Tägliche Meditationen

Tägliche Meditationen

Sonntag 16. Juni 2013 bis Samstag 22. Juni 2013

Elfte Woche im Jahreskreis

P. Walter Schu LC

Scham, Reue und VergebungSonntag
Etwas radikal NeuesMontag
Wir sind Brüder und Schwestern, alle Kinder unseres Himmlischen VatersDienstag
Die Gefahr der EitelkeitMittwoch
Die Schule des GebetsDonnerstag
Was ist mein tiefster Wunsch?Freitag
Nur ein HerrSamstag


Scham, Reue und Vergebung

16. Juni 2013

Elfter Sonntag im Jahreskreis

P. Walter Schu LC

Lk 7,36-8,3
Jesus ging in das Haus eines Pharisäers, der ihn zum Essen eingeladen hatte, und legte sich zu Tisch. Als nun eine Sünderin, die in der Stadt lebte, erfuhr, dass er im Haus des Pharisäers bei Tisch war, kam sie mit einem Alabastergefäß voll wohlriechendem Öl und trat von hinten an ihn heran. Dabei weinte sie und ihre Tränen fielen auf seine Füße. Sie trocknete seine Füße mit ihrem Haar, küsste sie und salbte sie mit dem Öl. Als der Pharisäer, der ihn eingeladen hatte, das sah, dachte er: Wenn er wirklich ein Prophet wäre, müsste er wissen, was das für eine Frau ist, von der er sich berühren lässt; er wüsste, dass sie eine Sünderin ist. Da wandte sich Jesus an ihn und sagte: Simon, ich möchte dir etwas sagen. Er erwiderte: Sprich, Meister! Jesus sagte: Ein Geldverleiher hatte zwei Schuldner; der eine war ihm fünfhundert Denare schuldig, der andere fünfzig. Als sie ihre Schulden nicht bezahlen konnten, erließ er sie beiden. Wer von ihnen wird ihn nun mehr lieben? Simon antwortete: Ich nehme an, der, dem er mehr erlassen hat. Jesus sagte zu ihm: Du hast recht. Dann wandte er sich der Frau zu und sagte zu Simon: Siehst du diese Frau? Als ich in dein Haus kam, hast du mir kein Wasser zum Waschen der Füße gegeben; sie aber hat ihre Tränen über meinen Füßen vergossen und sie mit ihrem Haar abgetrocknet. Du hast mir zur Begrüßung keinen Kuss gegeben; sie aber hat mir, seit ich hier bin, unaufhörlich die Füße geküsst. Du hast mir nicht das Haar mit Öl gesalbt; sie aber hat mir mit ihrem wohlriechenden Öl die Füße gesalbt. Deshalb sage ich dir: Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie mir so viel Liebe gezeigt hat. Wem aber nur wenig vergeben wird, der zeigt auch nur wenig Liebe. Dann sagte er zu ihr: Deine Sünden sind dir vergeben. Da dachten die anderen Gäste: Wer ist das, dass er sogar Sünden vergibt? Er aber sagte zu der Frau: Dein Glaube hat dir geholfen. Geh in Frieden!

In der folgenden Zeit wanderte er von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und verkündete das Evangelium vom Reich Gottes. Die Zwölf begleiteten ihn, außerdem einige Frauen, die er von bösen Geistern und von Krankheiten geheilt hatte: Maria Magdalene, aus der sieben Dämonen ausgefahren waren, Johanna, die Frau des Chuzas, eines Beamten des Herodes, Susanna und viele andere. Sie alle unterstützten Jesus und die Jünger mit dem, was sie besaßen.

Einführendes Gebet:  Herr, ich glaube an dich. Ich glaube, dass du mich liebst, dass du an meiner Seite bist und dass du mich an diesem Tag immer begleiten wirst. Ich vertraue auf dich, Herr, ich vertraue dir mehr als mir selbst, weil du unendlich gut und allmächtig bist. Ich liebe dich, Jesus. Ich liebe dich, weil du für mich am Kreuz gestorben bist, um mich zu retten.

Bitte: Herr, hilf mir, dass ich mich wirklich ganz bekehre.

