Tägliche Meditationen Sonntag 17. Januar 2016 bis Samstag 23. Januar 2016 Zweite Woche im Woche im Jahreskreis P. Bertalan Egervári LC
Die Macht Marias über das Herz ihres Sohnes 17. Januar 2016
Zweiter Sonntag im Jahreskreis
P. Bertalan Egervári LC Joh 2,1-11 In jener Zeit fand in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt, und die Mutter Jesu war dabei. Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit eingeladen. Als der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. Jesus erwiderte ihr: Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Seine Mutter sagte zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut! Es standen dort sechs steinerne Wasserkrüge, wie es der Reinigungsvorschrift der Juden entsprach; jeder fasste ungefähr hundert Liter. Jesus sagte zu den Dienern: Füllt die Krüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis zum Rand. Er sagte zu ihnen: Schöpft jetzt, und bringt es dem, der für das Festmahl verantwortlich ist. Sie brachten es ihm. Er kostete das Wasser, das zu Wein geworden war. Er wusste nicht, woher der Wein kam; die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten, wussten es. Da ließ er den Bräutigam rufen und sagte zu ihm: Jeder setzt zuerst den guten Wein vor und erst, wenn die Gäste zu viel getrunken haben, den weniger guten. Du jedoch hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten. So tat Jesus sein erstes Zeichen, in Kana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an ihn. Einführendes Gebet: Herr Jesus, du hast in der Hochzeit zu Kana dein erstes Zeichen gewirkt und so den Glauben deiner Jünger gestärkt. Hilf in dieser Betrachtung auch meinem Glauben. Mach mir bewusst, dass der Glaube an dich der wertvollste Schatz in meinem Leben ist und hilf mir, jeden Tag aus diesem Glauben zu leben. Bitte: Lass mich glauben wie Maria! 1. Wer ist hier der Boss? Interessant, wie der Evangelist diesen Abschnitt des Evangeliums beginnt: Zunächst sagt er, dass eine Hochzeit stattfand und dass Maria dabei war. Erst an zweiter Stelle, fast so, als ginge es gar nicht so sehr um sie, nennt er Jesus und seine Jünger, die so nebenbei auch eingeladen waren. Maria ist es auch, die als erste bemerkte, dass der Wein ausging. Sie ergriff sofort die Initiative. Wie? - Sie tat nichts weiter, als Jesus darauf hinzuweisen. Sie wusste, mehr musste sie ihm nicht sagen. Er würde genau wissen, was sie von ihm wollte. Die Reaktion Jesu schien abweisend, aber auch das war für Maria kein Problem. Sie bat die Diener einfach, den Anweisungen Jesu zu folgen. Und tatsächlich wirkte daraufhin Jesus sein erstes Wunder, obwohl seine Stunde noch gar nicht gekommen war. Er hat also auf die Bitte seiner Mutter hin dieses Wunder gewirkt und sich den Menschen offenbart, bevor seine alles entscheidende Stunde gekommen war. Der herrliche Effekt dieses Wunders: Seine Jünger glaubten an ihn. 2. Die Weisheit Marias. Obwohl wir uns noch fast ganz am Beginn des Johannes-Evangeliums befinden, kommt Maria hier das allerletzte Mal zu Wort. Das Letzte, was sie sagt, ist: „Was er euch sagt, das tut.“ Wie viel Weisheit steckt in diesem einen Satz! In ihm ist alles enthalten. Alles, was der Mensch braucht, um ein gutes, erfülltes, gelungenes Leben zu führen. Er muss das tun, was Jesus ihm sagt. Wenn wir lernen, in unserem Leben auf die Stimme Jesu zu hören und es verstehen, das, was er uns sagt, in die Tat umzusetzen, dann werden auch wir wahre Wunder erleben. Nicht die Erfüllung unserer eigenen Pläne wird uns glücklich machen, auch nicht das, was am logischsten oder vernünftigsten ist, sondern das, was Jesus will. Natürlich sollten wir nicht erwarten, in unserem Alltag die Stimme Jesu zu hören, der uns direkte Anweisungen gibt, aber jeder von uns kann lernen, immer besser auf die Eingebungen des Heiligen Geistes zu hören, der immer bei uns bleibt und in uns ist (vgl. Joh14,17). Wenn uns selbst diese Inspiration fehlen sollte, können wir uns immer noch an sein Wort halten: „Liebt einander, wie ich euch geliebt habe“. Denn wer so liebt, kann nichts falsch machen. 3. Die Bitte Marias. Wie aufmerksam ist doch Maria! Scheinbar ist sie die Erste und Einzige, die bemerkt, dass einige Diener anfangen, zu tuscheln und verlegen um sich zu blicken. Welch eine Blamage wäre es für das Brautpaar, wenn auf der Feier der Wein ausginge! Es lohnt sich, das Verhalten Marias genauer zu betrachten: Wie sie sofort reagiert, statt zu sagen, „Das geht mich nichts an“, oder „Da kann man sowieso nichts machen“. Wie sie voller Vertrauen zu Jesus geht. Wie sie sich auch von einer scheinbar ablehnenden Haltung nicht im Geringsten erschüttern lässt. Oder worum sie Jesus eigentlich bittet, nämlich um gar nichts. Sie sagt nicht: „Jesus, bitte mach, dass die Krüge nicht leer werden“ oder irgendetwas Ähnliches. Sie teilt ihm nur mit, worin das Problem besteht, und legt es in seine Hände. Er würde am besten wissen, was zu tun ist. Das könnte auch für unser Gebet eine Hilfe sein. Sicher, manchmal sollten wir um ganz konkrete Dinge bitten, aber vielleicht hilft es öfter auch, wenn wir unsere Probleme einfach in seine Hände legen. So bleiben wir offen für seine Lösung, die oft von unseren Vorstellungen abweicht, aber sicher die Bessere ist. Gespräch mit Christus: Herr Jesus, dieses Evangelium zeigt mir, wie groß die Macht Marias über dein Herz ist, wie groß sie schon zu Beginn deines öffentlichen Wirkens war. Ich bitte dich, höre auf die Fürsprache deiner Mutter und wirke deine Wunder auch in meinem Leben und im Leben meiner Mitmenschen. Lass auch mich zu deinem treuen Jünger werden und unerschütterlich daran glauben, dass du diese Welt regierst. Möglicher Vorsatz: Ich will in einem kleinen Gebet ein persönliches Problem der Fürbitte Marias anempfehlen und mein Vertrauen ausdrücken, dass ihre Fürsprache bei Gott alles bewirken kann.
