Tägliche Meditationen

Tägliche Meditationen

Sonntag 2. Juni 2013 bis Samstag 8. Juni 2013

Neunte Woche im Jahreskreis

P. David Daly LC, P. Edward McIlmail LC, P. Timothy Mulcahey LC

Herr, sprich nur ein Wort…Sonntag
ZahltagMontag
Eine FangfrageDienstag
Liebe deinen NächstenMittwoch
SelbsthingabeDonnerstag
Das liebende Herz eines HirtenFreitag
Selig ist die, die geglaubt hatSamstag


Herr, sprich nur ein Wort…

2. Juni 2013

Neunter Sonntag im Jahreskreis

P. David Daly LC

Lk 7,1-10
Als Jesus diese Rede vor dem Volk beendet hatte, ging er nach Kafarnaum hinein. Ein Hauptmann hatte einen Diener, der todkrank war und den er sehr schätzte. Als der Hauptmann von Jesus hörte, schickte er einige von den jüdischen Ältesten zu ihm mit der Bitte, zu kommen und seinen Diener zu retten. Sie gingen zu Jesus und baten ihn inständig. Sie sagten: Er verdient es, dass du seine Bitte erfüllst; denn er liebt unser Volk und hat uns die Synagoge gebaut. Da ging Jesus mit ihnen. Als er nicht mehr weit von dem Haus entfernt war, schickte der Hauptmann Freunde und ließ ihm sagen: Herr, bemüh dich nicht! Denn ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst. Deshalb habe ich mich auch nicht für würdig gehalten, selbst zu dir zu kommen. Sprich nur ein Wort, dann muss mein Diener gesund werden. Auch ich muss Befehlen gehorchen und ich habe selber Soldaten unter mir; sage ich nun zu einem: Geh!, so geht er, und zu einem andern: Komm!, so kommt er, und zu meinem Diener: Tu das!, so tut er es. Jesus war erstaunt über ihn, als er das hörte. Und er wandte sich um und sagte zu den Leuten, die ihm folgten: Ich sage euch: Nicht einmal in Israel habe ich einen solchen Glauben gefunden. Und als die Männer, die der Hauptmann geschickt hatte, in das Haus zurückkehrten, stellten sie fest, dass der Diener gesund war.

Einführendes Gebet:  Herr Jesus, ich glaube, dass du in diese Welt gekommen bist, um uns Sünder zu erlösen. Ich hoffe auf dich und deine Macht, die meine Seele durch deine Gnade von der Sündhaftigkeit zur Heiligkeit verwandeln kann. Herr, ich liebe dich und mein Herz verlangt, dich an die erste Stelle in meinem Leben zu setzen. Ich will dich lieben von ganzem Herzen, mit allen Gedanken, mit meiner Seele und meiner ganzen Kraft.

Bitte: Herr Jesus, gewähre mir das Geschenk eines tieferen Glaubens.

1.  Der Hauptmann. Häufig erkennen jene Menschen Gott am wenigsten, die er am meisten beschenkt hat. Aus diesem Grund bietet er das Geschenk des Glaubens auch anderen Männern und Frauen an, vor allem jenen, die ein einfaches und demütiges Herz haben. Der Hauptmann veranschaulicht diese Kraft der Gnade Gottes in unserem Leben. Wir sollten uns bemühen, einfach und demütig wie er zu sein und ebenso auf sein kraftvolles Wirken in unserem täglichen Leben zu vertrauen.

2. Herr, ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst.  Diese Worte offenbaren die Demut des Hauptmanns. Sie sollten ebenso unsere Demut und unseren Glauben an die Gegenwart Christi in der heiligen Eucharistie offenbaren, denn es sind die gleichen Worte, die wir in jeder heiligen Messe beten, bevor wir den Herrn in der heiligen Kommunion empfangen. Wenn wir das Allerheiligste empfangen, empfangen wir in Wahrheit Jesus Christus – seinen Leib, sein Blut, seine Seele und seine Gottheit. Unser Glaube ist der Schlüssel, um unsere Herzen für die heilig machende Gnade Christi zu öffnen.

3. Nicht einmal in Israel habe ich einen solchen Glauben gefunden. Wollen wir nicht, dass Jesus solche Worte zu uns sagt? Sind sie nicht viel besser als folgende andere Worte Christi: „Wird der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde (noch) Glauben vorfinden?“ (Lk 18,8). Christus fordert uns auf, eine sprudelnde Quelle des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe zu sein, so dass er, selbst wenn er nirgendwo mehr Glauben findet, durch unseren unsterblichen Glauben getröstet werden kann.

