Tägliche Meditationen Sonntag 13. September 2015 bis Samstag 19. September 2015 Vierundzwanzigste Woche im JahreskreisP. Georg Rota LC
Für wen hältst du mich? 13. September 2015
Vierundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
P. Georg Rota LC Mk 8,27-35 In jener Zeit ging Jesus mit seinen Jüngern in die Dörfer bei Cäsarea Philippi. Unterwegs fragte er die Jünger: Für wen halten mich die Menschen? Sie sagten zu ihm: Einige für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für sonst einen von den Propheten. Da fragte er sie: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete ihm: Du bist der Messias! Doch er verbot ihnen, mit jemand über ihn zu sprechen. Dann begann er, sie darüber zu belehren, der Menschensohn müsse vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er werde getötet, aber nach drei Tagen werde er auferstehen. Und er redete ganz offen darüber. Da nahm ihn Petrus beiseite und machte ihm Vorwürfe. Jesus wandte sich um, sah seine Jünger an und wies Petrus mit den Worten zurecht: Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen. Er rief die Volksmenge und seine Jünger zu sich und sagte: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten. Einführendes Gebet: Herr, du bist der Messias! Hilf mir, dich so zu erkennen und zu bekennen wie Petrus und auch dann nicht daran zu zweifeln, wenn Leiden und Kreuz sich am Horizont meines Lebens abzeichnen. Bitte: Herr, gib mir die Kraft und den Mut, täglich mein Kreuz auf mich zu nehmen, um dir nachzufolgen. 1. Für wen halten mich die Menschen? Jesus fragt die Jünger, für wen die Menschen ihn halten, und die Antworten, die kommen, sollten uns eigentlich überraschen. Niemand hält Jesus für einen Scharlatan oder einen Hochstapler. Es sind durchweg hohe Meinungen, die über Jesus kursieren: Einige halten ihn für Johannes den Täufer, der ja von Herodes enthauptet worden war, und nun scheinbar von den Toten zurückgekehrt ist. Also ein Auferstandener. Andere halten Jesus für Elija, den größten unter den Propheten des Alten Bundes, der in den Himmel entrückt wurde, um am Ende der Zeit wieder zurückzukehren. Habe auch ich wenigstens eine so hohe Meinung von Jesus, der ja tatsächlich die Grenzen von Tod und Leben, Raum und Zeit überschreiten kann? 2. Du, aber, für wen hältst du mich? Wenn wir länger darüber nachdenken, stellen wir fest, dass Jesus sonst eigentlich wenig Wert auf die Meinung „der Leute“ gelegt hat. Er selbst weiß, wer er ist. Jesus scheint wohl die Jünger zu der Frage hinzuführen, die ihn eigentlich viel brennender interessiert, nämlich für wen sie, seine Jünger, ihn halten. Das ist auch die Frage, die ich mir heute, und unabhängig von meinem Lebensstand stellen kann, ja muss, um meine Verbindung zu ihm zu klären. Für wen halte ich persönlich Jesus Christus? Wer ist er für mich? Denn das bewegt sein Herz, denn Jesus möchte von mir wissen, wie ich auf die persönliche Liebe, die er für mich hegt, antworte. Ist er nur Teil meiner religiösen Erziehung? Ist er weit weg? Glaube ich zwar an ihn, halte ihn aber in meinem praktischen Leben doch für macht- und wirkungslos? 3. Das Leben um des Evangeliums willen. Wenn ich dann in der Tiefe meines Herzens mein persönliches Messiasbekenntnis finde und es auch öffentlich bekennen kann, wer Jesus für mich ist, dann bin für weitere Schritte bereit. Vielleicht einen nächsten Schritt in Richtung Nachfolge? Unweigerlich wird mir auf dem Weg der Nachfolge aber auch das Kreuz begegnen, denn das ist schließlich der Weg, den er gewählt hat, um mich zu erlösen. Mein tägliches Kreuz aber ist in der Regel keine überdimensional große, erdrückende Last. Es sind die kleinen Unannehmlichkeiten des Alltags, die ich aus Liebe zu ihm ertragen soll und dann auch mit seiner Hilfe kann. Gespräch mit Christus: Herr Jesus, du bist der Messias, mein Herr und mein Gott, mein Erlöser und Freund, mein ein und alles. Gib, dass ich dich auf immer tiefere Weise kennenlerne, um in dir die Kraft zu finden, täglich mein Kreuz auf mich zu nehmen und dir nachzufolgen. Möglicher Vorsatz: Heute möchte ich mich oft persönlich an Jesu Frage erinnern: Für wen hältst du mich?
