Tägliche Meditationen Sonntag 6. November 2011 bis Samstag 12. November 2011 Zweiunddreißigste Woche im Jahreskreis P. Edward Hopkins LC, P. Steven Reilly LC
Das Öl des Herzens 6. November 2011 Zweiunddreißigster Sonntag im Jahreskreis P. Edward Hopkins LC Mt 25,1-13 Dann wird es mit dem Himmelreich sein wie mit zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und dem Bräutigam entgegengingen. Fünf von ihnen waren töricht und fünf waren klug. Die törichten nahmen ihre Lampen mit, aber kein Öl, die klugen aber nahmen außer den Lampen noch Öl in Krügen mit. Als nun der Bräutigam lange nicht kam, wurden sie alle müde und schliefen ein. Mitten in der Nacht aber hörte man plötzlich laute Rufe: Der Bräutigam kommt! Geht ihm entgegen! Da standen die Jungfrauen alle auf und machten ihre Lampen zurecht. Die törichten aber sagten zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl, sonst gehen unsere Lampen aus. Die klugen erwiderten ihnen: Dann reicht es weder für uns noch für euch; geht doch zu den Händlern und kauft, was ihr braucht. Während sie noch unterwegs waren, um das Öl zu kaufen, kam der Bräutigam; die Jungfrauen, die bereit waren, gingen mit ihm in den Hochzeitssaal und die Tür wurde zugeschlossen. Später kamen auch die anderen Jungfrauen und riefen: Herr, Herr, mach uns auf! Er aber antwortete ihnen: Amen, ich sage euch: Ich kenne euch nicht. Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde. Einführendes Gebet: Herr Jesus, ich glaube, dass du hier bist und mich zum Beten aufrufst. Ich glaube an die Wirklichkeit und Kraft deiner Liebe, die du mir schenkst. Ich vertraue darauf, dass ich jetzt durch das Gebet in diese Liebe eintauchen kann und all den Mut finde, den ich brauche, um dich aktiv zu suchen. Ich liebe dich, Herr. Möge dieses Gebet als aufrechter Akt meiner Liebe zu dir angenommen werden. Bitte: Herr, bereite mein Herz für die Liebe. 1. Berufen den Bräutigam zu treffen. Gott wurde Mensch, um jedem von uns auf eine menschliche Weise zu begegnen. Doch diese Begegnung ist nicht distanziert, kurz oder oberflächlich. Sie ist intim; Gott präsentiert sich selbst als der „Bräutigam“. Er ist der Grund für die Freude und Feierlichkeiten. Die zehn Jungfrauen repräsentieren die Braut, indem sie an ihrer Freude teilhaben. Ihre einzige Aufgabe ist es, den Bräutigam zu begrüßen und zum Hochzeitsfest zu begleiten. Niemand kann ihren Platz einnehmen. Wie ernst sie ihre Rolle nehmen, wird darüber entscheiden, wie gut sie sie erfüllen. Die Kirche ist die Braut Christi. Muss ich nicht wie die Brautjungfern ein tieferes Verständnis von Christus und seiner Liebe zur Kirche haben, wenn er meine Freude und mein Grund zu feiern sein soll? 2. Das Leben ist eine Vorbereitungszeit. Zeit ist eine von Gottes wertvollsten Gaben. Haben wir sie einmal verloren, bekommen wir sie nie mehr zurück. Wir erkennen, dass der wichtigste Moment des Lebens tatsächlich der Moment des Todes ist. Doch unsere letzte Stunde wird auf gewisse Weise das Ergebnis und die Zusammenfassung aller Stunden sein, die wir bis zu diesem Moment erlebt haben. Jeder Moment ist eine Vorbereitung darauf, dem Herrn zu begegnen, der uns liebt und sein Leben gegeben hat, um unsere Erlösung zu erwirken. Wir werden nicht improvisieren können, wenn der Moment der Wahrheit kommt. Jeder Akt des Glaubens, des Vertrauens und der Liebe – jede Bemühung Gottes Willen zu heiligen und zu tun – baut eine Beziehung zum Bräutigam auf. Mein Leben ist eine Suche danach, wie ich ihn kennenlernen und lieben kann, mit ihm zusammen sein kann. Wie bereit, offen und hingebungsvoll wird mein Herz sein? Werde ich ihn immer noch begrüßen wollen? 