Tägliche Meditationen Sonntag 4. November 2012 bis Samstag 10. November 2012 Einunddreißigste Woche im Jahreskreis P. Michael Goodyear LC, P. Steven Reilly LC
Dem Reich Gottes nicht fern 4. November 2012 Einunddreißigster Sonntag im Jahreskreis P. Michael Goodyear LC MK 12,28b-34 Ein Schriftgelehrter hatte ihrem Streit zugehört; und da er bemerkt hatte, wie treffend Jesus ihnen antwortete, ging er zu ihm hin und fragte ihn: Welches Gebot ist das erste von allen? Jesus antwortete: Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft. Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden. Da sagte der Schriftgelehrte zu ihm: Sehr gut, Meister! Ganz richtig hast du gesagt: Er allein ist der Herr, und es gibt keinen anderen außer ihm, und ihn mit ganzem Herzen, ganzem Verstand und ganzer Kraft zu lieben und den Nächsten zu lieben wie sich selbst, ist weit mehr als alle Brandopfer und anderen Opfer. Jesus sah, dass er mit Verständnis geantwortet hatte, und sagte zu ihm: Du bist nicht fern vom Reich Gottes. Und keiner wagte mehr, Jesus eine Frage zu stellen. Einführendes Gebet: Jesus Christus, an wen kann ich mich täglich wenden, wenn nicht an dich? Eines Tages werde ich mich dir sogar endgültig zuwenden können, und dann wird es für die Ewigkeit sein. Wie überall, gibst du das Tempo vor, ergreifst die Initiative und bist der Handelnde. Du wendest dich mir zu und schaust zuerst auf mich, und ich für meinen Teil versuche täglich dir zu antworten und auf dich zu schauen. Ich möchte, dass dieses Gebet eine Übung für die endgültige Hinwendung zu dir ist. Amen. Bitte: Herr, lehre mich den Weg selbstloser Liebe. 1. Der Weg. Wir alle bewundern eine umfassende und treue Liebe. Bei dem Gespräch mit dem Schriftgelehrten im heutigen Evangelium wird uns diese Liebe beschrieben. Das ist das größte Gebot. Das ist der Schlüssel zu unserem Leben. Das ist das einfache, allumfassende Prinzip, nach dem wir leben sollten. Das ist darüber hinaus genau das, was in der heutigen Welt des „Startknopfdrückens“ verlangt wird. Wir wollen unser Leben vereinfachen. Christus macht uns die Landkarte unseres Lebens einfach. Wir sollten aus der Liebe für Gott heraus handeln und in diesem Bemühen unsere ganze Kraft, Herz, Seele und Sinn vereinen: Gott lieben. Machen wir uns unser Leben unnötig schwer? 2. Die Augen auf das Ziel richten! Jesus Christus lebte sein Leben als ein vollkommenes Beispiel dafür, wie wir leben sollen. Er zeigte uns eine uneingeschränkte Liebe. Er ist wahrhaftig aufrichtig! Er liebt seinen Vater von ganzem Herzen, ganzer Seele und Kraft. Wir sollten unsere Augen auf Christus als unser endgültiges Ziel gerichtet halten. Wir können ihn in seiner Liebe für den Vater nachahmen. Wie Romano Guardini es ausdrückte: „Das gesamte Leben unseres Herrn hat seinen Ursprung im Willen des Vaters. Aber es ist in seiner Weisheit, dass er wirklich er selber ist. Er ist darin er selber, dass er nicht seinen eigenen Willen sondern den Willen das Vaters tut, und so erfüllt er sein tiefstes und persönlichstes Prinzip seines Seins. Es gibt dafür ein Wort: Liebe!“ Könnte etwas einfacher als das sein? 3. Es ist nicht weit! Wenn wir ein Ziel erreichen wollen ist die gerade Linie der kürzeste Weg. Wenn wir Gott von ganzem Herzen, Seele, Verstand und Kraft lieben, dann begradigen wir die Bahn. Wenn wir anderen Dingen und Vorlieben anhängen, die zu unserer Liebe zu Gott in Konkurrenz stehen, die Gott aus unserem Leben hinausdrängen, die unsere Kräfte verstreuen, dann werden wir uns vom Reich Gottes entfernen. Können wir uns nicht ganz auf die Liebe zu Gott konzentrieren? Wenn uns das gelingt, dann wird uns jede E-Mail-Nachricht, jeder Telefonanruf, jede Mahlzeit, jede Sportveranstaltung, jede Erledigung, jede Geschäftsbesprechung, jede Schule, absolut alles, zum Reich Gottes führen und nicht davon fernhalten. Gespräch mit Christus: Herr, ich möchte ein zielgerichtetes Leben führen. Ich wurde für dich geschaffen, und mein Herz wird ruhelos sein, bis es in dir ruht. Lehre mich in der Liebe zu dir, lehre mich durch alles, was ich heute und während meines ganzen Lebens tue, bis ich dir mein Herz, meine Seele, meinen Verstand und meine Kraft für alle Ewigkeit übergebe. Vorsatz: Ich will an diesem Tag so oft wie möglich einen bewussten Akt der Liebe zu Gott setzen und ihm jeden Augenblick, Handlung und Gebet aufopfern.