Von Fasten, Wein und neuen Kleidern 18. Januar 2016
Montag der zweiten Woche im Jahreskreis Hl. Priska, Märtyrerin Hl. Margarete P. Bertalan Egervári LC Mk 2,18-22 Da die Jünger des Johannes und die Pharisäer zu fasten pflegten, kamen Leute zu Jesus und sagten: Warum fasten deine Jünger nicht, während die Jünger des Johannes und die Jünger der Pharisäer fasten? Jesus antwortete ihnen: Können denn die Hochzeitsgäste fasten, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Solange der Bräutigam bei ihnen ist, können sie nicht fasten. Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein; an jenem Tag werden sie fasten. Niemand näht ein Stück neuen Stoff auf ein altes Kleid; denn der neue Stoff reißt doch vom alten Kleid ab, und es entsteht ein noch größerer Riss. Auch füllt niemand neuen Wein in alte Schläuche. Sonst zerreißt der Wein die Schläuche; der Wein ist verloren, und die Schläuche sind unbrauchbar. Neuer Wein gehört in neue Schläuche. Einführendes Gebet: Jesus, die Jünger befanden sich in der beneidenswerten Situation, immer bei dir zu sein. Sie konnten sehen, mit wie viel Liebe du allen begegnet bist, mit wie viel Kraft du gepredigt hast, welch einzigartige Ausstrahlung du hattest, welche Wunder du gewirkt und wie du jede Lebenslage souverän gemeistert hast. Lass mich dich in dieser Betrachtung ein bisschen besser kennen lernen. Bitte: Erwecke in mir die Sehnsucht nach dir! 1. Der Wert des Fastens. Nicht selten hört man heutzutage Kommentare wie diesen: „Glauben habe ich schon, aber mal ganz ehrlich, das mit dem Fasten bringt doch gar nichts.“ Dem ist aber nicht so, denn wenn wir uns auf das Fasten wirklich einlassen, hat es sehr wohl einen Wert! Es geht dabei um mehr als einen bloßen Verzicht. Dem Alten Testament entnehmen wir, dass Fasten ein Zeichen für Buße und Umkehr war. Die Propheten weisen dabei immer wieder darauf hin, dass vor allem die Änderung der inneren Haltung wichtig ist. Sonst besteht die Gefahr, dass man nur noch auf die äußere Einhaltung des Fastens achtet und am Ende gar stolz auf die eigene Leistung ist und denkt, man wäre nun schon ein guter Christ. Vorzüge des Fastens sind z.B. die Stärkung der Willenskraft und der inneren Freiheit, das Ablegen schlechter Angewohnheiten oder das Entstehen eines größeren Hungers, einer größeren Sehnsucht nach Gott. Außerdem verleihen Fasten und Opfer unseren Gebeten mehr Wirksamkeit. Gar nicht schlecht für ein bisschen Hungergefühl… 2. Fasten beim Hochzeitsbankett. Anscheinend hatten es die Jünger Jesu nicht nötig zu fasten. Jesus selbst kannte die Vorzüge des Fastens sehr gut, aber mit seiner Frage „Können denn die Hochzeitsgäste fasten, solange der Bräutigam bei ihnen ist?“ bringt er zum Ausdruck, dass es Wichtigeres gibt. Wichtigeres, weil der Bräutigam bei ihnen war. Ziel war es jetzt, diesen göttlichen Bräutigam besser kennen zu lernen, seine Liebe zu erfahren und ihm nachzufolgen. Auch das Fasten ist nur ein Mittel, das letztlich diesem Zweck dienen soll, dem Bräutigam, Jesus Christus, näher zu kommen. Denn Willensstärke, innere Freiheit, Loslösung, Sehnsucht nach Gott oder Hilfe fürs Gebet sind auch nicht Selbstzweck, sondern Sprungbretter, um zu Jesus Christus zu gelangen. Nur in Bezug auf ihn, unseren Gott, der Mensch wurde und uns durch sein Leben, seinen Tod und seine Auferstehung erlöst hat, erlangen alle diese Dinge ihren wahren Wert. 3. Neuer Wein und neue Kleider. Das neue Stück Stoff der Botschaft vom Reich Gottes passt nicht so einfach auf das alte Kleid der herkömmlichen Lebensweise. Man muss schon das alte Kleid Adams ablegen, sich von den eigenen schlechten Gewohnheiten abkehren und Buße tun, um das neue Kleid des neuen Lebens in Christus anlegen zu können. Das Bild vom neuen Wein möchte uns das Gleiche sagen. Entscheidend ist nicht, dass wir alle äußeren Vorschriften erfüllen, sondern dass Jesus unser Herz erneuert. Wir können dazu beitragen, indem wir umkehren und an das Evangelium vom Reich Gottes glauben, aber unsere Herzen erneuern kann nur er allein. Die Schlussfolgerung lautet nicht: Wenn wir die Gebote erfüllen, wird er uns ein liebendes Herz