Tägliche Meditationen

Tägliche Meditationen

Sonntag 17. Mai 2015 bis Samstag 23. Mai 2015

Siebente Woche in der Osterzeit

P. Daniel Weber LC und Ellen Petermann

Damit Sie eins sindSonntag
Vertrauen auf JesusMontag
Die Stunde ist gekommenDienstag
HeiligungMittwoch
Gelebte EinheitDonnerstag
Liebst du mich mehr als diese?Freitag
Was geht dich das an?Samstag


Damit Sie eins sind

17. Mai 2015

Siebente Woche in der Osterzeit
Exaudi

P. Daniel Weber LC

Joh 17,6a.11b-19
Jesus erhob seine Augen zum Himmel, betete und sprach: Ich bin nicht mehr in der Welt, aber sie sind in der Welt, und ich gehe zu dir. Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins sind wie wir. Solange ich bei ihnen war, bewahrte ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast. Und ich habe sie behütet, und keiner von ihnen ging verloren, außer dem Sohn des Verderbens, damit sich die Schrift erfüllt. Aber jetzt gehe ich zu dir. Doch dies rede ich noch in der Welt, damit sie meine Freude in Fülle in sich haben. Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von der Welt sind, wie auch ich nicht von der Welt bin. Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst. Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin. Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit. Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt. Und ich heilige mich für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind.

Einführendes Gebet: Christus, du kennst uns durch und durch. Gib mir deine Gnade, damit ich meinen Nächsten lieben und ihm dienen kann.

Bitte: Guter Jesus, gib mir die Kraft auf deine Worte zu hören, meinen Nächsten zu lieben und ihm zu dienen.

1.  Damit Sie eins sind. Jesus spricht die Worte des heutigen Evangeliums im Abendmahlsaal. Er weiß, es ist sein letztes Mahl vor seinem Leiden. Was wird der Meister sagen? Er nutzt den Moment nicht etwa, um sich zu profilieren. Er hadert nicht mit seinem Schicksal, mit den Mächtigen, Politikern und der Besatzungsmacht. Er denkt an seine Jünger. Zu Recht, er kannte sie gut und noch vor kurzem stritten sie sich, wer der Größte sei, und wir könnten hinzufügen: der Heiligste, der größte Denker, der beste Prediger, der eifrigste Beter, der furchtloseste Apostel. Aber Jesus denkt nicht politisch, er tut einen Sklavendienst an ihnen. Er wäscht ihnen die Füße. Man kann leicht von der Liebe reden, wahrscheinlich läuft sogar gerade, während Sie diese Worte lesen, eine Serie im Fernsehen, bei der irgendein Romeo seiner Julia von der großen Liebe erzählt. Aber Jesu Anspruch ist viel höher, weil sein Herz viel größer ist als das der vielen Romeos, die in der Welt herumlaufen. Jesus will, dass wir einander lieben und dienen. Als Priester begeistert mich dieses Ideal! Doch dem Ideal nachzukommen fällt manchmal so schwer Hilf uns, Jesus! Mach uns eins!

2. Eins sein mit Jesus. Jesus verlangt Großes von mir. Hier stoßen Anspruch und Wirklichkeit aufeinander und dadurch merke ich, wie sehr ich Gott brauche. Die dienende Nächstenliebe kann ich mir nämlich nicht antrainieren wie einen guten Aufschlag im Tennis. Jesus sorgt sich darum, dass wir „eins“ sind. Aber so viel kann mich vom Nächsten trennen: meine schlechten Gedanken, Worte und sogar Taten. Besserwisserei und Eifersucht sind ein schlechter Klebstoff zum Eins-Werden. Eins sein bedeutet, anders zu ticken, sich zu verändern. Dazu brauchen wir die Hilfe Gottes. Bete ich denn für meinen Nachbarn, der mit mir im Streit ist? Jesus, hilf mir beten, wenn mir nicht danach ist. Wenn ich so darüber nachdenke, sehe ich, was für ein riesengroßes Herz unser Jesus hat. Er sorgt sich um mich und auch um den Menschen, den ich nicht „riechen“ kann. Wir haben echt einen tollen Gott. Jesus, ich bin froh, dass du mir die Latte so hoch legst. Bleib mit deiner Liebe bei uns!

