Tägliche Meditationen

Tägliche Meditationen

Sonntag 14. Oktober 2012 bis Samstag 20. Oktober 2012

Achtundzwanzigste Woche im Jahreskreis

P. James Swanson LC, P. Daniel Ray LC

Eine geistige WandSonntag
Die Königin, die Einwohner von Ninive und ich Montag
Gesetze, die fesseln oder befreien Dienstag
Eine helfende HandMittwoch
Ich? Ein Apostel?Donnerstag
Im Rachen des LöwenFreitag
Treue zu den Eingebungen des Heiligen GeistesSamstag


Eine geistige Wand

14. Oktober 2012

Achtundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis

P. James Swanson LC

Mk 10,17-30
Als sich Jesus wieder auf den Weg machte, lief ein Mann auf ihn zu, fiel vor ihm auf die Knie und fragte ihn: Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen? Jesus antwortete: Warum nennst du mich gut? Niemand ist gut außer Gott, dem Einen. Du kennst doch die Gebote: Du sollst nicht töten, du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsch aussagen, du sollst keinen Raub begehen; ehre deinen Vater und deine Mutter! Er erwiderte ihm: Meister, alle diese Gebote habe ich von Jugend an befolgt. Da sah ihn Jesus an, und weil er ihn liebte, sagte er: Eines fehlt dir noch: Geh, verkaufe, was du hast, gib das Geld den Armen, und du wirst einen bleibenden Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach! Der Mann aber war betrübt, als er das hörte, und ging traurig weg; denn er hatte ein großes Vermögen. Da sah Jesus seine Jünger an und sagte zu ihnen: Wie schwer ist es für Menschen, die viel besitzen, in das Reich Gottes zu kommen! Die Jünger waren über seine Worte bestürzt. Jesus aber sagte noch einmal zu ihnen: Meine Kinder, wie schwer ist es, in das Reich Gottes zu kommen! Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt. Sie aber erschraken noch mehr und sagten zueinander: Wer kann dann noch gerettet werden? Jesus sah sie an und sagte: Für Menschen ist das unmöglich, aber nicht für Gott; denn für Gott ist alles möglich. Da sagte Petrus zu ihm: Du weißt, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. Jesus antwortete: Amen, ich sage euch: Jeder, der um meinetwillen und um des Evangeliums willen Haus oder Brüder, Schwestern, Mutter, Vater, Kinder oder Äcker verlassen hat, wird das Hundertfache dafür empfangen: Jetzt in dieser Zeit wird er Häuser, Brüder, Schwestern, Mütter, Kinder und Äcker erhalten, wenn auch unter Verfolgungen, und in der kommenden Welt das ewige Leben.

Einführendes Gebet:  Ich komme zu dir Jesus, mein Freund und Lehrer, damit ich auf dich höre und dich so immer mehr verstehe, immer mehr von dir lerne. So kann ich das ganz annehmen, was immer von mir in deiner Nachfolge verlangt wird.

Bitte: Hilf mir, Herr, großzügig zu sein, so dass ich heute ohne Ballast in deine Nachfolge treten kann.

1.  Eine ehrliche Frage. Jesus trifft einen Mann, der willens ist, alles zu vollbringen, was nötig ist, um das ewige Leben zu erlangen. Woher wissen wir das? Als Jesus ihm als Erklärung dafür, was er tun muss, um das ewige Leben zu erhalten, die Gebote aufzählt, antwortet er, dass er diese seit seiner Jugend beachtet hat. Markus erzählt uns weiter: „Jesus sah ihn an und liebte ihn.“ Wenn der Mann nicht die Wahrheit gesagt hätte, hätte Jesus ihn darauf aufmerksam gemacht. Er hätte vermutlich an sein Gewissen appelliert, um ihm zur Erkenntnis zu verhelfen, wie er die Gebote noch besser leben könnte. Jesus tut das bei uns jeden Tag, wenn wir ehrlich sind und uns täglich fragen, ob wir wirklich Gottes Willen befolgen. Er hilft uns dabei, unser Versagen zu erkennen, damit wir besser handeln können.

2. Ein ehrliches Leben. Offensichtlich sagt dieser Mensch die Wahrheit. Er hat sich immer ernsthaft angestrengt und war erfolgreich in der Erfüllung all dessen, was der jüdische Glauben verlangt – wenigstens soweit er Gottes Gebote verstand. Vielleicht wünschen wir uns, dass auch wir mit dem gleichen guten Gewissen antworten können: „Ich habe alle diese Gebote gehalten.“ Als Menschen sind wir aber auch schwach. Wir können jederzeit fallen. Was Gott von uns erwartet ist nicht ein Leben ohne Sünde, sondern wahre Reue und Umkehr, wenn wir gefallen sind. Ein Mensch, der seine Sünden leicht nimmt, selbst in kleinen Dingen, zerstört sein Gewissen. Wenn wir die Verantwortung für unsere Sünden auf uns nehmen, wenn wir bereuen und uns nach unserem Sturz schnell wieder erheben, zeigen wir, dass wir die Gebote Gottes achten wollen. So können wir uns dafür bereiten, die Gnade zur Heiligkeit zu erhalten, die wir von uns aus nicht erreichen können.