schenken. Sondern: Wenn er uns ein liebendes Herz schenkt, werden wir in der Lage sein, die Gebote zu erfüllen. Gespräch mit Christus: Jesus, göttlicher Bräutigam, ich danke dir für deine Liebe zu mir! Sie ist so groß, als wäre ich deine einzige Braut. Ich will gern bereit sein, für dich auf alles zu verzichten, um dir zu zeigen, wie sehr ich mich nach dir sehne. Komm dieser meiner Sehnsucht mit deiner Gegenwart und Liebe entgegen. Schenke mir ein neues Herz und einen beständigen Geist, damit ich dir und meinen Mitmenschen voller Liebe begegnen kann. Möglicher Vorsatz: Ich will diese Woche einmal fasten, z.B. indem ich auf ein Frühstück verzichte, und darum bitten, dass mein Hunger nach dir wächst.
Der Herr über mein Herz 19. Januar 2016
Dienstag der zweiten Woche im Jahreskreis Hl. Marius, Märtyrer Hl. Pia von Karthago, Märtyrerin P. Bertalan Egervári LC Mk 2,23-28 An einem Sabbat ging Jesus durch die Kornfelder, und unterwegs rissen seine Jünger Ähren ab. Da sagten die Pharisäer zu ihm: Sieh dir an, was sie tun! Das ist doch am Sabbat verboten. Er antwortete: Habt ihr nie gelesen, was David getan hat, als er und seine Begleiter hungrig waren und nichts zu essen hatten - wie er zur Zeit des Hohenpriesters Abjatar in das Haus Gottes ging und die heiligen Brote aß, die außer den Priestern niemand essen darf, und auch seinen Begleitern davon gab? Und Jesus fügte hinzu: Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat. Deshalb ist der Menschensohn Herr auch über den Sabbat. Einführendes Gebet: Jesus, du Herr über den Sabbat und Herr meines Lebens, stille meinen Hunger nach Glück und Freude, indem du immer mehr Teil meines Lebens wirst und dich mit mir vereinst. Sende deinen Heiligen Geist. Er möge mich in dieser Betrachtung leiten und mein Herz nach deinem Vorbild umgestalten. Bitte: Lass mich deine Gebote in Liebe erfüllen! 1. Ruhen und bei Gott sein. „Wie kleinkariert muss man denn sein, um so zu reagieren, wie die Pharisäer“ könnte unser erster Gedanke sein, wenn wir diese Evangeliumsstelle lesen. Für uns ist offensichtlich, dass da etwas nicht stimmt. Allerdings setzt Jesus das Gebot der Sabbatruhe hier gar nicht außer Kraft. Vielmehr rückt er es in den rechten Kontext, was aufgrund der übertriebenen Auslegung der Pharisäer notwendig war. Der Sinn des Sabbats bestand nämlich schon damals nicht darin, sich an ganz bestimmte Regeln zu halten, sondern er sollte der Tag des Herrn sein, an dem man Gott mehr Zeit widmete, die Sorgen des Alltags und der Arbeit vergaß und ausruhte. Diese Botschaft ist sehr aktuell, denn nicht die Arbeit an sich ist schlecht, sondern die übertriebene Sorge um das Materielle und Zeitliche. Der Mensch braucht den siebten Tag, um zu ruhen und um sich die Bedeutung des Schöpfers, der Ewigkeit etc. wieder ins Bewusstsein zu rufen. 2. Welcher Geist steckt dahinter? Sollte das simple Abreißen von Ähren als so anstrengende Arbeit gegolten haben, dass sie am Sabbat verboten war? Tatsächlich erlaubte es die Heilige Schrift, solange es ohne Hilfsmittel und ohne Vorratsbeschaffung geschah, was hier der Fall war (Deut 23,26). Die Pharisäer hatten also mit dieser Auslegung jedes Maß verloren. Nicht umsonst sagt Jesus an einer anderen Stelle: „Wer von euch wird seinen Sohn oder seinen Ochsen, der in den Brunnen fällt, nicht sofort herausziehen, auch am Sabbat?“ Ja, man muss regelrecht verblendet sein, um die Gefahr zu übersehen, die mit einer rein äußerlichen Erfüllung der Gebote verbunden ist. Wie wichtig ist es also, dass wir den Geist kennen, der hinter einem Gebot oder einer Regel steckt! Nur wenn wir die Gebote dem Geiste und nicht nur dem Wortlaut nach erfüllen, erhalten unsere Taten ihren wahren Wert. 3. Der Herr über den Sabbat. „Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat.“ Und außerdem gibt es noch etwas, oder genauer gesagt jemand, der sowohl über dem Menschen als auch über dem Sabbat steht: der Menschensohn. Er ist es, um den es eigentlich geht und um den sich alles dreht. Er ist der Erlöser, auf den die ganze Schöpfung gewartet hat. Er ist letztendlich die Lösung all unserer Probleme. Er ist die Erfüllung all unserer Wünsche und Sehnsüchte. Er ist groß, herrlich, wunderbar. Er ist die Liebe, Schönheit und Freude selbst. Er ist allmächtig und Herr über alles. Nichts entzieht sich seinem Zugriff, außer einer Sache… die menschliche Freiheit. Aber diese Grenze hat er sich selbst gesetzt, weil er möchte, dass wir ihn lieben, und weil Liebe ohne Freiheit unmöglich ist. Es liegt in unserer Hand. Möge der Herr über den Sabbat auch Herr über unser Leben und unser Herz sein! Gespräch mit Christus: Herr Jesus, ich möchte dir danken für die Gebote, die du uns gegeben hast, um uns den direktesten Weg zu dir und zu unserem Glück zu zeigen. Hilf mir, immer den Geist zu erkennen, der hinter einem Gebot steckt, und lass mich alle Gebote in diesem Geist aus Liebe zu dir erfüllen. Ich möchte dir mein ganzes Leben schenken, alles was ich denke, rede und tue. Mein Herz soll ganz dir gehören. In Freiheit wähle ich dich, Herr, denn du bist wunderbar! Möglicher Vorsatz: Ich will heute darauf achten, in welchem Geist ich meine Pflichten erfülle. Dabei will ich in rechter Absicht handeln und meiner Pflicht nachkommen, um Gott damit eine Freude zu machen.
Vorwürfe, Zorn und Trauer 20. Januar 2016
Mittwoch der zweiten Woche im Jahreskreis Hl. Fabian und Sebastian, Märtyrer P. Bertalan Egervári LC Mk 3,1-6 In jener Zeit als Jesus in eine Synagoge ging, saß dort ein Mann, dessen Hand verdorrt war. Und sie gaben acht, ob Jesus ihn am Sabbat heilen werde; sie suchten nämlich einen Grund zur Anklage gegen ihn. Da sagte er zu dem Mann mit der verdorrten Hand: Steh auf und stell dich in die Mitte! Und zu den anderen sagte er: Was ist am Sabbat erlaubt: Gutes zu tun oder Böses, ein Leben zu retten oder es zu vernichten? Sie aber schwiegen. Und er sah sie der Reihe nach an, voll Zorn und Trauer über ihr verstocktes Herz, und sagte zu dem Mann: Streck deine Hand aus! Er streckte sie aus, und seine Hand war wieder gesund. Da gingen die Pharisäer hinaus und fassten zusammen mit den Anhängern des Herodes den Beschluss, Jesus umzubringen. Einführendes Gebet: Komm, Heiliger Geist, leuchte mir mit deinem Licht und lass mich auf deine Stimme hören. Ich will mich für den Willen des Vaters öffnen. Ich will mich vom Wort Gottes berühren und bewegen lassen. Lass es nicht nur meine Erkenntnis vergrößern, sondern mich bereit machen, wenn nötig, mein Leben in den konkreten Situationen des Alltags zu ändern. Bitte: Hilf mir, nie schlecht über andere Menschen zu urteilen! 1. Die Anklage der Pharisäer. Diese Pharisäer schienen ziemlich boshaft zu sein, da sie es in der Synagoge darauf anlegten, einen Grund zur Anklage gegen Jesus zu finden. Eigentlich ging man aus anderen Motiven am Sabbat in die Synagoge. Es handelte sich um eine Versammlung am siebten Tag, am Tag des Herrn, um ihm die Ehre zu erweisen. Darum ging es wahrscheinlich auch den Pharisäern. Zumindest dachten sie wohl, das Richtige zu tun, wenn sie auf die Einhaltung der Sabbatruhe und des Arbeitsverbots drängten. Dass sie dabei etwas viel Grundsätzlicheres, nämlich die Nächstenliebe, völlig aus den Augen verloren hatten, fiel ihnen gar nicht auf. Sie klammerten sich an die äußerliche Einhaltung der Regeln, ohne offen dafür zu sein, die eigene Erkenntnis über die Gebote zu vertiefen oder ihre Ansichten und ihr Leben zu ändern. Sie dachten, sie wüssten schon alles, und pochten darauf, dass alles so weiter gehen müsse wie bisher. Für Neues waren sie nicht offen. 2. Die Vorwürfe, die ich erhebe. Ist es uns vielleicht schon einmal passiert, dass wir Gründe suchten, um jemandem etwas vorwerfen zu können, nur weil er uns nicht in den Kram passte? Kommt es nicht vor, dass uns jemand auf Anhieb unsympathisch ist, weil er z.B. sehr dominant ist und uns kaum zu Wort kommen lässt? Und schnell fällt uns dann auf, dass er sich um die Meinung anderer gar nicht kümmert und ganz schön selbstherrlich ist. Oder kommt es nicht vor, dass jemand, nur weil er sympathisch oder gut aussehend ist, die Aufmerksamkeit aller genießt, wir aber gar nicht beachtet werden? Und automatisch finden wir Gründe, warum das eigentlich nicht so sein sollte: „Der ist doch total eingebildet.