Tägliche Meditationen Sonntag 12. Juli 2015 bis Samstag 18. Juli 2015 Fünfzehnte Woche im JahreskreisBeate Scheilen
Jünger leben mittendrin 12. Juli 2015
Fünfzehnter Sonntag im Jahreskreis
Beate Scheilen Mk 6,7-13 In jener Zeit rief Jesus die Zwölf zu sich und sandte sie aus, jeweils zwei zusammen. Er gab ihnen die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben, und er gebot ihnen, außer einem Wanderstab nichts auf den Weg mitzunehmen, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel, kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen. Und er sagte zu ihnen: Bleibt in dem Haus, in dem ihr einkehrt, bis ihr den Ort wieder verlasst. Wenn man euch aber in einem Ort nicht aufnimmt und euch nicht hören will, dann geht weiter und schüttelt den Staub von euren Füßen, zum Zeugnis gegen sie. Die Zwölf machten sich auf den Weg und riefen die Menschen zur Umkehr auf. Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie. Einführendes Gebet: Herr, du hast deine Jünger ausgesandt und mit allen Vollmachten ausgestattet, die sie nötig hatten, um das Reich Gottes zu verbreiten. Hilf mir zu erkennen, dass du auch mir durch Taufe und Firmung alles gegeben hast, was ich brauche, um deine Botschaft zu den Menschen zu bringen. Bitte: Sende mich heute zu dem Menschen, der meine Zuwendung am nötigsten braucht. 1. Einer ist keiner… Jesus sendet seine Jünger zu zweit aus. Im Judentum galt das Zeugnis einer einzelnen Person gar nichts. Erst mit zwei oder mehr gleichartigen Aussagen galt ein Sachverhalt als bestätigt. Darin liegt ein tiefer Sinn, auch für uns heute. Ich selbst kann mir alle möglichen Gedanken zurechtlegen darüber, was Jesus mit dieser und jener Aussage gemeint hat, oder was er wohl als Nächstes von mir möchte, und kann mich damit auch im Kreise drehen. Der Austausch mit meinen Glaubensgeschwistern hilft mir, Klarheit zu finden. „Zu zweit gehen“ stärkt und ermutigt mich im Alltag immer wieder, vor allem, wenn ich Gefahr laufe, mich in einem Thema zu verrennen. Ein regelmäßiges kurzes Gespräch oder Telefonat mit einer vertrauten Person ist eine Möglichkeit zu Austausch, Ermutigung oder auch Korrektur. 2. Selbstbewusste Bescheidenheit. Jesu Jünger sollen bescheiden auftreten – aber nicht erbärmlich aussehen oder Hunger leiden! Zwar sollen sie Schuhe tragen und können einen Wanderstab mitnehmen, , aber was die Verpflegung angeht, sind sie gehalten, auf Gott und die Gastfreundschaft ihrer Mitmenschen zu vertrauen – die sie guten Gewissens in Anspruch nehmen dürfen, denn die Botschaft, die sie zu bringen haben, ist es wert! Wir können heute überlegen: Was sind meine „Sandalen“ (die Dinge, für die ich selbst sorgen muss), und wo sollte ich aufhören zu kalkulieren und stattdessen auf Gott vertrauen, der mich schon versorgen wird, wenn ich in seinem Dienst tätig bin? Wenn ich meinen Mitmenschen Jesus Christus nahebringe, schenke ich ihnen das Wertvollste, was es gibt! Und ich bin geistlich reich ausgestattet für diese Aufgabe! Das darf mir bei aller notwendigen Bescheidenheit auch Selbstbewusstsein verleihen. 3. Die Kirche beginnt in den Häusern. Jesus schickt seine Jünger nicht zum Predigen in die Synagogen oder auf den Marktplatz. Ihre „Missionsstationen“ sollen die Wohnhäuser sein. Die Familien waren also die Keimzelle für die Ausbreitung des Evangeliums. Das hat sich bis heute nicht geändert. Die wenigsten von uns sind berufen, sonntags in der Kirche zu predigen – aber jeder von uns hat die Möglichkeit, in seiner Wohnung oder im Haus von Freunden ein Zeugnis für seinen Glauben zu geben – auch wenn es nur ein kleines ist. Vergessen wir nicht: Laien können zu Menschen vordringen, die nie auf die Idee kämen, in die Kirche zu gehen oder mit einem Priester zu sprechen! Oder um es mit einem Buchtitel zu sagen: „Jünger leben mittendrin.“ Gott vertraut mir diese Menschen an. Gleichzeitig ist klar, dass es auch Ablehnung geben wird. Gegenüber dem Evangelium bleibt keiner neutral. Entweder man liebt es – oder man hasst es. Das Evangelium zu leben, fordert zur Entscheidung heraus. Wir sind gesandt, den Menschen das Evangelium vorzuleben. Jesus sagt uns ganz klar, dass wir keine Zeit damit verlieren sollen, uns mit den Leuten zu viel Mühe zu geben, die von Gottes Botschaft nichts wissen wollen. Überlassen wir sie Gott und ziehen wir weiter. Es gibt genügend Menschen, die unser Zeugnis brauchen und es positiv aufnehmen! Gespräch mit Christus: Jesus, deine Jünger hatten menschlich gesehen nicht viel zu bieten und haben trotzdem Menschen mit Worten und Taten geholfen, weil du ihnen die Möglichkeit dazu gegeben hast. Das macht mir Mut. Ich möchte dir trotz meiner menschlichen Unzulänglichkeiten anbieten, in deinem Dienst loszuziehen. Dabei will ich darauf vertrauen, dass du mich unterwegs mit allem versorgst, was ich brauche – geistlich und materiell.