Im Kreuz ist Heil 14. September 2015
Kreuzerhöhung Hl. Kornelius, Märtyrer
P. Georg Rota LC Joh 3,13-17 In jener Zeit sprach Jesus zu Nikodemus: Niemand ist in den Himmel hinaufgestiegen außer dem, der vom Himmel herabgestiegen ist: der Menschensohn. Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der (an ihn) glaubt, in ihm das ewige Leben hat. Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird. Einführendes Gebet: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich, denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst! Bitte: Jesus, ich danke dir, dass du mich erlöst hast. 1. Ein himmlischer Bote. Gott hat den Menschen nicht seinem Schicksal überlassen. Es ist ihm nicht egal, wie wir leben oder ob wir leiden. Er hat seine himmlische Wohnung verlassen und sich auf den Weg zu uns gemacht. Er sandte seinen Sohn, um uns zu beweisen, dass wir ihm nicht egal sind. Dieser ist in allem uns gleich geworden, außer der Sünde. Er wollte ein Gott zum Anfassen sein, und vor allem wollte er uns berühren und aus unserer Einsamkeit befreien. 2. Christus Medicus. Christus ist aber nicht mit leeren Händen vom Himmel gekommen, sondern er ist gekommen, um mich zu heilen und zu heiligen. So wie Mose das Volk aus der Sklaverei in Ägypten geführt hat, hat Christus sein Volk aus der Sklaverei der Sünde befreit. Und so wie Mose die Kupferschlange als Heilmittel in der Wüste aufgestellt hat, brachte auch Christus uns Heilung von unseren geistlichen Krankheiten, v.a. vom Gift der Sünde, das uns zum Guten träge macht. Der Unterschied ist, dass Christus der Arzt ist, der sich uns selbst als Medizin schenkt und das mit seinem Leben bezahlt. 3. So sehr hat Gott die Welt geliebt. Was bewegt einen Vater, seinen einzigen Sohn hinzugeben? Es ist eine unaussprechliche Liebe, die der Evangelist kaum in Worte zu fassen vermag. Wir müssen zwischen den Zeilen des „so sehr hat Gott die Welt geliebt“ lesen. Ein Gott, der nichts zurückhält, nicht einmal sein eigenes Leben. Warum? Aus Liebe zu mir. Ja, er kommt nicht um Gericht zu halten, sondern um Erlösung zu schenken. Gespräch mit Christus: Danke, Jesus, dass du mich durch dein heiliges Kreuz erlöst hast. Du zeigst mir dadurch, dass ich in meinem Leiden nicht allein bin und es dir nicht egal ist. Du bist hier bei mir. Ein Blick auf dein Kreuz soll mir Kraft und Trost spenden. Möglicher Vorsatz: Jedes Mal, wenn ich heute ein Kruzifix sehe, will ich bewusst hinsehen und Jesus danken.