“ „Der hält sich wohl für was Besseres.“ Ja, wenn uns jemand beleidigt oder schlecht behandelt, brauchen wir oft nicht lange zu suchen, um an ihm etwas Schlechtes zu finden. Manchmal handeln wir also unbewusst genauso wie die Pharisäer und vergessen die Worte Jesu: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet.“ 3. Der Zorn und die Trauer Jesu. Beeindruckend ist die Haltung Jesu. Er weiß genau, dass die Pharisäer ihn verurteilen wollen, tut aber trotzdem das Gute und steht zur Wahrheit. Es kümmert ihn nicht, dass er sich bei ihnen deswegen unbeliebt macht. Ebenso bewundernswert ist sein Umgang mit seinen Gefühlen. Er fühlt ganz wie wir, er wird richtig zornig über die Verstocktheit der Pharisäer und empfindet auch Trauer und Schmerz darüber. Es tut ihm weh, dass sie sich nicht ändern wollen und ungerecht handeln. Wie Jesus dürfen auch wir traurig und wütend sein und brauchen deshalb nicht gleich zu beichten. Allerdings müssen wir, wie Jesus, die Gefühle und Leidenschaften lenken. Die Trauer soll uns nicht mutlos machen, sondern uns z.B. dazu führen, dass wir für alle Betroffenen beten. Der Zorn soll sich nicht auf Personen richten, sondern auf die Sache. Wir sollen nicht sagen: „Wie kann man nur so ein Heuchler sein wie XY?“, weil wir damit über die inneren Beweggründe einer Person urteilen. Stattdessen sollen wir denken: „In dieser Sache hat die Person falsch gehandelt.“ Gefühle und Leidenschaften können wir nicht despotisch kontrollieren, aber unsere Aufgabe besteht darin, sie gekonnt in die rechten Bahnen zu lenken. Gespräch mit Christus: Herr Jesus, ich danke dir, dass du Mensch geworden bist und daher ganz und gar mit uns mitfühlen kannst. Es ist schön, dass du die menschliche Gefühlswelt mit uns geteilt hast. Lass mich von dir lernen und mit meinen Gefühlen und Leidenschaften richtig umgehen. Hilf mir, sie so zu lenken, dass ich immer in der Liebe bleibe. Und lass mich staunen über dich, über den allmächtigen Gott, der seine Herrlichkeit verborgen hat und sich wie jeder andere Mensch behandeln ließ, um uns zu erheben und zu erlösen. Möglicher Vorsatz: Ich will heute an jemandem, den ich nicht ausstehen kann, eine gute Eigenschaft finden.
Wer ist dieser Jesus? 21. Januar 2016
Donnerstag der zweiten Woche im Jahreskreis Hl. Meinrad OSB Hl. Agnes (Ines), Märtyrerin P. Bertalan Egervári LC Mk 3,7-12 In jener Zeit zog sich Jesus mit seinen Jüngern an den See zurück. Viele Menschen aus Galiläa aber folgten ihm. Auch aus Judäa, aus Jerusalem und Idumäa, aus dem Gebiet jenseits des Jordan und aus der Gegend von Tyrus und Sidon kamen Scharen von Menschen zu ihm, als sie von all dem hörten, was er tat. Da sagte er zu seinen Jüngern, sie sollten ein Boot für ihn bereithalten, damit er von der Menge nicht erdrückt werde. Denn er heilte viele, so dass alle, die ein Leiden hatten, sich an ihn herandrängten, um ihn zu berühren. Wenn die von unreinen Geistern Besessenen ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder und schrien: Du bist der Sohn Gottes! Er aber verbot ihnen streng, bekannt zu machen, wer er sei. Einführendes Gebet: Jesus, hätte ich doch dabei sein können, als du auf Erden warst und durch Judäa und Galiläa gezogen bist. Gern hätte ich gesehen, wie du die vielen Wunder gewirkt hast, wie du Kranke geheilt, Dämonen ausgetrieben und den Kräften der Natur befohlen hast. Gern hätte ich deine Ausstrahlung erlebt, deine Milde, Güte und Herzlichkeit erfahren. Gern hätte ich gehört, wie unwiderstehlich du gepredigt hast. Du sagst uns, selig sind die, die nicht sehen und doch glauben. So bitte ich dich, schenke mir einen solchen Glauben, als wäre ich bei allem dabei gewesen. Bitte: Hilf mir, an dich zu glauben und dich zu lieben! 1. Die Person Jesu. „Wer ist dieser Jesus?