Tägliche Meditationen

Tägliche Meditationen

Sonntag 6. Dezember 2015 bis Samstag 12. Dezember 2015

Zweite Woche im Advent

Dr. med. Christoph Kunkel

Eine Zeit der Gnade und der HoffnungSonntag
Befreiung von Krankheit und Sünde gehen parallelMontag
Feststehen in der LiebeDienstag
Das leichte JochMittwoch
Anbruch des neuen ZeitaltersDonnerstag
Rechte ErkenntnisFreitag
Durch das Kreuz zum LichtSamstag


Eine Zeit der Gnade und der Hoffnung

6. Dezember 2015

Zweiter Sonntag im Advent
Hl. Nikolaus von Mira

Dr. med. Christoph Kunkel

Lk 3,1-6
Es war im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius; Pontius Pilatus war Statthalter von Judäa, Herodes Tetrarch von Galiläa, sein Bruder Philippus Tetrarch von Ituräa und Trachonitis, Lysanias Tetrarch von Abilene; Hohepriester waren Hannas und Kajaphas. Da erging in der Wüste das Wort Gottes an Johannes, den Sohn des Zacharias. Und er zog in die Gegend am Jordan und verkündigte dort überall Umkehr und Taufe zur Vergebung der Sünden. (So erfüllte sich,) was im Buch der Reden des Propheten Jesaja steht: Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen! Jede Schlucht soll aufgefüllt werden, jeder Berg und Hügel sich senken. Was krumm ist, soll gerade werden, was uneben ist, soll zum ebenen Weg werden. Und alle Menschen werden das Heil sehen, das von Gott kommt.

Einführendes Gebet: Über alle Hügel und Täler bereitest du uns den Weg zu dir. Wir schauen voller Erwartung auf den, der da kommt.

Bitte: Herr, eine Bitte habe ich an dich: - dein Reich mit aufbauen zu dürfen.

1. Erkenne die Zeit der Gnade! Das Evangelium zum zweiten Advent berichtet über umwälzende Ereignisse, ja eine nahende Katastrophe. Heute wissen wir, dass Israel damals ein paar Jahrzehnte vor seiner Auslöschung als souveräne Nation stand. Die Römer werden den Tempel Jerusalems gnadenlos zerstören und das Gottesvolk wird in alle Winde zerstreut. In diese Endzeit sendet Gott einen mächtigen Propheten, und aus der Tiefe der Geschichte ruft eine Stimme: „Bereitet dem Herrn einen Weg!“ Johannes der Täufer, von heiligen Eltern gezeugt, rüttelt die Verblendeten und Verstörten auf: Lebt ein gerechtes Leben vor Gott. Erpresst nicht, betrügt nicht, misshandelt nicht, wascht jetzt hier im Jordan Eure Sünden ab. Aber nach mir wird einer kommen, der wird eure Herzen in brennender Liebe mitreißen. Seine Treue trägt über die Zerstörung hinaus. „Die Axt ist schon an die Wurzel gelegt. Ich aber bin es nicht wert, seine Schuhe zu binden.“

2. Besser ein Licht anzünden, als über die Dunkelheit schimpfen. Wir entzünden die zweite Kerze auf dem Adventskranz und denken an Gottes Kommen. Eine warme Helligkeit leuchtet auf: Gottes Liebe in einer dunklen Zeit. Menschwerdung. Lasst uns der Kranz gemeinsamer Hoffnung sein, auf dem Gott sein Licht entzündet. Bedenken wir doch: Wir stehen immer am Rand der Zeit.

3. Hoffnung auf den, der kommt. Ungewissheit und Angst, Närrisches und immer wieder Hoffnung schütteln unsere Seelen. Was ist verlässlich? Auf welche Menschen können wir bauen? Wer beruhigt meine „aufgescheuchte Seele“? Bist du es, Herr, dessen Schuhe ich nicht wert bin zu binden? Richte mich doch auf aus Zweifel, Gleichgültigkeit und falschem Stolz! Hügel hast du geebnet und Täler aufgeschüttet, dass ich zu dir gelangen könnte. Und doch zögere ich, in deine Arme zu laufen.

Gespräch mit Christus: Jesus, du bist gekommen, dein Volk in des Vaters Reich zu führen. Nimm mich an der Hand, über Tal und Hügel lass’ uns gehen.