3. Wenn sich nur der Andere ändern würde …. Wenn ich mit meinem Nächsten „eins“ sein soll, muss ich wahrscheinlich auch mal über meinen eigenen Schatten springen, meine Meinung etwas zurechtstutzen lassen, meine Manieren ein wenig abhobeln, damit ich mit ihm leben kann. Die Liebe verändert uns und diese Veränderung tut uns auch gut. Obwohl Sie schmerzt. Vorsicht auch mit dem, was ich von anderen erwarte: „ Ach wenn sich nur der Andere ändern würde…“. Fangen wir bei uns an. – Ein riesiges Projekt, nicht wahr? Aber wir haben auch ein ganzes Leben Zeit dafür. Wir haben den besten Coach des Universums, der uns zur Blüte bringen will. Aber Jesus ist für uns vor allem auch Vorbild in der Beziehung zum Vater und nicht nur Trainer, der uns in der Tugend zu Hochleistungen anleiten will. „Damit Sie eins sind“ – So viel Gespür für die väterliche Liebe schwingt da mit!

Gespräch mit Christus: Guter Jesus, es tut mir leid, dass ich gestern allzu oft nur an mich selbst gedacht habe und daran, wie toll ich bin. Ich habe übersehen, wie viele Schafe zu deiner Herde gehören. Gib mir die Gnade, den Mut und die Bereitschaft, für meine Mitmenschen ein Segen zu sein.

Möglicher Vorsatz: Ich werde mich bemühen, weniger an mich zu denken und mehr an die Mannschaft, an das Ganze. Und das soll sich im Dienst an den Menschen äußern.


Vertrauen auf Jesus

18. Mai 2015

Montag der siebenten Woche in der Osterzeit
Hl. Johannes I. Papst
Hl. Burkhard, Pfarrer

P. Daniel Weber LC

Joh 16,29-33
Die Jünger sagten zu Jesus: Jetzt redest du offen und sprichst nicht mehr in Gleichnissen. Jetzt wissen wir, dass du alles weißt und von niemand gefragt zu werden brauchst. Darum glauben wir, dass du von Gott gekommen bist. Jesus erwiderte ihnen: Glaubt ihr jetzt? Die Stunde kommt, und sie ist schon da, in der ihr versprengt werdet, jeder in sein Haus, und mich werdet ihr allein lassen. Aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir. Dies habe ich zu euch gesagt, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt.

Einführendes Gebet: Guter Jesus, ich weiß, Gott schickt dich und du bist allmächtig. Gib mir auch in der Zeit der Prüfung ein großes Vertrauen und die Gewissheit, dass alles gut wird, weil du an meiner Seite bist. Du hast die Welt besiegt.

Bitte: Lass mich dir vertrauen und gib mir so viel Vertrauen, dass es mein Leben trägt.

1.  Jesus kommt von Gott. Jesus lässt „die Katze aus dem Sack“. Aber haben es die Jünger nicht schon immer gewusst? Dachten sie etwa, Jesus sei der Leiter einer Protestpartei, die den Mächtigen Kopfschmerzen bereiten soll? Nein, Jesus kommt von Gott, sein Programm ist geistlich. Er will nicht die Stimme der Jünger, sondern ihr Heil. Sie erkennen den „Kompetenzbereich“ Gottes. Endlich…! Und wir? Können wir Gottes Kompetenzbereich in unserem Leben annehmen? Wir haben einen Nachteil gegenüber den Jüngern: Wir hatten kein so tolles Abendmahl, bei dem sich Jesus uns sichtbar, fühlbar offenbaren konnte. Aber wir haben die Kirche. Wenn man bedenkt, dass sie so viele laue Christen wie mich mitgetragen hat, sieht sie dafür sehr gut aus. Ihre 2000 Jahre sieht man ihr fast nicht an. Ohne die Kirche, wüssten wir gar nichts über Jesus.