“ Das ist eine der zentralen Fragen, die das Evangelium nach Markus beantworten möchte. Bis zum Messiasbekenntnis des Petrus im achten Kapitel geht es praktisch um nichts anderes, die Person Jesu steht dauernd im Mittelpunkt. So auch in diesem Abschnitt, in dem wir sehr vieles über ihn erfahren. Er tat viele Zeichen und Wunder, was große Menschenmassen aus einer weiten Umgebung anzog. Er heilte Kranke und trieb Dämonen aus, und zwar nicht nur manchmal, sondern immer, wenn er wollte. Er wirkte mit Vollmacht und göttlicher Autorität. Es ging eine Kraft von ihm aus, die alle heilte, sodass es genügte, ihn mit Glauben zu berühren, um gesund zu werden. Schließlich hören wir das Bekenntnis, er sei der Sohn Gottes. Genau das möchte der Evangelist uns zeigen. Jesus war nicht nur ein Mann Gottes oder ein großer Prophet, sondern wirklich Gott, menschgewordener Gott. 2. Die Sendung Jesu. Wieso ist Gott Mensch geworden? Was steckt dahinter, welchen Grund gibt es dafür? Diese Frage versucht der Evangelist zu beantworten, nachdem er im Laufe der ersten acht Kapitel versucht hat, uns zu verstehen zu geben, dass Jesus Gott ist, der menschgewordene Gott. Die Zeit ist also reif, dass Jesus nun unmittelbar nach dem Bekenntnis des Petrus „Du bist der Messias“ den Jüngern erklärt, was es wirklich bedeutet, der Messias zu sein. Ja, er würde das Volk von seinen Sünden erlösen, aber das würde durch seinen Tod und seine Auferstehung geschehen. Er bringt nicht die Befreiung vom römischen Joch. Vielmehr ist er gekommen, um am Kreuz zu sterben und aufzuerstehen. Das Verbot Jesu, bekannt zu machen, wer er sei, hängt damit zusammen, dass sich die Israeliten falsche Vorstellungen über den Messias machten. Jesus wirkte die Zeichen und Wunder eben nicht, um anzudeuten, dass die Befreiung von Rom kurz bevorstand, sondern um den Glauben an seine Person zu wecken und so stark zu machen, dass nicht einmal sein schmachvoller Tod ihn zerstören würde. 3. Erlösung. Auch für uns ist es wichtig, uns immer wieder von neuem bewusst zu machen, wozu Jesus gekommen ist und was er uns gebracht hat. Er ist nicht gekommen, um uns von allen Krankheiten und Leiden zu befreien und uns ein schönes Leben in Frieden und Freude zu ermöglichen. Er ist nicht gekommen, um uns den Himmel auf Erden zu bringen. Sein Geschenk ist viel größer. Durch sein Leben, Sterben und Auferstehen befreit er uns von der Sklaverei der Sünde. Wir stehen den Versuchungen des Bösen nicht mehr hilflos gegenüber, sondern können uns mit seiner Hilfe immer frei für das Gute entscheiden. Das bleibt natürlich immer mit Schwierigkeiten, Widerständen und inneren Kämpfen verbunden. Aber das Böse herrscht nicht mehr über unsere Seele, sondern Gott selbst lebt in uns und schenkt uns Anteil an seinem göttlichen Leben. Er besiegt den Tod und bringt das Leben in Ewigkeit. Gewöhnen wir uns nie an dieses unglaubliche Geschenk, bleiben wir nicht gleichgültig, sondern lassen wir uns bewegen! Staunen wir immer wieder aufs Neue darüber und ändern wir unser Leben, damit es seinem Leben immer ähnlicher wird! Gespräch mit Christus: Jesus, ich glaube an dich. Ich glaube, dass du die zweite Person der Dreifaltigkeit bist. Ich glaube, dass du Mensch geworden bist, gelitten hast, gestorben und auferstanden bist, um mir ewige Freude zu schenken. Ich glaube an deine grenzenlose Barmherzigkeit und Liebe. Ich glaube, dass du mich liebst vor jeder Leistung und trotz aller Schuld. Ich glaube, dass mich nichts im Himmel und auf Erden von deiner Liebe trennen kann. Und ich glaube, dass ich dir mit meinem Glauben eine Freude machen kann. Dich will ich preisen in Ewigkeit. Möglicher Vorsatz: Ich will heute nachdenken über die Frage „Wer ist Jesus für mich?“
Berufung und Sendung 22. Januar 2016
Freitag der zweiten Woche im Jahreskreis Hl. Vinzenz, Märtyrer Hl. Vinzenz Pallotti SAC P. Bertalan Egervári LC Mk 3,13-19 In jener Zeit stieg Jesus auf einen Berg und rief die zu sich, die er erwählt hatte, und sie kamen zu ihm. Und er setzte zwölf ein, die er bei sich haben und die er dann aussenden wollte, damit sie predigten und mit seiner Vollmacht Dämonen austrieben. Die Zwölf, die er einsetzte, waren: Petrus - diesen Beinamen gab er dem Simon -, Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und Johannes, der Bruder des Jakobus - ihnen gab er den Beinamen Boanerges, das heißt Donnersöhne -, dazu Andreas, Philippus, Bartholomäus, Matthäus, Thomas, Jakobus, der Sohn des Alphäus, Thaddäus, Simon Kananäus und Judas Iskariot, der ihn dann verraten hat. Einführendes Gebet: Herr Jesus, in der Taufe hast du auch mich erwählt, dein Jünger zu sein und dir in meinem Lebensstand nachzufolgen. Mach mich ganz offen für deinen Willen und bereit, auf deinen Wegen zu gehen. Bitte: Lass die Gnade, die du mir in der Taufe geschenkt hast, sich weiter entfalten! 