Tägliche Meditationen

Tägliche Meditationen

Sonntag 1. Juli 2012 bis Samstag 7. Juli 2012

Dreizehnte Woche im Jahreskreis

P. Robert DeCesare LC, P. Steven Liscinky LC, P.Jefferey Bowker LC, P. Walter Schu LC

Den Herrn berührenSonntag
Meine Seele preist die Größe des HerrnMontag
Zweifle nicht, sondern glaubeDienstag
Macht über BesesseneMittwoch
Das Erbarmen Christi ergründenDonnerstag
Sich nach Erbarmen sehnenFreitag
Fasten und FeiernSamstag


Den Herrn berühren

1. Juli 2012

Dreizehnter Sonntag im Jahreskreis

P. Robert DeCesare LC

Mk 5,21-43
Jesus fuhr im Boot wieder ans andere Ufer hinüber, und eine große Menschenmenge versammelte sich um ihn. Während er noch am See war, kam ein Synagogen-Vorsteher namens Jaïrus zu ihm. Als er Jesus sah, fiel er ihm zu Füßen und flehte ihn um Hilfe an; er sagte: Meine Tochter liegt im Sterben. Komm und leg ihr die Hände auf, damit sie wieder gesund wird und am Leben bleibt. Da ging Jesus mit ihm.

Viele Menschen folgten ihm und drängten sich um ihn. Darunter war eine Frau, die schon zwölf Jahre an Blutungen litt. Sie war von vielen Ärzten behandelt worden und hatte dabei sehr zu leiden; ihr ganzes Vermögen hatte sie ausgegeben, aber es hatte ihr nichts genutzt, sondern ihr Zustand war immer schlimmer geworden. Sie hatte von Jesus gehört. Nun drängte sie sich in der Menge von hinten an ihn heran und berührte sein Gewand. Denn sie sagte sich: Wenn ich auch nur sein Gewand berühre, werde ich geheilt. Sofort hörte die Blutung auf, und sie spürte deutlich, dass sie von ihrem Leiden geheilt war. Im selben Augenblick fühlte Jesus, dass eine Kraft von ihm ausströmte, und er wandte sich in dem Gedränge um und fragte: Wer hat mein Gewand berührt? Seine Jünger sagten zu ihm: Du siehst doch, wie sich die Leute um dich drängen, und da fragst du: Wer hat mich berührt? Er blickte umher, um zu sehen, wer es getan hatte. Da kam die Frau, zitternd vor Furcht, weil sie wusste, was mit ihr geschehen war; sie fiel vor ihm nieder und sagte ihm die ganze Wahrheit. Er aber sagte zu ihr: Meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Geh in Frieden! Du sollst von deinem Leiden geheilt sein.

Während Jesus noch redete, kamen Leute, die zum Haus des Synagogen-Vorstehers gehörten, und sagten zu Jaïrus: Deine Tochter ist gestorben. Warum bemühst du den Meister noch länger? Jesus, der diese Worte gehört hatte, sagte zu dem Synagogen-Vorsteher: Sei ohne Furcht; glaube nur! Und er ließ keinen mitkommen außer Petrus, Jakobus und Johannes, den Bruder des Jakobus. Sie gingen zum Haus des Synagogen-Vorstehers. Als Jesus den Lärm bemerkte und hörte, wie die Leute laut weinten und jammerten, trat er ein und sagte zu ihnen: Warum schreit und weint ihr? Das Kind ist nicht gestorben, es schläft nur. Da lachten sie ihn aus. Er aber schickte alle hinaus und nahm außer seinen Begleitern nur die Eltern mit in den Raum, in dem das Kind lag. Er fasste das Kind an der Hand und sagte zu ihm: Talita kum!, das heißt übersetzt: Mädchen, ich sage dir, steh auf! Sofort stand das Mädchen auf und ging umher. Es war zwölf Jahre alt. Die Leute gerieten außer sich vor Entsetzen. Doch er schärfte ihnen ein, niemand dürfe etwas davon erfahren; dann sagte er, man solle dem Mädchen etwas zu essen geben.

Einführendes Gebet:  Herr Jesus, du hast uns gelehrt: „Bittet und es wird euch gegeben werden, sucht und ihr werdet finden, klopft an und es wird euch aufgetan werden.” (Mt 7,7). Du lädst mich ein, dir meine Bitten vorzutragen. Ich glaube, Herr, dass du mein Gebet erhören wirst, wenn ich dich inständig und mit aufrichtigem Herzen bitte. Ich hoffe auf deine Güte und dein Erbarmen, und ich opfere dir meine Liebe auf, selbst wenn sie im Vergleich zu deiner Liebe so unbedeutend ist; denn du bist die Quelle der Liebe und Güte selbst.

Bitte: Herr, hilf mir, mich im Glauben nach dir auszustrecken.