Die Miterlöserin 15. September 2015
Schmerzen Mariens Hll. Dolores, Melitta, Ludmilla
P. Georg Rota LC Joh 19,25-27 In jener Zeit standen bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala. Als Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich. Einführendes Gebet: Maria, ich lege dieses Gebet in deine Hände und bitte dich, mir ein so mitfühlendes Herz zu schenken wie das deine. Bitte: Mutter der Schmerzen, bitte für mich! 1. Mutter der Schmerzen. Was muss es für eine Mutter bedeuten ihren Sohn im Todeskampf am Kreuz hängen zu sehen? Was muss es darüber hinaus für Maria, das edelste Geschöpf Gottes bedeuten, ihren Gott am Kreuz zu sehen. Das ist wahrhaft der Moment, den der greise Simeon prophezeit hatte: „Deine Seele wird ein Schwert durchdringen.“ Und doch steht sie trotz ihres Schmerzes fest unter dem Kreuz. Die hingebungsvolle Liebe einer Frau und Mutter ist wohl eine der reinsten Formen der Liebe, die wir hier auf Erden kennen. Sie verleiht weitaus mehr Stärke als die Stärke der Männer, die – bis auf eine Ausnahme – alle geflüchtet sind. 2. Priester des neuen Bundes. Es ist kein Zufall, dass Johannes als Priester des Neuen Bundes unter dem Kreuz steht. Auch Johannes durchleidet eine innerliche Kreuzigung, und wird so dem ewigen Hohenpriester gleichgestaltet. Wir können die Hilflosigkeit des Johannes gut nachvollziehen. Es gibt nichts Schlimmeres für einen Mann, als untätig und machtlos zu sein. Was soll er sagen, wenn er Maria so leiden sieht? Das Schwert, das Marias Unbeflecktes Herz durchdringt, bohrt sich auch in sein priesterliches Herz. 3. Mutter der Kirche. Jesus wendet sich an seine Mutter nicht mit einem vertrauten „Mama“, sondern er nennt sie „Frau“. Jesus überträgt damit die Mutterschaft Marias auf Johannes, den Lieblingsjünger. Die Distanz, die er dadurch zu Maria in gewisser Weise schafft, erlaubt es Maria zu erkennen, dass sie in diesem Moment zur neuen Frau, zur neuen Eva wird, der Mutter aller, die ewig leben werden. Ihre Leiden sind die Geburtswehen, aus der die Kirche geboren wird, sie wird zur Mutter der Kirche. Sie, als Frau, ergänzt die männliche Liebe des Johannes, indem sie dem Lieblingsjünger über sein eigenes Leiden hinweghilft und ihn dazu bringt, seine eigene Liebe als Mann denjenigen zu spenden, die sie als Frau in ihrem Schoß geborgen hält. Er hat jetzt eine Aufgabe, nämlich sich um sie zu kümmern, für sie zu leben. Diese Szene kann man auch als Ikone der Beziehung des Priesters zur Kirche deuten. Johannes als das Sinnbild der priesterlichen Würde schenkt sich der Kirche in ihrem Leid und ihrer Bedürftigkeit – und dadurch wird sein eigenes Leben durch sie geformt. Am Fuß des Kreuzes erleidet die Kirche ihre Geburtswehen, um die Glieder ihres mystischen Leibes zur Welt zu bringen. Gespräch mit Christus: O Jesus, hilf mir, dem Beispiel deiner Mutter zu folgen, und mit dir mitzuleiden. Maria, du bist meine Mutter, nimm mich an die Hand und hilf mir, eine Liebe voller Hingabe zu leben. Hilf mir, für meinen Nächsten da zu sein, vor allem für jene, die leiden. Möglicher Vorsatz: Heute werde ich versuchen, bei Gelegenheit jemanden in seinen Schwierigkeiten Gehör zu schenken.
Die Kinder der Weisheit 16. September 2015