Unsere Gästeliste 5. November 2012 Montag der einunddreißigsten Woche im Jahreskreis Sel. Bernhard Lichtenberg P. Steven Reilly LC Lk 14,12-14 Jesus kam in das Haus eines führenden Pharisäers zum Essen. Er sagte zu dem Gastgeber: Wenn du mittags oder abends ein Essen gibst, so lade nicht deine Freunde oder deine Brüder, deine Verwandten oder reiche Nachbarn ein; sonst laden auch sie dich ein, und damit ist dir wieder alles vergolten. Nein, wenn du ein Essen gibst, dann lade Arme, Krüppel, Lahme und Blinde ein. Du wirst selig sein, denn sie können es dir nicht vergelten; es wird dir vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten. Einführendes Gebet: Gott, danke für die Erlaubnis in deiner Gegenwart sein zu dürfen. Deine Liebe erweitert meine Seele. Ich sehne mich danach, dein Gesicht zu sehen. Mit diesem Gebet zeige ich mein Verlangen, ganz in deiner Nähe zu sein und unter deinem liebenden Blick zu entspannen. Möge meine Gegenwart hier ein Abbild meiner Liebe zu dir sein. Bitte: Herr, gib mir die Gnade, deine Interessen über meine eigenen zu stellen. 1. In göttlichen Kategorien denken. Einzigartig ist der Mensch, der nicht stets wenigstens mit einem Auge nach seinen eigenen Interessen schielt. Für viele geht es im Leben um Einfluss, und gute Taten sind eine Investition, die zukünftigen Profit bringen wird. In diesem Gleichnis lädt uns Jesus ein, nicht in menschlichen, sondern in göttlichen Kategorien zu denken. Gott erhält keinen persönlichen Gewinn dadurch, dass er uns seine unermessliche Liebe schenkt. Wir können ihm eben nichts geben, was er nicht schon hat. Sollten wir nicht vielleicht unsere Gästeliste erweitern? 2. Die Armen, die Krüppel, die Lahmen und die Blinden. Die selige Mutter Teresa lebte diese Stelle des Evangeliums in beispielhafter Weise. Es wird die Geschichte eines sterbenden Mannes erzählt, der auf der Straße liegend gefunden und zum Haus der Sterbenden der Barmherzigkeitsschwestern gebracht wurde. Sie gaben ihm eine Würde, die er nie gekannt hatte: „Ich habe mein ganzes Leben lang wie ein Hund gelebt. Aber jetzt werde ich wie ein Engel sterben.“ Manchmal haben auch wir die Gelegenheit, anderen in dringender Not zu helfen. Doch zumindest können wir, vielleicht gelegentlich jemandem helfen, der geistlich arm oder verkrüppelt ist. Vielleicht ist es derjenige, der immer schlechte Laune hat, oder der andere, der mal ein Gerücht über mich verbreitet hat. „Du wirst selig sein, denn sie können es dir nicht vergelten.“ 3. Eigennutz oder Auferstehung? Pater Joe sagte immer folgendes über das Priestertum: „Die Bezahlung ist schlecht, aber die Rente ist phantastisch.” Beim Eigennutz geht es darum, hier und jetzt etwas bezahlt zu bekommen. Wahre Liebe und Barmherzigkeit kann man nicht bezahlen. Nein, wir leben für die Ewigkeit. Bitten wir den Herrn, uns eine bessere Wahrnehmung des großen Bildes zu geben, um zu erkennen, dass diese unbezahlten guten Taten die Besten sind. Also, Eltern der Welt, fasst Mut! Eure Opfer werden wahrhaft belohnt werden „bei der Auferstehung der Gerechten.“ Gespräch mit Christus: Lieber Herr, wie oft denke ich: „Was habe ich denn davon?“ Hilf mir, meine Hand denen auszustrecken, die nicht zu meinem Umfeld gehören. Hilf mir zu sehen, dass du in jeder Seele bist, nicht nur in denen, die mich irgendwie zufrieden stellen. Vorsatz: Ich werde eine Tat der Nächstenliebe für jemanden vollbringen, der mich nicht mag.
