu folgen, bedeutet, diesen Weg der Erlösung anzunehmen und somit die Läuterung, die er mit sich bringt, und die Selbstverleugnung, deren Frucht die innere Freiheit ist, und die darin besteht, „sein Leben zu gewinnen“, wie es im Evangelium heißt. Jesus geht es darum, aus uns Menschen zu machen, die durch die Begegnung mit seiner Liebe wahre Größe und Freiheit erlangen. Ihm geht es nicht um sich selbst, sondern um uns. Und darum verdient er unser vollstes Vertrauen. Das Kreuz und die Selbstverleugnung erschrecken uns alle; aber das Bewusstsein, dass Jesus es gut mit uns meint und uns auf diesem Weg das wahre Glück schenken möchte, gibt die Kraft, immer wieder zu vertrauen.

2. Jesu Leben und Schicksal teilen. An der dritten Station des Kreuzwegs in Jerusalem, der „via dolorosa“, befindet sich ein sehr eindrucksvolles Gemälde: Jesus trägt sein Kreuz, hinterlässt dabei Spuren und hinter ihm zieht eine Masse von Menschen her, die ihm alle auf demselben Weg nachfolgen, ein jeder mit seinem eigenen Kreuz. Die Pilger sind von diesem Gemälde immer sehr berührt, denn jeder erkennt sich unter diesen vielen Menschen selbst, wie er hinter Jesus herzieht. Bedenken wir aber auch, dass Jesus uns allen immer vorangeht. Jeder Schritt, den wir in unserem Leben gehen, vor allem in Momenten, die vom Kreuz überschattet sind, ist ein Schritt, den Jesus vor uns, vor mir, getan hat. Wenn Jesus mich auffordert, das Kreuz zu tragen, dann nur, weil er es vor mir getan hat. Er kennt die Last; er kennt die Tränen; er kennt den Schmerz; er kennt auch die Einsamkeit, die wir empfinden, wenn wir leiden. Das Kreuz ist in unserem Leben präsent, ob wir es mit Jesus tragen oder nicht. Er bietet sich als barmherziger Begleiter an. Er gibt mir sogar die Möglichkeit, mein Kreuz (mein persönliches kleines Kreuz) mit seinem Kreuz zu vereinen, ihm darzubringen und gemeinsam mit ihm für die Erlösung der Menschen aufzuopfern. So wird das Kreuz zu einem wunderbaren Austausch mit Jesus: Er teilt mein Schicksal und ich seines und dabei bewirken wir gemeinsam viel Gutes, die Erlösung der Menschen.

3. Unsere Liebe Frau von Lourdes. Maria ist Jesus bis unter das Kreuz gefolgt, ohne zurückzuschrecken, ohne an der Verheißung des Engels zu zweifeln. Ihr Glaube war stärker. Selbst in der Dunkelheit hat er sie angeleitet und ihr Halt gegeben. Wenn Maria uns am heutigen Gedenktag, der auf die Anfangstage dieser Fastenzeit fällt, entgegenkommt, möchte sie uns damit sagen, dass sie uns auf diesem Weg begleiten will. Sie möchte uns immer wieder Mut machen; uns immer wieder an der Hand nehmen, wenn wir versucht sind, einen einfacheren Weg zu wählen. Als gute Mutter, nimmt sie ihre Aufgabe ernst und harrt an unserer Seite aus.

Gespräch mit Christus: Maria, danke, dass du da bist. Danke dass du im Laufe der Geschichte immer wieder Wege gefunden hast, um uns deine Gegenwart greifbar und spürbar zu machen. Ich möchte dich heute bitten, mit mir zu gehen; schenke mir immer wieder die Kraft und den Mut, mich der Herausforderung zu stellen, ein echter Jünger Jesu zu sein. Hilf mir, wie du, einen starken Glauben zu haben, damit ich daraus die Kraft schöpfen kann, um auszuharren und, wie du, bis zum Ende treu zu sein.

