Tägliche Meditationen Sonntag 19. Juli 2015 bis Samstag 25. Juli 2015 Sechzehnte Woche im JahreskreisAngelika Knauf
Jesus - Wort, Wahrheit und Leben für uns
19. Juli 2015
Sechzehnter Sonntag im Jahreskreis
Angelika Knauf Mk 6,30-34 In jener Zeit versammelten sich die Apostel, die Jesus ausgesandt hatte, wieder bei ihm und berichteten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten. Da sagte er zu ihnen: Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus. Denn sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen, so zahlreich waren die Leute, die kamen und gingen. Sie fuhren also mit dem Boot in eine einsame Gegend, um allein zu sein. Aber man sah sie abfahren und viele erfuhren davon; sie liefen zu Fuß aus allen Städten dorthin und kamen noch vor ihnen an. Als er ausstieg und die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er lehrte sie lange. Einführendes Gebet: Jesus, du bist das Wort, das vom Vater zu uns gekommen ist, um uns die Liebe des Dreifaltigen Gottes zu offenbaren. Du bist Mensch geworden und hast uns dein Wort geschenkt, damit es dein Leben auch in uns zeugen kann. Hilf mir in dieser Woche, dein Wort aus den vielen anderen herauszuhören, es aufzunehmen und in mir bewirken zu lassen, was du in mir zeugen möchtest. Bitte: Jesus, ruf mich, damit ich immer wieder zu dir zurückkehre, um mich von deinem Wort zu nähren und dir auch den Hunger anzuvertrauen, den meine Nächsten nach Liebeverspüren. 1. Jesus, unsere einzige Quelle. Die Jünger waren von Jesus ausgesandt worden. In seinem Namen riefen sie die Menschen zur Umkehr auf und nahmen sich ihrer seelischen und leiblichen Nöte an. Nun kehren sie zurück, berichten sicher voller Freude und auch mit Erstaunen, was sie in seiner Vollmacht vollbringen konnten. Auch wir kennen diese Freude, wenn wir einem anderen in Not ein Wort der Hoffnung auf Gott zusprechen konnten. Wenn er es angenommen hat und sich etwas in seinem Leben dadurch zum Besseren wenden konnte. Manchmal sind wir selber überrascht, was wir aus unserer Liebe zu Jesus, unserem Glauben an ihn, in anderen bewirken können. Aber wir kennen auch die Gefahr, mit diesem Wirken bei uns stehen zu bleiben, es unserer „Glaubensleistung“ zuzuschreiben. Deshalb ist es so wichtig, unser Reden und Tun immer wieder vor Christus hinzutragen, es ihm im Gebet anzuvertrauen und ganz zu übergeben, wenn nötig, auch unser Versagen in der Beichte von ihm heilen zu lassen. Denn sobald wir uns in uns selbst verschließen, versiegt seine Quelle in uns. 2. Die Demut haben, sich allein von ihm zu nähren. Jesus fordert die Jünger auf, allein mit ihm zu sein, um mit ihm zu ruhen. Und er führt sie dazu an einen einsamen Ort. Der Herr weiß, dass die Begegnung mit ihm immer wieder auch der Intimität bedarf, der Zeit. Denn nur so kann wirklich ein Austausch zustande kommen, indem die Jünger ihre Bedürftigkeit nach ihm wieder wahrnehmen und sich ihm öffnen können. Er will sie in die Einsamkeit mit ihm führen, damit sie nicht in die Versuchung geraten, andere Nahrung für ihr Herz, ihren Geist und ihre Seele zu suchen. Auch wir benötigen immer wieder die innere Loslösung von allem, was uns einnimmt und uns beschäftigt, um uns wieder ganz auf Christus auszurichten. Wir benötigen die innere Loslösung von unseren selbst gemachten Sicherheiten, um uns wieder ganz von ihm halten zu lassen. Nur so werden wir seine Zeugen sein können. 3. Von Jesus lernen. Die Menschen sahen die Jünger mit Jesus abfahren. Sie sind Menschen auf der Suche, voller Sehnsucht. Jesus erbarmt sich ihrer Bedürftigkeit, er lehrt sie und die Jünger werden zugehört haben, was und wie er lehrte. Vielleicht wird der ein oder andere auch auf uns aufmerksam, wenn wir uns zum Gebet in eine Kirche zurückziehen, wenn wir ein paar Tage Urlaub nehmen, um Exerzitien zu machen. Vielleicht kommen dadurch Fragen auf, was denn daran so besonderes ist. Es ist gut, wenn die Menschen uns nicht nur reden hören und machen sehen, sondern auch bemerken, dass wir Jesus aufsuchen in der Stille oder im Alleinsein mit ihm. Wenn wir die Quelle, wo wir unsere Bedürftigkeit stillen, nicht verbergen, kann das für andere ein Wegweiser sein, sich selbst dahin aufzumachen oder sich an diese Quelle mitnehmen zu lassen. Und manchmal dürfen wir dann Jesus dabei zuschauen und von ihm lernen, wie er die Bedürfnisse dieses einen Menschen, den wir ihm gebracht haben, auf eine ganz persönliche Weise zu stillen versteht. Gespräch mit Christus: Jesus, du kennst mich, meine Begeisterung und auch meine Grenzen. Gib mir ein hörendes Herz, wenn du mich in die Einsamkeit mit dir rufst, um bei dir auszuruhen, aufzutanken und von dir zu lernen. Hilf mir, mich immer wieder ganz deiner Führung zu überlassen, damit du in mir wirken und auch andere durch mich erreichen kannst.
Möglicher Vorsatz: Ich will mir am Abend eines jeden Tages wieder bewusster Zeit nehmen, um mit Jesus meinen Tag anzuschauen, sein Wirken darin zu entdecken, mich von ihm erfüllen und neu ausrichten zu lassen.