Der Herr bittet um unsere Antwort 6. November 2012 Dienstag der einunddreißigsten Woche im Jahreskreis Hl. Leonard, Hl. Christine, Hl. Rudolf P. Steven Reilly LC Lk 14,15-24 Einer der Gäste sagte zu Jesus: Selig, wer im Reich Gottes am Mahl teilnehmen darf. Jesus sagte zu ihm: Ein Mann veranstaltete ein großes Festmahl und lud viele dazu ein. Als das Fest beginnen sollte, schickte er seinen Diener und ließ den Gästen, die er eingeladen hatte, sagen: Kommt, es steht alles bereit! Aber einer nach dem andern ließ sich entschuldigen. Der erste ließ ihm sagen: Ich habe einen Acker gekauft und muss jetzt gehen und ihn besichtigen. Bitte, entschuldige mich! Ein anderer sagte: Ich habe fünf Ochsengespanne gekauft und bin auf dem Weg, sie mir genauer anzusehen. Bitte, entschuldige mich! Wieder ein anderer sagte: Ich habe geheiratet und kann deshalb nicht kommen. Der Diener kehrte zurück und berichtete alles seinem Herrn. Da wurde der Herr zornig und sagte zu seinem Diener: Geh schnell auf die Straßen und Gassen der Stadt und hol die Armen und die Krüppel, die Blinden und die Lahmen herbei. Bald darauf meldete der Diener: Herr, dein Auftrag ist ausgeführt; aber es ist immer noch Platz. Da sagte der Herr zu dem Diener: Dann geh auf die Landstraßen und vor die Stadt hinaus und nötige die Leute zu kommen, damit mein Haus voll wird. Das aber sage ich euch: Keiner von denen, die eingeladen waren, wird an meinem Mahl teilnehmen. Einführendes Gebet: Oh Gott, danke, dass ich in deiner Gegenwart sein darf. Deine Liebe macht meine Seele weit. Ich sehne mich danach, dein Angesicht zu schauen! Ich komme zu dir mit großer Sehnsucht, um unter deinem liebenden Blick auszuruhen. Ich will dir diese Zeit schenken als Ausdruck meiner Liebe zu dir. Bitte: Herr, hilf mir, alle Entschuldigungen fallen zu lassen, wenn ich zu deinem Festmahl eingeladen bin. 1. Die Einladung wertschätzen. Manche der glücklichsten Momente in unserem Leben erleben wir bei Festmahlen. Dort werden Meilensteine gefeiert, Freundschaften intensiviert und Beziehungen erneuert. Hat Jesus vielleicht deswegen so oft dieses Bild benutzt, um den Himmel zu beschreiben? Denken wir einen Moment über die Freude des Himmels – dieses unendlichen Festes – nach. Wir können uns nicht vorstellen, wie es sein wird, Gott und die unerschöpfliche Schönheit seiner dreieinigen Majestät zu schauen. Und die Gesellschaft wird großartig sein! Beim himmlischen Festmahl kommt es nicht darauf an, wo du sitzt: Du wirst neben einem Heiligen sitzen, und die Unterhaltung wird wundervoll sein! 2. Bittet der Herr mit Recht um Antwort? Zu einem Festmahl zu gehen, macht Mühe. Du brauchst einen Babysitter, etwas Schönes zum Anziehen, und musst vielleicht vorherige Pläne ändern. Wenn man die Einladung nicht wertschätzt, wird man sich nicht die Mühe machen; stattdessen wird man sich entschuldigen. Die Entschuldigung hat vielleicht einen triftigen Grund – wie im Beispiel mit den Ochsen – aber sie verschleiert das eigentliche Problem: Dieses besondere Festmahl scheint es nicht wert zu sein, die eigenen Pläne zu ändern. Das sollte uns an die Entschuldigungen, die wir für unser geistliches Leben haben, erinnern. Verschleiern sie nur eine wachsende geistliche Mittelmäßigkeit? 