3. Er kann sich aber nicht überwinden, den nächsten Schritt zu tun. Der Mann tut alles, was sein jüdischer Glaube von ihm verlangt, und er will noch mehr für Gott tun. Er hat Gott nie etwas abgeschlagen. Jesus sieht, dass er für den nächsten Schritt bereit ist. Er beruft ihn zum Apostel. Er ruft ihn auf, alles andere in seinem Leben zu verlassen und ihm nachzufolgen. Da er bisher Gott nie etwas abgeschlagen hat, könnte man meinen, dass er „Ja” sagen könnte. Er kann es aber nicht. Es ist zu viel. Obwohl es ihm nicht bewusst ist, gibt es Dinge in seinem Besitz, die er mehr liebt als Gott. Manchmal machen wir Fortschritte in unserem geistigen Leben, geben alles, was Gott von uns verlangt, bis zu dem Tag, an dem er uns um etwas bittet, das wir nicht bereit sind, ihm zu geben. Unser geistiges Leben ist festgefahren – manchmal für Jahre – bis wir willens sind, das zu geben, was Jesus von uns erbittet. Jesus beruft alle Menschen zur Vollkommenheit; dazu, Gott über alles zu stellen. Wenn wir bereit sind, alles für ihn aufzugeben, können wir auf sein Versprechen zählen, dass er unser Leben mit seiner Gegenwart erfüllen wird.

Gespräch mit Christus: Lieber Jesus, ich habe mich bemüht, dir treu nachzufolgen. Du weißt, dass es manchmal ein Kampf war. Hilf mir, mich zu überwinden. Hilf mir, alles, was ich dir vorziehe, aufzugeben. Hilf mir, heute so großzügig zu sein, wie du es von mir erhoffst.

Vorsatz:  Gibt es an Sonntagen etwas, das ich zumeist nicht nach Gottes Willen tue? Heute werde ich mich bemühen, es besser zu machen.


Die Königin, die Einwohner von Ninive und ich

15.Oktober 2012

Montag der achtundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Teresia von Avila

P.Daniel Ray LC

Lk 11,29-32
Als immer mehr Menschen zu ihm kamen, sagte er: Diese Generation ist böse. Sie fordert ein Zeichen; aber es wird ihr kein anderes gegeben werden als das Zeichen des Jona. Denn wie Jona für die Einwohner von Ninive ein Zeichen war, so wird es auch der Menschensohn für diese Generation sein. Die Königin des Südens wird beim Gericht gegen die Männer dieser Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie kam vom Ende der Erde, um die Weisheit Salomos zu hören. Hier aber ist einer, der mehr ist als Salomo. Die Männer von Ninive werden beim Gericht gegen diese Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie haben sich nach der Predigt des Jona bekehrt. Hier aber ist einer, der mehr ist als Jona.

Einführendes Gebet:  Herr, ich glaube, dass du gegenwärtig bist, wenn ich mich im Gebet an dich wende. Mit Zuversicht vertraue ich darauf, dass du mir heute jede Gnade, die ich brauche, zuteil werden lässt. Ich danke dir für deine Liebe und für deine unermessliche Großzügigkeit mir gegenüber. Als Gegenleistung gebe ich dir mein Leben und meine Liebe.

Bitte: Herr, hilf mir, die Zeichen deiner Gegenwart zu erkennen.

1.  Drei Tage im Fisch. Als Jona vom Wal verschlungen ist, hat der Verfasser des Buches Jona nicht die Vorstellung, dass Jona im Bauch des Wales herumschwimmt und erwartet, dass seine Gefangenschaft nach drei Tagen beendet sein wird. Jona ist tot, und nachdem er an der Küste ausgespuckt wird, kommt er wieder zum Leben. Das ist das einzige Zeichen, das Christus seinen Zuhörern verspricht, die nach einem Zeichen verlangen. Christus will, dass sie erkennen, dass er wirklich am Kreuz gestorben ist, verschlungen vom Grab der Erde. Er wird aber nach drei Tagen von den Toten auferstehen, wieder leben. Wie Jona den Einwohnern aus Ninive die Umkehr predigte, nachdem er vom Tod zum Leben zurückgekehrt war, so wollte Christus Umkehr und Frieden gerade denen bringen, die ihn verließen oder nach seiner Kreuzigung schrieen. Selbst als er diese „böse Generation“ tadelt, verspricht ihnen Christus ein Zeichen, das jedem, der – wie die Einwohner von Ninive – später bereut, Hoffnung bringen wird. Wenn sie später in ihrem Leben ihre Bosheit erkennen, wird Christus selbst da sein, um sie zur Freundschaft mit seinem Vater zurückzuführen.

2. Selbst die Königin kam. Christus erinnert seine ungläubigen Zuhörer daran, dass die Königin von Saba von weit her anreiste, um die Weisheit Salomons zu hören. Die Reise vom Königreich von Saba in Südarabien nach Jerusalem dürfte wegen der großen Entfernung Wochen gedauert haben. Es dürfte eine anstrengende und kostspielige Reise gewesen sein, insbesondere wenn man an das Gefolge denkt, das die Königin begleitet haben dürfte. Sie erkannte in ihm das Geschenk Gottes und genoss die Perlen der göttlichen Weisheit, die er mit ihr teilte. Wir müssen darüber nachdenken, wie oft wir von dem, was Gott uns anbietet, Gebrauch machen, das nicht eine Reise über mehrere Wochen, sondern gerade ein paar Kilometer entfernt ist: Christus in der Eucharistie. Noch näher ist die Bibel auf dem Bücherregal, die voll ist von der Botschaft der Liebe Christi. Das alles ist leicht erreichbar und ist viel mehr, als das, was Salomon mit uns teilen könnte.