1.  Wenn ich auch nur sein Gewand berühre. Herr, oft scheinst du unerreichbar und weit entfernt zu sein. Ich glaube, dass du der allmächtige Gott bist, aber auch, dass du mich einlädst zu dir zu kommen. Obwohl du so groß und mächtig bist, lädst du mich ein, wie ein kleines Kind bei dir Zuflucht zu suchen. Warum wage ich es so selten, meine Hände nach dir auszustrecken, wie die Frau mit der Blutung! Wie groß ihr Glaube ist! Ihr einziger Wunsch ist, dein Gewand zu berühren. Sie verlangt nicht viel, nur einen kurzen Augenblick. Manchmal ist die Hektik in meinem Leben so groß, dass ich nicht einmal diesen Augenblick suche. Ich kümmere mich um meine eigenen Angelegenheiten und bin so mit meinen Problemen beschäftigt, dass ich nicht einmal daran denke, sie zu dir zu bringen. Es ist so einfach und zielführend, aber wie oft handle ich so wie diese Frau?

2. Wer hat mich berührt? Herr, es freut dich sicher, wenn du erkennst, dass jemand seine Hand nach dir ausstreckt. Oft staunst du über unseren Glauben, selbst wenn er nur für einen kurzen Augenblick aufleuchtet. Du warst erstaunt über den Glauben des römischen Hauptmanns, als er sagte: „Sprich nur ein Wort, dann muss mein Diener gesund werden” (Lk 7,7). Du hast dem rechten Schächer versprochen, mit dir im Paradies zu sein. Diese Frau hat geglaubt, dass du ihr Leben ändern kannst, darum hat sie dich gesucht und auch gefunden. Wie oft berühren wir dich? Wie oft suchen wir dich auf?

3. Dein Glaube hat dir geholfen. Es ist der Glaube an dich, Herr, der sie angetrieben hat, dein Gewand zu berühren. Sie glaubte daran, dass du sie heilen könntest. Ihre Hand nach dir auszustrecken, das war ihr Gebet. Sie weiß, wer sie ist: ein Geschöpf des Vaters, eine arme, hilfsbedürftige Seele. Sie hat versucht, alleine zurecht zu kommen, und für ihre Genesung suchte sie viele Ärzte auf. Die aber verschlimmerten nur ihren Zustand. Jetzt bittet sie um deine Hilfe. Du, Herr, hilfst ihr nicht nur, sondern du rettest sie auch. Du möchtest das gleiche auch für mich tun, wenn ich zu dir komme und dir meine Bitte vorlege. Herr, ich glaube, dass ich als Mensch so bin, wie du mich erschaffen hast, wenn ich dir meine Bitten vortrage. Ich bin ein Mensch, der von dir völlig abhängig ist. Ich brauche dich für alles. Ohne dich kann ich nichts tun, aber in dir und mit dir kann ich alles tun (vgl. Gal 2,20).

Gespräch mit Christus: Herr, ich erkenne, dass du von mir berührt werden willst, so wie es die Frau mit der Blutung getan hat. Ich glaube, Herr, dass du darauf wartest, dass ich, genauso wie sie, zu dir komme. Alles, was ich tun muss, ist meine Hand nach dir auszustrecken, und du wirst da sein, um mein Gebet zu beantworten.

Vorsatz:  Während des heutigen Tages will ich zwei bewusste Akte des Glaubens setzen, um meine Hand nach dem Herrn auszustrecken, der darauf wartet, dass ich zu ihm komme.


Meine Seele preist die Größe des Herrn

2. Juli 2012

Montag der dreizehnten Woche im Jahreskreis
Maria Heimsuchung

P. Steven Reilly LC

Lk 1,39-56
Nach einigen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa. Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabeth. Als Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabeth vom Heiligen Geist erfüllt und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? In dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ. Da sagte Maria: Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter. Denn der Mächtige hat Großes an mir getan und sein Name ist heilig. Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten. Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind; er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen. Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein Erbarmen, das er unsern Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig. Und Maria blieb etwa drei Monate bei ihr; dann kehrte sie nach Hause zurück.

Einführendes Gebet:  Herr, ich glaube, dass du unendlich gut bist und uns über alles liebst. Ich vertraue mich ganz dir an mit all meinen Hoffnungen, Sorgen und Freuden. Ich danke dir, dass du dich uns in der Eucharistie schenkst. Ich danke dir auch dafür, dass du uns deine Mutter als unsere Mutter während unseres Erdenlebens und auf unserem Pilgerweg zu dir in den Himmel gegeben hast. Hier bin ich, Herr, um wie sie deinen Willen zu tun.

Bitte: Maria, hilf mir, in der Demut zu wachsen.