1.  Scham, Reue und Liebe. Wie konnte die Frau, die eine Sünderin war – und welch große Sünderin – es wagen, in das Haus von Simon dem Pharisäer einzutreten, das mit unterschiedlichen Gästen gefüllt war. Zwei Dinge bewegten sie: Sie vertraute Jesus und sie war überwältigt von der Schuld ihrer Sünden. Sie kannte Jesus schon, wie er predigte und wie er andere Sünder behandelte, die wie sie unter einem tiefen seelischen Schmerz litten. All die Jahre ihrer Schuld, ihrer Selbstanklagen und ihrer Verzweiflung lösten sich nun unter einem Strom von Tränen, die die Füße Jesu wuschen – Tränen der Liebe und der vertrauensvollen Reue. In einer so schönen weiblichen Geste trocknet sie die Füße Jesu mit ihrem Haar und salbt sie mit dem kostbarsten Öl. Wer wird von dieser Szene nicht innerlich ergriffen? Wer hat noch nicht erfahren, wie Christus die eigenen armseligen Tränen der Reue, hervorgerufen durch ein Gewissen, das schwer beladen mit Sünden war, in aller Stille angenommen hat.

2. „Wenn dieser Mann ein Prophet wäre“. Simon der Pharisäer ist nicht bewegt. Er hält sich für gerecht vor Gott und den Menschen. Die Szene mit der Frau veranlasst ihn nur dazu, an Jesus zu zweifeln: „Wenn dieser Mann ein Prophet wäre…“ Echte Gerechtigkeit, sagt der heilige Gregor der Große, ist mitfühlend; falsche Gerechtigkeit aber reagiert entrüstet. Simon meint, dass er nicht der Vergebung bedarf. „Das, was einen Menschen von Gott trennt, ist Selbstgenügsamkeit…. Je besser ein Mensch ist, umso mehr erkennt er seine Sünde…. Man kann wirklich sagen, dass es die größte Sünde ist, wenn man sich keiner Sünde bewusst ist; das Erfahren von Hilfsbedürftigkeit aber wird die Tür zur Vergebung Gottes öffnen, denn Gott ist die Liebe, und der Liebe größter Ruhm ist es, gebraucht zu werden“ (The Gospel of Luke, William Barclay, S. 95). Die Liebe Christi begnügt sich nicht damit, die Sünderin zurückgewonnen zu haben. Er möchte auch Simon für sich gewinnen. Und so tadelt er ihn behutsam für seine mangelnde Gastfreundschaft und versucht ihm so klar zu machen, dass auch er der Vergebung Gottes bedarf.

3. Die Vergebung der Sünden. Nachdem er die Samen ausgesät hat, von denen er hofft, dass sie sowohl im Herzen Simons als auch bei dessen Gästen wachsen und Liebe hervorbringen werden, wendet Jesus sich wieder der Sünderin zu. Er spricht jene Worte aus, welche niemand außer ihm aussprechen kann, Worte, die sie von der niederdrückenden Last befreien, Worte, die ihrer Seele den Frieden schenken und ihre Tränen beenden, Worte, die ihr Leben für immer verändern und sie zu einer glühenden Jüngerin des Herrn machen: „Deine Sünden sind dir vergeben.“ Es folgen noch andere Worte, ebenso liebevoll und ermutigend, ebenso fähig, ein Leben zu verändern: „Dein Glaube hat dir geholfen; geh in Frieden.“ Mit welch neu gefundener Würde erhebt sich die Frau, sieht die perplexen und noch feindseligen Gesichter der Gäste, und verlässt still diese Gesellschaft! Haben auch wir schon auf diese Weise unsere Herzen und unser Gewissen von jenen Worten Christi durchdringen lassen, die wir jedes Mal, wenn wir das Sakrament der Versöhnung empfangen, hören: „Ich spreche dich los von deinen Sünden“? Hat sich dadurch unser Leben verändert, wie sich das Leben der Frau verändert hat?

Gespräch mit Christus: Ich danke dir, Herr, für die Güte deines Herzens, für deinen unstillbaren Wunsch, jede Seele zu erreichen und sie für dich zu gewinnen. Ich danke dir, dass ich meine Liebe und Reue in dieser Meditation vor dich hintragen darf.

Vorsatz:  Ich will heute einem Bekannten helfen, das Erbarmen Christi erfahren zu dürfen.


Etwas radikal Neues

17. Juni 2013

Montag der elften Woche im Jahreskreis
Hl. Euphemia OSB, Äbtissin

P. Walter Schu LC

Mt 5,38-42
Jesus sagte zu seinen Jüngern: Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Auge um Auge und Zahn um Zahn. Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin. Und wenn dich einer vor Gericht bringen will, um dir das Hemd wegzunehmen, dann lass ihm auch den Mantel. Und wenn dich einer zwingen will, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei mit ihm. Wer dich bittet, dem gib, und wer von dir borgen will, den weise nicht ab.

Einführendes Gebet:  Herr, es ist nicht leicht für meine gefallene Natur, diese Botschaft anzunehmen. Ich glaube aber an deine Worte und ich vertraue auf dich, weil du allein Worte des ewigen Lebens hast. Ich beginne jetzt diese Zeit des Gebetes und wende mich an dich als Hilfesuchender. Ich will in allem, was ich tue, allein dir gefallen.