Möglicher Vorsatz: Ich will mir überlegen, mit wem ich geistlich „zu zweit unterwegs“ sein kann.
Unangenehme Wahrheiten 13. Juli 2015
Montag der fünfzehntenWoche im Jahreskreis Hll. Heinrich und Kunigunde Hl. Miltred OSB Beate Scheilen Mt 10,34-11,1 In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Aposteln: Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, um den Sohn mit seinem Vater zu entzweien und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter; und die Hausgenossen eines Menschen werden seine Feinde sein. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig. Wer das Leben gewinnen will, wird es verlieren; wer aber das Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen. Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat. Wer einen Propheten aufnimmt, weil es ein Prophet ist, wird den Lohn eines Propheten erhalten. Wer einen Gerechten aufnimmt, weil es ein Gerechter ist, wird den Lohn eines Gerechten erhalten. Und wer einem von diesen Kleinen auch nur einen Becher frisches Wasser zu trinken gibt, weil es ein Jünger ist - amen, ich sage euch: Er wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen. Als Jesus die Unterweisung der zwölf Jünger beendet hatte, zog er weiter, um in den Städten zu lehren und zu predigen. Einführendes Gebet: Herr, deine Worte sind hart - aber ich weiß, dass du uns immer die Wahrheit sagst, und dass du sie aus Liebe sagst. Lass mich nicht vor deiner Botschaft davonlaufen, oder nur die Stellen auswählen, die mir angenehm sind. Ich möchte dir ganz nachfolgen. Bitte: Hilf mir, Jesus, dich an die erste Stelle in meinem Leben zu setzen. 1. Der Gegner bringt das Schwert mit. „Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert“. – Diese Aussage scheint auf den ersten Blick so gar nicht zu Jesus zu passen, den wir ansonsten nur als Friedensgeber kennen. Aber es geht noch weiter. Jesus sagt voraus, dass es seinetwegen Zerwürfnisse in den engsten zwischenmenschlichen Beziehungen geben wird. Muss das denn sein? Ich habe mich doch nicht für Jesus entschieden, weil ich das Bedürfnis hatte, mir Feinde zu machen! Jedoch kann bekanntlich der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt - so sagt es ein altes Sprichwort. Ein Christ, der nach dem Evangelium lebt, ist für Menschen, die nur ihrer eigenen Natur gehorchen möchten, eine wandelnde Provokation, mit der man nicht friedlich-schiedlich zusammenleben kann. Wer mit Heiligen umgeht, muss nicht zwangsläufig selber einer werden. Es kann auch das Gegenteil passieren – siehe Judas. Die Gegner bringen dann selber das Schwert mit, um die Christen zu beseitigen und ihre Ruhe zu haben. Wir sehen das gerade im Nahen Osten und in etwas subtilerer Form auch hier in Europa - wo eher mit Worten gekämpft wird, aber oft nicht weniger hart. 2. Mein Kreuz gehört mir! „Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig“. –Jesus tut offenbar alles, um die Zahl seiner Nachfolger in Grenzen zu halten… Aber seien wir ehrlich: In jedem Leben gibt es ein Kreuz. Ich habe noch nie jemanden getroffen, der keines hatte – selbst wenn nach außen hin alles noch so perfekt aussah. Wer das Kreuz ignoriert, tut sich keinen Gefallen, denn es geht nicht von selber weg. Auch dagegen treten nützt nichts… Nur wenn ich mein Kreuz annehme und damit so umgehe wie Jesus mit dem seinen, wird das Kreuz mein Leben nicht „ungenießbar“ machen! Wie ich mittlerweile weiß, aber vielleicht lange nicht wahrhaben wollte, ist mein persönliches Kreuz ein handgemachtes, maßgeschneidertes Angebot Gottes für meine Heiligung. Tauschen wollen ist keine gute Idee. Jesus geht sogar so weit zu sagen, dass ich ihn nicht verdient habe, wenn ich mein Kreuz ablehne! An keiner anderen Stelle der Evangelien nennt Jesus so deutlich die Kriterien für die Gemeinschaft mit ihm: 1. das eigene Kreuz nehmen und ihm nachfolgen, - 2. ihn an die erste Stelle in meinem Leben setzen, noch vor allen Menschen, die mir nahe stehen. – So großzügig Jesus ansonsten ist, in diesen Punkten lässt er keinen Verhandlungsspielraum! 