Tägliche Meditationen Sonntag 23. März 2014 bis Samstag 29. März 2014
Dritte Woche in der Fastenzeit
Lebendiges Wasser 23. März 2014
Dritter Sonntag in der Fastenzeit Oculi
Joh 4,5-42 So kam Jesus zu einem Ort in Samarien, der Sychar hieß und nahe bei dem Grundstück lag, das Jakob seinem Sohn Josef vermacht hatte. Dort befand sich der Jakobsbrunnen. Jesus war müde von der Reise und setzte sich daher an den Brunnen; es war um die sechste Stunde. Da kam eine samaritische Frau, um Wasser zu schöpfen. Jesus sagte zu ihr: Gib mir zu trinken! Seine Jünger waren nämlich in den Ort gegangen, um etwas zum Essen zu kaufen. Die samaritische Frau sagte zu ihm: Wie kannst du als Jude mich, eine Samariterin, um Wasser bitten? Die Juden verkehren nämlich nicht mit den Samaritern. Jesus antwortete ihr: Wenn du wüsstest, worin die Gabe Gottes besteht und wer es ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, dann hättest du ihn gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben. Sie sagte zu ihm: Herr, du hast kein Schöpfgefäß, und der Brunnen ist tief; woher hast du also das lebendige Wasser? Bist du etwa größer als unser Vater Jakob, der uns den Brunnen gegeben und selbst daraus getrunken hat, wie seine Söhne und seine Herden? Jesus antwortete ihr: Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt. Da sagte die Frau zu ihm: Herr, gib mir dieses Wasser, damit ich keinen Durst mehr habe und nicht mehr hierher kommen muss, um Wasser zu schöpfen. Er sagte zu ihr: Geh, ruf deinen Mann, und komm wieder her! Die Frau antwortete: Ich habe keinen Mann. Jesus sagte zu ihr: Du hast richtig gesagt: Ich habe keinen Mann. Denn fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann. Damit hast du die Wahrheit gesagt. Die Frau sagte zu ihm: Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist. Unsere Väter haben auf diesem Berg Gott angebetet; ihr aber sagt, in Jerusalem sei die Stätte, wo man anbeten muss. Jesus sprach zu ihr: Glaube mir, Frau, die Stunde kommt, zu der ihr weder auf diesem Berg noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. Ihr betet an, was ihr nicht kennt, wir beten an, was wir kennen; denn das Heil kommt von den Juden. Aber die Stunde kommt, und sie ist schon da, zu der die wahren Beter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn so will der Vater angebetet werden. Gott ist Geist, und alle, die ihn anbeten, müssen im Geist und in der Wahrheit anbeten. Die Frau sagte zu ihm: Ich weiß, dass der Messias kommt, das ist: der Gesalbte (Christus). Wenn er kommt, wird er uns alles verkünden. Da sagte Jesus zu ihr: Ich bin es, ich, der mit dir spricht. Inzwischen waren seine Jünger zurückgekommen. Sie wunderten sich, dass er mit einer Frau sprach, aber keiner sagte: Was willst du? oder: Was redest du mit ihr? Da ließ die Frau ihren Wasserkrug stehen, eilte in den Ort und sagte zu den Leuten: Kommt her, seht, da ist ein Mann, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe: Ist er vielleicht der Messias? Da liefen sie hinaus aus dem Ort und gingen zu Jesus. Währenddessen drängten ihn seine Jünger: Rabbi, iss! Er aber sagte zu ihnen: Ich lebe von einer Speise, die ihr nicht kennt. Da sagten die Jünger zueinander: Hat ihm jemand etwas zu essen gebracht? Jesus sprach zu ihnen: Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat, und sein Werk zu Ende zu führen. Sagt ihr nicht: Noch vier Monate dauert es bis zur Ernte? Ich aber sage euch: Blickt umher und seht, dass die Felder weiß sind, reif zur Ernte. Schon empfängt der Schnitter seinen Lohn und sammelt Frucht für das ewige Leben, so dass sich der Sämann und der Schnitter gemeinsam freuen. Denn hier hat das Sprichwort recht: Einer sät, und ein anderer erntet. Ich habe euch gesandt, zu ernten, wofür ihr nicht gearbeitet habt; andere haben gearbeitet, und ihr erntet die Frucht ihrer Arbeit. Viele Samariter aus jenem Ort kamen zum Glauben an Jesus auf das Wort der Frau hin, die bezeugt hatte: Er hat mir alles gesagt, was ich getan habe. Als die Samariter zu ihm kamen, baten sie ihn, bei ihnen zu bleiben; und er blieb dort zwei Tage. Und noch viel mehr Leute kamen zum Glauben an ihn aufgrund seiner eigenen Worte. Und zu