Wenn Gott meine Kriterien sprengt 20. Juli 2015
Montag der sechzehntenWoche im Jahreskreis Hl. Margareta von Antiochia, Märtyrerin Hl.Bernhard von Hildesheim, Bischof Hl. Apollinaris Angelika Knauf Mt 12,38-42 In jener Zeit sagten einige Schriftgelehrte und Pharisäer zu Jesus: Meister, wir möchten von dir ein Zeichen sehen. Er antwortete ihnen: Diese böse und treulose Generation fordert ein Zeichen, aber es wird ihr kein anderes gegeben werden als das Zeichen des Propheten Jona. Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war, so wird auch der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Innern der Erde sein. Die Männer von Ninive werden beim Gericht gegen diese Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie haben sich nach der Predigt des Jona bekehrt. Hier aber ist einer, der mehr ist als Jona. Die Königin des Südens wird beim Gericht gegen diese Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie kam vom Ende der Erde, um die Weisheit Salomos zu hören. Hier aber ist einer, der mehr ist als Salomo. Einführendes Gebet: Jesus, du bist der Heilige Gottes! Wie oft bekenne ich deine Heiligkeit in den täglichen Gebeten, in der Liturgie, aber wie schwer fällt es mir, sie anzuerkennen, wenn du nach deiner Heiligkeit handelst. Ich möchte dich wahrhaft anbeten lernen, gerade dann, wenn du meine eigenen Maßstäbe und Vorstellungen sprengst. Bewahre mich davor, mich aus Furcht oder Stolz der Größe deiner Weisheit zu verschließen. Bitte: Jesus, weite mein Herz bis hinein in das Maß deiner Liebe und Heiligkeit! 1. Eine Bitte, die heuchlerische Absichten erkennen lässt. Diejenigen, die Jesus hier um ein Zeichen bitten, hatten ihn zuvor im Evangelium zur Rede gestellt, weil die Jünger an einem Sabbat Ähren abrissen und aßen, um ihren Hunger zu stillen. Darauf hatten sie - nach einer Möglichkeit zur Anklage suchend- Jesus nach seiner Rechtfertigung der Heilung eines Mannes mit verdorrter Hand am Sabbat befragt. Immer hatte Jesus geantwortet und sich erklärt, doch sie verstockten zunehmend, beschlossen gar ihn zu töten. Als Jesus einen Besessenen heilte und das Volk in ihm den Messias zu erkennen begann, unterstellten sie ihm gar, im Namen Beelzebuls, des Anführers der Dämonen, zu handeln. Darauf hatte Jesus mit der schrecklichen Aussage geantwortet, dass Lästerungen gegen den Heiligen Geist nicht vergeben werden würden. Nach all dem nennen sie ihn nun heuchlerisch einen „Meister“ und bitten um ein Zeichen. Diese Bitte signalisiert keine Öffnung ihrer Herzen, sie ist die Forderung nach der Unterwerfung Jesu unter ihre eigenen Kriterien, wenn sie ihn als Messias anerkennen sollen. 2. Gott verteidigt seine Heiligkeit. Jesus antwortet mit großer Schärfe in seinen Worten. Böse und treulos nennt er diese Generation und meint damit wohl alle, die damals und durch alle Zeiten ihr Herz willentlich vor der Wahrheit Gottes verschließen und sich damit gegen seine Heiligkeit stellen. Sich gegen Gottes Heiligkeit stellen bedeutet, Gottes Handeln den eigenen Vorstellungen unterwerfen zu wollen, ohne die Bereitschaft mitzubringen, das eigene Herz von ihm wandeln, die eigene Sichtweise von ihm weiten zu lassen. Denn hierzu waren die Männer von Ninive und die Königin des Südens bereit. Die Einwohner von Ninive anerkannten, dass Gott richtig über sie geurteilt hatte und ließen ihr Herz verwandeln, indem sie sich bekehrten. Die Königin von Saba machte sich auf den Weg, um Salomos Weisheit kennen zu lernen und zu ehren, obwohl sie selbst hohes Ansehen genoss. Jesus aber bekennt sich dazu, mehr zu sein als Jona und Salomo. Er fordert die Anerkennung seiner Heiligkeit als Sohn Gottes. 3. Die Heiligkeit der Liebe. Was aber macht das Wesen seiner Heiligkeit aus? Jesus selbst offenbart es mit dem Zeichen, das er den Pharisäern verheißt: Er wird drei Tage und drei Nächte im Inneren der Erde sein. Er deutet sein Leiden und seinen Tod als Sühne für die Sünde der Menschen an. „In der Erde sein“ ist ein Bild dafür, dass er das ganze Schicksal der Verlorenheit des Menschen, der Trennung des Menschen von Gott durch die Sünde auf sich nehmen wird. Und dieses Zeichen wird es sein, das auch den Pharisäern gegeben werden wird. Es wird auch ihnen angeboten werden als Einladung, die sich selbst erlösen wollende Gesetzestreue hinter sich zu lassen, um sich als Bedürftige zu erkennen und der erlösenden Liebe Gottes zu öffnen. So ist unser Gott! Noch in seinen Urteilen ist immer auch das Angebot seiner Liebe enthalten. Seine bedingungslose und uns immer angebotene Liebe ist das Wesen seiner Heiligkeit! Hinter das Vollmaß seiner Liebe wird er niemals zurücktreten, nicht um der Herzensenge der Pharisäer willen, nicht einmal aufgrund der Besorgnis des Petrus um sein Schicksal, den er deshalb in Mt 16.23 einen „Satan“ nennen wird. Mit der Anerkennung der Größe und Heiligkeit Gottes ist immer das Bekenntnis zur Vollkommenheit seiner Liebe verbunden. Und das ist oft die schwerste Übung für unser Herz, wenn wir mit den Entschlüssen Gottes in unserem oder im Leben anderer hadern: unser Herz in die Dimension der Liebe des göttlichen Herzens weiten zu lassen. Gespräch mit Christus: Jesus, die Enge meines Herzens bereitet mir Schmerz, wenn Du mir mit der Weite deiner Liebe entgegentrittst. Die Helligkeit deiner Liebe blendet meine Augen, die an die Dunkelheit meiner Selbstbezogenheit gewohnt sind. Und doch, Herr, ich sehne mich nach deiner Weite, ich möchte nicht in meiner Dunkelheit verharren. Ich kann mich nicht selbst daraus befreien, aber ich muss es ja auch nicht. Alles, was du brauchst, ist mein Ja zu deiner Liebe und mein Vertrauen, dich auch an mir handeln zu lassen, wenn es weh tut, weil meine Sünde schmerzt. Ich will dir mein Ja sprechen und will im Vertrauen die Schmerzen annehmen, die du mir zuweilen zu meiner Heilung und Heiligung zumuten musst. Halte mich in deiner heilenden Gnade, Jesus! Amen.