3. Größer als Jona. Der Wal war größer als Jona. Er verschlang ihn ganz. Doch dieser gewaltsame Tod und die spätere Auferweckung waren die Schlüsselerlebnisse im Leben und in der Mission des Jona. Das war nicht nur für Jonas eigene Rettung notwendig (er war Gott davongelaufen), sondern auch für die Rettung der ganzen Stadt Ninive. Christus weist auf Jona als eine Art Vorwarnung für seine Zuhörer hin: er ist größer als Jona. Er ist größer als der Tod, der ihn verschlingen wollte. Das sollte unseren Glauben und unser Vertrauen auf Christus beflügeln. Es gibt nichts, was größer ist als er. Es gibt keinen größeren Propheten; kein größeres Ereignis kann ihn verschlingen. Alles ist seiner Herrschaft untergeordnet, mit einer Ausnahme: unser freier Wille. Ihn zwingt er nicht; ihn will er nicht besiegen. Er lässt ihn vollkommen intakt, so dass wir seinem ständigen Ruf nach Umkehr frei antworten können, so wie die Einwohner von Ninive.

Gespräch mit Christus: Herr Jesus, das Zeichen deiner Liebe, das du uns schenkst, ist deine Bereitschaft, einen grausamen und demütigenden Tod zu sterben. Aber das ist nicht alles: du schenkst mir dein Wort im Evangelium. Du schenkst mir dein Fleisch und dein Blut in der heiligen Eucharistie. Du schenkst mir Vergebung der Sünden in der Beichte. Hilf mir, diese großen Geschenke zu würdigen und jede Gelegenheit zu suchen, sie zu empfangen.

Vorsatz:  Im Laufe des heutigen Tages will ich ein Dankgebet sprechen, in dem ich Christus für den Segen danke, den ich in den letzten Tagen erhalten habe.


Gesetze, die fesseln oder befreien

16. Oktober 2012

Dienstag der achtundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Hedwig, Herzogin von Schlesien

P. Daniel Ray LC

Lk 11,37-41
Nach dieser Rede lud ein Pharisäer Jesus zum Essen ein. Jesus ging zu ihm und setzte sich zu Tisch. Als der Pharisäer sah, dass er sich vor dem Essen nicht die Hände wusch, war er verwundert. Da sagte der Herr zu ihm: O ihr Pharisäer! Ihr haltet zwar Becher und Teller außen sauber, innen aber seid ihr voll Raubgier und Bosheit. Ihr Unverständigen! Hat nicht der, der das Äußere schuf, auch das Innere geschaffen? Gebt lieber, was in den Schüsseln ist, den Armen, dann ist für euch alles rein.

Einführendes Gebet:  Herr, ich glaube, dass du gegenwärtig bist, wenn ich mich im Gebet an dich wende. Mit Zuversicht vertraue ich darauf, dass du mir heute jede Gnade, die ich brauche, zuteil werden lässt. Ich danke dir für deine Liebe und für deine unermessliche Großzügigkeit mir gegenüber. Als Gegenleistung gebe ich dir mein Leben und meine Liebe.

Bitte: Herr, du erwartest von mir nicht nur eine Änderung äußerlicher Verhaltensweisen und Lebensformen, sondern eine Bekehrung des Herzens, eine Hinwendung zu einer ständig wachsenden Liebe. Gewähre mir diese Gnade.

1.  Recht als Selbstzweck. Die Pharisäer stellten die Befolgung des mosaischen Gesetzes in den Vordergrund bis hin zum letzten Jota. Sie verfügten über sehr viele Verordnungen und Gebräuche, um sicherzustellen, dass sie das Gesetz wirklich erfüllen – eine Flut von Richtlinien zum Gesetz, um das Gesetz durchzusetzen. Ihre geistige Kontrollliste für die Gesetze, die zu befolgen waren, und der sie vervollständigenden Verordnungen waren beeindruckend und eine Quelle des Stolzes und der Genugtuung, dass sie für das lebten, wofür sie vorgesehen waren. Aber das Wesentliche begriffen sie nicht. Das mosaische Gesetz beabsichtigte, sie für die Anbetung frei zu machen, sie von der Knechtschaft heidnischer Götter und der Sklaverei der Sünde zu befreien. Als das Gesetz (einschließlich der ergänzenden Gebräuche und Verordnungen) zum Selbstzweck wurde, trennte es die Menschen von Gott, zu dem es eigentlich hinführen sollte. Auch in der katholischen Kirche gibt es Gesetze, Bräuche und Verordnungen. Die Gefahr dabei ist, dass wir in eine von zwei Fallen geraten können. Erstens können wir an ihnen mit solcher Energie festhalten, dass wir den Blick auf Gott verlieren. Wir erlauben unserem Herzen und unseren Gedanken nicht, von ihnen erzogen und geformt zu werden, sondern folgen ihnen blindlings. Wir enden beim Säubern der Außenseite des Bechers und verbleiben dort, ohne weiter zu gehen und Gottes Liebe zu sehen und unsere Herzen von ihr reinigen zu lassen.