Gespräch mit Christus: Herr Jesus, ich möchte diese Worte des Hauptmanns nachsprechen. Ich glaube an dich und an deine Realpräsenz in der Eucharistie. Wenn mich Glaubenszweifel oder Schwäche im Glauben überkommen, will ich zu dir rufen: „Sprich nur ein Wort und ich werde gesund!“

Vorsatz:  Ich will mir vornehmen, heute diese Worte aus ganzem Herzen in der heiligen Messe beim Empfang der heiligen Eucharistie oder beim geistigen Kommunizieren zu beten.


Zahltag

3. Juni 2013

Montag der neunten Woche im Jahreskreis
Karl Lwanga und Gefährten, Märtyrer

P. Edward McIlmail LC

Mk 12,1-12
Jesus begann zu ihnen wieder in Form von Gleichnissen zu reden. Er sagte: Ein Mann legte einen Weinberg an, zog ringsherum einen Zaun, hob eine Kelter aus und baute einen Turm. Dann verpachtete er den Weinberg an Winzer und reiste in ein anderes Land. Als nun die Zeit dafür gekommen war, schickte er einen Knecht zu den Winzern, um bei ihnen seinen Anteil an den Früchten des Weinbergs holen zu lassen. Sie aber packten und prügelten ihn und jagten ihn mit leeren Händen fort. Darauf schickte er einen anderen Knecht zu ihnen; auch ihn misshandelten und beschimpften sie. Als er einen dritten schickte, brachten sie ihn um. Ähnlich ging es vielen anderen; die einen wurden geprügelt, die andern umgebracht. Schließlich blieb ihm nur noch einer: sein geliebter Sohn. Ihn sandte er als letzten zu ihnen, denn er dachte: Vor meinem Sohn werden sie Achtung haben. Die Winzer aber sagten zueinander: Das ist der Erbe. Auf, wir wollen ihn töten, dann gehört sein Erbgut uns. Und sie packten ihn und brachten ihn um und warfen ihn aus dem Weinberg hinaus. Was wird nun der Besitzer des Weinbergs tun? Er wird kommen und die Winzer töten und den Weinberg anderen geben. Habt ihr nicht das Schriftwort gelesen: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, er ist zum Eckstein geworden; das hat der Herr vollbracht, vor unseren Augen geschah dieses Wunder? Daraufhin hätten sie Jesus gern verhaften lassen; aber sie fürchteten die Menge. Denn sie hatten gemerkt, dass er mit diesem Gleichnis sie meinte. Da ließen sie ihn stehen und gingen weg.

Einführendes Gebet:  Herr, ich komme in Demut zu dir. Ich habe oft gesündigt und ich kenne meine Schwäche. Deine große Liebe jedoch sichert mir zu, dass ich durch deine Gnade auf dem Weg zur Heiligkeit bleiben kann.

Bitte: Herr, lass mich offen sein für dich und deine Botschaft.

1.  Tadel ertragen. Es schmerzt, wenn man getadelt wird. Ein öffentlicher Tadel ist noch peinlicher. Und für sein ganzes Leben getadelt zu werden – das schmerzt wirklich sehr! So müssen diese Führer des Volkes empfunden haben, die sich hier an Jesus gewandt hatten. Ohne Umschweife sagt ihnen unser Herr, dass sie im Unrecht sind. Sie sind im Unrecht in ihrer Selbstherrlichkeit, in ihrer engherzigen Auslegung der Heiligen Schrift und in ihren Ansichten, wie Gott in der Welt wirkt. All das machte sie unfähig, den Sohn Gottes zu erkennen, als er unter ihnen weilte. Wir würden gerne glauben, dass wir an ihrer Stelle anders gehandelt und Jesus nicht abgewiesen hätten. Aber können wir dessen so sicher sein? Sind wir nicht genauso wie die Ältesten und Schriftgelehrten zur Zeit Christi, wenn wir es ablehnen, auf seine Vertreter zu hören, den Bischof, den Pfarrer, einen rechtmäßigen Vorgesetzten oder jemanden, der etwas im Namen Christi zu sagen hat? Habe ich in letzter Zeit „Nein“ zu Christus gesagt?

2. Einen anderen Knecht. Gott gibt uns nicht gleich nach einem ergebnislosen Versuch auf. Er sendet uns oft eine ganze Reihe von Botschaftern in unser Leben, um uns näher an sich zu ziehen. Wo versäumen wir, die Zeichen zu erkennen, die uns Gott schickt? Es könnte etwas sein, das ein Kind zu uns sagt, eine Aussage in einer Predigt, eine E-Mail von einem Freund in Not – dies sind die normalen Mittel, mit denen uns Gott erreichen will. Die Propheten des Alten Bundes wurden vom Volk Gottes verworfen. Hat sich da viel geändert? Ist es möglich, dass ich meine Ohren vor einem Propheten verschließe?