2. Glaubt ihr jetzt? Und jetzt? Es gibt keine Ausreden mehr. Jesus kommt von Gott! – Was bedeutet das für mein Leben? Ich erkenne die wahre Rangfolge. Zuerst kommt der Schöpfer, dann erst das Geschöpf. Gott ist uns keine Rechenschaft schuldig. Wir schulden sie ihm, denn er hat uns auf diesen Planeten geschickt. Wir sind seine Abgesandten, seine Diener. Was schulden wir Gott? – Dank, Anbetung, und Glaube! Vielleicht fällt es uns manchmal schwer zu glauben, aber dann können wir beten: „Herr, hilf meinem Unglauben“ oder „stärke meinen Glauben“. Papst Johannes Paul II. hat oft diesen bekannten Grundsatz wiederholt: Man stärkt den Glauben, indem man ihn weitergibt. Unser Auftrag lautet also, von unserem Glauben zu erzählen, weiter zu verschenken, was wir im Herzen haben.

3. Irgendwann ist alles wirklich gut. Das mit dem Zeugnis-Ablegen ist so eine Sache. Nicht alle finden das gut. Vielleicht sind Sie ja schon einmal von jemandem wegen Ihres Glaubens belächelt worden. Aber Jesus ist bei uns, selbst in Bedrängnis und Verfolgungen, – wie wir im Evangelium gehört haben. Doch was zählt, ist, wie die Dinge ausgehen. Am Ende wird wieder alles gut. Es gibt ein Happyend im Glauben. Jesus spricht uns Mut zu: Ich habe die Welt überwunden. – Ja, solche Tage erleben wir auch, an denen alles zusammenbricht, sich alles gegen uns zu richten scheint und dann gerade steht Jesus da und lädt uns ein, zu vertrauen. Dieses Vertrauen können wir nicht einfach auf dem Markt kaufen, wir müssen ein Risiko eingehen und dem Christen glauben, der uns erzählt, dass es sich lohnt, auf Gott zu bauen. Gott ist wie ein Vater, der seine Kinder liebt. So einem Gott darf ich auch vertrauen. O Herr, stärke mein Vertrauen!

Gespräch mit Christus: Guter Jesus! Ständig treffe ich Menschen, die enttäuscht sind und nicht mehr vertrauen können oder wollen. Lass mich dir vertrauen. Du bist des Vertrauens Wert. Jesus ich vertraue auf dich.

Möglicher Vorsatz: Heute will ich bewusst auf Jesus vertrauen.


Die Stunde ist gekommen

19. Mai 2015

Dienstag der siebenten Woche in der Osterzeit
Hl. Kuno OSB, Bischof
Hl. Maria Bernada Bütler OFMCap

Ellen Petermann

Joh 17,1-11a
Jesus erhob seine Augen zum Himmel und sprach: Vater, die Stunde ist da. Verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrlicht. Denn du hast ihm Macht über alle Menschen gegeben, damit er allen, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben schenkt. Das ist das ewige Leben: dich, den einzigen wahren Gott, zu erkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast. Ich habe dich auf der Erde verherrlicht und das Werk zu Ende geführt, das du mir aufgetragen hast. Vater, verherrliche du mich jetzt bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, bevor die Welt war.

Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Sie gehörten dir, und du hast sie mir gegeben, und sie haben an deinem Wort festgehalten. Sie haben jetzt erkannt, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir ist. Denn die Worte, die du mir gegeben hast, gab ich ihnen, und sie haben sie angenommen. Sie haben wirklich erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und sie sind zu dem Glauben gekommen, dass du mich gesandt hast.

Für sie bitte ich; nicht für die Welt bitte ich, sondern für alle, die du mir gegeben hast; denn sie gehören dir. Alles, was mein ist, ist dein, und was dein ist, ist mein; in ihnen bin ich verherrlicht. Ich bin nicht mehr in der Welt, aber sie sind in der Welt, und ich gehe zu dir.

Einführendes Gebet: Christus, du bist der wahre Halt in meinem Leben. Du machst mein Leben sinnvoll in alle Ewigkeit. Und das ist mein Ziel, auf das hin ich unterwegs bin. Danke, Christus, dass du für mich gestorben bist, damit mir das ewige Leben zuteilwird.

Bitte: Herr, mach mein Herz aufnahmebereit für das, was du mir in dieser Meditation schenken möchtest.