Möglicher Vorsatz: Ich will in Situationen, in denen ich Gott nicht verstehe, ihm noch entschlossener mein Herz öffnen und nach ihm rufen!
Verlust des Eigenen um den Gewinn der Nachfolge 21. Juli 2015
Dienstag der sechzehnten Woche im Jahreskreis Hl. Laurentius von Brindisi OFMCap, Ordensgeneral Hl. Daniel, Prophet Angelika Knauf Mt 12,46-50 In jener Zeit, als Jesus mit den Leuten redete, standen seine Mutter und seine Brüder vor dem Haus und wollten mit ihm sprechen. Da sagte jemand zu ihm: Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wollen mit dir sprechen. Dem, der ihm das gesagt hatte, erwiderte er: Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder? Und er streckte die Hand über seine Jünger aus und sagte: Das hier sind meine Mutter und meine Brüder. Denn wer den Willen meines himmlischen Vaters erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter. Einführendes Gebet: Jesus, wie dunkel wird es oft in mir, wenn ich Liebgewonnenes oder vertraute Sicherheiten in meinem Leben, auch in meinem geistlichen Leben, zu verlieren scheine. Wie schwer fällt es mir, dann auf deine mich leitende Liebe zu vertrauen. Hilf mir, mich dir in diesen Situationen nicht zu verschließen. Schenke mir ein Licht echten Glaubens an deine liebende Vorsehung, die mich gerade dann zu dir zu führen vermag, wenn ich nicht mehr verstehe. Bitte: Jesus, öffne mir die Augen des Glaubens und des Vertrauens, wenn mein Herz und mein Verstand dich nicht mehr sehen. 1. Wenn wir Gottes Nähe fordern. Matthäus sagt nicht, warum Maria und die Verwandten mit Jesus sprechen wollen. Da Maria nicht alleine kommt, ging die Initiative wohl eher von Jesu Verwandten aus, die vielleicht meinten, mit ihm etwas klären zu müssen. Und doch wird auch Maria in innerer Suche nach ihrem Sohn gewesen sein, dessen Weg sie aus der Ferne nur noch im Vertrauen, nicht mehr im Schauen begleiten konnte. Hier können wir symbolhaft zwei Weisen der Annäherung sehen: Die eine fordernd, auf das eigene Recht der Verwandtschaft pochend. Die andere suchend in einem aus Liebe stammenden Bedürfnis nach Nähe. Doch beide werden hier von Jesus mit dem Verweis auf die Jünger zurückgewiesen. Auch wir kennen in unseren Herzen diese beiden Regungen: Wenn wir meinen, Gott schon so nahe zu sein, dass wir ein Recht auf ihn hätten. Mehr Recht gar als „irgend so ein Neuankömmling“ in unserer Glaubensgemeinschaft. Und wir kennen auch die Suche nach seiner Nähe, nach ihm, der uns so nah war und der nun so fern scheint. Warum weist Jesus auch diese Suche zurück, warum weist er Maria zurück, in der doch keine ungesunde Selbstbezogenheit war? 2. Sich in Gottes „Sicht“ zurechtfinden. Erscheint uns Jesus hier nicht seltsam grob? Nicht nur, dass er auf den Wunsch seiner Familie nicht antwortet. Er erklärt es ihnen nicht einmal, mehr noch, er weist sie in aller Öffentlichkeit zurück. Sie, auch Maria, werden von anderen hören, wie er auf ihre Anfrage reagiert hat. Wir erfahren von Matthäus auch nichts über die Reaktion von Maria und von den Verwandten auf die Zurückweisung Jesu. Wir können uns aus unserem eigenen Herzen heraus vorstellen, dass es bei den einen vielleicht Empörung war, die zur endgültigen Abkehr von Jesus führte. Aber auch Maria wird in ihrem menschlichen Herzen einen Schmerz gefühlt haben. Doch ihr Herz bleibt offen! Wie sie immer schon die Worte über ihren Sohn und auch die Worte ihres Sohnes im Herzen bewegt hat, so wird sie es auch hier tun. Sie wird nach dem suchen, was ihr Sohn ihr sagen will, was seine unausgesprochene Bitte in diesen Worten an sie ist, um ihm zu gehorchen. Mehr noch, sie wird nicht so sehr für sich, sondern in ihrem ganz zugewandten Herzen betrachtend gesucht haben, wovon Jesu Herz in diesem Moment bewegt war. Wie er mit diesen Worten den Willen des Vaters tun will. Sie will nichts anderes, als ihm darin nachfolgen. 3. Der Fülle der Verheißung an uns trauen. Gott ist nicht wechselhaft, er nimmt nicht zurück, was er uns einmal für immer gibt. Er führt es beständig weiter. Er führt uns beständig weiter, immer näher zu sich. Seine Führung bedarf unserer Offenheit. Wenn wir genau hinhören, so sind die Eigenschaften, die er zur Bedingung macht, damit wir sein Bruder, seine Schwester und Mutter sein können, gerade jene, die niemanden so auszeichnen wie Maria. Daher führt er auch sie weiter zur Fülle ihrer Berufung, gerade mit diesen Worten! Matthäus schildert den Moment des Zusammentreffens mit der Angabe: „Als er noch mit den Leuten redete (…).