3. Das ist der Erbe! Die Pächter des Weinberges scheinen nicht sehr klug zu sein. Sie ermorden den Sohn, um sich in Besitz seines Erbes zu bringen. Was für ein Vater würde sein Erbgut denen geben, die seinen Sohn umgebracht haben? Es ist widersinnig. Aber Sünde ist auch widersinnig. Wir weisen in unserem Leben Christus oft ab, und dann wundern wir uns, wenn unsere Gebete zum Vater scheinbar ungehört bleiben. Wie oft begleite ich mein Gebet mit einem Opfer oder mit einem Akt der Liebe?

Gespräch mit Christus: Herr, lass mich auch die Zumutungen und Herausforderungen meines Glaubens annehmen. Lass mich erkennen, dass es meine Würde als Christ verlangt, mich nicht mit dem Alltagstrott zufrieden zu geben, sondern dass ich ein meiner Taufe würdiges Leben führe.

Vorsatz:  Ich will ein Gesätz des Rosenkranzes für jemand in der Familie beten, der dem Glauben fernsteht.


Eine Fangfrage

4. Juni 2013

Dienstag der neunten Woche im Jahreskreis
Hl. Christa, Märtyrerin
Hl. Klothilde

P. Edward McIlmail LC

Mk 12,13-17
Einige Pharisäer und einige Anhänger des Herodes wurden zu Jesus geschickt, um ihn mit einer Frage in eine Falle zu locken. Sie kamen zu ihm und sagten: Meister, wir wissen, dass du immer die Wahrheit sagst und dabei auf niemand Rücksicht nimmst; denn du siehst nicht auf die Person, sondern lehrst wirklich den Weg Gottes. Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht? Sollen wir sie zahlen oder nicht zahlen? Er aber durchschaute ihre Heuchelei und sagte zu ihnen: Warum stellt ihr mir eine Falle? Bringt mir einen Denar, ich will ihn sehen. Man brachte ihm einen. Da fragte er sie: Wessen Bild und Aufschrift ist das? Sie antworteten ihm: Des Kaisers. Da sagte Jesus zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört! Und sie waren sehr erstaunt über ihn.

Einführendes Gebet:  Herr, ich komme in Demut zu dir. Ich habe oft gesündigt und ich kenne meine Schwäche. Deine große Liebe jedoch sichert mir zu, dass ich durch deine Gnade auf dem Weg zur Heiligkeit bleiben kann.

Bitte: Herr, hilf mir, bei einer wichtigen Angelegenheit die richtige Entscheidung zu treffen.

1.  Das Stellen der Falle. Die Pharisäer benutzen den alten Trick der Schmeichelei, um Jesus eine Falle zu stellen. Es ist ein oft benutzter Trick. Eine Schmeichelei kann uns dazu bringen, die Abwehr aufzugeben. „Sie sind eine gescheite Person, warum handeln sie nicht..?” Oder: „Sie sind so gute Eltern, sie haben ja bereits zwei Kinder. Sie glauben doch wirklich nicht an die Lehre der Kirche...?” Als Christ, der in der Welt lebt, muss man oft boshafte Menschen abwehren. Deshalb riet uns Jesus „klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben“ zu sein. (Mt 10,16) Um darin das rechte Maß zu finden, müssen wir für Gott allein leben. Ist es Christus, der mein Leben formt?

2. Auf der Lauer liegen. Die Pharisäer und Herodianer tragen Jesus ein Dilemma vor, das eigentlich keines ist. Sie stellen es als ein „entweder - oder” hin. Jesus soll entweder für oder gegen Rom Stellung beziehen. Es ist immer noch so: „entweder - oder”. Entweder wir müssen alternative Lebensweisen akzeptieren oder wir sind hoffnungslose Prinzipienreiter. Die Dinge sind aber in Wirklichkeit differenzierter. Der katholische Glaube ist oftmals ein „und”, wenn die Fragen im richtigen Kontext, im richtigen Zusammenhang gesehen werden. So geben wir dem Kaiser und Gott, was ihnen jeweils eigen ist. Und wie entscheiden wir, was wem gehört? Da wird die Sache oft kompliziert. Darum sind wir als Christen aufgerufen, unsere Talente, unseren Verstand, unser Gebetsleben zu entwickeln, damit wir die richtigen Entscheidungen treffen. Benutze ich meine Talente in rechter Weise? Entwickle ich meine Fähigkeiten und meinen Verstand, damit ich Gott besser dienen kann?