Möglicher Vorsatz: Ich werde heute den Rosenkranz beten und Maria meine Vorsätze für die Fastenzeit anvertrauen und für all jene Menschen beten, die ein schweres Kreuz zu tragen haben.


Es geht um die Liebe

12. Januar 2016

Freitag nach Aschermittwoch
Hl. Gregor II.
Hl. Benedikt von Aniane OSB

Lorli Pregel

Mt 9,14-15
In jener Zeit kamen die Jünger Johannes’ des Täufers zu Jesus und sagten: Warum fasten deine Jünger nicht, während wir und die Pharisäer fasten? Jesus antwortete ihnen: Können denn die Hochzeitsgäste trauern, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein; dann werden sie fasten.

Einführendes Gebet: Herr, lass es still werden in mir. Den ganzen Tag umgibt mich so viel Lärm, Gespräche, Anforderungen, die mir kaum Spielraum lassen für innere Stille und Gebet. Herr, lass mich in dieser Zeit, die ich jetzt bei dir bin, ganz still werden, um auf dich zu hören, um mir deiner Nähe bewusst zu werden, selbst wenn ich sie nicht besonders spüre. Ich schenke dir meine Gedanken, erfülle sie mit deiner Weisheit; ich schenke dir meine Gefühle, erfülle sie mit deinem Frieden; ich schenke dir mein Herz, erfülle es mit deiner Liebe; ich schenke dir meinen Geist, erfülle ihn mit deinem Heiligen Geist.

Bitte: Ich bitte dich heute um deinen Segen für die Menschen, die sich von dir abgewandt haben und eine besondere Gnade brauchen, um sich deiner Liebe wieder zu öffnen.

1. Fasten hat mit Abwesenheit zu tun. Jesus wird über das Fasten befragt und seine Antwort ist klar: Solange der Bräutigam (und damit meint Jesus sich selber) bei seinen Freunden ist, hat das Fasten keinen Sinn. Wenn der Bräutigam nicht mehr da ist, dann ist es Zeit zu fasten. Fasten hat also etwas damit zu tun, dass der Bräutigam genommen, abwesend ist. Die Jünger Johannes des Täufers und die Pharisäer haben gefastet und taten dies aufgrund ihrer messianischen Hoffnung. Das Fasten sollte ihren Geist auf Gott ausrichten und auf die Ankunft des verheißenen Messias vorbereiten; deshalb fasteten sie; sie hatten Jesus noch nicht in ihrer Mitte erkannt; für die Jünger Jesu, die die Gnade genießen, als seine Freunde in Lebensgemeinschaft mit ihm zu leben, hat das Fasten keinen Sinn.

Unser christliches Leben verläuft in der Spannung zwischen zwei Polen: einerseits in Lebensgemeinschaft mit Jesus Christus und in seiner Nähe, was uns durch die Taufe und die übrigen Sakramente geschenkt ist, andererseits aber auch in der spannungsvollen Realität, dass diese Lebensgemeinschaft noch nicht vollkommen ist, sondern erst zu ihrer Fülle gelangen muss. Das Fasten, der Verzicht, soll eine Erinnerung daran sein, dass ich noch auf dem Weg bin; dass meine Gemeinschaft mit Gott, mit Jesus, noch nicht vollkommen ist und immer mehr wachsen kann. Es erinnert mich auch daran, dass das Leben nicht für das Materielle und für das Wohlergehen in dieser Welt geschaffen ist, sondern für die Gemeinschaft in Fülle mit Christus. Es geht um Jesus; das Fasten soll meine Sehnsucht nach Jesus, nach Gott, nähren.

