Tägliche Meditationen Sonntag 22. November 2015 bis Samstag 28. November 2015 Vierundreißigste Woche im Jahreskreis P. Joachim Richter LC
Gottes Wertehierarchie: Dienen statt Herrschen 22. November 2015
Vierunddreißigster Sonntag im Jahreskreis Christkönigssonntag P. Joachim Richter LC Joh 18,33b-37 In jener Zeit fragte Pilatus Jesus: Bist du der König der Juden? Jesus antwortete: Sagst du das von dir aus, oder haben es dir andere über mich gesagt? Pilatus entgegnete: Bin ich denn ein Jude? Dein eigenes Volk und die Hohenpriester haben dich an mich ausgeliefert. Was hast du getan? Jesus antwortete: Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn es von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Aber mein Königtum ist nicht von hier. Pilatus sagte zu ihm: Also bist du doch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme. Einführendes Gebet: Herr Jesus, hilf mir zu verstehen, wie du dein Königtum siehst: dass du in unsere Welt gekommen bist mit einer Einstellung des Dienens. Gib mir Mut und Entschlossenheit, dir und deiner Art, König zu sein, ähnlich zu werden, indem ich mich täglich bereit mache, meine Arbeiten und Beschäftigungen als Dienst an meinen Mitmenschen aufzufassen. Bitte: Herr, hilf mir heute, meine Wünsche zurückzustellen, damit ich zuerst auf die Bedürfnisse der anderen achte und diesen Tag mit einer Einstellung des Dienens lebe. 1. Ein ohnmächtiger König. Wie ohnmächtig stehst du, mein Jesus, vor Pilatus, dem römischen Statthalter von Jerusalem! In diesem Moment ist deine göttliche Natur ganz verborgen. So wird sichtbar, dass dein Königtum „nicht von dieser Welt“ ist, also nicht in weltlicher Macht besteht. Du willst vielmehr König in meinem Herzen sein. Dies fordert mich heraus, an dich zu glauben und dir zu dienen. 2. Wie Jesus seine Königsherrschaft ausübt. Wie übst du, Jesus, deine Herrschaft aus? Wo ist dein Herrschersitz? Du selbst hast gesagt: „Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele“ (Mt 20,28). Diese Lebenshingabe hast du zur Vollendung gebracht, als du deinen Thron bestiegen hast: das Kreuz. 3. Berufen zum König. Christus ist Priester, Prophet und König. Durch die Taufe habe ich an deinem priesterlichen, prophetischen und königlichen Amt Anteil erhalten! Als König bin ich berufen zu herrschen, und das bedeutet: über meine Sünden und schlechten Neigungen Herr zu werden; meinen Teil zur Bewahrung der Schöpfung zu leisten; die zeitlichen Dinge möglichst nach dem Willen Gottes zu ordnen; nach der Heiligung meines Alltags und meiner Umgebung zu streben. Gespräch mit Christus: Jesus, du mein König. Du übst deine Königsherrschaft ganz anders aus als die Könige und Herrscher dieser Welt. Du bist als Diener in unsere Welt gekommen. Hilf mir, dein Beispiel vor Augen zu haben und von dir zu lernen. Ich will deinem Beispiel folgen. Hilf mir, mich täglich zu überwinden. Möglicher Vorsatz: Ich bete und überlege, wo Gott mich in den oben genannten Bereichen mich momentan besonders in den Dienst ruft.
