Tägliche Meditationen Sonntag 27. Dezember 2015 bis Samstag 2. Januar 2016 Weihnachtsoktav und Weihnachtszeit Karola Helfrich
Kinder Gottes 27. Dezember 2015
Sonntag in der Weihnachtsoktav Fest der Heiligen Familie Hl. Johannes, Apostel, Evangelist Karola Helfrich Lk 2,41-52 Die Eltern Jesu gingen jedes Jahr zum Paschafest nach Jerusalem. Als er zwölf Jahre alt geworden war, zogen sie wieder hinauf, wie es dem Festbrauch entsprach. Nachdem die Festtage zu Ende waren, machten sie sich auf den Heimweg. Der junge Jesus aber blieb in Jerusalem, ohne dass seine Eltern es merkten. Sie meinten, er sei irgendwo in der Pilgergruppe, und reisten eine Tagesstrecke weit; dann suchten sie ihn bei den Verwandten und Bekannten. Als sie ihn nicht fanden, kehrten sie nach Jerusalem zurück und suchten ihn dort. Nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel; er saß mitten unter den Lehrern, hörte ihnen zu und stellte Fragen. Alle, die ihn hörten, waren erstaunt über sein Verständnis und über seine Antworten. Als seine Eltern ihn sahen, waren sie sehr betroffen, und seine Mutter sagte zu ihm: Kind, wie konntest du uns das antun? Dein Vater und ich haben dich voll Angst gesucht. Da sagte er zu ihnen: Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört? Doch sie verstanden nicht, was er damit sagen wollte. Dann kehrte er mit ihnen nach Nazaret zurück und war ihnen gehorsam. Seine Mutter bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen. Jesus aber wuchs heran, und seine Weisheit nahm zu, und er fand Gefallen bei Gott und den Menschen Einführendes Gebet: Herr, du schenkst mir einen Augenblick der Stille. Du stellst mir Bilder vor die Seele, die mich sammeln. Ich spüre, wenn ich mich dir anvertraue, bleibt mein Herz ruhig. Bitte: Herr Jesus, wachse in mir, in meinem Geist, in meinem Herzen, in all meinen Sinnen. Wachse in mir zur Verherrlichung deines Vaters. 1. Das Beispiel von Nazareth. Das Haus von Nazareth ist eine Schule, in der man beginnt, das Leben Christi in kleinen Schritten zu verstehen. Fest verhaftet in der jüdischen Glaubenstradition gehen Maria und Josef mit Jesus, der im Alter von zwölf Jahren an der Schwelle zur jüdischen Volljährigkeit steht, wie jedes Jahr zum Paschafest nach Jerusalem. Glaubenswege als Familie zu gehen – Glaubenstraditionen als Familie zu verstehen, das lehrt uns Nazareth. Heute, am Fest der Heiligen Familie, blicke ich auf meine Familie. Nazareth erinnert mich nachdrücklich an das, was eine Familie ist: an ihre Gemeinschaft in Liebe, an ihre Würde, ihre Heiligkeit. Nazareth zeigt mir, wie kostbar und unersetzbar die Unterweisung in der Familie ist. „Dort lernen wir Gott kennen und zu gläubigen Menschen heranzuwachsen. In der Familie lernen wir, wie man liebt, wie man vergibt, wie man großherzig und offen ist. […] Das ist der Grund, warum die Familien so wichtig sind in Gottes Plan für die Kirche“ (Papst Franziskus, Begegnung mit den Familien, 16. Januar 2015). 2. Mein Vater im Himmel. „Kind, wie konntest du uns das antun?“ Eine Frage, die den Müttern und Vätern unter uns bekannt sein mag, getragen von Unverständnis, Enttäuschung, Angst. Nach dreitägiger Suche finden Maria und Josef ihren Sohn im Tempel unter den Schriftgelehrten. Jesus antwortet gelassen mit einer anderen Frage: „Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?“ (Lk 2,48-49) Er, der sich erniedrigt hat, Sohn irdischer Eltern zu sein, offenbart sich nun als Sohn des himmlischen Vaters. Dieser ist es, der im Zentrum steht. Jesus als wahrer Sohn Gottes ordnet alle auf ihn hin, an erster Stelle seine Eltern. Auch mich! In der heutigen Lesung heißt es: „Wir heißen Kinder Gottes und sind es“(1 Joh 3,1). Was bedeutet das für mich? Pflege ich ein solches Verhältnis zu meinem himmlischen Vater, voller Vertrauen und kindlicher Liebe? 