3. Kennt er mich. Welche Worte könnten verzweifelter sein als „Herr, öffne uns die Tür“? Und was könnte tragischer sein als „Ich kenne euch nicht“? Der Bräutigam kennt die Braut, diejenige, für die er sein Leben gegeben hat, sicherlich. Aber er kennt uns in der Liebe, und in dem, wozu seine Liebe uns beruft. Also kann er uns nicht kennen, wenn wir „aus der Liebe herausfallen“. Unsere Haltung, während wir auf den Bräutigam warten – die den Glauben, die Hoffnung und die Liebe zusammenfasst – ist Dankbarkeit. Der Herr, der uns zuerst geliebt hat, wird nach einem dankbaren Herzen suchen, das durch die Gnaden der Taufe, der Vergebung und der Nächstenliebe geformt wurde. Ein dankbares Herz vergisst ihn nicht. Es vergeht nicht ein Tag ohne eine liebevolle Erinnerung und Danksagung. Es ist kein Wunder, dass er uns die Eucharistie, das Sakrament der Danksagung, hinterlassen hat, durch das wir uns auf sein Kommen vorbereiten. Gespräch mit Christus: Lieber Herr, hilf mir dein Kommen zu erwarten, indem ich dir in jedem Menschen auf meinem Weg begegne. Hilf mir, mein Herz stets darauf vorzubereiten, dich zu lieben und an der Freude deines Reiches teilzuhaben. Offenbare mir die Tiefen und Werte deiner Liebe, damit ich mich darauf vorbereiten kann, dir eine direkte, aufrechte und würdige Antwort geben zu können. Vorsatz: Ich werde mir Zeit dafür nehmen, die Sorgen oder Probleme des Tages beiseite zu legen, um Christus in denen zu erkennen, die ich liebe.
Die Sünde ausmerzen 7. November 2011 Montag der zweiunddreißigsten Woche im Jahreskreis Hl. Willibrord OSB, Bischof P. Edward Hopkins LC Lk 17,1-6 Jesus sagte zu seinen Jüngern: Es ist unvermeidlich, dass Verführungen kommen. Aber wehe dem, der sie verschuldet. Es wäre besser für ihn, man würde ihn mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer werfen, als dass er einen von diesen Kleinen zum Bösen verführt. Seht euch vor! Wenn dein Bruder sündigt, weise ihn zurecht; und wenn er sich ändert, vergib ihm. Und wenn er sich siebenmal am Tag gegen dich versündigt und siebenmal wieder zu dir kommt und sagt: Ich will mich ändern!, so sollst du ihm vergeben. Die Apostel baten den Herrn: Stärke unseren Glauben! Der Herr erwiderte: Wenn euer Glaube auch nur so groß wäre wie ein Senfkorn, würdet ihr zu dem Maulbeerbaum hier sagen: Heb dich samt deinen Wurzeln aus dem Boden, und verpflanz dich ins Meer!, und er würde euch gehorchen. Einführendes Gebet: Ich glaube an dich, Herr Jesus. Du bist der einzige, der mein Herz erfüllen kann. Ich glaube daran, dass die Kraft des Glaubens mein Leben und das Leben anderer verändern kann. Ich vertraue darauf, dass du mir das Licht und die Kraft gibst, die Sünde aus meinem Leben zu verbannen. Ich komme zu dir im Gebet, damit ich dich noch mehr lieben kann und der Sünde energisch, und mit starkem Herzen entgegentrete. Bitte: Oh Herr gib, dass ich „lieber sterbe als auch nur eine Sünde zu begehen.“ 1. Andere zur Sünde verführen. Die Sünde hat viele negative Auswirkungen: Sie beleidigt Gott, beschädigt mein Gewissen und meine Seele, verhärtet mein Herz, erzeugt schlechte Gewohnheiten, führt zum Verlust von Gnade und Willenskraft, erzeugt Distanz und Schwierigkeiten beim Beten. Keine Auswirkung ist jedoch so schädlich wie die der Verführung anderer zur Sünde. Warum wiegt gerade diese so schwer? Als Christ soll ich das Leben Christi leben und anderen lehren. Verführung zum Bösen verfälscht und widerspricht meiner Berufung und meinem Auftrag im Leben. Uns sind ganz besonders die „Kleinen“ anvertraut: Kinder, Familienmitglieder, Glaubensneulinge, Suchende, und die besonders Schwachen... Hier vor allem dürfen Sünde und Verführung keinen Raum einnehmen, will ich sie wirklich zu Christus führen. Wie ernst und aufrichtig ist es mir mit meiner Hingabe? 