Mittwoch der vierundzwanzigsten Woche im Jahreskreis Hl. Kornelius, Papst Hl. Cyprian, Bischof Hl. Edith von Wilton P. Georg Rota LC Lk 7,31-35 In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge: Mit wem soll ich also die Menschen dieser Generation vergleichen? Wem sind sie ähnlich? Sie sind wie Kinder, die auf dem Marktplatz sitzen und einander zurufen: Wir haben für euch auf der Flöte (Hochzeitslieder) gespielt und ihr habt nicht getanzt; wir haben Klagelieder gesungen und ihr habt nicht geweint. Johannes der Täufer ist gekommen, er isst kein Brot und trinkt keinen Wein und ihr sagt: Er ist von einem Dämon besessen. Der Menschensohn ist gekommen, er isst und trinkt; darauf sagt ihr: Dieser Fresser und Säufer, dieser Freund der Zöllner und Sünder! Und doch hat die Weisheit durch alle ihre Kinder Recht bekommen. Einführendes Gebet: Herr, gib mir die Weisheit, auf dein Wort zu hören und deinem Beispiel zu folgen. Ich will mich mit dir freuen und mit dir leiden. Gib mir die Gnade, alles aus deiner Hand anzunehmen. Bitte: Herr, gib mir die Gabe der Unterscheidung der Geister! 1. Johannes der Täufer. Der Vorläufer Jesu war ein sehr asketischer Mensch. Er hat Jesus den Weg bereitet, Buße gepredigt und auch selbst danach gelebt. Auch in unserem geistlichen Leben ist es nötig, durch Askese unser Herz von falschen Gewohnheiten und Süchten zu befreien. Aber das ist eben nur der erste Schritt, um unser Herz bereit zu machen, die Freude und das Leben, das Jesus bringt, aufnehmen zu können. Wie falsch wäre es zu meinen, dass wir durch unsere eigene Anstrengung in der Askese zu Jesus gelangen könnten. 2. Jesus ist die wahre Freude des Lebens. Wenn unser Herz wirklich frei ist, werden wir fähig, die wahre Freude in uns aufzunehmen, die Jesus durch seine Gnade bringt. Er macht unsere Seele liebestrunken, erweckt in ihr einen unersättlichen Durst nach mehr, nach Vereinigung mit ihm. Diese Freude des geistlichen Lebens ist tiefer und nachhaltiger als jedes rein menschliche Vergnügen. Aber sie macht uns auch fähig, uns an dem, was Gott geschaffen hat, in richtiger Weise zu erfreuen. Wenn wir Jesus im Herzen tragen, wie können wir uns dann nicht freuen? Unsere Freude soll geradezu überquellen und ein Zeichen für unsere Mitmenschen sein, an dem sie erkennen können, dass wir authentische Christen sind. 3. Die Unterscheidung. Freilich ist es nicht immer einfach, die Freude Jesu im Alltag zu spüren und auszustrahlen. Wir sind oft von Schwierigkeiten umgeben. Und trotzdem sollen wir das Leid als Christen aus der Perspektive der Hoffnung betrachten und die menschlichen Freuden eben auch als Geschenk und Hinweis auf eine noch größere, endgültige Freude ansehen. Dazu brauchen wir die Gabe des Heiligen Geistes, damit uns nicht eine pessimistische Haltung über die Situation des Glaubens in der Welt übermannt. Ansonsten wären wir wie Menschen, die zu den Hochzeitsliedern, die Gott uns vorspielt, nicht tanzen oder zu den Klageliedern nicht mitfühlend weinen. Gespräch mit Christus: Jesus, erfülle mein Herz mit deiner Freude, die mich ganz befreit von den Zwängen meines eigenen Perfektionismus und meines Leistungsdenkens. Ich will in dir, in deiner Freude ruhen und meine Schwierigkeiten als Weg der Reinigung erkennen, um noch näher zu dir zu gelangen. Möglicher Vorsatz: Ich möchte heute die christliche Freude, die in mir wohnt, auch bei meinen Begegnungen mit den Menschen nach außen zum Ausdruck bringen.
So viel Liebe 17. September 2015
Donnerstag der vierundzwanzigsten Woche im Jahreskreis Hl. Hildegard von Bingen OSB P. Georg Rota LC Lk 7,36-50 In jener Zeit ging Jesus in das Haus eines Pharisäers, der ihn zum Essen eingeladen hatte, und legte sich zu Tisch. Als nun eine Sünderin, die in der Stadt lebte, erfuhr, dass er im Haus des Pharisäers bei Tisch war, kam sie mit einem Alabastergefäß voll wohlriechendem Öl und trat von hinten an ihn heran. Dabei weinte sie und ihre Tränen fielen auf seine Füße. Sie trocknete seine Füße mit ihrem Haar, küsste sie und salbte sie mit dem Öl. Als der