Bitte: Herr, hilf mir, deinen Ruf, die andere Wange hinzuhalten, anzunehmen.

1.  Das Leitmotiv. Erkennen wir den roten Faden, der durch die Evangelien dieser Woche läuft? Etwas, das hervorsticht, ist die radikale Neuheit des Reiches Christi. Sein grundlegendes Prinzip ist ganz neu: eine Nächstenliebe, die lehrt, seine eigenen Feinde zu lieben (Montag und Dienstag). Das Prinzip ist neu in den Absichten, die unser ganzes Handeln motivieren sollen (Mittwoch). Es ist neu in der Art und Weise, wie wir zu unserem Vater im Himmel beten sollen (Donnerstag). Und schließlich ist es neu in der radikalen Aufforderung, die es an uns, die wir Christus nachfolgen, richtet: Sein Reich muss unser einziger Schatz sein (Freitag) und sein Reich zu suchen muss über allen anderen Dingen unseres Lebens stehen (Samstag). Welch großes Privileg ist es, zu der Aufgabe gerufen zu sein, dieses Reich aufrichten zu helfen! Welche Freude, welche Ehre, welcher Ruhm ist es, solch einem König anzugehören! Können die Leute an der Art, wie ich mein Leben führe, eine „Neuheit“, eine Frische erleben? Ist mein Leben in der neuen Lehre Christi verwurzelt?

2. Ein neuer Gesetzgeber. Wir befinden uns mitten in der Bergpredigt. Unser Herr spricht mit einer Autorität, die seine jüdischen Zuhörer erstaunen, ja sogar schockieren musste. Er nimmt die Vollmacht in Anspruch, das, was vom Gesetz des Mose und der Propheten – der absoluten Bezugsquelle der Autorität des jüdischen Glaubens – verkündet wurde, zu verändern. Erinnern wir uns daran, dass Gott dem Mose die Zehn Gebote übergeben hat, und dass die Propheten wirklich Gottes Wort verkündet haben. Wenn nun also Jesus sagt: „Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist…. Ich aber sage euch…,” dann gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder ist Christus verrückt, oder er ist wirklich der Sohn Gottes, der gekommen ist, „nicht um das Gesetz und die Propheten aufzuheben, sondern um sie zu erfüllen.“ Ich mag vielleicht glauben, dass er der Sohn Gottes ist. Nehme ich aber auch alle seine Lehren an?

3. Die andere Wange hinhalten. Man findet sicher nur schwer Worte, die noch radikaler als diese sind. Wer würde es wagen, sie auszusprechen, wenn nicht der Sohn Gottes selbst? Er wird sie ganz in seinem eigenen Leben leben und es so zulassen, dass er von bösen Menschen ans Kreuz genagelt wird. Ist es aber wirklich für uns, die wir ihm nachfolgen, die wir Christen sind, möglich, sie zu leben? Halten wir wirklich demjenigen, der uns schlägt, die andere Wange hin? Geben wir dem, der von uns unrechtmäßig viel verlangt, noch mehr, als er verlangt? Was könnte die Absicht sein, die hinter diesen Geboten Christi steckt, die uns scheinbar verwundbar und wehrlos machen? Letztlich ist es allein eine solche heroische Nächstenliebe, die in der Lage ist, schlechte Menschen für die Sache des Evangeliums zu gewinnen. Und das ist es, wonach Christus, unser Retter, sich so sehr sehnt. „Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen“ (1 Tim 2,3-4).

Gespräch mit Christus: Herr, ich sehne mich danach, ein Herz zu haben, das dem deinen immer mehr gleicht. Mach mein egoistisches Herz warm, damit ich in Liebe meine andere Wange hinhalte, wie du es von mir willst. Hilf mir, mich immer mehr dafür einzusetzen, dass alle Menschen gerettet werden und dich in ihrem Leben erkennen.

Vorsatz:  Ich will heute jemandem, mit dem ich mich schwer tue, einen Gefallen tun.


Wir sind alle Brüder und Schwestern, Kinder unseres Himmlischen Vaters

18. Juni 2013

Dienstag der elften Woche im Jahreskreis

P. Walter Schu LC

Mt 5,43-48
Jesus sagte zu seinen Jüngern: Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner? Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr damit Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden? Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist.

Einführendes Gebet:  Herr, es ist nicht leicht für meine gefallene Natur, diese Botschaft anzunehmen. Ich glaube aber an deine Worte und ich vertraue auf dich, weil allein du Worte des ewigen Lebens hast. Ich beginne jetzt diese Zeit des Gebetes und wende mich an dich als Hilfesuchender. Ich will in allem, was ich tue, allein dir gefallen.