2. Ermahnen und Vergeben Wir müssen die Sünde bekämpfen, wo immer wir ihr begegnen. Das fällt umso schwerer in einer Welt, wo Toleranz mehr gilt als Tugend! Sogar im Familienkreis sind wir versucht, die Dinge laufen zu lassen und Spannung und Ärger zu vermeiden. Wenn aber die Sünde unser größter Feind ist, müssen wir sie ausmerzen, und das bedeutet, stets mit dem Herzen Christi, dem Herzen der Liebe zu handeln: bereit dem Sünder zu vergeben, niemals sein Herz zu verurteilen, aber auch nie eine böse Tat zu verharmlosen. Wie gut lehre ich moralische Wahrheit? Unterscheide ich zwischen der Sünde und dem Sünder? Ist die Liebe Christi immer meine Motivation und erstrangige Botschaft? 3. Der Glaube entwurzelt die Sünde. All dies – Bekämpfung der Sünde bei sich und bei anderen – scheint die Apostel ein wenig zu überfordern. Sie bitten um eine Stärkung des Glaubens. Zu glauben heißt zu verstehen, was das Übel der Sünde nach Gottes Definition ist, und zu versuchen dementsprechend zu leben. Aber es ist nicht leicht, die Sünde zu überwinden, und bloßes Verstehen reicht nicht aus. Wir müssen die Sünde bei uns ausreißen und sie ständig im Leben anderer abwehren. Nur die Liebe Christi gibt uns dazu die nötige Kraft, und oft kann nur sie uns die nötige Ausdauer im Kampf mit immer denselben Sünden verleihen. Nur durch ihn kann unser Herz so erfüllt werden, dass es nicht zu den alten Gewohnheitssünden zurückkehrt. Gespräch mit Christus: Herr, gib mir den Mut, die Sünde in meinem Leben zu bekämpfen. Gib mir dein Herz o Herr, damit ich ohne Feigheit, unermüdlich und unverdrossen kämpfen und leiden kann; auch wenn andere das nicht verstehen und es mir nicht danken. Hilf mir, die Sünde aus meinem Leben zu verbannen und dir den ersten Platz einzuräumen. Vorsatz: Ich will mich bemühen, in meinem Familien- oder Erwerbsleben die Sünde durch Liebe zu überwinden. Ich will sie meiden und auch andere freundlich aber bestimmt dazu auffordern.
Das „Recht“ auf Dankbarkeit 8. November 2011 Dienstag der zweiunddreißigsten Woche im Jahreskreis P. Edward Hopkins LC Lk 17,7-10 Jesus sagte zu seinen Jüngern: Wenn einer von euch einen Sklaven hat, der pflügt oder das Vieh hütet, wird er etwa zu ihm, wenn er vom Feld kommt, sagen: Nimm gleich Platz zum Essen? Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Mach mir etwas zu essen, gürte dich, und bediene mich; wenn ich gegessen und getrunken habe, kannst auch du essen und trinken. Bedankt er sich etwa bei dem Sklaven, weil er getan hat, was ihm befohlen wurde? So soll es auch bei euch sein: Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan. Einführendes Gebet: Jesus, ich glaube an dich, meinen Herrn und Schöpfer. Du hast mir alles gegeben, obwohl du mir nichts schuldest. Du hast mir alles vergeben, als ich dir mehr schuldete als ich jemals bezahlen konnte. Herr, ich vertraue auf deine Vergebung und deine Liebe. Bitte: Jesus, hilf mir, dir dankbar zu sein. 1. Stolzes Verhalten. Wie oft haben uns Menschen durch Mangel an Dankbarkeit, Respekt oder Wertschätzung gekränkt? Unsere Reaktion auf diese Kränkung ist