2. Die zweite Falle. Die zweite Falle, in die wir geraten können, ist das andere Extrem: uns selbst eine bequeme Entschuldigung zu geben mit dem Vorwand: „Ich brauche mir wegen all dieser Regelungen keine Sorgen zu machen, wenn mein Herz auf dem rechten Fleck ist“. Mit einer laxen Einstellung erlauben wir uns selbst, in der Befolgung dieser Gesetze nachzulassen, die uns in Wahrheit frei machen wollen. „Ich weiß, heute ist Sonntag, und ich sollte zur heiligen Messe gehen, aber es sind Ferien! Gott weiß, dass ich ein guter Mensch bin.“ Doch es ist die Sonntagsmesse, in der wir viele Gnaden erhalten, die nötig sind, damit wir ein „guter Mensch“ werden. Das Gebot, den Sabbat zu heiligen, ist wie jedes der zehn Gebote und der Kirchengebote dazu da, uns zu Gott zu führen. Sie machen uns frei von unseren oft verworrenen persönlichen Vorstellungen, wie wir Gott anbeten und unser Leben leben sollten.

3. Den Becher sauber halten. „Die Liebe deckt viele Sünden zu“ (1 Petr 4,8). Damit wiederholt der heilige Petrus die Worte Christi: „Gebt lieber, was in den Schüsseln ist, den Armen, dann ist für euch alles rein.“ Das Gebot der Liebe ist das wichtigste aller Gebote des Herrn. Im 12. Kapitel des Markusevangeliums antwortet Christus auf die Frage des Schriftgelehrten nach dem ersten von allen Geboten: „Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft. Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden.“ Die Liebe zu Gott und zum Nächsten ist zugleich die Quelle und der Höhepunkt des Gesetzes des Alten und des Neuen Bundes. Ein Leben nach diesen beiden wichtigsten Geboten reinigt unsere Herzen und hält sie sauber – die Innenseite des Bechers. Wenn also Christus sagt, lieber Almosen zu geben, dann fordert er damit die Pharisäer auf, ihre Nächsten zu lieben. Dann werden ihre Herzen rein sein.

Gespräch mit Christus: Herr, ich will mein Herz immer auf dich ausrichten. Ich brauche deine Führung, weil ich es allein nicht schaffe. Ich brauche dich, damit du mir sagst, wie ich dich lieben, dich anbeten und dir dienen soll. Die Gesetze, die du mir gibst, befreien mich und führen mich zu dir. Hilf mir, deine Hand zu sehen, die mich immer näher zu dir führt.

Vorsatz:  Wenn es eine Vorschrift oder einen Brauch der Kirche gibt, die oder den ich nicht verstehe oder befolge, will ich mehr darüber lesen, um besser zu verstehen, wie sie mich befreien und mir dabei helfen, in meiner Beziehung zu Christus zu wachsen.


Eine helfende Hand

17. Oktober 2012

Mittwoch der achtundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Ignatius von Antiochia
Hl. Anselm von Wien

P. Daniel Ray LC

Lk 11,42-46
Doch weh euch Pharisäern! Ihr gebt den Zehnten von Minze, Gewürzkraut und allem Gemüse, die Gerechtigkeit aber und die Liebe zu Gott vergesst ihr. Man muss das eine tun, ohne das andere zu unterlassen. Weh euch Pharisäern! Ihr wollt in den Synagogen den vordersten Sitz haben und auf den Straßen und Plätzen von allen gegrüßt werden. Weh euch: Ihr seid wie Gräber, die man nicht mehr sieht; die Leute gehen darüber, ohne es zu merken. Darauf erwiderte ihm ein Gesetzeslehrer: Meister, damit beleidigst du auch uns. Er antwortete: Weh auch euch Gesetzeslehrern! Ihr ladet den Menschen Lasten auf, die sie kaum tragen können, selbst aber rührt ihr keinen Finger dafür.

Einführendes Gebet:  Herr, ich glaube, dass du gegenwärtig bist, wenn ich mich im Gebet an dich wende. Mit Zuversicht vertraue ich darauf, dass du mir heute jede Gnade, die ich brauche, zuteil werden lässt. Ich danke dir für deine Liebe und für deine unermessliche Großzügigkeit mir gegenüber. Als Gegenleistung gebe ich dir mein Leben und meine Liebe.

Bitte: Herr, mache mein Herz dem deinen gleich.

1.  In die gleiche Falle geraten. Erkennen wir uns wieder, wenn wir Jesus an dieser Stelle des Evangeliums anfeuern? „Herr, zeig es ihnen! Sie verdienen es!” Wir stellen uns vor, selbst dabei zu sein – unsere Arme fest verschränkt, den Kopf schüttelnd in Missbilligung ach so heuchlerischer Pharisäer. Bald lenken wir unsere Gedanken auf jemanden, den wir kennen, der „ebenfalls einige saftige verbale Prügel erhalten sollte“. Auch ein Priester oder ein Bischof könnten Zielperson unseres gedachten Tadels sein. Und schon sind wir genau in die Fußstapfen der Pharisäer geraten, die wir so verurteilen: unsere Herzen sind verbittert und verdorrt. Obgleich wir gerne verurteilen wie der Herr, lieben wir nicht wie der Herr. Wir vergessen, dass Christus sein Leben für diese Pharisäer hingeben würde, die er zur Umkehr aufruft – selbst wenn sie die einzigen wären, die gerettet werden müssten. Wir sind wie die Gesetzeslehrer geworden, die viel kritisieren, aber kein Gebet um Hilfe anbieten wollen. Mit dem Finger auf andere zu zeigen ist leicht, aber eine Aufforderung zur Umkehr kann nur von einem Herzen kommen, das liebt.