Bitte: Herr, hilf mir, meine Feinde zu lieben und für die zu beten, die mich verfolgen.

1.  Wahre Liebe zu euren Feinden. Nirgendwo erkennen wir die radikale Neuheit der christlichen Ethik klarer, als in dem einfachen Satz Christi: „Liebt eure Feinde.“ Im Griechischen gibt es vier Wörter für „Liebe“. Storge bezieht sich auf die Liebe zwischen Eltern und Kindern. Eros beschreibt die Liebe als gegenseitiges Angezogensein von Mann und Frau. Philia ist die Liebe der Freundschaft. Schließlich ist agape die Liebe, die das Gute für den will, den man liebt. In seinem Buch Liebe und Verantwortung schreibt Karol Wojtyla, dass, wer einen anderen mit einer echten wohlwollenden Liebe liebt, Gott für ihn will, denn Gott ist das höchste Gut eines jeden Menschen. Und Christus verlangt gerade diese agape von allen, die ihm nachfolgen: „Betet für die, die euch verfolgen.“

2. Kinder eures Himmlischen Vaters. Warum bittet, ja verlangt Christus von uns eine solche radikale Form der Liebe? Weil Gott Vater auf diese Weise jeden seiner Söhne und Töchter liebt, ohne darauf zu achten, ob sie gut oder böse sind. „Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.“ Wie sehr würde sich die Welt um uns verändern, wenn die Menschen, mit denen wir zu tun haben, eine Liebe erfahren würden, die der Liebe des Vaters allen Erbarmens gleicht! Seine Liebe ist absolut selbstlos. Er liebt weiter und schenkt weiterhin seine Gaben, selbst wenn er dafür keine Liebe erhält. Christus ruft uns hier zu einem hohen und herausforderndem Ideal auf, aber dieses Ideal ist fähig, das Leben der anderen zu verändern. Welche Freude könnte größer sein, als wahre Söhne und Töchter unseres Himmlischen Vaters zu sein?

3. Die wahre Vollkommenheit durch Liebe. Warum besteht Christus immer wieder darauf, dass wir vollkommen sein sollen – und nicht nur menschlich vollkommen, sondern so vollkommen, wie unser Himmlischer Vater es ist? Er weiß, dass das der ursprüngliche Plan des Vaters für die Menschheit ist, am Beginn der Schöpfung. „Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie“ (Gen 1,27). Christus weiß sehr wohl, dass die Sünde das göttliche Abbild in uns verdunkelt hat, dass sein Ruf zur vollkommenen Nächstenliebe für unsere gefallene Menschennatur nicht möglich ist. Er weiß aber auch, dass durch die Kraft seines eigenen Todes und seiner Auferstehung, durch das neue Leben des Heiligen Geistes, den er senden wird, Gottes ursprünglicher Plan für die Menschheit wiederhergestellt wird. Es gibt keinen mächtigeren Grund zur Hoffnung, selbst mitten in unserem Versagen in der Nächstenliebe und in unserer menschlichen Schwäche.

Gespräch mit Christus: Ich danke dir, Herr, für deine radikale Botschaft, für die ständige Herausforderung, die sie an mich stellt und die mir niemals erlaubt, selbstgefällig oder selbstzufrieden zu werden. Hilf mir, die christliche Nächstenliebe besser zu bezeugen, damit die Welt an dich glaubt.

Vorsatz:  Ich will für jene beten, mit denen ich Schwierigkeiten habe und ihnen einen Akt der Nächstenliebe erweisen.


Die Gefahr der Eitelkeit

19. Juni 2013

Mittwoch der elften Woche im Jahreskreis
Hl. Romuald OSB

P. Walter Schu LC

Mt 6,1-6,16-18
Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zur Schau zu stellen; sonst habt ihr keinen Lohn von eurem Vater im Himmel zu erwarten. Wenn du Almosen gibst, lass es also nicht vor dir herposaunen, wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen tun, um von den Leuten gelobt zu werden. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut. Dein Almosen soll verborgen bleiben und dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.

Wenn ihr betet, macht es nicht wie die Heuchler. Sie stellen sich beim Gebet gern in die Synagogen und an die Straßenecken, damit sie von den Leuten gesehen werden. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Du aber geh in deine Kammer, wenn du betest, und schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.

Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler. Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Du aber salbe dein Haar, wenn du fastest, und wasche dein Gesicht, damit die Leute nicht merken, dass du fastest, sondern nur dein Vater, der auch das Verborgene sieht; und dein Vater, der das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.