3. Marias Herz. Nicht nur das kleine Haus in Nazareth und der große Tempel von Jerusalem finden als Orte Beachtung; auch in den unsichtbaren Raum von Marias Herz blicke ich. Mit welchen Gefühlen und Gedanken ist sie an der Seite von Josef und ihrem Sohn nach Nazareth in den Alltag zurückgekehrt? „Seine Mutter bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen“(Lk 2,51). Ebenso tat sie es damals mit den Worten der Hirten. Obwohl Maria teilhat an dem Geheimnis der Menschwerdung und Erlösung, kann sie es nicht leichter verstehen. Ihre Aufgabe ist es, dem göttlichen Plan zuzustimmen, den sie in der Stille ihres Herzens wohl betrachtet. Ihr Schweigen lehrt mich, den Geist auf gute Gedanken zu lenken, auf das innere Leben zu achten und bereitwillig auf Gottes Weisung für mich zu lauschen. Bewahren meint, mit Bedacht und Behutsamkeit Gottes Wort zu achten, es im Herzen auszukosten – jeglicher Flüchtigkeit und Hektik zum Trotz. Gespräch mit Christus: Jesus, mit Dankbarkeit blicke ich auf meine Lieben, auf meine Eltern, auf meinen Ehepartner, meine Kinder. Wo Enttäuschung und Schweres ist, schenke mir die Gabe des Verzeihens, der Gelassenheit und Zuversicht. Lass mich achtsam auf dein Wort hören, damit es mich verwandeln kann. Lass mich immer tiefer erkennen, dass ich dein geliebtes Kind bin. Möglicher Vorsatz: „Bleibe nahe bei der Krippe dieses anmutigen Kindleins, besonders in diesen heiligen Tagen seiner Geburt“ (Hl. Pater Pio). Ich verweile heute - allein oder mit meiner Familie – für einen innigen Moment vor der Krippe.
Dein Wille geschehe 28. Dezember 2015
4. Tag der Weihnachtsoktav Fest der Unschuldigen Kinder Karola Helfrich Mt 2,13-18 Als die Sterndeuter wieder gegangen waren, erschien dem Josef im Traum ein Engel des Herrn und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter, und flieh nach Ägypten; dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage; denn Herodes wird das Kind suchen, um es zu töten. Da stand Josef in der Nacht auf und floh mit dem Kind und dessen Mutter nach Ägypten. Dort blieb er bis zum Tod des Herodes. Denn es sollte sich erfüllen, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen. Als Herodes merkte, dass ihn die Sterndeuter getäuscht hatten, wurde er sehr zornig, und er ließ in Bethlehem und der ganzen Umgebung alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren töten, genau der Zeit entsprechend, die er von den Sterndeutern erfahren hatte. Damals erfüllte sich, was durch den Propheten Jeremia gesagt worden ist: Ein Geschrei war in Rama zu hören, lautes Weinen und Klagen: Rahel weinte um ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen, denn sie waren dahin. Einführendes Gebet: Herr, Jesus Christus, du bist gegenwärtig. In dein Herz hinein lege ich meine Freuden, meine Sorgen und all meine Fragen. Dir weihe ich mein Herz und mein Wollen, gut zu sein. Gib mir dazu deinen Segen. Bitte: Erfülle mich mit Zuversicht aufgrund deiner Botschaft, damit ich mit frohem Eifer deiner Wahrheit und Liebe diene. 1. Der doppelte Blick. Das Schönste und Größte ist gerade erst geschehen – die Geburt Jesu. Und jetzt lässt Gott diesen grausamen Kindermord von Bethlehem zu. Weihnachten scheint schnell vorbei zu sein: die Sterndeuter sind weg, das heilige Singen der Engel verstummt. Jetzt kommt die harte Realität. Damals wie heute. Am Fest der Unschuldigen Kinder sind wir aufgerufen, kritisch und voller Sorge auf das Leben unserer Kinder heute zu schauen: von ihrer Empfängnis im Mutterleib an schweben sie oft in Lebensgefahr, Kinderpornographie zerstört ihre Reinheit, viele Kinder wachsen einsam und vernachlässigt, ohne Liebe auf. Häufig entziehe ich mich dieser Not, wende den Blick resigniert und hilflos ab. ABER: das heutige Fest mit diesem doppelten Blick – einerseits die Stille, die Innigkeit, der Friede der Krippe und andererseits die leidenden Kinder, damals und heute – dieser doppelte Blick muss mir Mahnung sein. Ja, auch ich bin so etwas wie ein(e) Hüter(in) meiner Brüder und Schwestern, der Kinder undJugendlichen, aber auch der Alten. Das ist meine Pflicht – weil ich Gott kenne und liebe. 