2. Die „missmutige katholische Zunft“. Gibt es jemanden, der nicht wenigstens etwas in seiner Gemeinde oder Diözese finden kann, was nicht in Ordnung ist? Diese Schwierigkeiten zu sehen, dafür zu beten und zu helfen, dass sie behoben werden, ist eine Sache. Eine andere ist es, an der Kritik hängen zu bleiben. Genau das ist es, was die Anhänger der „missmutigen katholischen Zunft“ tun. Diese Stelle des Evangeliums ist die einzige Linse, durch die sie alles sehen. In ihrem Rosenkranz beten die Anhänger der „missmutigen katholischen Zunft“ die „rachsüchtigen Geheimnisse“: Jesus verflucht den Feigenbaum, Jesus säubert den Tempel, Jesus verurteilt die Schriftgelehrten und Pharisäer, Jesus trennt die Schafe von den Böcken und schickt die Böcke „du weißt wohin“. Bin ich vielleicht ein anonymes Mitglied – oder gar ein Befürworter – der „missmutigen katholischen Zunft“? Christus gebrauchte deutliche Worte, aber sie waren nur Frucht einer starken Liebe, die sich die Erlösung der Schriftgelehrten und Pharisäer wünschte, und keine hochgradige Verbitterung gegen sie. Wenn mein Herz verbittert ist, muss ich Christus um die Gnade der Vergebung bitten, um zu vergeben, wie Christus vergibt.

3. Eine helfende Hand. Unser Herr will uns zur Fülle des Lebens führen. Er wusste, wie man Seelen nach und nach oder zügig gewinnt, wie sie eben hierzu imstande waren. Bei den Gesetzeslehrern am Ende dieses Evangeliums trifft das Gegenteil zu. Sie wollten den Menschen Einschränkungen, schwer zu tragende Verantwortung und große Opfer aufladen, aber nicht die helfende Hand reichen, um sie beim Tragen der Last zu unterstützen. Als Christen sind wir aufgerufen, zu helfen, das Gewissen der Menschen um uns herum zu erleuchten, damit sie eine engere Beziehung zu Gott finden können. Falls diese „Erleuchtung des Gewissens“ nur eine beschönigende Umschreibung für „Vorwürfe“ ist, müssen wir uns besinnen und uns fragen, ob das Wort Christi uns nicht ebenfalls trifft: „Ihr ladet den Menschen Lasten auf, die sie kaum tragen können, selbst aber rührt ihr keinen Finger dafür“.

Gespräch mit Christus: Herr Jesus, hin und wieder schaue ich auf mein Herz und stelle fest, dass es hart und verbittert ist. Bei der ersten Gelegenheit verfällt es in Selbstgerechtigkeit, um jemand anderen zu verurteilen, aber nur, um mich dadurch meiner eigenen moralischen Überlegenheit zu vergewissern. Schenke mir ein Herz, das demütig und bescheiden ist wie dein Herz.

Vorsatz:  Wenn ich mich dabei ertappe, dass ich heute abfällig über jemanden denke, will ich für ihn beten und nach zwei guten Eigenschaften bei ihm suchen.


Ich? Ein Apostel?

18. Oktober 2012

Donnerstag der achtundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Lukas , Evangelist

P. Daniel Ray LC

Lk 10,1-9
Danach suchte der Herr zweiundsiebzig andere aus und sandte sie zu zweit voraus in alle Städte und Ortschaften, in die er selbst gehen wollte. Er sagte zu ihnen: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden. Geht! Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe! Grüßt niemand unterwegs! Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als erstes: Friede diesem Haus! Und wenn dort ein Mann des Friedens wohnt, wird der Friede, den ihr ihm wünscht, auf ihm ruhen; andernfalls wird er zu euch zurückkehren. Bleibt in diesem Haus, esst und trinkt, was man euch anbietet; denn wer arbeitet, hat ein Recht auf seinen Lohn. Zieht nicht von einem Haus in ein anderes! Wenn ihr in eine Stadt kommt und man euch aufnimmt, so esst, was man euch vorsetzt. Heilt die Kranken, die dort sind, und sagt den Leuten: Das Reich Gottes ist euch nahe.

Einführendes Gebet:  Herr, ich glaube, dass du gegenwärtig bist, wenn ich mich im Gebet an dich wende. Mit Zuversicht vertraue ich darauf, dass du mir heute jede Gnade, die ich brauche, zuteil werden lässt. Ich danke dir für deine Liebe und für deine unermessliche Großzügigkeit mir gegenüber. Als Gegenleistung möchte ich dir mein Leben und meine Liebe geben.