3. Sind Christen Altruisten? Nun spricht Jesus in drei Sätzen gleich dreimal vom „Lohn“. Hier geht es außerordentlich großzügig zu. Nicht nur die Propheten und Gerechten sollen Lohn erhalten, sondern den gleichen Lohn bekommen wie diejenigen, die diese Menschen unterstützen, weil sie zu Jesus gehören! Es kommt noch besser: Was ist schon ein Becher kaltes Wasser? Eine Bagatelle, zumindest für uns. Und trotzdem sagt Jesus, dass derjenige belohnt werden wird, der dem unbedeutendsten seiner Jünger einen Schluck Wasser zu trinken gibt. Das entspricht wohl kaum den üblichen Gepflogenheiten im Geschäftsleben, wo für Lohn auch hart gearbeitet werden muss. Jesus stellt hier eines ganz klar heraus: Wir müssen als Christen nicht in dem Sinne altruistisch eingestellt sein, dass wir vollkommen absichtslos handeln! Hier kommt das Wort „Sammelt euch Schätze im Himmel“ zum Tragen (Mt 6,20). Selbst Gott verlangt von uns nicht, dass wir gut sind um des Gutseins willen, so als ob es keine Gerechtigkeit mehr gäbe, also ohne wenigstens die Angelegenheit zu Gott zu erheben und irgendetwas dafür zu erwarten! Ja, den Jünger Jesu erwarten Schwert und Kreuz – aber auch ein Lohn, der alles übertrifft, was wir uns in dieser Welt vorstellen können! Gespräch mit Christus: Herr, du hast mein Kreuz mit Sorgfalt und Liebe ausgewählt und vorbereitet. Hilf mir, dass ich es annehme und nicht dagegen rebelliere. Du wirst nie zulassen, dass es mehr wird als ich mit deiner Hilfe tragen kann. Und bitte erinnere mich gelegentlich daran, nicht nur auf das Kreuz zu starren, sondern mich auf den Lohn zu freuen!
Möglicher Vorsatz: Ich will heute darüber nachdenken, wie mein Kreuz dazu beigetragen hat, mich zu einem reiferen Menschen zu machen.
Verkehrte Welt 14. Juli 2015
Dienstag der fünfzehnten Woche im Jahreskreis Hl. Roland OCist, Abt Hl. Ulrich von Zell OSB, Prior Hl. Kamillus von Lellis Beate Scheilen Mt 11,20-24 In jener Zeit begann Jesus den Städten, in denen er die meisten Wunder getan hatte, Vorwürfe zu machen, weil sie sich nicht bekehrt hatten: Weh dir, Chorazin! Weh dir, Betsaida! Wenn einst in Tyrus und Sidon die Wunder geschehen wären, die bei euch geschehen sind - man hätte dort in Sack und Asche Buße getan. Ja, das sage ich euch: Tyrus und Sidon wird es am Tag des Gerichts nicht so schlimm ergehen wie euch. Und du, Kafarnaum, meinst du etwa, du wirst bis zum Himmel erhoben? Nein, in die Unterwelt wirst du hinabgeworfen. Wenn in Sodom die Wunder geschehen wären, die bei dir geschehen sind, dann stünde es noch heute. Ja, das sage ich euch: Dem Gebiet von Sodom wird es am Tag des Gerichts nicht so schlimm ergehen wie dir. Einführendes Gebet: Jesus, du bist während deines ganzen irdischen Lebens auf Ablehnung und Unverständnis gestoßen. In deiner Familie, in deiner Heimatstadt, und bei den führenden Repräsentanten Israels. Wie wenig haben sie das Geschenk zu schätzen gewusst, das du ihnen bringen wolltest. Ich möchte das neue Leben, das du mir anbietest, dankbar annehmen und wertschätzen. Bitte: Herr, gib mir Einsicht und bewahre mich vor falschen Sicherheiten. 1. Wunder wirken nicht immer. Die meisten Wunder – aber keine Bekehrung! Die Gegenwart des Herrn bewirkt nicht automatisch die Annahme seiner Botschaft in den Herzen. Jesus ist kein Magier. Er lässt den Menschen die Freiheit, sein Angebot anzunehmen oder abzulehnen. Den Einwohnern der genannten Städte ging es wohl hauptsächlich darum, körperlich geheilt zu werden, um dann ihr gewohntes Leben weiterführen zu können. An dem neuen Leben, das Jesus bringen wollte, hatten sie kein Interesse. 