3. Die Falle ist erkannt, das Spiel ist vorbei. Die Antwort Jesu lässt seine Kritiker verstummen. Warum? Zum Teil deshalb, weil er ihre Fragen gleichsam postwendend an sie zurückstellt. Nun müssen sie entscheiden, was dem Kaiser gehört – und was Gott gehört. „Sie müssen sich entscheiden”, war eine Redewendung, die Karol Wojtyla als Beichtvater benutzte. Nichts kann uns so erschrecken wie Freiheit. Sie erschreckte die Zuhörer Jesu. Wie benutze ich meine eigene Freiheit? Wie benutze ich die Zeit, die Gott mir gegeben hat?

Gespräch mit Christus: Herr, hilf mir zu erkennen, dass du mich zur Freiheit berufen hast. Du respektierst die mir gegebene Freiheit, selbst dann, wenn ich sie missbrauche. Ich will sie aber nicht missbrauchen. Ich will in der Stunde des Letzten Gerichtes über ein gutes Leben Rechenschaft ablegen können.

Vorsatz:  Ich will heute eine Bibelstelle, ein paar Abschnitte aus dem Katechismus oder ein päpstliches Schreiben lesen, um mein Wissen über meinen Glauben zu vertiefen.


Liebe deinen Nächsten

5. Juni 2013

Mittwoch der neunten Woche im Jahreskreis
Hl. Bonifatius, Apostel der Deutschen
Meinwerk von Paderborn

P. Edward McIlmail LC

Mk 12,18-27
Von den Sadduzäern, die behaupten, es gebe keine Auferstehung, kamen einige zu Jesus und fragten ihn: Meister, Mose hat uns vorgeschrieben: Wenn ein Mann, der einen Bruder hat, stirbt und eine Frau hinterlässt, aber kein Kind, dann soll sein Bruder die Frau heiraten und seinem Bruder Nachkommen verschaffen. Es lebten einmal sieben Brüder. Der erste nahm sich eine Frau, und als er starb, hinterließ er keine Nachkommen. Da nahm sie der zweite; auch er starb, ohne Nachkommen zu hinterlassen, und ebenso der dritte. Keiner der sieben hatte Nachkommen. Als letzte von allen starb die Frau. Wessen Frau wird sie nun bei der Auferstehung sein? Alle sieben haben sie doch zur Frau gehabt. Jesus sagte zu ihnen: Ihr irrt euch, ihr kennt weder die Schrift noch die Macht Gottes. Wenn nämlich die Menschen von den Toten auferstehen, werden sie nicht mehr heiraten, sondern sie werden sein wie die Engel im Himmel. Dass aber die Toten auferstehen, habt ihr das nicht im Buch des Mose gelesen, in der Geschichte vom Dornbusch, in der Gott zu Mose spricht: Ich bin der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs? Er ist doch nicht ein Gott von Toten, sondern von Lebenden. Ihr irrt euch sehr.

Einführendes Gebet:  Herr, ich komme in Demut zu dir. Ich habe oft gesündigt und ich kenne meine Schwäche. Deine große Liebe jedoch sichert mir zu, dass ich durch deine Gnade auf dem Weg zur Heiligkeit bleiben kann.

Bitte: Herr, hilf mir, dich im Umgang mit meinen Nächsten nachzuahmen.

1.  Wenn wir nur die Macht Gottes verstehen könnten. Wir können uns so wie die Sadduzäer verhalten. Nicht, dass wir die Auferstehung von den Toten leugnen. Aber wir können so leben, als ob wir nicht an die Macht Gottes glaubten. Ein paar schlechte Nachrichten auf einmal können uns der Verzweiflung nahe bringen. Vielleicht fragen wir uns dann: „Warum bemühen wir uns überhaupt noch?” An allen Fronten scheint doch das Böse so mächtig und die Oberhand zu gewinnen. Familien werden zerstört. Die Pornographie ist weit verbreitet. Der Materialismus wuchert wild. Dennoch, der Allmächtige ist präsent, er regiert die Welt, wir müssen uns nur bemühen, das auch zu erkennen. „Das Böse hat nicht das letzte Wort”, sagte Papst Benedikt XVI. am 22. Dezember 2005. Wir Christen sind dazu berufen, Hoffnung und Freude auszustrahlen. Strahlt unser Leben diese Freude aus? Oder wenn nicht, warum nicht?