Bitte: Herr, vermehre meinen Glauben, so dass ich in jeder Prüfung auf dich vertraue.

1.  Erstaunliche Gnaden. Der Evangelist Lukas, dessen Fest wir in der heutigen Liturgie feiern, ist der einzige nicht-jüdische Verfasser im Neuen Testament. Es gehörte jedoch zum Plan Gottes, dass er erwählt wurde, Verfasser einer der Evangelien und der Apostelgeschichte zu sein. „Wer bin ich, dass ich solch eine Gnade empfange?“ Lukas könnte sich das gesagt haben, als er verwundert war über die Leichtigkeit, mit der er seine Rolle in der Kirche empfangen hatte. Ein ehrlicher Blick auf die großen Gnaden, die wir zur Berufung, Teil der Kirche Gottes zu sein, empfangen haben, sollte uns dazu bewegen, ebenfalls zu sagen: Wer sind wir, dass wir solch einen unglaublichen Segen empfangen?! Warum empfingen gerade wir diese Gnaden, und unser Nachbar nicht? Warum gibt es so viele Seelen in der Weltgeschichte, die anders als wir niemals die Gelegenheit hatten, Christus kennenzulernen? Nur eine Antwort kommt diesen Fragen näher. Gott will es so, und es ist Teil seines Planes für die ganze Menschheit.

2. Mehr Arbeiter für die Ernte. Folgendes hat sich in einer Gemeinde an der Westküste der USA wirklich zugetragen: Nach fünf anstrengenden Stunden im Beichtstuhl kommt der Priester heraus und vergewissert sich, dass niemand mehr ansteht. Das ist dort an einem ganz normalen Sonntagmorgen so üblich. In diesen Stunden wurde der Priester Zeuge mehrerer Bekehrungen, es waren Seelen, die nach Jahren des Kampfes Frieden fanden, andere heilige Seelen wiederum, deren feinfühlige Gewissen Anlass zur Bewunderung gaben, und wieder andere, die eine unsichere Haltung bei ihrer Antwort auf Gott einnahmen, aber denen durch die Gnade der Versöhnung geholfen wurde. Viel mehr Beichten könnten gehört werden, jedoch es gibt nicht genügend Priester, die sie abnehmen könnten. Je mehr Beichtgelegenheiten angeboten werden, desto mehr nutzen die Gläubigen diese Gelegenheit und desto mehr wächst die Kirche in Heiligkeit. Beten wir, dass Gott mehr Arbeiter für die Ernte sendet?

3. Nehmt keine Schuhe mit. Der Vergleich, den Christus gebraucht, scheint fast grausam: „Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe!“ Wenn er die Apostel wie Lämmer betrachtet, warum wollte er diese dann unter Wölfe senden? Wie immer möchte Christus den Glauben der Apostel ausweiten. „Mein Vater wird für euch sorgen und euch beschützen.“ Dies ist die Botschaft, die sie annehmen und leben sollen. Später fordert er sie auf, diese Dinge mitzunehmen (vgl. Lk 22,36), aber er erinnert sie auch an dieses: „Als ich euch ohne Geldbeutel aussandte, ohne Vorratstasche und ohne Schuhe, habt ihr da etwa Not gelitten? Sie antworteten: Nein“. Obwohl wir immer all unsere von Gott gegebenen Fähigkeiten und unsere Klugheit anwenden sollen, müssen wir stets auch auf Gott vertrauen, dass er unsere Arbeit segne und ergänze, was noch fehlt.

Gespräch mit Christus: Herr, so vieles, was mir tagtäglich begegnet, scheint meine Fähigkeiten zu übersteigen, dennoch erkenne ich klar, dass du mich vorwärts treiben willst und ich deiner Vorsehung vertrauen soll. Das ist nicht einfach! Hilf mir, auf dich zu vertrauen.

Vorsatz:  Wenn ich heute ein Hindernis beseitigen muss, werde ich um Gottes Beistand beten, statt mich nur auf mich selbst zu verlassen


Im Rachen des Löwen

19. Oktober 2012

Freitag der achtundzwanzigsten Woche im Jahreskreis

P. Daniel Ray LC

Lk 12,1-7
Unterdessen strömten Tausende von Menschen zusammen, so dass es ein gefährliches Gedränge gab. Jesus wandte sich zuerst an seine Jünger und sagte: Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer, das heißt vor der Heuchelei. Nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt wird, und nichts ist verborgen, was nicht bekannt wird. Deshalb wird man alles, was ihr im Dunkeln redet, am hellen Tag hören, und was ihr einander hinter verschlossenen Türen ins Ohr flüstert, das wird man auf den Dächern verkünden. Euch aber, meinen Freunden, sage ich: Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, euch aber sonst nichts tun können. Ich will euch zeigen, wen ihr fürchten sollt: Fürchtet euch vor dem, der nicht nur töten kann, sondern die Macht hat, euch auch noch in die Hölle zu werfen. Ja, das sage ich euch: Ihn sollt ihr fürchten. Verkauft man nicht fünf Spatzen für ein paar Pfennige? Und doch vergisst Gott nicht einen von ihnen. Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt. Fürchtet euch nicht! Ihr seid mehr wert als viele Spatzen.