2. Zur Kirche gehen heißt noch nicht heilig sein. Jesus ist überzeugt, dass die Heiden seine Botschaft besser verstanden haben als Gottes auserwähltes Volk. Auch bei uns geschieht es manchmal, dass Nichtgläubige mehr Einsicht in den Sinn des Evangeliums haben oder die christlichen Tugenden besser leben als Christen, die ihren Glauben seit Jahrzehnten praktizieren. Wie kann das sein? Offenbar wird man durch den Kirchgang nicht zwangsläufig heilig! Unsere Kirche bietet viele Mittel zur Heiligkeit an – aber sie sind eben als Mittel zu gebrauchen, nicht das Ziel. Wenn ich die Mittel verabsolutiere, können Routine und falsche Sicherheiten die Folge sein. 3. Verpasste Chancen tun weh… Kafarnaum ist die Stadt, in der Jesus während seines öffentlichen Wirkens wohnte. Matthäus nennt Kafarnaum „seine Stadt“ (Mt 9,1). Niemand außer den Aposteln war Jesus äußerlich so nahe wie die Einwohner dieser Stadt. Und trotzdem…all das hat nicht dazu beigetragen, Kafarnaum auch innerlich zu „seiner Stadt“ werden zu lassen. Wir spüren in Jesu Rede den Schmerz darüber, dass gerade die, die ihm so nahe waren, ihn nicht verstanden haben. So große Chancen … und so wenig Interesse. Heute wohnt Christus in den Tabernakeln unserer Kirchen. In unserem Land gibt es viele Kirchen, und es ist sogar möglich, sie zu besuchen, ohne sich in Lebensgefahr zu begeben. Bei jedem Besuch eines katholischen Gotteshauses sind wir dem Herrn äußerlich sehr nahe. Und doch ist es möglich, innerlich weit von ihm entfernt zu sein – die heilige Messe als Pflichtveranstaltung zu absolvieren und die Woche über nicht mehr an Jesus zu denken. Oder nur zu beten, wenn ich etwas will. So viele Chancen … und so wenig Interesse. Jesus sagt, dass es Sodom am Ende besser gehen wird als Kafarnaum – verkehrte Welt! Wird es den Menschen, die Gott woanders suchen als in der katholischen Kirche, ihn aber wenigstens ehrlich suchen, am Ende besser gehen als manchen von uns? Gespräch mit Christus: Jesus, es tut mir Leid, dass es unter deinen Nachfolgern so viele gibt, denen es mehr um ihr eigenes Wohlergehen als um deine Wünsche geht; die deine Hilfe gerne annehmen und dich danach nicht mehr beachten. Oft gehöre auch ich dazu. Ich möchte das ändern. Bitte hilf mir dabei.
Möglicher Vorsatz: Ich will prüfen, ob die Mittel, die ich in meinem geistlichen Leben anwende, wirklich dem Ziel dienen, eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus aufzubauen.
Müssen Christen dumm sein? 15. Juli 2015
Mittwoch der fünfzehnten Woche im Jahreskreis Hl. Bonaventura OFM, Ordensgeneral Hl.Wladimir Beate Scheilen Mt 11,25-27 In jener Zeit sprach Jesus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen. Mir ist von meinem Vater alles übergeben worden; niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt den Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will. Einführendes Gebet: Jesus, du bist der einzige Weg zum Vater. Er hat dir alle Vollmachten in seinem Reich gegeben. Nur durch dich wird uns das neue Leben im Heiligen Geist geschenkt. Nur durch dich können wir kennen lernen, wie Gott wirklich ist. Befreie uns von der krampfhaften Suche nach eigenen (Er-)Lösungen. Bitte: Jesus, bitte zeige mir, welche Art von Wissen dir gefällt. 1. Neue Maßstäbe. „Wissen ist Macht“ ist ein wichtiger Grundsatz in unserem Alltagsleben. Im Leben mit Gott gelten andere Maßstäbe. Weil das Leben im Geist den menschlichen Verstand übersteigt, kann der natürliche Mensch die Grundsätze dieses Lebens nicht in seine üblichen Kategorien einordnen. Das Evangelium wirkt auf die Mächtigen dieser Welt verstörend. Der König von Assur, von dem wir heute in der Lesung hören, prahlte mit seinem Sieg über Israel und glaubte diesen Erfolg seiner eigenen Klugheit und Stärke zuzuschreiben. Für Gott jedoch war dieser König nur ein Werkzeug, das eine Zeitlang Gottes Pläne umsetzen durfte. 2. Ausgleichende Gerechtigkeit. Die Botschaft von Gottes Reich wird den Klugen verborgen, den Unmündigen, etwa Kindern odereinfachen Leuten, hingegen offenbart. Das ist keine ungerechte Bevorzugung der „Kleinen“ gegenüber den „Großen“, sondern gleicht das natürliche Missverhältnis zwischen den beiden Gruppen wieder aus. Das Evangelium ist kein Privileg von Professoren! Auch denjenigen, deren Intellekt nicht für ein Theologiestudium ausreicht, wird das neue Leben angeboten. Dies ist kein Zufall, sondern Gottes Wille, für den Jesus sich bei seinem Vater ausdrücklich bedankt! Wer meint, Gottes Botschaft mit seiner eigenen Intelligenz beurteilen zu können, dem wird der Sinn des Evangeliums verborgen bleiben. Was soll das nun heißen? Muss ich dumm sein, um Christ zu sein? Oder zumindest so tun, als ob ich es wäre? Gott hat mir doch selbst den Verstand gegeben – soll ich ihn nicht benutzen? 