“ Jesus steht hier in seiner Sendung, er übt sie gerade aus, als seine Familie kommt. Er ist dabei sich eine neue „Familie“ zu bilden, eine geistliche Familie, die er dem Vater zuführen will. Auch Maria will er an ihren Platz in dieser geistlichen Familie, aus der die Kirche entstehen wird, führen. Sie soll zur Mutter der Kirche werden. Dazu muss er sie aber auch immer tiefer in sein Kreuz einführen, das für sie in der Hingabe des Sohnes an den Willen des Vaters zum Heil der Sünder führen wird. Unter dem Kreuz wird sich ihre Hingabe vollenden, unter dem Kreuz wird Maria aus dieser Hingabe heraus aber auch zur Mutter der Kirche werden. Weil sie alles hingegeben hat, kann der Sohn ihr den Jünger anvertrauen. Bleiben auch wir daher sehr aufmerksam für Gottes Führung, gerade dann, wenn Gott uns etwas zu nehmen oder uns zurückzuweisen scheint. Bleiben wir offen für sein Tun, denn immer will er uns weiterführen an den Platz unserer Hingabe und Berufung! Gespräch mit Christus: Jesus, wie groß wird meine Angst, wenn ich dich nicht mehr zu finden meine, wenn du mich zurückzuweisen scheinst. Dann auferlege ich dir meine eigenen Maßstäbe, die aus meinem Herzen stammen, das so sehr noch in mir selbst gefangen ist. Jesus, befreie mich von den Fesseln, die mein Misstrauen und meine Selbstbezogenheit mir anlegen. Ich möchte zu dir kommen, ich möchte werden, wozu du mich berufen hast! Öffne mein Herz für dich, hilf mir dir zu folgen, wenn du mich dorthin führst, wo ich nicht mehr sehe, aber doch die Fülle deiner Verheißung auf mich wartet.
Möglicher Vorsatz: Ich will in dieser Woche gerade in den für mich nicht verständlichen Geschehnissen einen Akt des Glaubens, der Hoffnung und Liebe, der Offenheit für Gottes Führung setzen!
Die Frucht der Sehnsucht 22. Juli 2015
Mittwoch der sechzehnten Woche im Jahreskreis Hl. Maria Magdalena Hl. Verena, Märtyrerin Hl. Eberhard OCist Angelika Knauf Joh 20,1-2,11-18 Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war. Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Man hat den Herrn aus dem Grab weggenommen und wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat. Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein. Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten. Die Engel sagten zu ihr: Frau, warum weinst du? Sie antwortete ihnen: Man hat meinen Herrn weggenommen und ich weiß nicht, wohin man ihn gelegt hat. Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war. Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast. Dann will ich ihn holen. Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte sie sich ihm zu und sagte auf Hebräisch zu ihm: Rabbuni!, das heißt: Meister. Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott. Maria von Magdala ging zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie richtete aus, was er ihr gesagt hatte. Einführendes Gebet: Jesus, wie sehr hast du Maria Magdalena geliebt, dass du dich ihr in einer so persönlichen Weise offenbart hast, noch bevor du den Jüngern erschienen bist. Du hattest ihr die Vergebung ihrer Sünden geschenkt und sie vom Einfluss des Bösen befreit. Sie hat sich dir ganz anvertraut und überlassen, stand mit deiner Mutter und Johannes unter deinem Kreuz und wollte dich auch im Tod nicht verlassen. Lass mich an deiner Begegnung mit ihr erkennen, wie du einem Herzen antwortest, dass sich vollkommen nach dir sehnt. Bitte: Jesus, erschließe mir die Herzenshaltung von Maria Magdalena und entzünde auch mein Herz neu mit Sehnsucht nach dir. 1. Meiner Bedürftigkeit folgen. Der erste Tag, frühmorgens, als es noch dunkel war…Maria Magdalena muss auf diesen Gang an Jesu Grab hin gefiebert haben, noch ganz erfüllt vom Schmerz über das Erlebnis des Todes ihres Herrn. Ein Schmerz so übermächtig, dass sie keine Ruhe finden konnte. Sie wusste nicht, wie es weitergehen sollte, sie wusste nur, sie wollte bei ihm sein, bei Jesus! Nichts und niemand konnte ihr Herz beruhigen in seiner Sehnsucht nach ihm, nicht einmal der Schmerz über seinen Tod konnte diese Sehnsucht ersticken. Denn sie weiß: Sie braucht ihren Herrn! Sie findet das Grab leer– und sofort läuft sie zu Petrus und Johannes. Eine tiefe Bedeutung darf ich in Marias Handeln erkennen: Sie versteckt ihre Bedürftigkeit nach ihrem Herrn nicht, sie lässt sich von ihr antreiben. Doch als sie Jesus nicht dort findet, wo sie ihn vermutet, gibt sie nicht auf, sondern wendet sich an Petrus und Johannes um Hilfe. Gerade diese beiden Jünger hatte Jesus nahe an sich gezogen, um auf Petrus seine Kirche zu bauen und ihr durch Johannes auch das Zeugnis seiner Liebe einzustiften. So darf auch ich meine persönliche Suche nach Jesus den heutigen Jüngern der Kirche anvertrauen. Von meiner – von der Bedürftigkeit der Gläubigen nach Jesus bewegt, wird die Kirche zum Ort der Begegnung mit ihm führen. 2. Die Erfüllung meiner Sehnsucht nach Jesus erhoffen. Maria hat gesehen, wie Petrus und Johannes in das Grab hineingingen. Sie hat ihre Reaktion gesehen, das Gesicht des Johannes, der sah und glaubte (Joh 20,8). Doch sie bleibt am Grab, auch nachdem die Jünger wieder gegangen sind. Sie spürt, sie selbst muss ihn finden. Auch für uns reicht es nicht, das Zeugnis der Kirche nur allgemein zu hören. Unser Glaube an das Zeugnis der Kirche muss persönlich werden, zu „meiner“ Begegnung mit Jesus. So beugt Maria Magdalena sich in das Grab und sieht die Engel genau dort sitzen, wo sie den Raum der leiblichen Präsenz Jesu anzeigen. Welcher Trost liegt in diesem Bild: Nicht nur die Kirche auf Erden, auch die himmlische Kirche kommt mir zu Hilfe, wenn das Brennen meiner Sehnsucht nach Jesus unerfüllt bleibt. Sie fragt nach mir, sie sorgt sich um mich: „Warum weinst Du?