Einführendes Gebet:  Herr, ich glaube mit einem lebendigen Glauben an dich. Auch wenn ich so sehr zur Sünde und Schwachheit neige, vertraue ich auf dein Erbarmen. Ich möchte dir meine Liebe während dieser Meditation zeigen. Mein Lohn möge allein von dir kommen und nicht vom Beifall der Leute.

Bitte: Herr, hilf mir, die Reinheit der Absicht in meinem Leben immer mehr zu vervollkommnen.

1.  Wem wollt ihr gefallen? Im heutigen Evangelium präsentiert uns Christus eine schwierige Herausforderung aber auch einen großen Trost. Seine Lehre kann in einem einfachen Satz zusammengefasst werden: Tut alles, was ihr tut, vor Gott allein. Am Ende unseres Lebens wird allein das bestehen bleiben, was wir für Gott und für unsere Brüder und Schwestern getan haben. Alles andere, all unsere Eitelkeiten, unser Wunsch, geschätzt, beliebt oder wichtig zu sein, wird am letzten Tag wie Nebel im Sonnenlicht verschwinden. Die Herausforderung ist klar: Vor Gott mit absolut reiner Absicht handeln. Aber wo ist der Trost? Unser Himmlischer Vater „sieht das Verborgene.“ Was vielleicht von der Welt niemals bemerkt oder anerkannt oder geschätzt werden wird, wird eines Tages im Himmel belohnt werden.

2. Zwischen dir und Gott. Mutter Theresa bringt die Botschaft des heutigen Evangeliums in einem kurzen Gedicht zum Ausdruck, das den Titel „Es geschieht zwischen dir und Gott“ trägt: Die Menschen handeln oft unvernünftig, unlogisch und egoistisch. Vergib ihnen trotzdem. Wenn du freundlich bist, werfen sie dir vielleicht vor, dass du es aus egoistischen oder anderen hintergründigen Motiven tust. Sei trotzdem freundlich. Wenn du erfolgreich bist, wirst du manch falsche Freunde und manch echte Feinde gewinnen. Sei trotzdem erfolgreich. Wenn du ehrlich und offen bist, betrügen sie dich vielleicht. Sei trotzdem ehrlich und offen. Wenn du Jahre damit verbringst, aufzubauen, kann einer über Nacht alles zerstören. Bau trotzdem weiter. Wenn du Heiterkeit und Gelassenheit ausstrahlst, sind sie vielleicht eifersüchtig. Sei trotzdem glücklich. Das Gute, das du heute tust, vergessen sie vielleicht schon morgen. Tu trotzdem Gutes. Und wenn du der Welt das Beste gibst, das du hast, wird es vielleicht niemals genug sein. Gib der Welt trotzdem das Beste, das du hast. Warum? Weil letztendlich alles zwischen dir und Gott geschieht…. Es war ohnehin niemals zwischen dir und ihnen.

3. Unser ewiger Lohn. Christus betont dreimal, dass die Heuchler, die alles vor den anderen tun, ihren Lohn bereits erhalten haben. Eines Tages wird jeder von uns allein vor Christus stehen. Unser ewiges Los wird vom Ausgang dieses Augenblicks abhängen. Mögen wir zu unserem Kummer nicht entdecken müssen, dass unsere Hände leer sind, weil wir durch unser Tun im Geheimen den Beifall der Menschen gesucht haben. Wir wollen vielmehr unsere guten Taten im Verborgenen tun und unsere linke Hand nicht wissen lassen, was die Rechte gerade tut. Dann wird es uns unser Himmlischer Vater, „der das Verborgene sieht“, vergelten.

Gespräch mit Christus: Ich danke dir, Herr, weil du immer das Verborgene siehst, weil du immer bereit bist, das, was wir für dich tun, zu belohnen. Deine Worte und das Beispiel heiliger Männer und Frauen zeigen mir den rechten Weg. Ich will so leben, dass ich dich in der Ewigkeit schauen darf. Ich will allen nutzlosen Ehrgeiz und alle unnötigen Sorgen darüber, was andere über mein Tun denken, ablegen.

Vorsatz:  Ich will in den verschiedenen Tätigkeiten dieses Tages die Reinheit meiner Absicht erneuern und sie aus Liebe zu Christus tun und so dabei helfen, sein Reich auszubreiten.