der Frau sagten sie: Nicht mehr aufgrund deiner Aussage glauben wir, sondern weil wir ihn selbst gehört haben und nun wissen: Er ist wirklich der Retter der Welt. Einführendes Gebet: Herr, ich glaube, dass du in meinem Leben gegenwärtig bist. Ich glaube, dass du mein Schöpfer bist und dass du mich zu jeder Zeit in deinen Händen hältst. Ich hoffe auf dich, weil ich weiß, dass du mich erschaffen hast und das Beste für mich willst. Ich weiß, dass du mir das lebendige Wasser geben willst, dass du der samaritischen Frau versprochen hast. Ich bin derjenige, der dir Hindernisse in den Weg stellt. Mein Mangel an Glauben, meine Hingezogenheit zu weltlichen Dingen, mein Egoismus und meine Eitelkeit stehen mir im Weg, wenn ich deine Gaben empfangen will. Ich komme heute im Gebet mit einem demütigen und zerknirschten Herz zu dir. Du kennst mein Elend und weißt, wie sehr ich deine Gnade brauche. Nimm heute mein Gebet als ein Zeichen meiner Sehnsucht an, die Hindernisse auszuräumen, die zwischen uns stehen. Bitte: Herr, hilf mir, mich an dich, der Quelle des Ewigen Lebens, zu wenden, damit du meinen Durst stillst. 1. Zum Brunnen gehen. Die samaritische Frau kommt zum Brunnen, um Wasser zu schöpfen, wie sie es schon oft getan hat. Wenn das Wasser ausgeht und sie Durst bekommt, muss sie wieder zum Brunnen zurückgehen. Das Wasser, das sie aus dem Brunnen schöpft, hat nur für eine kurze Zeit die Kraft ihren Durst zu stillen. Wir können genau wie diese Frau durchs Leben gehen und nach den kleinen Dingen im Leben suchen, die unseren Durst stillen – vielleicht Vergnügen, Neuigkeiten, ein interessanter Beruf oder eine Freundschaft. All diese Dinge stellen uns zufrieden, aber die Zufriedenstellung ist begrenzt, und wir müssen immer wieder zu ihnen zurückkehren. Woran wenden wir uns, um unseren Durst nach Glück und Erfüllung zu stillen? Bedenken wir, wie begrenzt diese Erfüllung ist, und wie oft wir zurückgehen müssen, um unseren Durst zu stillen. 2. Das lebendige Wasser. Die samaritische Frau kommt, um Wasser zu schöpfen, aber dieses Mal ist dort ein jüdischer Mann am Brunnen, der sie um etwas zu trinken bittet. Sie ist verblüfft über diese Bitte, weil die Juden nicht mit den Samaritern verkehren. Ein Jude würde einen Samariter nie darum bitten, etwas zu trinken zu bekommen, weil nach jüdischem Gesetz die Eimer, die die Samariter benutzen, unrein waren. Trotz ihres anfänglichen Schocks ist sie bereit mit ihm zu reden, und sie ist verwirrt, als er ihr lebendiges Wasser anbietet. Es ist schnell klar, dass er über etwas viel Größeres als Brunnenwasser spricht. Er spricht über das Leben der Gnade - das lebenspendende Wasser, dass er allen Menschen zu geben gekommen ist. Er teilt dieses Leben der Gnade mit uns im Überfluss – so sehr, dass wir, wenn wir seine lebensspendende Gnade annehmen, nicht länger unwichtigere Befriedigungen brauchen. 3. Wir müssen um dieses Wasser bitten. Christus sagt zu der Frau: „Wenn du wüsstest, worin die Gabe Gottes besteht und wer es ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, dann hättest du ihn gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben.“ Die Frau weiß nicht, dass sie zur wahren Quelle des Lebens und der Gnade spricht. Wenn sie nur gewusst hätte, dass sie mit Christus gesprochen hätte, hätte sie um das lebendige Wasser gebeten, dass Christus uns anzubieten hat. Ohne Zweifel sind wir Christus oft im Gebet oder in der Eucharistie nahe, ohne ihn zu erkennen. Wir sind wie diese samaritische Frau – nicht wissend, dass wir mit Christus sprechen. Nur wenn wir uns wirklich bewusst sind, wie nahe Christus ist und der große Schatz, den er uns anbietet, können wir ihn um das lebendige Wasser seiner Gnade bitten und im Gebet mit ihm sprechen. Gespräch mit Christus: Jesus, unser Herr, ich möchte über das Gewöhnliche hinaussehen und die Wahrhaftigkeit dessen, was du mir anbietest, erfassen. Du starbst am Kreuz, damit ich Anteil erhalte am lebendigen Wasser, das aus deiner Seite floss. Gib mir deine Gnade des lebendigen Wassers, und lehre mich nur danach zu dürsten. Vorsatz: Ich werde Christus in kurzen Bittrufen während des Tages bitten, mir das lebendige Wasser seiner Gnade zu geben.