2. Engel berühren uns von Gott her. Nachdem die Weisen den Heimweg angetreten hatten, erscheint in der Nacht ein Engel dem Josef und befiehlt ihm: Steh auf, nimm das Kind und Maria und flieh nach Ägypten.Die Engel! Sie begleiten uns durch die Advents- und Weihnachtszeit auf Schritt und Tritt: der Engel bei Maria, bei Zacharias, bei den Hirten und nun bei Josef im Traum. Entgegen jeglicher inflationären, oft esoterischen Nutzung des Wortes erklärt Papst Benedikt die wichtige Bedeutung der Engel für uns zusammengefasst so: „Sie bringen Gott zu den Menschen, sie öffnen den Himmel und so die Erde. Auch wir sollten füreinander so zu Engeln werden – Engel, die einander von falschen Wegen abbringen und einander auf Gott ausrichten“ (Predigt am Fest der heiligen Erzengel am 29. Sept. 2007). Ihr Engel, geleitet uns auf dem Weg! Schützt uns auf unbekannten Pfaden, schützt uns davor, unser Ziel zu verfehlen! Zeigt uns den Weg, damit wir einander zum Segen werden! 3. Josef - ein Mann der Stärke und Demut. Die Flucht nach Ägypten muss beschwerlich und anstrengend gewesen sein, ein ermüdender Marsch durch die Wüste. Der himmlische Vater ersparte auch denen, die er besonders liebte, diese Mühsal nicht. Die Nähe Gottes – sie befreit nicht von Sorgen und Nöten.Auch in meinem Leben bin ich immer wieder konfrontiert mit Umständen, die ich nur schwer akzeptieren kann, mit Menschen, die mich persönlich herausfordern, mit Fragen, auf die ich (noch) keine Antwort geben kann. Ich blicke auf Josef, er zögert, zaudert, hadert nicht, sondern macht sich in Treue und voller Zuversicht auf den Weg. Josef hält keine langen Reden, er handelt einfach, tut. Mit diesem klugen und zupackenden Gehorsam eines Josef möchte auch ich Gottes Willen für mich erkennen und leben. Gütiger Vater, deine Gnade sei mit mir. Gespräch mit Christus: Herr, Jesus, wie oft bin ich verstrickt in meine eigenen Pläne und Visionen. Wie oft lasse ich mich von den Erwartungen anderer an mich verführen. Dabei möchte ich mir doch deinen Willen zu eigen machen. Hilf mir dabei! Möglicher Vorsatz: Wenn ich das „Vater unser“ bete, widme ich der Bitte „Dein Wille geschehe“ besondere Beachtung.
Die Herrlichkeit des Herrn 29. Dezember 2015
5. Tag der Weihnachtsoktav Hl. Thomas Becket, Bischof, Märtyrer Karola Helfrich Lk 2,22-35 Es kam für die Eltern Jesu der Tag der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung. Sie brachten das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn zu weihen, gemäß dem Gesetz des Herrn, in dem es heißt: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn geweiht sein. Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben. In Jerusalem lebte damals ein Mann namens Simeon. Er war gerecht und fromm und wartete auf die Rettung Israels, und der Heilige Geist ruhte auf ihm. Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Messias des Herrn gesehen habe. Jetzt wurde er vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern Jesus hereinbrachten, um zu erfüllen, was nach dem Gesetz üblich war, nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten: Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel. Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden. Und Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden. Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen. Einführendes Gebet: Immer wieder geht mein Herz auf Wanderschaft, wendet sich nebensächlichen und falschen Dingen zu. In diesem Moment bringe ich es vor dich, will es dir öffnen, möchte es ruhen lassen an deinem göttlichen Vaterherz. Bitte: Herr, lass mich danach trachten, Herz und Verstand am Evangelium auszurichten. 