Pharisäer, der ihn eingeladen hatte, das sah, dachte er: Wenn er wirklich ein Prophet wäre, müsste er wissen, was das für eine Frau ist, von der er sich berühren lässt; er wüsste, dass sie eine Sünderin ist. Da wandte sich Jesus an ihn und sagte: Simon, ich möchte dir etwas sagen. Er erwiderte: Sprich, Meister! (Jesus sagte:) Ein Geldverleiher hatte zwei Schuldner; der eine war ihm fünfhundert Denare schuldig, der andere fünfzig. Als sie ihre Schulden nicht bezahlen konnten, erließ er sie beiden. Wer von ihnen wird ihn nun mehr lieben? Simon antwortete: Ich nehme an, der, dem er mehr erlassen hat. Jesus sagte zu ihm: Du hast recht. Dann wandte er sich der Frau zu und sagte zu Simon: Siehst du diese Frau? Als ich in dein Haus kam, hast du mir kein Wasser zum Waschen der Füße gegeben; sie aber hat ihre Tränen über meinen Füßen vergossen und sie mit ihrem Haar abgetrocknet. Du hast mir (zur Begrüßung) keinen Kuss gegeben; sie aber hat mir, seit ich hier bin, unaufhörlich die Füße geküsst. Du hast mir nicht das Haar mit Öl gesalbt; sie aber hat mir mit ihrem wohlriechenden Öl die Füße gesalbt. Deshalb sage ich dir: Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie (mir) so viel Liebe gezeigt hat. Wem aber nur wenig vergeben wird, der zeigt auch nur wenig Liebe. Dann sagte er zu ihr: Deine Sünden sind dir vergeben. Da dachten die anderen Gäste: Wer ist das, dass er sogar Sünden vergibt? Er aber sagte zu der Frau: Dein Glaube hat dir geholfen. Geh in Frieden! Einführendes Gebet: Herr, in Demut und Reue trete ich vor dich hin. Du kennst mich ganz und gar. Lass nicht zu, dass ich mich durch meine Sünde von dir trenne, sondern dass ich deine Nähe suche, denn du bist reich an Erbarmen. Bitte: Stärke meinen Glauben! 1. Der Wohlgeruch der Liebe. Die stadtbekannte Sünderin tritt von hinten, ganz verschämt und demütig an Jesus heran. Sie bringt ein Alabastergefäß voll wohlriechendem Öl mit. Es ist das Öl der reumütigen Liebe. Es gibt wirklich keine Sünden, die Gott uns nicht vergeben kann, wenn wir uns voll Vertrauen und Reue an ihn wenden. 2. Das Paradox der Liebe. Der Schuldner aus Jesu Gleichnis, dem mehr vergeben wurde, hegt auch eine größere Liebe zum Geldverleiher. Auch wir sollen lernen, aus dieser Perspektive mit unseren eigenen Schwächen, den Ecken und Kanten unseres Herzens umzugehen. Zunächst scheinen sie uns von Gott zu trennen, aber wenn wir lernen, unsere eigene Schwäche zum Anlass zu nehmen, mehr auf seine Kraft zu bauen, um immer wieder bei ihm die Vergebung und um neue Kraft zu bitten, dann können wir durch alle Schwachheit hindurch ein göttliches Rufen vernehmen, das uns dazu einlädt, uns ihm zu nähern. 3. Geh in Frieden! Der Glaube, der uns dazu bewegt, bei Gott Vergebung und Kraft zu suchen, wird uns auch den Frieden schenken, den wir ersehnen. Oft haben wir keinen Frieden, weil wir uns selbst nicht vergeben können und unseren eigenen Ansprüchen nicht genügen. Im Sakrament der Versöhnung verheißt die Formel der Lossprechung uns Verzeihung und Frieden: „Durch den Dienst der Kirche schenke er (Gott) dir Verzeihung und Frieden“. Diesen Frieden verheißt Jesus jedem, der sich ihm mit gläubigem Herzen im Sakrament der Versöhnung nähert. Gespräch mit Christus: Jesus, auch ich möchte deine Füße mit dem Öl meiner Liebe salben. Ich will dich berühren und dich für alles, was mich von dir entfernt um Verzeihung bitten. Gib du mir die Kraft, die ich in den Momenten meiner Schwäche brauche und schenke mir die befreiende Erfahrung und den Frieden deiner Vergebung. Möglicher Vorsatz: Ich werde mich prüfen und mir vornehmen, das Sakrament der Versöhnung zu empfangen.