Zuhause abgewiesen 24. März 2014
Montag der dritten Woche in der Fastenzeit Hl. Kathrina von Schweden
Lk 4,24-30 Und Jesus sagte: Amen, das sage ich euch: Kein Prophet wird in seiner Heimat anerkannt. Wahrhaftig, das sage ich euch: In Israel gab es viele Witwen in den Tagen des Elija, als der Himmel für drei Jahre und sechs Monate verschlossen war und eine große Hungersnot über das ganze Land kam. Aber zu keiner von ihnen wurde Elija gesandt, nur zu einer Witwe in Sarepta bei Sidon. Und viele Aussätzige gab es in Israel zur Zeit des Propheten Elischa. Aber keiner von ihnen wurde geheilt, nur der Syrer Naaman. Als die Leute in der Synagoge das hörten, gerieten sie alle in Wut. Sie sprangen auf und trieben Jesus zur Stadt hinaus; sie brachten ihn an den Abhang des Berges, auf dem ihre Stadt erbaut war, und wollten ihn hinabstürzen. Er aber schritt mitten durch die Menge hindurch und ging weg. Einführendes Gebet: Herr Jesus, in dieser Zeit der Vorbereitung auf Ostern wende ich mich im Gebet an dich. Ich glaube, dass du mein Schöpfer bist und dass du mich geschaffen hast, um dich zu kennen, zu lieben und dir zu dienen. Ich glaube, dass du mir hilfst, meine Lebensaufgabe zu erfüllen; darum bist du auf die Erde gekommen und hast gelitten und bist gestorben. Ich opfere dir dieses Gebet auf als kleines Zeichen meiner Dankbarkeit und Sehnsucht, für dich zu leben. Ich weiß, dass ich es immer wieder zulasse, dass sich Dinge zwischen uns schieben. Bei diesem Gebet will ich dir meine ganze Aufmerksamkeit schenken, damit du – und nicht mein Egoismus oder meine Leidenschaften – die Entscheidungen meines Lebens bestimmen. Bitte: Herr, hilf mir, in Demut deinen Willen für mein Leben anzunehmen. 1. Keine besonderen Privilegien. Die Leute aus Nazareth empören sich über Jesus, weil er sie darauf hinweist, dass Gott im Lauf der Geschichte seine Gunst den Heiden erwies und nicht nur den Juden. Sie sind empört, weil sie sich ganz auf ihr jüdisches Erbe und die Verheißungen, welche Gott den Patriarchen geschenkt hatte, verlassen haben. Weil sie Juden sind, meinen sie, dass Gott sie gegenüber den Heiden bevorzugen müsse. Auch wir können diesen Fehler begehen. Wir meinen vielleicht, weil wir einer bestimmten Organisation angehören oder weil wir eine bestimmte Stellung haben, müsse Gott uns mehr beachten und uns besondere Privilegien geben. Ist das nicht oft die Ursache für unseren Unwillen? Wir regen uns auf, wenn wir nicht bevorzugt behandelt werden. Wir meinen, dass wir mehr verdienen. Besteht vielleicht sogar die Gefahr, dass diese Entrüstung so groß in uns wird, dass wir uns von Christus trennen wollen? 2. Gottes Segen suchen. Warum sandte Gott Elija zu der Witwe in Sarepta und Elischa zum Syrer Naaman? Bestimmt nicht, weil sie wichtige oder heilige Menschen waren. Gott erwählte sie, weil sie ihn aufnahmen und in ihrem Herzen annahmen. Die Witwe in Sarepta beeilte sich voll Freude, Elija etwas Wasser zu holen, als er sie darum bat und gab ihm bereitwillig das letzte Essen, das sie besaß. Naaman bereute seine Entrüstung und ging sich im Jordan baden, wie Elischa ihm befohlen hatte. Gott gibt seine Gaben denen, die ihn aufnehmen und von Herzen annehmen. 3. Bereitwillig Christus annehmen. Den Leuten aus Nazareth ist Christus vielleicht zu vertraut. Sie können nicht erkennen, wer er wirklich ist. Sie empören sich über seine Worte und darum nehmen sie ihn nicht an. Nehme ich Christus in meinem Leben an? Vielleicht ist er mir zu vertraut. Ich meine, dass ich weiß, wer er ist. Vielleicht bin ich nicht bereit, seine Lehren anzunehmen. Vielleicht stört es mich, dass er andere mehr gesegnet hat als mich. Die Leute aus Nazareth wollten Jesus von einer Klippe stürzen, aber es gelang ihnen nicht. Ihr Angriff war umsonst. Christus ging einfach weg. Man kann Christus nicht loswerden. Vielleicht gibt es in meinem Leben Zeiten, wo ich Christus loswerden möchte, aber ich kann ihn niemals auslöschen. Er ist immer da und wartet darauf, dass ich ihn annehme. Gespräch mit Christus: Herr, bitte hilf mir, damit mir nicht meine Vorstellung darüber, wie die Dinge sein sollten, die Sicht auf dein wahres Wesen verdunkelt. Reinige mich bei meiner Vorbereitung auf Ostern von allem Egoismus, aller Sinnlichkeit, Eitelkeit und Stolz, damit ich deine Liebe mit offenem Herzen annehmen kann. Vorsatz: Ich will während des Tages einen Augenblick suchen, wo ich Christi Lehre in mein Leben freudig aufnehmen kann.