1.  Auftrag erfüllt. Die Stunde ist gekommen. Jesus hat seinen Auftrag erfüllt und kehrt zurück zum Vater. Zu dieser Rückkehr gehört sein schmachvoller Tod, aus dem Gott jedoch Herrliches entstehen lassen wird. Jesu Ziel war es, die Menschen, denen er begegnete, ganz mit Gott in Kontakt zu bringen, sie an den Stromkreis der Liebe Gottes anzuschließen. Nun ist seine Stunde gekommen. Die Aufgabe ist erfüllt. Seine Jünger sind von Gott berührt und haben seine Liebe erfahren. Jesus geht zurück zum Vater, um alle, die ihm verbunden sind und sein werden, zu sich zu ziehen in die Herrlichkeit Gottes. Jesus will ewiges Leben geben, eine Beziehung schaffen. Er lädt uns dazu ein. Das heißt nicht, dass von da ab alles perfekt und wie von selbst läuft. Diese Beziehung kann durchaus anstrengend sein, denn unsere Fehlerhaftigkeit, unsere Verwundbarkeit und unser Stolz stehen uns oft im Weg. Aber wir dürfen voll Vertrauen sein, denn er wird uns niemals enttäuschen.

2. Geheimnis des Lebens. Wir lesen: „Das ist das ewige Leben: dich, den einzigen wahren Gott zu erkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast.“ Wenn ich diesen Gott wirklich zu entdecken beginne, wenn ich tatsächlich in meinem Leben auf ihn stoße, dann hat mein Leben mit ihm bereits begonnen. Damit fängt dieses Leben an: Wenn ich begreife, dass es von Gott ausgeht, dass er jeden Tag meines Lebens in seiner Hand hält, und dass er mein Leben durchhält, selbst durch den Tod hindurch. Dich, den einzig wahren Gott zu erkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast; zu begreifen, was ich an dir habe, und mich in dir festzumachen – das ist es, das ist bereits das ganze Geheimnis des Lebens.

3. Einheit. Jesus betet für seine Jünger, für die Menschen, die der Vater ihm anvertraut hat und die er jetzt zurücklassen muss. Sie sind das kostbare Saatgut, das die ganze Menschheit erneuern soll. Auch wir sind sein Saatgut, das kostbar ist und dessen Frucht und Pflanze, die Kirche, geschützt werden muss. Wir müssen vor allem die Einheit bewahren und das soll sich zeigen im gemeinsamen Glauben, in der Zusammenarbeit der verschiedenen Dienste gemäß unserem Auftrag und in der gemeinsamen Liebe zu Gott und zueinander. Trotz unserer Unterschiedlichkeit und Fehler sollen wir einander liebend annehmen, denn nur so können Christus und sein Reich wachsen und wir selbst im Geist erstarken.

Gespräch mit Christus: Christus, voller Dankbarkeit schau ich auf das, was du für mich beim Vater vorbereitet hast. Mit gutem Willen und Freude möchte ich deinen Auftrag annehmen und in der Welt, in der du mir meinen Platz zugewiesen hast, deine Liebe verbreiten. Mach mich durchlässig für deine Liebe!

Möglicher Vorsatz: Heute möchte ich bei Gelegenheit ein kurzes Zeugnis meines Glaubens geben. In jedem Fall werde ich beim Verlassen des Hauses kurz ein Stoßgebet sprechen: „Jesus, ich gehöre Dir!“


Heiligung

20. Mai 2015

Mittwoch der siebenten Woche in der Osterzeit
Hl. Bernhardin von Siena OFM
Hl. Elfriede, Nonne

Ellen Petermann

Joh 17,6a.11b-19
Jesus erhob seine Augen zum Himmel, betete und sprach: Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins sind wie wir. Solange ich bei ihnen war, bewahrte ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast. Und ich habe sie behütet, und keiner von ihnen ging verloren, außer dem Sohn des Verderbens, damit sich die Schrift erfüllt. Aber jetzt gehe ich zu dir. Doch dies rede ich noch in der Welt, damit sie meine Freude in Fülle in sich haben. Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von der Welt sind, wie auch ich nicht von der Welt bin. Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst. Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin. Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit. Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt. Und ich heilige mich für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind.

Einführendes Gebet: Herr, ich komme vertrauensvoll zu dir. Ich weiß, dass ich in dieser oft so harten Wirklichkeit und fordernden Welt immer unter deinem Schutz stehe. Ich möchte mit dir reden und dir zuhören. Leite mich, damit ich in der Wahrheit bleiben kann.

Bitte: Allmächtiger Vater, stärke mich, damit ich als Gläubiger unerschrocken Zeugnis von deiner rettenden Liebe ablegen kann.