1.  Schnelle und freudige Nächstenliebe. Was brachte Maria dazu, nicht nur die gefährliche Reise alleine zu unternehmen, sondern noch dazu in Eile? Eine unwiderstehliche Macht leitete Maria – die Gegenwart des Heiligen Geistes, der sie seit der Verkündigung überschattet und erfüllt hat. Der gleiche Heilige Geist erfüllt beim Gruß Mariens das Herz von Elisabeth und bewegt das Kind in ihrem Leib. Was ist die erste Frucht der Fülle des Heiligen Geistes? Papst Benedikt XVI. spricht über den Zusammenhang zwischen dieser Freude und der Wahrheit, die Christus selber ist: „ Jesus Christus, der die Fülle der Wahrheit ist, zieht das Herz jedes Menschen an sich, lässt es weit werden und erfüllt es mit Freude. Denn nur die Wahrheit ist imstande, den Geist zu durchdringen und ihm vollkommene Freude zu schenken. Diese Freude weitet die Dimensionen des menschlichen Herzens, indem sie es von der Enge des Egoismus befreit und zur wahren Liebe befähigt” (Rede an die Glaubenskongregation, 10. Februar 2006).

2. Elisabeth fühlt sich als unwürdige Gastgeberin. Die rührende Frage von Elisabeth zeigt die für den Empfang des Heiligen Geistes notwendige Tugend: Demut. Elisabeth ist sich zutiefst ihrer Niedrigkeit bei dem Besuch der Mutter des Herrn bewusst. Maria selber spiegelt diese Einstellung in ihrem Magnificat wider. Was ist der Grund dafür, dass der Schöpfer so Großes an ihr getan hat, so dass alle Generationen sie gesegnet nennen werden? Es ist nicht, weil sie Talente und Qualitäten hat. Auch hat sie den Allmächtigen nicht durch großartige Erhabenheit beeindruckt. Nein, Gott hat einfach „auf die Niedrigkeit seiner Magd geschaut.” Erfreue ich mich meiner eigenen Kleinheit im Wissen, dass es dem Heiligen Geist möglich macht, eine Wohnstätte in mir zu finden und großes für Christus in meinem Leben zu vollbringen?

3. Ein Lobpreis für Gott. Maria ist so vom Heiligen Geist erfüllt, dass ihr ganzes Sein in Jubel und Lobgesang für den Allmächtigen entflammt. Papst Benedikt XVI. betrachtet den Jubel Mariens angesichts der Gegenwart des Herrn in ihrem Leib: „Diese Freude spürt das Herz, wenn wir uns niederknien, um Jesus im Glauben anzubeten!” (Rede an die Glaubenskongregation, 10. Februar 2006). Die Freude Christi, die Freude des Heiligen Geistes, die Dankbarkeit für alles Große, das der Herr in uns gewirkt hat, treibt uns dazu, unseren Herrn zu anderen zu bringen, genauso wie Maria ihn zu Elisabeth brachte, sogar schon vor seiner Geburt. Wie sie in ihrem Magnificat singt, verschließt sich Maria nicht in sich selbst, sie bedenkt, was Gott in ihr, im Hinblick auf seinen Heilsplan für alle Völker, gewirkt hat. Möge doch die Freude im Heiligen Geist ein neues Pfingsten bringen, das von unserem Leben ausstrahlt.

Gespräch mit Christus: Ich danke dir, Herr, für das große Geschenk des Heiligen Geistes, der unser Leben mit der unaussprechlichen Freude deiner Gegenwart in uns erfüllt. Hilf mir, dass ich eilig - wie Maria es tat – auf die Impulse des Heiligen Geistes zur Nächstenliebe antworte.

Vorsatz:  Ich will nach Gelegenheiten Ausschau halten, bei denen ich mit anderen über Christus sprechen kann. Auch möchte ich für sie Taten der Nächstenliebe vollbringen, freudig und eilig, so wie Maria es uns im Evangelium vorgelebt hat.


Zweifle nicht, sondern glaube

3. Juli 2012

Dienstag der dreizehnten Woche im Jahreskreis
Hl. Apostel Thomas

P. Robert DeCesare LC

Joh 20.24-29
Thomas, genannt Didymus (Zwilling), einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht. Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder versammelt, und Thomas war dabei. Die Türen waren verschlossen. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger aus - hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete ihm: Mein Herr und mein Gott! Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.

Einführendes Gebet:  Herr, ich danke dir für das Geschenk des Glaubens, das ich in der Taufe empfangen habe. Ich glaube alles, was du offenbart hast, selbst wenn ich erkenne, dass mein Glaube noch so schwach ist. Ich tauche meinen schwachen Glauben in deine überfließende Güte und dein Erbarmen hinein und vertraue ganz auf dich. Ich liebe dich, meinen Herrn und meinen Gott, aus ganzem Herzen, ganzer Seele, ganzer Kraft und mit allen meinen Gedanken.