Einführendes Gebet:  Herr, ich glaube, dass du gegenwärtig bist, wenn ich mich im Gebet an dich wende. Mit Zuversicht vertraue ich darauf, dass du mir heute jede Gnade, die ich brauche, zuteil werden lässt. Ich danke dir für deine Liebe und für deine unermessliche Großzügigkeit mir gegenüber. Als Gegenleistung möchte ich dir mein Leben und meine Liebe geben.

Bitte: Herr, gib mir den Mut, dir zu folgen, auch wenn ich in Versuchung gerate.

1.  Löwenfraß. Der heilige Ignatius, Bischof von Antiochien, wurde verhaftet und dann nach Rom gebracht, wo er Löwen zum Fraß vorgeworfen werden sollte. In einem Brief an die Gemeinde in Rom drängt er die Gemeindemitglieder, ihm keinen „letzten Dienst“ zu erweisen, indem sie den Kaiser bitten, ihn vor der Hinrichtung zu bewahren. Er schreibt ihnen: „Ich flehe zu euch, dass euer Wohlwollen mir keine Schwierigkeit bereite. Lasst mich eine Speise der wilden Tiere werden; durch sie ist es mir möglich, zu Gott zu kommen" (Brief an die Römer). Wenn Christus davon spricht, dass man keine Angst haben soll vor denen, die den Körper töten, aber sonst nichts tun können, meint er das ganz wörtlich. Wenn wir in eine Situation kommen, in der wir entweder Christus treu sein müssen oder dem Druck nachgeben und den Weg des Herrn verlassen, dann sollten wir niemals zögern. Folge Christus. Fürchte nicht die Menschen, die mit ihrer Kritik oder Ablehnung unser aufrichtiges Gewissen „töten“ könnten. Haben wir keine Angst!

2. Brot Christi werden. Der heilige Ignatius fährt fort: „Brotkorn Gottes bin ich, und durch die Zähne der Tiere werde ich gemahlen, damit ich als reines Brot Christi erfunden werde“ (Brief an die Römer). Er stellt eine Verbindung her zwischen seinem eigenen bevorstehenden Martyrium - wie Weizen von den Zähnen der wilden Tiere zermahlen zu werden – und der Eucharistie – dem reinen Brot Gottes. Diese Worte sind nicht nur eine grausame, sondern auch eine fromme Analogie; sie berühren vor allem die tiefsinnigste Bedeutung des Geheimnisses der Eucharistie und unserer Teilhabe an ihr. Durch die Eucharistie kommen wir dem Herrn näher. Wir werden ein annehmbares Opfer für den Herrn. Wir müssen ihm jeden Tag unsere Nöte und Schwierigkeiten aufopfern, um mit Christus in der Eucharistie vereint zu bleiben.

3. Mehr wert als die Vögel. In unserem täglichen Leben halten wir viele kleine Dinge für selbstverständlich, weil sie geringe Bedeutung innerhalb der großen Geschehnisse der Zeit zu haben scheinen. „Wie hoch und wie tief waren die Temperaturen heute vor einem Jahr?“ „Was zählt dies heute?“ könnten wir auch antworten. „Wo werden die vier Spatzen, die ich vor zwei Wochen im Park sah, jetzt etwas zu essen finden?“ Diese Fragen stellen sich uns gar nicht. Wir haben viele andere Dinge von dringender Wichtigkeit, die unsere Aufmerksamkeit und unser Handeln erfordern. Dennoch ist eine solche Frage wichtig genug, dass Gott sie anspricht. Christus sagt uns im Lukasevangelium (12,24): „Sie säen nicht und ernten nicht, sie haben keinen Speicher und keine Scheune; denn Gott ernährt sie“. Er fährt fort: „Wie viel mehr seid ihr wert als die Vögel!“ Wenn Gott sich Zeit nimmt, an so etwas Unbedeutendes mitten im Treiben der Welt zu denken, wie viel mehr wird er sich unserer Nöte annehmen!

Gespräch mit Christus: Herr, wenn ich an die Schwierigkeiten der verschiedensten Art denke, die heute auf mich zukommen werden, sorge ich mich um die Opfer, die ich bringen muss. Vielleicht werde ich nicht so geduldig und großzügig sein, wie ich sollte. Vielleicht werden die Dinge nicht so laufen, wie ich es mir erhoffe. Hilf mir, wie der heilige Ignatius, auf dich zu vertrauen. Hilf mir zu erkennen, dass du dich in jeder Minute um jede Kleinigkeit, die heute geschehen wird, kümmerst.

Vorsatz:  Wenn mir heute irgendetwas Sorge bereitet, werde ich beten: „Jesus, ich vertraue auf dich.“


Treue zu den Eingebungen des Heiligen Geistes

20. Oktober 2012

Samstag der achtundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Wendelin, Abt

P. James Swanson LC

Lk 12,8-12
Jesus sagte zu seinen Jüngern: Ich sage euch: Wer sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem wird sich auch der Menschensohn vor den Engeln Gottes bekennen. Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, der wird auch vor den Engeln Gottes verleugnet werden. Jedem, der etwas gegen den Menschensohn sagt, wird vergeben werden; wer aber den Heiligen Geist lästert, dem wird nicht vergeben. Wenn man euch vor die Gerichte der Synagogen und vor die Herrscher und Machthaber schleppt, dann macht euch keine Sorgen, wie ihr euch verteidigen oder was ihr sagen sollt. Denn der Heilige Geist wird euch in der gleichen Stunde eingeben, was ihr sagen müsst.