Himmelsmathematik 23. November 2015
Montag der vierunddreißigsten Woche im Jahreskreis Hl. Klemens I, Papst Hl. Felizitas, Märtyrerin P. Joachim Richter LC Lk 21,1-4 In jener Zeit sah Jesus, wie die Reichen ihre Gaben in den Opferkasten legten. Dabei sah er auch eine arme Witwe, die zwei kleine Münzen hineinwarf. Da sagte er: Wahrhaftig, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr hineingeworfen als alle anderen. Denn sie alle haben nur etwas von ihrem Überfluss geopfert; diese Frau aber, die kaum das Nötigste zum Leben hat, sie hat ihren ganzen Lebensunterhalt hergegeben. Einführendes Gebet: Guter Vater, du hast mir so vieles geschenkt: das Leben, so viele Möglichkeiten, Hobbys, Schule, Studium, Beruf, das Leben in einem friedlichen und vom Klima her gesegneten Land. Was noch größer ist: Du hast mir durch die Taufe Anteil an deinem göttlichen Leben geschenkt! Ich bin wirklich ein Sohn / eine Tochter Gottes! Was kann ich dir zurückgeben? Hilf mir, großzügig zu sein. Bitte: Mach mein Herz groß und weit, damit ich großzügig von dem gebe, was ich habe. 1. Die wahre Großzügigkeit. Wie können zwei kleine Münzen, die eine arme Witwe spendet, mehr wert sein als viele große Spenden? Offensichtlich kommt es nicht auf den Geldbetrag an, sondern auf die innere Haltung zum Besitz und wozu die Liebe anregt. Wer viel besitzt, darf mit der gleichen inneren Hingabe und Freiheit handeln, wie sie die arme Witwe besaß. Wenn er es aus den verschiedensten Gründen nicht tut und nur einen Teil gibt, so soll er doch wenigstens im Herzen Gott immer alles anheimstellen. Natürlich hat er aber eine größere Verantwortung. Und er wird, wenn er nicht an dem irdischen Besitzt hängt, sondern beständig an andere austeilt, dafür im Himmel ein Vielfaches erhalten. 2. Worauf Gott achtet. Schon im AT hieß es: „Gott sieht nämlich nicht auf das, worauf der Mensch sieht. Der Mensch sieht, was vor den Augen ist, der Herr aber sieht das Herz“ (1 Sam 16,7). Es macht keinen Sinn, dass wir uns in dem, was wir spenden oder Gutes für andere tun, mit anderen vergleichen. Auch kann uns der Blick auf das Äußere gewaltig täuschen. Gott weiß, wie jeder Mensch ist. Er lässt sich nicht täuschen. Gott schaut auf mich und erwartet von mir, dass ich großzügig das teile, was ich habe. 3. Vom Überfluss abgeben oder alles hergeben. Zwar kritisiert Jesus die nicht, die „nur etwas von ihrem Überfluss geopfert“ haben. Aber er macht durch den Vergleich mit der Opferbereitschaft der armen Witwe deutlich, dass ihm ihr Opfer viel mehr gefällt. Er stellt die Frau als Beispiel für die Menschen des Reiches Gottes hin, die selbstlos eingestellt sind und in der Logik des Gebens leben. Worüber Jesus sich freut, ist jemand, der sich selbst und alles, was er hat, Gott und den Mitmenschen schenkt: Diesen Lebensstil hat Jesus uns selber vorgelebt. Gespräch mit Christus: Danke, Jesus, für das Beispiel der armen Witwe. Sie dachte wenig an sich, sondern handelte großzügig. Sie wusste, dass sie alles, was sie besaß, von Gott erhalten hatte. Gott und die Bedürftigen bedeuteten ihr alles. Hilf mir durch ihr Beispiel, selbstlos zu sein und großzügig von dem abzugeben, was ich habe. Möglicher Vorsatz: Ich will aufmerksam und bereit sein, damit ich die Gelegenheiten, bei denen ich selbstlos und großzügig sein kann, nutze, z.B. mein Geld oder meine Aufmerksamkeit und Zeit denen schenken, die mich brauchen (meine Familie, Flüchtlinge …).