2. Das Hochzeitsmahl und der Bräutigam. Schon im Alten Testament wird Gottes Liebe als eine bräutliche Liebe dargestellt, und der Bund Gottes mit seinem Volk als Hochzeit. „Wie der junge Mann sich mit der Jungfrau vermählt, so vermählt sich mit dir dein Erbauer. Wie der Bräutigam sich freut über die Braut, so freut sich dein Gott über dich“ (Jes 62,5). Jesus greift dieses Bild auf und spricht mehrmals über das Hochzeitsmahl, das bereitet ist und sich an ihm erfüllt. Er ist der Bräutigam, die Kirche (und in ihr, ein jeder von uns) ist die Braut. In Jesus erfüllt sich der ewige und endgültige Liebesbund, den jeder Christ berufen ist, mit Gott einzugehen. Nie hätte der Mensch von sich aus ahnen können, zu einer solchen Würde berufen zu sein. Bin ich mir bewusst, welch erhabene Berufung ich als Christ besitze? Mit dem rechten Fasten kann ich meinen Blick auf dieses Hochzeitsmahl richten, es ersehnen und mein Herz darauf vorbereiten. Wer mit dem Blick auf Jesus lebt, kann schon hier die Vorfreude dieses Hochzeitsmahls erfahren.

3. Jesus verlieren und wiedergewinnen. Jesus spricht von der Situation, „wenn ihnen der Bräutigam genommen wird“ und bezieht sich auf seine Passion, sein Leiden und Sterben. Er wurde seinen Jüngern entrissen, als er festgenommen und vor den Hohen Rat gebracht wurde. Dies war der Anfang seines Leidens, das im Tod am Kreuz gipfelte. Jesus hatte sein Leiden vorausgesagt und beim Letzten Abendmahl angekündigt, dass sein Blut für die Vergebung der Sünden vergossen wird. Was uns Jesus entreißt und was ihn leiden lässt, ist unsere Sünde. Um uns ihr zu entreißen, nimmt er das Leiden auf sich und bezahlt den Preis für die Erlösung. Wer kennt nicht diese Momente, in denen wir der Versuchung nachgeben und fallen? Wer hat nicht schon einmal den Schmerz gespürt, dass Christus ihm entrissen wurde? Deshalb hat Jesus uns das große Geschenk der Beichte gegeben. Worum es in der Beichte geht, ist nicht nur unsere Sünde. Es geht auch um diesen Wunsch nach Versöhnung und Vereinigung, der in Jesus und in uns brennt.

Gespräch mit Christus: Jesus, deine Liebe übersteigt mich und ich kann sie nicht wirklich begreifen. Ich weiß jedoch eines: ich möchte mit dir immer verbunden sein; ich möchte deine Liebe annehmen und immer in ihr leben. Ich möchte auch die Sehnsucht nach deiner Liebe wecken, die in vielen Menschen schlummert; das kann ich nur, wenn du in mir wohnst, wenn ich deine Liebe für andere transparent mache. Schenke mir diese Gnade, Herr, lass mich in ihr wachsen und, wenn ich falle und die Liebe in mir zu kurz kommt, schenke mir die Demut, die ehrliche Reue und das Vertrauen, im Sakrament der Beichte zu dir zu kommen.

Möglicher Vorsatz: Ich werde mir vornehmen, einen Moment zu finden, um eine gute Beichte abzulegen, um so meine Freundschaft mit Christus zu stärken und geläutert zu werden.


Jesus hält die Augen offen und sein Blick wirkt Wunder

13. Februar 2016

Samstag nach Aschermittwoch
Hl. Jordan von Sachsen OP

Lorli Pregel

Lk 5,27-32
In jener Zeit sah Jesus einen Zöllner namens Levi am Zoll sitzen und sagte zu ihm: Folge mir nach! Da stand Levi auf, verließ alles und folgte ihm. Und er gab für Jesus in seinem Haus ein großes Festmahl. Viele Zöllner und andere Gäste waren mit ihnen bei Tisch. Da sagten die Pharisäer und ihre Schriftgelehrten voll Unwillen zu seinen Jüngern: Wie könnt ihr zusammen mit Zöllnern und Sündern essen und trinken? Jesus antwortete ihnen: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, um die Sünder zur Umkehr zu rufen, nicht die Gerechten.

Einführendes Gebet: Herr, ich komme zu dir und möchte heute deinen Namen loben, weil du so gütig und barmherzig bist. Deine Liebe ist unermesslich; sie wird nie müde, an die Tür meines Herzen zu klopfen. Heute möchte ich ohne Zögern öffnen und dich hereinlassen. Komm herein mit deinem Licht; komm herein mit deiner Gnade; lass mich erkennen, was du in mir bewirken möchtest.