Bitte: Herr, vermehre meinen Glauben!

1.  Ich werde nicht glauben! Herr, ich lebe in einer Gesellschaft, die alles wissen will. Wenn es keine Fakten gibt und die Beweise fehlen, glaube ich nicht. Gelegentlich lehne ich selbst dann ab zu glauben, wenn ich Fakten und Beweise vor meinen Augen habe. Ich weiß, Herr, dass der Glaube den Menschen herausfordert, „sein ganzes Sein Gott zu überlassen” (Dei Verbum, Nr. 5). Genau das gelingt Thomas nicht, als die Apostel ihm die aufregende Neuigkeit mitteilen: „Wir haben den Herrn gesehen!” (Joh 20,25). Ihre Nachricht aber entspricht nicht dem, was er weiß. Thomas weiß, dass du gestorben bist. Vielleicht ging er am Samstag sogar zum Grab. Da hätte er die Wache gesehen und möglicherweise bei sich gedacht, dass es unmöglich sei, dich aus dem Grab zu nehmen. Kommen in mir überzeugende Gründe hoch, nicht zu glauben? Und wenn ich das tue, wie kann ich besser darauf mit dem Glauben antworten?

2. Der Sprung des Glaubens. Herr, Thomas schaut dich im Abendmahlsaal an, als du das sagst. Ich erinnere mich an die Worte: „Wer sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor dem himmlischen Vater bekennen” (Mt 10,32). Du lädst Thomas ein, diesen Schritt des Glaubens zu machen: das hinter sich zu lassen, was er weiß und deine Auferstehung anzuerkennen. Er war Zeuge, als du Lazarus von den Toten erweckt hast, und nun lädst du ihn ein, zu glauben, dass du für immer lebst. Du bist der lebendige, wahre Gott. Dort im Abendmahlsaal lädst du mich ein, genauso wie Thomas, an deine lebendige Gegenwart in meinem Leben zu glauben. Herr, ich sehne mich danach, deine Gegenwart in meinem Leben deutlich zu erfahren.

3. Sich allein an Gott festhalten. Herr, ich kann ohne Glauben nicht in den Himmel kommen. Deine Worte weisen darauf hin, was für mich vorbereitet ist, wenn ich bis zum Tod im Glauben ausharre. Ich lebte zwar noch nicht, als du auf der Erde warst, aber im Hinblick auf deine Worte an Thomas habe ich umso mehr Grund, meinen Glauben zu leben und in gleicher Weise wie Thomas zu beten: „Mein Herr und mein Gott!” Herr, du willst, dass ich fest an dich glaube, genauso wie du von Thomas Glauben erwartet hast. Wie groß bist du! „Der Glaube ist eine persönliche Bindung des Menschen an Gott“ (Katechismus der Katholischen Kirche, 150). Ich will an dir festhalten, mein Herr und mein Gott!

Gespräch mit Christus: Herr, ich glaube, dass du ein großer Teil meines Lebens sein willst. Du willst der Herr über mein Leben sein. Mein Glaube scheint aber so klein. Hilf mir, meinen Glauben zu vermehren. Gib mir das, was nötig ist, damit er wächst.

Vorsatz:  Ich will während dieses Tages den Abschnitt 150 – 152 im Katechismus der Katholischen Kirche über den Glauben lesen, damit ich dadurch in meinem Glauben an Gott wachsen kann.


Macht über Besessene

4. Juli 2012

Mittwoch der dreizehnten Woche im Jahreskreis
Hl. Ulrich v. Augsburg, Bischof

P. Steven Liscinsky LC

Mt 8,28-34
Als Jesus an das andere Ufer kam, in das Gebiet von Gadara, liefen ihm aus den Grabhöhlen zwei Besessene entgegen. Sie waren so gefährlich, dass niemand den Weg benutzen konnte, der dort vorbeiführte. Sofort begannen sie zu schreien: Was haben wir mit dir zu tun, Sohn Gottes? Bist du hergekommen, um uns schon vor der Zeit zu quälen? In einiger Entfernung weidete gerade eine große Schweineherde. Da baten ihn die Dämonen: Wenn du uns austreibst, dann schick uns in die Schweineherde! Er sagte zu ihnen: Geht! Da verließen sie die beiden und fuhren in die Schweine. Und die ganze Herde stürzte sich den Abhang hinab in den See und kam in den Fluten um. Die Hirten flohen, liefen in die Stadt und erzählten dort alles, auch das, was mit den Besessenen geschehen war. Und die ganze Stadt zog zu Jesus hinaus; als sie ihn trafen, baten sie ihn, ihr Gebiet zu verlassen.