Die Kraft der persönlichen Freiheit 25. März 2014
Dienstag der dritten Woche in der Fastenzeit Verkündigung des Herrn
Lk 1,26-38 Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazareth zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria. Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe. Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen und seine Herrschaft wird kein Ende haben. Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden. Auch Elisabeth, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar galt, ist sie jetzt schon im sechsten Monat. Denn für Gott ist nichts unmöglich. Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel. Einführendes Gebet: Himmlischer Vater, du hast uns Maria als unsere gesegnete Mutter gegeben. Ich danke dir. Ich weiß, dass sie beständig für uns eintritt und dass du auf ihre Fürsprache hörst. Ich vertraue auf deine Barmherzigkeit und Liebe. Du führst mich heim, um für ewig bei dir zu sein. Ich setze mein ganzes Vertrauen auf dich. Ich schenke dir dafür meine schwache, aber dankbare Liebe. Bitte: Herr, schenk mir deine Hoffnung, und lass mich in deinem Glauben und deiner Liebe gerecht werden. 1. Gottes Initiative. Viel zu häufig führen wir unseren Erfolg auf unser eigenes Tun zurück. Unsere Ausbildung, unser Wohlstand oder unser technisches Wissen können uns dazu verleiten, ein falsches Gefühl der Sicherheit bei der Gestaltung unserer Welt zu entwickeln. Das heutige Evangelium erinnert uns daran, dass der Erlösungsplan Gottes für die Menschheit seiner eigenen Initiative entspringt. Er sendet seinen Sohn in die Welt zu einer bestimmten Zeit und an einen bestimmten Ort. Er stattet Maria im Voraus mit allem aus, was sie brauchen wird, um ihre Berufung zur Mutter des Erlösers zu erfüllen – eine Berufung, die sie aus freiem Willen und durch den Glauben annimmt. Ich tue gut daran, mir mehr und mehr klarzumachen, dass Gott der wirkliche Mittelpunkt meines Lebens ist. 2. Fürchte dich nicht. Eine der ständigen Wiederholungen im Evangelium ist die Ermahnung Jesu: „Fürchtet euch nicht.“ Wenn der Herr sich nähert, ist es unsere natürliche Reaktion, Angst zu haben. Wir können uns vor seiner Gegenwart fürchten oder davor, dass er von uns womöglich etwas verlangen wird. Wir können uns auch angesichts unserer eigenen Begrenztheit vor seinem Ruf nach wirklicher Umkehr und Heiligkeit des Lebens ängstigen. Ebenso können wir uns vor den offensichtlichen Schwierigkeiten, die eine authentische Nachfolge Jesu mit sich bringt, fürchten. Wie Maria müssen wir unsere Furcht durch bereitwillige Annahme des Willen Gottes mit Glauben und Liebe überwinden. In dem Maß, wie unser Vertrauen auf Gott zunimmt, nimmt unsere Angst ab. In dem Maß, wie unsere Liebe zunimmt, verschwindet auch unsere Angst. Wovor fürchte ich mich in meiner Beziehung zu Gott? Gebe ich meine Angst auf, indem ich ganz auf Gott vertraue? 3. Mir geschehe, wie du gesagt. Es ist wirklich unglaublich, dass die Erlösung des Menschengeschlechts von der freien Antwort Marias abhängt. Marias „Ja“ zu Gott zeigt uns die Stärke und Erhabenheit der persönlichen Wahl. Es wirft auch ein Licht auf die große Bedeutung unseres eigenen persönlichen „Ja“ zu Gott im Hinblick auf seinen Plan für unser Leben. Marias von Liebe und Glauben erfüllte Einwilligung in einen Plan, den sie nicht ganz verstand, wird zum Vorbild für unser tägliches „Ja“ zum göttlichen Willen, wie er sich in unserem Leben täglich offenbart. Gespräch mit Christus: Herr, durch diese Betrachtung ist mir deutlich geworden, dass du derjenige bist, der mein Leben und das der ganzen Menschheit führt. Ich will daran denken, dass du für mich immer das Beste willst, selbst wenn das schmerzt, aber auch reinigend ist. Darum brauche ich mich nicht zu fürchten. Ich glaube und vertraue auf dich, Herr, und bitte dich, meinen Glauben, meine Hoffnung und meine Liebe zu vermehren. Vorsatz: Ich will heute, wie Maria, Gottes Willen in festem Glauben und Liebe bereitwillig annehmen.