3. Christen müssen nicht dumm sein! Eines ist klar: Nur durch eigene Forschungstätigkeit und eigenes Nachdenken findet niemand den Weg zu Gott. Hier ist Jesus ganz deutlich. Nur er kennt den Vater wirklich– und nur durch ihn können wir den Vater kennen lernen! Selbsterlösung funktioniert nicht. Wir können noch so intelligent, noch so fleißig und noch so bemüht sein – wenn wir nicht den Weg über Jesus nehmen, wird Gott uns immer ein Fremder bleiben. - Wem „will“ Jesus den Vater offenbaren? Gibt es auch Menschen, bei denen er das nicht will? Offenbar sind dies genau die „Weisen und Klugen“ nach weltlichen Maßstäben – nicht, weil Gott sie nicht lieben würde, sondern weil ihr eigenes Denken der Annahme des Evangeliums im Wege steht. Mit dem Intelligenzquotienten hat das wenig zu tun. Ich muss mich nicht dumm stellen, um als Christ durchzugehen! Der Schlüssel liegt darin, die Wahrheit über sich selbst anzuerkennen – dass jeder von uns, egal wie talentiert, vor Gott ein „Unmündiger“, ein bedürftiger Geschenkempfänger ist. Logischerweise begreifen die „Kleinen“ das viel schneller als die „Großen“. Aber auch die möchte Gott bei sich haben! Gespräch mit Christus: Vater im Himmel, ich danke dir, dass du mit dem Evangelium Gerechtigkeit unter den Menschen herstellst. Niemand ist zu dumm, und niemand ist zu klug, um es annehmen zu können. Es ist wirklich eine Botschaft für alle Menschen, nicht nur für bestimmte Gesellschaftsschichten! Ich möchte das in meinem Alltag immer mehr berücksichtigen. Möglicher Vorsatz: Ich möchte einen Menschen aus meinem Bekanntenkreis, den ich nicht als praktizierenden Christen kenne, fragen, was für ihn das Evangelium bedeutet.
Die Ruhe nach dem Sturm 16. Juli 2015
Donnerstag der fünfzehnten Woche im Jahreskreis Unsere Liebe Frau vom Berge Karmel (Carmen)Hl. Irmgard, Äbtissin Beate Scheilen Mt 11,28-30 In jener Zeit sprach Jesus: Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht. Einführendes Gebet: Herr, deine Worte sind wie Balsam für wunde Seelen. Wir alle wünschen uns Ruhe und Erleichterung statt Druck und Plackerei. Ich möchte deine Einladung annehmen und mich von dir heilen lassen. Bitte: Jesus, hilf mir, mich für dich zu entscheiden und in dir zur Ruhe zu kommen. 1. Jesus beruft nicht die Fitten. Unser Alltag ist fordernd. Wir sind umgeben von Ansprüchen – darunter auch unsere eigenen. Viele Menschen sind heute überlastet und zermürbt von der Anstrengung, es allen recht zu machen, überall mitzuhalten, immer noch besser zu werden, die eigene Leistung zu steigern. Bei Jesus hören wir nichts davon! Er ist kein Arbeitgeber „in search for excellence“. Er ist gütig und demütig. Er möchte nicht die Besten und Fitten holen, um mit ihnen mal schnell die Welt zu retten, während die weniger Befähigten zu Hause bleiben müssen. Er ruft ausdrücklich die Müden, Geplagten und Belasteten zu sich. Eigentlich können wir uns freuen, denn diese Kriterien treffen heutzutage auf praktisch jeden zu! Wo gibt es jemanden, der keine Lasten hat? Wenn das die Bedingung ist, um zu Jesus zu kommen, dann haben wir alle Zutritt! 2. Ist Jesus inkonsequent? Noch vor drei Tagen hörten wir Jesus sagen, er sei nicht gekommen, den Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Heute bietet er uns an, uns Ruhe zu verschaffen. Ist das nicht ein Widerspruch? Ist Jesus inkonsequent? Hat er seine Meinung geändert? Auf den ersten Blick wirkt es so. Aber schauen wir, in welchem Zusammenhang diese Aussagen stehen. Am Montag ging es um die Entscheidung eines Menschen für Jesus inmitten einer Umgebung, die ihren natürlichen Neigungen folgen will. Jesus weiß, dass es seinetwegen Unfrieden geben wird, bis die Sache geklärt ist. Heute dagegen geht es um die Geschenke, die Jesus denjenigen machen möchte, die sich für ihn entschieden haben. Eine Frucht dieser Entscheidung ist Ruhe für die Seele – sozusagen „die Ruhe nach dem Sturm“. 