Das Reich Gottes 18. September 2015
Freitag der vierundzwanzigsten Woche im Jahreskreis Hl. Lambert, Bischof P. Georg Rota LC Lk 8,1-3 In jener Zeit wanderte Jesus von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und verkündete das Evangelium vom Reich Gottes. Die Zwölf begleiteten ihn, außerdem einige Frauen, die er von bösen Geistern und von Krankheiten geheilt hatte: Maria Magdalene, aus der sieben Dämonen ausgefahren waren, Johanna, die Frau des Chuzas, eines Beamten des Herodes, Susanna und viele andere. Sie alle unterstützten Jesus und die Jünger mit dem, was sie besaßen. Einführendes Gebet: Herr, ich trete vor dich hin und will mich ganz und gar in deine Gegenwart versetzen. Du bist groß und wunderbar! Du bist der Schöpfer des ganzen Universums. Du bist mein Vater und Freund. Bitte: Durchflute mein Herz mit Liebe! 1. Liebe auf Wanderschaft. Jesus, der menschgewordene Sohn Gottes, berührt mit seinen Füßen die Erde. Er geht umher und wandert von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf. Er ist kein Gott, der weit weg ist. Er ist auch kein König, der sich in seinem prunkvollen Palast verschanzt. Er geht hinaus in die Randgebiete. Er ist der gute Hirte, der sich auf die Suche nach seinen Schäfchen begibt. Das Unvorstellbare und doch so Wahre: Er sucht auch nach mir, hier und heute. Er möchte mir begegnen. Allein die Tatsache, dass ich jetzt diese Zeilen lese, ist ein Beweis dafür. 2. Jesus ist nicht allein. Jesus zieht nicht allein durch die Welt. Er lässt sich begleiten. Wie viel kann man lernen, wenn man zusammen mit Jesus auf Reisen geht. Man lauscht zusammen mit den Fünftausend aufmerksam seiner großen Rede. Man hört aber auch das, was er nur im kleinen Kreis zu seinen engsten Vertrauten sagt. Man sieht, wie er den Leidenden und Kranken begegnet, wie er durch Berührung Zeichen und Wunder wirkt. Man merkt, wie er sich nachts auf den Berg begibt, um mit seinem Vater viele Stunden im Gebet zu verbringen. Er lädt auch mich ein, von ihm zu lernen, und ihn besser kennenzulernen, indem ich mich von ihm leiten lasse. 3. Gott braucht Hände und Füße. Die Zeit, in der der Sohn Gottes als Mensch auf Erden wandelte, ist vorüber. Jetzt ist seine Botschaft vom Reich Gottes, sein Evangelium darauf angewiesen, dass es jemand in die Welt und zu den Menschen trägt. Er braucht meine Hände und Füße. Jeder, der sich auf die Reise mit Jesus begeben hat, ihn Schritt für Schritt kennenlernt, seine Worte hört und seine Wunder sieht, ist irgendwann auch dazu berufen als Apostel selbst hinauszugehen und Jesus gegenwärtig zu machen. Unsere Welt hungert und dürstet nach ihm, und oft sind wir vielleicht die einzigen, die ein Stück vom Brot des Lebens und einen Schluck lebendiges Wasser anbieten können, weil wir es bereits empfangen haben. Gespräch mit Christus: Herr, danke, dass du mir so nahe kommst, und nach mir suchst. Gib mir den Mut, dich und deine Botschaft in die Welt zu tragen. Ich muss nichts geben, was ich nicht selbst schon bekommen hätte. Möglicher Vorsatz: Wie könnte ich heute das Evangelium durch mein Beispiel, meine Worte oder meine Taten verkünden?