Möglicher Vorsatz: Ich möchte mein Herz frei und rein machen; ein Zweig sein im grünen Kranz der Hoffnung und anderen Menschen heute Hoffnung vermitteln.


Befreiung von Krankheit und Sünde gehen parallel

7. Dezember 2015

Montag der zweiten Woche im Advent
Hl. Ambrosius, Bischof
Hl. Gerhard OSB

Dr. med. Christoph Kunkel

Lk 5,17-26
Eines Tages, als Jesus lehrte, saßen unter den Zuhörern auch Pharisäer und Gesetzeslehrer; sie waren aus allen Dörfern Galiläas und Judäas und aus Jerusalem gekommen. Und die Kraft des Herrn drängte ihn dazu, zu heilen. Da brachten einige Männer einen Gelähmten auf einer Tragbahre. Sie wollten ihn ins Haus bringen und vor Jesus hinlegen. Weil es ihnen aber wegen der vielen Leute nicht möglich war, ihn hineinzubringen, stiegen sie aufs Dach, deckten die Ziegel ab und ließen ihn auf seiner Tragbahre in die Mitte des Raumes hinunter, genau vor Jesus hin. Als er ihren Glauben sah, sagte er zu dem Mann: Deine Sünden sind dir vergeben. Da dachten die Schriftgelehrten und die Pharisäer: Wer ist das, dass er eine solche Gotteslästerung wagt? Wer außer Gott kann Sünden vergeben? Jesus aber merkte, was sie dachten, und sagte zu ihnen: Was habt ihr für Gedanken im Herzen? Was ist leichter, zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben!, oder zu sagen: Steh auf und geh umher? Ihr sollt aber erkennen, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben. Und er sagte zu dem Gelähmten: Ich sage dir: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh nach Hause! Im gleichen Augenblick stand der Mann vor aller Augen auf. Er nahm die Tragbahre, auf der er gelegen hatte, und ging heim, Gott lobend und preisend. Da gerieten alle außer sich; sie priesen Gott und sagten voller Furcht: Heute haben wir etwas Unglaubliches gesehen.

Einführendes Gebet: Herr, unerforschlich sind Krankheit und Unglück. Sie sind da, wir müssen sie ertragen und wir bitten dich um Trost und Zuversicht.

Bitte: Befreie uns doch aus aller Dunkelheit, aus Krankheit und Sünde.

1. Unerhörtes geschieht, wenn Gott befiehlt. Was für ein Eifer, welche Dramatik! Männer heben Ziegel vom Dach ab und lassen einen Kranken herab in den überfüllten Raum, in dem Jesus predigt. Unter den Zuhörern natürlich die Pharisäer, die ihre festgelegten Glaubensregeln mit dem Auftreten Jesu abgleichen wollen. Natürlich sind sie aufgebracht, wenn da ein Wanderprediger anmaßend spricht: „Deine Sünden sind dir vergeben.“ Recht haben sie, das kann doch nur Gott. Doch Jesus fasst sie an ihrem Materialismus: Was wäre leichter, vom Vergeben der Sünden daherzureden oder handfest einen Kranken zu heilen?

2. Keine Schuldzuweisungen! Es geht darum, zu heilen! Als Arzt darf man der Versuchung nicht erliegen, Krankheit schlichtweg auf ein verfehltes Leben zurückzuführen. Klar, ist jemand zu dick, geht das auf die Gelenke, hat jemand Diabetes, darf er nicht viel Süßes essen. Das haben die Patienten selbst in der Hand. Und wenn jemand Krebs hat? Ist das nicht die Folge eines tiefsitzenden Lebensfehlers, Krankheit die Folge von Sünde? Jeder gute Arzt lehnt diese Sichtweise ab. Wie ist es dann aber zu verstehen, wenn Jesus sagt: „Deine Sünden sind dir vergeben“ und der Mann steht auf, nimmt seine Bahre und kann gehen. Hat hier die Seele endlich ihren Primat über den Leib bewiesen bzw. ist es im Körper des Kranken zu einer psychosomatischen Revolte gekommen? So ähnlich muss es wohl sein und doch weit ab vom „Heil-Charisma“ eines „Gurus“. Theologisch gesprochen haben die Schöpfung und der Mensch in sich eine innere Struktur, die der Wortgewalt Gottes gehorcht.