vielleicht gerechtfertigt, aber die Wurzel unserer Empfindlichkeit ist letztlich gekränkter Stolz. Aufgrund meiner hinfälligen Geschöpflichkeit neige ich oft dazu, mich für mehr zu halten als ich bin und von allen mehr Respekt zu erwarten– einschließlich von Gott. Doch vor Gott bin ich ein armes, kleines und abhängiges Geschöpf. Von ihm bekomme ich alles, was ich bin und brauche. Wie kann ich irgendetwas von ihm fordern? Und wie kann ich mich beklagen, wenn ich erkenne, dass ich ein undankbarer Sünder bin, der die Anrechte und die Liebe seines Schöpfers missachtet hat? 2. Die Grundlage der Beziehung. Unsere Kultur hat sich zu einer „Anspruchskultur“ entwickelt. Wir sehen uns selbst als Inhaber von Rechten –„berechtigten“ Erwartungen – denn wir gehen davon aus, dass uns vieles geschuldet ist. So sehen wir Kinder, die einfordern, was sie wollen, Eheleute, die erwarten, dass ihre Vorlieben zu respektieren sind, und wir erheben den Anspruch, dass uns die Regierung mit allem zu versorgen hat. Gott wird ebenso in das Verteilungsgetümmel einbezogen, als müsse er verwöhnte Kinder bedienen. Dabei haben wir vergessen, dass wir alles von Gott erhalten haben und wir ihm alles schulden. Das Bild vom Sklaven und vom Meister, das Jesus gebraucht, ist nicht nur eine Metapher. Obwohl uns sein freies und großzügiges Geschenk der Erlösung in den Stand der Kindschaft und der Freundschaft erhebt, schuldet er uns nichts. Unser Verhältnis zu Gott muss das Verhältnis eines dankbaren Geschöpfes zu seinem liebenden Schöpfer sein. Hier müssen wir beginnen. 3. Demütiges Verhalten. Weit entfernt von der Aufforderung an uns, wie „unnütze Sklaven“ zu handeln, will Jesus uns vom Stolz befreien, der uns zum Sklaven macht. Die Tugenden des Dienens, der Dankbarkeit, der Ehrerbietung und des Gehorsams stehen heute nicht hoch im Kurs, aber sie spiegeln immer das Herz eines Gotteskindes wider. Jesus machte sich all diese Tugenden und die Demut, die zur Entfaltung dieser Tugenden erforderlich ist, zu Eigen. Meine allererste Pflicht besteht darin, Gott zu dienen und zu gehorchen. Meine Pflicht zur Dankbarkeit hört niemals auf, weil er mir so viel schenkt – das Leben, den Glauben, die Familie, und vieles mehr – und er mich zu einer Liebe führen möchte, die bezeugt, dass die Selbsthingabe besser ist als die Einforderung seiner Rechte vor Gott und den Mitmenschen. Gespräch mit Christus: Liebster Herr Jesus, hilf mir in Demut zu erkennen, dass ich ein Geschöpf bin, das ganz von dir abhängig ist. Öffne mein Herz und meinen Verstand für die vielen endlosen Zeichen deiner großzügigen Liebe. Lehre mich eine Haltung der Dankbarkeit, die mehr an dich als an mich selber denkt. Vorsatz: Ich will um die Gnade bitten, bei meiner täglichen Arbeit Anlässe zur Dankbarkeit zu schaffen und Gott meine Dankbarkeit zu zeigen.
Der unzerstörbare Tempel 9. November 2011 Mittwoch der zweiunddreißigsten Woche im Jahreskreis Weihetag der Lateranbasilika, Hl. Theodor, Märtyrer, P. Steven Reilly LC Joh 2,13-22 Das Paschafest der Juden war nahe und Jesus zog nach Jerusalem hinauf. Im Tempel fand er die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben und die Geldwechsler, die dort saßen. Er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus, dazu die Schafe und Rinder; das Geld der Wechsler schüttete er aus und ihre Tische stieß er um. Zu den Taubenhändlern sagte er: Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle! Seine Jünger erinnerten sich an das Wort der Schrift: Der Eifer für dein Haus