Hoffnung in schweren Zeiten 24. November 2015
Dienstag der vierunddreißigsten Woche im Jahreskreis Hl. Andreas Dung Lac, Märtyrer Hl. Flora, Märtyrerin P. Joachim Richter LC Lk 21,5-11 In jener Zeit, als einige darüber sprachen, dass der Tempel mit schönen Steinen und Weihegeschenken geschmückt sei, sagte Jesus: Es wird eine Zeit kommen, da wird von allem, was ihr hier seht, kein Stein auf dem andern bleiben; alles wird niedergerissen werden. Sie fragten ihn: Meister, wann wird das geschehen, und an welchem Zeichen wird man erkennen, dass es beginnt? Er antwortete: Gebt acht, dass man euch nicht irreführt! Denn viele werden unter meinem Namen auftreten und sagen: Ich bin es! und: Die Zeit ist da. - Lauft ihnen nicht nach! Und wenn ihr von Kriegen und Unruhen hört, lasst euch dadurch nicht erschrecken! Denn das muss als Erstes geschehen; aber das Ende kommt noch nicht sofort. Dann sagte er zu ihnen: Ein Volk wird sich gegen das andere erheben und ein Reich gegen das andere. Es wird gewaltige Erdbeben und an vielen Orten Seuchen und Hungersnöte geben; schreckliche Dinge werden geschehen, und am Himmel wird man gewaltige Zeichen sehen. Einführendes Gebet: Jesus, immer wieder geschehen Dinge, die mich beunruhigen: Terrorismus und Krieg, Naturkatastrophen, der schleichende Glaubensabfall in Europa, die Bankenkrise, Veränderungen in der Familie oder im Bekanntenkreis. Du hast uns schon vorgewarnt. An deinen Worten will ich festhalten: Lasst euch nicht in die Irre führen und lasst euch nicht erschrecken. Du allein gibst uns Sicherheit. Bitte: Stärke mein Vertrauen darauf, dass du, Jesus, der wahre Lenker der Geschichte und das Haupt der Kirche bist und dass ich nichts Besseres tun kann, als vereint mit dir zu leben. 1. Was hat dauerhaften Bestand? Der Tempel in Jerusalem muss damals wie eines der sieben Weltwunder gewesen sein, eine beeindruckende Erscheinung! Er hatte eine enorme Bedeutung für die Juden. Auch in unserer Zeit kennen wir prächtige Kirchen und zivile Bauwerke. Doch kein von Menschenhand errichteter Bau kann dauerhaft Bestand haben. Jesus will uns deutlich machen, dass die Dinge dieser Welt nicht unser letzter Rückhalt sein sollen. 2. Falsche Propheten ignorieren. Auch unter den Christen trifft man zuweilen auf Leute, die ohne göttlichen oder kirchlichen Auftrag Endzeitprophetien verbreiten (so zuletzt geschehen durch die sogenannte „Warnung“ – siehe Stellungnahme des Erzbischofs von Dublin). Jesus weist uns in aller Deutlichkeit darauf hin, dass wir solchen selbstberufenen Propheten nicht ins Netz gehen sollen und sie nach entsprechender Prüfung getrost ignorieren dürfen. 3. Einen Hafen für unsere Sorgen finden. „Lasst euch nicht in die Irre führen und nicht erschrecken.“ Der, der das zu uns sagt, ist größer als die ganze Welt. Wenn wir uns das bewusst machen, dann spüren wir: Wie klein sind doch unsere Sorgen und Ängste. In unserer Ohnmacht können wir uns an ihn wenden. Bei ihm finden wir Zuflucht. Er steht uns bei und stärkt unsere Hoffnung, damit wir uns nicht irre machen lassen, sondern unbeirrt weiter auf dem Weg der Nachfolge gehen. Denn er ist bei uns alle Tage, bis zum Ende der Welt. Gespräch mit Christus: Jesus, du hast uns – in dieser Welt – keinen Spaziergang in einem Rosengarten versprochen. Du hast uns vorgewarnt, damit wir bei Unruhen nicht den Kopf verlieren. Jesus, an dir will ich mich festhalten. Und an deinem Evangelium will ich mein Leben orientieren. Möglicher Vorsatz: Ich will ein froher Mensch sein, der auch dann Hoffnung verbreitet, wenn es viele beunruhigende Nachrichten gibt.