“ Die himmlische Kirche weist auf ihn hin. Und Jesus kommt. Noch unerkannt nimmt er sich selber meiner Suche nach ihm an. Warum gibt er sich nicht gleich zu erkennen? Warum ist es in meinem Leben oft so schwer, seine Gegenwart wahrzunehmen? Weil Jesus mich bereiten will für die Begegnung mit ihm. So viele kleine Begebenheiten meines Lebens sind seine Frage an mich: „Wen suchst du?“ Er wartet darauf, dass auch ich bekenne: „Ich will Jesus holen“ –ich will Jesus in mein Leben lassen. Dann bin ich bereit für eine persönliche Begegnung mit ihm. 3. Durch Jesus ganz ich selbst werden. Es ist nur ein Wort, mit dem Jesus Maria Magdalena die Augen für sein Dasein öffnet: „Maria“- die Nennung ihres Namens. Fürchte dich nicht, denn ich habe dich ausgelöst, ich habe dich beim Namen gerufen, du bist mein. (Jes. 43.1) Ich brauche diese persönliche Begegnung mit Jesus, ich muss erfahren, wer er für mich ist. Ich möchte aus dem Glauben leben, erkennen, dass ich ihm gehöre, dass er mich ganz persönlich angenommen hat. All das sagt er in diesem Moment Maria Magdalena in der Nennung ihres Namens zu. Er nennt ihren Namen und schafft sie damit gleichsam neu, wie er sie schon bei der Vergebung ihrer Sünden und der Befreiung von den Dämonen neu geschaffen hatte. Denn nun führt er sie noch weiter, er führt sie ein in das neue Reich, das er durch seinen Tod und seine Auferstehung für die Menschen erschlossen hat. Und sie antwortet ihm in einem tieferen Erkennen seiner Bedeutung: „Rabbuni – Meister!“ So führt er sie in ihre neue Bestimmung ein: „Halte mich nicht fest!“ – Kann das nicht auch bedeuten: Halte mich nicht in deiner bisherigen Kenntnis über mich fest. Lass mich nun auch Gott für dich sein, in meiner Einheit mit dem Vater. Übergib dich mir ganz. Verkünde mich als der, der ich im Vater bin zum Heil der Menschen. Das wird die Frucht meiner Sehnsucht sein: Dass ich Jesus erkenne, wer er im Vater ist, wer er für mich ist, wer ich in ihm bin und wer er durch mich für meine Nächsten sein möchte! Gespräch mit Christus: O Jesus, auf die Fürsprache der Maria Magdalena bitte ich dich: Entflamme meine Sehnsucht nach dir neu in mir, damit ich dich unablässig suche. Lass mich dich in deiner Kirche finden, lass mich dich mit der Hilfe der himmlischen Kirche finden. Rufe mich bei meinem Namen, Jesus, damit ich dich erkenne, damit ich mich in dir erkenne. Lass mich so sehr dir gehören, dass ich deinen Namen jedem anderen, der dich sucht, kundtun kann!
Möglicher Vorsatz: Ich will mir heute einen besonderen Moment nehmen, in dem ich mein Herz vollkommen auf Jesus ausrichte, um neu nach seiner Nähe zu suchen.
Vollkommen aus Christus sein 23. Juli 2015
Donnerstag der sechzehnten Woche im Jahreskreis Hl. Brigitta von Schweden Hl. Liborius von Le Mans, Bischof Angelika Knauf Joh 15,1-8 In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater ist der Winzer. Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt. Ihr seid schon rein durch das Wort, das ich zu euch gesagt habe. Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen. Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen und er verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer und sie verbrennen. Wenn ihr in mir bleibt und wenn meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten. Mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass ihr reiche Frucht bringt und meine Jünger werdet. Einführendes Gebet: Mein Jesus, so wie die Rebe aus dem Weinstock hervorgeht und ganz mit ihm verwoben ist, möchte ich in dir sein. So wie die Rebe all ihre Kraft aus dem Weinstock empfängt, möchte ich jetzt von Dir genährt werden. So wie der Weinstock die Reben der Sonne entgegenstreckt, möchte ich jetzt von dir in die Liebe des Vaters gehalten werden. So wie die Rebe die Nährkraft des Weinstocks in sich zur Frucht ausbildet, möchte ich heute aus deiner Liebe handeln. Bitte: Jesus, durchdringe mich ganz mit der Lebenskraft deiner göttlichen Liebe. 