2. Die Heilige Schrift lesen. Das Studium der Heiligen Schrift ist sozusagen die „Seele der Theologie” sagt das Zweite Vatikanische Konzil (siehe Dei Verbum, 24). Im Endeffekt sagt der Herr zu den Sadduzäern: „Ihr kennt die Schrift nicht, und deshalb kennt ihr auch mich nicht. Ihr versteht meine Botschaft des Erbarmens nicht, meinen Aufruf zur Umkehr, meine Einladung, die verlorenen Schafe zu suchen.” So viele scheinbare Nachfolger Christi verbringen ihre Zeit damit, zu kritisieren: die Kirche, die Hierarchie, die Pfarrgemeinde und die Schule. Sie haben noch nicht begriffen, dass Christus sie dazu berufen hat, aufzubauen – und nicht abzureißen. Worin investiere ich täglich meine Kräfte? Darin, die Kirche und die Gemeinde aufzubauen? Oder darin, die Fehler ihrer Mitglieder zu bemängeln?

3. Wie die Engel im Himmel. Die Ehe ist wundervoll. Sie ist ein Sakrament und gewissermaßen ein Abbild des inneren Lebens der Heiligsten Dreifaltigkeit. Aber auch im besten Falle kann sie nur begrenztes Glück schenken. Ihr übergeordnetes Ziel ist es, die Ehepartner zum Himmel zu führen. Auf dieser Erde aber zu viel von dem Partner (oder überhaupt von anderen Menschen) zu erwarten, führt nur zu Enttäuschungen. Die Menschen haben Schwächen. Sie haben aber auch Stärken. Ist es nicht möglich, dass dieser Ehegatte, jenes Familienmitglied, dieser Kollege, Heilige sein könnten, trotz ihrer Fehler? Betrachten wir unsere Mitmenschen als mögliche Heilige? Ermutigen wir sie auf ihrem Weg?

Gespräch mit Christus: Herr, hilf mir die Größe in den Menschen zu erkennen, ihre guten Qualitäten, ihr Potential, Apostel zu sein. Lass mich erkennen, wie ich ihnen auf ihrem Weg zur Heiligkeit weiterhelfen kann.

Vorsatz:  Ich will heute jemandem für eine wirkliche Tugend, die er besitzt, ein Kompliment machen.


Selbsthingabe

6. Juni 2013

Donnerstag der neunten Woche im Jahreskreis
Hl. Norbert von Xanten, OPraem, Bischof

P. Edward McIlmail LC

Mk 12,28-34
Ein Schriftgelehrter ging zu Jesus hin und fragte ihn: Welches Gebot ist das erste von allen? Jesus antwortete: Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft. Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden. Da sagte der Schriftgelehrte zu ihm: Sehr gut, Meister! Ganz richtig hast du gesagt: Er allein ist der Herr, und es gibt keinen anderen außer ihm, und ihn mit ganzem Herzen, ganzem Verstand und ganzer Kraft zu lieben und den Nächsten zu lieben wie sich selbst, ist weit mehr als alle Brandopfer und anderen Opfer. Jesus sah, dass er mit Verständnis geantwortet hatte, und sagte zu ihm: Du bist nicht fern vom Reich Gottes. Und keiner wagte mehr, Jesus eine Frage zu stellen.

Einführendes Gebet:  Herr, ich komme in Demut zu dir. Ich habe oft gesündigt und ich kenne meine Schwäche. Deine große Liebe jedoch sichert mir zu, dass ich durch deine Gnade auf dem Weg zur Heiligkeit bleiben kann.

Bitte: Herr, hilf mir, so zu leben, wie du es uns im Neuen Testament offenbart hast.

1.  Über mich selbst hinauswachsen. Ein Schriftgelehrter stellt Jesus eine konkrete Frage. Er geht davon aus, dass es hier nur eine einfache Antwort gibt. Jesus geht aber über die einfache Antwort hinaus und verbindet die Liebe zu Gott mit der Liebe zum Nächsten. „Wer sagt, er sei im Licht, aber seinen Bruder hasst, ist noch in der Finsternis” (1 Joh 2,9). Das Christsein ist nicht nur eine Sache zwischen mir und Jesus; solch ein Glaube könnte zu Egozentrik und Flucht vor der Welt führen. Wir sind dazu berufen, Sauerteig für die Welt zu sein, Licht in die Finsternis zu bringen. Jesus braucht uns als seine Arme, Beine und Stimme in der Welt. Gebe ich mich damit zufrieden, meine Gebete zu beten und zur Heiligen Messe zu gehen, tue aber sonst kaum etwas? Vielleicht bittet mich Gott, in der Pfarrgemeinde aktiver zu sein? In der Schule? In der einen oder anderen Art von Apostolat?