Einführendes Gebet:  Herr, ich glaube, dass du in mir gegenwärtig bist. Ich möchte heute in deiner Nähe sein und alles durch das Prisma des Glaubens sehen. Ich möchte meine Hoffnung und meine Zuversicht auf dich setzen. Du wirst mir all die Gnaden geben, die ich heute brauche. Ich muss dich nur darum bitten. Ich möchte dich von ganzem Herzen lieben, besonders durch die Nächstenliebe, indem ich mich allen, denen ich heute begegne, zuwende, sodass ich ihnen deine Liebe näher bringen kann.

Bitte: Herr, hilf mir, das Böse der Sünde in meinem Leben zu besiegen.

1.  Die Sünde trennt uns von Gott. Im Katechismus konnten wir lernen, dass wir durch die schwere Sünde die heiligmachende Gnade verlieren und so von Gott getrennt sind. Dieses Evangelium verdeutlicht diese Trennung dadurch, dass die zwei besessenen Männer von Christus Abstand halten und wollen, dass er sie in Ruhe lässt. Unsere Sünde, ob schwere Sünde oder lässliche Sünde, drängt Gott aus unserem Leben heraus. Es ist so, als ob wir ihm sagen, dass wir ihn nicht brauchen, dass wir ihn nicht in unserem Leben haben wollen. Habe ich die Sünde willentlich in meinem Leben akzeptiert und Gott dadurch von mir ferngehalten? Vielleicht auch nur auf geringfügige Weise?

2. Die Sünde zerstört Beziehungen. Natürlich hat das Böse, von dem die Männer besessen waren, ihren Beziehungen zu ihren Nächsten geschadet. Sie konnten nicht länger Teil ihrer Gesellschaft sein, sondern mussten abseits der Gesellschaft leben. Jede Sünde ist auf eine bestimmte Art eine „soziale Sünde“, weil sie soziale Folgen hat. Sogar unsere persönlichsten Sünden – in unseren Gedanken – verletzen den mystischen Leib der Kirche und haben folglich eine Auswirkung auf andere. Die Sünden, die andere sehen, sind noch größer, weil sie einen Skandal hervorrufen und andere zur Sünde verführen könnten. Christus lädt uns ein, die Sünde abzulehnen. Schließen wir uns ihm an und vertreiben den Teufel aus unserem Alltagsleben.

3. Die Sünde schadet auch uns. Das Böse, das wir tun, schadet uns selbst am meisten. Die Besessenen verletzten und schnitten sich oft selbst. Die physischen Verletzungen ihres Körpers deuten auf einen tieferen geistlichen Konflikt hin. Unsere Seelen sind für Gott geschaffen, und so ist eine Trennung von ihm wirklich „herzzerreißend“. Die Sünde vermeidet es, ihr hässliches Gesicht zu zeigen, aber nachdem wir sie begangen haben, fängt unser Gewissen an, uns Sorgen zu machen. Dann merken wir, dass unsere falsche Entscheidung uns von dem Einen getrennt hat, zu dem unsere Natur sich hingezogen fühlt. Wir fühlen den Schmerz der Trennung und des Risses, der uns innerlich zerreißt.

Gespräch mit Christus: Herr, hilf mir, die Sünde aus meinem Leben zu verbannen. Ich brauche deine Hilfe, weil ich es nicht alleine schaffen kann. Genau wie die Besessenen, die sich danach sehnten, von ihrer Qual befreit zu werden, sehne ich mich danach, die Sünde in meinem Leben zu besiegen. So oft bin ich von meinen Leidenschaften oder den Versuchungen des Teufels überwältigt. Gib mir die Kraft, die ich brauche, Herr.

Vorsatz:  Ich werde Christus versprechen, dass ich heute eine besondere Sünde oder eine Unvollkommenheit ablehnen werde, in die ich normalerweise oft falle.


Das Erbarmen Christi ergründen

5. Juli 2012

Donnerstag der dreizehnten Woche im Jahreskreis

P. Jefferey Bowker LC

Mt 9,1-8
Jesus stieg in das Boot, fuhr über den See und kam in seine Stadt. Da brachte man auf einer Tragbahre einen Gelähmten zu ihm. Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: Hab Vertrauen, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben! Da dachten einige Schriftgelehrte: Er lästert Gott. Jesus wusste, was sie dachten, und sagte: Warum habt ihr so böse Gedanken im Herzen? Was ist leichter, zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben!, oder zu sagen: Steh auf und geh umher? Ihr sollt aber erkennen, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben. Darauf sagte er zu dem Gelähmten: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh nach Hause! Und der Mann stand auf und ging heim. Als die Leute das sahen, erschraken sie und priesen Gott, der den Menschen solche Vollmacht gegeben hat.