Standhaft bleiben 25. November 2015
Mittwoch der vierunddreißigsten Woche im Jahreskreis Hl. Katharina von Alexandrien, Märtyrerin Hl. Egbert, Papst P. Joachim Richter LC Lk 21,12-19 In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Man wird euch festnehmen und euch verfolgen. Man wird euch um meines Namens willen den Gerichten der Synagogen übergeben, ins Gefängnis werfen und vor Könige und Statthalter bringen. Dann werdet ihr Zeugnis ablegen können. Nehmt euch fest vor, nicht im Voraus für eure Verteidigung zu sorgen; denn ich werde euch die Worte und die Weisheit eingeben, so dass alle eure Gegner nicht dagegen ankommen und nichts dagegen sagen können. Sogar eure Eltern und Geschwister, eure Verwandten und Freunde werden euch ausliefern, und manche von euch wird man töten. Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden. Und doch wird euch kein Haar gekrümmt werden. Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen. Einführendes Gebet: Jesus, so oft hören wir in unseren Tagen von Christenverfolgung. Und auch in unserem zivilisierten Europa ernten wir keinen Applaus, wenn wir öffentlich zu dir und deiner Kirche stehen. Von Anfang an sind deine Jünger verfolgt und abgelehnt worden. Deshalb brauche ich nicht überrascht zu sein, wenn es mir selber widerfährt. Aber ich baue auf deine Verheißung, dass du die Welt besiegt hast und uns einen Frieden im Herzen schenkst, den uns niemand nehmen kann. Bitte: Stärke meinen Glauben! Du bist der, der die Welt besiegt hat und der bei uns ist alle Tage! 1. Wie der Meister, so die Jünger. Wir sind Christen, also Menschen, die an Jesus Christus glauben. Wir leben unser Leben mit Ihm. Wir bemühen uns, unser Leben nach seiner Lehre und nach seinem Vorbild zu gestalten. Wenn also Jesus in dieser Welt verfolgt wurde, dann sollten wir uns nicht darüber wundern, wenn uns etwas Ähnliches geschieht: Wenn wir wegen unseres Glaubens belächelt werden, verspottet, benachteiligt, gemobbt, verfolgt … 2. Standhaft bleiben. Ein großer Lohn wartet auf die, die standhaft am Glauben an Jesus und an der Lehre der Kirche festhalten: Ihr werdet „das Leben gewinnen“. – Geht unser Leben in dieser Welt nicht ohnehin schnell vorbei? Am jüngsten Tag werden wir sehr überrascht sein, wie großzügig Gott unsere Treue belohnt! 3. Wir haben einen starken Verbündeten. Wenn wir wegen des Glaubens bedrängt werden, geraten wir schnell in Angst. Jesus wusste das schon, deshalb hat er uns einen wertvollen Ratschlag mitgegeben: Verteidigt euch nicht mit eigenen Kräften, sondern streckt euch nach Gott aus und setzt euer Vertrauen ganz auf ihn! Denn durch den Heiligen Geist wird uns Jesus persönlich „die Worte und die Weisheit eingeben“, die wir in jeder Situation brauchen. Gespräch mit Christus: Jesus, in dieser Welt hast du, der Allmächtige, ohnmächtig gelebt und Verspottung und Verfolgung in Kauf genommen. Vermehre unser Vertrauen auf dich. Stärke unsere Bereitschaft, immer mit dir zu leben, in guten Zeiten und in Zeiten der Bedrängnis und Verfolgung. Erfülle uns mit deinem Heiligen Geist, damit wir standhaft am Glauben festhalten, auch dann, wenn es uns etwas kostet oder wenn wir Nachteile in Kauf nehmen müssen. Hilf uns, aufmerksam auf die Eingebungen des Heiligen Geistes zu reagieren. Möglicher Vorsatz: Ich nehme mir fest vor, nicht sofort auf die Barrikaden zu gehen, um mich zu verteidigen, wenn es eine Meinungsverschiedenheit gibt oder wenn ich von jemandem angegriffen werde. Vielmehr will ich auf Jesus vertrauen und ihn um den Beistand und die Führung durch seinen Heiligen Geist bitten. Manchmal genügt eben schon eine einfache, ruhige Klarstellung.