3. Gottes Heilswille in Christus ist ganzheitlich. Die Schöpfung ist gefallen durch die Erbsünde. Die Rückkehr des Menschen durch die Sündenvergebung in die ursprüngliche Kreatürlichkeit ist Heilung. Gott kommt in seinem Sohn, um die Menschen zu heilen. Er gibt seinen Jüngern die Vollmacht, es in Jesu Namen zu tun. Johannes fordert zu einem gerechten Leben vor Gott auf. Jesus greift mit der göttlichen Sündenvergebung in die Materie ein und führt in der Heilung des Einzelnen die ganze Schöpfung zurück zum Vater.

Gespräch mit Christus: Herr erneuere mich doch in der Vergebung meiner Sünden.

Möglicher Vorsatz: Aburteilungen in Überheblichkeit und Schuldzuweisungen bleiben mir fern.


Feststehen in der Liebe

8. Dezember 2015

Dienstag der zweiten Woche im Advent
Maria Unbefleckte Empfängnis, Immaculata

Dr. med. Christoph Kunkel

Lk 1,26-38
In jener Zeit wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria. Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe. Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen, und seine Herrschaft wird kein Ende haben. Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden. Auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar galt, ist sie jetzt schon im sechsten Monat. Denn für Gott ist nichts unmöglich. Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel.

Einführendes Gebet: Mutter unseres Herrn, du schöne und reine Magd, Fürsprecherin warst du mir in der Not. Dich verehre ich von ganzem Herzen und vertraue dir mein Leben an.

Bitte: Zeige mir den Weg der Demut und Hingabe in meinem Leben.

1. Von Anfang stand Maria in ihrer Berufung. Im alten Inkareich haben sich Jungfrauen der edelsten adeligen Familien von Kindheit an darauf vorbereitet, in reinster Reinheit eines Tages als Lohn für ein sündenfreies Leben zum Opfer des Regengottes zu werden, indem sie sich singend in eine tiefe Schlucht stürzten. Das schien zwar tiefsinnig, doch war es letztendlich auf ein verkehrtes Gottes- und Menschenbild gestützt. Fragen wir uns aber im positiven Sinne: Worauf hat sich Maria, die Mutter unseres Herrn, seit ihrem Mädchendasein vorbereitet?

2. Maria, Ausgangspunkt für eine Theologie der Frau. Ist sie deswegen nicht vor Schreck umgefallen, als der gewaltige Engel Gabriel sie einer Tradition zufolge beim Lesen unterbrach? Ihre Frage: „Wie soll das geschehen?“ und ihre Antwort: „Mir geschehe, wie du gesagt hast“ sind so überwältigend demütig, dass sie zu allen Zeiten das Frauenbild, ja, die Theologie der Frau im alten Europa auszuformen half. Und vor ihr, von der so außerordentlich wenige Worte überliefert sind, wagen wir Männer voller Liebe und Vertrauen zu bitten!

3. Feststehen in Gott. Im „ Ich will, ich kann, das steht mir zu, wir sind es uns wert“ (in der kernlosen Schönheit und Jugendlichkeit unserer Stars, im hohlen Auftrumpfen unserer Politiker) zeigt unsere Zeit das Im-Stich-gelassen-sein unserer kinderarmen Familien. „Ich bin die Magd des Herrn.“ Das ist ein steter Reibepunkt für unsere Hingabe und Demut. „Mir geschehe, wie du es gesagt hast.“ Was für ein Selbstbewusstsein des Ich im Du, des Menschen in Gott!

Gespräch mit Christus: Jesus, wie schön ist deine Liebe zu deiner Mutter. Für alle Menschen ist dies Heiligung und Erhebung.

Möglicher Vorsatz: Heute will ich Müttern, die mir begegnen, ein „Gegrüßt seist Du, Maria…“ zudenken.


Das leichte Joch

9. Dezember 2015

Mittwoch der zweiten Woche im Advent
Hl. Eustachius, Bischof

Dr. med. Christoph Kunkel

Mt 11,28-30
In jener Zeit sprach Jesus: Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch drückt nicht, und meine Last ist leicht.

Einführendes Gebet: Du, der du so schwer getragen hast, wir sollen dein mildes Joch auf uns nehmen? Lass mich doch, Herr, dieses Geheimnis im Tragen begreifen.

Bitte: Hilf mir doch tragen, du treuer Gott. Ich bin so allein. Mit dir aber nimmermehr.