1. Begegnung mit Leib und Seele. Heute führt uns der Evangelist Lukas erneut in den Tempel. Die Heilige Familie ist gekommen, um die Vorschrift des mosaischen Gesetzes zu erfüllen: die Darstellung des Erstgeborenen. An der Pforte des Tempels angelangt, tritt ein hochbetagter Mann an die jungen Eltern heran, Simeon. Das ganze Dasein dieses gerechten und frommen Mannes war erfüllt von der leidenschaftlichen Sehnsucht nach dem Messias. Vom Heiligen Geist in den Tempel geführt, nimmt er das Kind in seine Arme. „Simeon und das Jesuskind“ – so lautet der Titel von Rembrandts Bild, das genau diesen Moment auf eindrucksvolle Weise zeigt. Der alte Mann, der seinem Ende entgegensieht, und das Neugeborene erstrahlen in sanftem Licht. Der Greis mit trübem Blick erkennt wohl mit den „Augen seines Herzens“, gleichsam in innerer Schau, den Erlöser auf seinen Armen. Sein Gesicht strahlt voll dankbarer Seligkeit über diese Begegnung mit „Leib und Seele“. 2. Lobpreis des Simeon. „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet“(Lk, 2, 29-32). Mit diesen Worten preist Simeon nach dieser langen Zeit des Wartens und der Wachsamkeit Gott. Beim Anblick dieses Kindes ahnt er, dass er der Verheißene ist. Simeon sieht sein Leben als erfüllt an. Diese Begegnung ist das zentrale Ereignis in seinem Leben, auf diesen Augenblick hin hat er gelebt. Nun kann er in Frieden sterben. Jeden Abend legt die Kirche ihren Gläubigen das Lied des Simeon in den Mund. Sein Lied ist die Mitte des Nachtgebetes. An der Schwelle von Tag und Nacht rühmt es die Herrlichkeit Gottes. Mit Simeon möchte auch ich ein Loblied singen: Jesus, dir leb’ ich. Jesus, dir sterb’ ich. 3. Meine Sehnsucht nach ihm. Simeons Sehnsucht nach dem göttlichen Kind, seine geduldige Ausschau nach dem Erlöser findet ihre Erfüllung. Und meine? Wie steht es um meine Suche nach dem Antlitz Gottes? Das Kind in der Krippe, das Kind in den Armen des greisen Simeon ist auch mir geschenkt. Im Bild Rembrandts scheint es, als ob Simeon uns den Heiland reiche, um ihn in unsere Arme zu legen. „Dieses innere Leuchten, das von diesem Kind kommt. Lassen wir uns von diesem Leuchten anstecken, das Flämmchen von Gottes Güte entzünden, und tragen wir alle durch unsere Liebe Licht in die Welt. Lassen wir dieses Licht nicht auslöschen durch die Zugluft der Zeit. Hüten wir es treulich und schenken wir es weiter“ (Predigt in der Heiligen Nacht, 24.12.2005, Papst Benedikt XVI). Gespräch mit Christus: Jesus, Simeon zeigt mir das Staunen über deine Herrlichkeit, das Versenken in deine Gegenwart, das Loben und Preisen deiner Erlösungstat. Ich sehne mich nach dieser Ergriffenheit von dir. Möglicher Vorsatz: Ich suche dein Antlitz und betrachte in Liebe eine Darstellung von dir (Kreuz, Bild, Figur). Ich erhebe und lobe dich als meinen Heiland.
Aus der Hoffnung leben
30. Dezember 2015
6. Tag der Weihnachtsoktav Hl. Felix I. Papst Karola Helfrich Lk 2,36-40 In jener Zeit lebte eine Prophetin namens Hanna, eine Tochter Penuëls, aus dem Stamm Ascher. Sie war schon hochbetagt. Als junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt; nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten. In diesem Augenblick nun trat sie hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten. Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück. Das Kind wuchs heran und wurde kräftig; Gott erfüllte es mit Weisheit, und seine Gnade ruhte auf ihm. Einführendes Gebet: Herr Jesus, danke für die Zeit mit dir. Du kennst mich. Schenke mir einen reinen Sinn, dass ich dich erblicke; einen demütigen Sinn, dass ich dich höre; einen liebenden Sinn, dass ich dir diene. Bitte: Jesus, hilf mir, dass ich mit Andacht dein göttliches Wort betrachte. Es verwandle mich und schenke mir einen gläubigen Sinn, damit ich fest in dir bleibe. 