Etwas einhalten oder aufheben 26. März 2014
Mittwoch der dritten Woche in der Fastenzeit Hl. Luitger von Münster, Bischof Hl. Larissa, Märtyrerin
Mt 5,17-19 Jesus sagte zu seinen Jüngern: Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen. Amen, das sage ich euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird auch nicht der kleinste Buchstabe des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist. Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich. Einführendes Gebet: Herr, ich möchte dir in dieser Fastenzeit ganz nahe sein. Ich weiß, dass ich dein Geschöpf bin und möchte dir gerne Lob und Preis darbringen. Ich will alles zu deiner Ehre tun, indem ich deine Lehren befolge. Ich brauche deine Hilfe, um die Wahrheit deiner Lehren deutlich zu erkennen und dich dafür zu lieben. Hier bin ich, Herr, und sehne mich allein nach dir. Ich weiß, dass du mich nicht mit leeren Händen wegschicken wirst. Bitte: Herr, lehre mich, was es heißt, das Gesetz zu erfüllen. 1. Die Fülle des Gesetzes. Es gibt zwei Wege, das Gesetz zu erfüllen: indem wir alles tun, was dieses verlangt, oder indem wir das ergänzen, was noch fehlt. Jesus ergänzt das Gesetz des Alten Testaments mit dem neuen Gesetz der Liebe – einander zu lieben, wie er uns geliebt hat. Jesus erfüllt das Gesetz nicht nur, indem er jede einzelne Vorschrift einhält, sondern indem er aufzeigt, worin der Sinn und Zweck dieser Vorschriften besteht: Gott über alles zu lieben. Wenn wir uns also in allem um die Liebe zu Gott bemühen, erfüllen wir alle Gesetze. 2. Im neuen Gesetz ist alles enthalten. Das Gesetz der Liebe reicht bis an die Enden der Erde. Es gibt nichts Geschaffenes im Universum, das außerhalb dieses Gesetzes der Liebe ist, das Jesus uns durch seine Menschwerdung gelehrt hat. Es gibt kein Wesen, nicht einmal das Kleinste, das nicht in die Forderungen dieses Gesetzes eingeschlossen ist. Wenn Jesus das Bild vom „kleinsten Buchstaben“ gebraucht, will er uns die Lückenlosigkeit dieses Gesetzes zeigen. Die Liebe und ihre Forderungen reichen bis zu den entferntesten Enden des Universums, zu den kleinsten Geschöpfen und zum Ende der Zeit. Kann man in meinem Herzen und in meinen Handlungen die Überzeugung erkennen, dass das Gesetz der Liebe zu erfüllen von mir verlangt, alle Menschen zu lieben, nicht nur meine Familie, Freunde und jene, die mir wohlgesonnen sind? 3. Nach Vollkommenheit streben. Die Gebote des alten Gesetzes, wie sie in den Zehn Geboten ausgedrückt werden (z.B. „Du sollst nicht töten“; „Du sollst nicht die Ehe brechen“; usw.) sind schwerwiegende Übertretungen, aber leicht zu definieren, weil sie sich auf externe Handlungen beziehen. Christi Gebote (z.B. keinen Ärger zu zeigen; in seinem Herzen zu begehren; unseren Feinden zu vergeben; usw.) sind feinsinniger ausgedrückt und aus diesem Grund auch schwerer einzuhalten. Einen Menschen, der diese Gebote mit der rechten Einstellung und auf besonnene und hingebungsvolle Weise lebt, kann man zu Recht groß nennen. Wer die Liebe als Beweggrund seines Handelns hat, gewinnt nicht nur den Himmel, sondern erlangt dort einen größeren Anteil an Gottes Glück und Herrlichkeit. Gespräch mit Christus: Herr, ich danke dir für diese Zeit des Gebets. Hilf mir, mich nicht nur mit der Erfüllung den minimalsten Forderungen meines Glaubens zufrieden zu geben. Hilf mir, mich nicht damit zufrieden zu geben, schwere Sünden zu vermeiden. Hilf mir, das Gesetz der Nächstenliebe ganz zu leben. Ich möchte, dass diese Fastenzeit eine Zeit sei, in der ich in der Liebe wachse. Vorsatz: Wenn ich die Kirchengebote einhalte, will ich darüber nachdenken, wie sie sich in das größere Gesetz der Liebe einfügen.