verzehrt mich. Da stellten ihn die Juden zur Rede: Welches Zeichen lässt du uns sehen als Beweis, dass du dies tun darfst? Jesus antwortete ihnen: Reißt diesen Tempel nieder, in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten. Da sagten die Juden: Sechsundvierzig Jahre wurde an diesem Tempel gebaut und du willst ihn in drei Tagen wieder aufrichten? Er aber meinte den Tempel seines Leibes. Als er von den Toten auferstanden war, erinnerten sich seine Jünger, dass er dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte. Einführendes Gebet: Herr, ich glaube, dass du jetzt hier bei mir bist, und ich hoffe auf deine grenzenlose Barmherzigkeit und Liebe. Ich danke dir, dass du über mir wachst und mir deine Freundschaft schenkst. Ich danke dir für das kostbare Geschenk unserer Mutter, der Kirche. Bitte: Herr, vermehre meinen Eifer! 1. Der unzerstörbare Tempel. Heute feiern wir den Weihetag der Lateranbasilika, welche die Mutter und das Haupt aller Kirchen genannt wird. Wenn wir nach Rom gehen und diese wunderbare Kirche besuchen, die nun schon 1700 Jahre alt ist, wird uns die Dauerhaftigkeit der katholischen Kirche richtig bewusst. Sie besteht schon so lange und wird weiter bestehen, genau genommen bis zum Tag des Gerichts. Egal was die Welt auch unternommen hat, sie konnte den Tempel der Kirche nicht zerstören. Es sollte uns mit tiefem Vertrauen erfüllen, dass der Herr bei uns ist bei unserem Gang durch die Geschichte. 2. Die Reinigung. Unzerstörbar zu sein bedeutet jedoch nicht, dass die katholische Kirche keiner Reinigung bedarf. Als unser Herr in den Tempel von Jerusalem kam, entdeckte er viele Dinge, welche den Geist des Gebets und der Hingabe, für welche dieses heilige Gebäude bestimmt war, behinderten. Seine heftige Reaktion soll die hohe Berufung zur Heiligkeit unterstreichen, zu der das erwählte Volk bestimmt war. Wir Katholiken haben diese Berufung geerbt; aber viel zu oft schleichen sich die Wege der Welt in unsere Seelen ein. Jeder von uns hat es notwendig, sich der Reinigung unseres Herrn zu unterwerfen. Das wird für unser Gewissen eine Herausforderung sein, manchmal kann es sogar sehr weh tun wie ein Peitschenhieb. Wenn wir aber in unserem Wollen ehrlich sind, können wir die Reinigung in Demut annehmen, weil wir wissen, dass unsere Seelen lebendige Tempel Gottes sein sollen. 3. Verzehrender Eifer. Als die Apostel das Verhalten unseres Herrn im Tempel beobachteten, beschrieben sie es mit dem Wort „Eifer“. Jesus ist voller Eifer, weil er den Ist-Zustand etablierter Mittelmäßigkeit nicht akzeptiert. An dem Tag, an dem er ankommt, kann man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen: Das Haus seines Vaters wird geachtet werden. Viel zu oft drücken uns Trägheit und Gleichgültigkeit nieder und lassen unseren Eifer erlöschen. Wir müssen jeden Tag beten, dass der Herr unsere Herzen erneut mit dem Feuer seiner Liebe entzünde. Der Eifer, mit dem wir unseren Glauben leben, ist Teil von Gottes Wirken, damit der Tempel der Kirche unzerstörbar bleibt. Wollen wir nicht mit unserer Liebe dazu beitragen, dass „die Pforten der Hölle nicht siegen werden?“ Gespräch mit Christus: Herr, ich liebe deine Kirche. Ich danke dir für das unbezahlbare Geschenk meines katholischen Glaubens. Schütze die Kirche vor allen ihren Feinden und hilf mir, ein wirksamer Apostel zu werden, der von echtem Eifer erfüllt ist. Vorsatz: Ich will in der Kirchengemeinde mitarbeiten oder bei einem anderen katholischen Apostolat aus Liebe zur Kirche mitwirken.