1.  Behütet. Die Bitte Jesu um Bewahrung seiner ihm anvertrauten Jünger hängt mit der Abschiedssituation zusammen. Jesus hatte nämlich die Jünger selbst behütet, solange er da war. Jetzt wird Gottvater diese Aufgabe übernehmen. Bewahrt werden soll vor allem die Einheit unter den Gläubigen. „Damit sie eins sind, wie wir.“ Denn nur die Einheit der Gläubigen kann die Welt zum Glauben an Jesus als den Gesandten Gottes führen. Bin ich mir eigentlich bewusst, dass diese Einheit ein höchst zerbrechliches Gut ist, das unbedingt geschützt werden muss? Konkurrenzdenken und Neid, Vorurteile und Vorbehalte gegen andere zerstören diese kostbare Einheit und tragen nicht dazu bei, gute Apostel zu formen, die von Gottes Reich authentisch Zeugnis ablegen können. Immer und immer wieder müssen wir für diese Einheit beten und Gott bitten, dass er uns in dieser Einheit behüte.

2. In der Welt. Die Welt hat die Jünger gehasst. Dieser Hass ist nicht unbedingt als emotionale Regung zu verstehen, sondern zunächst einmal ist er Ausdruck von Ablehnung. Andererseits steht diesem Hass die Liebe gegenüber, welche uns Gläubige untereinander verbinden soll. Gerade in der heutigen Zeit müssen wir Christen diese Erfahrung des Hasses und der Ablehnung machen, ja sogar eine grausame Verfolgung erleben. Aber wir müssen unbedingt daran festhalten, dass Gott da ist, dass er mit uns geht und uns bewahren wird vor dem Bösen. Niemals sollen wir die Hoffnung aufgeben, dass wir die „Freude in Fülle“ erfahren werden. Jeden Tag neu. Denn Jesus hat uns sein Wort gegeben.

3. Heiligung. Heiligung ist nicht die Folge menschlichen Bemühens, sondern ein Geschenk Gottes. Heiligung meint sozusagen die „Indienstnahme“ des Menschen, die Gott selber vornimmt. Jesus heiligt sich für die Seinen, indem er sich für uns hingegeben und so das Heilswerk Gottes vollendet hat. Als seine geliebten Kinder und kraft unserer Taufe erlauben wir Gott, auch uns in Dienst zu nehmen. Mutter Teresa sagte einmal: „Herr, gebrauche mich, ohne mich zu fragen.“ Stelle ich mich bedingungslos in den Dienst meines Vaters? Oder hinterfrage ich ständig Gottes „Aufträge“. Wie heiligend ist es doch, sein Werkzeug sein zu dürfen, mein Handeln in den Dienst der Kirche zu stellen.

Gespräch mit Christus: Herr, heilige mich und meinen Alltag. Lass mich in der Wahrheit bleiben, die sich durch die Menschwerdung deines Sohnes geoffenbart hat. Schenke mir deine Kraft dazu und wo mein armseliges, schwaches Tun nicht ausreicht, heilige du mich.

Möglicher Vorsatz: Um meinen Alltag zu heiligen, will ich mit allen Frieden halten und, wo nötig, schweigend Zeugnis geben, ohne zu kritisieren.


Gelebte Einheit

21. Mai 2015

Donnerstag der siebenten Woche in der Osterzeit
Hl. Hermann Josef von Steinfeld OPraem

Ellen Petermann

JoJoh 17,20-26
Jesus erhob seine Augen zum Himmel, betete und sprach: Aber ich bitte nicht nur für diese hier, sondern auch für alle, die durch ihr Wort an mich glauben. Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast; denn sie sollen eins sein, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir. So sollen sie vollendet sein in der Einheit, damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast und die Meinen ebenso geliebt hast wie mich. Vater, ich will, dass alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin. Sie sollen meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast, weil du mich schon geliebt hast vor der Erschaffung der Welt. Gerechter Vater, die Welt hat dich nicht erkannt, ich aber habe dich erkannt, und sie haben erkannt, dass du mich gesandt hast. Ich habe ihnen deinen Namen bekannt gemacht und werde ihn bekannt machen, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist und damit ich in ihnen bin.