Auf Gott vertrauen in unruhigen Zeiten 26. November 2015
Donnerstag der vierunddreißigsten Woche im Jahreskreis Hl. Konrad und Gebhard, BischöfeHl. Ida OSB, Äbtissin P. Joachim Richter LC Lk 21,20-28 In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn ihr aber seht, dass Jerusalem von einem Heer eingeschlossen wird, dann könnt ihr daran erkennen, dass die Stadt bald verwüstet wird. Dann sollen die Bewohner von Judäa in die Berge fliehen; wer in der Stadt ist, soll sie verlassen, und wer auf dem Land ist, soll nicht in die Stadt gehen. Denn das sind die Tage der Vergeltung, an denen alles in Erfüllung gehen soll, was in der Schrift steht. Wehe den Frauen, die in jenen Tagen schwanger sind oder ein Kind stillen. Denn eine große Not wird über das Land hereinbrechen: Der Zorn Gottes wird über dieses Volk kommen. Mit scharfem Schwert wird man sie erschlagen, als Gefangene wird man sie in alle Länder verschleppen, und Jerusalem wird von den Heiden zertreten werden, bis die Zeiten der Heiden sich erfüllen. Es werden Zeichen sichtbar werden an Sonne, Mond und Sternen, und auf der Erde werden die Völker bestürzt und ratlos sein über das Toben und Donnern des Meeres. Die Menschen werden vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die über die Erde kommen; denn die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Dann wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf einer Wolke kommen sehen. Wenn all das beginnt, dann richtet euch auf, und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe. Einführendes Gebet: Herr Jesus, viele Christen glaubten deinen Worten, dass Jerusalem zerstört werden würde. Weil sie an deine Worte dachten und ihnen geglaubt haben, haben sie überlebt. Schenke mir einen lebendigen Glauben, der mich an deinen Worten festhalten lässt. Bitte: Lass meinen Glauben wachsen. 1. Was im 1. Jahrhundert in Judäa geschah. Nach einem Aufstand der Zeloten im Jahre 66 n.Chr. wollten die Römer Jerusalem einnehmen. Doch der erste Versuch schlug fehl. Die Christen erkannten die Gefahr, die Jesus vorhergesagt hatte: „Jerusalem wird von einem Heer eingeschlossen“ und „verwüstet“ werden. Die Bewohner sollen „in die Berge fliehen“. Viele Christen, die in Jerusalem lebten, hielten wachsam und voller Glauben an den Worten Jesu fest. Tatsächlich erkannten sie, dass schnelles Handeln geboten war: Bevor die Römer im Jahre 70 n.Chr. zum zweiten Mal Jerusalem „von einem Heer eingeschlossen“ und dieses Mal völlig zerstört wurde, konnten sie in die Gegend jenseits des Jordans fliehen, in die Berge und in das ostjordanische Pella, und sich so in Sicherheit bringen. Nach Angaben von Josephus Flavius, einem Zeitzeugen und Geschichtsschreiber, kamen von der jüdischen Bevölkerung ungefähr 1,1 Millionen Menschen ums Leben, die meisten durch Hunger oder Krankheiten. Weitere 97 000 gerieten in Gefangenschaft. Viele wurden als Sklaven nach Rom gebracht. Noch heute erinnern in Rom das Kolosseum und der Titusbogen an die Eroberung Jerusalems. Für uns ist wichtig, dass so viele Christen die Prophezeiungen Jesu Christi ernst genommen hatten. Denn sie konnten ihr Leben retten. 2. Zeichen, die Angst einflößen. Jesus hat vorhergesagt, dass es Ereignisse und Zeichen geben wird, die uns Angst machen werden. Doch als Christen leben wir im festen Glauben auf die allmächtige Vorsehung Gottes: Nichts kann geschehen, was Gott nicht zulässt. Und alles, was Gott zulässt, kann Er so lenken, dass es letztendlich zu unserem Heil dient: „Wir wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt“ (Röm 8,28). Wir dürfen also von dieser Gewissheit ausgehen. Noch einmal: Auch wenn wir nicht alles wissen oder verstehen, dürfen wir doch in jedem Fall auf Gott vertrauen. 3. Kopf hoch. Wenn wir Ereignisse miterleben, die uns Angst einflößen, dann sollten wir besonders fest an den Worten Jesu festhalten: „Richtet euch auf und erhebet euer Haupt.“ Unsere Haltung als Christen ist immer die der Hoffnung. Denn wir glauben eben nicht daran, dass der Mensch mit eigenen Kräften sich selbst und die Welt in Ordnung bringen kann. Es ist vielmehr Christus, ohne den nichts wurde, von dem, was geworden ist (vgl. Joh 1,3): Er ist der eigentliche Lenker der Geschichte der Menschheit und meines persönlichen Lebens. Gespräch mit Christus: Jesus, immer wieder erlebe ich Dinge, die mir Angst machen. Du hast uns schon im Voraus darauf hingewiesen. Lass mein Vertrauen auf dich riesengroß wachsen! Denn du bist doch immer bei mir, „alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20). Möglicher Vorsatz: Wenn ich von negativen Ereignissen höre, dann will ich mein Vertrauen auf Gott erneuern und ein Mensch werden, der in seiner Umgebung Hoffnung verbreitet, weil mich eine Hoffnung erfüllt: Christus.