2. Die Hingabe seiner selbst ist die größte Gabe. Der Schriftgelehrte spürt, dass Brandopfer nicht genug sind. Sie sind nur äußerlich. Wir können uns von Dingen (Geld, gebrauchte Kleider, alte Möbel) viel eher trennen, als von unserer wertvollen Zeit oder von unseren Meinungen. Wir schenken Sachen, aber nicht uns selbst. Lehne ich es ab, mehr von meiner Zeit für die Mitarbeit in der Kirche zu verwenden? Warum?

3. Angst vor Gottes Forderungen. Die Schriftgelehrten begriffen, dass Jesus die Anforderungen eines authentisch gelebten Glaubens hob. Ein Schaf oder eine Ziege aufzuopfern, genügte nicht mehr. Jesus wollte, dass sie sich selber schenkten, und das wurde ihnen unangenehm. Die Art des Opferns im Alten Testament wurde durch das Opfer des Neuen Testamentes abgelöst: die Selbsthingabe. Das ist es, was Jesus will; das ist es, was er selbst getan hat. Er brachte sich selbst am Kreuz dar, um uns zu zeigen, dass die Selbstliebe uns in die Irre führt. Fürchte ich mich davor, mich selbst zu verleugnen? Was erbittet Jesus von mir, das mir unangenehm ist?

Gespräch mit Christus: Herr, du weißt, es kostet mich etwas, auf meine eigenen Ansichten und meine Zeit zu verzichten. Hilf mir zu verstehen, dass dies vielleicht das bessere Opfer ist, das du von mir erwartest.

Vorsatz:  Ich will jemandem einen Gefallen tun, der mir persönlich etwas abverlangt.


Das liebende Herz eines Hirten

7. Juni 2013

Freitag der neunten Woche im Jahreskreis
Herz-Jesu-Fest

P. Timothy Mulcahey LC

Lk 15,3-7
Jesus erzählte ihnen ein Gleichnis und sagte: Wenn einer von euch hundert Schafe hat und eins davon verliert, lässt er dann nicht die neunundneunzig in der Steppe zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es findet? Und wenn er es gefunden hat, nimmt er es voll Freude auf die Schultern, und wenn er nach Hause kommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: Freut euch mit mir; ich habe mein Schaf wieder gefunden, das verloren war. Ich sage euch: Ebenso wird auch im Himmel mehr Freude herrschen über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben umzukehren.

Einführendes Gebet:  Lieber Herr Jesus, du wolltest mich mit einer menschlichen Liebe lieben. Du hast kein Opfer gescheut, um mich zu lieben. Auch wenn ich dich abgelehnt habe, hast du mich gesucht, um mich wieder zurück zu deiner Herde zu bringen. Gib mir ein liebendes Herz wie deines. Erfülle mich mit Eifer und brennender Liebe zu dir, zu allen Seelen und für alles, was du von mir willst. Hilf mir zu verstehen, dass du mir mein Leben geschenkt hast, um es für dich und die Seelen einzusetzen und dich zu lieben.

Bitte: Jesus, sanftmütig und demütig von Herzen, bilde unsere Herzen nach deinem Herzen!

1.  Das Herz eines wahren Hirten. Aus dem Herzen Jesu entströmt Liebe zu uns. Er kam in diese Welt, um uns so zu lieben, wie kein anderer es jemals könnte. Er geht uns weite Strecken hinterher, um uns zurück zu holen. Christus vergleicht sich mit einem Hirten, einem einfachen Arbeiter, der viele Opfer bringt und sich in den Dienst der Herde stellt. Ein Hirte kann das Leben seiner Herde wichtiger nehmen als sein eigenes. Christus, der gute Hirte, gibt sein Leben für seine Schafe. Keine Herde, egal wie groß und wertvoll sie auch sei, könnte jemals wertvoller als ein Hirte sein. Der Vater will aber, dass die Schafe in Sicherheit sind, dass es ihnen gut geht, dass sie wachsen und kräftig werden. Christus stirbt, um uns das Leben zu geben. Nichts macht den Hirten glücklicher, als sein Leben für die Schafe zu geben.