Die Schule des Gebets

20. Juni 2013

Donnerstag der elften Woche im Jahreskreis
Adalbert von Magdeburg

P. Walter Schu LC

Mt 6,7-15
Jesus sagte zu seinen Jüngern: Wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden, die meinen, sie werden nur erhört, wenn sie viele Worte machen. Macht es nicht wie sie; denn euer Vater weiß, was ihr braucht, noch ehe ihr ihn bittet. So sollt ihr beten: Unser Vater im Himmel, dein Name werde geheiligt, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf der Erde. Gib uns heute das Brot, das wir brauchen. Und erlass uns unsere Schulden, wie auch wir sie unseren Schuldnern erlassen haben. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern rette uns vor dem Bösen. Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, dann wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, dann wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.

Einführendes Gebet:  Herr, ich glaube an dich. Ich glaube, dass du mich liebst, dass du an meiner Seite bist und dass du mich durch diesen Tag hindurch begleitest. Ich vertraue auf dich, Herr. Ich vertraue dir mehr als ich mir selbst vertraue, weil du unendlich gut und allmächtig bist. Ich liebe dich, Jesus. Ich liebe dich, weil du für mich am Kreuz gestorben bist, um mich zu retten.

Bitte: Herr, lehre mich beten.

1.  Absolutes Vertrauen in Gottes Vorsehung. „Euer Vater weiß, was ihr braucht, noch ehe ihr ihn bittet.“ Christi Worte sind eine unerschöpfliche Quelle des Trostes und der Hoffnung, weil sie uns ermutigen, uns immer im Gebet an den Vater zu wenden. „Bei der wahren Frömmigkeit kommt es nicht auf die Anzahl der Worte an, sondern auf die Häufigkeit und die Liebe, mit der sich ein Christ bei allen Begebenheiten seines Tages, seien sie nun groß oder klein, an Gott wendet“ (St. Matthew, The Navarre Bible, S. 72). Wenn aber unser Vater schon alle unsere Anliegen kennt, warum sollen wir sie dann im Gebet vor ihn hinbringen? Der heilige Augustinus versichert uns, dass, während wir beten, Gott unser Herz und unsere Seele formt, damit wir bereit sind, die guten Dinge, die er uns als Antwort auf unsere Gebete geben will, empfangen können.

2. Das vollkommene Gebet. Der heilige Augustinus sagt, dass das Vaterunser so vollkommen ist, dass es in wenigen Worten all das zusammenfasst, worum der Mensch bitten soll (vgl. Sermon, 56). „Die meisten sagen, dass es aus einer Anrufung und sieben Bitten besteht – drei haben mit dem Lob Gottes zu tun und vier mit den Nöten der Menschen“ (St. Matthew, The Navarre Bible, S. 72). Die ersten zwei Bitten, dass Gottes Name unter den Menschen geheiligt werde und dass sein Reich komme, sollten uns in der Tiefe unseres Herzens berühren. Wir sind gerufen, Apostel seines Reiches zu sein, die Liebe zu Christus unter den Menschen zu verbreiten. Unser apostolischer Eifer sollte immer wieder neu entfacht werden, wenn wir diese Worte des Vaterunsers aussprechen. Wenn wir bitten, dass der Wille Gottes geschehe, bedeutet das, dass wir unseren Willen dem seinen in all unseren Gedanken und Handlungen angleichen.

3. Unsere geistigen und menschlichen Nöte. „Unser tägliches Brot gib uns heute.“ Selbst wenn wir im Schweiße unseres Angesichts unser tägliches Brot durch unsere Arbeit verdienen, ist es dennoch ein Geschenk Gottes. Wir bitten nur um das, was wir jeden Tag brauchen. Auch die Kirchenväter sehen in dieser Bitte eine Bitte um die Eucharistie, dem Brot des Lebens. Wir bemühen uns, so zu leben, damit wir jeden Tag für den Empfang der Eucharistie würdig werden. Dann lehrt uns Christus, dass, wenn wir um Gottes Vergebung bitten, auch wir bereit sein müssen, den anderen so zu vergeben, wie auch uns von unserem Vater vergeben worden ist. Setze ich diese Lehre als ein Jünger Christi in meinem Leben ganz in die Tat um? Schließlich bitten wir darum, von der Versuchung, die unsere Kräfte übersteigt, befreit zu werden und vom Bösen erlöst zu werden – oder von dem Bösen. Der Vater ist viel mächtiger als jede Versuchung, die der Teufel uns schicken kann. Mit welcher Zuversicht und welchem Vertrauen bittet Christus uns, das Vaterunser zu beschließen!

Gespräch mit Christus: Ich danke dir, Herr, dass du mich lehrst, wie ich beten soll. Ich danke dir für die Zuversicht und das Vertrauen in unseren Vater, die deine Worte vermitteln. Hilf mir, dass die Worte deines Gebets immer auf meinen Lippen und in meinem Herzen sind.