1. Das Geheimnis des Simon von Cyrene. Beim Propheten Jesaja heißt es heute: „Junge Männer straucheln. Die aber dem Herrn vertrauen, laufen und werden nicht müde. Sie bekommen Flügel wie Adler.“ Und im heutigen Evangelium heißt es: „Nehmt mein Joch auf euch.“, und „Mein Joch drückt nicht.“ Wie passt das zum Bild, dass viele sogleich vor Augen haben mögen: Jesus strauchelt unter dem schweren Kreuz. Ein Landmann muss für ihn tragen. Ist der junge Mann Jesus gestrauchelt, den Christus aber in seiner Demut aufrichtet?

2. Was aufrichtet, ist der Horizont jenseits des Jochs. Jahrhunderte der demütigen Anschauung unseres geknechteten Herrn haben liebende Märtyrer hervorgebracht. Der heilige Maximilian Kolbe singt im Hungerbunker und seine Mitgefangenen verlieren im Einstimmen die nackte Furcht. Öffnet sich hinter Plage, Schmerz und Todesnot etwa ein anderes Reich? Hat der Demütige weniger Schmerz, der Gütige weniger Angst? Wir sehen in diesen Monaten Bilder von Christen kurz vor ihrer Enthauptung und glauben, dass sie die Hoffnung auf ein anderes Reich nicht verlieren. Sie sind Jesus gefolgt, sie blicken auf den Gegeißelten und wissen, dass es der Auferstandene ist.

3. Christus spricht: „Mit mir vermagst du alles“. So wäre unser ganzes Leben ein immerwährender Advent, ein Hoffen auf den, der da kommt, der unserer Plage Sinn gibt. Jetzt. In der Mühe und Last aller, die auf ihn getauft sind, ist er schon da und trägt immerfort mit. Vielleicht spricht er: Nimm mich auf in dein Herz, mag das Joch deines Lebens auch immerfort bleiben. Vergiss deine Behauptung, du seiest nur ein schwacher Mensch, der eben seine Grenzen hat. Tritt doch aus diesem Zirkel der Verblindung heraus. Und da stehe schon immer ich.

Gespräch mit Christus: Der du unser Last getragen hast: Ich schaue in dein Gesicht und sehe unter Blut und Schmerz deine nicht auslöschbare Liebe.

Möglicher Vorsatz: Heute werde ich mein Joch von Aufgaben, Pflichten und des Unvorhergesehenen voll Dankbarkeit tragen.


Anbruch des neuen Zeitalters

10. Dezember 2015

Donnerstag der zweiten Woche im Advent
Hl. Angelina, Äbtissin
Hl. Bruno OPraem, Abt

Dr. med. Christoph Kunkel

Mt 11,7b,11-15
In jener Zeit begann Jesus zu der Menge über Johannes zu reden: Amen, das sage ich euch: Unter allen Menschen hat es keinen größeren gegeben als Johannes den Täufer; doch der Kleinste im Himmelreich ist größer als er. Seit den Tagen Johannes' des Täufers bis heute wird dem Himmelreich Gewalt angetan; die Gewalttätigen reißen es an sich. Denn bis hin zu Johannes haben alle Propheten und das Gesetz über diese Dinge geweissagt. Und wenn ihr es gelten lassen wollt: Ja, er ist Elija, der wiederkommen soll. Wer Ohren hat, der höre!

Einführendes Gebet: Die Tage des Advents mahnen uns, die Zeit nicht zu vertun. Lasst uns lebendige Steine im Dom der Zeit sein und uns zu einem geistigen Haus aufbauen.

Bitte: Herr, gib uns Ohren zu lauschen, was durch den Zeitenstrom als deine Botschaft klingt: dass du alles mit uns zur Vollendung führen willst.

1. Johannes der Täufer, Grenze zwischen Altem und Neuem Testament. Geht es hier um Himmelshierarchien oder um ein Drehbuch für die Endzeit?Dadurch, dass Jesus Johannes den Täufer als Gipfelpunkt ausweist, verkündet er, dass das „Ende der Zeit“ der israelischen Kultusgemeinde kommen wird, aber dass Gott Israel vor der Auslöschung „auslösen“ will, wie es heute beim Propheten Jesaja heißt. Und er macht unmissverständlich klar, dass man mit ihm jetzt das lang verheißene Gottesreich betreten kann. Ein endzeitlicher Aufruf, der an Deutlichkeit nichts missen lässt.