1. 2 Aspekte: Nähe und Sendung. Jesus setzte zwölf Jünger ein, die er bei sich haben und die er dann aussenden wollte, damit sie predigten und mit seiner Vollmacht Dämonen austrieben. Wir wissen um die außerordentliche Stellung der zwölf Apostel. Der Evangelist nennt uns die zwei Aspekte, die ihre Erwählung in besonderer Weise kennzeichnen: Die Nähe zu Jesus und die Sendung. Diese beiden Aspekte sind es auch, die noch heute auf jeden Priester anwendbar sind. Er muss Jesus einerseits nahe sein, einen vertrauten, persönlichen Umgang mit ihm pflegen (vor allem in der Eucharistie, im Gebet, in der Hl. Schrift und im Kreuz), ihn also aus Erfahrung kennen und lieben. Andererseits ist er gesandt, die frohe Botschaft zu verkünden, und mit der Vollmacht Jesu den Kampf gegen das Böse und die Sünde aufzunehmen, insbesondere durch die Spendung der Sakramente. In ähnlicher Weise ist auch jeder Getaufte gerufen, Jesus nahe zu sein und für die Errichtung seines Reiches zu kämpfen. 2. Die Säulen der Kirche. Genau genommen kommt natürlich auch die Berufung zum Priestertum der der zwölf Apostel nicht gleich. Sie sind die Säulen, auf denen Christus seine Kirche gegründet und ihr in der Zeit Bestand gegeben hat. Da drängt sich die Frage auf, wieso gerade sie? Was war so besonders an ihnen, und was hat sie befähigt, diese Sendung zu erfüllen? Man hätte meinen können, Jesus würde sich dazu die intelligentesten, einflussreichsten, fähigsten Männer seiner Zeit aussuchen. Stattdessen nahm er – mit Verlaub, liebe Apostel – recht kleine Würstchen, ganz einfache Leute ohne außergewöhnliche Talente. Doch eine Eigenschaft hatten sie alle gemeinsam: Sie waren alle bereit, Jesus bedingungslos nachzufolgen. Ohne zu zögern, ließen sie alles stehen und liegen, um ihn zu begleiten. Sie waren völlig offen für Jesus und seine Botschaft, alles andere wurde nebensächlich. Bin auch ich ganz offen und bereit, für Jesus alles aufzugeben? 3. Die Berufung zur Heiligkeit. In der dogmatischen Konstitution Lumen Gentium des II. Vatikanischen Konzils heißt es: „Die Anhänger Christi sind von Gott nicht kraft ihrer Werke, sondern aufgrund seines gnädigen Ratschlusses berufen und in Jesus dem Herrn gerechtfertigt, in der Taufe des Glaubens wahrhaft Kinder Gottes und der göttlichen Natur teilhaftig und so wirklich heilig geworden. Sie müssen daher die Heiligung, die sie empfangen haben, mit Gottes Gnade im Leben bewahren und zur vollen Entfaltung bringen“. Papst Benedikt XVI. kommentiert diesen Satz wie folgt: „Der heilige Paulus hebt die Verwandlung, die die Taufgnade im Menschen wirkt, sehr stark hervor, und er prägt schließlich eine neue Terminologie, die mit der Präposition ‚mit‘ gebildet wird: mit Christus ‚mitgestorben‘, ‚mit-begraben‘, ‚mit-auferstanden‘, ‚mit-belebt‘; unser Schicksal ist unlöslich mit dem seinen verbunden. Er schreibt: ‚Wir wurden mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod; und wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir als neue Menschen leben‘ (Röm 6,4)“. Tiefe Worte, über die es sich nachzudenken lohnt. Bin ich mir bewusst, dass ich die heiligmachende Gnade empfangen habe und sie mit Gottes Hilfe zur vollen Entfaltung bringen soll? Gespräch mit Christus: Jesus, ich danke dir für die Erwählung, die du mir schon mit der Taufe erwiesen hast. Hilf mir, diese unvorstellbare Gnade, die ich bereits empfangen habe, in meinem Leben zur Entfaltung zu bringen. Mein Schicksal ist untrennbar mit dem deinen verbunden. Lass mich dir also nahe sein und die Sendung erfüllen, die du mir aufgetragen hast. Lass mich in der Welt ein Zeuge deiner Liebe sein. Möglicher Vorsatz: Im Bewusstsein meiner Sendung will ich mich heute bemühen, alles Böse zu meiden und ein Werk der Nächstenliebe zu tun.