Jesus oder Satan 27. März 2014
Donnerstag der dritten Woche in der Fastenzeit Hl. Heimo von Halberstadt OSB, Bischof
Lk 11,14-23 Jesus trieb einen Dämon aus, der stumm war. Als der Dämon den Stummen verlassen hatte, konnte der Mann reden. Alle Leute staunten. Einige von ihnen aber sagten: Mit Hilfe von Beelzebub, dem Anführer der Dämonen, treibt er die Dämonen aus. Andere wollten ihn auf die Probe stellen und forderten von ihm ein Zeichen vom Himmel. Doch er wusste, was sie dachten, und sagte zu ihnen: Jedes Reich, das in sich gespalten ist, wird veröden und ein Haus ums andere stürzt ein. Wenn also der Satan mit sich selbst im Streit liegt, wie kann sein Reich dann Bestand haben? Ihr sagt doch, dass ich die Dämonen mit Hilfe von Beelzebub austreibe. Wenn ich die Dämonen durch Beelzebub austreibe, durch wen treiben dann eure Anhänger sie aus? Sie selbst also sprechen euch das Urteil. Wenn ich aber die Dämonen durch den Finger Gottes austreibe, dann ist doch das Reich Gottes schon zu euch gekommen. Solange ein bewaffneter starker Mann seinen Hof bewacht, ist sein Besitz sicher; wenn ihn aber ein Stärkerer angreift und besiegt, dann nimmt ihm der Stärkere all seine Waffen weg, auf die er sich verlassen hat, und verteilt die Beute. Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich; wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut. Einführendes Gebet: Herr Jesus, in dieser Zeit der Vorbereitung auf Ostern wende ich mich im Gebet an dich. Ich möchte dich mit den Augen des Glaubens sehen. Ich möchte die Erlösung, die du mir schenken möchtest, mit einem demütigen Herzen willkommen heißen und annehmen. Jetzt, in dieser Zeit des Gebets, möchte ich dir alles anvertrauen, damit deine Liebe und Wahrheit mein Leben lenken. Bitte: Herr, hilf mir deine Wahrhaftigkeit mit einem geradlinigen Glauben anzunehmen. 1. Alles zur Ehre Gottes. Als Christus dieses einfache Wunder wirkt, sind die Leute erstaunt. Sie sind erstaunt darüber, was Christus getan hat, aber sicherlich waren sie auch erstaunt über das, was der Stumme sagte. Wir wissen nicht, was er sagte, aber es ist wahrscheinlich, dass es Worte waren, die Gott in Dankbarkeit für sein Wunder ehrten. Christus schenkt dem Stummen die Freiheit zurück, indem er die Zunge des Stummen löst. So bewirkt er, dass die Schöpfung und das Geschöpf seinen Schöpfer wieder loben kann. Wenn Jesus den Stummen von Satan befreit – der nicht will, dass Gott verehrt wird, und der die Menschheit in den Ketten der Sünde halten will -, bewirkt er, dass Gott verehrt werden kann. Strebe ich in meinem Leben danach, Gott für die Wunder seiner Schöpfung und für alles Gute, das er für mich getan hat, zu verehren? 2. Wahrheit oder Lüge. Jesu Gegner konnten das Wunder, das er gerade vollbracht hatte, nicht bestreiten, aber anstatt seine Macht, böse Geister auszutreiben, anzuerkennen, kamen sie mit der Anklage, dass es Beelzebub sei, der das Wunder vollbracht habe. Ihr Neid nimmt ihnen ihren gesunden Menschenverstand. Neid versucht immer einen Weg um die Wahrheit herum zu finden. Er fordert ein Zeichen oder bringt eine falsche Anklage auf. Jesus kontert die fehlgeleitete Vernunft des Neids mit einfacher direkter Logik: „ Jedes Reich, das in sich gespalten ist, wird veröden und ein Haus ums andere stürzt ein.“ Es kann nicht sein, dass es die Macht Beelzebubs ist, mit der er die Dämonen austreibt, weil das bedeuten würde, dass Beelzebub seine eigenen Dämonen austreiben würde. Hilft mir mein eigener Glaube zwischen Lügen, die ich höre, und der Wahrheit zu unterscheiden? 3. Jesus fordert Satans Herrschaft heraus. Der starke Mann, von dem Jesus spricht, ist der Teufel. Er hat die Menschheit seit Adams und Evas Fall unter Kontrolle. Er musste sich bislang um nichts Sorgen machen, weil er der starke Mann war, der seinen Preis der gefallenen menschlichen Natur in alle Richtungen verteidigen konnte. Aber Jesus ist stärker, und er ist gekommen, um den Teufel anzugreifen und von ihm zurückzugewinnen, was er genommen hat. Er nimmt seine Waffen des Bösen, des Hasses, der Wut, der Lust und des Egoismus weg. Er erlöst die Menschheit von den Fesseln des Bösen. Kann ich wirklich sagen, dass ich mein ganzes Vertrauen, meinen Glauben auf Gott setze, und dass er wirklich das Gute hervorbringt trotz der natürlichen Übel oder der schlechten Absichten und Handlungen anderer, eingeschlossen die des Teufels selbst? Gespräch mit Christus: Herr, hilf mir deine Wunder in meinem Leben anzunehmen, damit mein Leben dir in meinen Gedanken, Worten und Werken Ehre verleiht. Lass mich nicht blind für die Macht deiner Liebe in der Welt sein. Ich weiß, dass du stärker als Satan bist. Ich möchte in deinem Lager sein. Ich möchte durch die Allmacht deiner Liebe von den Fesseln der Sünde befreit werden. Vorsatz: Wenn ich einer Versuchung gegenüberstehe, werde ich mir ins Bewusstsein rufen, dass Jesus stärker ist als der Satan und mir die Kraft geben kann, der Versuchung zu widerstehen.