Vorsatz:  Ich will das Vaterunser als ein Gespräch mit Gott zu verschiedenen Zeiten dieses Tages beten.


Was ist mein tiefster Wunsch?

21. Juni 2013

Freitag der elften Woche im Jahreskreis
Hl. Aloisius Gonzaga, SJ

P. Walter Schu LC

Mt 6,19-23
Sammelt euch nicht Schätze hier auf der Erde, wo Motte und Wurm sie zerstören und wo Diebe einbrechen und sie stehlen, sondern sammelt euch Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Wurm sie zerstören und keine Diebe einbrechen und sie stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz. Das Auge gibt dem Körper Licht. Wenn dein Auge gesund ist, dann wird dein ganzer Körper hell sein. Wenn aber dein Auge krank ist, dann wird dein ganzer Körper finster sein. Wenn nun das Licht in dir Finsternis ist, wie groß muss dann die Finsternis sein!

Einführendes Gebet:  Herr, ich glaube an dich. Ich glaube, dass du mich liebst, dass du an meiner Seite bist und dass du mich durch diesen Tag hindurch begleitest. Ich vertraue auf dich, Herr. Ich vertraue dir mehr als ich mir selbst vertraue, weil du unendlich gut und allmächtig bist. Ich liebe dich, Jesus. Ich liebe dich, weil du für mich am Kreuz gestorben bist, um mich zu retten.

Bitte: Herr, hilf mir zu entdecken, wo ich am meisten von dir gerufen bin, Schätze für den Himmel zu sammeln.

1.  Vergängliche oder ewige Schätze. Wer möchte nicht einen verborgenen Schatz entdecken? Das menschliche Herz ist für das Glück und die Sicherheit, die ein Schatz verspricht, gemacht und für die Freude, die er bringt. Hier taucht nun ein grundsätzliches Problem auf: Welcher Art von Schatz sollten wir unser Herz anvertrauen, unser innerstes Sein, unser eigentliches Ich? Christus warnt uns vor den falschen Schätzen, welche jeden Tag in unser Herz eindringen wollen – irdische Schätze von edler Kleidung, oder Besitz, oder Reichtum. Aber jeder dieser Schätze kann und wird uns weggenommen werden. In dem Augenblick, wo wir am meisten Hilfe brauchen, die Zeit unseres Übergangs in die Ewigkeit, wird uns unser materieller Besitz verraten. Ein Sprichwort bringt das gut zum Ausdruck: „Das letzte Hemd hat keine Taschen.“

2. Die tiefsten Sehnsüchte des Herzens. Christus bietet uns den einen Schatz an, der des menschlichen Herzens würdig ist, den Schatz, der uns nicht verraten wird, den einzigen Schatz, der uns durchs Grab hindurch und hinüber ins ewige Leben begleiten kann. Was ist das für ein Schatz? Es ist die Person Christi selbst und alle guten Taten, die wir für ihn tun. Für Christus allein zu leben, ihn über alles zu lieben, unser Leben hinzugeben, uns selbst ihm hinzugeben, darin besteht der einzige Schatz, der reich genug ist, um das menschliche Herz zu sättigen – der allein fähig ist, unsere tiefsten Sehnsüchte zu stillen. Allein dieser Schatz bleibt für die Ewigkeit und erfüllt uns mit einer Freude, die immer wieder beginnt, immer neu. „Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.“

3. Das Licht des Körpers. Christi Lehre über das Auge als Licht des Körpers ist vielleicht auf den ersten Blick unklar, und sogar ohne Bezug zur vorhergehenden Mahnung, Schätze für den Himmel zu sammeln. Ein zweiter Blick aber lässt einen inneren Bezug erkennen. Die Exegeten sehen im Auge die Absichten, die hinter den Handlungen liegen. Christus mahnt uns, alles, was wir tun und wie wir Ereignisse und andere sehen, mit der Einfachheit eines Kindes zu tun. Wenn wir Christus in den anderen sehen, wenn wir fähig sind, Gottes vorsehende Hand hinter allem, was in unserem Leben geschieht, zu sehen, wenn alles, was wir tun, aus Liebe zu Christus getan wird, dann wird unser ganzer Körper wirklich vom Licht überflutet.

Gespräch mit Christus: Ich danke dir, Herr, für die klare Botschaft deines Evangeliums. Ich danke dir, dass du mir zeigst, wie ich mein Leben im Hinblick auf die Ewigkeit leben soll. Ich danke dir, dass du der einzige Schatz bist, der allein die Sehnsüchte meines Herzens stillen kann.

Vorsatz:  Ich will heute alles aus Liebe zu Christus tun und mithelfen, sein Reich auszubreiten. Darum will ich mich bewusst anstrengen, Schätze für den Himmel zu sammeln.