Die Faszination Jesu 23. Januar 2016
Samstag der zweiten Woche im Jahreskreis Hl. Heinrich Seuse OP Hl. Hartmut OSB, Abt P. Bertalan Egervári LC Mk 3,20-21 In jener Zeit ging Jesus in ein Haus, und wieder kamen so viele Menschen zusammen, dass er und die Jünger nicht einmal mehr essen konnten. Als seine Angehörigen davon hörten, machten sie sich auf den Weg, um ihn mit Gewalt zurückzuholen; denn sie sagten: Er ist von Sinnen. Einführendes Gebet: Jesus, dein Wirken war ganz außergewöhnlich. Niemand hatte damit gerechnet. Deine Botschaft war die Frohe Botschaft vom Heil und der Befreiung, aber sie war mit einem Weg verbunden, der ungemütlich und für viele Anstoß erregend war. Schenke mir die Gnade, nie Anstoß an deinem Willen zu nehmen. Hilf mir, mich jedes Mal daran zu erinnern, dass du nur das Beste für mich willst und dass die Erfüllung deines Willens immer Freude bringt. Bitte: Lass mich fasziniert sein von dir! 1. Chaotische Zustände. Was muss wohl in einem Haus los sein, das so voller Leute ist, dass Jesus und die Jünger nicht einmal essen können? Überall drängen sich Menschen, die etwas von Jesus wollen. Wahrscheinlich ist es recht laut, viele Gespräche werden geführt. Die Jünger müssen vermutlich Bodyguards spielen, damit Jesus wenigstens Luft zum Atmen hat. Es muss ein totales Chaos herrschen. Wer weiß, wie glücklich der Hausbesitzer ist… Denkt er vielleicht an den Schmutz, den tausend Füße in sein Haus gebracht haben? An die Scherben einer Vase, die in dem Gedränge schon zu Bruch gegangen ist? So können wir uns die Situation noch weiter ausmalen. Das Paradoxe an dem Ganzen ist, dass das für Jesus der ganz normale Alltag war: Wie es im Text heißt, kamen „wieder“ so viele Menschen zusammen. 2. Die Faszination Jesu. Schuld an diesem chaotischen Alltag ist die Person Jesu, von der eine solche Faszination ausging, dass viele Menschen weite Reisen unternahmen, nur um ihn einmal zu erleben; ihn, den jungen Rabbi, der alle Krankheiten heilen konnte; der mit Vollmacht Dämonen austrieb; der unterschiedslos zu allen gütig war; der sprach, wie nie ein Mensch zuvor gesprochen hatte; der eine unbeschreibliche Ausstrahlung hatte; der einen so liebevoll anschauen konnte… Faszination ist eine starke Antriebskraft. Wer von etwas fasziniert ist, der beschäftigt sich begeistert damit, investiert Zeit und Mühen, seine Gedanken kreisen darum, er vergisst alles andere, ist hundertprozentig bei der Sache. Und nichts fasziniert uns Menschen mehr als ein Mensch. Der faszinierendste Mensch von allen, das war zweifellos Jesus Christus. Es liegt an uns, diese Faszination zu entdecken. Sie ist verborgen in der Heiligen Schrift, in der Eucharistie, im persönlichen Umgang mit ihm selbst im Gebet. Spüren wir dieser Faszination nach! 3. Von Sinnen. Ja, zweifellos war da etwas ganz Besonderes an Jesus. Aber dieses Besondere war nicht jedermanns Sache. Zu viele seltsame Dinge ereigneten sich. Die Botschaft, die er predigte, war äußerst radikal in ihren Ansprüchen. Jesus kritisierte offen einige Missstände und machte sich fast die gesamte religiöse Elite zum Feind. Irgendwann war für seine Angehörigen das Maß voll. Schließlich stand der Ruf der ganzen Verwandtschaft auf dem Spiel. Außerdem will nun wirklich keiner Feinde bei der religiösen Obrigkeit haben. Und alles nur, weil ein Cousin „ausgeflippt“ ist. Also haben sie ihn einfach für verrückt erklärt und zogen los, um ihn mit Gewalt zurückzuholen. Schadensbegrenzung war angesagt. Wie sehr bemühe ich mich manchmal um Schadensbegrenzung? Bin ich bereit, die Botschaft Christi in ihrer ganzen Radikalität anzunehmen und konsequent in die Tat umzusetzen? Oder erkläre ich den ein oder anderen schwierigen Teil der Botschaft Christi für zu verrückt, zu schwer, zu veraltet, zu unrealistisch, nicht für mich? Gespräch mit Christus: Jesus, ich will fasziniert sein von dir. Ich will mich bemühen, diese Kraftquelle für mein Leben zu erschließen. Lass mich die Faszination, die von dir ausgeht, entdecken und immer tieferen Einblick in sie gewinnen. Und hilf mir, alles anzunehmen, was deine Nachfolge mit sich bringt. Möglicher Vorsatz: Ich will eine Charaktereigenschaft Jesu nicht nur mit dem Verstand betrachten, sondern versuchen, mich von ihr berühren, bewegen zu lassen.
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