Diskussion mit Schriftgelehrten 28. März 2014
Freitag der dritten Woche in der Fastenzeit Hl. Guntram
Mk 12,28-34 Einer der Schriftgelehrten kam zu Jesus und fragte ihn: Welches Gebot ist das erste von allen? Jesus antwortete: Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft. Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden. Da sagte der Schriftgelehrte zu ihm: Sehr gut, Meister! Ganz richtig hast du gesagt: Er allein ist der Herr, und es gibt keinen anderen außer ihm, und ihn mit ganzem Herzen, ganzem Verstand und ganzer Kraft zu lieben und den Nächsten zu lieben wie sich selbst, ist weit mehr als alle Brandopfer und anderen Opfer. Jesus sah, dass er mit Verständnis geantwortet hatte, und sagte zu ihm: Du bist nicht fern vom Reich Gottes. Und keiner wagte mehr, Jesus eine Frage zu stellen. Einführendes Gebet: Herr, während ich mich in dieser Fastenzeit darauf vorbereite, das große Geheimnis deiner Auferstehung zu feiern, komme ich im Gebet vor dich, damit du mich formen und leiten kannst. Ich sehne mich danach, dass die Sündhaftigkeit meines Lebens verbrannt wird, damit ich dich mit einem reinen und reuevollen Herz verherrlichen kann. Du kennst meine Sünden. Du kennst meinen Stolz und mein Verhaftetsein in Äußerlichkeiten. Ich halte dir heute mein Gebet als kleinen Liebesbeweis hin. Meine Hoffnung besteht darin, dass du mich lehrst, von meinem geringen Anfang zu lieben hin zu einer Liebe mit einem großmütigen Herzen zu gelangen. Bitte: Herr, lehre mich, dich mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele, mit all meinen Gedanken und all meiner Kraft zu lieben. 1. Eine korrekte Hierarchie der Gesetze. Die Frage nach dem ersten Gebot wurde von den Schriftgelehrten und Pharisäern viel diskutiert. Der Mensch hat die Sehnsucht, zu wissen, was an erster Stelle steht und was an zweiter: die Fähigkeit, die Dinge zu ordnen. Wir fühlen uns oft hingezogen zu dem Versprechen dieses oder jenes Guru hinsichtlich des einen Geheimnisses, das uns glücklich, gesund oder erfolgreich im Beruf machen wird. So will auch unsere natürliche Neugierde wissen, was das erste Gebot ist, was wir vor allem befolgen müssen. Wir möchten sagen: „Sag mir schlicht und einfach, was ich tun muss, und ich werde es tun.“ Hier legt uns Jesus schlicht und einfach dar, wie wir unser Leben führen müssen: Gott lieben mit allem, was wir sind, und unseren Nächsten lieben wie uns selbst. Findet sein Gebot in meinem Herzen und meinen Taten Widerhall? 2. Liebe geht über Formalitäten hinaus. Der Schriftgelehrte kommentiert, dass diese Gebote größer sind als alle Brandopfer und anderen Opfer. Ein Opfer oder Brandopfer ohne Liebe ist leer. Allein die Liebe zu Gott und unseren Nächsten gibt unseren Opfern, Prüfungen und guten Werken ihren Wert. Die Liebe ist das Herzstück unserer Vollkommenheit, und wenn wir uns an dieses größte der Gebote halten – Gott mit ganzem Herzen, ganzem Verstand und ganzer Kraft zu lieben – werden alle geringeren Dinge im Leben auf ihren Platz verwiesen. Bezeugt mein Leben diese Hierarchie der Werte? Kommt wirklich das zuerst, was zuerst kommen sollte? Haben die zweit- und drittrangigen Dinge wirklich den richtigen Platz? Wenn nicht, was muss ich tun oder zustande bringen, um die richtige Ordnung herzustellen? 3. Sehnsucht nach der Erfahrung der Liebe Gottes. Jesus beglückwünscht den Schriftgelehrten zu seiner Verständigkeit und sagt ihm, dass er nicht weit vom Reich Gottes entfernt ist. Das gibt uns Gelegenheit, uns selbst zu fragen: „Wie weit bin ich vom Reich Gottes entfernt?” Das Wissen dieses Schriftgelehrten war nicht bloß Lehrwissen, denn wir erlangen das Reich Gottes nicht dadurch, dass wir eine gewisse Anzahl an Wahrheiten kennen. Es war vielmehr ein verinnerlichtes Kennen der Liebe – das praktische Wissen, wie man sein Herz, seine Seele, seinen Verstand und seine Kraft Gott übergibt. Besteht meine größte Priorität darin, dem Reich Gottes näher zu kommen? Was muss ich tun, um auf den richtigen Weg zu kommen oder dort zu bleiben? Habe ich unseren Herrn, demütig, vertrauensvoll und voll Eifer um die Gnade seiner Hilfe gebeten? Gespräch mit Christus: Herr, hilf mir, dein Gebot der Liebe in Erinnerung zu behalten und es mit all meiner Kraft zu leben. Ich möchte meinen Glauben nicht mit einer bloß verstandesmäßigen Kenntnis deiner Gebote leben; ich möchte ihn mit einer tiefen innerlichen Kenntnis leben, die Früchte wahrer Heiligkeit hervorbringt. Vorsatz: Vor jeder Aktivität dieses Tages werde ich innehalten und mich fragen, wie ich sie mit Liebe füllen kann.