3. Das Haus wird gefüllt sein! Der Herr des Hauses ist aufgebracht, weil die Leute, die seine Einladung als erstes hätten annehmen sollen, ihn im Stich lassen. Aber alles ist vorbereitet, und das Fest kann beginnen. Jemand anderes wird die Chance bekommen, es zu genießen. Hier ist vielleicht ein weiterer Punkt zum Nachdenken: Wir sind die Diener dieses Herren. Er will sein Haus voll sehen, und dafür braucht er uns. Die Diener sind schnell und agil, und sie verstehen, was der Meister will: „Es gibt immer noch Platz“. Lasst uns also auch den Herrn bitten, uns apostolische Herzen zu geben, die nicht ruhen, bis das Haus voll ist. Was für ein Fest wird das sein! Gespräch mit Christus: Jesus, unser Herr, ich sehne mich nach dem Tag, an dem wir mit dir vereint beim himmlischen Fest sein werden. Hilf mir, zu verstehen, dass die Freude und das Glück dieses Festmahls das Aufopfern jeder rein weltlichen Priorität wert sind. So oft habe ich Entschuldigungen. Gib mir die Kraft, mich niemals von dir wegziehen zu lassen. Vorsatz: Heute werde ich Gottes Einladung annehmen und nichts meinem Gebetsleben vorziehen.
Jüngerschaft: weder billig noch einfach 7. November 2012 Mittwoch der einunddreißigsten Woche im Jahreskreis Hl. Willibrord, Bischof Hl. Engelbert, Erzbischof P. Steven Reilly LC Lk 14,25-33 Viele Menschen begleiteten Jesus; da wandte er sich an sie und sagte: Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein. Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein. Wenn einer von euch einen Turm bauen will, setzt er sich dann nicht zuerst hin und rechnet, ob seine Mittel für das ganze Vorhaben ausreichen? Sonst könnte es geschehen, dass er das Fundament gelegt hat, dann aber den Bau nicht fertig stellen kann. Und alle, die es sehen, würden ihn verspotten und sagen: Der da hat einen Bau begonnen und konnte ihn nicht zu Ende führen. Oder wenn ein König gegen einen anderen in den Krieg zieht, setzt er sich dann nicht zuerst hin und überlegt, ob er sich mit seinen zehntausend Mann dem entgegenstellen kann, der mit zwanzigtausend gegen ihn anrückt? Kann er es nicht, dann schickt er eine Gesandtschaft, solange der andere noch weit weg ist, und bittet um Frieden. Darum kann keiner von euch mein Jünger sein, wenn er nicht auf seinen ganzen Besitz verzichtet. Einführendes Gebet: Herr Gott, ich glaube, dass du in diesem Moment des Gebets gegenwärtig bist. Selbst wenn ich mich gar nicht nach dieser gemeinsamen Zeit gesehnt habe, weiß ich, dass du auf mich gewartet hast. Aus Dankbarkeit und Liebe will ich mich dir nun ganz in dieser Betrachtung hingeben. Bitte: Herr, hilf mir zu erkennen, dass es sich lohnt, sich für die Heiligkeit anzustrengen. 1. Kampf für die Heiligkeit. Unser Herr mahnt uns hier, dass wir die Kosten genau ausrechnen und die notwendigen Ressourcen einschätzen müssen, wenn wir ein Haus bauen wollen. Das hört sich wie eine Machbarkeitsstudie an, der erste Schritt für jedes gut geplante Unternehmen. Ob nun die Pfarrgemeinde einen neuen Saal bauen will, oder eine Schule ein neues Gebäude errichten will, es führt kein Weg daran vorbei, sehr viel Arbeit auf die Planung zu verwenden, um das Unternehmen erfolgreich durchführen zu können. Der Herr sagt etwas Vergleichbares über unser geistliches Leben. Wir müssen wissen, was es dazu braucht, um das Ziel zu erreichen. Wie lautet seine Antwort? Viele Opfer sind notwendig. Das könnte uns erschrecken. Aber so wie es wunderbar ist, das abbezahlte und fertige Haus endlich benutzen zu können, so wird das Kämpfen für die Heiligkeit mit der herrlichen Ewigkeit belohnt werden! 