Das Reich Gottes in uns 10. November 2011 Donnerstag der zweiunddreißigsten Woche im Jahreskreis Hl. Leo der Große, Papst P. Edward Hopkins LC Lk 17,20-25 Als Jesus von den Pharisäern gefragt wurde, wann das Reich Gottes komme, antwortete er: Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es an äußeren Zeichen erkennen könnte. Man kann auch nicht sagen: Seht, hier ist es!, oder: Dort ist es! Denn: Das Reich Gottes ist schon mitten unter euch. Er sagte zu den Jüngern: Es wird eine Zeit kommen, in der ihr euch danach sehnt, auch nur einen von den Tagen des Menschensohnes zu erleben; aber ihr werdet ihn nicht erleben. Und wenn man zu euch sagt: Dort ist er! Hier ist er!, so geht nicht hin und lauft nicht hinterher! Denn wie der Blitz von einem Ende des Himmels bis zum andern leuchtet, so wird der Menschensohn an seinem Tag erscheinen. Vorher aber muss er vieles erleiden und von dieser Generation verworfen werden. Einführendes Gebet: Herr, ich glaube an deine Gegenwart in meinem Leben. Du hast mich berufen Anteil an deinem Glauben und deiner Liebe zu haben. Ich vertraue darauf, dass du mir helfen wirst, dir näher zu kommen. Ich liebe dich, Herr, hier und jetzt. Ich will diesen Tag im Gebet leben. Bitte: Herr, hilf mir dein Königreich besser zu verstehen. 1. Wann? Da die Pharisäer ein falsches Verständnis vom Reich Gottes hatten, konnten sie schwerlich die richtigen Fragen über das Reich Gottes stellen. Das Königreich, das sie erwarteten, war ein weltliches Königreich, das Fremdbestimmung verbannen und Israel seine Souveränität wiedergeben sollte. Aber Christi Königreich sorgt sich mehr um den Zustand der Seele und den Kampf zwischen Gut und Böse als um andere Nationen. Dieses Missverständnis der Pharisäer hielt sie davon ab, Christus und sein Königreich zu erkennen. Auch wir können die Fehler der Pharisäer begehen. Ein Mangel an Glauben kann uns davon abhalten, zu sehen, dass das Reich Gottes nur dann kommt, wenn wir Jesus als den König unserer Seele annehmen. Nur wenn wir ihm erlauben, über unser Leben zu bestimmen, kommt sein Reich. Das „Wann“ ist jetzt. Jetzt ist der Moment für mich, Christus zu begegnen und ihn zu meinem König zu machen. 2. Wo? Christi Schüler bemühten sich auch darum, das Wesen des Königreiches zu verstehen. Sie strebten danach, „die Tage des Menschensohnes“ zu erleben, eine mächtige Herrschaft, in der Christus der Höchste ist, dem die ganze Welt unterworfen ist. Aber Christus kommt zuerst, um im Herzen einer jeden einzelnen Person zu regieren. Glaube ich in meinem eigenen Herzen an Christus und nehme seinen Willen an? Liebe ich ihn und opfere ich mich selbst auf, um auf seinen Willen zu antworten? Baue ich das Reich Gottes durch mein Gebet und mein Leben in der Gnade auf? 3. Wie? Wenn das Reich Gottes hier und jetzt ist, wie gelangen wir dann hinein? Wir gelangen auf demselben Weg hinein wie unser König – durch die Tür des Leidens und der Beharrlichkeit. „Zuerst muss er vieles leiden und abgelehnt werden.“ Glaube ist kein einmaliges Annehmen. Der Glaube muss sich in den großen und kleinen Prüfungen, denen wir in unserem Leben begegnen, bewähren. Auf diese Weise können wir uns dem Glauben und dem Reich Gottes immer mehr nähern. Wir müssen uns daran erinnern, dass es am Ende das Reich Gottes – und der König selbst – ist, der zu uns wie ein aufleuchtender Blitz am Himmel kommt. Gespräch mit Christus: Lieber Jesus, hilf mir dein Königreich zu verstehen. Bau dein Königreich in mir auf, in meinen Gedanken und Sehnsüchten. Werde mein Leben und meine Liebe. Nimm alle Distanz zwischen uns weg. Bring mein Leben zum Leuchten und gib ihm Salz, um dein Reich bei denen zu verkünden, deren Wege ich kreuze. Vorsatz: Ich werde heute Abend eine gründlichere Gewissenserforschung machen, um zu erkennen, wie sehr das Reich Gottes schon in mir ist.