Klarer sehen mit Hilfe des Glaubens 27. November 2015
Freitag der vierunddreißigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Oda von Brabant (Ute)
P. Joachim Richter LC Lk 21,29-33 In jener Zeit gebrauchte Jesus einen Vergleich und sagte: Seht euch den Feigenbaum und die anderen Bäume an: Sobald ihr merkt, dass sie Blätter treiben, wisst ihr, dass der Sommer nahe ist. Genauso sollt ihr erkennen, wenn ihr all das geschehen seht, dass das Reich Gottes nahe ist. Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis alles eintrifft. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. Einführendes Gebet: Mein Jesus, wie vergänglich ist doch unsere Welt und wie kurz unser Leben! Sogar unser Planet Erde wird nach deinen Worten eines Tages nicht mehr sein. Aber eines bleibt, und daran will ich mich festhalten: Du, Herr, du bleibst. Und auch deine Worte bleiben. Bitte: Herr, erfülle mich täglich mit deinem Heiligen Geist, damit ich immer besser lerne, die Welt und den Sinn des Lebens aus deiner Perspektive zu sehen: aus der Perspektive Gottes. 1. Die Zeichen der Zeit erkennen. Jesus verwendet ein leicht verständliches Beispiel aus der Natur: Wenn die Bäume ihre Blätter treiben, dann wissen wir, dass es auf den Sommer zugeht. Was will er uns damit sagen? Der Blick auf die natürliche Welt soll uns helfen, den Schritt zur übernatürlichen Sicht der Welt zu machen. Jesus möchte, dass wir lernen, das Reich Gottes zu „sehen“. Das Reich Gottes, damit ist Gott selbst gemeint, sein Wirken und seine Gegenwart in den Menschen und Ereignissen. Es ist von größter Wichtigkeit, dass wir die Dinge im Licht des Glaubens sehen, damit in uns der Sinn für die übernatürliche Sicht lebendig bleibt. 2. Übernatürliche Sicht der Dinge. Wie geht das mit der übernatürlichen Sicht in der Praxis? Es ist gar nicht so schwer. Zwar lassen wir uns oft vom Augenschein täuschen, doch ist es immer möglich, dass wir uns einige Glaubenswahrheiten ins Gedächtnis rufen und von da aus wie durch eine Art „Glaubensbrille“ die Dinge ansehen: Gott ist Schöpfer und Lenker der Welt, auch meines Lebens / Nichts Besseres oder Größeres oder Wichtigeres kann ich in meinem Leben tun, als danach zu streben, den Willen Gottes zu erfüllen. Und immer kann man sich die Frage stellen: Jesus, wie würdest du diese Dinge / Ereignisse sehen? Gib mir die Gnade, sie so zu sehen wie du. 3. Woran man sich festhalten kann. Unsere Zeit ist sehr schnelllebig. Vieles ändert sich in kurzer Zeit. Die Nachrichten aus Zeitung und Fernsehen sind in der Regel nur wenige Tage von Bedeutung. Woran können wir uns dauerhaft festhalten, um eine verlässliche Orientierung für unser Leben zu finden? Der menschgewordene Sohn Gottes ist der Fels im unaufhaltsamen Strom der Zeit: „Jesus Christus ist derselbe, gestern, heute und in Ewigkeit“ (Hebr. 13,8), seine Worte vergehen nie. Gespräch mit Christus: Jesus, in den Wechselfällen unseres Lebens bist du der Fels in der Brandung, der sicheren Halt bietet. Denn an dir prallen alle Wellen ab. Sogar wenn ich mich selbst verliere, stehst Du fest zu mir und zeigst mir wie ein Leuchtturm den richtigen Weg. Deshalb lobe und preise ich dich, denn du bleibst der Treue und Wahrhaftige; auf die Worte deines Evangeliums kann ich mich verlassen. Vorsatz: Ich will mich besonders darin üben, alles, was geschieht, durch die Brille des Glaubens zu sehen, damit ich aufmerksam werde für Gottes Wirken und seine Gegenwart.