Einführendes Gebet:  Herr, ich glaube, dass du gegenwärtig bist, wenn ich mich im Gebet an dich wende. Mit Zuversicht vertraue ich darauf, dass du mir heute jede Gnade, die ich brauche, zuteil werden lässt. Ich danke dir für deine Liebe und für deine unermessliche Großzügigkeit mir gegenüber. Als Gegenleistung möchte ich dir mein Leben und meine Liebe geben.

Bitte: Herr, schenke mir heute die Gnade, für meinen Glauben einzustehen.

1.  Zu feige für das Märtyrertum. Es ist manchmal sehr schwierig, sich vor anderen zu Jesus zu bekennen. Wir bedenken die Möglichkeit des Märtyrertums und wir fragen uns alle, ob wir wohl Jesus treu bleiben würden, falls das den Tod bedeutete. Wir könnten der Meinung sein, dass wir im täglichen Leben ganz gut zu seinen Lehren stehen; ist das aber wirklich so? Wir hören uns ohne Widerspruch Angriffe auf Jesus und seine Kirche an. Manchmal zeigen wir sogar ein Nicken oder Lächeln, als ob wir damit einverstanden wären. Wir würden ja nie solche Sachen selber sagen, aber stehen nicht wirklich zu Jesus, selbst wenn das kein Märtyrertum bedeutet. Wie vielen fällt es furchtbar schwer, auch nur ein Kreuzzeichen an einem öffentlichen Ort zu machen. Ich tue es immer, wenn ich mich zu Hause zu Tisch setze, aber irgendwie fällt es mir in einem Restaurant furchtbar schwer, obwohl doch das einzige Problem dabei ist, „dass die Leute merken würden, dass ich Katholik bin“.

2. Die Wahrheit annehmen. Die Lehre Christi über Gotteslästerung könnte uns beunruhigen, weil wir denken könnten, dass es eine Sünde gibt, die nicht vergeben werden kann. Dennoch, es gibt keine Sünde, die nicht vergeben werden kann. Die Liebe und das Erbarmen Gottes ist gegenüber der Sünde allmächtig. Gotteslästerung gegen den Heiligen Geist wird von der Kirche als die Unbußfertigkeit bis zum Tod verstanden, nämlich, dass der Heilige Geist uns von der Sündhaftigkeit unserer Taten überzeugen möchte, und wir das nicht annehmen. Wenn wir uns vor unserem Tod noch überzeugen lassen, dann sind wir nicht der Gotteslästerung gegen den Heiligen Geist schuldig. Wenn wir aber sterben, ohne die Wahrheit anzunehmen, dann werden wir der Gotteslästerung gegenüber dem Heiligen Geist schuldig sein. Erlaube ich dem Heiligen Geist, mich von meiner Sündhaftigkeit zu überzeugen? Gibt es etwas, das die Kirche als falsch lehrt, ich es aber nicht als solches annehmen will? Gibt es Sünden, von denen ich denke, dass sie nicht so schlimm sind, weil ich sie zu einem Teil meines Lebens machen will? Sünden, die nicht als solche angenommen werden, können auch nicht vergeben werden.

3. Zeugnis mit meinem Leben geben. Vielleicht sorgen wir uns nicht so sehr darum, dass wir wegen unseres Bekenntnisses zu Christus vor Gericht geschleppt werden könnten, trotzdem sollten wir täglich für unseren Glauben Zeugnis ablegen. Es spielt keine Rolle, wohin wir gehen oder was wir tun, wir sind Zeugen für unseren Glauben an Christus. Das griechische Wort „Märtyrer” bedeutet „Zeuge“. Ich sollte den Heiligen Geist durch mich sprechen lassen, wenn ich vor anderen stehe. Die Leute werden nicht nur mich, sondern alle Christen nach ihren Werken beurteilen. Deshalb sollte ich die Liebe leben als das Kennzeichen eines echten Christen. Ich sollte die Demut eines Menschen üben, der auf die Größe und Heiligkeit Gottes des Vaters schaut und doch die eigene Unbedeutsamkeit und Sündhaftigkeit erkennt. Ich sollte alle diese Tugenden in ganz konkreten Situationen meines Alltags leben. Ich kann das alles nur dann, wenn ich den Heiligen Geist durch meine Taten sprechen lasse, sodass mein Leben das Zeugnis ist, das es für andere sein soll.

Gespräch mit Christus: Lieber Jesus, du rufst mich zu einer engeren Beziehung mit dir. Ich möchte dir näher kommen, doch fühle ich auch manchmal ein Zögern. Hilf meinem schwachen Willen. Entflamme mein Herz mit einer größeren Liebe für dich, damit ich wahrhaftig ein Märtyrer sein kann, ein Zeuge für deine treue Liebe. Öffne mein Herz dem Heiligen Geist, dass ich als ein echter Christ lebe.

Vorsatz:  Wenn ich vor anderen stehe, will ich mir immer dessen bewusst sein, dass ich ein Zeuge für die Wahrheit der Offenbarung Christi bin, und ich will versuchen, den Heiligen Geist durch meine Taten sprechen zu lassen.