Meine Begegnung mit Christus leben 11. November 2011 Freitag der zweiunddreißigsten Woche im Jahreskreis Hl. Martin von Tours, Bischof P. Edward Hopkins LC Lk 17,26-37 Jesus sagte zu seinen Jüngern: Und wie es zur Zeit des Noah war, so wird es auch in den Tagen des Menschensohnes sein. Die Menschen aßen und tranken und heirateten bis zu dem Tag, an dem Noah in die Arche ging; dann kam die Flut und vernichtete alle. Und es wird ebenso sein, wie es zur Zeit des Lot war: Sie aßen und tranken, kauften und verkauften, pflanzten und bauten. Aber an dem Tag, als Lot Sodom verließ, regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und alle kamen um. Ebenso wird es an dem Tag sein, an dem sich der Menschensohn offenbart. Wer dann auf dem Dach ist und seine Sachen im Haus hat, soll nicht hinabsteigen, um sie zu holen, und wer auf dem Feld ist, soll nicht zurückkehren. Denkt an die Frau des Lot! Wer sein Leben zu bewahren sucht, wird es verlieren; wer es dagegen verliert, wird es gewinnen. Ich sage euch: Von zwei Männern, die in jener Nacht auf einem Bett liegen, wird der eine mitgenommen und der andere zurückgelassen. Von zwei Frauen, die mit derselben Mühle Getreide mahlen, wird die eine mitgenommen und die andere zurückgelassen. Da fragten sie ihn: Wo wird das geschehen, Herr? Er antwortete: Wo ein Aas ist, da sammeln sich auch die Geier. Einführendes Gebet: Ich glaube an dich, Herr, mein Begleiter und meine Stärke. Ich glaube, dass du jeden Tag kommst, um mir zu begegnen und mich darum bittest, mich mehr auf dich zu verlassen als auf die Geschöpfe. Ich hoffe auf dich, Herr, denn du erfüllst meine Sehnsucht nach Liebe. Ich liebe dich hier und jetzt mit meinem Gebet und mit meiner Sehnsucht, treu und großzügig in den kleinen Dingen zu sein, um die du mich bittest. Bitte: Herr, hilf mir, dich in meinem Leben an die erste Stelle zu setzen. 1. Sie aßen und tranken. Zu Noahs und Lots Zeiten wurde gesagt, dass Gottes Gericht über die Menschen kommen werde. Aber der wahre Moment des Gerichts für jeden von uns kommt unmittelbar nach unserem eigenen Tod. Dann wird uns das Reich Gottes vollkommen offenbart, und es wird entschieden, ob wir ein Teil davon sein werden oder nicht. Aber schon im Laufe meines Lebens wird über meine Möglichkeit, im Reich Gottes angenommen zu werden, entschieden. Gott kommt heute zu mir. Wie werde ich antworten? Meine Antwort jetzt und jeden Tag entscheidet über meinen ewigen Platz im Reich Gottes. 2. Kehre nicht um zu dem, was zurückgelassen wird. In den meisten Katastrophen haben die Menschen kaum eine Chance, ihre Besitztümer zu retten; wer es versucht, ist meist verloren. Dasselbe gilt für das Letzte Gericht – oder für unseren eigenen Tod; wenn Jesus kommt, werden wir dann bereit sein? Was ist mir am wichtigsten? Ich muss mich vor allem an Christus halten. Und das bedeutet, dass ich auf viele Weisen „mein Leben“ hier verliere. Lebe ich mit der Haltung, mein Leben jeden Tag ein bisschen mehr zu verlieren, mich von Dingen, Aktivitäten und Menschen freizumachen, um freier zu werden, Christus zu lieben und ihm in meinen Mitmenschen zu dienen? 3. Wo stehe ich? „Wo Herr?“ fragen die Jünger; wo wird der Tag des Menschensohnes stattfinden? Er wird dort stattfinden, sagt Jesus, wo immer ihr seid. Ob wir sterben und Christus in einem persönlichen Gericht begegnen oder ob wir die Wiederkunft Christi und das Endgericht erleben, die Tatsachen bleiben die gleichen. Wen wir kennen oder welche Kontakte wir haben wird wenig bewirken. Der einzig entscheidende Faktor wird sein, wo wir in unserer Beziehung zu Christus stehen. Wo stehe ich heute, Herr, in meiner Beziehung zu dir? Dies muss meine einzige Sorge sein! Gespräch mit Christus: Jesus, unser Herr, vergrößere mein Verlangen danach, mein Leben in enger Beziehung zu dir zu leben. Ordne alle meine Aktivitäten nach deinem Willen, und meine Beziehungen nach deinem Herzen. „Ich will, was immer du willst, weil du es willst, wie du es willst und solange du es willst“ (Gebet des Papstes Clemens XI). Vorsatz: Ich werde meiner Beziehung zu Christus den Vorrang geben. Ich werde heute vor jeder Mahlzeit beten.