Nur ein Herr

22. Juni 2013

Samstag der elften Woche im Jahreskreis
Hl. Thomas Morus

P. Walter Schu LC

Mt 6,24-34
Jesus sagte zu seinen Jüngern: Niemand kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon. Deswegen sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben und darum, dass ihr etwas zu essen habt, noch um euren Leib und darum, dass ihr etwas anzuziehen habt. Ist nicht das Leben wichtiger als die Nahrung und der Leib wichtiger als die Kleidung? Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie? Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Zeitspanne verlängern? Und was sorgt ihr euch um eure Kleidung? Lernt von den Lilien, die auf dem Feld wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen. Wenn aber Gott schon das Gras so prächtig kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen ins Feuer geworfen wird, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen! Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? Denn um all das geht es den Heiden. Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht. Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben. Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug eigene Plage.

Einführendes Gebet:  Herr, wenn ich diesen Tag beginne, vertraue ich auf deine unfehlbare Vorsehung. Du bist der tiefste Wunsch meines Herzens. In dieser Zeit des Gebetes will ich allein dir gefallen. Wenn ich vielleicht auch müde oder unbegeistert bin, wenn ich gerade Trockenheit erfahre, dann soll dies mein Gebet sein: Ich gebe dir alles, was ich bin und habe.

Bitte: Herr, hilf mir, tiefer auf die liebende Vorsehung unseres Himmlischen Vaters zu vertrauen.

1.  Warum sich sorgen? Was kann man noch zu den schönen Bildern hinzufügen, die Christus uns von der liebenden Vorsehung des Himmlischen Vaters gibt, damit wir tiefer auf sie vertrauen? Wir müssen bloß daran denken, wie Gott die Vögel des Himmels nährt und die Lilien des Feldes kleidet, und die Wirklichkeit dieser väterlichen Fürsorge für diese kurzlebigen Geschöpfe tief in unsere Seelen eindringen lassen. Um wie viel mehr wird er sich um uns kümmern, die wir das Krönungswerk seiner Hände sind, seine Söhne und Töchter, denen er seinen einzigen Sohn sendet, damit er für sie am Kreuz stirbt? Christus dringt zum wahren Grund unserer Ängste und Sorgen vor, der angstvollen Sorge, die unser Leben so schwer macht: Wir haben zu wenig Glauben. Wenig Glauben und noch weniger Vertrauen in die Güte des Himmlischen Vaters. Darum wollen wir ihm danken für seine Geduld und seiner väterlichen Güte erlauben, die Tiefen unseres Geistes zu durchdringen.

2. Das eine Notwendige im Blick behalten. Unsere Ängste und Sorgen über die materiellen Nöte unseres Alltags lassen uns das eine Notwendige aus den Augen verlieren: Das Streben nach der Heiligkeit, nach der Errichtung des Reiches Christi in unserem eigenen Leben und im Leben derer um uns herum. Wenn wir Christus erlauben würden, unsere Herzen mit der verzehrenden Leidenschaft für die Seelen zu entzünden, wie würde sich dann unser Leben ändern! Wir würden uns von dieser Sendung leiten lassen, immerzu von ihr angetrieben werden – und alle unsere früheren Ängste und Sorgen würden bedeutungslos werden. Dann könnten auch wir mit Christus ausrufen: „Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!“ (Lk 12,49)

3. Einfachheit des Herzens. Eine Tugend, die uns hilft, Gott mehr zu vertrauen und im apostolischen Eifer zu wachsen, ist die Einfachheit des Herzens. Wenn wir in der Einfachheit des Herzens wachsen, werden wir von Gott niemals eine Erklärung für unsere Berufung oder für unser Leiden verlangen. Dank der Einfachheit des Herzens werden wir in allem Gottes heiligen Willen erkennen, und alles, selbst der Schmerz, wird zu einer Quelle und einem Fluss des Friedens und der Freude. Dank der Einfachheit des Herzens werden wir fähig, die Menschen und ihr Elend zu verstehen und ihnen zu helfen. Dank der Einfachheit des Herzens werden wir niemals Hass, böse Wünsche, Groll oder andere böse Gedanken in unsere Herzen einziehen lassen. Alles wird uns Gott näher bringen.

Gespräch mit Christus: Herr, hilf mir, durch dieses Gebet in der Einfachheit des Herzens zu wachsen und zu erkennen, dass alles in meinem Leben aus deiner liebenden Hand hervorgeht.

Vorsatz:  Ich will meinen Geist des Glaubens erneuern, damit ich alles, was mir heute geschieht, als Teil der liebenden Vorsehung Gottes erkenne.