2. Was ist das erste Ziel eines Strategieplans? Die Antwort ist einfach: Lass dich nicht besiegen! Das zweite Bild unseres Herrn weist auf einen anderen wichtigen Punkt der Nachfolge hin. Wenn eine Niederlage in Aussicht steht, sollte man besser andere Taktiken finden, um das Ziel zu erreichen. Das gleiche trifft auf die Nachfolge zu. In unserem Kampf um die Heiligkeit, können manche Kämpfe leicht gewonnen werden. Andere wiederum müssen ganz vermieden werden. Wir dürfen uns also nicht durch falsche Überschätzung unserer Kapazitäten besiegen lassen. Das passiert besonders dann, wenn wir die Gelegenheiten zur Sünde nicht vermeiden, weil wir meinen, dass wir selbst stark genug sind, um mit ihnen fertig zu werden. Manchmal ist die beste Strategie nicht der Kampf, sondern die Flucht. 3. Welchen Platz nehmen unsere Beziehungen ein? Bei dieser Betrachtung über Pläne und Ressourcen benutzt der Herr einige extrem radikale Worte über Beziehungen. Wenn er sagt, dass wir Vater und Mutter „hassen“ sollen, will er uns etwas Wichtiges sagen: So vital diese Beziehungen auch sind, sie dürfen nicht den ersten Platz in unserem Herzen einnehmen. Diesen Platz soll die Quelle unserer ganzen Existenz einnehmen, der Eine, der uns mit zärtlicher und leidenschaftlicher Liebe liebt – Gott selbst. Darum ist das Kreuz so wichtig. Wenn wir sehen, wie Jesus den Willen Gottes über alles andere stellt, zeigt er uns den Weg, dem wir folgen sollen. Die göttliche Ironie aber ist, dass dieses „Hassen“ in einer größeren und hingebungsvolleren Liebe mündet, wenn wir Christus auf dem Kreuzweg nachfolgen. Gespräch mit Christus: O Jesus, dir zu folgen ist nicht einfach. Du bittest mich, alles außer dir hintanzustellen und mein Kreuz jeden Tag auf mich zu nehmen. Ohne deine Gnade kann ich das nicht. Ich bin schwach, aber ich glaube, dass du mir so viel Kraft geben wirst, wie ich brauche. Vorsatz: Ich werde mir Zeit nehmen und über meine Prioritäten nachdenken, um sicher zu sein, dass Gott immer zuerst kommt.
Der Umgang mit Menschen ist prägend 8. November 2012 Donnerstag der einunddreißigsten Woche im Jahreskreis Hl. Gregor, Abt P. Steven Reilly LC Lk 15,1-10 Alle Zöllner und Sünder kamen zu Jesus, um ihn zu hören. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen. Da erzählte er ihnen ein Gleichnis und sagte: Wenn einer von euch hundert Schafe hat und eins davon verliert, lässt er dann nicht die neunundneunzig in der Steppe zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es findet? Und wenn er es gefunden hat, nimmt er es voll Freude auf die Schultern, und wenn er nach Hause kommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: Freut euch mit mir; ich habe mein Schaf wieder gefunden, das verloren war. Ich sage euch: Ebenso wird auch im Himmel mehr Freude herrschen über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben umzukehren. Oder wenn eine Frau zehn Drachmen hat und eine davon verliert, zündet sie dann nicht eine Lampe an, fegt das ganze Haus und sucht unermüdlich, bis sie das Geldstück findet? Und wenn sie es gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und sagt: Freut euch mit mir; ich habe die Drachme wieder gefunden, die ich verloren hatte. Ich sage euch: Ebenso herrscht auch bei den Engeln Gottes Freude über einen einzigen Sünder, der umkehrt. Einführendes Gebet: Herr Gott, ich glaube, dass du in diesem Moment des Gebets gegenwärtig bist. Selbst wenn ich mich gar nicht nach dieser gemeinsamen Zeit gesehnt habe, weiß ich, dass du auf mich gewartet hast. Aus Dankbarkeit und Liebe will ich mich dir nun ganz in dieser Betrachtung hingeben. Bitte: Herr, schenke mir größeren Eifer für die Rettung der Seelen. 