Bitte: Herr, schenke mir innere Offenheit und Fügsamkeit, damit du in meinem Innern dein Werk vollbringen kannst, ohne dass ich dir Widerstand entgegensetze.Schenk deine Gnade einem Menschen, der dessen besonders bedarf.

1. Jesus sah… Es ist bemerkenswert, dass das Evangelium öfter diesen Ausdruck verwendet. Vor allem in Bezug auf Menschen, die nicht besonders angesehen waren oder als Sünder galten, wie im Fall von Levi oder Zachäus, oder der Frau von Samaria, oder völlig unbedeutend schienen, wie die Witwe im Tempel, die ihre zwei Münzen in den Opferkasten warf. Oft sieht Jesus diese Menschen, bevor er selber von ihnen wahrgenommen wird. Seine Augen sehen mehr als die seiner Mitmenschen. Er sieht die Person, nicht den „Titel“, den sie tragen: „Zöllner“, „Sünder“, „Witwe“. Er sieht die Person und den verborgenen Schatz in ihr; sein Blick dringt in die Person ein und hilft ihr dabei, diesen Schatz, den sie in sich trägt, zu entdecken und zu bergen. Bin ich Jesu Blick begegnet? Lasse ich es zu, dass sein Blick in mich eindringt und mich entdecken lässt, wer ich tatsächlich in seinen Augen bin?

2. Jesus holt die Menschen dort ab, wo sie sind. Jesus spricht Levi nicht an, weil er ihn aufgesucht hätte. Er selbst schreitet auf Levi zu, der am Zolltisch sitzt; von dort holt er ihn ab und fordert ihn zur Nachfolge auf. So ist Jesus. Er sucht die Menschen dort auf, wo sie sind, begegnet ihnen in ihrer Lebensrealität und von dort aus lädt er sie ein, den Weg mit ihm zu gehen, ihm zu folgen. Auch mich holt Jesus in dieser Fastenzeit dort ab, wo ich jetzt gerade bin, ohne Voraussetzungen oder Bedingungen zu stellen. Es kann sein, dass ich das Gefühl habe, dass ich gar nicht vorbereitet bin und gar nicht weiß, wie ich mich auf diese Fastenzeit einstimmen soll. Aber darum kümmert sich Jesus, wenn ich ihn darum bitte. Das Einzige, was ich brauche, ist die Bedürftigkeit, die ich in meinem Innern trage, ob ich sie fühle oder nicht. Meine Seele hat Sehnsucht nach Jesus, so wie Levis Seele sie hatte, noch ehe er es selber wusste. Und Jesus kennt diese Bedürftigkeit und Sehnsucht meiner Seele und möchte sie stillen. Er braucht nur ein offenes Herz.

3. Levi verließ alles und folgte ihm. Das ist sehr beeindruckend: kein Zögern, keine Denkpause. Levis Antwort ist umgehend und eindeutig. Jesu Liebe wirkt Wunder; sie hat Levi in Matthäus, einen Apostel und Evangelisten, umgewandelt. Sie hat eine ungeahnte innere Kraft. Wie schnell und bereitwillig antworte ich auf die inneren Einladungen des Heiligen Geistes?

Gespräch mit Christus: Jesus, ich möchte mich deinem Blick öffnen, ich möchte die heilende und erlösende Kraft deiner Liebe erfahren, die mich heute erfüllen möchte. Ich möchte auch lernen, meine Mitmenschen mit deinen barmherzigen Augen zu sehen und wünsche mir, dass sie durch mich deine Barmherzigkeit erfahren können. Schenke mir ein barmherziges Herz wie das Deine.

Möglicher Vorsatz: Ich werde versuchen, mich an die Momente zu erinnern, in denen ich auf besondere Weise die Barmherzigkeit und Nähe Jesu erfahren habe, und ihm dafür danken.