Einführendes Gebet: Vater, so wie Jesus dich um alles bittet, möchte auch ich nie aufhören, dich um alles zu bitten, denn ich weiß, dass du mir alles gibst, was ich brauche. Durch Jesus teilst du uns mit, wie sehr du uns liebst. Lass auch mich zum Werkzeug deiner Liebe werden.

Bitte: Herr, lass mich niemals deine Liebe abweisen.

1.  Herzenswunsch Jesu. Jesus betet zum Vater und sein Gebet gipfelt in Fürbitten für die Seinen, die er zurücklässt. Sein innigstes Anliegen, sein Herzenswunsch ist: „Alle sollen eins sein.“ Das Einssein unter Menschen ist nie selbstverständlich, auch nicht unter besten Freunden, die sich lieben. Jesus wünscht sich diese Einheit für uns, so wie er eins ist mit dem Vater. Das ist ein hoher Anspruch, den er noch steigert, wenn er sagt: „…sollen auch sie in uns eins sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast.“ Durch Jesus zeigt Gott, wie sehr er uns und die ganze Welt liebt.

2. Gottesbeziehung. Durch Jesus zeigt uns Gott, wie sehr er uns und die ganze Welt liebt. Wenn wir uns an Jesus orientieren, dürfen wir uns hineingenommen wissen in seine Gottesbeziehung, die auch unsere ist. Echte Einheit unter denen, die an Christus glauben ist zerbrechlich und wir müssen sie hüten und pflegen, indem wir in Liebe miteinander umgehen und uns immer wieder zurückbesinnen auf Jesus und die Nachahmung seines Beispiels. Mit jedem Schritt, den wir auf dem Weg zur Einheit vorankommen, geben wir der Welt ein Christuszeugnis.

3. Sendung. Wer zu Jesus gelangt, findet Antwort auf die tiefsten Fragen nach Gott. Jesu Sendung bestand darin, uns den Namen Gottes, sein innerstes Wesen, zu erschließen. Die Fortsetzung der Kunde von Gott, den kein Mensch je gesehen hat, geschieht durch uns Christen, nicht nur durch Worte, sondern durch unser Lebenszeugnis als Gemeinschaft, die eins ist, in der Einheit mit dem Vater nach dem Vorbild Jesu. Es scheint ein hochgestecktes Ziel zu sein. Es hat aber viel mit unserem konkreten Leben zu tun. Wenn wir uns in den kleinen Dingen des Alltags, in den Widrigkeiten am Arbeitsplatz oder im Leben mit der Familie, unser Christsein und Jesu Liebesgebot als Maßstab nehmen und immer wieder versuchen, die Einheit zu finden und zu fördern, dann tun wir das, was Gott von uns möchte, wir tun das, was er uns aufgetragen hat.

Gespräch mit Christus: Vater, so oft leben wir in Streit und Unfrieden. Wir vergessen, wie bedingungslos du jeden von uns liebst. Wir gehen unsere eigenen Wege, weil es uns oft zu anstrengend ist, uns auf andere einzustellen. Dabei ist es doch die Einheit, die uns stark macht, die Einheit im Glauben, die Licht in diese oft so dunkle Welt bringt.

Möglicher Vorsatz: Heute bete ich ein Gesätz vom Rosenkranz für die Einheit der Christen.


Liebst du mich mehr als diese?

22. Mai 2015

Freitag der siebenten Woche in der Osterzeit
Hl. Renate von Bayern
Hl. Rita von Cascia OSA
Hl. Julia, Märtyrerin

Ellen Petermann

Joh 21,1.15-19
Als sie gegessen hatten, sagte Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Lämmer! Zum zweiten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe! Zum drittenmal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Da wurde Petrus traurig, weil Jesus ihn zum drittenmal gefragt hatte: Hast du mich lieb? Er gab ihm zu Antwort: Herr, du weißt alles; du weißt, dass ich dich lieb habe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe! Amen, amen, das sage ich dir: Als du noch jung warst, hast du dich selbst gegürtet und konntest gehen, wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und dich führen, wohin du nicht willst. Das sagte Jesus, um anzudeuten, durch welchen Tod er Gott verherrlichen würde. Nach diesen Worten sagte er zu ihm: Folge mir nach!