1. Hannas Leben in Fülle. Zu Simeon tritt Hanna. Während Lukas den greisen Simeon als gottesfürchtigen Mann nur benennt, umschreibt er Hanna ganz konkret durch ihren Dienst des Gotteslobes und der steten Fürbitte im Tempel als geisterfüllte Frau. Im Heiligtum Gottes verbringt sie ihren Lebensabend. Sie ist einen ungewöhnlichen Weg gegangen. Nach dem frühen Tod ihres Ehemannes heiratet sie nicht wieder, sie verzichtet auf Familie, Versorgung und soziale Sicherheit. Doch die symbolische Zahl ihres Lebensalters (7 x 12 = 84) deutet an, dass sie ein Leben in Fülle gewählt hat. Sie ist nicht zerbrochen an den schmerzhaften Erfahrungen ihres Lebens. Nichts hinderte Hanna daran, auf Gott zu vertrauen, auf seine Verheißungen zu bauen und auf das erlösende Licht zu warten. Hanna nahm die Zumutungen Gottes an. Noch bevor Paulus das Wort sprechen würde, wusste sie: „Gott führt bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten.“ Durch Simeon und Hanna, einen Mann und eine Frau, beide lebenserfahren und auf das Wesentliche ausgerichtet, wird mir bewusst: Gott will auch mir persönlich und lebendig begegnen. Gott stillt auch meine Sehnsucht. Gott hält seine Versprechungen und Verheißungen -auch für mich. 2. Hoffen und Ausschau halten. Woher nimmt diese hochbetagte Witwe ihre Kraft und Langmut? Was veranlasst sie, das Warten auf den Messias nach all den Jahren nicht doch aufzugeben? Was hält die Lampe ihrer Sehnsucht am Brennen? Es ist die tief in ihr Herz eingesenkte Hoffnung. Die lange Zeit ihres Gottesdienstes macht sie zu einem Sinnbild der Geduld und der unerschütterlichen Hoffnung. Aus dieser zu leben, das erinnert an das berührende Bild einer schwangeren Frau. Auch sie ist „guter Hoffnung“. Das Kind in ihrem Leib ist noch nicht sichtbar, nicht zu begreifen, aber es ist da – diese unvergleichliche, liebevolle Beziehung zwischen Mutter und Kind besteht schon. Die Mutter lebt in froher Erwartung des Wesens, das bald zur Freude aller sichtbar sein wird. Aus der Hoffnung leben – mit einem hörenden Herzen. Dafür gilt es, laute und wirre Stimmen fernzuhalten, um der leisen sanften Stimme dieses göttlichen Kindes zu lauschen. Die Prophetin Hanna lebt wohl in einer beständigen Gottesgegenwart: „Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten.“ Deshalb kann das Großartigste in ihrem Leben geschehen: „In diesem Augenblick nun trat sie hinzu“. Sie hält in ihrem Dienst inne, um in diesem einen Moment den Knaben auf Simeons Armen zu betrachten, um dem Erlöser leibhaftig zu begegnen. Auch ich sehne mich nach solchen Augenblicken, nach dieser Nähe zum Herrn. Dafür möchte ich mich bereiten. 3. Meine Ausschau nach dem Herrn. „…Hanna pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten“ (Lk 2,38). Ich sehe eine Frau vor mir, die bis ins Tiefste von Gottes erlösender Botschaft durchdrungen ist: in Gedanken, in Worten und Werken. Während uns der Lobpreis Simeons in seinem Wortlaut überliefert ist, kennen wir Hannas Worte nicht. „Wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund.“ Ich bedenke meine Worte, meine Gespräche. Wovon ist mein Herz voll? Wovon bin ich begeistert? Meine Erlebnisse mit dem Herrn, mein Ergriffensein von ihm – teile ich es mit anderen? Und wenn ja – mit wem? Oft fehlen mir die rechten Worte, manchmal scheint es nicht der optimale Moment und allzu häufig mangelt es mir an Mut und Leidenschaft. Ich erinnere mich ebenso an gelungene, fruchtbare Begegnungen. Ich blicke auf Hanna und sehne mich nach dem Heiligen Geist in meinen Gedanken, in meinen Worten, in meinen Werken. Gespräch mit Christus: Jesus, meine Zeit möchte ich mit Sorgfalt und Bedacht nutzen. Ich möchte meine Lebensumstände – meine Familie, meine Freuden und meine Sorgen – erachten als gottgegebene Hilfen, damit ich dich finden und auf meiner Pilgerschaft durch die Zeit loben kann. Möglicher Vorsatz: Ich stimme ein in den Lobpreis Hannas und singe voller Freude ein Lied, zum Beispiel „Lobet und preiset ihr Völker den Herrn“ oder „Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht. Christus meine Zuversicht, auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht“.