Mit aufrichtigem Herzen hören 19. September 2015
Samstag der vierundzwanzigsten Woche im Jahreskreis Hl. Theodor von Canterbury, Erzbischof P. Georg Rota LC Lk 8,4-15 In jener Zeit, als die Leute aus allen Städten zusammenströmten und sich viele Menschen um ihn versammelten, erzählte er ihnen dieses Gleichnis: Ein Sämann ging aufs Feld, um seinen Samen auszusäen. Als er säte, fiel ein Teil der Körner auf den Weg; sie wurden zertreten und die Vögel des Himmels fraßen sie. Ein anderer Teil fiel auf Felsen, und als die Saat aufging, verdorrte sie, weil es ihr an Feuchtigkeit fehlte. Wieder ein anderer Teil fiel mitten in die Dornen und die Dornen wuchsen zusammen mit der Saat hoch und erstickten sie. Ein anderer Teil schließlich fiel auf guten Boden, ging auf und brachte hundertfach Frucht. Als Jesus das gesagt hatte, rief er: Wer Ohren hat zum Hören, der höre! Seine Jünger fragten ihn, was das Gleichnis bedeute. Da sagte er: Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu erkennen. Zu den anderen Menschen aber wird nur in Gleichnissen geredet; denn sie sollen sehen und doch nicht sehen, hören und doch nicht verstehen. Das ist der Sinn des Gleichnisses: Der Samen ist das Wort Gottes. Auf den Weg ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort zwar hören, denen es aber der Teufel dann aus dem Herzen reißt, damit sie nicht glauben und nicht gerettet werden. Auf den Felsen ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort freudig aufnehmen, wenn sie es hören; aber sie haben keine Wurzeln: Eine Zeit lang glauben sie, doch in der Zeit der Prüfung werden sie abtrünnig. Unter die Dornen ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort zwar hören, dann aber weggehen und in den Sorgen, dem Reichtum und den Genüssen des Lebens ersticken, deren Frucht also nicht reift. Auf guten Boden ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort mit gutem und aufrichtigem Herzen hören, daran festhalten und durch ihre Ausdauer Frucht bringen. Einführendes Gebet: Herr, du bist der Sämann, der jetzt seinen Samen auf den Acker meines Lebens aussähen möchte. Mache mein Herz bereit, dein Wort aufzunehmen und Frucht bringen zu lassen. Bitte: Herr schenke mir ein hörendes Herz! 1. Jesus lehrt. Aus allen Städten strömen viele Menschen zusammen, um Jesus zu hören und zu sehen. Er ist ein echtes Phänomen und zieht die Massen in seinen Bann. Er lehrt sie mit einfachen Worten und bildhaften Vergleichen. Jeder kann ihn verstehen, vorausgesetzt er hat ein offenes und einfaches Herz. Jesus hält keine hochtrabenden, theologischen Abhandlungen. Er spricht zum Herzen, und doch gibt es einige, die den Sinn des Gleichnisses nicht erfassen. Einsicht in die Geheimnisse Gottes schenkt der Heilige Geist, nicht eine große Belesenheit. Das sollte auch ich mir immer wieder bewusst machen. Jesus ist der Lehrer aller Weisheit. 2. Die Ohnmacht des Sämanns. Es ist klar, dass Gott der Sämann ist, und dass er guten Samen aussäht. Und doch trägt nicht jeder Samen Frucht. Das ist eigentlich eine Ungeheuerlichkeit, dass der allmächtige Gott in dieser Hinsicht so hilflos ist. Wie sollte es dann mir anders gehen, wenn ich mich für die Ausbreitung seines Reiches und die Verkündigung seines Wortes einsetze? Ich kann zwar sähen, muss mir aber immer wieder vor Augen halten, dass ich nichts tun kann, um sicherzustellen, dass im Weinberg Gottes nur gute Früchte wachsen. Denn das liegt nicht an mir. Ich kann sogar alles richtig machen und trotzdem keine Frucht erzielen; oder es kann sein, dass mir ein Samen zufällig aus der Tasche fällt und Frucht bringt. 3. Der Ackerboden. Was ich sehr wohl in der Hand habe, ist der Ackerboden meines eigenen Herzens. Wie viel Zeit wende ich auf, um ihn gut zu bereiten? Bemühe ich mich, die Steine zu entfernen, die das Wort Gottes daran hindern, Wurzeln zu schlagen? Was sind meine Steine, die Sünden die mich von Gott trennen und dem Teufel die Möglichkeit geben, mir das Wort Gottes zu entreißen? Welche Sorgen oder Zerstreuungen ersticken in mir möglicherweise das Wort Gottes? Was kann ich noch tun, um zu gewährleisten, dass das Wort Gottes in mir Frucht bringt? Welche Freude schließlich, wenn man sieht, dass der Samen ein Vielfaches an Frucht bringt! Gottes Wort bewegt in uns oft mehr als wir uns zunächst erträumen. Gespräch mit Christus: Mein Herr und mein Gott, nimm alles von mir, was mich hindert zu dir.Mein Herr und mein Gott, gib alles mir, was mich fördert zu dir.Mein Herr und mein Gott, nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen dir. (Br. Klaus) Möglicher Vorsatz: Ich werde heute darüber entscheiden, welchen Stein und welche Dornen ich aus meinem Herzen entfernen möchte.
|
|