Einführendes Gebet: Herr, ich weiß, dass du immer ein offenes Ohr für mich, meine Sorgen und Nöte hast. Dafür danke ich dir von ganzem Herzen. Oft möchtest du ein Gespräch mit mir, aber in der Hektik des Alltags überhöre ich dich, denn du sprichst zu mir in der Stille meines Herzens. Ich möchte ganz still werden, um dir zuzuhören.

Bitte: Herr, gib mir Mut, damit ich dir großzügig antworten kann.

1. Fragen und Antworten. Der Gesprächseinstieg der beiden Männer ist alles andere als einfach. Jesus nennt Petrus: „Simon, Sohn des Johannes.“ Das zeigt eine gewisse Geschäftsmäßigkeit und erzeugt bei Petrus sicherlich Unbehagen. Warum stellt Jesus ihm ausgerechnet die Frage: „Liebst du mich mehr als diese?“ Petrus antwortet ziemlich kleinlaut. Es könnte sein, dass Petrus vor dem Wort „Liebe“ zurückschreckt, dass es zu groß für ihn ist. Sind es nicht oft die etwas herausfordernden und kritischen Fragen der Anderen, die uns innehalten lassen, um unsere Meinung oder unsere Handlungen zu überdenken? Schrecken wir nicht oft vor unangenehmen Fragen zurück, weil wir Angst haben, wir müssten vielleicht mit Großzügigkeit antworten?

2. Klärung einer Beziehung. Jesus reicht das, dieses abgeschwächte, brüchige, kleinlaute Bekenntnis des Petrus, um mit ihm weiter zu machen. Er fragt ihn ein zweites und ein drittes Mal. Petrus wird traurig, und Erinnerungen an vergangene Fehler kommen auf. Als Jesus zum dritten Mal fragt, lässt er sich auf Petri Formulierung ein und übernimmt sie. Er lässt Petrus bestimmen, wie intensiv ihre Beziehung sein soll. Jesus drängt uns nicht, er kann warten, er fordert nichts, was wir nicht geben können. Das, was wir bereit sind zu geben, sollen wir aus Liebe geben.

3. Zwischen Verantwortung und Zerbrechlichkeit. Petrus liebt Jesus nicht bedingungslos, sondern mit der Liebe eines Freundes. Petrus integriert in seiner Variation des „Liebesbegriffes“ sein Scheitern, und seine Antworten lassen seine Zerbrechlichkeit erkennen. Aber es reicht Jesus. Jesus hält Petrus trotz – oder gerade aufgrund – seiner Schwächen für fähig, Fels zu werden. Jesus möchte meine Mitarbeit, auch wenn ich nicht perfekt bin. Er weiß um meine Schwächen, die mich immer wieder dazu veranlassen, ihn zu suchen. Mit meinen Schwächen kann er große Dinge tun. Welche Antwort hätte ich Jesus gegeben? Wie groß ist meine Liebe zu ihm und damit auch die zu meinen Nächsten? Gr0ßzügigkeit erfordert auch Mut. Meine Zerbrechlichkeit kann eine Chance zur Vertiefung meiner Beziehung mit Jesus sein.

Gespräch mit Christus: Herr, ich bin dankbar, denn in kindlichem Vertrauen kann ich alle meine Schwächen vor dich bringen. Ich weiß, dass deine Liebe bedingungslos ist, ganz gleich, wie großzügig meine Antworten auf deine Fragen sind. Lass mich in der Liebe zu dir wachsen.

Möglicher Vorsatz: Ich nehme mir heute vor, in eine Kirche zu gehen und dort eine kurze Zeit der Stille zu suchen, um zu hören, welche Fragen Jesus mir stellt.


Was geht dich das an?

23. Mai 2015

Samstag der siebenten Woche in der Osterzeit
Hl. Wigbert, Abt,
Hl.Bartholomäus Bauer OFM