3. Jesus hilft mir tragen. Den Städtern unter uns ist das Bild vom „Joch“ sicher ungewohnt. Ein Joch wird Zugtieren umgelegt, damit sie ihre Last ziehen können. Jesus geht offenbar davon aus, dass jeder irgendein Joch zu tragen hat. Es gibt auch, wie es scheint, verschiedene „Joche“. Jeder kann wählen, unter welchem Joch er leben möchte – unter dem von Jesus oder unter einem anderen, z.B. dem bei Paulus immer wieder erwähnten „Gesetz“. Jedes Joch ist per se eine Vorgabe, ein Rahmen, der dem Zugtier auferlegt wird. Dieser Rahmen kann als Hilfe und Halt oder auch als Druck empfunden werden. Jesus sagt nun, dass das Joch, das er uns anbietet, keine drückende Bürde ist. Außerdem verspricht er uns in seinem Dienst eine leichte Last – im Gegensatz zu den schweren Lasten, die wir in unserem bisherigen Leben schultern müssen. Wie kann das sein? Ein- und dieselbe Last kann unendlich schwer sein, wenn ich sie alleine tragen muss, und wesentlich leichter, wenn mir jemand hilft. Jesus steht immer neben mir und ist bereit, mir zu helfen, wenn ich ihn darum bitte. Für mein Kreuz – die einzige Last, die ich noch tragen muss - gibt er mir die Kraft. Mit seiner Gnade kann ich Dinge bewältigen, die mich rein menschlich ruinieren würden. Und es ist mir sogar möglich, dabei innerlich Ruhe und Frieden zu haben! Gespräch mit Christus: Jesus, du bist so anders als diejenigen, die in dieser Welt das Sagen haben. In deiner Güte rufst du alle zu dir, die mit ihrem Leben nicht fertig werden, und möchtest ihnen etwas viel Besseres geben, als das, was sie bisher haben. Du unterdrückst uns nicht, sondern hilfst uns wieder auf die Beine. Wenn wir dir vertrauen, werden alle Prüfungen des Lebens ertragbar. Möglicher Vorsatz: Wenn ich das nächste Mal etwas erlebe, das mich niederzudrücken droht, will ich damit zu Jesus gehen, um bei ihm Ruhe und Hilfe zu finden.
Barmherzigkeit versus Buchstabentreue 17. Juli 2015
Freitag der fünfzehnten Woche im Jahreskreis Hl. Donata, Märtyrerin Hl. Charlotte Thouret Hl. Hedwig von Polen Beate Scheilen Mt 12,1-8 In jener Zeit ging Jesus an einem Sabbat durch die Kornfelder. Seine Jünger hatten Hunger; sie rissen deshalb Ähren ab und aßen davon. Die Pharisäer sahen es und sagten zu ihm: Sieh her, deine Jünger tun etwas, das am Sabbat verboten ist. Da sagte er zu ihnen: Habt ihr nicht gelesen, was David getan hat, als er und seine Begleiter hungrig waren - wie er in das Haus Gottes ging und wie sie die heiligen Brote aßen, die weder er noch seine Begleiter, sondern nur die Priester essen durften? Oder habt ihr nicht im Gesetz gelesen, dass am Sabbat die Priester im Tempel den Sabbat entweihen, ohne sich schuldig zu machen? Ich sage euch: Hier ist einer, der größer ist als der Tempel. Wenn ihr begriffen hättet, was das heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer, dann hättet ihr nicht Unschuldige verurteilt; denn der Menschensohn ist Herr über den Sabbat. Einführendes Gebet: Jesus, du bist nicht gekommen, um das Gesetz aufzulösen, sondern um ihm seinen wahren Sinn zurückzugeben. Für dich ist Treue eine Haltung gegenüber der Person, nicht gegenüber dem Buchstaben. Ich gerate immer wieder in die Versuchung, mich an (Vor)Sätze zu klammern und die Mittel zum Selbstzweck zu erklären. Befreie mich von dieser Haltung und lass mich erkennen, was du wirklich meinst. Bitte: Hilf mir, Herr, zwischen äußeren Handlungen und ihrem inneren Wert zu unterscheiden. 1. Kritiker sehen alles. Jesus und seine Jünger werden von den Pharisäern offenbar regelrecht überwacht. Wie sonst ist es zu erklären, dass selbst der Gang durch die Felder und von Dorf zu Dorf verfolgt und einer Prüfung unterzogen wird? Ähren abrupfen am Sabbat– eine scheinbar belanglose Handlung – ist für die Pharisäer ein Anlass, bei Jesus vorstellig zu werden und ihn, vermutlich nicht ohne eine gewisse Häme, darauf hinzuweisen, dass seine Jünger etwas Verbotenes tun. Wer Kritik üben will, hat einen scharfen Blick: ihm entgeht nichts von dem, was andere falsch machen! Was bei dem Anderen gut ist, wird hingegen großzügig übersehen… 2. Will Gott mich zum Nichtstun zwingen? Jetzt ist Jesus scheinbar in der Zwickmühle: Entweder stimmt er den Pharisäern zu – dann hat er seine