1. In Christus neu geschaffen. Der Mensch ist auf Gott hin geschaffen. Als er sich von Gott durch die Sünde abtrennte, fiel er in keinen alternativen Raum, er fiel ins Nichts. Er hätte vollkommen in das Nichtsein zurückfallen müssen, wenn Gott ihn nicht voll Erbarmen gehalten hätte, um ihn in seinem Sohn neu zu schaffen. Der Vater will einen jeden von uns aus seinem Sohn neu hervorgehen lassen, wie eine Rebe aus einem Weinstock hervorgeht. Eine engere Beziehung ist nicht vorstellbar. Wer aus Gott hervorgegangen ist und sich nicht aus dem Sohn heraus neu bilden lassen will, den kann der Vater nur abschneiden, denn er kann ihm keine andere Form der Existenz geben als das Sein aus Christus, der aus ihm selbst hervorgegangen ist. Wenn der Vater reinigt, dann nur, um der Rebe noch mehr Kraft aus dem Weinstock zu geben, um dem Menschen also noch mehr aus dem Sein des Sohnes hervorgehen zu lassen. Der Sohn ist das ewige Wort, mit dem der Vater sich vollkommen ausgesprochen hat. Jeder, der dieses Wort empfängt und wahrhaft aufnimmt, indem er sich aus ihm bilden lässt, ist gereinigt und geheilt durch dieses Wort, aus dem alles geworden ist. 2. Die Freiheit, sich zu verschließen oder zu öffnen. Es gibt keinen Automatismus der Erlösung und der Heiligung. Wenn die Rebe den Saftfluss aus dem, dem sie entsprießt, unterbricht oder sich ihm ganz verschließt, hat sie auf Dauer kein Leben. Die Lebenskraft fließt immer aus dem Weinstock in die Reben, nicht aus den Reben in den Weinstock. Die erste Sorge der Rebe, die Frucht bringen möchte, ist im Weinstock zu bleiben. Die erste Sorge des Menschen, der sich wahrhaft entwickeln und entfalten will, muss es sein, in Christus zu bleiben. Immer müssen wir uns zuerst von Christus nähren lassen, wenn wir anderen zu Wein werden wollen. Ohne dieses Sein-in-Christus verdorren wir. Sagt Christus im zweiten Vers noch, dass der Vater die Rebe abschneidet, die keine Frucht bringt, so sagt er hier: „Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer und sie verbrennen.“ Wer nicht in Christus bleibt und sich von ihm trennt, der wird von anderen Kräften vernichtet, die nur einsammeln dürfen, wer sich vom Weinstock, von Christus abgelöst hat. Es ist die Wahl eines jeden von uns, welcher Kraft er sich aussetzt. 3. Wahre Frucht des Weinstocks sein. Die Verheißung ist unermesslich: „Wenn ihr in mir bleibt und wenn meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten.“ In Christus eingepfropft zu sein und zu bleiben, beschneidet uns nicht, entmündigt uns nicht. Viel mehr lernen wir erst in ihm so zu bitten, dass wir die wahre Fülle erhalten. So aus ihm zu schöpfen, dass wir zur wahren Fülle gelangen. So aus ihm zu sein, dass wir seine Lebenskraft weitergeben können. Er ist das Wort des Vaters und spricht sein Wort in uns hinein. Wenn sein Wort in uns bleibt, bildet es eine Lebensader, die von der Ursprungsquelle in alle Verästelungen hinein strömt; aus der wir das Wort weitersprechen können und das Leben in Christus weitertragen können. Die Herrlichkeit des Vaters ist das Sein des Sohnes, das sich in den Reben, also in den Jüngern und in allen, die durch sie dem Sohn eingepflanzt werden, ausbildet und in dem der Vater erblickt und liebt, was aus ihm im Sohn hervorgegangen ist. So wie Christus sich dem Vater fortwährend zurück schenkt, so können wir uns, vereint mit ihm und allen, denen wir uns in Christus verbinden, dem Vater darbringen und durch Christus eintreten in den Liebesaustausch des Dreifaltigen Gottes. Gespräch mit Christus: Jesus ich möchte in dir sein, wie die Rebe im Weinstock ist. Ich möchte erkennen, dass ich aus mir nichts vollbringen kann, um mich noch tiefer in dir zur verwurzeln. Ich sehne mich nach dem Lebenssaft, der vom Vater her aus dir fließt, der mich wachsen, reifen und Frucht bringen lässt. Ich sehne mich danach, diesen Lebenssaft der Liebe an die Mitmenschen um mich herum auszuspenden, die zu verdorren drohen, weil sie deine Liebe noch nicht erfahren haben. Mache mich zu einer Rebe an dir, die sich aus dir nährt und Nahrung sein darf für andere.
Möglicher Vorsatz: Ich will mich heute vor jeder Begegnung mit einer kurzen Erhebung meines Herzens zu Gott in Jesus verwurzeln, um mich aus ihm heraus meinem Nächsten zuzuwenden.
Das Wort empfangen 24. Juli 2015
Freitag der sechzehnten Woche im Jahreskreis Hl. Christopherus Hl. Christine Hl. Kinga (Kunigunde) v. Polen Angelika Knauf Mt 13,18-23 In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Hört also, was das Gleichnis vom Sämann bedeutet. Immer wenn ein Mensch das Wort vom Reich hört und es nicht versteht, kommt der Böse und nimmt alles weg, was diesem Menschen ins Herz gesät wurde; hier ist der Samen auf den Weg gefallen. Auf felsigen Boden ist der Samen bei dem gefallen, der das Wort hört und sofort freudig aufnimmt, aber keine Wurzeln hat, sondern unbeständig ist; sobald er um des Wortes willen bedrängt oder verfolgt wird, kommt er zu Fall. In die Dornen ist der Samen bei dem gefallen, der das Wort zwar hört, aber dann ersticken es die Sorgen dieser Welt und der trügerische Reichtum und es bringt keine Frucht. Auf guten Boden ist der Samen bei dem gesät, der das Wort hört und es auch versteht; er bringt dann Frucht, hundertfach oder sechzigfach oder dreißigfach. Einführendes Gebet: Mein Jesus, dein Wort ist Wahrheit, Licht und Leben. Dein Wort ist lebendig und will in mir zum Leben kommen, lebendige Frucht hervorbringen. Ich aber bin so oft nicht bereit, dein Wort zu empfangen, es wahrhaft in mich aufzunehmen und seine Kraft entfalten zu lassen. Hilf mir, mit dieser Meditation tiefer zu verstehen, wie ich mich für den Empfang deines Wortes innerlich bereiten und öffnen kann. Bitte: Leite mich jetzt durch dein Wort, Jesus, damit ich mich ganz dem anvertraue, was du mir darin offenbaren möchtest. 