Einen klaren Kopf behalten 28. November 2015
Samstag der vierunddreißigsten Woche im Jahreskreis Hl. Gunther von Melk Hl. Berta von Bingen P. Joachim Richter LC Lk 21,34-36 In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Nehmt euch in acht, dass Rausch und Trunkenheit und die Sorgen des Alltags euch nicht verwirren und dass jener Tag euch nicht plötzlich überrascht, so wie man in eine Falle gerät; denn er wird über alle Bewohner der ganzen Erde hereinbrechen. Wacht und betet allezeit, damit ihr allem, was geschehen wird, entrinnen und vor den Menschensohn hintreten könnt. Einführendes Gebet: Jesus, ich komme zu dir, so wie ich bin: mit meinen vielen Beschäftigungen, mit meinen Wünschen und mit meinen Sorgen. Hilf mir, daran zu denken, wozu ich auf der Welt bin. Und gib mir den Mut und die Entschlossenheit, die Dinge dieser Welt nicht überzubewerten, sondern so mit ihnen umzugehen, dass sie mich auf meinem Weg zum Himmel nicht behindern. Bitte: Herr, schenke mir ein wachsames Herz, das dich wirklich sucht und alles andere in der Welt so einordnet, dass ich mein Ziel nicht aus den Augen verliere. 1. Sind viele Dinge nicht eigentlich unwesentlich? Nicht selten laufen wir im Alltag wie in einem Hamsterrad. Alle möglichen Beschäftigungen, große und kleine, schöne und stressige, nehmen unser Denken ziemlich gefangen. Da kann es einem schnell passieren, dass man den Überblick verliert und manche Dinge falsch einschätzt. Häufig blähen sich Kleinigkeiten derartig auf, dass sie uns fast lebensnotwendig erscheinen. Genau deshalb hat uns Jesus deutlich darauf hingewiesen, dass wir uns nicht verwirren lassen sollen. Denn nur wenige Dinge sind wirklich wesentlich. 2. Was ist wirklich wesentlich? Das, was für unser Leben als Töchter und Söhne Gottes wirklich wesentlich ist, hat der hl. Ignatius von Loyola mit den berühmten Worten vom Prinzip und Fundament auf geniale Weise so formuliert: „Der Mensch ist geschaffen, um Gott, unseren Herrn, zu loben, ihm Ehrfurcht zu erweisen und zu dienen und mittels dessen seine Seele zu retten; und die übrigen Dinge auf dem Angesicht der Erde sind für dem Menschen geschaffen und damit sie ihm bei der Verfolgung des Ziels helfen, zu dem er geschaffen ist" (Ignatius von Loyola, Exerzitienbuch, Prinzip und Fundament). 3. Wacht und betet! Um ganz sicher zu sein, dass man auf dem richtigen Weg ist, halten wir uns am besten an den Rat Jesu: „Wacht und betet allezeit.“ Wenn wir uns ernsthaft um den Willen Gottes bemühen, wenn wir danach trachten, möglichst in jedem Moment zur Ehre Gottes zu leben und zu arbeiten, dann können wir ganz gelassen bleiben und alles, was geschieht, aus der Hand Gottes annehmen. Denn dann ist unser Leben auf Gott hin orientiert und wir erfahren den Frieden, den Jesus seinen Jüngern verheißen hat. Gespräch mit Christus: Danke, lieber Jesus, dass du so deutlich von der Gefahr der Ablenkung vom Wesentlichen sprichst. Die Dinge dieser Welt sind gut, weil sie von dir geschaffen sind. Aber nicht alles hilft mir, um meinem Ziel näher zu kommen. Gib mir Wachsamkeit und Entschlossenheit, um klug mit den Dingen umzugehen. Von dem, was meinem Ziel, dem Himmel, im Wege steht, will ich mich trennen. Das, was mir mehr hilft, mein Ziel zu erreichen, will ich wählen und nach deinem Willen einsetzen. Möglicher Vorsatz: Eine einfache Liste machen: Was in meinem Leben ist ein Hindernis für meinen Weg zu Gott / zum Himmel? Wo muss ich etwas korrigieren? Wie sollte ich leben, um mehr / besser meinem Ziel näher zu kommen?
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