2. Die neue Zeit ist angebrochen. Der Herr lässt Johannes im Gefängnis wissen, dass die Zeit angebrochen ist, da Blinde sehen und Tote auferstehen. Jesus muss dem Volk die neuen Zeitumstände, den Heilsplan erklären. Er bezeichnet Johannes als jemanden, der die Größe vorangegangener Propheten übersteigt, weil er alles Vergangene letztmalig, letztgültig zusammenfasst. Gemessen an dem, was heraufzieht, ist er aber ein Kleiner, gar der Kleinste des Reiches, dessen Anbrechen er selbst verkündet. Das ist starke Kost für die Hörer. Sie sollen jetzt begreifen, dass mit Johannes Elija gekommen ist. Wer also Ohren hat, der höre und verstehe die Weissagungen des Maleachi (Mal 3,23), dass nämlich Elija dem Messias vorangeht, Johannes dem Christus.

3. Die Ankunft des Gottesreiches in uns. Die Adventszeit ist wie keine andere des Kirchenjahres die pure Verkündung des kommenden Gottesreiches, welches mit dem Kind in der Krippe beginnt. Der Wunsch Gottes ist es, dass die Schöpfung, von der er sagt, dass sie „sehr gut“ sei, durch sein erwähltes Volk, in das er als Christus kommt, vollendet werde. Lasst uns ergründen, wo es an uns noch fehlt.

Gespräch mit Christus: Festige mich doch, Herr, dass ich, auf dich schaue und an Gottes Reich mitbaue.

Möglicher Vorsatz: In deinem Weinberg möchte ich als Arbeiter mittun. In den Aufgaben meines Tages möchte ich diese Arbeit erkennen.


Rechte Erkenntnis

11. Dezember 2015

Freitag der zweiten Woche im Advent
Hl. Damasus I., Papst
Hl. Arthur Bell, Märtyrer

Dr. med. Christoph Kunkel

Mt 11,16-19
In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge: Mit wem soll ich diese Generation vergleichen? Sie gleicht Kindern, die auf dem Marktplatz sitzen und anderen Kindern zurufen: Wir haben für euch auf der Flöte Hochzeitslieder gespielt, und ihr habt nicht getanzt; wir haben Klagelieder gesungen, und ihr habt euch nicht an die Brust geschlagen. Johannes ist gekommen, er isst nicht und trinkt nicht, und sie sagen: Er ist von einem Dämon besessen. Der Menschensohn ist gekommen, er isst und trinkt; darauf sagen sie: Dieser Fresser und Säufer, dieser Freund der Zöllner und Sünder! Und doch hat die Weisheit durch die Taten, die sie bewirkt hat, Recht bekommen.

Einführendes Gebet: Lass mich in der Mahnung Jesu und der Propheten erkennen, was die rechte Vorbereitung in meinem Leben ist.

Bitte: Gib uns doch, Herr, rechtes Denken, Sprechen und Tun.

1. Die Wahrheit erkennen. Schluss mit der Tändelei, Schluss mit dem kindischen Ritus! Steckt nicht diese Mahnung hinter Jesu Worten? Wie anders soll man es verstehen, wenn er die äußerlich gewordenen rituellen Handlungen in Jerusalem mit Kinderspiel vergleicht. Sie spielen Hochzeit und Beerdigung wie wir früher: Braut mit Gardine, Bräutigam mit Opas Zylinder, Pfarrer ist der Junge von nebenan… Was geschieht aber in der neuen Ordnung? -Johannes fastet, weil er angeblich „von einem Dämon besessen ist“. Und Jesus ist für sie ein Freund der Zöllner, einer, der „mit Sündern prasst“. „Diese Generation“ verkennt die Wahrheit.

2. Geisterfüllte Menschen werden. Erkenntnis in Gott entwickelt sich gerade in angespannter Zeit in steten und stillen Sinnen über die Weisungen und den Nutzen des heiligmäßigen Lebens. Das kann auch unsere Vorbereitung sein. Das kann unser geistlicher Lebensstil sein. Das kann unsere Botschaft in einer Zeit sein, in der Riten aufgrund der geistigen Leere Gefahr laufen, kitschig oder leer zu erscheinen. Jesus rüttelt auf und lädt uns dazu ein, die Wirklichkeit des Gottesreiches zu erkennen. Und wieder verweist Advent auf diese anbrechende Zeit. Verkündet durch Johannes, durch Jesus sichtbar gemacht, fordert der Advent uns auf, mitzutun, Hand anzulegen.