2. Er hat sein Zelt unter uns aufgeschlagen. Wir feiern heute unseren Hirten und seine Liebe zu uns. Er hat uns mit ewiger Liebe geliebt, die aus einem göttlichen Herzen, aber auch aus einem menschlichen Herzen wie dem unseren, fließt. Christus ist uns nahe wie ein Hirte. Er ist nicht fern und unnahbar geblieben, sondern er kam hinab in unsere „Wüste“, um uns zu retten, als wir verloren waren. Er hat nicht darauf bestanden, im Wohlstand zu leben, sondern er hat sein Zelt mitten unter der Herde aufgeschlagen und war damit zufrieden, als einer von uns zu leben. Das Fest des Heiligsten Herzen feiert diese göttliche Liebe, die Mensch geworden ist, um uns ganz nahe zu sein. Er ist wahrer Mensch und wahrer Gott. Er ist unser Bruder geworden.

3. Eine Verehrung der Liebe. Christus möchte jeden von uns auf seine Schulter nehmen und zurück zum Vater bringen. Er zwingt uns das nicht auf, aber er folgt uns, bis wir bereit sind, uns ihm zu überlassen. Unsere Verehrung des Heiligsten Herzen ist eine Verehrung der Liebe. Wir betrachten ein Herz, das die Welt so sehr geliebt hat, während es so wenig Liebe als Antwort bekommen hat, und wir möchten uns ihm immer mehr schenken. Wir sind traurig über die kalte und herzlose Antwort, die er für seine opferbereite Liebe erhält – am traurigsten aber über die schwache halbherzige Liebe jener, die dazu berufen sind, sich in Liebe ihm zu weihen. Christus lädt uns ein, ihm zu helfen, die verlorenen Schafe zurück zu bringen. Wir können sie rufen und sie wissen lassen, dass er auf der Suche nach ihnen ist. Vor allem können wir ihn trösten, indem wir ihm unsere Liebe schenken.

Gespräch mit Christus: Herr, du hast dein Herz für mich am Kreuz durchbohren lassen als ein Zeichen der Fülle deiner bedingungslosen Liebe. Hilf mir, niemals zuzulassen, dass dieses Opfer umsonst gewesen sei. Gieße meiner Seele eine tiefe und brennende Liebe ein, die es nicht zulässt, dass irgendeine Untreue oder Sünde meine Liebe zu dir schwächt. Erlaube mir, dir bei deiner Sendung zu helfen, die verlorenen Schafe zurück zu bringen. Mach mich zu einem Botschafter deiner Gnade und deiner Barmherzigkeit. Mögen andere deine Liebe kennenlernen, indem ich diese deine Liebe durch mich durchscheinen lasse.

Vorsatz:  Ich will ein verlorenes Schaf suchen und ihm Mut machen, zurück zu Christus zu kommen. Ich will wie Christus sein und die Geduld nicht verlieren, sondern dieser Seele liebevoll dabei helfen, den Weg zurück zur Herde zu finden.


Selig ist die, die geglaubt hat

8. Juni 2013

Samstag der neunten Woche im Jahreskreis
Unbeflecktes Herz Mariä

P. Timothy Mulcahey LC

Lk 2,41-51
Die Eltern Jesu gingen jedes Jahr zum Paschafest nach Jerusalem. Als er zwölf Jahre alt geworden war, zogen sie wieder hinauf, wie es dem Festbrauch entsprach. Nachdem die Festtage zu Ende waren, machten sie sich auf den Heimweg. Der junge Jesus aber blieb in Jerusalem, ohne dass seine Eltern es merkten. Sie meinten, er sei irgendwo in der Pilgergruppe, und reisten eine Tagesstrecke weit; dann suchten sie ihn bei den Verwandten und Bekannten. Als sie ihn nicht fanden, kehrten sie nach Jerusalem zurück und suchten ihn dort. Nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel; er saß mitten unter den Lehrern, hörte ihnen zu und stellte Fragen. Alle, die ihn hörten, waren erstaunt über sein Verständnis und über seine Antworten. Als seine Eltern ihn sahen, waren sie sehr betroffen und seine Mutter sagte zu ihm: Kind, wie konntest du uns das antun? Dein Vater und ich haben dich voll Angst gesucht. Da sagte er zu ihnen: Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört? Doch sie verstanden nicht, was er damit sagen wollte. Dann kehrte er mit ihnen nach Nazaret zurück und war ihnen gehorsam. Seine Mutter bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen.

Einführendes Gebet:  Liebste Mutter Maria, von deinem Beispiel der Liebe hat Christus, dein Sohn, zu lieben gelernt. Lehre mich zu lieben wie du. Unterweise mich in deinen Tugenden. Hilf mir, jede Gelegenheit zu nutzen, um in ihnen zu wachsen. Hilf mir, keine Gelegenheit, die das Leben mir schenkt, auszulassen, um zu lieben und in der Tugend voranzuschreiten. Ich möchte immer so lieben wie du.