Gnade und Wahrheit 31. Dezember 2015
7. Tag der Weihnachtsoktav Hl. Silvester, Papst Karola Helfrich Joh 1,1-18 Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Im Anfang war es bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst. Es trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war; sein Name war Johannes. Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen. Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht. Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind. Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit. Johannes legte Zeugnis für ihn ab und rief: Dieser war es, über den ich gesagt habe: Er, der nach mir kommt, ist mir voraus, weil er vor mir war. Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade über Gnade. Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben, die Gnade und die Wahrheit kamen durch Jesus Christus. Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht. Einführendes Gebet: Guter Gott, du allein weißt, wie mein Leben gelingen kann. Dir möchte ich jetzt meine ganze Aufmerksamkeit schenken. Ich bereite meinen Sinn, damit ich empfangen kann, was du mir schenken möchtest: deine Liebe. Bitte: Herr Jesus, erleuchte meinen Geist, lass mich dein Wort kosten und ergründen, damit es sich entfalten kann in meinen Gedanken, Worten und Werken. 1. Aus seiner Fülle haben wir empfangen. „Aus seiner Fülle haben wir empfangen, Gnade über Gnade“ (Joh 1,16). So heißt es im Johannesprolog, der in seiner philosophisch-theologisch geprägten Sprache immer aufs Neue herausfordert. Die anschauliche Weihnachtserzählung nach Lukas und Matthäus ist uns doch vertrauter. Aus der Fülle leben! Noch heute höre ich die leidenschaftlichen Worte der Predigten des Heimatpfarrers aus meinen Kindertagen: „Gott will, dass Du ein Leben in Fülle führst!“ Es gibt im Leben eben doch eine Zeit des bloßen Hörens und eine Zeit des tiefen Verstehens. Wovon ich als Kind nur eine leise Ahnung hatte, das empfinde ich heute als dankbare Gewissheit: es ist dieses fleischgewordene Wort in der Krippe, das den Himmel über mir hat aufreißen lassen. Von dort kommt die Fülle, die Gnade, das „wahre Licht“. „O Heiland, reiß die Himmel auf, herab herab, vom Himmel lauf,“ so wird in diesen Tagen der Weihnacht gesungen. Danke! Mein ganzes Leben – es ist wie ein pralles Füllhorn in Gottes gnadenreicher Hand. 2. Wie goldene Äpfel auf silbernen Schalen. „Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt…aber die Welt erkannte ihn nicht“ (Joh 1,9-10). Auch in meinem Umfeld erlebe ich, dass dieses „wahre Licht“ allzu oft nicht gesehen wird. Als Kind Gottes ist es mir Ehre und Pflicht, von diesem geschenkten Licht Kunde zu geben. Aber wie? Wie kann ich dieses göttliche Licht weitergeben? Bleiben wir beim Wort. „Ein Wort geredet zu seiner Zeit, ist wie goldene Äpfel auf silbernen Schalen“ (Spr 25,11). Auch (m)ein Wort, mein Zeugnis, kann leuchten, gesprochen zur rechten Zeit. Mit Äpfeln ist behutsam umzugehen, wenn sie nicht schadhaft werden sollen. Das ist mit meinen Worten nicht anders: zu früh kann es vielleicht noch nicht wirken, zu spät ist sein Nutzen manchmal dahin. Ich denke an meinen himmlischen Vater. Er schickt sein Wort auf die Erde, jedoch nicht in eine silberne Schale, nein, in eine Holzkrippe – für mich, für jeden von uns. 3. In Gottes Hand. „Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden“ (Joh 1,12). Mit dieser einzigartigen Zusage der Gotteskindschaft darf ich ins Neue Jahr, in meine zukünftigen Tage gehen. Der doppelte Blick zurück und vorwärts lässt mich einstimmen in das Glaubensbekenntnis des Hl. Augustinus: „Aus Gottes Hand empfing ich mein Leben, unter Gottes Hand gestalte ich mein Leben, in Gottes Hand gebe ich mein Leben zurück.“ Gespräch mit Christus: Herr, ich sage am Ende dieses Jahres Dank für das Geschenk meines Lebens, dass ich Kind des himmlischen Vaters bin, dass ich von seiner Gnade und grenzenlosen Liebe umfangen bin. In Wort und Tat möchte ich an seinem Reich mitwirken, möchte ich Tag für Tag den kleinen Weg eines Kindes gehen und „das Gewöhnliche außergewöhnlich gut tun“ (Hl. Therese von Lisieux). Möglicher Vorsatz: „Aus Gottes Hand empfing ich mein Leben, unter Gottes Hand gestalte ich mein Leben, in Gottes Hand gebe ich mein Leben zurück“. Darüber denke ich nach.