3. Alles läuft auf die Geburt des Sohnes Gottes hinaus. Und dabei läuft im großen Ringschluss alles auf die Geburt dessen hinaus, von dem hier berichtet wird. Durch die Taten, Wunder und Gleichnisse, die im Evangelium verkündet werden, zieht sich ein einziger roter Faden: Gott zeigt Auswege aus allen Untergängen, indem er selbst in seinem Sohn kommt und das Reich einer so überwältigenden Liebe zusichert, dass es die Schranke des biologischen und seelischen Todes des Menschen überwindet.

Gespräch mit Christus: Herr, Du möchtest, dass ich mich erforsche und prüfe, was gut und recht ist und dass mein Herz sich dir innig zuneigt. Tu und bewirke das in mir!

Möglicher Vorsatz:  Ich will mein Herz prüfen und mich daran freuen, dass der Vater in seiner immerwährenden Treue uns in Jesus einen Ausweg zeigt.


Durch das Kreuz zum Licht

12. Dezember 2015

Samstag der zweiten Woche im Advent
Hl. Vizelin, Missionar

Dr. med. Christoph Kunkel

Mt 17,9a.10-13
Während Jesus und seine Jünger den Berg hinabstiegen, fragten ihn die Jünger: Warum sagen denn die Schriftgelehrten, zuerst müsse Elija kommen? Er gab zur Antwort: Ja, Elija kommt, und er wird alles wiederherstellen. Ich sage euch aber: Elija ist schon gekommen, doch sie haben ihn nicht erkannt, sondern mit ihm gemacht, was sie wollten. Ebenso wird auch der Menschensohn durch sie leiden müssen. Da verstanden die Jünger, dass er von Johannes dem Täufer sprach.

Einführendes Gebet: Herr, die Adventszeit will uns in der Hoffnung des grünen Kranzes aufrichten. Lass uns auf das hören, was du seit alters her zu uns gesprochen hast: Schenke uns Umkehr und Ruhe in der Hinwendung zu dir.

Bitte: Erhalt uns am Leben, damit wir nicht abstumpfen und zurückfallen in die Gottlosigkeit, wie sie sich in der Gleichgültigkeit zeigt.

1. Sind wir gefasst auf das Neue? Die Schriftgelehrten machen es sich leicht: Weil der gewaltige Elija noch nicht gekommen ist, kommt der Messias auch nicht. Also wer ist dann dieser Jesus? Und wir könnten heute fragen: Wieso reiten die Texte auf der endzeitlichen Apokalypse herum? In dieser trauten Adventszeit, wo Kinderaugen erwartungsvoll glänzen. Haben wir es nötig, dass Gottes Heerscharen uns aufrichten? Man könnte es meinen.

2. Sind die Zeichen der Zeit nicht die der Unseren? Sind wir nicht erschüttert von Krieg, Christenverfolgung, Ränke und Wertverfall? Müssen wir nicht als Gläubige für Bedrängte rufen: „Erhalt’ uns am Leben, wir wollen deinen Namen anrufen und nicht von dir weichen.“ (Ps 80)

3. Johannes ist der Vorläufer Christi auch im Opfertod. Beim Abstieg vom Berg der Verklärung identifiziert Jesus erneut Johannes mit Elija als dem Vorläufer des Messias. Johannes, der den Zorn Gottes beschwichtigen soll, der dem Volk Israel droht, befindet sich inzwischen im Gefängnis, ist also in die Hände seiner Mörder gefallen. Und hier folgt die Andeutung Jesu auf seinen eigenen Leidensweg.

Gespräch mit Christus: Jesus, deine Verklärung auf Berg Tabor übersteigt mein Verstehen. Deine göttliche Natur strahlt aus dem Menschleib. Du bist beides, Bruder und Herr. Und du zeigst uns schon, wie die ganze Schöpfung einst verklärt wird. Wie du, wird sie zurückehren in die geliebten Schöpferhände.

Möglicher Vorsatz: Es singe jeden Tag aus mir: „Lass mich dein sein und bleiben, du treuer Gott und Herr, von dir lass mich nicht treiben, halt mich bei deiner Ehr. Herr lass mich nur nicht wanken, gib mir Beständigkeit. Dafür will ich dir danken in alle Ewigkeit.“ (Nikolaus Selnecker, EG 157)