1. Der Umgang mit Menschen prägt uns. Die Pharisäer kritisierten unseren Herrn besonders deshalb, weil er sich Menschen zuwandte, die von ihnen verachtet wurden. Damals wurden „Sünder“ an den Rand der Gesellschaft gedrängt und mit Verachtung gestraft. Heute ist das anders. Menschen, die damals für Sünder gehalten worden wären, gehören heute zur breiten Masse; einige von ihnen wären heute sogar Berühmtheiten. Eines ist aber noch wie damals: Die Menschen beurteilen andere nach den Menschen, mit denen sie Umgang pflegen. Gut oder schlecht, die Menschen werden nach ihrem Umgang beurteilt. Das führt zu einer guten Frage. Ich bin Katholik. Ich empfange häufig die heilige Kommunion. Jesus verbringt viel Zeit mit mir. Könnten nun die Menschen erkennen, dass ich viel Zeit mit dem Herrn verbringe? Was würden sie über Christus und seinen Einfluss auf mich denken? Sind die Maßstäbe des Herrn in meinem Leben sichtbar? 2. Die 99 sicheren Schafe. Dass Jesus den Sündern hinterhergeht ist wirklich tröstlich für uns. Vielleicht weckt das in uns eine schöne Erinnerung, wie er uns gerettet hat, als wir uns weit weg von der Herde verirrt hatten. Die Szenerie ist nun aber eine andere. Ich gehöre jetzt zur Herde. Wie bleibe ich bei ihr und hüte mich davor, wegzulaufen? Der Gute Hirte gibt uns so viele Hilfen, ich muss sie aber auch nutzen. Wenn ich in meinem Gebet nachlasse und die Sakramente routinemäßig und ohne Eifer empfange, interessiere ich mich irgendwann für andere Weiden. Also ist es wichtig, dass wir der guten Herde der Kirche die Treue halten. 3. Freude im Himmel. Wenn wir nun nochmals zum Gedanken zurückkommen, wie Menschen nach ihrem Umgang beurteilt werden, können wir nun leicht verstehen, warum es zu solchen Urteilen kommt: Menschen, die viel Zeit miteinander verbringen, werden sich immer ähnlicher, weil sie viele Interessen miteinander teilen. Jesus offenbart in diesem Gleichnis, welches sein leidenschaftliches Interesse ist: Die Rettung jeder einzelnen Seele. „Ebenso wird auch im Himmel mehr Freude herrschen über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben umzukehren.“ Der Herr will, dass im Himmel Freude herrscht über jede neue Bekehrung. Wenn ich oft mit Jesus zusammen bin, handle ich immer mehr so, wie er handeln würde. Wenn nicht, muss ich mich fragen, ob ich wirklich genügend Zeit mit ihm verbringe. Versuche ich, das verlorene Schaf, das ich kenne, zurückzubringen? Gespräch mit Christus: Jesus, du hast den Sündern neuen Mut gemacht – so viele von ihnen sind Heilige geworden. Deine göttliche Gnade möge mich ganz durchdringen, damit dein Wirken in meiner Seele, in meinem Handeln zum Ausdruck kommt. Schenke mir einen kleinen Teil deiner brennenden Sehnsucht, die du hattest, um das verlorene Schaf zurückzubringen. Vorsatz: Ich will einem Freund oder Verwandten, der sich von der Kirche entfernt hat, einen Brief oder eine E-Mail schreiben, in der Hoffnung, dass sogar ein klein wenig Aufmerksamkeit einen guten Samen in seiner Seele sät.