Leute nicht im Griff und ist keine überzeugende Führungspersönlichkeit - oder er heißt ihr Tun gut, dann ist er kein gesetzestreuer Rabbi und somit unglaubwürdig. Jesus lässt sich auf dieses Niveau aber gar nicht ein. Stattdessen wundert er sich, dass seine Kritiker die heiligen Schriften schlecht kennen. „Habt ihr nicht im Gesetz gelesen…“ fragt er sie zweimal, und verweist darauf, dass sowohl Notsituationen als auch der Dienst für Gott Grund genug sind, vom Sabbatgebot befreit zu sein. Beides trifft auf die Jünger zu: sie haben Hunger, und sie stehen im Dienst des Herrn - somit sind sie „Unschuldige“. Es geht beim Sabbatgebot ja nicht darum, dass Gott die Menschen um jeden Preis zum Nichtstun zwingen will! Sinn des Gebots ist, dass der Mensch an diesem Tag seine Beziehung zu Gott erneuert und wieder zu Kräften kommt. Der Sabbat ist um des Menschen willen da – und „der Menschensohn ist Herr über den Sabbat.“ Gott allein ist die letzte Instanz, die entscheidet, ob ein Gebot im konkreten Fall sinnvoll ist oder nicht. 3. Hätte ich die Liebe nicht… „Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer“. Jesus sagt seinen Gegnern gerade heraus, dass sie diese Stelle aus dem Propheten Hosea nicht begriffen haben. Dort heißt es: „Liebe will ich, nicht Schlachtopfer; Gotteserkenntnis statt Brandopfer.“ Schon vorher, bei der Berufung des Zöllners Levi in seinen Jüngerkreis, hat Jesus dieses Zitat verwendet. Äußere Frömmigkeit tötet den Egoismus noch lange nicht! Die größten Opfer nützen nichts, wenn das Herz nicht bei Gott ist. Rechtgläubigkeit ohne Liebe kann sich ins Gegenteil von dem verkehren, was Gott möchte. Paulus geht sogar so weit zu sagen, dass es ihm nichts nutzen würde, wenn er alle Erkenntnisse und alle Glaubenskraft hätte und sogar noch seinen ganzen Besitz weggeben würde– wenn er gleichzeitig die Liebe nicht hätte! (1 Kor 13). Gott schaut zuerst auf die innere Haltung, nicht auf die äußeren Fakten! Gespräch mit Christus: Jesus, wie oft bist du auf verhärtete Herzen getroffen! Die Pharisäer waren fromme und gebildete Leute, die einen beträchtlichen Teil ihrer Zeit und ihres Einkommens für Gott opferten. Wie konnte es dann sein, dass gerade sie dich ablehnten? Kam es vielleicht dazu, weil ihnen das geschriebene Gesetz und ihre eigene Auslegung über alles gingen – und nicht Gott? Weil sie für andere Wege nicht mehr offen waren? Wie tief muss dich ihre Ablehnung und Herzenshärte getroffen haben! Und wie oft hast du versucht, ihnen noch die Augen aufzutun… Danke für Deine Geduld, Herr, auch mit mir… Möglicher Vorsatz: Bevor ich das nächste Mal jemanden für ein Fehlverhalten kritisiere, will ich innehalten und mich fragen, ob sein Handeln wirklich objektiv falsch ist, oder ob es nur meinen Gewohnheiten widerspricht.
Klugheit siegt 18. Juli 2015
Samstag der fünfzehnten Woche im Jahreskreis Hl. Answer OSB, Abt und Märtyrer Hl. Thietmar, Bischof Hl. Friedrich von Utrecht, Bischof Beate Scheilen Mt 12,14-21 In jener Zeit fassten die Pharisäer den Beschluss, Jesus umzubringen. Als Jesus das erfuhr, ging er von dort weg. Viele folgten ihm, und er heilte alle Kranken. Aber er verbot ihnen, in der Öffentlichkeit von ihm zu reden. Auf diese Weise sollte sich erfüllen, was durch den Propheten Jesaja gesagt worden ist:Seht, das ist mein Knecht, den ich erwählt habe, mein Geliebter, an dem ich Gefallen gefunden habe. Ich werde meinen Geist auf ihn legen und er wird den Völkern das Recht verkünden. Er wird nicht zanken und nicht schreien und man wird seine Stimme nicht auf den Straßen hören. Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen und den glimmenden Docht nicht auslöschen, bis er dem Recht zum Sieg verholfen hat. Und auf seinen Namen werden die Völker ihre Hoffnung setzen. Einführendes Gebet: Herr, die Menschen, für die du auf die Welt gekommen bist, enttäuschen dich immer wieder. Einige von ihnen wünschen sich sogar deinen Tod. Trotzdem gibst du die Menschen nicht auf. Wenn die einen dich ablehnen, gehst du zu den anderen und zeigst ihnen deine Güte. Das ist wirklich unfassbar! Und ich selbst bin so schnell gekränkt, wenn Menschen mich wegen Kleinigkeiten enttäuschen… Bitte: Bitte, Jesus, gib mir ein klein wenig von deiner Geduld und Demut ab, damit ich dir ähnlicher werden kann. 1. Mord ist keine Arbeit. Nachdem Jesus am Sabbat auch noch einen Kranken geheilt hat, ist für die Pharisäer das Maß voll: Sie planen, Jesus umzubringen. Man könnte fast darüber hinweglesen, so lapidar berichtet Matthäus davon. Menschen planen, Gott umzubringen! Die gleichen Menschen, wohlgemerkt, die sich kurz vorher noch über das Sammeln einiger Getreidekörner aufgeregt haben, planen jetzt kaltblütig einen Mord – am Sabbat! Offenbar sind derartige Überlegungen für sie keine Entweihung des Feiertags. Mordgedanken darf man haben – Hauptsache, es ist keine Arbeit! Handeln wir selber nicht auf anderer Ebene oft ähnlich absurd? Wir regen uns auf, weil im Gottesdienst ein Kind schreit und unsere Andacht stört – und empfangen gleich danach vielleicht aus frommer Routine die Kommunion, gedanklich beschäftigt mit allem Möglichen, nur nicht mit Jesus, der jetzt in meinem Herzen wohnt. Wir verurteilen (gedanklich) Menschen, weil sie nicht jeden Sonntag zur Messe gehen, lassen es aber selber an der Liebe fehlen, die unseren Glauben für sie attraktiv machen würde. Jeder kennt vermutlich genügend Beispiele aus dem eigenen Leben… 2. Ein Christ ist kein Provokateur. Als Jesus von den Plänen erfährt, verlässt er die Gegend. Er provoziert seine Gegner nicht, spekuliert auch nicht darauf, dass ihm ja nichts passieren könne, weil seine Stunde noch nicht gekommen ist. So wie damals in der Wüste, als der Teufel ihn versuchen wollte, sich vom Tempel zu stürzen, lehnt er es ab, den Vater auf die Probe zu stellen. Er zieht sich einfach zurück. Sollen die Gegner ruhig denken, sie hätten ihn mundtot gemacht. Seinen Auftrag schränkt das nicht ein. Klugheit ist eine wichtige christliche Tugend. Wir müssen wissen, wann wir kämpfen sollen, und wissen, wann wir uns zurückziehen sollen. Nirgendwo steht geschrieben, dass wir im Vertrauen auf göttlichen Beistand unsere Gegner unnötig provozieren sollen. Es muss (darf!) sich auch niemand zum Martyrium vordrängen! Jesus zeigt durch den Rückzug seine Freiheit. Er wird sich demnächst von seinen Gegnern zwar töten lassen – aber den Zeitpunkt seines Todes können sie ihm nicht aufdrängen. Er wird ihn selbst wählen, und mit seinem Tod wird er wieder einmal die Absichten seiner Feinde ins Gegenteil verkehren. 3. Rückzug ist keine Schande. Weiterhin kommen Menschen zu Jesus, und weiterhin heilt er Kranke. Aber er verbietet den Menschen, in der Öffentlichkeit von ihm zu sprechen. Es geht ihm nicht darum, sich selbst zu inszenieren und sichtbare Erfolge zu erringen. Er nimmt es sogar in Kauf, dass die Verbreitung seiner Botschaft erst einmal ins Stocken gerät. Jesus vertraut ganz auf den Vater und darauf, dass seine Stunde noch kommen wird. Gerade deswegen hat Gott an ihm „Gefallen gefunden“.Kann ich mich zurückziehen, wenn es angebracht ist, oder habe ich dann Angst, dass meine Projekte nicht weitergehen, meine Pläne in sich zusammenfallen werden, mein Ansehen sich verringert? Kann ich warten, bis der Heilige Geist mir „meine Stunde“ zeigt? Mache ich „Lärm“ um mich und meine Ideen, oder vertraue in Ruhe das Wachstum des Samens Gott an? Gespräch mit Christus: Herr, das Heldentum, das du vorlebst, besteht nicht darin, laute Reden zu führen oder seine Überzeugung mit Brachialgewalt unter die Leute zu bringen. Es besteht nicht darin, die Schwachen niederzutrampeln und die Stärke zu glorifizieren. Viele Könige und Herrscher dieser Welt sind so aufgetreten, und ihre Reiche haben nicht überdauert. Dein Verhalten ist genau das Gegenteil davon und scheinbar erst einmal wenig erfolgreich. Aber Jesaja hat vorausgesagt, dass auf DEINEN Namen „die Völker ihre Hoffnung setzen“ werden! Als deine Nachfolger glauben wir, dass du die Hoffnung der Welt bist. Eines Tages werden es alle sehen. Möglicher Vorsatz: Ich werde heute einen Termin für einen Tag „Auszeit mit Gott“ in meinen Kalender eintragen.
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