1. Sich dem Wort öffnen. Jesus legt hier den Jüngern ein Gleichnis aus, das er der um ihn versammelten Menge zuvor erzählt hatte. Die Jünger hatten sich gewundert, warum er in Gleichnissen zu sprechen begonnen hatte. Und Jesus antwortete ihnen unter anderem mit den geheimnisvollen Worten „Denn wer hat, dem wird gegeben und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat.“ Diese Worte können verstören, sie scheinen ungerecht. Doch Jesus legt mit ihnen dar, wie entscheidend die innere Haltung zur Aufnahme seines Wortes ist. Dafür entwickelt er nun die in seinem Gleichnis verwendeten Bilder. Sein Wort, das Wort vom Reich, ist wie ein Same, der aufgenommen werden will. Doch manche Herzen sind völlig verschlossen. Es gibt kein Interesse, kein Suchen, kein Bedürfnis, man genügt sich selbst. Ein solcher Mensch möchte autark sein, unabhängig, selbstbestimmt. Weil er sich nicht öffnet, kann er nicht hören, nicht verstehen, nicht antworten. In sich verkrümmt sein, könnte man eine solche Haltung nennen, in der keine Begegnung, keine Aufnahme, erst recht kein Austausch möglich ist. Ein solcher Mensch bleibt unfruchtbar, weil er sich selbst von allen notwendigen Quellen für das innere Leben abgeschottet hat. Er wird verlieren, was er zu haben meint. 2. Dem Wort Raum geben. Manche öffnen sich gar mit Begeisterung, wie Jesus sagt. Doch dann will das Wort Jesu sich in ihnen wie ein Samenkorn entfalten, zum Leben kommen, in das Leben des Menschen hineinwachsen. Doch die Herzenshärte ist wie ein felsiger Schutzpanzer, man möchte sich nicht ändern, nicht einmal einsehen, dass es einen Grund geben könnte, sich zu ändern. In einem solchen Herzen gibt es keine Sehnsucht nach dem Sein mit Jesus. Es lässt sich von Jesus sofort wieder abbringen, wenn andere etwas dagegen sagen, es lächerlich machen: „Nur nicht auffallen, sich keine Blöße geben. Nicht alles so verbissen sehen, man muss ja mit den Füßen auf dem Boden bleiben.“ Ein solcher Mensch hat sich zumindest geöffnet, Jesu Wort in die ein oder andere Ritze seines felsigen Herzens gelassen, da darf es bleiben, aber nicht weiter stören, schon gar nichts verändern. Ein solcher Mensch gibt dem Reich Gottes, der Liebe Gottes in sich keinen Raum. Ebenso derjenige, der es hört, sich dann aber wieder seinen eigenen Angelegenheiten zuwendet: „Man hat ja seine Pflichten, muss vernünftig bleiben. Erst muss ich schauen, wo ich bleibe, wenn dann später noch Zeit ist, ja, dann höre ich noch mal zu…“ Aber es bleibt nie Zeit, weil man sich keine nimmt oder sich zu sehr von anderen Dingen beherrschen lässt. 3. Das Wort zum Leben kommen lassen. Jesu Worte sind keine Dienstanweisung, kein theoretisches Regelwerk. Jesus ist das Wort, das Fleisch geworden ist. Jesu Wort - er selbst - möchte in uns wieder Fleisch werden, eine unauflösliche Einheit mit unserem Sein eingehen. Wer das Wort versteht, sagt Jesus, bringt Frucht, hundertfach, sechzigfach oder dreißigfach. „Verstehen“, wie Jesus es hier meint, ist mehr als kognitives Aufnehmen. Verstehen meint Begegnung, Austausch, Lebensgemeinschaft. Verstehen ist Beziehung, ja bräutliche Beziehung, die sich einander hingibt, öffnet, aufnimmt und verschenkt. Der Gott der Liebe ist Beziehung in sich, ständiger liebender Austausch. Ihm kann man nicht nur theoretisch begegnen, auf ihn muss man sich einlassen. Dann beginnt sich von innen her, von der Seinstiefe her, etwas zu entwickeln. Ein neues Leben geht wie ein Sprössling aus ihr hervor, das sich von innen nach außen hin ausströmt. Schauen wir auf Maria, dann erkennen wir, wie ein guter Boden ist, der den Samen aufnimmt, der das Wort versteht. Sie war Gott gegenüber so offen, dass das Wort in ihr Fleisch werden konnte, aus ihr hervorgehen konnte und sie dann auch ganz an das Reich Gottes verschenken konnte. Bitten wir Maria, uns dem Wort zu öffnen, uns zu helfen, dem Wort in uns Raum zu geben und an ihrer Hand das Reich Gottes in uns für die uns Anvertrauten lebendig werden zu lassen. Gespräch mit Christus: Jesus es gibt Tage, in denen ich so sehr wahrnehme, wie verkrümmt ich in mir selbst immer noch bin, wie hart mein Herz, wie abgelenkt es ist von den Genüssen dieser Welt. Wie groß meine Angst noch ist, dass andere mein Interesse an dir, mein Suchen nach dir seltsam finden oder ablehnen oder gar bekämpfen könnten. Jesus, ich komme alleine da nicht heraus. Aber ich bitte dich von ganzem Herzen neu: Komm, Herr Jesus, und bleibe bei mir! Gib mich deiner Mutter an die Hand, damit sie mich dir zuführen kann!
Möglicher Vorsatz: Ich will heute besonders aufmerksam für Momente sein, in denen ich mich Gott innerlich verschließe. Dann will ich innehalten, Maria um Hilfe bitten und mich dem öffnen, wozu er mich bewegen will.