Einführendes Gebet:  Herr, ich komme zu dir in dieser Betrachtung und bin bereit, das zu tun, was du von mir verlangst. Ich selbst will oft den einfachen und bequemen Weg nehmen, aber ich weiß, dass der Weg eines Christen durch das enge Tor führt. Du bist der Grund, warum ich den einfachen Weg verlasse, um den Auftrag der Liebe vollkommener erfüllen zu können. Ich bin bereit, die Bedeutung deines Aufrufs zur Nachfolge zu lernen.

Bitte: Herr, schenke mir die Gnade, deine Barmherzigkeit tiefer zu erfahren.

1.  Das Gelähmtsein. Für den heiligen Hiernoymus ist körperliches Gelähmtsein ein Bild für die Unfähigkeit des Menschen, aus eigener Kraft zu Gott zurückzukehren. Es bedeutet, dass der Mensch sich nicht selbst retten kann, dass er sich nicht aus sich heraus mit Gott versöhnen kann. Das Gelähmtsein bezieht sich hier mehr auf den Zustand der Seelen der Pharisäer als auf den Zustand des Mannes auf der Bahre. Christus sah den Stillstand in den Herzen der Pharisäer. Sie wollten Gott in eine Schachtel legen und sich entsprechend ihrer Bedürfnisse seiner bedienen. Auch wir sind wie die Pharisäer oft in unserer Routine gefangen. Wir geben uns mit unserem geistlichen Leben, so wie es gerade ist, zufrieden und haben es nicht gern, auf das Bitten Gottes um mehr Glauben, Vertrauen und Nächstenliebe zu hören. Für Seelen, die nach Heiligkeit streben, ist Christus immer neu; immer wieder ruft Gott sie zu mehr auf, und als Resultat davon dürfen sie Christus immer wieder von neuem erfahren. Ihre Liebe wird niemals schal, weil sie sich niemals dem verweigern, was Gott mit ihnen tun will.

2. Das einzige Problem ist die Sünde. Der Gelähmte und seine Begleiter machen sich nur über das körperliche Gelähmtsein Sorgen. Das steht bei Christus aber nicht an erster Stelle. Was zuerst zählt, ist der Zustand der Seele des Menschen. Für Gott stehen nicht die Probleme im Vordergrund. Manchmal lässt er Probleme zu, um uns zu heilen und uns in Beziehung zu ihm treten zu lassen: „Deine Sünden sind dir vergeben.“ Im Leben geht es vor allem um die Heiligkeit und um die Überwindung des größten Hindernisses auf dem Weg zur Heiligkeit: die Sünde. Was uns am tiefsten verletzen kann, sind die Hindernisse der Sünde und ein egoistischer Lebensstil.

3. Auf Gottes Antworten warten. Die Pause zwischen den Worten: „Hab Vertrauen, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben“ und der Heilung des Gelähmtseins riefen anfangs vielleicht bei denen, die mit dem Wirken Christi noch nicht vertraut waren, Enttäuschung hervor. Aus diesem Warten heraus kommt aber unsere Antwort zu Gott, und hier sollen wir unseren Teil im Erlösungsplan erfüllen. Wenn wir die Wünsche unserer Kinder immer sofort stillen, berauben wir die liebende Stütze elterlichen Handelns seiner wahren Bedeutung. Um zu christlicher Reife zu gelangen, müssen wir die Tugenden des Glaubens und Vertrauens bilden. Heilung zu suchen muss mehr innerhalb von Gottes Plan und nach seinem Willen geschehen, als aus unserem selbstsüchtigen Wunsch nach Erleichterung. Das braucht Zeit. Selbst in dieser Pause, in der dunklen Nacht des Glaubens, geschieht etwas. Wir werden gewandelt, noch während das Wunder dabei ist, zu geschehen. Der Befehl, aufzustehen, bestätigt oder macht etwas sichtbar, was schon in der Seele des Gelähmten geschehen ist: durch Glauben und Vertrauen herrscht nun Christus in seiner Seele.

Gespräch mit Christus: Herr, ich weiß, dass ich allein durch dich aufstehen soll, weil du allein die Sünde in mir überwinden kannst. Wie der heilige Paulus bemühe ich mich, den guten Kampf zu kämpfen, gestärkt durch deine Gnade und dein Erbarmen. Hilf mir, jede Schwierigkeit als neue Herausforderung anzunehmen, mein Herz zu reinigen und meine Seele zu heiligen.

Vorsatz:  Heute will ich daran denken, alle vorschnellen und verurteilenden Gedanken über andere zu vermeiden. So kann ich in meinem Herzen die barmherzige Haltung des Herzens Christi bewahren.