Voller Glauben beten 12. November 2011 Samstag der zweiunddreißigsten Woche im Jahreskreis Hl. Josaphat Kunzewitsch OSBM, Erzbischof, Hl. Kunibert, Bischof P. Edward Hopkins LC Lk 18,1-8 Jesus sagte ihnen durch ein Gleichnis, dass sie allezeit beten und darin nicht nachlassen sollten: In einer Stadt lebte ein Richter, der Gott nicht fürchtete und auf keinen Menschen Rücksicht nahm. In der gleichen Stadt lebte auch eine Witwe, die immer wieder zu ihm kam und sagte: Verschaff mir Recht gegen meinen Feind! Lange wollte er nichts davon wissen. Dann aber sagte er sich: Ich fürchte zwar Gott nicht und nehme auch auf keinen Menschen Rücksicht; trotzdem will ich dieser Witwe zu ihrem Recht verhelfen, denn sie lässt mich nicht in Ruhe. Sonst kommt sie am Ende noch und schlägt mich ins Gesicht. Und der Herr fügte hinzu: Bedenkt, was der ungerechte Richter sagt. Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern zögern? Ich sage euch: Er wird ihnen unverzüglich ihr Recht verschaffen. Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde noch Glauben vorfinden? Einführendes Gebet: Herr, ich glaube an dich, ich gehöre dir, du hast mir den Beweis deiner Liebe geschenkt. Ich vertraue auf dich, denn du lässt mich niemals im Stich und weißt, was das Beste für mich ist. Ich liebe dich, Herr, und danke dir für alle deine Gaben. Ich möchte dich immer lieben und deinen Willen tun. Bitte: Herr, lehre mich beten. 1. Überdrüssig werden. Wir werden des Betens überdrüssig, wenn wir keinen Erfolg darin sehen. Das geschieht, weil wir eine falsche Vorstellung vom Gebet haben oder weil wir eine weltliche Sichtweise angenommen haben, die unsere Wertschätzung für den wahren Wert des Gebets untergräbt, oder schlicht deshalb, weil wir scheinbar einen Misserfolg unseres Gebetes erfahren (vgl. Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 2726-2728). Das Gebet ist ein Geschenk und kommt vom Heiligen Geist. Es ist weder eine Maschine noch eine magische Formel. Es verlangt unseren Einsatz, denn es ist ein Akt der Liebe, der Selbsthingabe. Das Gebet entfaltet seine Wirkung, wenn wir beharrlich beten und Gott das Handeln überlassen. Manchmal werden wir keine sichtbaren Wirkungen erkennen. Es ist schon die beste Frucht des Gebets, wenn wir fortfahren, Gott im Gebet zu suchen. Verlasse ich mich ganz auf Gott? 2. Der Richter. Wenn mit Gebet gemeint ist, sich selbst zu geben und mehr von Gott abzuhängen, dann taucht die Frage auf, wie ich Gott sehe. Ich vertraue mich nur jenen an, denen ich vertraue, und ich vertraue nur jenen, die mir ihre Liebe und ihre Fähigkeit, mich zu unterstützen, bewiesen haben. Glaube ich wirklich fest, dass Gott die Güte, die Liebe und der Allmächtige ist? Glaube ich, dass er sich um mich sorgt? Sicherlich ist Gott unser Richter, aber er noch so viel mehr. Er ist vor allem ein liebender Vater, und er ist der Retter, der uns mit Hingabe und bedingungsloser Liebe liebt. Als liebender Vater möchte er, dass wir ihm vollkommen vertrauen und uns ihm ganz überlassen. Er will, dass wir einen starken Glauben haben. 3. Die Erwählten. Wer sind wir für Gott? Wir sind mehr als nur einfache Geschöpfe, mehr als nutzlose Sklaven. Wir sind seine geliebten Kinder, für die er sein Leben hingegeben hat und denen er alles gibt. Wir sind die frustrierten Gelehrten und Liebende, deren Herz gebrochen ist, und Gott will uns seine unendliche Wahrheit und Liebe mitteilen. Wir sind die Erwählten, von ihm erwählt, ewiges Glück zu erfahren. Er befreit uns aus der Dunkelheit und der Sklaverei der Sünde, damit seine Herrlichkeit in uns erstrahlen kann. Wenn wir also dies alles und noch mehr für Gott sind, warum steigen in uns beim Gebet Zweifel auf? Setzen wir unser ganzes Vertrauen auf ihn. Gespräch mit Christus: Liebster Herr Jesus, vermehre meine Kenntnis von dir und deiner Liebe zu mir. Hilf mir, in meinem Alltag ganz auf dich zu vertrauen. Öffne mein Herz, damit ich im Gebet beharrlich sein kann. Schenke mir die Demut der Erkenntnis, dass ich das Gebet so sehr brauche, immer und auf so vielfältige Weise. Lehre mich, was das Gebet ist und wie ich es gut verrichten kann aus Liebe zu dir. Vorsatz: Im Laufe des Tages will ich immer wieder einfache und kurze Gebete sprechen, die meine Liebe, Dankbarkeit und mein Vertrauen auf Gott zum Ausdruck bringen.
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