Bitte: Maria, meine Mutter, hilf mir, dein treues Kind zu sein. Bring mich zu deinem Sohn.

1.  Von außen gesehen ist nicht alles klar. Maria hat das Herz einer Mutter, die das lieben möchte, was ihr Sohn liebt. Für Maria war der Weg nicht immer klar. Es gab viele Prüfungen und Schwierigkeiten. Trotzdem ist Maria entschlossen, ihrem Sohn zu folgen. Sie will ihm folgen und seine Sendung verstehen. Sie sorgt auf jede mögliche Weise für ihn – auch im Religiösen. Es gab viele Überraschungen für sie, als Christus heranwuchs und sich für seine Sendung vorbereitete. Sie hat niemals damit gerechnet: ihren Sohn drei Tage lang verloren zu haben, in so jungem Alter. Ihr Sohn wollte im Haus seines Vaters sein und sein Werk vorbereiten. Er liebte es dort zu sein und bereitete sich für den Tag vor, als er hinausziehen und das Werk in die Tat umsetzen würde, für das er gesandt worden war. Auch Maria bereitete sich für diesen Tag vor und Christus half ihr, dafür bereit zu sein.

2. Sie bewahrte all das in ihrem Herzen. Für Maria war es schwer, den vollen Sinn dieses Augenblicks zu begreifen. Sie war eine Frau des Gebets und der Betrachtung, und darum bewahrte sie alle diese Dinge in ihrem Herzen, wo sie sich daran erinnern, darüber nachdenken und sie mit anderen Ereignissen während ihrer Sendung vergleichen konnte. Was bedeutete all das? Worauf deutete es hin? Gottes Plan würde sich erst mit der Zeit zeigen und Maria würde dafür bereit sein. Es war nicht so sehr das Verstehen, das sie brauchte, sondern eher das Annehmen und die Treue, es zu erfüllen. Maria hatte ein betrachtendes Herz, das sich selbst mit der Sendung ihres Sohnes vereinen und identifizieren wollte. Sie wusste, dass sie ihren Teil zu dieser Sendung beitragen musste und dass sie sich dafür durch Gebet vorbereiten musste.

3. Nimm Marias Hand. Wir werden niemals die Absicht und den Sinn unseres Lebens begreifen, wenn wir nicht beten und betrachten, wie Maria es tat. Das braucht Zeit, Geduld und viel Einfachheit und Vertrauen. „Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ!“ ruft mit lauter Stimme ihre Base Elisabet, als Maria sie nach der Verkündigung durch den Engel Gabriel besuchte. Wir sind gesegnet, wenn wir glauben können. Es kann viel Zeit vergehen, bis wir Gottes Ratschluss für unser Leben in Erfüllung gehen sehen können. Wir müssen wie Maria sein und unserer Sendung treu bleiben, indem wir auf dem Weg gehen, der für uns gezeichnet worden ist. Es kann ein Weg sein, der nicht klar ist.Wir brauchen nicht alles wissen, was vor uns liegt – nur die Richtung, in die wir laufen müssen. Maria hat sich die Sendung ihres Sohnes mit ganzem Herzen ganz zu Eigen gemacht. Sie lädt auch uns ein, sie uns zu Eigen zu machen. Maria nimmt uns bei der Hand und führt uns sicher auf diesem unklaren, schwierigen und unbekannten Weg.

Gespräch mit Christus: Herr Jesus Christus, als du uns schon alles gegeben hast – dein Leben, deine Liebe, dein Leib und Blut in der Eucharistie – da hast du uns vom Kreuz herab deine Mutter gegeben. Ich danke dir für dieses große Geschenk. Ich möchte ihr treues Kind sein. Ich will alle ihre Tugenden nachahmen, besonders ihre Treue zu dir bis hin zum Kreuz und noch darüber hinaus. Schenk mir die Gnade, euch beide zu begleiten bis zum Fuß des Kreuzes. Ich möchte dir so nah und vollkommen folgen wie Maria es tat. Ich möchte dir allein gehören und nur deinen Willen tun.

Vorsatz:  Ich werde Maria bitten, in mir alle christlichen Tugenden zu formen durch das tägliche Beten des Rosenkranzes. Ich möchte ihr einen besonderen Besuch machen, indem ich diese Woche einen Ort aufsuche, wo eine Muttergottesstatue oder ein Muttergottesbild verehrt wird.