In den Abgrund unserer Unwürdigkeit 29.März 2014
Samstag der dritten Woche in der Fastenzeit Hl. Helmut, Bischof
Lk 18,9-14 Einigen, die von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt waren und die anderen verachteten, erzählte Jesus dieses Beispiel: Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stellte sich hin und sprach leise dieses Gebet: Gott, ich danke dir, dass ich nicht wie die anderen Menschen bin, die Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner dort. Ich faste zweimal in der Woche und gebe dem Tempel den zehnten Teil meines ganzen Einkommens. Der Zöllner aber blieb ganz hinten stehen und wagte nicht einmal, seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug sich an die Brust und betete: Gott, sei mir Sünder gnädig! Ich sage euch: Dieser kehrte als Gerechter nach Hause zurück, der andere nicht. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden. Einführendes Gebet: Herr, ich glaube an dich. Ich glaube, dass du mich erschaffen und von der Sünde befreit hast. Ich glaube, dass alles, was gut ist in meinem Leben, von dir kommt: meine Existenz, mein Glaube, meine Erziehung, und die Tugenden, die ich habe. Ich komme heute im Gebet zu dir, um mein Leben vor dich zu bringen. Ich weiß, dass du die Quelle alles Guten in mir bist. So oft überlege ich, ob ich wirklich weiß, wie man betet. Ich überlege, wie fruchtbar mein Gebet ist. Angesichts meines Elends biete ich dir das Eine an, das ich wirklich habe: meine Demut vor deiner majestätischen Größe. Bitte: Herr, hilf mir, demütig zu sein, wenn ich mich dir im Gebet nähere. 1. Parallele Monologe, keine Konversation. Der Pharisäer ging in den Tempel, um zu beten. Wir können annehmen, dass es seine Absicht war, mit Gott zu reden. Als er hier im Tempel stand, glaubte er zu beten: Er war am richtigen Ort, er wandte sich in die richtige Richtung, er schien das Richtige zu tun. Aber sein Gebet war verzerrt. Tatsächlich war es gar kein Gebet; es war ein selbstgerechtes Gespräch. Wenn ein Freund ihn am nächsten Tag gefragt hätte, ob er seine Gebete gesprochen hätte, hätte er „Ja“ gesagt. Ist mein eigenes Gebet manchmal ein falsches Gebet wie das des Pharisäers? Meine ich, dass ich bete, weil ich alle richtigen Dinge tue, aber in Wirklichkeit gar nicht bete, sondern mich nur selbst rechtfertige? 2. Ein Minimum an Offenbarung genügt nicht. Der arme Pharisäer wird in diesem Gleichnis als der „Bösewicht“ dargestellt. Aber in Wahrheit ist er nach außen keine böse Person. Er begeht keine schweren Sünden. Er ist ehrlich, seiner Ehefrau treu, großzügig beim Geben. Aber sein Stolz blendet ihn, sodass er keine tiefere Beziehung mit Gott erlangen kann. Er lebt seine Religion minimalistisch, indem er keine schweren Sünden begeht. Sein Gebet ist unfruchtbar. Ich muss mich selbst erforschen, um sicherzustellen, dass ich nicht dasselbe tue: zu denken, dass ich das Richtige tue, aber in Wahrheit nicht wirklich Gott suche, sondern mich selbst und so meinen Glauben nicht lebe. 3. Demut: Ein grundlegendes Element für das Gebet. Der Zöllner ist gerechtfertigt, nicht weil er alle richtigen Dinge getan hat, sondern weil er die Demut hat, seine eigene Sündhaftigkeit zu erkennen. Vielleicht hörte er, was der Pharisäer sagte, und es veranlasste ihn noch mehr, um Gottes Gnade zu bitten. Eines der wichtigsten Merkmale unseres Gebets ist, dass es demütig sein muss. Wenn wir beten, müssen wir uns Gott nähern, indem wir unsere Sünden und unsere Schwachheit erkennen und die Tatsache, dass wir von ihm all das Gute, was wir haben, empfangen haben. Dies ist es, was unser Gebet fruchtbar macht. Gott liebt ein demütiges, reuevolles Herz. Gespräch mit Christus: Lieber Herr, gib mir ein demütiges und reuevolles Herz. Du kennst mein Elend. Ich gebe dir das Elend meiner Sündhaftigkeit, damit du es reinigen kannst und damit machen kannst, was du willst. Ich möchte im Leben nicht nur die großen Sünden vermeiden. Ich möchte eine tiefe und innige Beziehung zu dir haben, die auf einer wirklichen Demut gründet. Vorsatz: Ich werde zu Beginn jedes Gebetes einen Akt der Demut üben.
|
|