Ellen Petermann

Joh 21,20-25
Petrus wandte sich um und sah, wie der Jünger, den Jesus liebte, diesem folgte. Es war der Jünger, der sich bei jenem Mahl an die Brust Jesu gelehnt und ihn gefragt hatte: Herr, wer ist es, der dich verraten wird? Als Petrus diesen Jünger sah, fragte er Jesus: Herr, was wird denn mit ihm? Jesus antwortete ihm: Wenn ich will, dass er bis zu meinem Kommen bleibt, was geht das dich an? Du aber folge mir nach! Da verbreitete sich unter den Brüdern die Meinung: Jener Jünger stirbt nicht. Doch Jesus hatte zu Petrus nicht gesagt: Er stirbt nicht, sondern: Wenn ich will, dass er bis zu meinem Kommen bleibt, was geht das dich an? Dieser Jünger ist es, der all das bezeugt und der es aufgeschrieben hat; und wir wissen, dass sein Zeugnis wahr ist. Es gibt aber noch vieles andere, was Jesus getan hat. Wenn man alles aufschreiben wollte, so könnte, wie ich glaube, die ganze Welt die Bücher nicht fassen, die man schreiben müsste.

Einführendes Gebet: Christus, du lädst jeden Menschen ein, dir nachzufolgen. So auch mich. Ich danke dir für diese Einladung. Ich setzte mein ganzes Vertrauen in dich und blende alles aus, was mich ablenken und daran hindern könnte, deine Stimme zu hören.

Bitte: Herr, lass mich deinen Willen für mich erkennen und ihn demütig annehmen.

1. Spannungen. Sehr oft in unserem Leben wollen wir unser Handeln abhängig machen von anderen Menschen. Wir meinen, Vergleiche anstellen zu müssen. Wir verstricken uns in Eifersüchteleien und sind taub und blind für das, was Gott uns sagen und zeigen möchte. Wir leben in Spannungen zu unseren Mitmenschen und beschäftigen uns mit Dingen, die wir lieber Gott überlassen sollten. Das macht unser Herz unruhig. Auch Petrus trägt angesichts der Frage der Nachfolge eine Verunsicherung im Herzen. Vielleicht denkt er an sein ehemaliges Versagen, ist voller Selbstzweifel und befürchtet, dass Jesus jemand anderen bevorzugen könnte? Habe ich auch manchmal diese Ängste? Hält mich das Bewusstsein meiner Schwachheit davon ab, ganz auf Gott zu vertrauen?

2. Was geht dich das an? Jesus weist Petrus ganz klar zurecht, wenn er ihm sagt: „Wenn ich will, dass er bis zu meinem Kommen bleibt, was geht dich das an?“ Wir müssen nicht alles hinterfragen, und uns dann möglicherweise auch noch unterstehen, Gottes Pläne zu korrigieren. Entscheidend ist, was Gott mit mir persönlich vorhat. Wie oft am Tag kommt es vor, dass Gott zu mir sagt: „Was geht dich das an?“, wenn ich mein Urteil über Situationen und Menschen fälle? Wie viel mehr Liebe und Verständnis könnte ich meinen Mitmenschen schenken, wenn ich diesen Satz beherzigen würde und mich nicht damit aufhielte, Gottes Pläne mit Anderen argwöhnisch in Augenschein zu nehmen? Fällt es mir manchmal schwer, Andere zu akzeptieren? Mische ich mich in Dinge ein, die mich gar nichts angehen, anstatt Frieden zu stiften?

3. Du aber folge mir nach! Ohne weitere Diskussion ruft Jesus Petrus ganz klar in seine unmittelbare Nachfolge. Es geht nicht um Schwachheiten oder vermeintliche Bevorzugungen. Gott handelt nicht nach menschlichen Maßstäben. Deine Maßstäbe sind ganz andere. Das Vertrauen, das Jesus in Petrus als seinen Stellvertreter setzt, das setzt er in einen jeden von uns als Jünger. In Dich und mich. Ausgestattet mit diesem Vertrauen sollen wir ihm nachfolgen in der Gewissheit, dass er uns auch immer die nötige Kraft und Hilfe zukommen lässt, die wir brauchen. Es geht nicht um Andere, es geht einzig und allein um meine ganz persönliche Beziehung zu IHM.

Gespräch mit Christus: Herr, ich bin dankbar, dass ich erkennen kann, dass du mich im Blick hast. Immer. Ich möchte dir nachfolgen, ganz persönlich, so wie ich bin, mit all meinen Stärken, Schwächen und Fehlern. Ich weiß, dass meine Beziehung zu dir nicht abhängig ist von anderen, denn alles, was ich bin, ist dein.

Möglicher Vorsatz: Ich will mir Mühe geben, mich heute mit niemandem zu vergleichen.