Vom Segen des inneren Friedens 1. Januar 2016
Oktavtag von Weihnachten Hochfest der Gottesmutter Maria Karola Helfrich Lk 2,16-21 In jener Zeit eilten die Hirten nach Bethlehem und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag. Als sie es sahen, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über die Worte der Hirten. Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach. Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und gesehen hatten; denn alles war so gewesen, wie es ihnen gesagt worden war. Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab man ihm den Namen Jesus, den der Engel genannt hatte, noch ehe das Kind im Schoß seiner Mutter empfangen wurde. Einführendes Gebet: Herr Jesus, ich lasse den Geist zur Ruhe kommen. Ich werde mir deiner Gegenwart bewusst und verweile einen Augenblick. Immer tiefer möchte ich dein Wort verstehen. Nimm alles von mir, was mich hindert zu dir. Bitte: Jesus, lass mich an der Hand deiner treuen Mutter Maria, die auch meine Mutter ist, dir immer näher kommen, Schritt für Schritt. 1. Maria, Mutter Gottes und unsere Mutter. Im Eröffnungsvers der heutigen Messe heißt es: „Gruß dir, heilige Mutter, du hast den König geboren, der in Ewigkeit herrscht über Himmel und Erde.“ Zu Beginn des neuen Jahres feiern wir Maria als die Mutter Jesu. Jesus nahm im keuschen Leib der Jungfrau Maria unsere menschliche Natur an. Der Heiland der Welt hat sich in die Kindschaft Marias begeben. Unser Glaubensweg ist untrennbar mit dem Marias verbunden, seit der sterbende Jesus sie uns vom Kreuz herab zur Mutter gegeben hat. „Siehe, deine Mutter!“ (Joh 19,27). Von jenem Augenblick an ist Maria auch mir zur Mutter gegeben. Ihr empfehle ich meinen Glaubensweg an. „Heilige Maria, Mutter Gottes, unsere Mutter, lehre uns mit dir glauben und hoffen und lieben. Zeige uns den Weg zu seinem Reich. Stern des Meeres leuchte uns“ (Papst Benedikt, letzte Worte seines Lehrschreibens über die Hoffnung, 2007). Ave stella maris! 2. Maria bewahrt und denkt nach. Alle staunten über die Worte der Hirten. „Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach.“ Die Kirche stellt diese ganz nach innen gewandte Maria an den Anfang des neuen Jahres. Alle staunten, Maria tut einen Schritt über das Staunen hinaus, sie bewahrt. Es ist für sie das Anschauen der Wahrheit, nicht nur mit hellem Verstand, sondern mit der Liebe eines achtsamen Herzens. Und – sie denkt nach. Maria versucht, die Zusammenhänge der Geschehnisse und Worte zu verstehen. Wie viel hatte die Mutter Gottes in ihrem Leben nachzudenken - von der Verheißung des Engels bis zum Schmerz unter dem Kreuz? Gerade im Rückblick, im Nachdenken, entdecke ich Gottes Spuren in meinem Leben, erkenne ich Fügungen, kleine Wunder. Ich erkenne: mein Leben ist mehr als die Summe von Zufälligkeiten; es ist ein Leben, eingebettet in die Vorsehung meines himmlischen Vaters. Mit meiner himmlischen Mutter lobe ich den Herrn und sage: Gott sei Dank! 3. Vom Segen des inneren Friedens. An diesem Festtag wird unser Blick auf den Frieden in der Welt gelenkt. Ich frage mich: Wie kann ich in mir Frieden verspüren, trotz der Probleme, der Dunkelheit und der Ängste unserer Zeit? Trost und Zuversicht geben mir die Lesungen der heutigen Liturgie. Sie sprechen gleichsam von einem „inneren Frieden Marias“. Sie erträgt in den Tagen, in denen sie ihr Kind gebären sollte, viel Unvorhergesehenes und Schweres: die anstrengende Reise von Nazareth nach Bethlehem, die nervenaufreibende Herbergssuche, der unerwartete Besuch der Hirten. Bei alldem bleibt Maria gefasst und ruhig. Dieser geheiligte, eingesenkte Friede – es ist ein himmlischer Friede. Im Buch Numeri hören wir heute von diesem göttlichen Segen, den ich mir erflehe. „Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig. Der Herr wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Heil“ (Num 6,24-27). Ja, Gott legt zu Beginn des neuen Jahres auf mich und auf dich den leuchtenden Glanz seines heiligen Namens. Mit dieser „himmlischen“ Zusage des göttlichen Segens gehe ich frohgemut durch das Tor ins Neue Jahr! Gespräch mit Christus: Ein neues Jahr beginnt. Herr, ich danke dir für die Zeit, die hinter mir liegt und die Zeit, die vor mir liegt. Ich danke dir für jeden Schlag der Uhr und für jeden Morgen, den ich sehe. Ich bitte dich um Sorgfalt, dass ich meine Zeit nicht nachlässig vergeude. Sei du Anfang, Ziel und Mitte. Möglicher Vorsatz: Ich denke über meine persönliche Sendung nach. Maria bitte ich dabei um Fürsprache und Begleitung.