Sich nach Erbarmen sehnen

6. Juli 2012

Freitag der dreizehnten Woche im Jahreskreis
Maria Goretti, Märtyrerin

P. Jefferey Bowker LC

Mt 9,9-13
Als Jesus weiterging, sah er einen Mann namens Matthäus am Zoll sitzen und sagte zu ihm: Folge mir nach! Da stand Matthäus auf und folgte ihm. Und als Jesus in seinem Haus beim Essen war, kamen viele Zöllner und Sünder und aßen zusammen mit ihm und seinen Jüngern. Als die Pharisäer das sahen, sagten sie zu seinen Jüngern: Wie kann euer Meister zusammen mit Zöllnern und Sündern essen? Er hörte es und sagte: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Darum lernt, was es heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer. Denn ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten.

Einführendes Gebet:  Herr, ich komme zu dir in dieser Betrachtung und bin bereit, das zu tun, was du von mir verlangst. Ich selbst will oft den einfachen und bequemen Weg nehmen, aber ich weiß, dass der Weg eines Christen durch das enge Tor führt. Du bist der Grund, warum ich den einfachen Weg verlasse, um den Auftrag der Liebe vollkommener erfüllen zu können. Ich bin bereit, die Bedeutung deines Aufrufs zur Nachfolge zu lernen.

Bitte: Herr, schenke mir die Gnade eines demütigen und zerknirschten Herzens.

1.  Eine Frage, um das Gewissen zu beruhigen. Die Pharisäer wollen ihre Stellung sichern. In ihren Augen ist die Religion nicht eine Suche nach Wahrheit, sondern ein Weg, um ihr Gewissen zu beruhigen unter dem Deckmantel des Gesetzes, von dem sie sich wenig in die Pflicht nehmen ließen. Sie sind nicht bereit, den toten Buchstaben des alten Gesetzes zu lassen und sich auf den Weg zur wahren Heiligkeit zu machen. Es ist einfach, sich an Formeln zu halten und sich an die Zeiten zu erinnern, als Gott wenig von mir verlangte, um ein falsches Gefühl der Sicherheit zu bewahren. So ein Verhalten ist für einen ehrlichen Menschen aber, der jeden Tag von neuem die bittere Erfahrung macht, wie er wirklich vor Gott ist, niemals ausreichend. Gott erwartet viel von ihm, aber die Gnade des Herrn gibt ihm die Kraft, sich ihm zu überlassen. Ich muss in meinem Leben die Bereiche finden, wo ich mich selbst rechtfertige, weniger als das zu geben, was Christus von mir verlangt.

2. Er sucht ein demütiges und zerknirschtes Herz. Wie wählt Gott die Seelen aus, denen er sich mit seiner tröstenden Gegenwart nähert? „In übergroßem Erbarmen, Gott unser Retter, bist du Sündern und Zöllnern begegnet. Wo sonst sollte dein Licht scheinen, wenn nicht auf die, die im Dunkeln saßen? Ehre sei dir!“ (Irenäus, Anthologion, 1:1390). Christus zieht es zu jenen, denen seine Gnade etwas bedeutet, zu jenen, in denen er fruchtbaren Boden für seine Einladung zur Heiligkeit vorfindet. Ein großes religiöses Wissen zieht seine Aufmerksamkeit nicht an, sondern ein zerknirschtes Herz und ein zerknirschter Geist, die bereit sind, sich seiner Gnade zu überlassen, und bei einem solchen Menschen will er wohnen.

3. Der Sünder muss die Vergebung suchen. Eine demütige Haltung hilft uns, Gottes Erbarmen niemals für selbstverständlich zu halten. Eines Tages sieht Bruder Elias den heiligen Franziskus, wie dieser darüber weint, dass er ein so schrecklicher Sünder sei. Bruder Elias fragte ihn überrascht, wie er so etwas denken könnte. Franziskus wies auf die vielen Gnaden hin, die er schon erhalten hatte und meinte dann, dass ein anderer Mensch, der so viele Gnaden wie er erhalten hätte, schon ein viel heiligerer Mann geworden wäre als er (Crowley, A Day With the Lord, p. 146). So sind die Heiligen – niemals zufrieden mit sich selbst, sich immer bewusst, wie sehr sie Gott und sein Erbarmen brauchen. Was Christus braucht, um mich zu einem Heiligen zu machen ist ein Herz, das bereit ist, sich zu ändern und sich ganz auf seine Gnade gründet und weniger auf eigene Erfolgsrezepte.

Gespräch mit Christus: Herr, ich bitte dich, mich in all meiner Schwachheit anzunehmen, damit ich mein künftiges Wachsen in der Gnade vertrauensvoller auf dein Erbarmen gründe. Lass mich in den Himmel eintreten, wie es die heilige Theresa vom Kinde Jesu wünschte: „mit leeren Händen.“ Aller Ruhm und Sieg steht allein dir zu. Ich danke dir, dass du mich erwählt hast aus Liebe zu mir.