Zur wahren Nähe Jesu finden 25. Juli 2015
Samstag der sechzehnten Woche im Jahreskreis Hl. Apostel Jakobus der Ältere Hl. Thea, Märtyrerin Hl. Thomas von Kempen Angelika Knauf Mt 20,20-28 In jener Zeit kam die Frau des Zebedäus mit ihren Söhnen zu Jesus und fiel vor ihm nieder, weil sie ihn um etwas bitten wollte. Er fragte sie: Was willst du? Sie antwortete: Versprich, dass meine beiden Söhne in deinem Reich rechts und links neben dir sitzen dürfen. Jesus erwiderte: Ihr wisst nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde? Sie sagten zu ihm: Wir können es. Da antwortete er ihnen: Ihr werdet meinen Kelch trinken; doch den Platz zu meiner Rechten und zu meiner Linken habe nicht ich zu vergeben; dort werden die sitzen, für die mein Vater diese Plätze bestimmt hat. Als die zehn anderen Jünger das hörten, wurden sie sehr ärgerlich über die beiden Brüder. Da rief Jesus sie zu sich und sagte: Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll euer Sklave sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.
Einführendes Gebet: Jesus, ich sehne mich nach deiner Nähe und suche dich doch so oft auf falschen Wegen. Schau mit Erbarmen und Güte auf meine Unbeholfenheit und leite meine Schritte auf deinen Wegen. Gib mir Vertrauen und Mut, deine Wege zu gehen, damit ich zur Vereinigung mit dir gelange. Amen.
Bitte: Jesus, lass mich dir heute einen Schritt näher kommen. Komm, nimm meine Hand und leite mich jetzt!
1. Die Suche nach Jesu Nähe. Die Mutter des Jakobus und des Johannes muss erkannt haben, wie nahe ihre Söhne Jesus standen, besonders ihr Sohn Johannes. Vielleicht hat es ihr zuweilen weh getan zu bemerken, wie wenig Platz in ihrer Aufmerksamkeit noch für sie, ihre Mutter, und Zebedäus, den Vater, übrig war, den sie aus dem Fischerboot heraus für Jesus verlassen hatten. (Mk 1, 19-20) Vielleicht lag in ihrer Bitte eine Suche nach Trost, dass dieser Verlust sich doch irgendwie gelohnt haben müsse. Die Söhne halten ihre Mutter nicht von dieser Bitte ab, auch sie ersehnen Jesu Nähe. Johannes mag darin nicht einmal so Ungehöriges entdeckt haben, denn er liebte Jesus zutiefst und wurde auch von ihm besonders geliebt. Jesus weist ihre Suche nach Nähe nicht als ungehörig zurück, denn hatte er nicht selbst verheißen, dass hundertfach zurückerhalte, was jemand um seines Namens willen verlässt? (Mt 19,29) Er nimmt diese unbeholfene Bitte voller Güte an und weitet sie hinein in seinen Bereich, in den Bereich seiner Wahrheit. 2. Den Kelch der Einheit mit Jesus trinken. Er fragt sie, ob sie den Kelch trinken können, den er trinken werde. Das ist keine rhetorische Frage. Er will ihr Bekenntnis zur Einheit mit ihm, zum Vertrauen zu ihm auch ohne ihr Wissen um diesen Kelch erfragen. Die Jünger wirken nur auf den ersten Blick naiv, wenn sie dies bejahen, denn sie antworten ohne Zögern und Zaudern aufgrund ihrer aufrichtigen Liebe zu Jesus. Ja, sie möchten den Kelch trinken, weil sie Jesus lieben, auch wenn sie noch nicht wissen, was das bedeutet. Doch Jesus genügt ihre liebende Sehnsucht, er sagt ihnen die Erfüllung dieser Sehnsucht zu: Ihr werdet meinen Kelch trinken. Und dann deutet er ihnen das Geheimnis dieses Kelches an, das nichts anderes ist als seine Hingabe an den Vater für die Menschen. Ihm will er sie zurückführen und dem Vater will er es überlassen, ihm, dem Sohn, jene zurück zu schenken, die er erlöst haben wird. In Gott ist nur Raum für liebende Hingabe. Wer sich nach der Nähe Gottes aufrichtig sehnt, den wird Jesus zu dieser Hingabe der Liebe führen, die Einheit schafft. 3. Gott nahe sein durch den Dienst an den Nächsten. Die anderen Jünger sind ärgerlich, vielleicht auch weil sie spüren, dass ihre eigene Sehnsucht nach Nähe zu Jesus noch nicht groß genug für die Verwegenheit einer solchen Bitte war. Sie wollen Jesu Nähe für sich als Auszeichnung. Auf sie reagiert der Herr anders. Er warnt sie vor einer der größten Gefahren, die Nähe Gottes zu verlieren: Selber herrschen zu wollen. Auch uns fällt es schwer, die Wege des Glaubens uneigennützig, also wahrhaft aus Liebe zu gehen. Immer wieder ertappen auch wir uns dabei, unser Sein in Gott durch Leistung, auch wenn sie Gutes bewirken will, selbst erschaffen zu wollen. Wie schwer fällt es uns auch in unserem Glaubensleben, uns nicht selbst zu erlösen, sondern erlösen zu lassen. Der wahre Dienst am Nächsten ist ein selbstvergessener Dienst, der nur noch Gott und den anderen sieht, nicht mehr sich selbst. Das können wir aus uns heraus nicht. Christus aber kann uns diese Art zu dienen schenken, wenn wir uns von ihm auch auf Wege führen lassen, die so vielleicht nicht in unserer Vorstellung gelegen haben. Wenn wir bereit sind, seinen Kelch zu trinken.
Gespräch mit Christus: Jesus, du weißt, dass ich mich nach dir sehne, aber du erkennst auch, wie sehr ich noch mich selbst in dir suche. Führe mich heraus aus mir, hilf mir zuzulassen, dass du mein Herz weit machst für deine Nähe und die der anderen. Gib mir den Mut zu wahrer Hingabe.
Möglicher Vorsatz: Ich will heute besonders auf die feinen, ganz konkreten Impulse achtgeben, die mir der Heilige Geist schenkt, um mein Herz für Gott und für die anderen zu öffnen.
|
|