Gottes Wegbereiter 2. Januar 2016
Samstag in der Weihnachtszeit Hl. Basilius der Große und hl. Gregor von Nazianz, Bischöfe, Kirchenlehrer Karola Helfrich Joh 1,19-28 Dies ist das Zeugnis Johannes des Täufers: Als die Juden von Jerusalem aus Priester und Leviten zu ihm sandten mit der Frage: Wer bist du? bekannte er und leugnete nicht; er bekannte: Ich bin nicht der Messias. Sie fragten ihn: Was bist du dann? Bist du Elija? Und er sagte: Ich bin es nicht. Bist du der Prophet? Er antwortete: Nein. Da fragten sie ihn: Wer bist du? Wir müssen denen, die uns gesandt haben, Auskunft geben. Was sagst du über dich selbst? Er sagte: Ich bin die Stimme, die in der Wüste ruft: Ebnet den Weg für den Herrn!, wie der Prophet Jesaja gesagt hat. Unter den Abgesandten waren auch Pharisäer. Sie fragten Johannes: Warum taufst du dann, wenn du nicht der Messias bist, nicht Elija und nicht der Prophet? Er antwortete ihnen: Ich taufe mit Wasser. Mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt und der nach mir kommt; ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren. Dies geschah in Betanien, auf der anderen Seite des Jordan, wo Johannes taufte. Einführendes Gebet: Herr Jesus Christus, mein Tag ist auch heute wieder voller Aufgaben, Pflichten und Begegnungen. Für einen Augenblick will ich innehalten, will ich dir das Ohr meines Herzens zuneigen. Bitte: Herr, schenke mir den Geist der Unterscheidung, damit ich unter all den lauten und wirren Stimmen deinen sanften, liebevollen Ruf vernehmen kann. 1. Der Rufer in der Wüste. „Er ist der Größte unter den Propheten des Alten Bundes“, sagt Jesus selbst über Johannes den Täufer. Dargestellt mit dem ausgestreckten Zeigefinger, verweist er mit eindringlicher Gebärde auf den Heiland dieser Welt, auf Jesus hin. Sein Zeugnis hören wir nicht in einer belebten Stadt, sondern in der Unbehaustheit der Wüste. Warum? Wüste bedeutet, sich ganz von der Welt loslösen, sich befreien von falschen Bindungen, sich ganz auf Gott einlassen. Wüste ist aber auch der Ort der Anfechtung, der Prüfung, der Läuterung. Es muss wohl zunächst auch in der Seele eines Johannes ein Weg bereitet werden für Gott, damit er wiederum andere auf dem Weg zu Gott führen kann. Die Wüste ist der verborgene Ort der Seele, wo kleine und große Kämpfe ausgefochten werden. Hier, in der Seele, werden Entscheidungen getroffen. Auch in meiner Seele. 2. Johannes der Täufer. Johannes steht im heutigen Evangelium am Rande der Wüste – dort, wo man sie zwar im Blick hat, nicht aber in ihr zugrunde geht: „Dies geschah in Bethanien, auf der anderen Seite des Jordan, wo Johannes taufte“ (Joh 1,28). Eine Vertiefung finden wir im ersten Brief des Johannes: „Die Salbung, die ihr von ihm (Jesus) empfangen habt, bleibt in euch (…). Alles, was seine Salbung euch lehrt, ist wahr und keine Lüge“ (1 Joh 2,27). Ich erinnere mich in diesem Moment an meine eigene Taufe. Welche Bedeutung hat sie für mich in meinem Glaubensalltag? In diesem Sakrament habe ich die Gaben des Heiligen Geistes empfangen, die göttlichen Tugenden des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung. In der Taufe gehöre ich unwiderruflich Christus an – für immer. 3. Ebnet dem Herrn die Wege! Johannes der Täufer wird u. a. als Patron ritterlicher Orden verehrt, weil er jene Kardinaltugenden vertritt, die bereits im Mittelalter als ritterliche Tugenden galten. Es handelt sich um ordnende Tugenden, die helfen, sich in rechter Weise auf ein bestimmtes Ziel hin zu verhalten: dem Herrn den Weg zu ebnen! Tapferkeit: ich brauche Mut, um Hindernisse und Probleme auf meinem Glaubensweg zu überwinden. Gibt es welche im Moment? Klugheit: das große Angebot an spirituellen Möglichkeiten verlangt von mir eine kluge Auswahl. Ich kann nicht alles an allen Orten erleben wollen. Gerechtigkeit: sie meint die rechte Ordnung in meinen alltäglichen Beziehungen in der Familie, im Beruf, unter Freunden. Maß halten: gemeint ist die ausgewogene Mitte zwischen Schlafen und Wachen, Reden und Schweigen, Strenge und Güte, Gott und Mensch. Dem Herrn so den Weg ebnen: das ist mein Herzenswunsch! Gespräch mit Christus: Christus, du bist meine Zuversicht, auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht. Du bist das Fundament, auf dem ich stehe. Erweise mir deine Huld, damit ich deinem Ruf in Treue folgen kann, damit ich mit der „Waffenrüstung des Glaubens“ (Eph 6,14-17) deinem Reich diene. Möglicher Vorsatz: Ich bedanke mich in einem kurzen Gebet für das unermessliche Geschenk meiner Taufe.
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