Der unzerstörbare Tempel 9. November 2012 Freitag der einunddreißigsten Woche im Jahreskreis Weihetag der Lateranbasilika Hl. Theodor, Märtyrer P. Steven Reilly LC Joh 2,13-22 Das Paschafest der Juden war nahe und Jesus zog nach Jerusalem hinauf. Im Tempel fand er die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben und die Geldwechsler, die dort saßen. Er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus, dazu die Schafe und Rinder; das Geld der Wechsler schüttete er aus und ihre Tische stieß er um. Zu den Taubenhändlern sagte er: Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle! Seine Jünger erinnerten sich an das Wort der Schrift: Der Eifer für dein Haus verzehrt mich. Da stellten ihn die Juden zur Rede: Welches Zeichen lässt du uns sehen als Beweis, dass du dies tun darfst? Jesus antwortete ihnen: Reißt diesen Tempel nieder, in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten. Da sagten die Juden: Sechsundvierzig Jahre wurde an diesem Tempel gebaut und du willst ihn in drei Tagen wieder aufrichten? Er aber meinte den Tempel seines Leibes. Als er von den Toten auferstanden war, erinnerten sich seine Jünger, dass er dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte. Einführendes Gebet: Herr, ich glaube, dass du jetzt hier bei mir bist, und ich hoffe auf deine grenzenlose Barmherzigkeit und Liebe. Ich danke dir, dass du über mir wachst und mir deine Freundschaft schenkst. Ich danke dir für das kostbare Geschenk unserer Mutter, der Kirche. Bitte: Herr, vermehre meinen Eifer! 1. Der unzerstörbare Tempel. Heute feiern wir den Weihetag der Lateranbasilika, welche die Mutter und das Haupt aller Kirchen genannt wird. Wenn wir nach Rom gehen und diese wunderbare Kirche besuchen, die nun schon 1700 Jahre alt ist, wird uns die Dauerhaftigkeit der katholischen Kirche richtig bewusst. Sie besteht schon so lange und wird weiter bestehen, genau genommen bis zum Tag des Gerichts. Egal was die Welt auch unternommen hat, sie konnte den Tempel der Kirche nicht zerstören. Es sollte uns mit tiefem Vertrauen erfüllen, dass der Herr bei uns ist bei unserem Gang durch die Geschichte. 2. Die Reinigung. Unzerstörbar zu sein bedeutet jedoch nicht, dass die katholische Kirche keiner Reinigung bedarf. Als unser Herr in den Tempel von Jerusalem kam, entdeckte er viele Dinge, welche den Geist des Gebets und der Hingabe, für welche dieses heilige Gebäude bestimmt war, behinderten. Seine heftige Reaktion soll die hohe Berufung zur Heiligkeit unterstreichen, zu der das erwählte Volk bestimmt war. Wir Katholiken haben diese Berufung geerbt; aber viel zu oft schleichen sich die Wege der Welt in unsere Seelen ein. Jeder von uns hat es notwendig, sich der Reinigung unseres Herrn zu unterwerfen. Das wird für unser Gewissen eine Herausforderung sein, manchmal kann es sogar sehr weh tun wie ein Peitschenhieb. Wenn wir aber in unserem Wollen ehrlich sind, können wir die Reinigung in Demut annehmen, weil wir wissen, dass unsere Seelen lebendige Tempel Gottes sein sollen. 3. Verzehrender Eifer. Als die Apostel das Verhalten unseres Herrn im Tempel beobachteten, beschrieben sie es mit dem Wort „Eifer“. Jesus ist voller Eifer, weil er den Ist-Zustand etablierter Mittelmäßigkeit nicht akzeptiert. An dem Tag, an dem er ankommt, kann man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen: Das Haus seines Vaters wird geachtet werden. Viel zu oft drücken uns Trägheit und Gleichgültigkeit nieder und lassen unseren Eifer erlöschen. Wir müssen jeden Tag beten, dass der Herr unsere Herzen erneut mit dem Feuer seiner Liebe entzünde. Der Eifer, mit dem wir unseren Glauben leben, ist Teil von Gottes Wirken, damit der Tempel der Kirche unzerstörbar bleibt. Wollen wir nicht mit unserer Liebe dazu beitragen, dass „die Pforten der Hölle nicht siegen werden?“ Gespräch mit Christus: Herr, ich liebe deine Kirche. Ich danke dir für das unbezahlbare Geschenk meines katholischen Glaubens. Schütze die Kirche vor allen ihren Feinden und hilf mir, ein wirksamer Apostel zu werden, der von echtem Eifer erfüllt ist. Vorsatz: Ich will in der Kirchengemeinde mitarbeiten oder bei einem anderen katholischen Apostolat aus Liebe zur Kirche mitwirken.