Vorsatz:  Ich nehme mir vor, in dieser Woche zu beichten, um Gottes Barmherzigkeit zu ehren und mit Eifer ihm zu zeigen, was es mir bedeutet, von ihm erwählt worden zu sein.


Fasten und Feiern

7. Juli 2012

Samstag der dreizehnten Woche im Jahreskreis
Hl. Willibald OSB, Bischof

P. Jefferey Bowker LC

Mt 9,14-17
Da kamen die Jünger des Johannes zu Jesus und sagten: Warum fasten deine Jünger nicht, während wir und die Pharisäer fasten? Jesus antwortete ihnen: Können denn die Hochzeitsgäste trauern, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein; dann werden sie fasten. Niemand setzt ein Stück neuen Stoff auf ein altes Kleid; denn der neue Stoff reißt doch wieder ab und es entsteht ein noch größerer Riss. Auch füllt man nicht neuen Wein in alte Schläuche. Sonst reißen die Schläuche, der Wein läuft aus und die Schläuche sind unbrauchbar. Neuen Wein füllt man in neue Schläuche, dann bleibt beides erhalten.

Einführendes Gebet:  Herr, ich komme zu dir in dieser Betrachtung und bin bereit, alles zu tun, worum du mich bittest. Mir selbst überlassen nehme ich oft den leichten und bequemen Weg, ich weiß aber, dass der Weg eines Christen durch das enge Tor hindurch führt. In dir habe ich den Grund gefunden, um den leichten Weg zu verlassen und den vollkommeneren Weg der Liebe zu gehen. Ich bin bereit, von dir zu lernen, was es heißt, dir nachzufolgen.

Bitte: Herr, hilf mir, den Wert des Fastens in meinem Leben von neuem schätzen zu lernen.

1.  Hunger nach Gott. Fasten soll einen festen Platz im Leben eines Menschen haben, der nach Heiligkeit strebt. Fasten hat wie das Gebot der Armut die Bedeutung, sich bewusst eines natürlichen Gutes zu enthalten, damit die Seele empfänglicher für die übernatürlichen Gaben des Geistes wird. Unser „Fleisch“ soll ruhiger werden, damit wir den geistigen Hunger nach Gott besser spüren können. Wie die Israeliten in der Wüste Hunger erfahren mussten, um das Brot des Himmels in der Gabe des Mannas würdiger empfangen zu können, so müssen auch wir in unserem Leben den Platz bereiten und das beseitigen, was uns von dem Gut ablenkt, was wirklich wichtig und heilig ist.

2. Den Zweck respektieren. Frömmigkeit ist kein Ziel für sich. Sie dient dem letzten Ziel des geistlichen Lebens: die Vereinigung mit Christus. Christus muss die Jünger des Johannes von einer übertriebenen Strenge ihres geistlichen Lebens befreien, eines Lebens, das Gott als eigentliches Objekt aus seiner Sicht verloren hat. Geistiger Stolz kann unbemerkt in den Menschen wachsen, die bestimmte Formen der Andacht und der Entbehrung um ihrer selbst willen auf sich nehmen. Bei allen Dingen, auch bei den geistigen, müssen wir den eigentlichen Zweck im Blick behalten. Wenn geistliche Übungen uns nicht dazu führen, Gottes Willen und seine Gegenwart mit größerer Liebe zu leben, dann haben sie keinen Nutzen für uns.

3. Fasten und Leiden führen zu einem geistlichen Fest. Augenblicke des Leidens und Tage der Trauer müssen alle Menschen erfahren. Das Fasten, welches die Jünger lebten und das die Kirche lebt, soll uns mit dem leidenden Christus vereinigen. Selbstverleugnung, um Gottes Willen zu tun, wird zur Teilhabe am Erlösungswerk Christi. Die engsten Freunde Christi wollen ihm in seinem Leiden und in seinen Entbehrungen ähnlich werden, und durch das Annehmen ihrer Leiden machen sie sein Opfer der Ganzhingabe für andere sichtbar. Möge der Auftrag, die Menschen und das Reich Gottes zu lieben, in mir einen großen Eifer entfachen, ein Leben in Verbindung mit Christus zu führen, damit ich bereit bin, mich selbst immer wieder zu verleugnen und die kommenden Leiden und Schwierigkeiten anzunehmen.

Gespräch mit Christus: Herr, hilf mir, ein wahres Leben der Hingabe und des Opfers zu führen. Erneuere in mir die Sehnsucht, dich mehr als alles andere zu suchen, damit alles, was ich in meinem Leben besitze, darauf ausgerichtet ist, dir besser zu dienen und deinen Namen zu verherrlichen.

Vorsatz:  Ich will ein besonderes Opfer bringen und eine lästige Pflicht, die mir auferlegt ist, aus Liebe zum leidenden Christus erfüllen und mich dadurch mit ihm mehr vereinen.