Die Wahl zwischen Gott und dem Mammon 10. November 2012 Samstag der einunddreißigsten Woche im Jahreskreis Hl. Leo, Papst Hl. Justus, Bischof P. Steven Reilly LC Lk 16,9-15 Jesus sagte zu seinen Jüngern: Macht euch Freunde mit Hilfe des ungerechten Mammons, damit ihr in die ewigen Wohnungen aufgenommen werdet, wenn es mit euch zu Ende geht. Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen, und wer bei den kleinsten Dingen Unrecht tut, der tut es auch bei den großen. Wenn ihr im Umgang mit dem ungerechten Reichtum nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann das wahre Gut anvertrauen? Und wenn ihr im Umgang mit dem fremden Gut nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann euer wahres Eigentum geben? Kein Sklave kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben, oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon. Das alles hörten auch die Pharisäer, die sehr am Geld hingen, und sie lachten über ihn. Da sagte er zu ihnen: Ihr redet den Leuten ein, dass ihr gerecht seid; aber Gott kennt euer Herz. Denn was die Menschen für großartig halten, das ist in den Augen Gottes ein Gräuel. Einführendes Gebet: Himmlischer Vater, ich komme heute zu dir, um dich zu loben und anzubeten. Voll Glauben wende ich mich an dich, denn ich weiß, dass du mich liebst und mich in den Himmel führen willst. Ich vertraue auf deine Barmherzigkeit und unendliche Liebe. Bitte: Herr, hilf mir, mich von den ungeordneten Bindungen in meinem Leben zu trennen. 1. Vertrauen verdienen. Eltern wissen genau, was das bedeutet! Es ist für Eltern sehr unerfreulich, erfahren zu müssen, dass ihr jugendliches Kind die Unwahrheit gesagt hat, als es ihnen erzählt hat, dass es bei einem Freund war und dort gelernt hat. Die Vertrauensbasis ist gestört. Nach dem Hausarrest hört der Jugendliche die Eltern sagen: „Das musst du tun, um unser Vertrauen neu zu erlangen …“ Das Auto der Familie wird er erst dann wieder ausleihen dürfen, wenn er Fortschritte in den kleinen Dingen gemacht hat. Und das ist Jesu Botschaft heute für uns. Unsere Sünden sind wie die Vertrauensbrüche der Kinder und Jugendlichen. Sie zeigen, dass wir Gottes größte Gaben nicht verdienen, also müssen wir mit den kleinen Dingen beginnen. Jede Gnade, der wir uns öffnen, macht uns bereit, eine andere Gnade zu empfangen. Wenn wir in den kleinen Dingen treu sind, wird Gott uns Größeres anvertrauen. Wenn wir die Gnaden des Alltags sehen und nutzen, werden wir die Gnade aller Gnaden erlangen: die Anschauung Gottes. 2. Gott und/oder der Mammon. Um Gottes Vertrauen zu gewinnen, müssen wir unsere Prioritäten richtig setzen. Wir dürfen Gott und dem Mammon nicht den gleichen Stellenwert in unserem Leben geben. Wir können nicht auf zwei Hochzeiten tanzen. Wenn wir schlechte Gewohnheiten pflegen, die unsere Hingabebereitschaft aufzehren, zeigt das Gott, dass wir geistig nicht reif genug sind und kein volles Vertrauen verdienen. Auf der anderen Seite machen wir einen großen Schritt vorwärts, wenn wir entschlossen Schritte unternehmen, um mit diesen Gewohnheiten zu brechen. Gott muss zuerst kommen! 3. Menschliche Augen sehen nur einen Teil der Geschichte. Natürlich ruft das Bemühen, ein Leben zu führen, in dem Gott der Mittelpunkt ist, gemischte Reaktionen hervor. Die Pharisäer lehnen Jesus aus diesem Grund ab: ihrer Meinung nach scheint er absolut naiv zu sein, was das Geld betrifft. Wenn wir wie sie die Dinge aus rein menschlicher Sicht sehen, entgeht uns ein großer Teil der Wirklichkeit. Jesus sieht das ganze Bild. Wir können ihm vollkommen vertrauen, dass er uns in die richtige Richtung führt. Wir brauchen uns nicht mit allem Möglichen abzusichern. Gespräch mit Christus: Herr Jesus, ich danke dir, dass du mich erkennen lässt, dass deine Gnade wichtiger ist als alles andere, was ich in dieser Welt jemals besitzen könnte. Brich meine Bindung an den Mammon, damit ich dir mit reinerer Absicht dienen kann. Vorsatz: Ich will mich wieder erneut durch opferbereite Hingabe der Nächstenliebe widmen.
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